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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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dadurch fruchtbar gemachet wurde: Also ergehet es auch den Alchymisten/ welche an statt des Goldes die nützlichsten Artzneyen finden. Man erzehlet von einer Katze/ welche in einer Werckstatt eine neue Feile gefunden/ und dieselbe so lange gelecket/ bis daß ihr das Blut über die Zunge gelauffen/ und endlich ohnmächtig worden wäre. Diese Fabel bedeutet nichts anders/ als die Jenigen/ worunter auch die Alchymisten mit begriffen/ welche ihr Vermögen ohne Noth angreiffen/ dasselbe in einer ungewissen Sache muthwillig verthun/ und nicht eher nachlassen/ bis alles darauf gangen.

Unter andern beschuldiget man auch die Alchymi mit diesem/ daß sie die jenige sey/ welche der Natur ihre unzeitige Geburth vollkommen zu machen/ und deroselben Wirckung zu beförden unterstehe/ die Müntze verfälsche/ und sich mit dem Mammon befreunde. Und/ weil sie eine übele Haushalterin/ so klage sie / wenn ihr Beutel leer/ und ihr Leib mit Rauch und Dampff angefüllet/ über die schwache Wirckung des Himmels/ über die unreinen Metallen der Erden/ über die zerbrechliche Gläser/ und Geschirr/ über die Brenn- und Distillier-Oefen / über die Mörser und Reib-Steine/ über die Capellen/ über die Tiegel und Lätte / über Helm und Kolben/ über das unrechte Quecksilber/ Bley/ Zien/ Kupfer / Sal Armoniac/ Vitriol/ Salpeter/ Sal Alcali/ Sal Gemmoe/ Arsenicum/ und dergleichen/ über das unzeitige Calciniren/ Filtriren/ Coaguliren / Purificiren/ Separiren/ Solviren/ und/ daß alles das/ was zuwor sichtbar / im Rauch und Dampff darvon gehe: Ihrer Söhne Leben wäre also beschaffen/ daß sie sich äusserlich mit Rauch/ Schweiß/ Hitze/ und Mühe/ innwendig aber mit leerer Hoffnung/ vergeblicher Unruhe/ und nichtiger Eitelkeit quäleten/ und endlich in ihren Beuteln nichts als Lufft und Wind empfindeten. Sie verhieß Ihnen groß Reichthum; Was sie suchten/ das fänden sie nicht/ und was sie hätten/ das verlöhren sie; ehe sie sich aber am wenigsten versehen/ spränge der flüchtige und und unbändige Geist darvon/ da dann die Weisheit mit der gantzen Materie läge/ das Gut und die Zeit verlohren gienge/ der gute Nahme geschwächt/ die Menschen geäffet/ der Alchymist die Schultern zuckte/ und das eine Auge auf die verlutireten Chrysolen/ das andere aber auf den leeren Beutel richtete. Welches dann aus folgenden Reimen mit mehrern erhellet/ worunter aber die rechten Künstler nicht mit zu rechnen sind.

Alchymia quid? Illa est ars sine arte,

Cujus summa pars cum parte,

Cujus mater otiari,

Cujus verba sunt nugari,

Cujus votum denigrari,

Cujus fama annotari,

Cujus proba est mentiri,

Cujus vita impediri,

Cujus labor est inflare,

dadurch fruchtbar gemachet wurde: Also ergehet es auch den Alchymisten/ welche an statt des Goldes die nützlichsten Artzneyen finden. Man erzehlet von einer Katze/ welche in einer Werckstatt eine neue Feile gefunden/ und dieselbe so lange gelecket/ bis daß ihr das Blut über die Zunge gelauffen/ und endlich ohnmächtig worden wäre. Diese Fabel bedeutet nichts anders/ als die Jenigen/ worunter auch die Alchymisten mit begriffen/ welche ihr Vermögen ohne Noth angreiffen/ dasselbe in einer ungewissen Sache muthwillig verthun/ und nicht eher nachlassen/ bis alles darauf gangen.

Unter andern beschuldiget man auch die Alchymi mit diesem/ daß sie die jenige sey/ welche der Natur ihre unzeitige Geburth vollkommen zu machen/ und deroselben Wirckung zu beförden unterstehe/ die Müntze verfälsche/ und sich mit dem Mammon befreunde. Und/ weil sie eine übele Haushalterin/ so klage sie / wenn ihr Beutel leer/ und ihr Leib mit Rauch und Dampff angefüllet/ über die schwache Wirckung des Himmels/ über die unreinen Metallen der Erden/ über die zerbrechliche Gläser/ und Geschirr/ über die Brenn- und Distillier-Oefen / über die Mörser und Reib-Steine/ über die Capellen/ über die Tiegel und Lätte / über Helm und Kolben/ über das unrechte Quecksilber/ Bley/ Zien/ Kupfer / Sal Armoniac/ Vitriol/ Salpeter/ Sal Alcali/ Sal Gemmoe/ Arsenicum/ und dergleichen/ über das unzeitige Calciniren/ Filtriren/ Coaguliren / Purificiren/ Separiren/ Solviren/ und/ daß alles das/ was zuwor sichtbar / im Rauch und Dampff darvon gehe: Ihrer Söhne Leben wäre also beschaffen/ daß sie sich äusserlich mit Rauch/ Schweiß/ Hitze/ und Mühe/ innwendig aber mit leerer Hoffnung/ vergeblicher Unruhe/ und nichtiger Eitelkeit quäleten/ und endlich in ihren Beuteln nichts als Lufft und Wind empfindeten. Sie verhieß Ihnen groß Reichthum; Was sie suchten/ das fänden sie nicht/ und was sie hätten/ das verlöhren sie; ehe sie sich aber am wenigsten versehen/ spränge der flüchtige und und unbändige Geist darvon/ da dann die Weisheit mit der gantzen Materie läge/ das Gut und die Zeit verlohren gienge/ der gute Nahme geschwächt/ die Menschen geäffet/ der Alchymist die Schultern zuckte/ und das eine Auge auf die verlutireten Chrysolen/ das andere aber auf den leeren Beutel richtete. Welches dann aus folgenden Reimen mit mehrern erhellet/ worunter aber die rechten Künstler nicht mit zu rechnen sind.

