[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.auf einen Tag etliche hundert Hauer verfallen/ und nachgehends von einem Gespänste viel Kinder zusammen gelocket / und in solchem verführet worden seyn. Die Berg-Zwerge oder Erd-Männer sollen sich öffters in der Tieffe gar geschäfftig erzeigen/ und den Berg-Leuten eine und die andere Verblendung vorstellen. Der Teufel ist ein Tausendkünstler / welcher aus allerhand irrdischen dicken Dämpffen und Nebeln/ unterschiedene seltzame Gestalt sich nehmen kan: also/ daß er sich bald wie ein Hund/ Katze / Specht/ Rabe/ Saue/ und gar in einen Engel des Liechts/ verstellen kan. Denn gleichwie die Engel/ wenn sie die Wercke GOttes verrichten/ die subtileste Lufft/ und das reineste Element an sich nehmen/ und damit die anmuthigste Gestalt machen; Also ziehen hingegen die bösen Geister aus den untersten Elementen die allerunflätigsten und stinckenden Dämpffe und Dünste der Erden an sich/ und bilden aus dem gifftigen und garstigen Nebel ihre abscheuliche und schreckliche Gestalt ab/ damit/ wenn er wieder verschwindet/ den heßlichsten Gestanck nach sich verlassen möge. Die ungewisse Wündschel- oder Berg-Ruthe. Georgius Agricola. Barth. Anhorn. in Magiologia. Es ist nicht genug den Nahmen eines Bergmanns führen/ sondern es muß auch derselbige/ wenn in einem unverschrotenen Gebürge Gänge verhanden/ dergleichen wohl erwegen/ die Gelegenheit des Gebürges/ der Gänge Streichen/ und wenn dasselbe seine Gehänge hat/ und in gutem Getriebe lieget/ wohl in Acht nehmen/ dahero gehet er zuförderst mit der Ruthe die Gänge aus/ welche gemeiniglich von einer Haselstaude zum Silber/ von Eichen zum Kupffer/ von Tannen zum Bleye und Ziehn / von Eisen und Stahl zum Golde gebraucht wird. Diese Berg- oder Wündschel-Ruthe habe ihren Ursprung/ sagt man/ von des Mercurii Ruthe. Diese ist nichts anders als eine Ruthe eines Jahres alt/ welche der Ruthen Gänger zwieslicht abschneidet/ und sie/ nachdem er Silber/ Kupffer oder ander Lohneisen p. m. 14. Metall ausgehen will/ gebrauchet. Sie wird aber darum eine Glücks- oder Wiecker- das ist Wahrsager-Ruthe genennet / alldieweil man sich derselben theils bey den Berg-Wercken/ theils auch Schatz-Suchen bedienet. Und ob es sich schon ansehen lässet/ als ob sie ihren Anfang von der Zauberey genommen; So ist sie doch bis dato/ nachdem man die zauberischen Worte darbey ausgelassen/ bey dem Berg-Volcke/ damit die Gänge auszugehen/ Johann. Sperling. in Phys. Anhorn. in Magiologia. verblieben/ und der Alten Gebrauch erhalten worden. Es entstehet unter den Gelehrten die Frage: Ob diese Virgula divina oder Wündschel-Ruthe aus einer verborgenen Eigenschafft Etwas würcken könne oder nicht? Wer diese Ruthe brechen will/ sagt man/ der muß weder Eisen/ Ertz / noch ander Metall an sich haben/ sie im Gebrauche derselben mit beyden Händen an ihren Enden über sich halten/ und also darmit das Metall ausgehen. Denn gleichwie der Magnet das Eisen an sich zöge: Also hätte auch die Ruthe eine verborgene Verwandschafft mit einem und dem andern Metalle. Darwider aber Etliche schreiben/ und sagen: daß ihre Würckung nichts. Denn wenn etwas daran / warum thäte sie es nicht vor sich alleine/ und ohne Zuthuung der Menschen? Zudem verrichtete sie auch nicht jederzeit das Ihrige/ weil sie sich nemlich nach keinem offenbahrlich darliegenden Metalle lenckete. Hätte dieselbe mit dem Metall eine heimliche Wirckung/ so müste sie eben dasselbe werckstellig machen / wenn sie noch am Baume wäre. Wollte man aber zugeben/ daß zwischen der Ruthe / und dem Metall eine Sympathia, wie zwischen dem Magnete und Eisen: so wäre doch zwischen ihr und dem Metall keine dergleichen Verwandschafft. Denn/ wie sollte diese Ruthe auf einen Tag etliche hundert Hauer verfallen/ und nachgehends von einem Gespänste viel Kinder zusammen gelocket / und in solchem verführet worden seyn. Die Berg-Zwerge oder Erd-Männer sollen sich öffters in der Tieffe gar geschäfftig erzeigen/ und den Berg-Leuten eine und die andere Verblendung vorstellen. Der Teufel ist ein Tausendkünstler / welcher aus allerhand irrdischen dicken