[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Des Metalls Unterscheid. der Art des Haupt-Ganges vermischen und vermengen. Es begreifft aber dasselbige eine Minerische oder Berg - Art von allerhand Farben/ als da ist Marchasith/ Kies/ Kobalt/ Speise/ Gelbe / Eisenschus/ Leyten/ Quartz/ Bleyschweif/ Spate/ und andere mehr in sich / also/ daß das/ was in den Gängen und Bestechen bricht oder lieget/ und kein Metall bey sich hat/ eine Metallische oder Minerische taube und leere Berg-Art heiset. Hingegen aber das jenige Metall/ welches Gold/ Silber und dergleichen bey sich hat/ Gold-Silber-Kupffer-Ertzt/ was es sey? Aristot. 3 Metaph. Scaliger Exercit. 107. 6. Ziehn-Eisen-Wißmuth- und Quecksilber-Ertzt genennet wird. Das Ertzt wächset/ sagen die Naturkündiger / aus Schwefel und Quecksilber in der Erde. Diese beyde aber sind nichts anders als eine gemengte Erde mit Wasser/ welche der Allerhöchste durch Feuer und Lufft also vermengen lässt/ damit daraus die Metallischen hellgläntzenden Cörper/ Gold/ Silber/ Kupffer/ Bley/ und dergleichen gezeitiget werden. Er schaffet in den Klüfften/ Gängen/ Flötzen und Stöcken/ aus subtilner und gleichsam gedistillirter Erden/ fetten Dünsten und Prodomen/ die er durch natürliche Hitze aus der Erden zusammen ziehet/ temperiret Erde und Wasser miteinander/ daß eine Guhr/ oder schwefelichter und quecksilberischer Saame werde/ daraus man allerhand Berg-Arten und Metallen erzielet/ bis es dicke und gediegen/ und zu seinen vollständigen Wesen formiret wird. Ertzt aber heiset Alles das/ was Metall in sich führet/ und Mini oder Meni ein dergleichen/ so man nur aus Erde und Quecksilber wircket/ und zu wegebringet. Mercurius ein Erfinder der Berg-Wercke. Dahero die Orientalischen Völcker/ und nachgehends die Juden auch einen Abgott/ mit Nahmen Meni; oder/ wie Etliche wollen/ den Mercurium verehreten/ den sie um des willen anbeteten/ damit Er Ihnen/ weil Er die Berg-Wercke zu seiner Zeit aufgebracht/ Geld und Gut zu ihren Kriegen hergeben möchte. Wie nun die Alten denen sieben Planeten die Haupt-Metallen/ worüber ein Jeder durch seine Krafft und Wirckung ein besonders zu beherrschen hätte/ zugeeignet: Also nennete man auch das Quecksilber Meni oder den Mercurium; die Quecksilber-Gänge Venas Minii, und des Quecksilbers rothe Hefen Zinober/ Minium, Mennige/ und Bleyröthe. Etliche halten/ wie erwehnet/ dafür/ die Ertzte wüchsen alleine aus Schwefel und Quecksilber/ welches die beyden Saam-Wercke/ als der Schwefel der Männliche/ und das Quecksilber der Weibliche wäre/ durch welcher beyden Zusammensetzung/ vermittelst der Sonnen-Wirckung/ ein jedes Metall in der Erde gearbeitet würde/ also/ daß die Sonne der Woraus das Ertzt wachse? Metallen Vatter/ und die Erde die Mutter wäre. Moses saget: GOTT lässet aus Steinen Ertzt wachsen: Hiob aber meinet/ das Silber hätte seine Gänge/ und das Gold seinen Ort/ da es schmeltze/ Eisen aber käme aus der Erden her/ das ist/ es würde in und unter den Wassern/ wann die Gänge zusammen fielen/ formiret. Gehen wir der Vernunfft nach/ und wollen von denen Ursachen der Metallen reden/ so wieß man keine andere/ als/ daß GOTT aus Erde und Wasser/ durch das Feuer/ die Metallen zusammen schmeltzen / und durch die Kälte selbige liefern und stehen lässet. Wie nun das Gesteine wächset; also wachsen auch die Ertzte und Berg-Arten bis auf diese Zeit/ nicht allein in unverschrotenem Felde/ da des Menschen Auge nicht hin kan/ sondern auch in denen verfahrenen Feldern. Sollen aber die Metallen in der Erde/ Hallen oder Reuten wachsen/ so müssen sie ihre Nahrung haben: Denn/ wenn der Berg-Verständigen Vorgeben nach/ die feuchtigten Gebirge am Tage vertruckneten / die Wäl- Des Metalls Unterscheid. der Art des Haupt-Ganges vermischen und vermengen. Es begreifft aber dasselbige eine Minerische oder Berg - Art von allerhand Farben/ als da ist Marchasith/ Kies/ Kobalt/ Speise/ Gelbe / Eisenschus/ Leyten/ Quartz/ Bleyschweif/ Spate/ und andere mehr in sich / also/ daß das/ was in den Gängen und Bestechen bricht oder lieget/ und kein Metall bey sich hat/ eine Metallische oder Minerische taube und leere Berg-Art heiset. Hingegen aber das jenige Metall/ welches Gold/ Silber und dergleichen bey sich hat/ Gold-Silber-Kupffer-Ertzt/ was es sey? Aristot. 