[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.werffen sahe: Man soll nicht nur die Hände zu weit greiffen/ sondern auch die Augen nicht zu weit schiessen lassen. Man vergleichet die se nicht unfüglich denen unbändigen Pferden/ die sich durch die Vernunfft nicht wollen reiten lassen. Des Menschen Auge ist zart und unbeweglich. GOTTES Auge hingegen ist ein Brenn - Spiegel / und Crystalle/ welche die Welt nicht nur augenblicklich durchsiehet/ sondern auch sie/ wenn Er will/ verbrennet. Er weis/ wie es um des Menschen Hertze bewandt: Seine Augen sehen auf eines Jeglichen Weeg. Er schauet alle ihre Gänge: Er siehet die Ende der Erden/ und alles was unter dem Himmel ist. Ihm ist nichts verborgen/ nicht allein das/ was wir thun; sondern auch was wir wollen. Er erkennet alle Heimlichkeiten/ und weis alle Dinge zuvor. Er vorkündiget was vergangen/ und offenbahret/ was verborgen ist. Der Mensch mag so ein scharffes Augen haben/ wie Er will/ so ist Er gegen GOTT blind. Welches auch kein Wunder. Denn Er reiniget Alles/ was unter der Sonnen/ in der Welt/ mit dem Menschen/ in seinem Leben/ nach dem Tode/ und nach der Welt vorgehet/ und bringet es zu seinem gewissen Zweck. Und gleichwie der Töpfer mit dem Thone umgehet: Also macht es auch GOTT mit allem/ was auf dem Erdboden lebet. Er frümmet und bieget/ was Er will/ und lässet sich von keinem einreden. Bey Ihm ist Weißheit/ Rath und Verstand. Er ist unbegreifflich und unerforschlich. Seine Wercke sind gros/ und alles/ was athmet/ stehet in seiner Macht. Augen sind Fenster des Gemüths Das Auge ist des Leibes Liecht/ und wird gebraucht wie ein Fenster in dem Hause. Und gleichwie dasselbe ohne Löcher und Fenster finster; Also ist auch der Menschen Cörper/ wenn Er ohne Augen/ dunkel und finster. Hat GOTT an einem Stücke an dem Menschen seine Gottheit und unergründliche Weißheit blicken lassen/ so ist es an dem Auge. Galen9 de Lisu Partiun. Die Augen/ sagt man/ sind mit sieben/ wiewohl ihrer Etliche nur auf fünffe oder sechse wollen / unterschiedenen Häutlein zusammen gefüget/ darbey dreyerley Feuchtigkeiten / als die wässrichte/ gläserne/ und Crystallene/ zu befinden/ und haben besonder Andere/ dadurch die Sehen - Adern aus dem Gehirne in die Augen gehen / und desselben Kräffte an sich ziehen/ Ingleichen hat ein iedes Auge seine Sehe - Adern/ wodurch der Spiritus visivus zum Gehirne dringet/ wie es aber eigentlich zugehe/ das weis GOTT/ und die Natur/ die sich dessen Wissenschafften allein vorbehalten. Die Augen sind Werckzeuge des Gesichts / wodurch der Mensch siehet/ und sein Amt verrichtet; Sie sind Bottschaffter des Guten und Bösen. Man siehet damit die wunderbare Geschöpfe GOTtes; Die Sonne / den Mond/ die Sterne und alle Elemente/ auch alles was darinnen ist. Woraus man erkennet/ daß ein GOTT von wunderbarer Macht/ Gewalt/ und Weißheit sey. Deroselben Nutzen. Durch diese erkennen wir die Erkenntnis GOTTES/ die freyen Künste/ und andere nöthige Wissenschafften. Was kluges in der Welt vorgehe/ was GOTT in seinem Wesen sey/ was die Schrifft erfordert/ und was für einen Weg zur Seeligkeit man gehen solle/ das misset man Ihnen bey: Sie befördern Handel und Wandel; Sie lehren/ wie man alles erkennen/ begreiffen/ verrichten/ gebrauchen/ und/ wie man sichtbare Dinge / die Und entweder zum Nutzen oder Schaden dienen/ von Plinius lib. 7. weiten sehen solle. Ein Sicilianer/ mit Nahmen Strabo/ konte / werffen sahe: Man soll nicht