[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.es mächtig gestiegen/ und den Ort/ wo es sich angefangen/ die Römischen Provinzien eingenommen/ und nach und nach weiter um sich gegriffen/ bis es Ezechiel. cap. 38. im Jahr Christi 963. auch in Europam kommen. Es zeuget auch der Prophet Ezechiel und der H. Johannes/ daß in der letzten Zeit Gog und Magog/ so man die Türcken nennet/ kommen/ die Kirche GOttes verwüsten/ und auf den Bergen Israelis erliegen werde. Das ist / sie werden die Christliche Kirche verfolgen/ darnebenst aber dieselbe und das Römische Reich nicht unterdrücken/ sondern ihre Macht wird am Ende der Welt aufhören und vergehen. Bey welcher des Daniels Prophezeyung denn GOtt denen Menschen zum besten die Zukunfft seines Sohns in das Fleisch: Den Anfang und das Ziel der vornemsten Königreiche auf dem Erdboden/ das Ende der Welt/ den jüngsten Tag oder das Gerichte des HErrn/ die Auferstehung der Todten/ die ewige Straffe/ oder Pein der Gottlosen/ und die unaussprechliche Herrlichkeit aller Frommen und Gläubigen geoffenbahret. GOtt stösset die Gewaltigen vom Stuhl / und erhebet die Niedrigen. Er zerstreuet die hohen Bäume/ daß sie nicht gros wachsen. Die Geschichten weisen es vom Anfang der Welt/ daß der Allerhöchste mit den Königen und Regenten/ wenn sie frech/ stoltz und aufgeblasen sind / tyrannisch nach Gefallen umgehet. Das Amt eines Königs geschicht nicht eben durch den Glücks-Fall/ sondern auch durch die göttliche Versehung/ da der Höchste es also verordnet/ daß die Esaiae 44. v. 45. Jenigen/ so Er erheben will/ Könige werden. Gestalt Er denn nicht allein den Persischen König Cyrum schon 210. Jahr zuvor/ ehe derselbe gebohren/ durch Cap. 8. v. II. den Propheten zum Könige benennet / sondern auch durch den Propheten Daniel den Griechischen Monarchen Alexandrum Magnum 200. Jahr vorhero eigentlich verkündigen und beschreiben lassen. Alle Obrigkeit ist von GOtt. Der Natur nach gilt kein Mensch mehr für GOtt/ denn der Andere. Und gleichwie ein Rechenpfenning dem Wesen nach nicht besser ist/ denn der Andere; nichts desto weniger aber/ wenn Er auf dem Rechentuche gebrauchet wird/ immer Einer höher als der Andere geschätzet wird: Also verhält es sich D. Keysersberger. auch mit den Menschen. Wir sind einerley Wesens/ und einerley Natur. Wie hoch uns nun GOtt leget/ so viel desto mehr gelten wir gegen Andern. Diese vier grösten Königreiche der Welt stellen uns die Unbeständigkeit aller zeitlichen Ehre und Herrlichkeit für Augen. Denn/ siehet man sich in dererselben Begebenheiten um/ so wird man gewahr/ daß nicht allein die höchsten Personen und Regenten/ sondern auch offt gantze Rönigreiche und Länder plötzlich zu- und abgenommen haben. Die Geschichte deß mächtigsten Königes Nebucadnezars lehret Könige und grosse Potentaten/ daß sie einen gewaltigern Richter über sich haben/ der sie/ wenn sie stoltz / ihres Beruffs vergessen/ und die Unterthanen drücken/ bald züchtigen/ und dieselben/ wenn sie vermeinen am höchsten zu sitzen/ bald wieder herabstürtzen kan. Ihrer viel erhebet das Glück zu dem Ende/ daß sie desto höher fallen. Wer stoltz und hoffärtig bey seiner Regierung ist/ der gehet gemeiniglich zu Grunde. Keyser Valerianus wütete aus Hochmuth wider die kleinen Kinder der Christen/ ließ sie auf allerhand Art und Weise tödten/ und meinete/ es würde dadurch sein Reich desto länger bestehen: Indem aber der Christen Blut in seinen Händen gleichsam noch naß/ kam Ihm ein anderer Tyrann/ nemlich der Persische König Sapor/ über den Hals/ entzohe dem Römischen Reich eine und die andere Provinz/ bis er Ihn gefangen bekrm/ und mit Ketten gebunden in Persien führete. Ein Reich zu regieren bedarff die gröste Mühseeligkeit. Je ärmer der Mensch/ je weniger Sorge. Je reicher an Ländern/ je mehr Bekümmernus in Erhaltung es mächtig gestiegen/ und den Ort/ wo es sich angefangen/ die Römischen Provinzien eingenommen/ und nach und nach weiter um sich gegriffen/ bis es Ezechiel. cap. 38. im Jahr Christi 963. auch in Europam kommen. Es zeuget auch der Prophet Ezechiel und der H. Johannes/ daß in der letzten Zeit Gog und Magog/ so man die Türcken nennet/ kom̃en/ die Kirche GOttes verwüsten/ und auf den Bergen Israelis erliegen werde. Das ist / sie werden die Christliche Kirche verfolgen/ darnebenst aber dieselbe und das Römische Reich nicht unterdrücken/ sondern ihre Macht wird am Ende der Welt aufhören und vergehen. Bey welcher des Daniels Prophezeyung denn GOtt denen Menschen zum besten die Zukunfft seines Sohns in das Fleisch: Den Anfang und das Ziel der vornemsten Königreiche auf dem Erdboden/ das Ende der Welt/ den jüngsten Tag oder das Gerichte des HErrn/ die Auferstehung der Todten/ die ewige Straffe/ oder Pein der Gottlosen/ und die unaussprechliche Herrlichkeit aller Frommen und Gläubigen geoffenbahret. GOtt stösset die Gewaltigen vom Stuhl / und erhebet die Niedrigen. Er zerstreuet die hohen Bäume/ daß sie nicht gros wachsen. Die Geschichten weisen es vom Anfang der Welt/ daß der Allerhöchste mit den Königen und Regenten/ wenn sie frech/ stoltz und aufgeblasen sind / tyrannisch nach Gefallen umgehet. Das Amt eines Königs geschicht nicht eben durch den Glücks-Fall/ sondern auch durch die göttliche Versehung/ da der Höchste es also verordnet/ daß die Esaiae 44. v. 45. Jenigen/ so Er erheben will/ Könige werden. Gestalt Er denn nicht allein den Persischen König Cyrum schon 210. Jahr zuvor/ ehe derselbe gebohren/ durch Cap. 8. v. II. den Propheten zum Könige benennet / sondern auch durch den Propheten Daniel den Griechischen Monarchen Alexandrum Magnum 200. Jahr vorhero eigentlich verkündigen und beschreiben lassen. Alle Obrigkeit ist von GOtt. Der Natur nach gilt kein Mensch mehr für GOtt/ denn der Andere. Und gleichwie ein Rechenpfenning dem Wesen nach nicht besser ist/ denn der Andere; nichts desto weniger aber/ wenn Er auf dem Rechentuche gebrauchet wird/ immer Einer höher als der Andere geschätzet wird: Also verhält es sich D. Keysersberger. auch mit den Menschen. Wir sind einerley Wesens/ und einerley Natur. Wie hoch uns nun GOtt leget/ so viel desto mehr gelten wir gegen Andern. Diese vier grösten Königreiche der Welt stellen uns die Unbeständigkeit aller zeitlichen Ehre und Herrlichkeit für Augen. Denn/ siehet man sich in dererselben Begebenheiten um/ so wird man gewahr/ daß nicht allein die höchsten Personen und Regenten/ sondern auch offt gantze Rönigreiche und Länder plötzlich zu- und abgenommen haben. Die Geschichte deß mächtigsten Königes Nebucadnezars lehret Könige und grosse Potentaten/ daß sie einen gewaltigern Richter über sich haben/ der sie/ wenn sie stoltz / ihres Beruffs vergessen/ und die Unterthanen drücken/ bald züchtigen/ und dieselben/ wenn sie vermeinen am höchsten zu sitzen/ bald wieder herabstürtzen kan. Ihrer viel erhebet das Glück zu dem Ende/ daß sie desto höher fallen. Wer stoltz und hoffärtig bey seiner Regierung ist/ der gehet gemeiniglich zu Grunde. Keyser Valerianus wütete aus Hochmuth wider die kleinen Kinder der Christen/ ließ sie auf allerhand Art und Weise tödten/ und meinete/ es würde dadurch sein Reich desto länger bestehen: Indem aber der Christen Blut in seinen Händen gleichsam noch naß/ kam Ihm ein anderer Tyrann/ nemlich der Persische König Sapor/ über den Hals/ entzohe dem Römischen Reich eine und die andere Provinz/ bis er Ihn gefangen bekrm/ und mit Ketten gebunden in Persien führete. Ein Reich zu regieren bedarff die gröste Mühseeligkeit. Je ärmer der Mensch/ je weniger Sorge. Je reicher an Ländern/ je mehr Bekümmernus in Erhaltung <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0308" n="276"/> es mächtig gestiegen/ und den Ort/ wo es sich angefangen/ die Römischen Provinzien eingenommen/ und nach und nach weiter um sich gegriffen/ bis es <note place="left">Ezechiel. cap. 38.