3 Metaph. Scaliger Exercit. 107. 6. Ziehn-Eisen-Wißmuth- und Quecksilber-Ertzt genennet wird. Das Ertzt wächset/ sagen die Naturkündiger / aus Schwefel und Quecksilber in der Erde. Diese beyde aber sind nichts anders als eine gemengte Erde mit Wasser/ welche der Allerhöchste durch Feuer und Lufft also vermengen lässt/ damit daraus die Metallischen hellgläntzenden Cörper/ Gold/ Silber/ Kupffer/ Bley/ und dergleichen gezeitiget werden. Er schaffet in den Klüfften/ Gängen/ Flötzen und Stöcken/ aus subtilner und gleichsam gedistillirter Erden/ fetten Dünsten und Prodomen/ die er durch natürliche Hitze aus der Erden zusammen ziehet/ temperiret Erde und Wasser miteinander/ daß eine Guhr/ oder schwefelichter und quecksilberischer Saame werde/ daraus man allerhand Berg-Arten und Metallen erzielet/ bis es dicke und gediegen/ und zu seinen vollständigen Wesen formiret wird. Ertzt aber heiset Alles das/ was Metall in sich führet/ und Mini oder Meni ein dergleichen/ so man nur aus Erde und Quecksilber wircket/ und zu wegebringet. Mercurius ein Erfinder der Berg-Wercke. Dahero die Orientalischen Völcker/ und nachgehends die Juden auch einen Abgott/ mit Nahmen Meni; oder/ wie Etliche wollen/ den Mercurium verehreten/ den sie um des willen anbeteten/ damit Er Ihnen/ weil Er die Berg-Wercke zu seiner Zeit aufgebracht/ Geld und Gut zu ihren Kriegen hergeben möchte. Wie nun die Alten denen sieben Planeten die Haupt-Metallen/ worüber ein Jeder durch seine Krafft und Wirckung ein besonders zu beherrschen hätte/ zugeeignet: Also nennete man auch das Quecksilber Meni oder den Mercurium; die Quecksilber-Gänge Venas Minii, und des Quecksilbers rothe Hefen Zinober/ Minium, Mennige/ und Bleyröthe. Etliche halten/ wie erwehnet/ dafür/ die Ertzte wüchsen alleine aus Schwefel und Quecksilber/ welches die beyden Saam-Wercke/ als der Schwefel der Männliche/ und das Quecksilber der Weibliche wäre/ durch welcher beyden Zusam̃ensetzung/ vermittelst der Sonnen-Wirckung/ ein jedes Metall in der Erde gearbeitet würde/ also/ daß die Sonne der Woraus das Ertzt wachse? Metallen Vatter/ und die Erde die Mutter wäre. Moses saget: GOTT lässet aus Steinen Ertzt wachsen: Hiob aber meinet/ das Silber hätte seine Gänge/ und das Gold seinen Ort/ da es schmeltze/ Eisen aber käme aus der Erden her/ das ist/ es würde in und unter den Wassern/ wann die Gänge zusammen fielen/ formiret. Gehen wir der Vernunfft nach/ und wollen von denen Ursachen der Metallen reden/ so wieß man keine andere/ als/ daß GOTT aus Erde und Wasser/ durch das Feuer/ die Metallen zusammen schmeltzen / und durch die Kälte selbige liefern und stehen lässet. Wie nun das Gesteine wächset; also wachsen auch die Ertzte und Berg-Arten bis auf diese Zeit/ nicht allein in unverschrotenem Felde/ da des Menschen Auge nicht hin kan/ sondern auch in denen verfahrenen Feldern. Sollen aber die Metallen in der Erde/ Hallen oder Reuten wachsen/ so müssen sie ihre Nahrung haben: Denn/ wenn der Berg-Verständigen Vorgeben nach/ die feuchtigten Gebirge am Tage vertruckneten / die Wäl- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0520" n="496"/><note place="left">Des Metalls Unterscheid.