Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

Zopflos in den lieben Himmel
Rückt aus Saalfeld's Schlachtgetümmel
Ludwig Ferdinandus ein!

Noch im Dreispitz mit der Krempe,
Jn der Hand die blut'ge Plempe,
Kam er -- doch der Zopf war ab!
Drob der alte Fritz erstaunte,
Und ihm eine gutgelaunte
Oheimliche Nase gab! --
Der Armeezopf liegt erstochen,
Jena's Zopf auch ist gerochen,
Doch manch andrer macht sich breit!
Wann zerfetzt uns die ein Retter?
Ludwig, schick ein Donnerwetter
Jn die Zöpfe dieser Zeit!


D.
Was wir vom Staat erwarten.

Wenn es wahr ist, daß leibliches und geistiges
Leben in ewigem Fluß sein muß, wenn es nicht unter-
gehen soll; wenn es wahr ist, daß das jetzige Geschlecht
auf einer so tiefen Stufe menschheitlicher Entwicke-
lung steht durch Vernachlässigung der körperlichen Bildung,
daß die Reihe der unheilbaren Krankheiten durch diese
Verkümmerung des einen wesentlichen Theiles des
Menschen bedeutend vermehrt und allgemeiner geworden,
und zwar in dem Maß allgemein geworden, daß die
Kenntniß derselben, sonst nur wenigen Aerzten bekannt

Zopflos in den lieben Himmel
Rückt aus Saalfeld’s Schlachtgetümmel
Ludwig Ferdinandus ein!

Noch im Dreiſpitz mit der Krempe,
Jn der Hand die blut’ge Plempe,
Kam er — doch der Zopf war ab!
Drob der alte Fritz erſtaunte,
Und ihm eine gutgelaunte
Oheimliche Naſe gab! —
Der Armeezopf liegt erſtochen,
Jena’s Zopf auch iſt gerochen,
Doch manch andrer macht ſich breit!
Wann zerfetzt uns die ein Retter?
Ludwig, ſchick ein Donnerwetter
Jn die Zöpfe dieſer Zeit!


D.
Was wir vom Staat erwarten.

Wenn es wahr iſt, daß leibliches und geiſtiges
Leben in ewigem Fluß ſein muß, wenn es nicht unter-
gehen ſoll; wenn es wahr iſt, daß das jetzige Geſchlecht
auf einer ſo tiefen Stufe menſchheitlicher Entwicke-
lung ſteht durch Vernachläſſigung der körperlichen Bildung,
daß die Reihe der unheilbaren Krankheiten durch dieſe
Verkümmerung des einen weſentlichen Theiles des
Menſchen bedeutend vermehrt und allgemeiner geworden,
und zwar in dem Maß allgemein geworden, daß die
Kenntniß derſelben, ſonſt nur wenigen Aerzten bekannt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="8">
              <pb facs="#f0086" n="82"/>
              <l>Zopflos in den lieben Himmel</l><lb/>
              <l>Rückt aus Saalfeld&#x2019;s Schlachtgetümmel</l><lb/>
              <l>Ludwig Ferdinandus ein!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Noch im Drei&#x017F;pitz mit der Krempe,</l><lb/>
              <l>Jn der Hand die blut&#x2019;ge Plempe,</l><lb/>
              <l>Kam er &#x2014; doch der Zopf war ab!</l><lb/>
              <l>Drob der alte Fritz er&#x017F;taunte,</l><lb/>
              <l>Und ihm eine gutgelaunte</l><lb/>
              <l>Oheimliche Na&#x017F;e gab! &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Der Armeezopf liegt er&#x017F;tochen,</l><lb/>
              <l>Jena&#x2019;s Zopf auch i&#x017F;t gerochen,</l><lb/>
              <l>Doch manch andrer macht &#x017F;ich breit!</l><lb/>
              <l>Wann zerfetzt uns <hi rendition="#g">die</hi> ein Retter?</l><lb/>
              <l>Ludwig, &#x017F;chick ein Donnerwetter</l><lb/>
              <l>Jn die Zöpfe die&#x017F;er Zeit!</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">D.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g">Was wir vom Staat erwarten.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>enn es wahr i&#x017F;t, daß leibliches und gei&#x017F;tiges<lb/>
Leben in ewigem Fluß &#x017F;ein muß, wenn es nicht unter-<lb/>
gehen &#x017F;oll; wenn es wahr i&#x017F;t, daß das jetzige Ge&#x017F;chlecht<lb/>
auf einer &#x017F;o tiefen Stufe <hi rendition="#g">men&#x017F;chheitlicher</hi> Entwicke-<lb/>
lung &#x017F;teht durch Vernachlä&#x017F;&#x017F;igung der körperlichen Bildung,<lb/>
daß die Reihe der unheilbaren Krankheiten durch die&#x017F;e<lb/>
Verkümmerung des einen <hi rendition="#g">we&#x017F;entlichen</hi> Theiles des<lb/>
Men&#x017F;chen bedeutend vermehrt und allgemeiner geworden,<lb/>
und zwar in dem Maß allgemein geworden, daß die<lb/>
Kenntniß der&#x017F;elben, &#x017F;on&#x017F;t nur wenigen Aerzten bekannt<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0086] Zopflos in den lieben Himmel Rückt aus Saalfeld’s Schlachtgetümmel Ludwig Ferdinandus ein! Noch im Dreiſpitz mit der Krempe, Jn der Hand die blut’ge Plempe, Kam er — doch der Zopf war ab! Drob der alte Fritz erſtaunte, Und ihm eine gutgelaunte Oheimliche Naſe gab! — Der Armeezopf liegt erſtochen, Jena’s Zopf auch iſt gerochen, Doch manch andrer macht ſich breit! Wann zerfetzt uns die ein Retter? Ludwig, ſchick ein Donnerwetter Jn die Zöpfe dieſer Zeit! D. Was wir vom Staat erwarten. Wenn es wahr iſt, daß leibliches und geiſtiges Leben in ewigem Fluß ſein muß, wenn es nicht unter- gehen ſoll; wenn es wahr iſt, daß das jetzige Geſchlecht auf einer ſo tiefen Stufe menſchheitlicher Entwicke- lung ſteht durch Vernachläſſigung der körperlichen Bildung, daß die Reihe der unheilbaren Krankheiten durch dieſe Verkümmerung des einen weſentlichen Theiles des Menſchen bedeutend vermehrt und allgemeiner geworden, und zwar in dem Maß allgemein geworden, daß die Kenntniß derſelben, ſonſt nur wenigen Aerzten bekannt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/86
Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/86>, abgerufen am 03.05.2024.