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Sonntags-Blatt. Nr. 27. Berlin, 5. Juli 1868.

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Die Niederlande produziren 180,000 Ctr. Hadern und führen davon circa
30,000 Ctr. aus.

Belgien produzirt 400,000 Ctr. Hadern, die Ein= und Ausfuhr
hebt sich.

Norddeutschland produzirt 1,620,000 Ctr. Hadern, beschäftigt 16,000
Sammler, verbraucht 2,100,000 Ctr. nebst 355,000 Ctr. Surrogate.

Süddeutschland produzirt 500,000 Ctr., Hadern, beschäftigt 5000 Samm-
ler; Einfuhr 80--100,000 Ctr.

Oesterreich produzirt nur 1,000,000 Ctr. Hadern, davon noch 60,000
Ctr. Ausfuhr.

Die Schweiz produzirt 125,000 Ctr. Hadern, Ein= und Ausfuhr hebt
sich so ziemlich.

England produzirt bei 30 Millionen Einwohnern das bedeutende
Quantum von 2,000,000 Ctr. Hadern, wozu noch 300,000 Ctr. Einfuhr
kommt, und verbraucht außerdem noch 1,170,000 Ctr. Surrogate.

Spanien produzirt 500,000 Ctr. Hadern, 215,000 Ctr. gehen davon
durch Schmuggel auswärts. Bei dem Hadersammeln sind 7000 Perso-
nen, und zwar meistentheils Frauen beschäftigt.

Portugal produzirt 105,000 Ctr. Hadern. Ausfuhr 41,000 Ctr. 1750
Sammler.

Griechenland produzirt 25,000 Ctr. Hadern, welche sämmtlich nach
England und Frankreich gehen. 400 Sammler.

Dänemark produzirt 64,000 Ctr. Ausfuhr 4000 Ctr. 600 Sammler.

Schweden und Norwegen produziren 135,000 Ctr. Hadern, der Norden
geht der Sammlung fast ganz verloren, die Bevölkerung ist dort zu dünn.
1100 Sammler. 10,000 Ctr. Ausfuhr.

Rußland produzirt nur 754,000 Ctr. Hadern. 54,000 Ctr. Ausfuhr.
7000 Sammler.

Jtalien produzirt 600,000 Ctr. Hadern. 80,000 Ctr. Ausfuhr. 6000
Sammler.

Die Türkei produzirt annähernd 36,000 Ctr. Hadern. Ausfuhr gegen
30,000 Ctr. nach England und Frankreich.

Aegypten exportirt nicht unbedeutend nach England.

Amerika liefert verhältnißmäßig wenig Hadern; erstlich ist die Be-
völkerung noch theilweise sehr licht, andernfalls sind die Löhne für Arbeiter
sehr hoch, so daß das Sammeln nicht lohnend genug ist. Verbrauch
4 1 / 4 Million Ctr., welche durch Einfuhr und Surrogate gedeckt werden.

Brasilien ist so wenig verdienstbedürftig, daß von seinen7 3 / 4 Millionen
Einwohnern fast gar keine Hadern gesammelt werden; der Bedarf wird
von Hamburg gedeckt.

Jn Summa werden in Europa jährlich circa 8 Millionen Ctr. Ha-
dern, im Werth von 25 Mill. Thalern, gesammelt; dieses scheinbar werth-
lose Material gewinnt so schon in erster Linie durch das Sammeln eine große
Bedeutung. Außer den Sammlern bestehen noch eine Menge Händler, so
wie große Handlungshäuser, und sind letztere vorzüglich in Breslau,
Berlin, Stettin, Danzig, Königsberg, Hamburg, Bremen, Lübeck und Triest
anzutreffen.

Wenn man die Ein= und Ausfuhrlisten vergleicht, so muß man sich
wundern, wie der Verkehr sich kreuzt, und mag wohl ein großer Theil zum
Schmuggel dienen, besonders solche Sorten, die als Düngerhadern nicht in
Papierfabriken gelangen. Da die drei hierbei am meisten interessirten
Länder, England, Deutschland und Frankreich, an einem Ausgangszoll
nur ein negatives Jnteresse haben können, derselbe aber den Verkehr
erschwert und vertheuert, so ist eine gänzliche Freigebung des Verkehrs zu
erwarten.

