Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite


zu suchen haben. Vor meine Person, kehrte ich mich
wenig an sein ungereimtes Brummen, und eine sonst
unerträgliche Begegnung: und so konten wir denn
endlich mit einander fertig werden.
Treulieb. Man muß es einem alten und mit vie-
len Geschäften überhäuften Manne in etwas zu gute
halten, wenn er nicht allemal die Regeln der Liebe
und der Höflichkeit beobachtet.
Rechtswalt. Jch höre aber noch nicht das ie-
mand von ihm mit Sanftmuth und Menschlichkeit
ist aufgenommen worden. Behüte GOtt, was mö-
gen denn auch wohl solche dunkele und störrische
Köpfe gedenken? So wie ihnen ein ieder verdrießlich
fällt, so machen sie sich bei allen Menschen verhasset.
Soll man solche Leute in ihrem steifen und nichtigen
Hochmuth stärken? ich halte, daß dies eben so wenig
erlaubet ist. Gewiß, hätte ich mir solche Dinge kön-
nen nur irgend vorstellen, wir würden uns noch bes-
ser gezanket haben. Jch werde es ihm nicht schenken,
da ich die Feder gegen ihm in einer bekanten und
wichtigen Streitsache führe, er mag seyn, wer
er ist.
Friedenlieb. Ei, Herr Rechtswalt, wer wolte
so hitzig seyn, es ist freilich an dem, daß es höchst un-
gereimt und abgeschmackt ist, für einen Mann, der
die Welt kennen muß, seine Verdrießlichkeiten an-
dern empfinden zu lassen. Sie pflegten sich denn aber
auch noch bald wieder eines bessern zu besinnen, und
man kann sodann am besten mit ihnen auskommen,
wenn man ihnen Zeit gelassen hat, ihr Betragen selbst
als
G


zu ſuchen haben. Vor meine Perſon, kehrte ich mich
wenig an ſein ungereimtes Brummen, und eine ſonſt
unertraͤgliche Begegnung: und ſo konten wir denn
endlich mit einander fertig werden.
Treulieb. Man muß es einem alten und mit vie-
len Geſchaͤften uͤberhaͤuften Manne in etwas zu gute
halten, wenn er nicht allemal die Regeln der Liebe
und der Hoͤflichkeit beobachtet.
Rechtswalt. Jch hoͤre aber noch nicht das ie-
mand von ihm mit Sanftmuth und Menſchlichkeit
iſt aufgenommen worden. Behuͤte GOtt, was moͤ-
gen denn auch wohl ſolche dunkele und ſtoͤrriſche
Koͤpfe gedenken? So wie ihnen ein ieder verdrießlich
faͤllt, ſo machen ſie ſich bei allen Menſchen verhaſſet.
Soll man ſolche Leute in ihrem ſteifen und nichtigen
Hochmuth ſtaͤrken? ich halte, daß dies eben ſo wenig
erlaubet iſt. Gewiß, haͤtte ich mir ſolche Dinge koͤn-
nen nur irgend vorſtellen, wir wuͤrden uns noch beſ-
ſer gezanket haben. Jch werde es ihm nicht ſchenken,
da ich die Feder gegen ihm in einer bekanten und
wichtigen Streitſache fuͤhre, er mag ſeyn, wer
er iſt.
