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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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Seitenlöcklein, wohlgebacken
Und gekleistert, und im Nacken
Steif und starr den alten Zopf.

Gläser klirrten, Lieder schallten,
Die Champagner-Pfropfen knallten --
Dreimal hoch das Hauptquartier!
Tafelmusik rauschte munter,
Meister Dußeck mitten drunter
Dirigirte am Clavier.
Jst der Prinz emporgesprungen,
Hat er hoch sein Schwert geschwungen,
Zugelacht dem Freunde dann:
"Hackbrettschläger, jetzt an's Hacken!
Hack' den Zopf mir aus dem Nacken!
Heute soll'n die Zöpfe dran!"
Meister Dußek nahm den Degen,
Thät den Zopf auf's Tischtuch legen,
Auf den Knieen lag der Prinz:
Dußek hieb mit scharfem Streiche,
Auf der Tafel lag die Leiche --
Acht und dreißig Jahre sind's!
Tusch! das fuhr durch alle Köpfe!
Laut scholl's: "Pereant die Zöpfe!"
Das war eine Wirthschaft heut!
Oberst, Capitän und Junker
Hieb sich ab den garst'gen Klunker --
Jeder Zopf ließ Haare heut!
Dieses in dem Preußenheere
War'n die ersten Zöpf', auf Ehre!
Die da abgeschnitten sein!

Seitenlöcklein, wohlgebacken
Und gekleiſtert, und im Nacken
Steif und ſtarr den alten Zopf.

Gläſer klirrten, Lieder ſchallten,
Die Champagner-Pfropfen knallten —
Dreimal hoch das Hauptquartier!
Tafelmuſik rauſchte munter,
Meiſter Dußeck mitten drunter
Dirigirte am Clavier.
Jſt der Prinz emporgeſprungen,
Hat er hoch ſein Schwert geſchwungen,
Zugelacht dem Freunde dann:
„Hackbrettſchläger, jetzt an’s Hacken!
Hack’ den Zopf mir aus dem Nacken!
Heute ſoll’n die Zöpfe dran!“
Meiſter Dußek nahm den Degen,
Thät den Zopf auf’s Tiſchtuch legen,
Auf den Knieen lag der Prinz:
Dußek hieb mit ſcharfem Streiche,
Auf der Tafel lag die Leiche —
Acht und dreißig Jahre ſind’s!
Tuſch! das fuhr durch alle Köpfe!
Laut ſcholl’s: „Pereant die Zöpfe!“
Das war eine Wirthſchaft heut!
Oberſt, Capitän und Junker
Hieb ſich ab den garſt’gen Klunker —
Jeder Zopf ließ Haare heut!
Dieſes in dem Preußenheere
War’n die erſten Zöpf’, auf Ehre!
Die da abgeſchnitten ſein!
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[81/0085] Seitenlöcklein, wohlgebacken Und gekleiſtert, und im Nacken Steif und ſtarr den alten Zopf. Gläſer klirrten, Lieder ſchallten, Die Champagner-Pfropfen knallten — Dreimal hoch das Hauptquartier! Tafelmuſik rauſchte munter, Meiſter Dußeck mitten drunter Dirigirte am Clavier. Jſt der Prinz emporgeſprungen, Hat er hoch ſein Schwert geſchwungen, Zugelacht dem Freunde dann: „Hackbrettſchläger, jetzt an’s Hacken! Hack’ den Zopf mir aus dem Nacken! Heute ſoll’n die Zöpfe dran!“ Meiſter Dußek nahm den Degen, Thät den Zopf auf’s Tiſchtuch legen, Auf den Knieen lag der Prinz: Dußek hieb mit ſcharfem Streiche, Auf der Tafel lag die Leiche — Acht und dreißig Jahre ſind’s! Tuſch! das fuhr durch alle Köpfe! Laut ſcholl’s: „Pereant die Zöpfe!“ Das war eine Wirthſchaft heut! Oberſt, Capitän und Junker Hieb ſich ab den garſt’gen Klunker — Jeder Zopf ließ Haare heut! Dieſes in dem Preußenheere War’n die erſten Zöpf’, auf Ehre! Die da abgeſchnitten ſein!

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/85>, abgerufen am 21.11.2024.