Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Mit zu bringen tausend Hochzeitleute, 150 Die Maxim an Schönheit überträfe. Und nun ist er häßlicher als Alle! Hader fürcht' ich nun von den Lateinem, Wenn sie solchen Bräutigam erblicken!" -- Aber hört! wie Iwans Ehehälfte 155 Zorn'gen Muthes also ihm entgegnet: "Siehst Du, Herr! das ist des Himmels Strafe, Daß der Uebermuth Dich über's Meer trieb, Ueber's Meer, fern, vierzig Tagereisen! Nichts als Herzleid hast Du von der Braut nun, 160 Siehst vielleicht Dein Haus zum letzten male! 7) Hätt'st Du nicht in Deinen Reich' und Landen, Deinem Antivari und Dulcigno, In Bjelopaulitsch und Montenegro, In dem fels'gen Kutsch und Bratonoshitsch, 165 In der schönen Stadt, in Podgoritza, Oder hier in Shabljack, Deiner Heimath, Hier in Shabljack, oder in der Gegend Auch ein wackres Mädchen finden können, Sie dem einz'gen Sohne zu vermählen, 170 Hier auch eine angeseh'ne Freundschaft? Doch der Uebermuth trieb über's Meer Dich!" -- Als dieß Zernojewitsch Iwan hörte, Braust' er auf, wie ein lebendig Feuer: "Fort! ich war nicht dort! hab' nicht gefreiet! 175 Wer mich mahnt, und kommt, mir Glück zu wünschen, Auf der Stelle stech' ich ihm sein Aug' aus!" -- Mit zu bringen tausend Hochzeitleute, 150 Die Maxim an Schönheit überträfe. Und nun ist er häßlicher als Alle! Hader fürcht' ich nun von den Lateinem, Wenn sie solchen Bräutigam erblicken!“ — Aber hört! wie Iwans Ehehälfte 155 Zorn'gen Muthes also ihm entgegnet: „Siehst Du, Herr! das ist des Himmels Strafe, Daß der Uebermuth Dich über's Meer trieb, Ueber's Meer, fern, vierzig Tagereisen! Nichts als Herzleid hast Du von der Braut nun, 160 Siehst vielleicht Dein Haus zum letzten male! 7) Hätt'st Du nicht in Deinen Reich' und Landen, Deinem Antivari und Dulcigno, In Bjelopaulitsch und Montenegro, In dem fels'gen Kutsch und Bratonoshitsch, 165 In der schönen Stadt, in Podgoritza, Oder hier in Shabljack, Deiner Heimath, Hier in Shabljack, oder in der Gegend Auch ein wackres Mädchen finden können, Sie dem einz'gen Sohne zu vermählen, 170 Hier auch eine angeseh'ne Freundschaft? Doch der Uebermuth trieb über's Meer Dich!“ — Als dieß Zernojewitsch Iwan hörte, Braust' er auf, wie ein lebendig Feuer: „Fort! ich war nicht dort! hab' nicht gefreiet! 175 Wer mich mahnt, und kommt, mir Glück zu wünschen, Auf der Stelle stech' ich ihm sein Aug' aus!“ — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0143" n="77"/> <lg> <l>Mit zu bringen tausend Hochzeitleute, <note place="right">150</note></l><lb/> <l>Die Maxim an <hi rendition="#g">Schönheit</hi> überträfe.</l><lb/> <l>Und nun ist er <hi rendition="#g">häßlicher</hi> als Alle!</l><lb/> <l>Hader fürcht' ich nun von den Lateinem,</l><lb/> <l>Wenn sie solchen Bräutigam erblicken!“ —</l> </lg><lb/> <lg> <l>Aber hört! wie Iwans Ehehälfte <note place="right">155</note></l><lb/> <l>Zorn'gen Muthes also ihm entgegnet:</l><lb/> <l>„Siehst Du, Herr! das ist des Himmels Strafe,</l><lb/> <l>Daß der Uebermuth Dich über's Meer trieb,</l><lb/> <l>Ueber's Meer, fern, vierzig Tagereisen!</l><lb/> <l>Nichts als Herzleid hast Du von der Braut nun, <note place="right">160</note></l><lb/> <l>Siehst vielleicht Dein Haus zum letzten male! <note xml:id="ed7" next="#edt7" place="end" n="7)"/></l><lb/> <l>Hätt'st Du nicht in Deinen Reich' und Landen,</l><lb/> <l>Deinem Antivari und Dulcigno,</l><lb/> <l>In Bjelopaulitsch und Montenegro,</l><lb/> <l>In dem fels'gen Kutsch und Bratonoshitsch, <note place="right">165</note></l><lb/> <l>In der schönen Stadt, in Podgoritza,</l><lb/> <l>Oder hier in Shabljack, Deiner Heimath,</l><lb/> <l>Hier in Shabljack, oder in der Gegend</l><lb/> <l>Auch ein wackres Mädchen finden können,</l><lb/> <l>Sie dem einz'gen Sohne zu vermählen, <note place="right">170</note></l><lb/> <l>Hier auch eine angeseh'ne Freundschaft?</l><lb/> <l>Doch der Uebermuth trieb über's Meer Dich!“ —</l> </lg><lb/> <lg> <l>Als dieß Zernojewitsch Iwan hörte,</l><lb/> <l>Braust' er auf, wie ein lebendig Feuer:</l><lb/> <l>„Fort! ich <hi rendition="#g">war</hi> nicht dort! hab' <hi rendition="#g">nicht</hi> gefreiet! <note place="right">175</note></l><lb/> <l>Wer mich mahnt, und kommt, mir Glück zu wünschen,</l><lb/> <l>Auf der Stelle stech' ich ihm sein Aug' aus!“ —</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [77/0143]
Mit zu bringen tausend Hochzeitleute,
Die Maxim an Schönheit überträfe.
Und nun ist er häßlicher als Alle!
Hader fürcht' ich nun von den Lateinem,
Wenn sie solchen Bräutigam erblicken!“ —
Aber hört! wie Iwans Ehehälfte
Zorn'gen Muthes also ihm entgegnet:
„Siehst Du, Herr! das ist des Himmels Strafe,
Daß der Uebermuth Dich über's Meer trieb,
Ueber's Meer, fern, vierzig Tagereisen!
Nichts als Herzleid hast Du von der Braut nun,
Siehst vielleicht Dein Haus zum letzten male!
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Hätt'st Du nicht in Deinen Reich' und Landen,
Deinem Antivari und Dulcigno,
In Bjelopaulitsch und Montenegro,
In dem fels'gen Kutsch und Bratonoshitsch,
In der schönen Stadt, in Podgoritza,
Oder hier in Shabljack, Deiner Heimath,
Hier in Shabljack, oder in der Gegend
Auch ein wackres Mädchen finden können,
Sie dem einz'gen Sohne zu vermählen,
Hier auch eine angeseh'ne Freundschaft?
Doch der Uebermuth trieb über's Meer Dich!“ —
Als dieß Zernojewitsch Iwan hörte,
Braust' er auf, wie ein lebendig Feuer:
„Fort! ich war nicht dort! hab' nicht gefreiet!
Wer mich mahnt, und kommt, mir Glück zu wünschen,
Auf der Stelle stech' ich ihm sein Aug' aus!“ —
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Zitationshilfe: | Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/143>, abgerufen am 17.02.2025. |