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[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.

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bestehen, so können sie es niemals zugeben, daß
derienige, in welchem wir leben, gekränket wer-
de. So reden wenigstens vernünftige Rechts-
gelehrte um ihrer eigenen Person: doch finden
sich allerdings auch unter ihnen viele, die die Rich-
tigkeit der angeführten Dinge begreiffen, und
daraus urtheilen.
Duldeviel. Nach ihrem Begriff, Monsieur
Espritfort, sind demnach ia wohl alle Geistliche,
ganz überflüssige Leute: sie können ia wohl ohne
ihnen zu rechte finden?
Espritfort. Frau Amtmannin, das sage ich
eben nicht, nein, daß sie überflüssig sind - - - ich
meine nur, was der Herr Amtmann meinet.
Duldeviel. Mein Mann hat sich vortheilhaft
genug für diesen Stand erkläret: sie machen es
indeß wie solche Leute pflegen, die nicht stark ge-
nug sind ihre unüberlegten Meinungen zu verthei-
digen, noch mit sich selbst eins werden können.
Frau Pastorin, wird ihnen nicht bange um die
Erhaltung ihres Standes? wollen sie solchen
nicht vertheidigen helfen gegen so starke Geister?
Tugendhold. Mich dünket die Gefahr ist
noch so groß nicht, die man uns mit stumpfen
und veralteten Waffen drohet: ihnen indeß, Frau
Amtmannin, bin ich sehr verbunden, daß sie uns
haben das Wort reden, und einen abermaligen
Beweiß ihres edelen Gemüthes und guten Ein-
sicht geben wollen. So lange die Vorsehung
noch christliche und vernünftige Regenten und
Gerichte bestellet, ich werde nicht zu viel sagen,
so


beſtehen, ſo koͤnnen ſie es niemals zugeben, daß
derienige, in welchem wir leben, gekraͤnket wer-
de. So reden wenigſtens vernuͤnftige Rechts-
gelehrte um ihrer eigenen Perſon: doch finden
ſich allerdings auch unter ihnen viele, die die Rich-
tigkeit der angefuͤhrten Dinge begreiffen, und
daraus urtheilen.
Duldeviel. Nach ihrem Begriff, Monſieur
Eſpritfort, ſind demnach ia wohl alle Geiſtliche,
ganz uͤberfluͤſſige Leute: ſie koͤnnen ia wohl ohne
ihnen zu rechte finden?
Eſpritfort. Frau Amtmannin, das ſage ich
eben nicht, nein, daß ſie uͤberfluͤſſig ſind ‒ ‒ ‒ ich
meine nur, was der Herr Amtmann meinet.
Duldeviel. Mein Mann hat ſich vortheilhaft
genug fuͤr dieſen Stand erklaͤret: ſie machen es
indeß wie ſolche Leute pflegen, die nicht ſtark ge-
nug ſind ihre unuͤberlegten Meinungen zu verthei-
digen, noch mit ſich ſelbſt eins werden koͤnnen.
Frau Paſtorin, wird ihnen nicht bange um die
Erhaltung ihres Standes? wollen ſie ſolchen
nicht vertheidigen helfen gegen ſo ſtarke Geiſter?
Tugendhold. Mich duͤnket die Gefahr iſt
noch ſo groß nicht, die man uns mit ſtumpfen
und veralteten Waffen drohet: ihnen indeß, Frau
Amtmannin, bin ich ſehr verbunden, daß ſie uns
haben das Wort reden, und einen abermaligen
Beweiß ihres edelen Gemuͤthes und guten Ein-
ſicht geben wollen. So lange die Vorſehung
noch chriſtliche und vernuͤnftige Regenten und
Gerichte beſtellet, ich werde nicht zu viel ſagen,
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[52/0056] beſtehen, ſo koͤnnen ſie es niemals zugeben, daß derienige, in welchem wir leben, gekraͤnket wer- de. So reden wenigſtens vernuͤnftige Rechts- gelehrte um ihrer eigenen Perſon: doch finden ſich allerdings auch unter ihnen viele, die die Rich- tigkeit der angefuͤhrten Dinge begreiffen, und daraus urtheilen. Duldeviel. Nach ihrem Begriff, Monſieur Eſpritfort, ſind demnach ia wohl alle Geiſtliche, ganz uͤberfluͤſſige Leute: ſie koͤnnen ia wohl ohne ihnen zu rechte finden? Eſpritfort. Frau Amtmannin, das ſage ich eben nicht, nein, daß ſie uͤberfluͤſſig ſind ‒ ‒ ‒ ich meine nur, was der Herr Amtmann meinet. Duldeviel. Mein Mann hat ſich vortheilhaft genug fuͤr dieſen Stand erklaͤret: ſie machen es indeß wie ſolche Leute pflegen, die nicht ſtark ge- nug ſind ihre unuͤberlegten Meinungen zu verthei- digen, noch mit ſich ſelbſt eins werden koͤnnen. Frau Paſtorin, wird ihnen nicht bange um die Erhaltung ihres Standes? wollen ſie ſolchen nicht vertheidigen helfen gegen ſo ſtarke Geiſter? Tugendhold. Mich duͤnket die Gefahr iſt noch ſo groß nicht, die man uns mit ſtumpfen und veralteten Waffen drohet: ihnen indeß, Frau Amtmannin, bin ich ſehr verbunden, daß ſie uns haben das Wort reden, und einen abermaligen Beweiß ihres edelen Gemuͤthes und guten Ein- ſicht geben wollen. So lange die Vorſehung noch chriſtliche und vernuͤnftige Regenten und Gerichte beſtellet, ich werde nicht zu viel ſagen, ſo

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Zitationshilfe: [N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/56>, abgerufen am 02.05.2024.