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Sonntags-Blatt. Nr. 5. Berlin, 2. Februar 1868.

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[Beginn Spaltensatz] dies an, verbot vorläufig, das Löschen des Feuers zu versuchen, und begab
sich zu Waldemar.

Waldemar ging auf das Anerbieten ein, versprach, die Belagerten am
Leben zu lassen, befahl, das Feuer zu löschen, und forderte die Auslieferung
des Götzenbildes wie der Tempelschätze, bestimmte, daß die Gefangenen der
Ranen ohne Lösegeld entlassen würden, die Ranen sich taufen lassen und
die Aecker des Tempels an zu bauende christliche Kirchen gegeben würden,
daß die Ranen den Dänen heerfolgepflichtig sein, vierzig Geißeln stellen
und endlich jährlich von jedem Joch Ochsen im Lande vierzig Silber-
pfennige Zins zahlen sollten.

Die Ranen gaben Alles zu, gelobten Alles, und Waldemar erklärte
jedes öffentliche wie Privateigenthum der Feste für Eigenthum seines
königlichen Schatzes, was eine Plünderung derselben durch seine Krieger
ausschloß. Dies rief eine Meuterei unter diesen hervor, welche Absalon
durch seine Donnerworte, mehr aber wohl noch durch das Versprechen, die
Beute später zu theilen, beschwichtigte.

Ueberdem stand ein wichtiger Akt bevor, der alle anderen Jnteressen
einen Moment schweigen ließ, nämlich die Zertrümmerung des Götzen-
bildes, welche am nächsten Tage stattfinden sollte. Da es mittlerweile
Nacht geworden, begab man sich zur Ruhe.

Mit Anbruch des Tages wählte erst Waldemar vierzig Kinder vor-
nehmer Familien als Geiseln. Bei dieser Gelegenheit meldete sich ein
vornehmer verwundeter Rane ( Granza ) mit der Bitte, ihn nach Karenza-
burg ( Garz ) gehen zu lassen, um Kunde vom Falle Arkona's dahin zu
bringen und unnützen Kampf zu verhindern. Das Gesuch ward zugestanden,
und Granza ritt ab.

Nunmehr ging es an die Zerstörung des Tempels und des Götzenbildes.
Die dänischen Hauptleute Esbern und Sund Ebbason lüfteten die Vorhänge,
ergriffen Aexte und durchhieben die Beine der abscheulichen riesigen Fratze.

Die Wenden standen umher mit Spannung, Donner, Blitz und schreck-
liches Unglück erwartend, doch es erfolgte nichts; der sonst so mächtige
Götze sank nur ächzend an die hinter ihm befindliche Wand und stürzte
dann krachend zu Boden. Dem gefallenen Götzen ward ein Strick um den
Hals gelegt, ihn aus dem Tempel zu schleifen; indessen keine Drohung
konnte die Wenden vermögen, dies Geschäft zu verrichten. Als die däni-
schen Soldaten den Götzen hinausgeschafft hatten, entstand eine sonderbare
Scene. Die Frommen und Gläubigen der Wenden brachen in Schmerz,
Jammer und Geheul aus über die ihrem Gotte zugefügte Schmach; die
Meisten lachten und spotteten jedoch jetzt des gefallenen Priesterpopanzes,
und Einige äußerten sich wüthend über die Schande, so lange wie Narren
gefoppt zu sein; wie gesagt, der Götzendienst hatte längst unter seinen
Anhängern allen Boden verloren.

Die pommerschen Krieger hielten sich in stummer Entfernung.

Bischof Absalon ergriff eine Axt und hieb einen Spahn von dem
Götzen ab; sodann fielen die Köche und der Troß des Heeres über ihn
her, um ihn zu Brennholz zu verarbeiten; bis zum Abend war der Götze
Swantewit unter Töpfen und Kesseln zu Asche verwandelt. An demselben
Tage noch unterrichtete man die Heiden im Christenthum und taufte ihrer
Dreizehnhundert flott hinter einander weg; Bischof Absalon war schneller
als der Pommern=Apostel Otto.

Dies geschah am 15. Juni, am Tage des St. Veit, im Jahre 1168.

Am andern Tage segelte Bischof Absalon mit dreißig Schiffen nach
der Küste von Karenza. Granza kam ihm bei der Landung entgegen und
erklärte im Namen des "Königs" Tetislaw, der mit seinem Bruder Jaromir
und allen ranischen Edlen in Karenza anwesend sei, die vollständige Unter-
werfung. Absalon begab sich zu den Herren, erhielt die Tempelburg über-
liefert und ließ die drei Götzen Rugianwith, Porawith und Poreut fällen
und verbrennen. Bischof Swein von Aarhuus machte sich den Spaß, auf
einem der Götzen zu reiten, als dieser aus der Burg zum Auto da fe ge-
schleppt ward. Hinterher feierten die beiderseitigen Herrschaften das Er-
eigniß durch einen gemeinschaftlichen Schmaus.

Waldemar hatte inzwischen den Schatz des Swantewit, der sich in
fünf gewaltigen Truhen befand, erhoben und kam jetzt, sich mit den Großen
des Landes zu verständigen. Dies geschah dahin, daß Tetislaw und
Jaromir Fürsten des Landes, aber Lehensträger von Dänemark blieben.

