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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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gion und des GOTTES-Dienstes/ wegen des allgemeinen Vaterlandes/ wegen unserer Freunde und Nachbarn/ die mit uns in Verbündnis leben/ wegen zugezogener Gewalt/ und anderer Beleidigungen.

Tyrannen sind nicht seltzam. Anthoei Grausamkeit giebet uns Anlaß grosser Herren Tyranney nachzudencken. Wie die Sanfftmüthigkeit nicht allein ehrlich/ sondern auch sicher machet/ und Potentaten zur besondern Zierde und Wohlfahrt gereichet: Also werden gegentheils Tyrannen wegen ihrer verübten Grausamkeit von ihren Unterthanen gehasset/ und offters wohl gar von ihren selbst-eigenen Leibes-Hütern überfallen und hingerichtet. Nulla cum Tyrannis Societas est, sed summa potius distractio: Niemand gehet mit einem Tyrannen umb. Als Keyser Mauritio im Traume vorkam/ wie er von einem seiner Kriegs-Bedienten/ mit Nahmen Phocas/ um das Leben gebracht würde/ und der Keyser den Philippum fragte/ wer derselbe wäre? Sagte dieser: Es sey ein Ehr-geitziger/ jedoch zaghafftiger Hauptmann/ da sprach der Keyser/ ist er surchtsam/ so ist er gewis ein Tyranne/ Mörder und Todschläger. Alexander Phoraeus war in Thessalien ein grosser Tyranne/ darbey aber so furchtsam/ daß er seiner eigenen Gemahlin nicht trauete. Keyser Basilius ließ in einer Schlacht / die er wider seine Feinde erhalten/ 15000. derselben blenden/ und von jedem Hundert Einem ein Auge übrig. Der Syracusanische Tyranne Dionysius richtete seine Mutter mit Giffte hin. Panthaleon ließ die zu ihnen geschickten Gesandten ausschneiden/ und Hertzog Vitold seine Unterthanen in Behren-Häute nähen/ und sie von Hunden zerreissen/ so gar/ daß wann er einem sich zu hencken/ oder zu tödten befahl/ derselbe solches nicht freywillig und ohne Hencker verrichtete. Der Römische Dictator Sylla rühmete sich/ daß ihm keiner an Grausamkeit vorgienge. Der Parther König Phraates tödtete seinen alten Vater/ und dreyssig seiner Brüder/ damit in Parthia niemand von den Seinigen nach seinem Tode zum Regiment kommen möchte. Also ist bekannt/ daß Agathocles zu Syracus: Phalaris zu Agrigent: Aristippus zu Argiv: Aristagoras zu Milet: Periander zu Corinth. Procopius zu Constantinopel: Milo zu Pisen/ Machanidas zu Lacedoemon. Candaules zu Sardis: Busyris in Egyptien: Creon zu Theben: Nicocles zu Sicyon: Gelon/ und Hilo in Sicilien: Hipparchus/ und Pisistratus zu Athen: Policrates in der Insel Samos, und viel andere mehr die grösten Tyrannen gewesen. Der Ausgang aber dieser aller lehret uns/ wie zwar das grimmige Schwerd einen und den andern hinweg raffete/ hingegen aber viel unzehlbare Gemüther von dergleichen Potentaten dermassen abwendig machet/ daß/ ob sie schon dieselben fürchten / und ihnen gehorsamen/ dennoch hinwie derum gegen die/ welche sie nicht lieben / gleicher Gestalt eine und die andere Furcht tragen müssen. Dahero König Ludowigs des Zwölfften in Franckreich Sprichwort wahr zu seyn scheinet/ indem er gesagt: daß der gemeine Pöbel der Tyrannen Speise/ dieser aber der Teufel sey. Denn derjenige ist ohne Zweyfel verdammt/ dessen Wandel und Leben ohne Bereuen bis an das Ende währet/ und über welches Tod sich einjeder erfreuet.

Von den Centauris. Die überwältigten Centauri sagen etliche/ wären von dem Ixion, etliche von dem Saturno und der Philyra, des Oceans Tochter/ etliche aber von dem Chiron des Ixions Königes in Thessalien Sohne entprungen. Diese sollen auf dem Berge Pelio von den Nymphen erzogen worden seyn/ welche weil sie sich mit den Mutter-Pferden daselbst vermischet haben soll-

gion und des GOTTES-Dienstes/ wegen des allgemeinen Vaterlandes/ wegen unserer Freunde und Nachbarn/ die mit uns in Verbündnis leben/ wegen zugezogener Gewalt/ und anderer Beleidigungen.

