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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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seyn scheinet: Als da ist die Krähe mit der Katze/ der Wolff mit dem Igel/ das Pferd mit dem Wolffe/ der Hirsch mit der Schlange/ die Schildkröte mit dem Salamander/ der Leue mit dem Hahne/ der Elephanten mit der Spitzmaus/ der Delphin mit dem Wallfische/ und der Rabe mit dem Weyhen. Wann die Römer vor Alters eine Wolff in ihrer Stadt lauffen sahen/ hielten sie es für ein unglückseliges Zeichen/ und weihete dahero Gesnerus die Stadt von neuen. Die Alten hielten es hingegen für ein gutes Zeichen/ wenn Einer auf der Reise einen Wolff über den Weg lauffen fahe/ und bey einem Hasen für ein böses. Denn weil ein Jeder lieber siehet/ daß der Wolff für Ihn lauffe/ und der Hase stille stehe/ so ist hernachmahls aus diesem Sprichworte bey vielen ein Aberglaube worden.Strabo. Von Einem/ der gerne für andere Leute Bürge wurde/ erzehlet man/ daß/ als derselbe einesmahls zu den Jägern gekommen/ welche einen Wolff umstricket hatten/ sie ihn gefragt/ ob er für den Wolff der künftigen Gefahr halber auch Bürge wollte werden/ habe er solches mit ja beantwortet: Und nachdem er losgelassen/ solle er ihm hierauf zur vermeinten Danckbarkeit eine ganze Heerde Mutter-Pferde in den Stall getrieben/ und denenselbigen kein Leides zugefüget haben. Dahero der Bürge zum Gedächtnüs die Stutten alle zeichnen/ und einen Wolff daraus brennen lassen.

Falsche Gemüther stellen sich offt freundlich. Von dem Wolffe erzehlet man lehrweise/ daß als derselbe einesmals von dem Jäger ausgespüret/ und gejaget worden/ er sich zu einem Hirten begeben/ und denselben gebeten/ damit er ihn möchte verbergen. Der Hirte sagte zu den Wolffe / du darffst dich nichts böses befürchten/ ich will ihn schon abweisen. Nachdem aber der Jäger auch hinzu kam/ und von dem Hirten zu wissen begehrte/ wohin der Wolff gelauffen wäre/ zeigte er mit der linken Hand auf den Weg/ mit den Augen aber winckte er ihm nach der Höhle/ worinnen der Wolff verborgen lag. Wie nun der Jäger es nicht verstunde/ und vorbey/ sagte der Hirte zu dem Wolffe: Wie meinestu/ habe ich nicht gnugsamen Dank verdienet? Der Wolff aber sprach / deiner Zunge sage ich zwar grossen Danck/ alleine deinen falschen Augen wündsche ich/ daß sie verblinden müsten. Wenn das Herze voll/ zo geht der Mund über: Süsse Worte und süsser Wein sind selten rein zu befinden. Ein gepfeffertes Herze/ und eine verzuckerte Zunge verderbet das Geblüte/ und erwecket Galle. Keyser Albrecht der Erste pflegte zu sagen/ Er hielte dreyerley Menschen lieb und werth/ als züchtige Weiber/ fromme Geistliche und tapfere Kriegs-Leute/ hasse aber hingegen nichts hefftigers/ als falsche Zungen/ und heimliche Verleumbder. Die Zunge ist des Hertzens falscher Zeuge/ und wer gutes redet und böses gedenket/ der begehet nichts menschliches. Als Einer sich beklagte/ wie er von denen/ die sich am allerfreundlichsten gegen ihm stelleten/ verachtet würde/ sagte ein sich am aller freundlichsten gegen ihm stelleten/ verachtet würde/ sagte ein anderer zu ihm: Dieses sind eben die ärgsten Feinde/ welche Einen mit der einen Hand umfahen/ und mit der andern Dich in das Verderben zu stürzen suchen. Was der Mensch am Schilde führet / das erkennet man durch die äuserlichen Geberden: Ein Heuchler führet zwo Larven/ und zwey Herzen mit sich. Die Kleidung ist ein Schaafes-Fell/ und seine Galle/ die Galle eines Wolffes; Seine Gewohnheit ist/ die jenigen verachten/ welche eher empor kommen/ als Er. Seine Reden verwandeln sich gerne in ein stinkendes Lob/ und wann seine Zunge lachet/ so weint sein Herze / lacht aber sein Herze/ so stellen sich die Augen/ als wenn sie sich über ihren Nechsten betrübeten.