Die pommerschen Herzoge, welche gehofft hatten, für ihre verrätherische
Hülfeleistung gegen die Stammgenossen mit dem Lande der Ranen belehnt
zu werden, wurden über diese Wendung der Sache so zornig, daß sie
sofort mit ihren Kriegern abzogen. Dasselbe that auch Waldemar, nach-
dem er Anordnungen für die Erhaltung seines Besitzes, und seine Bischöfe
dergleichen für Ausbreitung und Erhaltung des Christenthums, wenigstens
dessen äußerer Formen, getroffen hatten.

Der wendische Götzendienst als öffentlicher Kultus war also gefallen,
seine letzten Sitze zerstört worden; wenn auch hier und da, namentlich in
den Felsschluchten Jasmunds und Wittows, noch Einzelne oder kleine Ge-
meinden fanatischer Götzendiener ihrem Aberglauben fröhnten, ja noch
vielleicht hundert Jahre später ungetaufte Heiden vorhanden waren, so
hatte dies doch keine Bedeutung. Das Jahr 1168 hatte dem wendischen
Heidenkultus den letzten Stoß gegeben.

Es lag nichts an dessen Aufhebung; der blinde Wahn, welcher mit
dem der rohesten Wilden auf gleicher Stufe stand, konnte ohne Kummer
aufgehoben und fortgeworfen werden. Doch wenn wir den Gang der
Bekehrung Deutschlands und insbesondere der Wenden zum Christenthum
genauer betrachten, so kann man sich der Ueberzeugung nicht erwehren, daß
dieselbe einen falschen Weg genommen; daß die Unterstützung der erleuch-
teten Apostel durch Heere und das Schwert die Sache nicht gefördert, son-
dern ihr geschadet, und daß die mit Länderraub verbundene Bekehrung durch
das Schwert den Heiden die Lehre selbst verhaßt machen mußte, und daß
endlich das Prädikat "groß" dem fränkischen Karl nur deswegen gebührt,
weil er großes Elend über die deutschen Gauen und ihre Bewohner ge-
bracht hat.

[Spaltenumbruch]

Karl der Große ist der Menschheit überhaupt eine große Verantwor-
tung schuldig geworden, denn gerade er ist es, welcher der Unterdrückung
aller Volksfreiheiten neuen Jmpuls gegeben, neue Spannkraft verliehen
hat. Seine Manier, dem Heeresgefolge das eroberte Land und seine frü-
heren Besitzer zugleich zu schenken, um sie als Sklaven zu benutzen, fand
so viel Beifall, daß sie später nicht allein in allen Kriegen nach-
geahmt ward, sondern daß man dies Hörigkeitsverhältniß auch dort her-
zustellen suchte, wo nicht Eroberung, sondern das Herkommen oder Ueber-
einkunft den Unterschied zwischen Herrschaft und persönlicher Abhängigkeit
begründet hatte.

( Schluß folgt. )

Ein amerikanischer Schriftsteller.
Von
Paul Dehn.

Nach dem Unabhängigkeitskriege in der letzten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts hatte sich die neue Republik der Vereinigten Staaten von Nord-
Amerika thatsächlich schnell von dem Mutterlande England emanzipirt, und
das staatliche Selbstgefühl und Selbstbewußtsein war nach dem glücklich
beendeten Kampf in dem Herzen des amerikanischen Volkes erwacht, welches
sich von da an, trotz der Verschiedenheit der Nationalitäten, als etwas
Zusammenhängendes, als einen Staat zu fühlen begann.

Nicht mit solcher Schnelligkeit konnte die Emanzipation auf geistigem
Gebiet vorgehen; was die Kolonie bis dahin an geistigen, speziell litera-
rischen Bedürfnissen gebraucht hatte, empfing sie von dem Mutterlande,
mit welchem sie durch gemeinsame Sitten, Sprachen und Einrichtungen
eng verbunden war. Lange Zeit noch nach der Unabhängigkeitserklärung
von England übten englische Literatur und Kunst unbeschränkten Einfluß
auf die Sitten und Anschauungen der Amerikaner, und die ersten
eigenen Schriftsteller derselben auf dem freien Boden der neuen Republik
waren durchaus englisch. Der Erste, welcher auf diesem Gebiet mit Selbst-
ständigkeit auftrat und damit den Anfang zu einer amerikanischen National-
literatur machte, war Brockden Brown, ein Quäker, welcher im Jahre 1810
starb. Er war ein ebenso vielseitiger wie fleißiger Mann, der sich als
Romanschriftsteller, Publizist, als talentvoller Redner und Politiker weit
bekannt machte. Sein Hauptverdienst beruht auf dem Umstand, daß er
der amerikanischen Literatur eine selbstständige Richtung gab.

Keinem andern amerikanischen Schriftsteller ist es indeß in solchem
Grade gelungen, die Augen des Auslandes auf Amerika und seine Zustände
zu richten und den Bewohnern der alten Welt Jnteresse einzuflößen für
die neue unbekannte, als James Fenimoore Cooper. Man nennt
ihn gern den amerikanischen Walter Scott; leider hinkt dieser Vergleich,
wie jeder, auf beiden Beinen, denn weder in der Wahl der Stoffe, noch
in der Ausarbeitung derselben, noch in der Wirkung, welche Beide auf ihre
Zeitgenossen und welche diese wiederum auf Scott und Cooper übten, sind
sie zu vergleichen; nur ihre Erfolge sind gleich glänzend und groß gewesen,
und ihre Bedeutung ist, jede in ihrer Art, da sie zu derselben Zeit lebten,
allerdings relativ ähnlich.

