Zechend sitzen dreißig Kriegshauptleute In der weißen Feste Sebeniko, Unter ihnen sitzt der Wuk Jerinitsch. Aber als sie jetzo voll des Weines, Da begann der Jüngling so zu reden: 5
"Hört einmal! ihr lieben wackren Bruder! Meine Brüder, dreißig Kriegshauptleute! Habt Ihr's wohl noch gut im Angedenken, Und erkannt und wohl gesehn mit Augen, Als die Türkenschaaren eingebrochen10 Von Udbinja, von der Türkengränze, Wer am meisten her der Türken führte, Wer am meisten Sclaven von der Küste, Fort am meisten Heldenhäupter schleppte? Sprecht, wer war der Türken Haupt und Führer?" --15
Ihm entgegneten die Kriegshauptleute: "Wuk Jerinitsch, junger Edelfalke! Wohl gesehen haben wir und wissen, Und uns ist es fest im Angedenken, Als die Türkenschaaren bei uns waren,20 Wer am vordersten war vor den Schaaren, Wer zu meist von ihnen uns beschwerte:
Der Zweikampf.
Zechend sitzen dreißig Kriegshauptleute In der weißen Feste Sebeniko, Unter ihnen sitzt der Wuk Jerinitsch. Aber als sie jetzo voll des Weines, Da begann der Jüngling so zu reden: 5
„Hört einmal! ihr lieben wackren Bruder! Meine Brüder, dreißig Kriegshauptleute! Habt Ihr's wohl noch gut im Angedenken, Und erkannt und wohl gesehn mit Augen, Als die Türkenschaaren eingebrochen10 Von Udbinja, von der Türkengränze, Wer am meisten her der Türken führte, Wer am meisten Sclaven von der Küste, Fort am meisten Heldenhäupter schleppte? Sprecht, wer war der Türken Haupt und Führer?“ —15
Ihm entgegneten die Kriegshauptleute: „Wuk Jerinitsch, junger Edelfalke! Wohl gesehen haben wir und wissen, Und uns ist es fest im Angedenken, Als die Türkenschaaren bei uns waren,20 Wer am vordersten war vor den Schaaren, Wer zu meist von ihnen uns beschwerte:
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0217"n="151"/><divn="2"><head><hirendition="#c"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Der Zweikampf</hi>.</hi></hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgtype="poem"><lg><l><hirendition="#in">Z</hi>echend sitzen dreißig Kriegshauptleute</l><lb/><l>In der weißen Feste Sebeniko,</l><lb/><l>Unter ihnen sitzt der Wuk Jerinitsch.</l><lb/><l>Aber als sie jetzo voll des Weines,</l><lb/><l>Da begann der Jüngling so zu reden: <noteplace="right">5</note></l></lg><lb/><lg><l>„Hört einmal! ihr lieben wackren Bruder!</l><lb/><l>Meine Brüder, dreißig Kriegshauptleute!</l><lb/><l>Habt Ihr's wohl noch gut im Angedenken,</l><lb/><l>Und erkannt und wohl gesehn mit Augen,</l><lb/><l>Als die Türkenschaaren eingebrochen<noteplace="right">10</note></l><lb/><l>Von Udbinja, von der Türkengränze,</l><lb/><l>Wer am meisten her der Türken führte,</l><lb/><l>Wer am meisten Sclaven von der Küste,</l><lb/><l>Fort am meisten Heldenhäupter schleppte?</l><lb/><l>Sprecht, wer war der Türken Haupt und Führer?“—<noteplace="right">15</note></l></lg><lb/><lg><l>Ihm entgegneten die Kriegshauptleute:</l><lb/><l>„Wuk Jerinitsch, junger Edelfalke!</l><lb/><l>Wohl gesehen haben wir und wissen,</l><lb/><l>Und uns ist es fest im Angedenken,</l><lb/><l>Als die Türkenschaaren bei uns waren,<noteplace="right">20</note></l><lb/><l>Wer am vordersten war vor den Schaaren,</l><lb/><l>Wer zu meist von ihnen uns beschwerte:</l></lg><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[151/0217]
Der Zweikampf.
Zechend sitzen dreißig Kriegshauptleute
In der weißen Feste Sebeniko,
Unter ihnen sitzt der Wuk Jerinitsch.
Aber als sie jetzo voll des Weines,
Da begann der Jüngling so zu reden:
„Hört einmal! ihr lieben wackren Bruder!
Meine Brüder, dreißig Kriegshauptleute!
Habt Ihr's wohl noch gut im Angedenken,
Und erkannt und wohl gesehn mit Augen,
Als die Türkenschaaren eingebrochen
Von Udbinja, von der Türkengränze,
Wer am meisten her der Türken führte,
Wer am meisten Sclaven von der Küste,
Fort am meisten Heldenhäupter schleppte?
Sprecht, wer war der Türken Haupt und Führer?“ —
Ihm entgegneten die Kriegshauptleute:
„Wuk Jerinitsch, junger Edelfalke!
Wohl gesehen haben wir und wissen,
Und uns ist es fest im Angedenken,
Als die Türkenschaaren bei uns waren,
Wer am vordersten war vor den Schaaren,
Wer zu meist von ihnen uns beschwerte:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-05-30T17:55:01Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): keine Angabe;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: keine Angabe;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/217>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.