</note> der Art des Haupt-Ganges vermischen und vermengen. Es begreifft aber dasselbige eine Minerische oder Berg - Art von allerhand Farben/ als da ist Marchasith/ Kies/ Kobalt/ Speise/ Gelbe / Eisenschus/ Leyten/ Quartz/ Bleyschweif/ Spate/ und andere mehr in sich / also/ daß das/ was in den Gängen und Bestechen bricht oder lieget/ und kein Metall bey sich hat/ eine Metallische oder Minerische taube und leere Berg-Art heiset. Hingegen aber das jenige Metall/ welches Gold/ Silber und dergleichen bey sich hat/ Gold-Silber-Kupffer-<note place="left">Ertzt/ was es sey? Aristot. 3 Metaph. Scaliger Exercit. 107. 6.</note> Ziehn-Eisen-Wißmuth- und Quecksilber-Ertzt genennet wird. Das Ertzt wächset/ sagen die Naturkündiger / aus Schwefel und Quecksilber in der Erde. Diese beyde aber sind nichts anders als eine gemengte Erde mit Wasser/ welche der Allerhöchste durch Feuer und Lufft also vermengen lässt/ damit daraus die Metallischen hellgläntzenden Cörper/ Gold/ Silber/ Kupffer/ Bley/ und dergleichen gezeitiget werden. Er schaffet in den Klüfften/ Gängen/ Flötzen und Stöcken/ aus subtilner und gleichsam gedistillirter Erden/ fetten Dünsten und Prodomen/ die er durch natürliche Hitze aus der Erden zusammen ziehet/ temperiret Erde und Wasser miteinander/ daß eine Guhr/ oder schwefelichter und quecksilberischer Saame werde/ daraus man allerhand Berg-Arten und Metallen erzielet/ bis es dicke und gediegen/ und zu seinen vollständigen Wesen formiret wird. Ertzt aber heiset Alles das/ was Metall in sich führet/ und Mini oder Meni ein dergleichen/ so man nur aus Erde und Quecksilber wircket/ und zu wegebringet. <note place="left">Mercurius ein Erfinder der Berg-Wercke.</note> Dahero die Orientalischen Völcker/ und nachgehends die Juden auch einen Abgott/ mit Nahmen Meni; oder/ wie Etliche wollen/ den Mercurium verehreten/ den sie um des willen anbeteten/ damit Er Ihnen/ weil Er die Berg-Wercke zu seiner Zeit aufgebracht/ Geld und Gut zu ihren Kriegen hergeben möchte. Wie nun die Alten denen sieben Planeten die Haupt-Metallen/ worüber ein Jeder durch seine Krafft und Wirckung ein besonders zu beherrschen hätte/ zugeeignet: Also nennete man auch das Quecksilber Meni oder den Mercurium; die Quecksilber-Gänge Venas Minii, und des Quecksilbers rothe Hefen Zinober/ Minium, Mennige/ und Bleyröthe. Etliche halten/ wie erwehnet/ dafür/ die Ertzte wüchsen alleine aus Schwefel und Quecksilber/ welches die beyden Saam-Wercke/ als der Schwefel der Männliche/ und das Quecksilber der Weibliche wäre/ durch welcher beyden Zusam̃ensetzung/ vermittelst der Sonnen-Wirckung/ ein jedes Metall in der Erde gearbeitet würde/ also/ daß die Sonne der <note place="left">Woraus das Ertzt wachse?</note> Metallen Vatter/ und die Erde die Mutter wäre. Moses saget: GOTT lässet aus Steinen Ertzt wachsen: Hiob aber meinet/ das Silber hätte seine Gänge/ und das Gold seinen Ort/ da es schmeltze/ Eisen aber käme aus der Erden her/ das ist/ es würde in und unter den Wassern/ wann die Gänge zusammen fielen/ formiret. Gehen wir der Vernunfft nach/ und wollen von denen Ursachen der Metallen reden/ so wieß man keine andere/ als/ daß GOTT aus Erde und Wasser/ durch das Feuer/ die Metallen zusammen schmeltzen / und durch die Kälte selbige liefern und stehen lässet. Wie nun das Gesteine wächset; also wachsen auch die Ertzte und Berg-Arten bis auf diese Zeit/ nicht allein in unverschrotenem Felde/ da des Menschen Auge nicht hin kan/ sondern auch in denen verfahrenen Feldern. Sollen aber die Metallen in der Erde/ Hallen oder Reuten wachsen/ so müssen sie ihre Nahrung haben: Denn/ wenn der Berg-Verständigen Vorgeben nach/ die feuchtigten Gebirge am Tage vertruckneten / die Wäl- </p> </div> </body> </text> </TEI> [496/0520]