Cooper wurde im Jahre 1789 zur Burlington in New=Yersey geboren,
erhielt von wohlhabenden Aeltern eine sorgfältige Erziehung und ging als
junger Mann auf sechs Jahre aus Lust nach Abenteuern zur Marine.
Bald nach seinem Austritt aus derselben verheirathete er sich und lebte
abwechselnd bei New=York und auf der Farm seines Vaters. Durch
Zufall erhielt er in dieser Zeit Antrieb zu schriftstellerischer Thätigkeit,
deren erste Frucht im Jahre 1821 unter dem Titel "Die Vorsicht" ( Pre-
caution
) im Druck erschien, die indeß über die Grenzen des Vaterlandes
hinaus nicht bekannt wurde und auch innerhalb derselben nur geringen
Beifall fand. Um so größerer Anklang wurde seinem unmittelbar darauf
folgenden Roman "Der Spion" ( Spy ) zu Theil. Er entnahm den Stoff
zu demselben der neuen amerikanischen Geschichte, dem Unabhängigkeits-
krieg, und entwickelte schon hier die reiche Begabung, welche ihm in der
Schilderung der wunderbar schönen, eigenthümlichen Landschaft mit ihren
braunen Bewohnern zu Gebote stand. Schon im nächsten Jahr ( 1822 )
erschien die erste Abtheilung der vielgelesenen "Lederstrumpf=Erzählungen",
welche in allen Ländern der alten und neuen Welt Tausende von Lesern
fanden und noch finden. Jn den fünf Abtheilungen dieses Werkes schildert
er das amerikanische Wald= und Prairieleben in leichter, anmuthender und
talentvoller Darstellung; er führt uns die originellen Bewohner jener
durch ihn interessant gewordenen Wildnisse vor, ihre Verhältnisse unter
sich, ihre Begegnungen mit den weißen Einwanderern; er beschreibt aus-
führlich in spannender Weise die merkwürdigen Sitten und Gebräuche der
Jndianer und läßt uns einen klaren Blick thun in das gesammte Leben
und Treiben des neuen Welttheils. Es soll in den dreißiger Jahren nicht
selten vorgekommen sein, daß Einwanderer, über ihre genauen Kenntnisse
der amerikanischen Verhältnisse befragt, antworteten, daß sie dieselben aus
den Romanen Coopers geschöpft hätten. Cooper wer der Erste, der diesen
dankbaren Stoff benutzte; er fand viele Nachahmer, von denen ihn indeß
Keiner erreicht hat. Wie lebendig und eindringend vermag er uns jene
fernen Landstrecken vorzuführen, unsere Phantasie anzuregen und zu fesseln,
so daß seine Schilderungen lange Zeit aufs Deutlichste unseren geistigen
Augen eingeprägt sind. Wenn seine Romane im Anfang von der Kritik
mit nichts weniger als günstigen Augen aufgenommen wurden, so entschä-
digte ihn das gesunde Urtheil des Publikums, welches sich nun einmal nicht
irre machen läßt, reichlich, und spornte ihn zu neuen Werken an. Als er
im Jahre 1826 nach Europa zur Wiederherstellung seiner Gesundheit
reiste, wurde er in England und Frankreich mit Enthusiasmus aufgenom-
men; er stand mit Walter Scott, Lafayette u. A. in freundschaftlichster
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] dies an, verbot vorläufig, das Löschen des Feuers zu versuchen, und begab
sich zu Waldemar.

Waldemar ging auf das Anerbieten ein, versprach, die Belagerten am
Leben zu lassen, befahl, das Feuer zu löschen, und forderte die Auslieferung
des Götzenbildes wie der Tempelschätze, bestimmte, daß die Gefangenen der
Ranen ohne Lösegeld entlassen würden, die Ranen sich taufen lassen und
die Aecker des Tempels an zu bauende christliche Kirchen gegeben würden,
daß die Ranen den Dänen heerfolgepflichtig sein, vierzig Geißeln stellen
und endlich jährlich von jedem Joch Ochsen im Lande vierzig Silber-
pfennige Zins zahlen sollten.

Die Ranen gaben Alles zu, gelobten Alles, und Waldemar erklärte
jedes öffentliche wie Privateigenthum der Feste für Eigenthum seines
königlichen Schatzes, was eine Plünderung derselben durch seine Krieger
ausschloß. Dies rief eine Meuterei unter diesen hervor, welche Absalon
durch seine Donnerworte, mehr aber wohl noch durch das Versprechen, die
Beute später zu theilen, beschwichtigte.

Ueberdem stand ein wichtiger Akt bevor, der alle anderen Jnteressen
einen Moment schweigen ließ, nämlich die Zertrümmerung des Götzen-
bildes, welche am nächsten Tage stattfinden sollte. Da es mittlerweile
Nacht geworden, begab man sich zur Ruhe.