Dämpffen und Nebeln/ unterschiedene seltzame Gestalt sich nehmen kan: also/ daß er sich bald wie ein Hund/ Katze / Specht/ Rabe/ Saue/ und gar in einen Engel des Liechts/ verstellen kan. Denn gleichwie die Engel/ wenn sie die Wercke GOttes verrichten/ die subtileste Lufft/ und das reineste Element an sich nehmen/ und damit die anmuthigste Gestalt machen; Also ziehen hingegen die bösen Geister aus den untersten Elementen die allerunflätigsten und stinckenden Dämpffe und Dünste der Erden an sich/ und bilden aus dem gifftigen und garstigen Nebel ihre abscheuliche und schreckliche Gestalt ab/ damit/ wenn er wieder verschwindet/ den heßlichsten Gestanck nach sich verlassen möge. Die ungewisse Wündschel- oder Berg-Ruthe. Georgius Agricola. Barth. Anhorn. in Magiologia. Es ist nicht genug den Nahmen eines Bergmanns führen/ sondern es muß auch derselbige/ wenn in einem unverschrotenen Gebürge Gänge verhanden/ dergleichen wohl erwegen/ die Gelegenheit des Gebürges/ der Gänge Streichen/ und wenn dasselbe seine Gehänge hat/ und in gutem Getriebe lieget/ wohl in Acht nehmen/ dahero gehet er zuförderst mit der Ruthe die Gänge aus/ welche gemeiniglich von einer Haselstaude zum Silber/ von Eichen zum Kupffer/ von Tannen zum Bleye und Ziehn / von Eisen und Stahl zum Golde gebraucht wird. Diese Berg- oder Wündschel-Ruthe habe ihren Ursprung/ sagt man/ von des Mercurii Ruthe. Diese ist nichts anders als eine Ruthe eines Jahres alt/ welche der Ruthen Gänger zwieslicht abschneidet/ und sie/ nachdem er Silber/ Kupffer oder ander Lohneisen p. m. 14. Metall ausgehen will/ gebrauchet. Sie wird aber darum eine Glücks- oder Wiecker- das ist Wahrsager-Ruthe genennet / alldieweil man sich derselben theils bey den Berg-Wercken/ theils auch Schatz-Suchen bedienet. Und ob es sich schon ansehen lässet/ als ob sie ihren Anfang von der Zauberey genommen; So ist sie doch bis dato/ nachdem man die zauberischen Worte darbey ausgelassen/ bey dem Berg-Volcke/ damit die Gänge auszugehen/ Johann. Sperling. in Phys. Anhorn. in Magiologia. verblieben/ und der Alten Gebrauch erhalten worden. Es entstehet unter den Gelehrten die Frage: Ob diese Virgula divina oder Wündschel-Ruthe aus einer verborgenen Eigenschafft Etwas würcken könne oder nicht? Wer diese Ruthe brechen will/ sagt man/ der muß weder Eisen/ Ertz / noch ander Metall an sich haben/ sie im Gebrauche derselben mit beyden Händen an ihren Enden über sich halten/ und also darmit das Metall ausgehen. Denn gleichwie der Magnet das Eisen an sich zöge: Also hätte auch die Ruthe eine verborgene Verwandschafft mit einem und dem andern Metalle. Darwider aber Etliche schreiben/ und sagen: daß ihre Würckung nichts. Denn wenn etwas daran / warum thäte sie es nicht vor sich alleine/ und ohne Zuthuung der Menschen? Zudem verrichtete sie auch nicht jederzeit das Ihrige/ weil sie sich nemlich nach keinem offenbahrlich darliegenden Metalle lenckete. Hätte dieselbe mit dem Metall eine heimliche Wirckung/ so müste sie eben dasselbe werckstellig machen / wenn sie noch am Baume wäre. Wollte man aber zugeben/ daß zwischen der Ruthe / und dem Metall eine Sympathia, wie zwischen dem Magnete und Eisen: so wäre doch zwischen ihr und dem Metall keine dergleichen Verwandschafft. Denn/ wie sollte diese Ruthe <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0539" n="515"/> auf einen Tag etliche hundert Hauer verfallen/ und nachgehends von einem Gespänste viel Kinder zusammen gelocket / und in solchem verführet worden seyn. Die Berg-Zwerge oder Erd-Männer sollen sich öffters in der Tieffe gar geschäfftig erzeigen/ und den Berg-Leuten eine und die andere Verblendung vorstellen. Der Teufel ist ein Tausendkünstler / welcher aus allerhand irrdischen dicken Dämpffen und Nebeln/ unterschiedene seltzame Gestalt sich nehmen kan: also/ daß er sich bald wie ein Hund/ Katze / Specht/ Rabe/ Saue/ und gar in einen Engel des Liechts/ verstellen kan. Denn gleichwie die Engel/ wenn sie die Wercke GOttes verrichten/ die subtileste Lufft/ und das reineste Element an sich nehmen/ und damit die anmuthigste Gestalt machen; Also ziehen hingegen die bösen Geister aus den untersten Elementen die allerunflätigsten und stinckenden Dämpffe und Dünste der Erden an sich/ und bilden aus dem gifftigen und garstigen Nebel ihre abscheuliche und schreckliche Gestalt ab/ damit/ wenn er wieder verschwindet/ den heßlichsten Gestanck nach sich verlassen möge.