Schließlich möchte ich die geehrten Leserinnen noch darauf aufmerksam
machen und bitten, in ihren Haushaltungen darauf zu sehen, daß nicht allzu-
viel Hadernmaterial zu Grunde gehe. So gingen früher durch das Zunder-
brennen, ehe man noch die Streichhölzer kannte, Tausende von Centnern
der besten leinenen Hadern der Papierfabrikation verloren, und leiden wir
auch gegenwärtig nicht an Hadernmangel, so ist es doch auch nicht lange
her, daß es so war; der Papierverbrauch steigt stetig, und haben wir die
jetzige hadernbillige Zeit vorzüglich den Surrogaten, und ganz besonders
dem Holzstoff zu verdanken.



Die neuesten Forschungsreisen und Entdeckungen in Afrika.
Mittheilungen über Land und Leute unter dem Aequator und in
den Küstenregionen.
Von
J. F. Schucht.

Das geheimnißvolle Wunderland Afrika war uns noch vor zwanzig
Jahren in vielen Regionen so unbekannt, wie die Gefilde des
Sirius. Dort entspringen die merkwürdigen Nilquellen, nach denen
schon seit Jahrtausenden viele Menschenkinder vergeblich geforscht
haben und die erst vor einigen Jahren von dem wackern Speke entdeckt
wurden. Auch noch zahlreiche andere Merkwürdigkeiten birgt das
große Land. Obgleich dessen Küstenvölker schon in frühester Zeit
eine Rolle im Weltdrama spielen, Aegypten und Karthago sogar
einen für jene Zeit hohen Kulturstandpunkt repräsentirten, so blieben
dennoch die mittleren Regionen des Landes unbekannt bis auf
unsere Tage.

[Spaltenumbruch]

Die großen schauerlichen Wüstenstriche, in denen eine wie Feuer
brennende Sonnenhitze ununterbrochen waltet und alles Organische
zerstört, schrecken auch den Muthigsten zurück, und mancher kühne
Wanderer, der trotzdem sich weder vor den glühenden Sonnenstrahlen,
noch vor den giftigen Pfeilen der Wilden fürchtete, verschwand darin
so spurlos, wie seine Fußtapfen im Sand der Wüste. Ein desto
höheres Jnteresse haben die Schilderungen jener Männer, welche einige
Landstriche glücklich durchreisten oder, wie die Missionäre, längere Zeit
darin verweilten. Durch sie wurden uns zwar manche Zonen nebst
ihren Produkten bekannt, aber der größte Theil, und hauptsächlich
das Centrum unterm Aequator, blieb noch eine Terra incognita.
Doch auch hiervon sollte in neuester Zeit der geheimnißvolle Schleier,
wenn auch nicht ganz, so doch theilweise gehoben worden. Speke's
Entdeckung des Ukorenze=See's ( Victoria Nyanza ) und des Aus-
flusses der Nilquelle unterm Aequator ist eine der hochwichtigsten
und folgenreichsten Thaten der Neuzeit, nicht bloß wegen der auf-
gefundenen Quelle des heiligen Stroms, sondern hauptsächlich wegen
der dort gemachten Erfahrung, daß das Klima in Central=Afrika
unterm Aequator nicht nur erträglich, sondern sogar sehr gesund ist,
gesünder als in vielen anderen Strichen dieses Erdtheils, und demzufolge
Ueberfluß von allen Produkten und den schönsten Früchten der Erde
spendet. Speke schreibt aus Upanda:

"Auf unserem Marsch fortschreitend, kamen wir zunächst nach
Ydango, einem völligen Garten von Bananen. Die ganze Gegend
war reich in einem äußerst auffallenden Grade; derselbe streifige,
thonige Sandstein herrschte vor, wie in Karagu e. Es gab in der
That nichts, was nicht hier gewachsen sein würde, wenn es nur Feuch-
tigkeit und mäßige Wärme liebte. Es war ein vollkommenes Para-
dies für die Neger; so schnell sie säeten, waren sie auch sicher, ohne
viele Mühe zu ernten; doch muß ich sagen, sie hielten ihre Hütten und
Gärten in ausgezeichneter Ordnung."

Von Moruka berichtet er:

"Jch fühlte mich geneigt, einen Monat hier zu bleiben; Alles
war so schön und angenehm und die Temperatur vollkommen mild.
Die prachtvollsten Berge mit Grün jeder Art bedeckt. Die Straßen
waren, wie überall, so breit wie unsere Wagenstraßen in das lange
Gras eingeschnitten, gerade über die Berge und hinab durch die
Wälder in die Thäler. Die Hütten wurden so rein und nett ge-
halten, daß man nichts an ihnen aussetzen konnte, die Gärten ebenso.
Wo ich auch hinschlenderte, ich sah nichts als Reichthum. Das ganze
Land war ein Gemälde ruhender Schönheit, mit einem endlosen See
im Hintergrunde."