Mit Anbruch des Tages wählte erst Waldemar vierzig Kinder vor-
nehmer Familien als Geiseln. Bei dieser Gelegenheit meldete sich ein
vornehmer verwundeter Rane ( Granza ) mit der Bitte, ihn nach Karenza-
burg ( Garz ) gehen zu lassen, um Kunde vom Falle Arkona's dahin zu
bringen und unnützen Kampf zu verhindern. Das Gesuch ward zugestanden,
und Granza ritt ab.

Nunmehr ging es an die Zerstörung des Tempels und des Götzenbildes.
Die dänischen Hauptleute Esbern und Sund Ebbason lüfteten die Vorhänge,
ergriffen Aexte und durchhieben die Beine der abscheulichen riesigen Fratze.

Die Wenden standen umher mit Spannung, Donner, Blitz und schreck-
liches Unglück erwartend, doch es erfolgte nichts; der sonst so mächtige
Götze sank nur ächzend an die hinter ihm befindliche Wand und stürzte
dann krachend zu Boden. Dem gefallenen Götzen ward ein Strick um den
Hals gelegt, ihn aus dem Tempel zu schleifen; indessen keine Drohung
konnte die Wenden vermögen, dies Geschäft zu verrichten. Als die däni-
schen Soldaten den Götzen hinausgeschafft hatten, entstand eine sonderbare
Scene. Die Frommen und Gläubigen der Wenden brachen in Schmerz,
Jammer und Geheul aus über die ihrem Gotte zugefügte Schmach; die
Meisten lachten und spotteten jedoch jetzt des gefallenen Priesterpopanzes,
und Einige äußerten sich wüthend über die Schande, so lange wie Narren
gefoppt zu sein; wie gesagt, der Götzendienst hatte längst unter seinen
Anhängern allen Boden verloren.

Die pommerschen Krieger hielten sich in stummer Entfernung.

Bischof Absalon ergriff eine Axt und hieb einen Spahn von dem
Götzen ab; sodann fielen die Köche und der Troß des Heeres über ihn
her, um ihn zu Brennholz zu verarbeiten; bis zum Abend war der Götze
Swantewit unter Töpfen und Kesseln zu Asche verwandelt. An demselben
Tage noch unterrichtete man die Heiden im Christenthum und taufte ihrer
Dreizehnhundert flott hinter einander weg; Bischof Absalon war schneller
als der Pommern=Apostel Otto.

Dies geschah am 15. Juni, am Tage des St. Veit, im Jahre 1168.

Am andern Tage segelte Bischof Absalon mit dreißig Schiffen nach
der Küste von Karenza. Granza kam ihm bei der Landung entgegen und
erklärte im Namen des „Königs“ Tetislaw, der mit seinem Bruder Jaromir
und allen ranischen Edlen in Karenza anwesend sei, die vollständige Unter-
werfung. Absalon begab sich zu den Herren, erhielt die Tempelburg über-
liefert und ließ die drei Götzen Rugianwith, Porawith und Poreut fällen
und verbrennen. Bischof Swein von Aarhuus machte sich den Spaß, auf
einem der Götzen zu reiten, als dieser aus der Burg zum Auto da fe ge-
schleppt ward. Hinterher feierten die beiderseitigen Herrschaften das Er-
eigniß durch einen gemeinschaftlichen Schmaus.

Waldemar hatte inzwischen den Schatz des Swantewit, der sich in
fünf gewaltigen Truhen befand, erhoben und kam jetzt, sich mit den Großen
des Landes zu verständigen. Dies geschah dahin, daß Tetislaw und
Jaromir Fürsten des Landes, aber Lehensträger von Dänemark blieben.

Die pommerschen Herzoge, welche gehofft hatten, für ihre verrätherische
Hülfeleistung gegen die Stammgenossen mit dem Lande der Ranen belehnt
zu werden, wurden über diese Wendung der Sache so zornig, daß sie
sofort mit ihren Kriegern abzogen. Dasselbe that auch Waldemar, nach-
dem er Anordnungen für die Erhaltung seines Besitzes, und seine Bischöfe
dergleichen für Ausbreitung und Erhaltung des Christenthums, wenigstens
dessen äußerer Formen, getroffen hatten.

Der wendische Götzendienst als öffentlicher Kultus war also gefallen,
seine letzten Sitze zerstört worden; wenn auch hier und da, namentlich in
den Felsschluchten Jasmunds und Wittows, noch Einzelne oder kleine Ge-
meinden fanatischer Götzendiener ihrem Aberglauben fröhnten, ja noch
vielleicht hundert Jahre später ungetaufte Heiden vorhanden waren, so
hatte dies doch keine Bedeutung. Das Jahr 1168 hatte dem wendischen
Heidenkultus den letzten Stoß gegeben.

Es lag nichts an dessen Aufhebung; der blinde Wahn, welcher mit
dem der rohesten Wilden auf gleicher Stufe stand, konnte ohne Kummer
aufgehoben und fortgeworfen werden. Doch wenn wir den Gang der
Bekehrung Deutschlands und insbesondere der Wenden zum Christenthum
genauer betrachten, so kann man sich der Ueberzeugung nicht erwehren, daß
dieselbe einen falschen Weg genommen; daß die Unterstützung der erleuch-
teten Apostel durch Heere und das Schwert die Sache nicht gefördert, son-
dern ihr geschadet, und daß die mit Länderraub verbundene Bekehrung durch
das Schwert den Heiden die Lehre selbst verhaßt machen mußte, und daß
endlich das Prädikat „groß“ dem fränkischen Karl nur deswegen gebührt,
weil er großes Elend über die deutschen Gauen und ihre Bewohner ge-
bracht hat.