</note> im Jahr Christi 963. auch in Europam kommen. Es zeuget auch der Prophet Ezechiel und der H. Johannes/ daß in der letzten Zeit Gog und Magog/ so man die Türcken nennet/ kom̃en/ die Kirche GOttes verwüsten/ und auf den Bergen Israelis erliegen werde. Das ist / sie werden die Christliche Kirche verfolgen/ darnebenst aber dieselbe und das Römische Reich nicht unterdrücken/ sondern ihre Macht wird am Ende der Welt aufhören und vergehen. Bey welcher des Daniels Prophezeyung denn GOtt denen Menschen zum besten die Zukunfft seines Sohns in das Fleisch: Den Anfang und das Ziel der vornemsten Königreiche auf dem Erdboden/ das Ende der Welt/ den jüngsten Tag oder das Gerichte des HErrn/ die Auferstehung der Todten/ die ewige Straffe/ oder Pein der Gottlosen/ und die unaussprechliche Herrlichkeit aller Frommen und Gläubigen geoffenbahret. GOtt stösset die Gewaltigen vom Stuhl / und erhebet die Niedrigen. Er zerstreuet die hohen Bäume/ daß sie nicht gros wachsen. Die Geschichten weisen es vom Anfang der Welt/ daß der Allerhöchste mit den Königen und Regenten/ wenn sie frech/ stoltz und aufgeblasen sind / tyrannisch nach Gefallen umgehet. Das Amt eines Königs geschicht nicht eben durch den Glücks-Fall/ sondern auch durch die göttliche Versehung/ da der Höchste es also verordnet/ daß die <note place="left">Esaiae 44. v. 45.</note> Jenigen/ so Er erheben will/ Könige werden. Gestalt Er denn nicht allein den Persischen König Cyrum schon 210. Jahr zuvor/ ehe derselbe gebohren/ durch <note place="left">Cap. 8. v. II.</note> den Propheten zum Könige benennet / sondern auch durch den Propheten Daniel den Griechischen Monarchen Alexandrum Magnum 200. Jahr vorhero eigentlich verkündigen und beschreiben lassen. Alle Obrigkeit ist von GOtt. Der Natur nach gilt kein Mensch mehr für GOtt/ denn der Andere. Und gleichwie ein Rechenpfenning dem Wesen nach nicht besser ist/ denn der Andere; nichts desto weniger aber/ wenn Er auf dem Rechentuche gebrauchet wird/ immer Einer höher als der Andere geschätzet wird: Also verhält es sich <note place="left">D. Keysersberger.</note> auch mit den Menschen. Wir sind einerley Wesens/ und einerley Natur. Wie hoch uns nun GOtt leget/ so viel desto mehr gelten wir gegen Andern. Diese vier grösten Königreiche der Welt stellen uns die Unbeständigkeit aller zeitlichen Ehre und Herrlichkeit für Augen. Denn/ siehet man sich in dererselben Begebenheiten um/ so wird man gewahr/ daß nicht allein die höchsten Personen und Regenten/ sondern auch offt gantze Rönigreiche und Länder plötzlich zu- und abgenommen haben. Die Geschichte deß mächtigsten Königes Nebucadnezars lehret Könige und grosse Potentaten/ daß sie einen gewaltigern Richter über sich haben/ der sie/ wenn sie stoltz / ihres Beruffs vergessen/ und die Unterthanen drücken/ bald züchtigen/ und dieselben/ wenn sie vermeinen am höchsten zu sitzen/ bald wieder herabstürtzen kan. Ihrer viel erhebet das Glück zu dem Ende/ daß sie desto höher fallen. Wer stoltz und hoffärtig bey seiner Regierung ist/ der gehet gemeiniglich zu Grunde. Keyser Valerianus wütete aus Hochmuth wider die kleinen Kinder der Christen/ ließ sie auf allerhand Art und Weise tödten/ und meinete/ es würde dadurch sein Reich desto länger bestehen: Indem aber der Christen Blut in seinen Händen gleichsam noch naß/ kam Ihm ein anderer Tyrann/ nemlich der Persische König Sapor/ über den Hals/ entzohe dem Römischen Reich eine und die andere Provinz/ bis er Ihn gefangen bekrm/ und mit Ketten gebunden in Persien führete. Ein Reich zu regieren bedarff die gröste Mühseeligkeit. Je ärmer der Mensch/ je weniger Sorge. Je reicher an Ländern/ je mehr Bekümmernus in Erhaltung </p> </div> </body> </text> </TEI> [276/0308]
