[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.Genüge gethan, und ihrem Prinzen den Gehor- sam geleistet haben; auf eine mehr als mensch- liche und vernünftige Art umgegangen. Wenig- stens hat er es zugelassen, daß Beamte und Pre- diger, von nichtswürdigen Leuten, sehr sind miß- gehandelt worden. Die in der grösten Verlegen- heit waren, da sie bald von diesem, bald von ei- nem andern, Befehle und Bedrohungen höreten. War es denn wohl strafbar ihrem angebornen Fürsten den Vorzug zu lassen? Treulieb. Das höre ich nicht gerne, ich hätte ihm mehr Vernunft und Ueberlegung zu- getrauet. Friedenlieb. Es mag freilich zu der Zeit im Lande sehr unordentlich zugegangen seyn, wie es denn noch nicht daran fehlet. Nunmehro aber sehe ich denn die Ursache ein, warum vorgedach- ter Herr, so plötzlich und unvermuthet, seines Amtes ist entsetzet worden. Es ist mir sonst bis- hero unbegreiflich gewesen. Doch eben dieses be- lehret mich von neuem, wie wenig Gefallen iene Regierung an solche Unbilligkeiten und Aus- schweiffungen habe. Husa. Ja, die Leute meinen, es sey eine be- sondere Tapferkeit, wenn sie durch Gewalt Grau- samkeiten verüben können. Es komt daher, weil sie nicht wissen worin die wahre Beschaffenheit derselben bestehe: sie haben kein feindliches Pul- ver ie gerochen, noch starken Gegenstand gefun- den. Zu dem komt, daß man glaubet, einem Soldaten stehe alles, was schändlich und un- mensch-
Genuͤge gethan, und ihrem Prinzen den Gehor- ſam geleiſtet haben; auf eine mehr als menſch- liche und vernuͤnftige Art umgegangen. Wenig- ſtens hat er es zugelaſſen, daß Beamte und Pre- diger, von nichtswuͤrdigen Leuten, ſehr ſind miß- gehandelt worden. Die in der groͤſten Verlegen- heit waren, da ſie bald von dieſem, bald von ei- nem andern, Befehle und Bedrohungen hoͤreten. War es denn wohl ſtrafbar ihrem angebornen Fuͤrſten den Vorzug zu laſſen? Treulieb. Das hoͤre ich nicht gerne, ich haͤtte ihm mehr Vernunft und Ueberlegung zu- getrauet. Friedenlieb. Es mag freilich zu der Zeit im Lande ſehr unordentlich zugegangen ſeyn, wie es denn noch nicht daran fehlet. Nunmehro aber ſehe ich denn die Urſache ein, warum vorgedach- ter Herr, ſo ploͤtzlich und unvermuthet, ſeines Amtes iſt entſetzet worden. Es iſt mir ſonſt bis- hero unbegreiflich geweſen. Doch eben dieſes be- lehret mich von neuem, wie wenig Gefallen iene Regierung an ſolche Unbilligkeiten und Aus- ſchweiffungen habe. Huſa. Ja, die Leute meinen, es ſey eine be- ſondere Tapferkeit, wenn ſie durch Gewalt Grau- ſamkeiten veruͤben koͤnnen. Es komt daher, weil ſie nicht wiſſen worin die wahre Beſchaffenheit derſelben beſtehe: ſie haben kein feindliches Pul- ver ie gerochen, noch ſtarken Gegenſtand gefun- den. Zu dem komt, daß man glaubet, einem Soldaten ſtehe alles, was ſchaͤndlich und un- menſch-
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Genuͤge gethan, und ihrem Prinzen den Gehor-
ſam geleiſtet haben; auf eine mehr als menſch-
liche und vernuͤnftige Art umgegangen. Wenig-
ſtens hat er es zugelaſſen, daß Beamte und Pre-
diger, von nichtswuͤrdigen Leuten, ſehr ſind miß-
gehandelt worden. Die in der groͤſten Verlegen-
heit waren, da ſie bald von dieſem, bald von ei-
nem andern, Befehle und Bedrohungen hoͤreten.
War es denn wohl ſtrafbar ihrem angebornen
Fuͤrſten den Vorzug zu laſſen?
Treulieb. Das hoͤre ich nicht gerne, ich
haͤtte ihm mehr Vernunft und Ueberlegung zu-
getrauet.
Friedenlieb. Es mag freilich zu der Zeit im
Lande ſehr unordentlich zugegangen ſeyn, wie es
denn noch nicht daran fehlet. Nunmehro aber
ſehe ich denn die Urſache ein, warum vorgedach-
ter Herr, ſo ploͤtzlich und unvermuthet, ſeines
Amtes iſt entſetzet worden. Es iſt mir ſonſt bis-
hero unbegreiflich geweſen. Doch eben dieſes be-
lehret mich von neuem, wie wenig Gefallen iene
Regierung an ſolche Unbilligkeiten und Aus-
ſchweiffungen habe.
Huſa. Ja, die Leute meinen, es ſey eine be-
ſondere Tapferkeit, wenn ſie durch Gewalt Grau-
ſamkeiten veruͤben koͤnnen. Es komt daher, weil
ſie nicht wiſſen worin die wahre Beſchaffenheit
derſelben beſtehe: ſie haben kein feindliches Pul-
ver ie gerochen, noch ſtarken Gegenſtand gefun-
den. Zu dem komt, daß man glaubet, einem
Soldaten ſtehe alles, was ſchaͤndlich und un-
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