[Spaltenumbruch]

Karl der Große ist der Menschheit überhaupt eine große Verantwor-
tung schuldig geworden, denn gerade er ist es, welcher der Unterdrückung
aller Volksfreiheiten neuen Jmpuls gegeben, neue Spannkraft verliehen
hat. Seine Manier, dem Heeresgefolge das eroberte Land und seine frü-
heren Besitzer zugleich zu schenken, um sie als Sklaven zu benutzen, fand
so viel Beifall, daß sie später nicht allein in allen Kriegen nach-
geahmt ward, sondern daß man dies Hörigkeitsverhältniß auch dort her-
zustellen suchte, wo nicht Eroberung, sondern das Herkommen oder Ueber-
einkunft den Unterschied zwischen Herrschaft und persönlicher Abhängigkeit
begründet hatte.

( Schluß folgt. )

Ein amerikanischer Schriftsteller.
Von
Paul Dehn.

Nach dem Unabhängigkeitskriege in der letzten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts hatte sich die neue Republik der Vereinigten Staaten von Nord-
Amerika thatsächlich schnell von dem Mutterlande England emanzipirt, und
das staatliche Selbstgefühl und Selbstbewußtsein war nach dem glücklich
beendeten Kampf in dem Herzen des amerikanischen Volkes erwacht, welches
sich von da an, trotz der Verschiedenheit der Nationalitäten, als etwas
Zusammenhängendes, als einen Staat zu fühlen begann.

Nicht mit solcher Schnelligkeit konnte die Emanzipation auf geistigem
Gebiet vorgehen; was die Kolonie bis dahin an geistigen, speziell litera-
rischen Bedürfnissen gebraucht hatte, empfing sie von dem Mutterlande,
mit welchem sie durch gemeinsame Sitten, Sprachen und Einrichtungen
eng verbunden war. Lange Zeit noch nach der Unabhängigkeitserklärung
von England übten englische Literatur und Kunst unbeschränkten Einfluß
auf die Sitten und Anschauungen der Amerikaner, und die ersten
eigenen Schriftsteller derselben auf dem freien Boden der neuen Republik
waren durchaus englisch. Der Erste, welcher auf diesem Gebiet mit Selbst-
ständigkeit auftrat und damit den Anfang zu einer amerikanischen National-
literatur machte, war Brockden Brown, ein Quäker, welcher im Jahre 1810
starb. Er war ein ebenso vielseitiger wie fleißiger Mann, der sich als
Romanschriftsteller, Publizist, als talentvoller Redner und Politiker weit
bekannt machte. Sein Hauptverdienst beruht auf dem Umstand, daß er
der amerikanischen Literatur eine selbstständige Richtung gab.

Keinem andern amerikanischen Schriftsteller ist es indeß in solchem
Grade gelungen, die Augen des Auslandes auf Amerika und seine Zustände
zu richten und den Bewohnern der alten Welt Jnteresse einzuflößen für
die neue unbekannte, als James Fenimoore Cooper. Man nennt
ihn gern den amerikanischen Walter Scott; leider hinkt dieser Vergleich,
wie jeder, auf beiden Beinen, denn weder in der Wahl der Stoffe, noch
in der Ausarbeitung derselben, noch in der Wirkung, welche Beide auf ihre
Zeitgenossen und welche diese wiederum auf Scott und Cooper übten, sind
sie zu vergleichen; nur ihre Erfolge sind gleich glänzend und groß gewesen,
und ihre Bedeutung ist, jede in ihrer Art, da sie zu derselben Zeit lebten,
allerdings relativ ähnlich.