Von Masaka unter der Linie schreibt er:

"Mangel an Nahrungsmitteln existirt hier nicht, denn ich habe
nirgend einen solchen Ueberfluß an Bananen gesehen. Sie liegen
buchstäblich haufenweise auf der Erde, trotzdem daß die Leute den
ganzen Tag Pomb e ( ein Getränk ) brauten und sie jeden Abend zur
Mahlzeit kochten."

Am Ausfluß des Ukorenze=See's ( Victoria Nyanza ) findet Speke
die ganze Gegend so wundervoll schön und gefund, daß er sich an-
siedeln und mit einer liebevollen Gattin sein Leben dort beschließen
möchte. Hieraus ersehen wir, daß jene Gegenden in Central=Afrika
gesünder und leichter zu durchreisen sind, als viele niedere, sumpfige
und sandige Küstenstriche. Obgleich unterm Aequator liegend, ver-
ursacht doch die frische Luft vom großen Victoria=See eine solche Ab-
kühlung, daß die Sonnenhitze niemals drückend wird. Auch die
hohe Lage der ganzen Region, 3 und 4000 Fuß über dem Ozean,
bewirkt ein gemäßigtes Klima. Dies wird hoffentlich noch manche an-
dere Reisende zu neuen Entdeckungsfahrten ermuthigen. Bevor ich
die von Speke aufgefundenen Länder etwas näher bespreche, gebe ich erst
eine Skizze von den vor ihm gemachten Reisen und deren Erfolgen.

Die Nordküste Afrika's, Algier und die angrenzenden Länder, sind
uns hinreichend bekannt; weniger die Westküste, obgleich sie schon im
vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert von den Portugiesen entdeckt
und besucht wurde. Die große Wüste Sahara, welche an der West-
küste beginnt, sich durch ganz Afrika bis nach Aegypten erstreckt, ist
bis jetzt am wenigsten durchforscht und wird es aus bekannten
Gründen auch so bald noch nicht werden. Wandert man an der West-
küste längs des Atlantischen Ozeans weiter nach Süden, so gelangt
man, den Jnseln des Grünen Vorgebirges gegenüber, nach Sene-
gambien, dann nach Nord= und Süd=Guinea. Hierüber haben wir
aus neuester Zeit ein sehr wichtiges Werk von Leighton Wilson,
welcher als amerikanischer Missionär zwanzig Jahre dort lebte und
wirkte. Er theilt die Bewohner West=Afrika's in drei große Fami-
lien, welche sämmtlich einer Race, der sogenannten Neger= oder afri-
kanischen Race, angehören, die aber unter einander vielfach variiren.
Jn Senegambien findet man drei Hauptstämme, die Jolofs, Man-
dingo 's und Fulahs. Letztere zeigen auffallende Merkmale einer ge-
mischten Race. Von den Bewohnern des nördlichen und südlichen
Guinea unterscheiden sich diese Familien noch dadurch, daß sie sich
zum mohamedanischen Glauben bekennen, während die Andern fast
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Die Niederlande produziren 180,000 Ctr. Hadern und führen davon circa
30,000 Ctr. aus.

Belgien produzirt 400,000 Ctr. Hadern, die Ein= und Ausfuhr
hebt sich.

Norddeutschland produzirt 1,620,000 Ctr. Hadern, beschäftigt 16,000
Sammler, verbraucht 2,100,000 Ctr. nebst 355,000 Ctr. Surrogate.

Süddeutschland produzirt 500,000 Ctr., Hadern, beschäftigt 5000 Samm-
ler; Einfuhr 80—100,000 Ctr.

Oesterreich produzirt nur 1,000,000 Ctr. Hadern, davon noch 60,000
Ctr. Ausfuhr.

Die Schweiz produzirt 125,000 Ctr. Hadern, Ein= und Ausfuhr hebt
sich so ziemlich.

England produzirt bei 30 Millionen Einwohnern das bedeutende
Quantum von 2,000,000 Ctr. Hadern, wozu noch 300,000 Ctr. Einfuhr
kommt, und verbraucht außerdem noch 1,170,000 Ctr. Surrogate.

Spanien produzirt 500,000 Ctr. Hadern, 215,000 Ctr. gehen davon
durch Schmuggel auswärts. Bei dem Hadersammeln sind 7000 Perso-
nen, und zwar meistentheils Frauen beschäftigt.

