"Wie ist dir zu Muth, mein treuer Falke? Sprich, wie ist dir ohne deinen Flügel?" --80
Zischend sprach der Falke, ihm entgegnend: "So ist mir zu Muth ohn' meinen Flügel, Als wie einem Bruder ohne Bruder!" -- Da durchführt den Dmeter der Gedanke, Daß die Frau den Bruder ihm vergifte, 85 Und sich auf den mächt'gen Rappen schwingend Jagt zurück er nach der Feste Belgrad, Daß den Bruder er noch lebend finde.
Als er kam nach der Tschekmeter Brücke, Spornt' er so hinüber seinen Rappen, 90 Daß er ungestümen Laufes durchbrach, Und zerschmettert ihm die Füße lagen. Wie Demeter sich in dieser Noth sah, Nahm er von dem Rosse schnell den Sattel, Hieng ihn übern Kolben auf den Rücken, 95 Fort nur eilend nach der Feste Belgrad. Angelangt rief er sogleich die Gattin: "Angelia, meine treue Gattin! Hast mir doch den Bruder nicht vergiftet?" Aber ihm entgegnet Angelia: 100 "Nicht vergiftet hab' ich Dir den Bruder; Ausgesöhnet hab' ich Dich mit Bogdan." --
„Wie ist dir zu Muth, mein treuer Falke? Sprich, wie ist dir ohne deinen Flügel?“ —80
Zischend sprach der Falke, ihm entgegnend: „So ist mir zu Muth ohn' meinen Flügel, Als wie einem Bruder ohne Bruder!“ — Da durchführt den Dmeter der Gedanke, Daß die Frau den Bruder ihm vergifte, 85 Und sich auf den mächt'gen Rappen schwingend Jagt zurück er nach der Feste Belgrad, Daß den Bruder er noch lebend finde.
Als er kam nach der Tschekmeter Brücke, Spornt' er so hinüber seinen Rappen, 90 Daß er ungestümen Laufes durchbrach, Und zerschmettert ihm die Füße lagen. Wie Demeter sich in dieser Noth sah, Nahm er von dem Rosse schnell den Sattel, Hieng ihn übern Kolben auf den Rücken, 95 Fort nur eilend nach der Feste Belgrad. Angelangt rief er sogleich die Gattin: „Angelia, meine treue Gattin! Hast mir doch den Bruder nicht vergiftet?“ Aber ihm entgegnet Angelia: 100 „Nicht vergiftet hab' ich Dir den Bruder; Ausgesöhnet hab' ich Dich mit Bogdan.“ —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0216"n="150"/><lg><l>„Wie ist dir zu Muth, mein treuer Falke?</l><lb/><l>Sprich, wie ist dir ohne deinen Flügel?“—<noteplace="right">80</note></l></lg><lb/><lg><l>Zischend sprach der Falke, ihm entgegnend:</l><lb/><l>„So ist mir zu Muth ohn' meinen Flügel,</l><lb/><l>Als wie einem Bruder ohne Bruder!“—</l><lb/><l>Da durchführt den Dmeter der Gedanke,</l><lb/><l>Daß die Frau den Bruder ihm vergifte, <noteplace="right">85</note></l><lb/><l>Und sich auf den mächt'gen Rappen schwingend</l><lb/><l>Jagt zurück er nach der Feste Belgrad,</l><lb/><l>Daß den Bruder er noch lebend finde.</l></lg><lb/><lg><l>Als er kam nach der Tschekmeter Brücke,</l><lb/><l>Spornt' er so hinüber seinen Rappen, <noteplace="right">90</note></l><lb/><l>Daß er ungestümen Laufes durchbrach,</l><lb/><l>Und zerschmettert ihm die Füße lagen.</l><lb/><l>Wie Demeter sich in dieser Noth sah,</l><lb/><l>Nahm er von dem Rosse schnell den Sattel,</l><lb/><l>Hieng ihn übern Kolben auf den Rücken, <noteplace="right">95</note></l><lb/><l>Fort nur eilend nach der Feste Belgrad.</l><lb/><l>Angelangt rief er sogleich die Gattin:</l><lb/><l>„Angelia, meine treue Gattin!</l><lb/><l>Hast mir doch den Bruder nicht vergiftet?“</l><lb/><l>Aber ihm entgegnet Angelia: <noteplace="right">100</note></l><lb/><l>„Nicht vergiftet hab' ich Dir den Bruder;</l><lb/><l>Ausgesöhnet hab' ich Dich mit Bogdan.“—</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></body></text></TEI>
[150/0216]
„Wie ist dir zu Muth, mein treuer Falke?
Sprich, wie ist dir ohne deinen Flügel?“ —
Zischend sprach der Falke, ihm entgegnend:
„So ist mir zu Muth ohn' meinen Flügel,
Als wie einem Bruder ohne Bruder!“ —
Da durchführt den Dmeter der Gedanke,
Daß die Frau den Bruder ihm vergifte,
Und sich auf den mächt'gen Rappen schwingend
Jagt zurück er nach der Feste Belgrad,
Daß den Bruder er noch lebend finde.
Als er kam nach der Tschekmeter Brücke,
Spornt' er so hinüber seinen Rappen,
Daß er ungestümen Laufes durchbrach,
Und zerschmettert ihm die Füße lagen.
Wie Demeter sich in dieser Noth sah,
Nahm er von dem Rosse schnell den Sattel,
Hieng ihn übern Kolben auf den Rücken,
Fort nur eilend nach der Feste Belgrad.
Angelangt rief er sogleich die Gattin:
„Angelia, meine treue Gattin!
Hast mir doch den Bruder nicht vergiftet?“
Aber ihm entgegnet Angelia:
„Nicht vergiftet hab' ich Dir den Bruder;
Ausgesöhnet hab' ich Dich mit Bogdan.“ —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-05-30T17:55:01Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): keine Angabe;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: keine Angabe;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/216>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.