es mächtig gestiegen/ und den Ort/ wo es sich angefangen/ die Römischen Provinzien eingenommen/ und nach und nach weiter um sich gegriffen/ bis es im Jahr Christi 963. auch in Europam kommen. Es zeuget auch der Prophet Ezechiel und der H. Johannes/ daß in der letzten Zeit Gog und Magog/ so man die Türcken nennet/ kom̃en/ die Kirche GOttes verwüsten/ und auf den Bergen Israelis erliegen werde. Das ist / sie werden die Christliche Kirche verfolgen/ darnebenst aber dieselbe und das Römische Reich nicht unterdrücken/ sondern ihre Macht wird am Ende der Welt aufhören und vergehen. Bey welcher des Daniels Prophezeyung denn GOtt denen Menschen zum besten die Zukunfft seines Sohns in das Fleisch: Den Anfang und das Ziel der vornemsten Königreiche auf dem Erdboden/ das Ende der Welt/ den jüngsten Tag oder das Gerichte des HErrn/ die Auferstehung der Todten/ die ewige Straffe/ oder Pein der Gottlosen/ und die unaussprechliche Herrlichkeit aller Frommen und Gläubigen geoffenbahret. GOtt stösset die Gewaltigen vom Stuhl / und erhebet die Niedrigen. Er zerstreuet die hohen Bäume/ daß sie nicht gros wachsen. Die Geschichten weisen es vom Anfang der Welt/ daß der Allerhöchste mit den Königen und Regenten/ wenn sie frech/ stoltz und aufgeblasen sind / tyrannisch nach Gefallen umgehet. Das Amt eines Königs geschicht nicht eben durch den Glücks-Fall/ sondern auch durch die göttliche Versehung/ da der Höchste es also verordnet/ daß die Jenigen/ so Er erheben will/ Könige werden. Gestalt Er denn nicht allein den Persischen König Cyrum schon 210. Jahr zuvor/ ehe derselbe gebohren/ durch den Propheten zum Könige benennet / sondern auch durch den Propheten Daniel den Griechischen Monarchen Alexandrum Magnum 200. Jahr vorhero eigentlich verkündigen und beschreiben lassen. Alle Obrigkeit ist von GOtt. Der Natur nach gilt kein Mensch mehr für GOtt/ denn der Andere. Und gleichwie ein Rechenpfenning dem Wesen nach nicht besser ist/ denn der Andere; nichts desto weniger aber/ wenn Er auf dem Rechentuche gebrauchet wird/ immer Einer höher als der Andere geschätzet wird: Also verhält es sich auch mit den Menschen. Wir sind einerley Wesens/ und einerley Natur. Wie hoch uns nun GOtt leget/ so viel desto mehr gelten wir gegen Andern. Diese vier grösten Königreiche der Welt stellen uns die Unbeständigkeit aller zeitlichen Ehre und Herrlichkeit für Augen. Denn/ siehet man sich in dererselben Begebenheiten um/ so wird man gewahr/ daß nicht allein die höchsten Personen und Regenten/ sondern auch offt gantze Rönigreiche und Länder plötzlich zu- und abgenommen haben. Die Geschichte deß mächtigsten Königes Nebucadnezars lehret Könige und grosse Potentaten/ daß sie einen gewaltigern Richter über sich haben/ der sie/ wenn sie stoltz / ihres Beruffs vergessen/ und die Unterthanen drücken/ bald züchtigen/ und dieselben/ wenn sie vermeinen am höchsten zu sitzen/ bald wieder herabstürtzen kan. Ihrer viel erhebet das Glück zu dem Ende/ daß sie desto höher fallen. Wer stoltz und hoffärtig bey seiner Regierung ist/ der gehet gemeiniglich zu Grunde. Keyser Valerianus wütete aus Hochmuth wider die kleinen Kinder der Christen/ ließ sie auf allerhand Art und Weise tödten/ und meinete/ es würde dadurch sein Reich desto länger bestehen: Indem aber der Christen Blut in seinen Händen gleichsam noch naß/ kam Ihm ein anderer Tyrann/ nemlich der Persische König Sapor/ über den Hals/ entzohe dem Römischen Reich eine und die andere Provinz/ bis er Ihn gefangen bekrm/ und mit Ketten gebunden in Persien führete. Ein Reich zu regieren bedarff die gröste Mühseeligkeit. Je ärmer der Mensch/ je weniger Sorge. Je reicher an Ländern/ je mehr Bekümmernus in Erhaltung
Ezechiel. cap. 38.
Esaiae 44. v. 45.
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