Portugal produzirt 105,000 Ctr. Hadern. Ausfuhr 41,000 Ctr. 1750
Sammler.

Griechenland produzirt 25,000 Ctr. Hadern, welche sämmtlich nach
England und Frankreich gehen. 400 Sammler.

Dänemark produzirt 64,000 Ctr. Ausfuhr 4000 Ctr. 600 Sammler.

Schweden und Norwegen produziren 135,000 Ctr. Hadern, der Norden
geht der Sammlung fast ganz verloren, die Bevölkerung ist dort zu dünn.
1100 Sammler. 10,000 Ctr. Ausfuhr.

Rußland produzirt nur 754,000 Ctr. Hadern. 54,000 Ctr. Ausfuhr.
7000 Sammler.

Jtalien produzirt 600,000 Ctr. Hadern. 80,000 Ctr. Ausfuhr. 6000
Sammler.

Die Türkei produzirt annähernd 36,000 Ctr. Hadern. Ausfuhr gegen
30,000 Ctr. nach England und Frankreich.

Aegypten exportirt nicht unbedeutend nach England.

Amerika liefert verhältnißmäßig wenig Hadern; erstlich ist die Be-
völkerung noch theilweise sehr licht, andernfalls sind die Löhne für Arbeiter
sehr hoch, so daß das Sammeln nicht lohnend genug ist. Verbrauch
4 1 / 4 Million Ctr., welche durch Einfuhr und Surrogate gedeckt werden.

Brasilien ist so wenig verdienstbedürftig, daß von seinen7 3 / 4 Millionen
Einwohnern fast gar keine Hadern gesammelt werden; der Bedarf wird
von Hamburg gedeckt.

Jn Summa werden in Europa jährlich circa 8 Millionen Ctr. Ha-
dern, im Werth von 25 Mill. Thalern, gesammelt; dieses scheinbar werth-
lose Material gewinnt so schon in erster Linie durch das Sammeln eine große
Bedeutung. Außer den Sammlern bestehen noch eine Menge Händler, so
wie große Handlungshäuser, und sind letztere vorzüglich in Breslau,
Berlin, Stettin, Danzig, Königsberg, Hamburg, Bremen, Lübeck und Triest
anzutreffen.

Wenn man die Ein= und Ausfuhrlisten vergleicht, so muß man sich
wundern, wie der Verkehr sich kreuzt, und mag wohl ein großer Theil zum
Schmuggel dienen, besonders solche Sorten, die als Düngerhadern nicht in
Papierfabriken gelangen. Da die drei hierbei am meisten interessirten
Länder, England, Deutschland und Frankreich, an einem Ausgangszoll
nur ein negatives Jnteresse haben können, derselbe aber den Verkehr
erschwert und vertheuert, so ist eine gänzliche Freigebung des Verkehrs zu
erwarten.

Schließlich möchte ich die geehrten Leserinnen noch darauf aufmerksam
machen und bitten, in ihren Haushaltungen darauf zu sehen, daß nicht allzu-
viel Hadernmaterial zu Grunde gehe. So gingen früher durch das Zunder-
brennen, ehe man noch die Streichhölzer kannte, Tausende von Centnern
der besten leinenen Hadern der Papierfabrikation verloren, und leiden wir
auch gegenwärtig nicht an Hadernmangel, so ist es doch auch nicht lange
her, daß es so war; der Papierverbrauch steigt stetig, und haben wir die
jetzige hadernbillige Zeit vorzüglich den Surrogaten, und ganz besonders
dem Holzstoff zu verdanken.



Die neuesten Forschungsreisen und Entdeckungen in Afrika.
Mittheilungen über Land und Leute unter dem Aequator und in
den Küstenregionen.
Von
J. F. Schucht.

Das geheimnißvolle Wunderland Afrika war uns noch vor zwanzig
Jahren in vielen Regionen so unbekannt, wie die Gefilde des
Sirius. Dort entspringen die merkwürdigen Nilquellen, nach denen
schon seit Jahrtausenden viele Menschenkinder vergeblich geforscht
haben und die erst vor einigen Jahren von dem wackern Speke entdeckt
wurden. Auch noch zahlreiche andere Merkwürdigkeiten birgt das
große Land. Obgleich dessen Küstenvölker schon in frühester Zeit
eine Rolle im Weltdrama spielen, Aegypten und Karthago sogar
einen für jene Zeit hohen Kulturstandpunkt repräsentirten, so blieben
dennoch die mittleren Regionen des Landes unbekannt bis auf
unsere Tage.