Tyrañen sind nicht seltzam. Anthoei Grausamkeit giebet uns Anlaß grosser Herren Tyranney nachzudencken. Wie die Sanfftmüthigkeit nicht allein ehrlich/ sondern auch sicher machet/ und Potentaten zur besondern Zierde und Wohlfahrt gereichet: Also werden gegentheils Tyrannen wegen ihrer verübten Grausamkeit von ihren Unterthanen gehasset/ und offters wohl gar von ihren selbst-eigenen Leibes-Hütern überfallen und hingerichtet. Nulla cum Tyrannis Societas est, sed summa potius distractio: Niemand gehet mit einem Tyrannen umb. Als Keyser Mauritio im Traume vorkam/ wie er von einem seiner Kriegs-Bedienten/ mit Nahmen Phocas/ um das Leben gebracht würde/ und der Keyser den Philippum fragte/ wer derselbe wäre? Sagte dieser: Es sey ein Ehr-geitziger/ jedoch zaghafftiger Hauptmann/ da sprach der Keyser/ ist er surchtsam/ so ist er gewis ein Tyranne/ Mörder und Todschläger. Alexander Phoraeus war in Thessalien ein grosser Tyranne/ darbey aber so furchtsam/ daß er seiner eigenen Gemahlin nicht trauete. Keyser Basilius ließ in einer Schlacht / die er wider seine Feinde erhalten/ 15000. derselben blenden/ und von jedem Hundert Einem ein Auge übrig. Der Syracusanische Tyranne Dionysius richtete seine Mutter mit Giffte hin. Panthaleon ließ die zu ihnen geschickten Gesandten ausschneiden/ und Hertzog Vitold seine Unterthanen in Behren-Häute nähen/ und sie von Hunden zerreissen/ so gar/ daß wann er einem sich zu hencken/ oder zu tödten befahl/ derselbe solches nicht freywillig und ohne Hencker verrichtete. Der Römische Dictator Sylla rühmete sich/ daß ihm keiner an Grausamkeit vorgienge. Der Parther König Phraates tödtete seinen alten Vater/ und dreyssig seiner Brüder/ damit in Parthia niemand von den Seinigen nach seinem Tode zum Regiment kommen möchte. Also ist bekannt/ daß Agathocles zu Syracus: Phalaris zu Agrigent: Aristippus zu Argiv: Aristagoras zu Milet: Periander zu Corinth. Procopius zu Constantinopel: Milo zu Pisen/ Machanidas zu Lacedoemon. Candaules zu Sardis: Busyris in Egyptien: Creon zu Theben: Nicocles zu Sicyon: Gelon/ und Hilo in Sicilien: Hipparchus/ und Pisistratus zu Athen: Policrates in der Insel Samos, und viel andere mehr die grösten Tyrannen gewesen. Der Ausgang aber dieser aller lehret uns/ wie zwar das grimmige Schwerd einen und den andern hinweg raffete/ hingegen aber viel unzehlbare Gemüther von dergleichen Potentaten dermassen abwendig machet/ daß/ ob sie schon dieselben fürchten / und ihnen gehorsamen/ dennoch hinwie derum gegen die/ welche sie nicht lieben / gleicher Gestalt eine und die andere Furcht tragen müssen. Dahero König Ludowigs des Zwölfften in Franckreich Sprichwort wahr zu seyn scheinet/ indem er gesagt: daß der gemeine Pöbel der Tyrannen Speise/ dieser aber der Teufel sey. Denn derjenige ist ohne Zweyfel verdammt/ dessen Wandel und Leben ohne Bereuen bis an das Ende währet/ und über welches Tod sich einjeder erfreuet.

