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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Zwei find Mohren, aber Zwei Lateiner,
Blutig ihre Arme bis zur Schulter, 730
Blutig bis zum Griff die scharfen Säbel.
Voll Entsetzen sehen es die Serben,
Aber ihrer harrt noch größrer Schrecken!
Sagt, wo sind die besten zwei Gefährten?
Wo der falsche Bräutigam, Held Milosch? 735
Wo die Braut, das venetian'sche Mädchen,
Deretwillen sie hier hergezogen?
Murrend stehn sie, aber noch geduldig
Harren sie, was nun beginnen solle?
Horch! es klirret das Gestein der Gasse! 740
Horch! es klirrt und hallt und schallt von dorther!
Siehe, auf dem braunen Kampfesrosse
Kommt daher gesprengt Woiwode Milosch!
Jetzt zieht er das stählerne Gebiß an,
Rührt den Braunen leise mit dem Bügel,745
Daß in kleinen Sprüngen er dahin tanzt,
Froh und muthig den Gefährten nahend.
Grüßend beut er ihnen guten Morgen;
Eines Lauts erwiedern die Gefährten:
"Bräutigam Maxim! sey uns willkommen!"750
Und dem Milosch folgen auf dem Fuße
Zween Brüder, holen ein den Schwager,
Herrliche Geschenke überbringend.
Vor den Freunden sie ihm zu verehren.
Eine Gabe bringt der eine Bruder, 755

Zwei find Mohren, aber Zwei Lateiner,
Blutig ihre Arme bis zur Schulter, 730
Blutig bis zum Griff die scharfen Säbel.
Voll Entsetzen sehen es die Serben,
Aber ihrer harrt noch größrer Schrecken!
Sagt, wo sind die besten zwei Gefährten?
Wo der falsche Bräutigam, Held Milosch? 735
Wo die Braut, das venetian'sche Mädchen,
Deretwillen sie hier hergezogen?
Murrend stehn sie, aber noch geduldig
Harren sie, was nun beginnen solle?
Horch! es klirret das Gestein der Gasse! 740
Horch! es klirrt und hallt und schallt von dorther!
Siehe, auf dem braunen Kampfesrosse
Kommt daher gesprengt Woiwode Milosch!
Jetzt zieht er das stählerne Gebiß an,
Rührt den Braunen leise mit dem Bügel,745
Daß in kleinen Sprüngen er dahin tanzt,
Froh und muthig den Gefährten nahend.
Grüßend beut er ihnen guten Morgen;
Eines Lauts erwiedern die Gefährten:
„Bräutigam Maxim! sey uns willkommen!“750
Und dem Milosch folgen auf dem Fuße
Zween Brüder, holen ein den Schwager,
Herrliche Geschenke überbringend.
Vor den Freunden sie ihm zu verehren.
Eine Gabe bringt der eine Bruder, 755

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[98/0164] Zwei find Mohren, aber Zwei Lateiner, Blutig ihre Arme bis zur Schulter, Blutig bis zum Griff die scharfen Säbel. Voll Entsetzen sehen es die Serben, Aber ihrer harrt noch größrer Schrecken! Sagt, wo sind die besten zwei Gefährten? Wo der falsche Bräutigam, Held Milosch? Wo die Braut, das venetian'sche Mädchen, Deretwillen sie hier hergezogen? Murrend stehn sie, aber noch geduldig Harren sie, was nun beginnen solle? Horch! es klirret das Gestein der Gasse! Horch! es klirrt und hallt und schallt von dorther! Siehe, auf dem braunen Kampfesrosse Kommt daher gesprengt Woiwode Milosch! Jetzt zieht er das stählerne Gebiß an, Rührt den Braunen leise mit dem Bügel, Daß in kleinen Sprüngen er dahin tanzt, Froh und muthig den Gefährten nahend. Grüßend beut er ihnen guten Morgen; Eines Lauts erwiedern die Gefährten: „Bräutigam Maxim! sey uns willkommen!“ Und dem Milosch folgen auf dem Fuße Zween Brüder, holen ein den Schwager, Herrliche Geschenke überbringend. Vor den Freunden sie ihm zu verehren. Eine Gabe bringt der eine Bruder,

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/164>, abgerufen am 25.04.2024.