[Spaltenumbruch]

Die großen schauerlichen Wüstenstriche, in denen eine wie Feuer
brennende Sonnenhitze ununterbrochen waltet und alles Organische
zerstört, schrecken auch den Muthigsten zurück, und mancher kühne
Wanderer, der trotzdem sich weder vor den glühenden Sonnenstrahlen,
noch vor den giftigen Pfeilen der Wilden fürchtete, verschwand darin
so spurlos, wie seine Fußtapfen im Sand der Wüste. Ein desto
höheres Jnteresse haben die Schilderungen jener Männer, welche einige
Landstriche glücklich durchreisten oder, wie die Missionäre, längere Zeit
darin verweilten. Durch sie wurden uns zwar manche Zonen nebst
ihren Produkten bekannt, aber der größte Theil, und hauptsächlich
das Centrum unterm Aequator, blieb noch eine Terra incognita.
Doch auch hiervon sollte in neuester Zeit der geheimnißvolle Schleier,
wenn auch nicht ganz, so doch theilweise gehoben worden. Speke's
Entdeckung des Ukorenze=See's ( Victoria Nyanza ) und des Aus-
flusses der Nilquelle unterm Aequator ist eine der hochwichtigsten
und folgenreichsten Thaten der Neuzeit, nicht bloß wegen der auf-
gefundenen Quelle des heiligen Stroms, sondern hauptsächlich wegen
der dort gemachten Erfahrung, daß das Klima in Central=Afrika
unterm Aequator nicht nur erträglich, sondern sogar sehr gesund ist,
gesünder als in vielen anderen Strichen dieses Erdtheils, und demzufolge
Ueberfluß von allen Produkten und den schönsten Früchten der Erde
spendet. Speke schreibt aus Upanda:

„Auf unserem Marsch fortschreitend, kamen wir zunächst nach
Ydango, einem völligen Garten von Bananen. Die ganze Gegend
war reich in einem äußerst auffallenden Grade; derselbe streifige,
thonige Sandstein herrschte vor, wie in Karagu é. Es gab in der
That nichts, was nicht hier gewachsen sein würde, wenn es nur Feuch-
tigkeit und mäßige Wärme liebte. Es war ein vollkommenes Para-
dies für die Neger; so schnell sie säeten, waren sie auch sicher, ohne
viele Mühe zu ernten; doch muß ich sagen, sie hielten ihre Hütten und
Gärten in ausgezeichneter Ordnung.“

Von Móruka berichtet er:

„Jch fühlte mich geneigt, einen Monat hier zu bleiben; Alles
war so schön und angenehm und die Temperatur vollkommen mild.
Die prachtvollsten Berge mit Grün jeder Art bedeckt. Die Straßen
waren, wie überall, so breit wie unsere Wagenstraßen in das lange
Gras eingeschnitten, gerade über die Berge und hinab durch die
Wälder in die Thäler. Die Hütten wurden so rein und nett ge-
halten, daß man nichts an ihnen aussetzen konnte, die Gärten ebenso.
Wo ich auch hinschlenderte, ich sah nichts als Reichthum. Das ganze
Land war ein Gemälde ruhender Schönheit, mit einem endlosen See
im Hintergrunde.“

Von Masaka unter der Linie schreibt er:

„Mangel an Nahrungsmitteln existirt hier nicht, denn ich habe
nirgend einen solchen Ueberfluß an Bananen gesehen. Sie liegen
buchstäblich haufenweise auf der Erde, trotzdem daß die Leute den
ganzen Tag Pomb é ( ein Getränk ) brauten und sie jeden Abend zur
Mahlzeit kochten.“

Am Ausfluß des Ukorenze=See's ( Victoria Nyanza ) findet Speke
die ganze Gegend so wundervoll schön und gefund, daß er sich an-
siedeln und mit einer liebevollen Gattin sein Leben dort beschließen
möchte. Hieraus ersehen wir, daß jene Gegenden in Central=Afrika
gesünder und leichter zu durchreisen sind, als viele niedere, sumpfige
und sandige Küstenstriche. Obgleich unterm Aequator liegend, ver-
ursacht doch die frische Luft vom großen Victoria=See eine solche Ab-
kühlung, daß die Sonnenhitze niemals drückend wird. Auch die
hohe Lage der ganzen Region, 3 und 4000 Fuß über dem Ozean,
bewirkt ein gemäßigtes Klima. Dies wird hoffentlich noch manche an-
dere Reisende zu neuen Entdeckungsfahrten ermuthigen. Bevor ich
die von Speke aufgefundenen Länder etwas näher bespreche, gebe ich erst
eine Skizze von den vor ihm gemachten Reisen und deren Erfolgen.