nur die Hände zu weit greiffen/ sondern auch die Augen nicht zu weit schiessen lassen. Man vergleichet die se nicht unfüglich denen unbändigen Pferden/ die sich durch die Vernunfft nicht wollen reiten lassen. Des Menschen Auge ist zart und unbeweglich. GOTTES Auge hingegen ist ein Brenn - Spiegel / und Crystalle/ welche die Welt nicht nur augenblicklich durchsiehet/ sondern auch sie/ wenn Er will/ verbrennet. Er weis/ wie es um des Menschen Hertze bewandt: Seine Augen sehen auf eines Jeglichen Weeg. Er schauet alle ihre Gänge: Er siehet die Ende der Erden/ und alles was unter dem Himmel ist. Ihm ist nichts verborgen/ nicht allein das/ was wir thun; sondern auch was wir wollen. Er erkennet alle Heimlichkeiten/ und weis alle Dinge zuvor. Er vorkündiget was vergangen/ und offenbahret/ was verborgen ist. Der Mensch mag so ein scharffes Augen haben/ wie Er will/ so ist Er gegen GOTT blind. Welches auch kein Wunder. Denn Er reiniget Alles/ was unter der Sonnen/ in der Welt/ mit dem Menschen/ in seinem Leben/ nach dem Tode/ und nach der Welt vorgehet/ und bringet es zu seinem gewissen Zweck. Und gleichwie der Töpfer mit dem Thone umgehet: Also macht es auch GOTT mit allem/ was auf dem Erdboden lebet. Er frümmet und bieget/ was Er will/ und lässet sich von keinem einreden. Bey Ihm ist Weißheit/ Rath und Verstand. Er ist unbegreifflich und unerforschlich. Seine Wercke sind gros/ und alles/ was athmet/ stehet in seiner Macht. Augen sind Fenster des Gemüths Das Auge ist des Leibes Liecht/ und wird gebraucht wie ein Fenster in dem Hause. Und gleichwie dasselbe ohne Löcher und Fenster finster; Also ist auch der Menschen Cörper/ wenn Er ohne Augen/ dunkel und finster. Hat GOTT an einem Stücke an dem Menschen seine Gottheit und unergründliche Weißheit blicken lassen/ so ist es an dem Auge. Galen9 de Lisu Partiũ. Die Augen/ sagt man/ sind mit sieben/ wiewohl ihrer Etliche nur auf fünffe oder sechse wollen / unterschiedenen Häutlein zusammen gefüget/ darbey dreyerley Feuchtigkeiten / als die wässrichte/ gläserne/ und Crystallene/ zu befinden/ und haben besonder Andere/ dadurch die Sehen - Adern aus dem Gehirne in die Augen gehen / und desselben Kräffte an sich ziehen/ Ingleichen hat ein iedes Auge seine Sehe - Adern/ wodurch der Spiritus visivus zum Gehirne dringet/ wie es aber eigentlich zugehe/ das weis GOTT/ und die Natur/ die sich dessen Wissenschafften allein vorbehalten. Die Augen sind Werckzeuge des Gesichts / wodurch der Mensch siehet/ und sein Amt verrichtet; Sie sind Bottschaffter des Guten und Bösen. Man siehet damit die wunderbare Geschöpfe GOTtes; Die Sonne / den Mond/ die Sterne und alle Elemente/ auch alles was darinnen ist. Woraus man erkennet/ daß ein GOTT von wunderbarer Macht/ Gewalt/ und Weißheit sey. Deroselben Nutzen. Durch diese erkennen wir die Erkenntnis GOTTES/ die freyen Künste/ und andere nöthige Wissenschafften. Was kluges in der Welt vorgehe/ was GOTT in seinem Wesen sey/ was die Schrifft erfordert/ und was für einen Weg zur Seeligkeit man gehen solle/ das misset man Ihnen bey: Sie befördern Handel und Wandel; Sie lehren/ wie man alles erkennen/ begreiffen/ verrichten/ gebrauchen/ und/ wie man sichtbare Dinge / die Und entweder zum Nutzen oder Schaden dienen/ von Plinius lib. 7. weiten sehen solle. Ein Sicilianer/ mit Nahmen Strabo/ konte / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0503" n="479"/> werffen sahe: Man soll nicht nur die Hände zu