[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Cujus fructus mendicare, Cujus merces nunquam stare, Cujus poena est perire, Et in cruce interire. Diese Kunst ist ohne Kunst / Lauter Stückwerck/ lauter Dunst / Ihre Muttter Müssiggang / Ihre Worte nur ein Klang / Auch ihr Wundsch ist Sudeley / Und ihr Ruhm erstirbt darbey / Lügen bringet sie gewiß / Und ihr Leben Hinderniß / Ihre Arbeit bleht sich hoch / Und muß letzlich betteln doch. Schlecht bestehen ist ihr Lohn / Ihre Straffe Spott und Hohn / Und der Galgen/ da die Lufft Wird statt einer Grabes-Gruff. Weil nun dieses eine solche Kunst/ die zwar vor sich vortheilhafftig/ viel tausend aber/ so sich von ihr bethören lassen/ zu Narren machet/ so ist ein solcher der ihr nachhenget/ gleich einem Kauffmann/ der mit einer Sache einen Bewerb treiben will/ von welchem doch viel taufend nicht reich worden/ und an statt einer Person/ die etwas erworben/ eine unzehlige Menge verdorben sind. Particular Gold-Tinctur. Damit aber der sorgfältige Alchymiste bey diesen und andern Metallen zu seiner Kunst eine Prob haben möge / so wollen wir deren etliche Processe behöriges Orts erzehlen. Als/ man nehme einen Theil fein Gold/ und einen Theil fein Silber/ schmeltze die Beyden zusammen/ feile das Gold und Silber erstlich gantz klein/ und thue darzu den neunten Theil rein Quecksilber/ welches durch ein Tuch oder Leder gedrücket ist. Hernach mische man alles dreyes durcheinander/ wasche sie mit Weinessige so lange/ bis sie klar werden/ trockne sie/ thue sie in ein Glas/ setze sie auf einen faulen Heintzen in warmen Sande/ lege einen Filtz-Lappen oben auf das Loch/ und einen Stein über den Filtz-Lappen/ und lasse also über den Sublimier-Ofen drey Tage und Nacht stehen mit einem Feuer. Vorhero schlage man alle Tage und Nacht einmahl auf den Filtz-Lappen/ damit sich das sublimirte Quecksilber/ so sich oben im Glase angehencket/ desto besser niederschlage / und lege den Stein wieder auf den Filtz-Lappen/ auch rüttele man die Materie im Schlosse alle Tage einmahl herum. Wann nun die drey Tage um/ so reibe man die Materie zu- Cujus fructus mendicare, Cujus merces nunquam stare, Cujus poena est perire, Et in cruce interire. Diese Kunst ist ohne Kunst / Lauter Stückwerck/ lauter Dunst / Ihre Muttter Müssiggang / Ihre Worte nur ein Klang / Auch ihr Wundsch ist Sudeley / Und ihr Ruhm erstirbt darbey / Lügen bringet sie gewiß / Und ihr Leben Hinderniß / Ihre Arbeit bleht sich hoch / Und muß letzlich betteln doch. Schlecht bestehen ist ihr Lohn / Ihre Straffe Spott und Hohn / Und der Galgen/ da die Lufft Wird statt einer Grabes-Gruff. Weil nun dieses eine solche Kunst/ die zwar vor sich vortheilhafftig/ viel tausend aber/ so sich von ihr bethören lassen/ zu Narren machet/ so ist ein solcher der ihr nachhenget/ gleich einem Kauffmann/ der mit einer Sache einen Bewerb treiben will/ von welchem doch viel taufend nicht reich worden/ und an statt einer Person/ die etwas erworben/ eine unzehlige Menge verdorben sind. Particular Gold-Tinctur. Damit aber der sorgfältige Alchymiste bey diesen und andern Metallen zu seiner Kunst eine Prob haben möge / so wollen wir deren etliche Processe behöriges Orts erzehlen. Als/ man nehme einen Theil fein Gold/ und einen Theil fein Silber/ schmeltze die Beyden zusammen/ feile das Gold und Silber erstlich gantz klein/ und thue darzu den neunten Theil rein Quecksilber/ welches durch ein Tuch oder Leder gedrücket ist. Hernach mische man alles dreyes durcheinander/ wasche sie mit Weinessige so lange/ bis sie klar werden/ trockne sie/ thue sie in ein Glas/ setze sie auf einen faulen Heintzen in warmen Sande/ lege einen Filtz-Lappen oben auf das Loch/ und einen Stein über den Filtz-Lappen/ und lasse also über den Sublimier-Ofen drey Tage und Nacht stehen mit einem Feuer. Vorhero schlage man alle Tage und Nacht einmahl auf den Filtz-Lappen/ damit sich das sublimirte Quecksilber/ so sich oben im Glase angehencket/ desto besser niederschlage / und lege den Stein wieder auf den Filtz-Lappen/ auch rüttele man die Materie im Schlosse alle Tage einmahl herum. Wann nun die drey Tage um/ so reibe man die Materie zu- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0526" n="502"/> <p>Cujus fructus mendicare,</p> <p>Cujus merces nunquam stare,</p> <p>Cujus poena est perire,</p> <p>Et in cruce interire.