Friedenlieb. Ei, Herr Rechtswalt, wer wolte
ſo hitzig ſeyn, es iſt freilich an dem, daß es hoͤchſt un-
gereimt und abgeſchmackt iſt, fuͤr einen Mann, der
die Welt kennen muß, ſeine Verdrießlichkeiten an-
dern empfinden zu laſſen. Sie pflegten ſich denn aber
auch noch bald wieder eines beſſern zu beſinnen, und
man kann ſodann am beſten mit ihnen auskommen,
wenn man ihnen Zeit gelaſſen hat, ihr Betragen ſelbſt
als
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#REC">
            <p><pb facs="#f0101" n="97"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
zu &#x017F;uchen haben. Vor meine Per&#x017F;on, kehrte ich mich<lb/>
wenig an &#x017F;ein ungereimtes Brummen, und eine &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
unertra&#x0364;gliche Begegnung: und &#x017F;o konten wir denn<lb/>
endlich mit einander fertig werden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TRE">
            <speaker>Treulieb.</speaker>
            <p>Man muß es einem alten und mit vie-<lb/>
len Ge&#x017F;cha&#x0364;ften u&#x0364;berha&#x0364;uften Manne in etwas zu gute<lb/>
halten, wenn er nicht allemal die Regeln der Liebe<lb/>
und der Ho&#x0364;flichkeit beobachtet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#REC">
            <speaker>Rechtswalt.</speaker>
            <p>Jch ho&#x0364;re aber noch nicht das ie-<lb/>
mand von ihm mit Sanftmuth und Men&#x017F;chlichkeit<lb/>
i&#x017F;t aufgenommen worden. Behu&#x0364;te GOtt, was mo&#x0364;-<lb/>
gen denn auch wohl &#x017F;olche dunkele und &#x017F;to&#x0364;rri&#x017F;che<lb/>
Ko&#x0364;pfe gedenken? So wie ihnen ein ieder verdrießlich<lb/>
fa&#x0364;llt, &#x017F;o machen &#x017F;ie &#x017F;ich bei allen Men&#x017F;chen verha&#x017F;&#x017F;et.<lb/>
Soll man &#x017F;olche Leute in ihrem &#x017F;teifen und nichtigen<lb/>
Hochmuth &#x017F;ta&#x0364;rken? ich halte, daß dies eben &#x017F;o wenig<lb/>
erlaubet i&#x017F;t. Gewiß, ha&#x0364;tte ich mir &#x017F;olche Dinge ko&#x0364;n-<lb/>
nen nur irgend vor&#x017F;tellen, wir wu&#x0364;rden uns noch be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er gezanket haben. Jch werde es ihm nicht &#x017F;chenken,<lb/>
da ich die Feder gegen ihm in einer bekanten und<lb/>
wichtigen Streit&#x017F;ache fu&#x0364;hre, er mag &#x017F;eyn, wer<lb/>
er i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRI">
            <speaker>Friedenlieb.</speaker>
            <p>Ei, Herr Rechtswalt, wer wolte<lb/>
&#x017F;o hitzig &#x017F;eyn, es i&#x017F;t freilich an dem, daß es ho&#x0364;ch&#x017F;t un-<lb/>
gereimt und abge&#x017F;chmackt i&#x017F;t, fu&#x0364;r einen Mann, der<lb/>
die Welt kennen muß, &#x017F;eine Verdrießlichkeiten an-<lb/>
dern empfinden zu la&#x017F;&#x017F;en. Sie pflegten &#x017F;ich denn aber<lb/>
auch noch bald wieder eines be&#x017F;&#x017F;ern zu be&#x017F;innen, und<lb/>
man kann &#x017F;odann am be&#x017F;ten mit ihnen auskommen,<lb/>
wenn man ihnen Zeit gela&#x017F;&#x017F;en hat, ihr Betragen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0101] zu ſuchen haben. Vor meine Perſon, kehrte ich mich wenig an ſein ungereimtes Brummen, und eine ſonſt unertraͤgliche Begegnung: und ſo konten wir denn endlich mit einander fertig werden. Treulieb. Man muß es einem alten und mit vie- len Geſchaͤften uͤberhaͤuften Manne in etwas zu gute halten, wenn er nicht allemal die Regeln der Liebe und der Hoͤflichkeit beobachtet. Rechtswalt. Jch hoͤre aber noch nicht das ie- mand von ihm mit Sanftmuth und Menſchlichkeit iſt aufgenommen worden. Behuͤte GOtt, was moͤ- gen denn auch wohl ſolche dunkele und ſtoͤrriſche Koͤpfe gedenken? So wie ihnen ein ieder verdrießlich faͤllt, ſo machen ſie ſich bei allen Menſchen verhaſſet. Soll man ſolche Leute in ihrem ſteifen und nichtigen Hochmuth ſtaͤrken? ich halte, daß dies eben ſo wenig erlaubet iſt. Gewiß, haͤtte ich mir ſolche Dinge koͤn- nen nur irgend vorſtellen, wir wuͤrden uns noch beſ- ſer gezanket haben. Jch werde es ihm nicht ſchenken, da ich die Feder gegen ihm in einer bekanten und wichtigen Streitſache fuͤhre, er mag ſeyn, wer er iſt. Friedenlieb. Ei, Herr Rechtswalt, wer wolte ſo hitzig ſeyn, es iſt freilich an dem, daß es hoͤchſt un- gereimt und abgeſchmackt iſt, fuͤr einen Mann, der die Welt kennen muß, ſeine Verdrießlichkeiten an- dern empfinden zu laſſen. Sie pflegten ſich denn aber auch noch bald wieder eines beſſern zu beſinnen, und man kann ſodann am beſten mit ihnen auskommen, wenn man ihnen Zeit gelaſſen hat, ihr Betragen ſelbſt als G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/101
Zitationshilfe: [N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/101>, abgerufen am 27.11.2024.