Schönheit ist Der Wolff fand unverhofft auf dem Felde ein wol-geschnitztes Bild/ dar-

seyn scheinet: Als da ist die Krähe mit der Katze/ der Wolff mit dem Igel/ das Pferd mit dem Wolffe/ der Hirsch mit der Schlange/ die Schildkröte mit dem Salamander/ der Leue mit dem Hahne/ der Elephanten mit der Spitzmaus/ der Delphin mit dem Wallfische/ uñ der Rabe mit dem Weyhen. Wann die Römer vor Alters eine Wolff in ihrer Stadt lauffen sahen/ hielten sie es für ein unglückseliges Zeichen/ und weihete dahero Gesnerus die Stadt von neuen. Die Alten hielten es hingegen für ein gutes Zeichen/ wenn Einer auf der Reise einen Wolff über den Weg lauffen fahe/ und bey einem Hasen für ein böses. Denn weil ein Jeder lieber siehet/ daß der Wolff für Ihn lauffe/ und der Hase stille stehe/ so ist hernachmahls aus diesem Sprichworte bey vielen ein Aberglaube worden.Strabo. Von Einem/ der gerne für andere Leute Bürge wurde/ erzehlet man/ daß/ als derselbe einesmahls zu den Jägern gekommen/ welche einen Wolff umstricket hatten/ sie ihn gefragt/ ob er für den Wolff der künftigen Gefahr halber auch Bürge wollte werden/ habe er solches mit ja beantwortet: Und nachdem er losgelassen/ solle er ihm hierauf zur vermeinten Danckbarkeit eine ganze Heerde Mutter-Pferde in den Stall getrieben/ und denenselbigen kein Leides zugefüget haben. Dahero der Bürge zum Gedächtnüs die Stutten alle zeichnen/ und einen Wolff daraus brennen lassen.

Falsche Gemüther stellen sich offt freundlich. Von dem Wolffe erzehlet man lehrweise/ daß als derselbe einesmals von dem Jäger ausgespüret/ und gejaget worden/ er sich zu einem Hirten begeben/ und denselben gebeten/ damit er ihn möchte verbergen. Der Hirte sagte zu den Wolffe / du darffst dich nichts böses befürchten/ ich will ihn schon abweisen. Nachdem aber der Jäger auch hinzu kam/ und von dem Hirten zu wissen begehrte/ wohin der Wolff gelauffen wäre/ zeigte er mit der linken Hand auf den Weg/ mit den Augen aber winckte er ihm nach der Höhle/ worinnen der Wolff verborgen lag. Wie nun der Jäger es nicht verstunde/ und vorbey/ sagte der Hirte zu dem Wolffe: Wie meinestu/ habe ich nicht gnugsamen Dank verdienet? Der Wolff aber sprach / deiner Zunge sage ich zwar grossen Danck/ alleine deinen falschen Augen wündsche ich/ daß sie verblinden müsten. Wenn das Herze voll/ zo geht der Mund über: Süsse Worte und süsser Wein sind selten rein zu befinden. Ein gepfeffertes Herze/ und eine verzuckerte Zunge verderbet das Geblüte/ uñ erwecket Galle. Keyser Albrecht der Erste pflegte zu sagen/ Er hielte dreyerley Menschen lieb und werth/ als züchtige Weiber/ fromme Geistliche und tapfere Kriegs-Leute/ hasse aber hingegen nichts hefftigers/ als falsche Zungen/ und heimliche Verleumbder. Die Zunge ist des Hertzens falscher Zeuge/ und wer gutes redet und böses gedenket/ der begehet nichts menschliches. Als Einer sich beklagte/ wie er von denen/ die sich am allerfreundlichsten gegen ihm stelleten/ verachtet würde/ sagte ein sich am aller freundlichsten gegen ihm stelleten/ verachtet würde/ sagte ein anderer zu ihm: Dieses sind eben die ärgsten Feinde/ welche Einen mit der einen Hand umfahen/ uñ mit der andern Dich in das Verderben zu stürzen suchen. Was der Mensch am Schilde führet / das erkennet man durch die äuserlichen Geberden: Ein Heuchler führet zwo Larven/ und zwey Herzen mit sich. Die Kleidung ist ein Schaafes-Fell/ und seine Galle/ die Galle eines Wolffes; Seine Gewohnheit ist/ die jenigen verachten/ welche eher empor kommen/ als Er. Seine Reden verwandeln sich gerne in ein stinkendes Lob/ und wann seine Zunge lachet/ so weint sein Herze / lacht aber sein Herze/ so stellen sich die Augen/ als wenn sie sich über ihren Nechsten betrübeten.