Alchymia quid? Illa est ars sine arte,

Cujus summa pars cum parte,

Cujus mater otiari,

Cujus verba sunt nugari,

Cujus votum denigrari,

Cujus fama annotari,

Cujus proba est mentiri,

Cujus vita impediri,

Cujus labor est inflare,

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dadurch fruchtbar gemachet wurde:                      Also ergehet es auch den Alchymisten/ welche an statt des Goldes die                      nützlichsten Artzneyen finden. Man erzehlet von einer Katze/ welche in einer                      Werckstatt eine neue Feile gefunden/ und dieselbe so lange gelecket/ bis daß                      ihr das Blut über die Zunge gelauffen/ und endlich ohnmächtig worden wäre.                      Diese Fabel bedeutet nichts anders/ als die Jenigen/ worunter auch die                      Alchymisten mit begriffen/ welche ihr Vermögen ohne Noth angreiffen/ dasselbe                      in einer ungewissen Sache muthwillig verthun/ und nicht eher nachlassen/ bis                      alles darauf gangen.</p>
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        <p>Cujus mater otiari,</p>
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        <p>Cujus votum denigrari,</p>
        <p>Cujus fama annotari,</p>
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[501/0525] dadurch fruchtbar gemachet wurde: Also ergehet es auch den Alchymisten/ welche an statt des Goldes die nützlichsten Artzneyen finden. Man erzehlet von einer Katze/ welche in einer Werckstatt eine neue Feile gefunden/ und dieselbe so lange gelecket/ bis daß ihr das Blut über die Zunge gelauffen/ und endlich ohnmächtig worden wäre. Diese Fabel bedeutet nichts anders/ als die Jenigen/ worunter auch die Alchymisten mit begriffen/ welche ihr Vermögen ohne Noth angreiffen/ dasselbe in einer ungewissen Sache muthwillig verthun/ und nicht eher nachlassen/ bis alles darauf gangen. Unter andern beschuldiget man auch die Alchymi mit diesem/ daß sie die jenige sey/ welche der Natur ihre unzeitige Geburth vollkommen zu machen/ und deroselben Wirckung zu beförden unterstehe/ die Müntze verfälsche/ und sich mit dem Mammon befreunde. Und/ weil sie eine übele Haushalterin/ so klage sie / wenn ihr Beutel leer/ und ihr Leib mit Rauch und Dampff angefüllet/ über die schwache Wirckung des Himmels/ über die unreinen Metallen der Erden/ über die zerbrechliche Gläser/ und Geschirr/ über die Brenn- und Distillier-Oefen / über die Mörser und Reib-Steine/ über die Capellen/ über die Tiegel und Lätte / über Helm und Kolben/ über das unrechte Quecksilber/ Bley/ Zien/ Kupfer / Sal Armoniac/ Vitriol/ Salpeter/ Sal Alcali/ Sal Gemmoe/ Arsenicum/ und dergleichen/ über das unzeitige Calciniren/ Filtriren/ Coaguliren / Purificiren/ Separiren/ Solviren/ und/ daß alles das/ was zuwor sichtbar / im Rauch und Dampff darvon gehe: Ihrer Söhne Leben wäre also beschaffen/ daß sie sich äusserlich mit Rauch/ Schweiß/ Hitze/ und Mühe/ innwendig aber mit leerer Hoffnung/ vergeblicher Unruhe/ und nichtiger Eitelkeit quäleten/ und endlich in ihren Beuteln nichts als Lufft und Wind empfindeten. Sie verhieß Ihnen groß Reichthum; Was sie suchten/ das fänden sie nicht/ und was sie hätten/ das verlöhren sie; ehe sie sich aber am wenigsten versehen/ spränge der flüchtige und und unbändige Geist darvon/ da dann die Weisheit mit der gantzen Materie läge/ das Gut und die Zeit verlohren gienge/ der gute Nahme geschwächt/ die Menschen geäffet/ der Alchymist die Schultern zuckte/ und das eine Auge auf die verlutireten Chrysolen/ das andere aber auf den leeren Beutel richtete. Welches dann aus folgenden Reimen mit mehrern erhellet/ worunter aber die rechten Künstler nicht mit zu rechnen sind. Illa est ars sine arte, Alchymia quid? Cujus summa pars cum parte, Cujus mater otiari, Cujus verba sunt nugari, Cujus votum denigrari, Cujus fama annotari, Cujus proba est mentiri, Cujus vita impediri, Cujus labor est inflare,

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/525>, abgerufen am 17.06.2024.