Cooper wurde im Jahre 1789 zur Burlington in New=Yersey geboren,
erhielt von wohlhabenden Aeltern eine sorgfältige Erziehung und ging als
junger Mann auf sechs Jahre aus Lust nach Abenteuern zur Marine.
Bald nach seinem Austritt aus derselben verheirathete er sich und lebte
abwechselnd bei New=York und auf der Farm seines Vaters. Durch
Zufall erhielt er in dieser Zeit Antrieb zu schriftstellerischer Thätigkeit,
deren erste Frucht im Jahre 1821 unter dem Titel „Die Vorsicht“ ( Pre-
caution
) im Druck erschien, die indeß über die Grenzen des Vaterlandes
hinaus nicht bekannt wurde und auch innerhalb derselben nur geringen
Beifall fand. Um so größerer Anklang wurde seinem unmittelbar darauf
folgenden Roman „Der Spion“ ( Spy ) zu Theil. Er entnahm den Stoff
zu demselben der neuen amerikanischen Geschichte, dem Unabhängigkeits-
krieg, und entwickelte schon hier die reiche Begabung, welche ihm in der
Schilderung der wunderbar schönen, eigenthümlichen Landschaft mit ihren
braunen Bewohnern zu Gebote stand. Schon im nächsten Jahr ( 1822 )
erschien die erste Abtheilung der vielgelesenen „Lederstrumpf=Erzählungen“,
welche in allen Ländern der alten und neuen Welt Tausende von Lesern
fanden und noch finden. Jn den fünf Abtheilungen dieses Werkes schildert
er das amerikanische Wald= und Prairieleben in leichter, anmuthender und
talentvoller Darstellung; er führt uns die originellen Bewohner jener
durch ihn interessant gewordenen Wildnisse vor, ihre Verhältnisse unter
sich, ihre Begegnungen mit den weißen Einwanderern; er beschreibt aus-
führlich in spannender Weise die merkwürdigen Sitten und Gebräuche der
Jndianer und läßt uns einen klaren Blick thun in das gesammte Leben
und Treiben des neuen Welttheils. Es soll in den dreißiger Jahren nicht
selten vorgekommen sein, daß Einwanderer, über ihre genauen Kenntnisse
der amerikanischen Verhältnisse befragt, antworteten, daß sie dieselben aus
den Romanen Coopers geschöpft hätten. Cooper wer der Erste, der diesen
dankbaren Stoff benutzte; er fand viele Nachahmer, von denen ihn indeß
Keiner erreicht hat. Wie lebendig und eindringend vermag er uns jene
fernen Landstrecken vorzuführen, unsere Phantasie anzuregen und zu fesseln,
so daß seine Schilderungen lange Zeit aufs Deutlichste unseren geistigen
Augen eingeprägt sind. Wenn seine Romane im Anfang von der Kritik
mit nichts weniger als günstigen Augen aufgenommen wurden, so entschä-
digte ihn das gesunde Urtheil des Publikums, welches sich nun einmal nicht
irre machen läßt, reichlich, und spornte ihn zu neuen Werken an. Als er
im Jahre 1826 nach Europa zur Wiederherstellung seiner Gesundheit
reiste, wurde er in England und Frankreich mit Enthusiasmus aufgenom-
men; er stand mit Walter Scott, Lafayette u. A. in freundschaftlichster
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[37/0005] 37 dies an, verbot vorläufig, das Löschen des Feuers zu versuchen, und begab sich zu Waldemar. Waldemar ging auf das Anerbieten ein, versprach, die Belagerten am Leben zu lassen, befahl, das Feuer zu löschen, und forderte die Auslieferung des Götzenbildes wie der Tempelschätze, bestimmte, daß die Gefangenen der Ranen ohne Lösegeld entlassen würden, die Ranen sich taufen lassen und die Aecker des Tempels an zu bauende christliche Kirchen gegeben würden, daß die Ranen den Dänen heerfolgepflichtig sein, vierzig Geißeln stellen und endlich jährlich von jedem Joch Ochsen im Lande vierzig Silber- pfennige Zins zahlen sollten. Die Ranen gaben Alles zu, gelobten Alles, und Waldemar erklärte jedes öffentliche wie Privateigenthum der Feste für Eigenthum seines königlichen Schatzes, was eine Plünderung derselben durch seine Krieger ausschloß. Dies rief eine Meuterei unter diesen hervor, welche Absalon durch seine Donnerworte, mehr aber wohl noch durch das Versprechen, die Beute später zu theilen, beschwichtigte. Ueberdem stand ein wichtiger Akt bevor, der alle anderen Jnteressen einen Moment schweigen ließ, nämlich die Zertrümmerung des Götzen- bildes, welche am nächsten Tage stattfinden sollte. Da es mittlerweile Nacht geworden, begab man sich zur Ruhe. Mit Anbruch des Tages wählte erst Waldemar vierzig Kinder vor- nehmer Familien als Geiseln. Bei dieser Gelegenheit meldete sich ein vornehmer verwundeter Rane ( Granza ) mit der Bitte, ihn nach Karenza- burg ( Garz ) gehen zu lassen, um Kunde vom Falle Arkona's dahin zu bringen und unnützen Kampf zu verhindern. Das Gesuch ward zugestanden, und Granza ritt ab. Nunmehr ging es an die Zerstörung des Tempels und des Götzenbildes. Die dänischen Hauptleute Esbern und Sund Ebbason lüfteten die Vorhänge, ergriffen Aexte und durchhieben die Beine der abscheulichen riesigen Fratze. Die Wenden standen umher mit Spannung, Donner, Blitz und schreck- liches Unglück erwartend, doch es erfolgte nichts; der sonst so mächtige Götze sank nur ächzend an die hinter ihm befindliche Wand und stürzte dann krachend zu Boden. Dem gefallenen