Die Nordküste Afrika's, Algier und die angrenzenden Länder, sind
uns hinreichend bekannt; weniger die Westküste, obgleich sie schon im
vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert von den Portugiesen entdeckt
und besucht wurde. Die große Wüste Sahara, welche an der West-
küste beginnt, sich durch ganz Afrika bis nach Aegypten erstreckt, ist
bis jetzt am wenigsten durchforscht und wird es aus bekannten
Gründen auch so bald noch nicht werden. Wandert man an der West-
küste längs des Atlantischen Ozeans weiter nach Süden, so gelangt
man, den Jnseln des Grünen Vorgebirges gegenüber, nach Sene-
gambien, dann nach Nord= und Süd=Guinea. Hierüber haben wir
aus neuester Zeit ein sehr wichtiges Werk von Leighton Wilson,
welcher als amerikanischer Missionär zwanzig Jahre dort lebte und
wirkte. Er theilt die Bewohner West=Afrika's in drei große Fami-
lien, welche sämmtlich einer Race, der sogenannten Neger= oder afri-
kanischen Race, angehören, die aber unter einander vielfach variiren.
Jn Senegambien findet man drei Hauptstämme, die Jolofs, Man-
dingo 's und Fulahs. Letztere zeigen auffallende Merkmale einer ge-
mischten Race. Von den Bewohnern des nördlichen und südlichen
Guinea unterscheiden sich diese Familien noch dadurch, daß sie sich
zum mohamedanischen Glauben bekennen, während die Andern fast
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[215/0007] 215 Die Niederlande produziren 180,000 Ctr. Hadern und führen davon circa 30,000 Ctr. aus. Belgien produzirt 400,000 Ctr. Hadern, die Ein= und Ausfuhr hebt sich. Norddeutschland produzirt 1,620,000 Ctr. Hadern, beschäftigt 16,000 Sammler, verbraucht 2,100,000 Ctr. nebst 355,000 Ctr. Surrogate. Süddeutschland produzirt 500,000 Ctr., Hadern, beschäftigt 5000 Samm- ler; Einfuhr 80—100,000 Ctr. Oesterreich produzirt nur 1,000,000 Ctr. Hadern, davon noch 60,000 Ctr. Ausfuhr. Die Schweiz produzirt 125,000 Ctr. Hadern, Ein= und Ausfuhr hebt sich so ziemlich. England produzirt bei 30 Millionen Einwohnern das bedeutende Quantum von 2,000,000 Ctr. Hadern, wozu noch 300,000 Ctr. Einfuhr kommt, und verbraucht außerdem noch 1,170,000 Ctr. Surrogate. Spanien produzirt 500,000 Ctr. Hadern, 215,000 Ctr. gehen davon durch Schmuggel auswärts. Bei dem Hadersammeln sind 7000 Perso- nen, und zwar meistentheils Frauen beschäftigt. Portugal produzirt 105,000 Ctr. Hadern. Ausfuhr 41,000 Ctr. 1750 Sammler. Griechenland produzirt 25,000 Ctr. Hadern, welche sämmtlich nach England und Frankreich gehen. 400 Sammler. Dänemark produzirt 64,000 Ctr. Ausfuhr 4000 Ctr. 600 Sammler. Schweden und Norwegen produziren 135,000 Ctr. Hadern, der Norden geht der Sammlung fast ganz verloren, die Bevölkerung ist dort zu dünn. 1100 Sammler. 10,000 Ctr. Ausfuhr. Rußland produzirt nur 754,000 Ctr. Hadern. 54,000 Ctr. Ausfuhr. 7000 Sammler. Jtalien produzirt 600,000 Ctr. Hadern. 80,000 Ctr. Ausfuhr. 6000 Sammler. Die Türkei produzirt annähernd 36,000 Ctr. Hadern. Ausfuhr gegen 30,000 Ctr. nach England und Frankreich. Aegypten exportirt nicht unbedeutend nach England. Amerika liefert verhältnißmäßig wenig Hadern; erstlich ist die Be- völkerung noch theilweise sehr licht, andernfalls sind die Löhne für Arbeiter sehr hoch, so daß das Sammeln nicht lohnend genug ist. Verbrauch 4 1 / 4 Million Ctr., welche durch Einfuhr und Surrogate gedeckt werden. Brasilien ist so wenig verdienstbedürftig, daß von seinen7 3 / 4 Millionen Einwohnern fast gar keine Hadern gesammelt werden; der Bedarf wird von Hamburg gedeckt. Jn Summa werden in Europa jährlich circa 8 Millionen Ctr. Ha- dern, im Werth von 25 Mill. Thalern, gesammelt; dieses scheinbar werth- lose Material gewinnt so schon in erster Linie durch das Sammeln eine große Bedeutung. Außer den Sammlern bestehen