Schönheit ist Der Wolff fand unverhofft auf dem Felde ein wol-geschnitztes Bild/ dar-

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[244/0274] seyn scheinet: Als da ist die Krähe mit der Katze/ der Wolff mit dem Igel/ das Pferd mit dem Wolffe/ der Hirsch mit der Schlange/ die Schildkröte mit dem Salamander/ der Leue mit dem Hahne/ der Elephanten mit der Spitzmaus/ der Delphin mit dem Wallfische/ uñ der Rabe mit dem Weyhen. Wann die Römer vor Alters eine Wolff in ihrer Stadt lauffen sahen/ hielten sie es für ein unglückseliges Zeichen/ und weihete dahero die Stadt von neuen. Die Alten hielten es hingegen für ein gutes Zeichen/ wenn Einer auf der Reise einen Wolff über den Weg lauffen fahe/ und bey einem Hasen für ein böses. Denn weil ein Jeder lieber siehet/ daß der Wolff für Ihn lauffe/ und der Hase stille stehe/ so ist hernachmahls aus diesem Sprichworte bey vielen ein Aberglaube worden. Von Einem/ der gerne für andere Leute Bürge wurde/ erzehlet man/ daß/ als derselbe einesmahls zu den Jägern gekommen/ welche einen Wolff umstricket hatten/ sie ihn gefragt/ ob er für den Wolff der künftigen Gefahr halber auch Bürge wollte werden/ habe er solches mit ja beantwortet: Und nachdem er losgelassen/ solle er ihm hierauf zur vermeinten Danckbarkeit eine ganze Heerde Mutter-Pferde in den Stall getrieben/ und denenselbigen kein Leides zugefüget haben. Dahero der Bürge zum Gedächtnüs die Stutten alle zeichnen/ und einen Wolff daraus brennen lassen. Gesnerus Strabo. Von dem Wolffe erzehlet man lehrweise/ daß als derselbe einesmals von dem Jäger ausgespüret/ und gejaget worden/ er sich zu einem Hirten begeben/ und denselben gebeten/ damit er ihn möchte verbergen. Der Hirte sagte zu den Wolffe / du darffst dich nichts böses befürchten/ ich will ihn schon abweisen. Nachdem aber der Jäger auch hinzu kam/ und von dem Hirten zu wissen begehrte/ wohin der Wolff gelauffen wäre/ zeigte er mit der linken Hand auf den Weg/ mit den Augen aber winckte er ihm nach der Höhle/ worinnen der Wolff verborgen lag. Wie nun der Jäger es nicht verstunde/ und vorbey/ sagte der Hirte zu dem Wolffe: Wie meinestu/ habe ich nicht gnugsamen Dank verdienet? Der Wolff aber sprach / deiner Zunge sage ich zwar grossen Danck/ alleine deinen falschen Augen wündsche ich/ daß sie verblinden müsten. Wenn das Herze voll/ zo geht der Mund über: Süsse Worte und süsser Wein sind selten rein zu befinden. Ein gepfeffertes Herze/ und eine verzuckerte Zunge verderbet das Geblüte/ uñ erwecket Galle. Keyser Albrecht der Erste pflegte zu sagen/ Er hielte dreyerley Menschen lieb und werth/ als züchtige Weiber/ fromme Geistliche und tapfere Kriegs-Leute/ hasse aber hingegen nichts hefftigers/ als falsche Zungen/ und heimliche Verleumbder. Die Zunge ist des Hertzens falscher Zeuge/ und wer gutes redet und böses gedenket/ der begehet nichts menschliches. Als Einer sich beklagte/ wie er von denen/ die sich am allerfreundlichsten gegen ihm stelleten/ verachtet würde/ sagte ein sich am aller freundlichsten gegen ihm stelleten/ verachtet würde/ sagte ein anderer zu ihm: Dieses sind eben die ärgsten Feinde/ welche Einen mit der einen Hand umfahen/ uñ mit der andern Dich in das Verderben zu stürzen suchen. Was der Mensch am Schilde führet / das erkennet man durch die äuserlichen Geberden: Ein Heuchler führet zwo Larven/ und zwey Herzen mit sich. Die Kleidung ist ein Schaafes-Fell/ und seine Galle/ die Galle eines Wolffes; Seine Gewohnheit ist/ die jenigen verachten/ welche eher empor kommen/ als Er. Seine Reden verwandeln sich gerne in ein stinkendes Lob/ und wann seine Zunge lachet/ so weint sein Herze / lacht aber sein Herze/ so stellen sich die Augen/ als wenn sie sich über ihren Nechsten betrübeten. Falsche Gemüther stellen sich offt freundlich. Der Wolff fand unverhofft auf dem Felde ein wol-geschnitztes Bild/ dar- Schönheit ist

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/274>, abgerufen am 26.11.2024.