Götzen ward ein Strick um den Hals gelegt, ihn aus dem Tempel zu schleifen; indessen keine Drohung konnte die Wenden vermögen, dies Geschäft zu verrichten. Als die däni- schen Soldaten den Götzen hinausgeschafft hatten, entstand eine sonderbare Scene. Die Frommen und Gläubigen der Wenden brachen in Schmerz, Jammer und Geheul aus über die ihrem Gotte zugefügte Schmach; die Meisten lachten und spotteten jedoch jetzt des gefallenen Priesterpopanzes, und Einige äußerten sich wüthend über die Schande, so lange wie Narren gefoppt zu sein; wie gesagt, der Götzendienst hatte längst unter seinen Anhängern allen Boden verloren. Die pommerschen Krieger hielten sich in stummer Entfernung. Bischof Absalon ergriff eine Axt und hieb einen Spahn von dem Götzen ab; sodann fielen die Köche und der Troß des Heeres über ihn her, um ihn zu Brennholz zu verarbeiten; bis zum Abend war der Götze Swantewit unter Töpfen und Kesseln zu Asche verwandelt. An demselben Tage noch unterrichtete man die Heiden im Christenthum und taufte ihrer Dreizehnhundert flott hinter einander weg; Bischof Absalon war schneller als der Pommern=Apostel Otto. Dies geschah am 15. Juni, am Tage des St. Veit, im Jahre 1168. Am andern Tage segelte Bischof Absalon mit dreißig Schiffen nach der Küste von Karenza. Granza kam ihm bei der Landung entgegen und erklärte im Namen des „Königs“ Tetislaw, der mit seinem Bruder Jaromir und allen ranischen Edlen in Karenza anwesend sei, die vollständige Unter- werfung. Absalon begab sich zu den Herren, erhielt die Tempelburg über- liefert und ließ die drei Götzen Rugianwith, Porawith und Poreut fällen und verbrennen. Bischof Swein von Aarhuus machte sich den Spaß, auf einem der Götzen zu reiten, als dieser aus der Burg zum Auto da fe ge- schleppt ward. Hinterher feierten die beiderseitigen Herrschaften das Er- eigniß durch einen gemeinschaftlichen Schmaus. Waldemar hatte inzwischen den Schatz des Swantewit, der sich in fünf gewaltigen Truhen befand, erhoben und kam jetzt, sich mit den Großen des Landes zu verständigen. Dies geschah dahin, daß Tetislaw und Jaromir Fürsten des Landes, aber Lehensträger von Dänemark blieben. Die pommerschen Herzoge, welche gehofft hatten, für ihre verrätherische Hülfeleistung gegen die Stammgenossen mit dem Lande der Ranen belehnt zu werden, wurden über diese Wendung der Sache so zornig, daß sie sofort mit ihren Kriegern abzogen. Dasselbe that auch Waldemar, nach- dem er Anordnungen für die Erhaltung seines Besitzes, und seine Bischöfe dergleichen für Ausbreitung und Erhaltung des Christenthums, wenigstens dessen äußerer Formen, getroffen hatten. Der wendische Götzendienst als öffentlicher Kultus war also gefallen, seine letzten Sitze zerstört worden; wenn auch hier und da, namentlich in den Felsschluchten Jasmunds und Wittows, noch Einzelne oder kleine Ge- meinden fanatischer Götzendiener ihrem Aberglauben fröhnten, ja noch vielleicht hundert Jahre später ungetaufte Heiden vorhanden waren, so hatte dies doch keine Bedeutung. Das Jahr 1168 hatte dem wendischen Heidenkultus den letzten Stoß gegeben. Es lag nichts an dessen Aufhebung; der blinde Wahn, welcher mit dem der rohesten Wilden auf gleicher Stufe stand, konnte ohne Kummer aufgehoben und fortgeworfen werden. Doch wenn wir den Gang der Bekehrung Deutschlands und insbesondere der Wenden zum Christenthum genauer betrachten, so kann man sich der Ueberzeugung nicht erwehren, daß dieselbe einen falschen Weg genommen; daß die Unterstützung der erleuch- teten Apostel durch Heere und das Schwert die Sache nicht gefördert, son- dern ihr geschadet, und daß die mit Länderraub verbundene Bekehrung durch das Schwert den Heiden die Lehre selbst verhaßt machen mußte, und daß endlich das Prädikat „groß“ dem fränkischen Karl nur deswegen gebührt, weil er großes Elend über die deutschen Gauen und ihre Bewohner ge- bracht hat. Karl der Große ist der Menschheit überhaupt eine große Verantwor- tung schuldig geworden, denn gerade er ist es, welcher der Unterdrückung aller Volksfreiheiten neuen Jmpuls gegeben, neue Spannkraft verliehen hat. Seine Manier, dem Heeresgefolge das eroberte Land und seine frü- heren Besitzer zugleich zu schenken, um sie als Sklaven zu benutzen, fand so viel Beifall, daß sie später nicht allein in allen Kriegen nach- geahmt ward, sondern daß man dies Hörigkeitsverhältniß auch dort her- zustellen suchte, wo nicht Eroberung, sondern das Herkommen oder Ueber- einkunft den Unterschied zwischen Herrschaft und persönlicher Abhängigkeit begründet hatte. ( Schluß folgt. ) Ein amerikanischer Schriftsteller. Von Paul Dehn. Nach dem Unabhängigkeitskriege in der letzten Hälfte des vorigen Jahr- hunderts hatte sich die neue Republik der Vereinigten Staaten von Nord- Amerika thatsächlich schnell von dem Mutterlande England emanzipirt, und das staatliche Selbstgefühl und Selbstbewußtsein war nach dem glücklich beendeten Kampf in dem Herzen des amerikanischen Volkes