Von den Centauris. Die überwältigten Centauri sagen etliche/ wären von dem Ixion, etliche von dem Saturno und der Philyra, des Oceans Tochter/ etliche aber von dem Chiron des Ixions Königes in Thessalien Sohne entprungen. Diese sollen auf dem Berge Pelio von den Nymphen erzogen worden seyn/ welche weil sie sich mit den Mutter-Pferden daselbst vermischet haben soll-

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[548/0574] gion und des GOTTES-Dienstes/ wegen des allgemeinen Vaterlandes/ wegen unserer Freunde und Nachbarn/ die mit uns in Verbündnis leben/ wegen zugezogener Gewalt/ und anderer Beleidigungen. Anthoei Grausamkeit giebet uns Anlaß grosser Herren Tyranney nachzudencken. Wie die Sanfftmüthigkeit nicht allein ehrlich/ sondern auch sicher machet/ und Potentaten zur besondern Zierde und Wohlfahrt gereichet: Also werden gegentheils Tyrannen wegen ihrer verübten Grausamkeit von ihren Unterthanen gehasset/ und offters wohl gar von ihren selbst-eigenen Leibes-Hütern überfallen und hingerichtet. Nulla cum Tyrannis Societas est, sed summa potius distractio: Niemand gehet mit einem Tyrannen umb. Als Keyser Mauritio im Traume vorkam/ wie er von einem seiner Kriegs-Bedienten/ mit Nahmen Phocas/ um das Leben gebracht würde/ und der Keyser den Philippum fragte/ wer derselbe wäre? Sagte dieser: Es sey ein Ehr-geitziger/ jedoch zaghafftiger Hauptmann/ da sprach der Keyser/ ist er surchtsam/ so ist er gewis ein Tyranne/ Mörder und Todschläger. Alexander Phoraeus war in Thessalien ein grosser Tyranne/ darbey aber so furchtsam/ daß er seiner eigenen Gemahlin nicht trauete. Keyser Basilius ließ in einer Schlacht / die er wider seine Feinde erhalten/ 15000. derselben blenden/ und von jedem Hundert Einem ein Auge übrig. Der Syracusanische Tyranne Dionysius richtete seine Mutter mit Giffte hin. Panthaleon ließ die zu ihnen geschickten Gesandten ausschneiden/ und Hertzog Vitold seine Unterthanen in Behren-Häute nähen/ und sie von Hunden zerreissen/ so gar/ daß wann er einem sich zu hencken/ oder zu tödten befahl/ derselbe solches nicht freywillig und ohne Hencker verrichtete. Der Römische Dictator Sylla rühmete sich/ daß ihm keiner an Grausamkeit vorgienge. Der Parther König Phraates tödtete seinen alten Vater/ und dreyssig seiner Brüder/ damit in Parthia niemand von den Seinigen nach seinem Tode zum Regiment kommen möchte. Also ist bekannt/ daß Agathocles zu Syracus: Phalaris zu Agrigent: Aristippus zu Argiv: Aristagoras zu Milet: Periander zu Corinth. Procopius zu Constantinopel: Milo zu Pisen/ Machanidas zu Lacedoemon. Candaules zu Sardis: Busyris in Egyptien: Creon zu Theben: Nicocles zu Sicyon: Gelon/ und Hilo in Sicilien: Hipparchus/ und Pisistratus zu Athen: Policrates in der Insel Samos, und viel andere mehr die grösten Tyrannen gewesen. Der Ausgang aber dieser aller lehret uns/ wie zwar das grimmige Schwerd einen und den andern hinweg raffete/ hingegen aber viel unzehlbare Gemüther von dergleichen Potentaten dermassen abwendig machet/ daß/ ob sie schon dieselben fürchten / und ihnen gehorsamen/ dennoch hinwie derum gegen die/ welche sie nicht lieben / gleicher Gestalt eine und die andere Furcht tragen müssen. Dahero König Ludowigs des Zwölfften in Franckreich Sprichwort wahr zu seyn scheinet/ indem er gesagt: daß der gemeine Pöbel der Tyrannen Speise/ dieser aber der Teufel sey. Denn derjenige ist ohne Zweyfel verdammt/ dessen Wandel und Leben ohne Bereuen bis an das Ende währet/ und über welches Tod sich einjeder erfreuet. Tyrañen sind nicht seltzam. Die überwältigten Centauri sagen etliche/ wären von dem Ixion, etliche von dem Saturno und der Philyra, des Oceans Tochter/ etliche aber von dem Chiron des Ixions Königes in Thessalien Sohne entprungen. Diese sollen auf dem Berge Pelio von den Nymphen erzogen worden seyn/ welche weil sie sich mit den Mutter-Pferden daselbst vermischet haben soll- Von den Centauris.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/574>, abgerufen am 25.11.2024.