noch eine Menge Händler, so wie große Handlungshäuser, und sind letztere vorzüglich in Breslau, Berlin, Stettin, Danzig, Königsberg, Hamburg, Bremen, Lübeck und Triest anzutreffen. Wenn man die Ein= und Ausfuhrlisten vergleicht, so muß man sich wundern, wie der Verkehr sich kreuzt, und mag wohl ein großer Theil zum Schmuggel dienen, besonders solche Sorten, die als Düngerhadern nicht in Papierfabriken gelangen. Da die drei hierbei am meisten interessirten Länder, England, Deutschland und Frankreich, an einem Ausgangszoll nur ein negatives Jnteresse haben können, derselbe aber den Verkehr erschwert und vertheuert, so ist eine gänzliche Freigebung des Verkehrs zu erwarten. Schließlich möchte ich die geehrten Leserinnen noch darauf aufmerksam machen und bitten, in ihren Haushaltungen darauf zu sehen, daß nicht allzu- viel Hadernmaterial zu Grunde gehe. So gingen früher durch das Zunder- brennen, ehe man noch die Streichhölzer kannte, Tausende von Centnern der besten leinenen Hadern der Papierfabrikation verloren, und leiden wir auch gegenwärtig nicht an Hadernmangel, so ist es doch auch nicht lange her, daß es so war; der Papierverbrauch steigt stetig, und haben wir die jetzige hadernbillige Zeit vorzüglich den Surrogaten, und ganz besonders dem Holzstoff zu verdanken. Die neuesten Forschungsreisen und Entdeckungen in Afrika. Mittheilungen über Land und Leute unter dem Aequator und in den Küstenregionen. Von J. F. Schucht. Das geheimnißvolle Wunderland Afrika war uns noch vor zwanzig Jahren in vielen Regionen so unbekannt, wie die Gefilde des Sirius. Dort entspringen die merkwürdigen Nilquellen, nach denen schon seit Jahrtausenden viele Menschenkinder vergeblich geforscht haben und die erst vor einigen Jahren von dem wackern Speke entdeckt wurden. Auch noch zahlreiche andere Merkwürdigkeiten birgt das große Land. Obgleich dessen Küstenvölker schon in frühester Zeit eine Rolle im Weltdrama spielen, Aegypten und Karthago sogar einen für jene Zeit hohen Kulturstandpunkt repräsentirten, so blieben dennoch die mittleren Regionen des Landes unbekannt bis auf unsere Tage. Die großen schauerlichen Wüstenstriche, in denen eine wie Feuer brennende Sonnenhitze ununterbrochen waltet und alles Organische zerstört, schrecken auch den Muthigsten zurück, und mancher kühne Wanderer, der trotzdem sich weder vor den glühenden Sonnenstrahlen, noch vor den giftigen Pfeilen der Wilden fürchtete, verschwand darin so spurlos, wie seine Fußtapfen im Sand der Wüste. Ein desto höheres Jnteresse haben die Schilderungen jener Männer, welche einige Landstriche glücklich durchreisten oder, wie die Missionäre, längere Zeit darin verweilten. Durch sie wurden uns zwar manche Zonen nebst ihren Produkten bekannt, aber der größte Theil, und hauptsächlich das Centrum unterm Aequator, blieb noch eine Terra incognita. Doch auch hiervon sollte in neuester Zeit der geheimnißvolle Schleier, wenn auch nicht ganz, so doch theilweise gehoben worden. Speke's Entdeckung des Ukorenze=See's ( Victoria Nyanza ) und des Aus- flusses der Nilquelle unterm Aequator ist eine der hochwichtigsten und folgenreichsten Thaten der Neuzeit, nicht bloß wegen der auf- gefundenen Quelle des heiligen Stroms, sondern hauptsächlich wegen der dort gemachten Erfahrung, daß das Klima in Central=Afrika unterm Aequator nicht nur erträglich, sondern sogar sehr gesund ist, gesünder als in vielen anderen Strichen dieses Erdtheils, und demzufolge Ueberfluß von allen Produkten und den schönsten Früchten der Erde spendet. Speke schreibt aus Upanda: „Auf unserem Marsch fortschreitend, kamen wir zunächst nach Ydango, einem völligen Garten von Bananen. Die ganze Gegend war reich in einem äußerst auffallenden Grade; derselbe streifige, thonige Sandstein herrschte vor, wie in Karagu é. Es gab in der That nichts, was nicht hier gewachsen sein würde, wenn es nur Feuch- tigkeit und mäßige Wärme liebte. Es war ein vollkommenes Para- dies für die Neger; so schnell sie säeten, waren sie auch sicher, ohne viele Mühe zu ernten; doch muß ich sagen, sie hielten ihre Hütten und Gärten in ausgezeichneter Ordnung.