</p> <p><note place="right">Die ungewisse Wündschel- oder Berg-Ruthe. Georgius Agricola. Barth. Anhorn. in Magiologia.</note> Es ist nicht genug den Nahmen eines Bergmanns führen/ sondern es muß auch derselbige/ wenn in einem unverschrotenen Gebürge Gänge verhanden/ dergleichen wohl erwegen/ die Gelegenheit des Gebürges/ der Gänge Streichen/ und wenn dasselbe seine Gehänge hat/ und in gutem Getriebe lieget/ wohl in Acht nehmen/ dahero gehet er zuförderst mit der Ruthe die Gänge aus/ welche gemeiniglich von einer Haselstaude zum Silber/ von Eichen zum Kupffer/ von Tannen zum Bleye und Ziehn / von Eisen und Stahl zum Golde gebraucht wird. Diese Berg- oder Wündschel-Ruthe habe ihren Ursprung/ sagt man/ von des Mercurii Ruthe. Diese ist nichts anders als eine Ruthe eines Jahres alt/ welche der Ruthen Gänger zwieslicht abschneidet/ und sie/ nachdem er Silber/ Kupffer oder ander <note place="right">Lohneisen p. m. 14.</note> Metall ausgehen will/ gebrauchet. Sie wird aber darum eine Glücks- oder Wiecker- das ist Wahrsager-Ruthe genennet / alldieweil man sich derselben theils bey den Berg-Wercken/ theils auch Schatz-Suchen bedienet. Und ob es sich schon ansehen lässet/ als ob sie ihren Anfang von der Zauberey genommen; So ist sie doch bis dato/ nachdem man die zauberischen Worte darbey ausgelassen/ bey dem Berg-Volcke/ damit die Gänge auszugehen/ <note place="right">Johann. Sperling. in Phys. Anhorn. in Magiologia.</note> verblieben/ und der Alten Gebrauch erhalten worden. Es entstehet unter den Gelehrten die Frage: Ob diese Virgula divina oder Wündschel-Ruthe aus einer verborgenen Eigenschafft Etwas würcken könne oder nicht? Wer diese Ruthe brechen will/ sagt man/ der muß weder Eisen/ Ertz / noch ander Metall an sich haben/ sie im Gebrauche derselben mit beyden Händen an ihren Enden über sich halten/ und also darmit das Metall ausgehen. Denn gleichwie der Magnet das Eisen an sich zöge: Also hätte auch die Ruthe eine verborgene Verwandschafft mit einem und dem andern Metalle. Darwider aber Etliche schreiben/ und sagen: daß ihre Würckung nichts. Denn wenn etwas daran / warum thäte sie es nicht vor sich alleine/ und ohne Zuthuung der Menschen? Zudem verrichtete sie auch nicht jederzeit das Ihrige/ weil sie sich nemlich nach keinem offenbahrlich darliegenden Metalle lenckete. Hätte dieselbe mit dem Metall eine heimliche Wirckung/ so müste sie eben dasselbe werckstellig machen / wenn sie noch am Baume wäre. Wollte man aber zugeben/ daß zwischen der Ruthe / und dem Metall eine Sympathia, wie zwischen dem Magnete und Eisen: so wäre doch zwischen ihr und dem Metall keine dergleichen Verwandschafft. Denn/ wie sollte diese Ruthe </p> </div> </body> </text> </TEI> [515/0539]
auf einen Tag etliche hundert Hauer verfallen/ und nachgehends von einem Gespänste viel Kinder zusammen gelocket / und in solchem verführet worden seyn. Die Berg-Zwerge oder Erd-Männer sollen sich öffters in der Tieffe gar geschäfftig erzeigen/ und den Berg-Leuten eine und die andere Verblendung vorstellen. Der Teufel ist ein Tausendkünstler / welcher aus allerhand irrdischen dicken Dämpffen und Nebeln/ unterschiedene seltzame Gestalt sich nehmen kan: also/ daß er sich bald wie ein Hund/ Katze / Specht/ Rabe/ Saue/ und gar in einen Engel des Liechts/ verstellen kan. Denn gleichwie die Engel/ wenn sie die Wercke GOttes verrichten/ die subtileste Lufft/ und das reineste Element an sich nehmen/ und damit die anmuthigste Gestalt machen; Also ziehen hingegen die bösen Geister aus den untersten Elementen die allerunflätigsten und stinckenden Dämpffe und Dünste der Erden an sich/ und bilden aus dem gifftigen und garstigen Nebel ihre abscheuliche und schreckliche Gestalt ab/ damit/ wenn er wieder verschwindet/ den heßlichsten Gestanck nach sich verlassen möge.