weit greiffen/ sondern auch die Augen nicht zu weit schiessen lassen. Man vergleichet die se nicht unfüglich denen unbändigen Pferden/ die sich durch die Vernunfft nicht wollen reiten lassen. Des Menschen Auge ist zart und unbeweglich. GOTTES Auge hingegen ist ein Brenn - Spiegel / und Crystalle/ welche die Welt nicht nur augenblicklich durchsiehet/ sondern auch sie/ wenn Er will/ verbrennet. Er weis/ wie es um des Menschen Hertze bewandt: Seine Augen sehen auf eines Jeglichen Weeg. Er schauet alle ihre Gänge: Er siehet die Ende der Erden/ und alles was unter dem Himmel ist. Ihm ist nichts verborgen/ nicht allein das/ was wir thun; sondern auch was wir wollen. Er erkennet alle Heimlichkeiten/ und weis alle Dinge zuvor. Er vorkündiget was vergangen/ und offenbahret/ was verborgen ist. Der Mensch mag so ein scharffes Augen haben/ wie Er will/ so ist Er gegen GOTT blind. Welches auch kein Wunder. Denn Er reiniget Alles/ was unter der Sonnen/ in der Welt/ mit dem Menschen/ in seinem Leben/ nach dem Tode/ und nach der Welt vorgehet/ und bringet es zu seinem gewissen Zweck. Und gleichwie der Töpfer mit dem Thone umgehet: Also macht es auch GOTT mit allem/ was auf dem Erdboden lebet. Er frümmet und bieget/ was Er will/ und lässet sich von keinem einreden. Bey Ihm ist Weißheit/ Rath und Verstand. Er ist unbegreifflich und unerforschlich. Seine Wercke sind gros/ und alles/ was athmet/ stehet in seiner Macht.</p> <p><note place="right">Augen sind Fenster des Gemüths</note> Das Auge ist des Leibes Liecht/ und wird gebraucht wie ein Fenster in dem Hause. Und gleichwie dasselbe ohne Löcher und Fenster finster; Also ist auch der Menschen Cörper/ wenn Er ohne Augen/ dunkel und finster. Hat GOTT an einem Stücke an dem Menschen seine Gottheit und unergründliche Weißheit blicken lassen/ so ist es an dem Auge. <note place="right">Galen9 de Lisu Partiũ.</note> Die Augen/ sagt man/ sind mit sieben/ wiewohl ihrer Etliche nur auf fünffe oder sechse wollen / unterschiedenen Häutlein zusammen gefüget/ darbey dreyerley Feuchtigkeiten / als die wässrichte/ gläserne/ und Crystallene/ zu befinden/ und haben besonder Andere/ dadurch die Sehen - Adern aus dem Gehirne in die Augen gehen / und desselben Kräffte an sich ziehen/ Ingleichen hat ein iedes Auge seine Sehe - Adern/ wodurch der Spiritus visivus zum Gehirne dringet/ wie es aber eigentlich zugehe/ das weis GOTT/ und die Natur/ die sich dessen Wissenschafften allein vorbehalten. Die Augen sind Werckzeuge des Gesichts / wodurch der Mensch siehet/ und sein Amt verrichtet; Sie sind Bottschaffter des Guten und Bösen. Man siehet damit die wunderbare Geschöpfe GOTtes; Die Sonne / den Mond/ die Sterne und alle Elemente/ auch alles was darinnen ist. Woraus man erkennet/ daß ein GOTT von wunderbarer Macht/ Gewalt/ und Weißheit sey.</p> <p><note place="right">Deroselben Nutzen.</note> Durch diese erkennen wir die Erkenntnis GOTTES/ die freyen Künste/ und andere nöthige Wissenschafften. Was kluges in der Welt vorgehe/ was GOTT in seinem Wesen sey/ was die Schrifft erfordert/ und was für einen Weg zur Seeligkeit man gehen solle/ das misset man Ihnen bey: Sie befördern Handel und Wandel; Sie lehren/ wie man alles erkennen/ begreiffen/ verrichten/ gebrauchen/ und/ wie man sichtbare Dinge / die Und entweder zum Nutzen oder Schaden dienen/ von <note place="right">Plinius lib. 7.</note> weiten sehen solle. Ein Sicilianer/ mit Nahmen Strabo/ konte / </p> </div> </body> </text> </TEI> [479/0503]