“ Von Móruka berichtet er: „Jch fühlte mich geneigt, einen Monat hier zu bleiben; Alles war so schön und angenehm und die Temperatur vollkommen mild. Die prachtvollsten Berge mit Grün jeder Art bedeckt. Die Straßen waren, wie überall, so breit wie unsere Wagenstraßen in das lange Gras eingeschnitten, gerade über die Berge und hinab durch die Wälder in die Thäler. Die Hütten wurden so rein und nett ge- halten, daß man nichts an ihnen aussetzen konnte, die Gärten ebenso. Wo ich auch hinschlenderte, ich sah nichts als Reichthum. Das ganze Land war ein Gemälde ruhender Schönheit, mit einem endlosen See im Hintergrunde.“ Von Masaka unter der Linie schreibt er: „Mangel an Nahrungsmitteln existirt hier nicht, denn ich habe nirgend einen solchen Ueberfluß an Bananen gesehen. Sie liegen buchstäblich haufenweise auf der Erde, trotzdem daß die Leute den ganzen Tag Pomb é ( ein Getränk ) brauten und sie jeden Abend zur Mahlzeit kochten.“ Am Ausfluß des Ukorenze=See's ( Victoria Nyanza ) findet Speke die ganze Gegend so wundervoll schön und gefund, daß er sich an- siedeln und mit einer liebevollen Gattin sein Leben dort beschließen möchte. Hieraus ersehen wir, daß jene Gegenden in Central=Afrika gesünder und leichter zu durchreisen sind, als viele niedere, sumpfige und sandige Küstenstriche. Obgleich unterm Aequator liegend, ver- ursacht doch die frische Luft vom großen Victoria=See eine solche Ab- kühlung, daß die Sonnenhitze niemals drückend wird. Auch die hohe Lage der ganzen Region, 3 und 4000 Fuß über dem Ozean, bewirkt ein gemäßigtes Klima. Dies wird hoffentlich noch manche an- dere Reisende zu neuen Entdeckungsfahrten ermuthigen. Bevor ich die von Speke aufgefundenen Länder etwas näher bespreche, gebe ich erst eine Skizze von den vor ihm gemachten Reisen und deren Erfolgen. Die Nordküste Afrika's, Algier und die angrenzenden Länder, sind uns hinreichend bekannt; weniger die Westküste, obgleich sie schon im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert von den Portugiesen entdeckt und besucht wurde. Die große Wüste Sahara, welche an der West- küste beginnt, sich durch ganz Afrika bis nach Aegypten erstreckt, ist bis jetzt am wenigsten durchforscht und wird es aus bekannten Gründen auch so bald noch nicht werden. Wandert man an der West- küste längs des Atlantischen Ozeans weiter nach Süden, so gelangt man, den Jnseln des Grünen Vorgebirges gegenüber, nach Sene- gambien, dann nach Nord= und Süd=Guinea. Hierüber haben wir aus neuester Zeit ein sehr wichtiges Werk von Leighton Wilson, welcher als amerikanischer Missionär zwanzig Jahre dort lebte und wirkte. Er theilt die Bewohner West=Afrika's in drei große Fami- lien, welche sämmtlich einer Race, der sogenannten Neger= oder afri- kanischen Race, angehören, die aber unter einander vielfach variiren. Jn Senegambien findet man drei Hauptstämme, die Jolofs, Man- dingo 's und Fulahs. Letztere zeigen auffallende Merkmale einer ge- mischten Race. Von den Bewohnern des nördlichen und südlichen Guinea unterscheiden sich diese Familien noch dadurch, daß sie sich zum mohamedanischen Glauben bekennen, während die Andern fast

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Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Sonntags-Blatt. Nr. 27. Berlin, 5. Juli 1868, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_sonntagsblatt27_1868/7>, abgerufen am 14.06.2024.