erwacht, welches sich von da an, trotz der Verschiedenheit der Nationalitäten, als etwas Zusammenhängendes, als einen Staat zu fühlen begann. Nicht mit solcher Schnelligkeit konnte die Emanzipation auf geistigem Gebiet vorgehen; was die Kolonie bis dahin an geistigen, speziell litera- rischen Bedürfnissen gebraucht hatte, empfing sie von dem Mutterlande, mit welchem sie durch gemeinsame Sitten, Sprachen und Einrichtungen eng verbunden war. Lange Zeit noch nach der Unabhängigkeitserklärung von England übten englische Literatur und Kunst unbeschränkten Einfluß auf die Sitten und Anschauungen der Amerikaner, und die ersten eigenen Schriftsteller derselben auf dem freien Boden der neuen Republik waren durchaus englisch. Der Erste, welcher auf diesem Gebiet mit Selbst- ständigkeit auftrat und damit den Anfang zu einer amerikanischen National- literatur machte, war Brockden Brown, ein Quäker, welcher im Jahre 1810 starb. Er war ein ebenso vielseitiger wie fleißiger Mann, der sich als Romanschriftsteller, Publizist, als talentvoller Redner und Politiker weit bekannt machte. Sein Hauptverdienst beruht auf dem Umstand, daß er der amerikanischen Literatur eine selbstständige Richtung gab. Keinem andern amerikanischen Schriftsteller ist es indeß in solchem Grade gelungen, die Augen des Auslandes auf Amerika und seine Zustände zu richten und den Bewohnern der alten Welt Jnteresse einzuflößen für die neue unbekannte, als James Fenimoore Cooper. Man nennt ihn gern den amerikanischen Walter Scott; leider hinkt dieser Vergleich, wie jeder, auf beiden Beinen, denn weder in der Wahl der Stoffe, noch in der Ausarbeitung derselben, noch in der Wirkung, welche Beide auf ihre Zeitgenossen und welche diese wiederum auf Scott und Cooper übten, sind sie zu vergleichen; nur ihre Erfolge sind gleich glänzend und groß gewesen, und ihre Bedeutung ist, jede in ihrer Art, da sie zu derselben Zeit lebten, allerdings relativ ähnlich. Cooper wurde im Jahre 1789 zur Burlington in New=Yersey geboren, erhielt von wohlhabenden Aeltern eine sorgfältige Erziehung und ging als junger Mann auf sechs Jahre aus Lust nach Abenteuern zur Marine. Bald nach seinem Austritt aus derselben verheirathete er sich und lebte abwechselnd bei New=York und auf der Farm seines Vaters. Durch Zufall erhielt er in dieser Zeit Antrieb zu schriftstellerischer Thätigkeit, deren erste Frucht im Jahre 1821 unter dem Titel „Die Vorsicht“ ( Pre- caution ) im Druck erschien, die indeß über die Grenzen des Vaterlandes hinaus nicht bekannt wurde und auch innerhalb derselben nur geringen Beifall fand. Um so größerer Anklang wurde seinem unmittelbar darauf folgenden Roman „Der Spion“ ( Spy ) zu Theil. Er entnahm den Stoff zu demselben der neuen amerikanischen Geschichte, dem Unabhängigkeits- krieg, und entwickelte schon hier die reiche Begabung, welche ihm in der Schilderung der wunderbar schönen, eigenthümlichen Landschaft mit ihren braunen Bewohnern zu Gebote stand. Schon im nächsten Jahr ( 1822 ) erschien die erste Abtheilung der vielgelesenen „Lederstrumpf=Erzählungen“, welche in allen Ländern der alten und neuen Welt Tausende von Lesern fanden und noch finden. Jn den fünf Abtheilungen dieses Werkes schildert er das amerikanische Wald= und Prairieleben in leichter, anmuthender und talentvoller Darstellung; er führt uns die originellen Bewohner jener durch ihn interessant gewordenen Wildnisse vor, ihre Verhältnisse unter sich, ihre Begegnungen mit den weißen Einwanderern; er beschreibt aus- führlich in spannender Weise die merkwürdigen Sitten und Gebräuche der Jndianer und läßt uns einen klaren Blick thun in das gesammte Leben und Treiben des neuen Welttheils. Es soll in den dreißiger Jahren nicht selten vorgekommen sein, daß Einwanderer, über ihre genauen Kenntnisse der amerikanischen Verhältnisse befragt, antworteten, daß sie dieselben aus den Romanen Coopers geschöpft hätten. Cooper wer der Erste, der diesen dankbaren Stoff benutzte; er fand viele Nachahmer, von denen ihn indeß Keiner erreicht hat. Wie lebendig und eindringend vermag er uns jene fernen Landstrecken vorzuführen, unsere Phantasie anzuregen und zu fesseln, so daß seine Schilderungen lange Zeit aufs Deutlichste unseren geistigen Augen eingeprägt sind. Wenn seine Romane im Anfang von der Kritik mit nichts weniger als günstigen Augen aufgenommen wurden, so entschä- digte ihn das gesunde Urtheil des Publikums, welches sich nun einmal nicht irre machen läßt, reichlich, und spornte ihn zu neuen Werken an. Als er im Jahre 1826 nach Europa zur Wiederherstellung seiner Gesundheit reiste, wurde er in England und Frankreich mit Enthusiasmus aufgenom- men; er stand mit Walter Scott, Lafayette u. A. in freundschaftlichster

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Zitationshilfe: Sonntags-Blatt. Nr. 5. Berlin, 2. Februar 1868, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_sonntagsblatt05_1868/5>, abgerufen am 06.06.2024.