werffen sahe: Man soll nicht nur die Hände zu weit greiffen/ sondern auch die Augen nicht zu weit schiessen lassen. Man vergleichet die se nicht unfüglich denen unbändigen Pferden/ die sich durch die Vernunfft nicht wollen reiten lassen. Des Menschen Auge ist zart und unbeweglich. GOTTES Auge hingegen ist ein Brenn - Spiegel / und Crystalle/ welche die Welt nicht nur augenblicklich durchsiehet/ sondern auch sie/ wenn Er will/ verbrennet. Er weis/ wie es um des Menschen Hertze bewandt: Seine Augen sehen auf eines Jeglichen Weeg. Er schauet alle ihre Gänge: Er siehet die Ende der Erden/ und alles was unter dem Himmel ist. Ihm ist nichts verborgen/ nicht allein das/ was wir thun; sondern auch was wir wollen. Er erkennet alle Heimlichkeiten/ und weis alle Dinge zuvor. Er vorkündiget was vergangen/ und offenbahret/ was verborgen ist. Der Mensch mag so ein scharffes Augen haben/ wie Er will/ so ist Er gegen GOTT blind. Welches auch kein Wunder. Denn Er reiniget Alles/ was unter der Sonnen/ in der Welt/ mit dem Menschen/ in seinem Leben/ nach dem Tode/ und nach der Welt vorgehet/ und bringet es zu seinem gewissen Zweck. Und gleichwie der Töpfer mit dem Thone umgehet: Also macht es auch GOTT mit allem/ was auf dem Erdboden lebet. Er frümmet und bieget/ was Er will/ und lässet sich von keinem einreden. Bey Ihm ist Weißheit/ Rath und Verstand. Er ist unbegreifflich und unerforschlich. Seine Wercke sind gros/ und alles/ was athmet/ stehet in seiner Macht.
Das Auge ist des Leibes Liecht/ und wird gebraucht wie ein Fenster in dem Hause. Und gleichwie dasselbe ohne Löcher und Fenster finster; Also ist auch der Menschen Cörper/ wenn Er ohne Augen/ dunkel und finster. Hat GOTT an einem Stücke an dem Menschen seine Gottheit und unergründliche Weißheit blicken lassen/ so ist es an dem Auge. Die Augen/ sagt man/ sind mit sieben/ wiewohl ihrer Etliche nur auf fünffe oder sechse wollen / unterschiedenen Häutlein zusammen gefüget/ darbey dreyerley Feuchtigkeiten / als die wässrichte/ gläserne/ und Crystallene/ zu befinden/ und haben besonder Andere/ dadurch die Sehen - Adern aus dem Gehirne in die Augen gehen / und desselben Kräffte an sich ziehen/ Ingleichen hat ein iedes Auge seine Sehe - Adern/ wodurch der Spiritus visivus zum Gehirne dringet/ wie es aber eigentlich zugehe/ das weis GOTT/ und die Natur/ die sich dessen Wissenschafften allein vorbehalten. Die Augen sind Werckzeuge des Gesichts / wodurch der Mensch siehet/ und sein Amt verrichtet; Sie sind Bottschaffter des Guten und Bösen. Man siehet damit die wunderbare Geschöpfe GOTtes; Die Sonne / den Mond/ die Sterne und alle Elemente/ auch alles was darinnen ist. Woraus man erkennet/ daß ein GOTT von wunderbarer Macht/ Gewalt/ und Weißheit sey.
Augen sind Fenster des Gemüths
Galen9 de Lisu Partiũ. Durch diese erkennen wir die Erkenntnis GOTTES/ die freyen Künste/ und andere nöthige Wissenschafften. Was kluges in der Welt vorgehe/ was GOTT in seinem Wesen sey/ was die Schrifft erfordert/ und was für einen Weg zur Seeligkeit man gehen solle/ das misset man Ihnen bey: Sie befördern Handel und Wandel; Sie lehren/ wie man alles erkennen/ begreiffen/ verrichten/ gebrauchen/ und/ wie man sichtbare Dinge / die Und entweder zum Nutzen oder Schaden dienen/ von weiten sehen solle. Ein Sicilianer/ mit Nahmen Strabo/ konte /
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/503>, abgerufen am 26.06.2024. |