</p> <p>Diese Kunst ist ohne Kunst /</p> <p>Lauter Stückwerck/ lauter Dunst /</p> <p>Ihre Muttter Müssiggang /</p> <p>Ihre Worte nur ein Klang /</p> <p>Auch ihr Wundsch ist Sudeley /</p> <p>Und ihr Ruhm erstirbt darbey /</p> <p>Lügen bringet sie gewiß /</p> <p>Und ihr Leben Hinderniß /</p> <p>Ihre Arbeit bleht sich hoch /</p> <p>Und muß letzlich betteln doch.</p> <p>Schlecht bestehen ist ihr Lohn /</p> <p>Ihre Straffe Spott und Hohn /</p> <p>Und der Galgen/ da die Lufft</p> <p>Wird statt einer Grabes-Gruff.</p> <p>Weil nun dieses eine solche Kunst/ die zwar vor sich vortheilhafftig/ viel tausend aber/ so sich von ihr bethören lassen/ zu Narren machet/ so ist ein solcher der ihr nachhenget/ gleich einem Kauffmann/ der mit einer Sache einen Bewerb treiben will/ von welchem doch viel taufend nicht reich worden/ und an statt einer Person/ die etwas erworben/ eine unzehlige Menge verdorben sind.</p> <p><note place="left">Particular Gold-Tinctur.</note> Damit aber der sorgfältige Alchymiste bey diesen und andern Metallen zu seiner Kunst eine Prob haben möge / so wollen wir deren etliche Processe behöriges Orts erzehlen. Als/ man nehme einen Theil fein Gold/ und einen Theil fein Silber/ schmeltze die Beyden zusammen/ feile das Gold und Silber erstlich gantz klein/ und thue darzu den neunten Theil rein Quecksilber/ welches durch ein Tuch oder Leder gedrücket ist. Hernach mische man alles dreyes durcheinander/ wasche sie mit Weinessige so lange/ bis sie klar werden/ trockne sie/ thue sie in ein Glas/ setze sie auf einen faulen Heintzen in warmen Sande/ lege einen Filtz-Lappen oben auf das Loch/ und einen Stein über den Filtz-Lappen/ und lasse also über den Sublimier-Ofen drey Tage und Nacht stehen mit einem Feuer. Vorhero schlage man alle Tage und Nacht einmahl auf den Filtz-Lappen/ damit sich das sublimirte Quecksilber/ so sich oben im Glase angehencket/ desto besser niederschlage / und lege den Stein wieder auf den Filtz-Lappen/ auch rüttele man die Materie im Schlosse alle Tage einmahl herum. Wann nun die drey Tage um/ so reibe man die Materie zu- </p> </div> </body> </text> </TEI> [502/0526]
Cujus fructus mendicare,
Cujus merces nunquam stare,
Cujus poena est perire,
Et in cruce interire.
Diese Kunst ist ohne Kunst /
Lauter Stückwerck/ lauter Dunst /
Ihre Muttter Müssiggang /
Ihre Worte nur ein Klang /
Auch ihr Wundsch ist Sudeley /
Und ihr Ruhm erstirbt darbey /
Lügen bringet sie gewiß /
Und ihr Leben Hinderniß /
Ihre Arbeit bleht sich hoch /
Und muß letzlich betteln doch.
Schlecht bestehen ist ihr Lohn /
Ihre Straffe Spott und Hohn /
Und der Galgen/ da die Lufft
Wird statt einer Grabes-Gruff.
Weil nun dieses eine solche Kunst/ die zwar vor sich vortheilhafftig/ viel tausend aber/ so sich von ihr bethören lassen/ zu Narren machet/ so ist ein solcher der ihr nachhenget/ gleich einem Kauffmann/ der mit einer Sache einen Bewerb treiben will/ von welchem doch viel taufend nicht reich worden/ und an statt einer Person/ die etwas erworben/ eine unzehlige Menge verdorben sind.
Damit aber der sorgfältige Alchymiste bey diesen und andern Metallen zu seiner Kunst eine Prob haben möge / so wollen wir deren etliche Processe behöriges Orts erzehlen. Als/ man nehme einen Theil fein Gold/ und einen Theil fein Silber/ schmeltze die Beyden zusammen/ feile das Gold und Silber erstlich gantz klein/ und thue darzu den neunten Theil rein Quecksilber/ welches durch ein Tuch oder Leder gedrücket ist. Hernach mische man alles dreyes durcheinander/ wasche sie mit Weinessige so lange/ bis sie klar werden/ trockne sie/ thue sie in ein Glas/ setze sie auf einen faulen Heintzen in warmen Sande/ lege einen Filtz-Lappen oben auf das Loch/ und einen Stein über den Filtz-Lappen/ und lasse also über den Sublimier-Ofen drey Tage und Nacht stehen mit einem Feuer. Vorhero schlage man alle Tage und Nacht einmahl auf den Filtz-Lappen/ damit sich das sublimirte Quecksilber/ so sich oben im Glase angehencket/ desto besser niederschlage / und lege den Stein wieder auf den Filtz-Lappen/ auch rüttele man die Materie im Schlosse alle Tage einmahl herum. Wann nun die drey Tage um/ so reibe man die Materie zu-
Particular Gold-Tinctur.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/526>, abgerufen am 17.06.2024. |