der Art des Haupt-Ganges vermischen und vermengen. Es begreifft aber dasselbige eine Minerische oder Berg - Art von allerhand Farben/ als da ist Marchasith/ Kies/ Kobalt/ Speise/ Gelbe / Eisenschus/ Leyten/ Quartz/ Bleyschweif/ Spate/ und andere mehr in sich / also/ daß das/ was in den Gängen und Bestechen bricht oder lieget/ und kein Metall bey sich hat/ eine Metallische oder Minerische taube und leere Berg-Art heiset. Hingegen aber das jenige Metall/ welches Gold/ Silber und dergleichen bey sich hat/ Gold-Silber-Kupffer- Ziehn-Eisen-Wißmuth- und Quecksilber-Ertzt genennet wird. Das Ertzt wächset/ sagen die Naturkündiger / aus Schwefel und Quecksilber in der Erde. Diese beyde aber sind nichts anders als eine gemengte Erde mit Wasser/ welche der Allerhöchste durch Feuer und Lufft also vermengen lässt/ damit daraus die Metallischen hellgläntzenden Cörper/ Gold/ Silber/ Kupffer/ Bley/ und dergleichen gezeitiget werden. Er schaffet in den Klüfften/ Gängen/ Flötzen und Stöcken/ aus subtilner und gleichsam gedistillirter Erden/ fetten Dünsten und Prodomen/ die er durch natürliche Hitze aus der Erden zusammen ziehet/ temperiret Erde und Wasser miteinander/ daß eine Guhr/ oder schwefelichter und quecksilberischer Saame werde/ daraus man allerhand Berg-Arten und Metallen erzielet/ bis es dicke und gediegen/ und zu seinen vollständigen Wesen formiret wird. Ertzt aber heiset Alles das/ was Metall in sich führet/ und Mini oder Meni ein dergleichen/ so man nur aus Erde und Quecksilber wircket/ und zu wegebringet. Dahero die Orientalischen Völcker/ und nachgehends die Juden auch einen Abgott/ mit Nahmen Meni; oder/ wie Etliche wollen/ den Mercurium verehreten/ den sie um des willen anbeteten/ damit Er Ihnen/ weil Er die Berg-Wercke zu seiner Zeit aufgebracht/ Geld und Gut zu ihren Kriegen hergeben möchte. Wie nun die Alten denen sieben Planeten die Haupt-Metallen/ worüber ein Jeder durch seine Krafft und Wirckung ein besonders zu beherrschen hätte/ zugeeignet: Also nennete man auch das Quecksilber Meni oder den Mercurium; die Quecksilber-Gänge Venas Minii, und des Quecksilbers rothe Hefen Zinober/ Minium, Mennige/ und Bleyröthe. Etliche halten/ wie erwehnet/ dafür/ die Ertzte wüchsen alleine aus Schwefel und Quecksilber/ welches die beyden Saam-Wercke/ als der Schwefel der Männliche/ und das Quecksilber der Weibliche wäre/ durch welcher beyden Zusam̃ensetzung/ vermittelst der Sonnen-Wirckung/ ein jedes Metall in der Erde gearbeitet würde/ also/ daß die Sonne der Metallen Vatter/ und die Erde die Mutter wäre. Moses saget: GOTT lässet aus Steinen Ertzt wachsen: Hiob aber meinet/ das Silber hätte seine Gänge/ und das Gold seinen Ort/ da es schmeltze/ Eisen aber käme aus der Erden her/ das ist/ es würde in und unter den Wassern/ wann die Gänge zusammen fielen/ formiret. Gehen wir der Vernunfft nach/ und wollen von denen Ursachen der Metallen reden/ so wieß man keine andere/ als/ daß GOTT aus Erde und Wasser/ durch das Feuer/ die Metallen zusammen schmeltzen / und durch die Kälte selbige liefern und stehen lässet. Wie nun das Gesteine wächset; also wachsen auch die Ertzte und Berg-Arten bis auf diese Zeit/ nicht allein in unverschrotenem Felde/ da des Menschen Auge nicht hin kan/ sondern auch in denen verfahrenen Feldern. Sollen aber die Metallen in der Erde/ Hallen oder Reuten wachsen/ so müssen sie ihre Nahrung haben: Denn/ wenn der Berg-Verständigen Vorgeben nach/ die feuchtigten Gebirge am Tage vertruckneten / die Wäl-
Des Metalls Unterscheid.
Ertzt/ was es sey? Aristot. 3 Metaph. Scaliger Exercit. 107. 6.
Mercurius ein Erfinder der Berg-Wercke.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/520>, abgerufen am 26.06.2024. |