Es ist nicht genug den Nahmen eines Bergmanns führen/ sondern es muß auch derselbige/ wenn in einem unverschrotenen Gebürge Gänge verhanden/ dergleichen wohl erwegen/ die Gelegenheit des Gebürges/ der Gänge Streichen/ und wenn dasselbe seine Gehänge hat/ und in gutem Getriebe lieget/ wohl in Acht nehmen/ dahero gehet er zuförderst mit der Ruthe die Gänge aus/ welche gemeiniglich von einer Haselstaude zum Silber/ von Eichen zum Kupffer/ von Tannen zum Bleye und Ziehn / von Eisen und Stahl zum Golde gebraucht wird. Diese Berg- oder Wündschel-Ruthe habe ihren Ursprung/ sagt man/ von des Mercurii Ruthe. Diese ist nichts anders als eine Ruthe eines Jahres alt/ welche der Ruthen Gänger zwieslicht abschneidet/ und sie/ nachdem er Silber/ Kupffer oder ander Metall ausgehen will/ gebrauchet. Sie wird aber darum eine Glücks- oder Wiecker- das ist Wahrsager-Ruthe genennet / alldieweil man sich derselben theils bey den Berg-Wercken/ theils auch Schatz-Suchen bedienet. Und ob es sich schon ansehen lässet/ als ob sie ihren Anfang von der Zauberey genommen; So ist sie doch bis dato/ nachdem man die zauberischen Worte darbey ausgelassen/ bey dem Berg-Volcke/ damit die Gänge auszugehen/ verblieben/ und der Alten Gebrauch erhalten worden. Es entstehet unter den Gelehrten die Frage: Ob diese Virgula divina oder Wündschel-Ruthe aus einer verborgenen Eigenschafft Etwas würcken könne oder nicht? Wer diese Ruthe brechen will/ sagt man/ der muß weder Eisen/ Ertz / noch ander Metall an sich haben/ sie im Gebrauche derselben mit beyden Händen an ihren Enden über sich halten/ und also darmit das Metall ausgehen. Denn gleichwie der Magnet das Eisen an sich zöge: Also hätte auch die Ruthe eine verborgene Verwandschafft mit einem und dem andern Metalle. Darwider aber Etliche schreiben/ und sagen: daß ihre Würckung nichts. Denn wenn etwas daran / warum thäte sie es nicht vor sich alleine/ und ohne Zuthuung der Menschen? Zudem verrichtete sie auch nicht jederzeit das Ihrige/ weil sie sich nemlich nach keinem offenbahrlich darliegenden Metalle lenckete. Hätte dieselbe mit dem Metall eine heimliche Wirckung/ so müste sie eben dasselbe werckstellig machen / wenn sie noch am Baume wäre. Wollte man aber zugeben/ daß zwischen der Ruthe / und dem Metall eine Sympathia, wie zwischen dem Magnete und Eisen: so wäre doch zwischen ihr und dem Metall keine dergleichen Verwandschafft. Denn/ wie sollte diese Ruthe
Die ungewisse Wündschel- oder Berg-Ruthe. Georgius Agricola. Barth. Anhorn. in Magiologia.
Lohneisen p. m. 14.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/539>, abgerufen am 17.06.2024. |