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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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tet an allen seinen Gliedern / nur am Hertzen und der Zunge nicht. Denn das Hertze dencket allezeit auf was böses/ und die Zunge/ wie sie allerhand Boßheit verüben möge. Der Tyrann Phalaris schrieb einsmahls seinem guten Freunde also: Ich verwundere mich/ daß du von Jahren so alt/ und von Lastern so jung bist/ da du doch bey dir erwegen solltest/ daß man vorzeiten mehr zu einem Alten umb seines Privileg[unleserliches Material]i willen / als zu einem Altare geflohen ist. Die Zeit ist kurtz/ sie ist aber schädlich / wo Sie übel angelegt: Der Ruhm ist der letzte Geist aller Thaten/ welches sich bey einem lasterhafftigen Alter niemahls befindet: Soll derohalben das Alter wohl angelegt seyn/ so muß es sich mit der Jugend nicht vergleichen: Das Contrafait eines lasterhafftigen Potentatens ist eine Vorstellung seiner Laster / wenn es aber mit der Tugend gezieret gewesen/ so weiset man/ was daran gelegen.

Wie nun die Menschliche Gestalt baufällig; Also sind auch die Bilder vergänglich / wann sie nicht mit der Tugend untergestützt. Unter allen Römern war der Welt-Weise Cato der einzige/ welcher nicht verstatten wollte/ daß in dem Capitolio zu Rom seine Statua aufgerichtet werden möchte. Und weil sich viel Leute darüber verwunderten sagte Er: Es ist besser/ daß man das jenige/ was ich in meinem Leben gutes verrichtet/ aufsuche/ und darnach lebe/ als daß man mir zu Ehren eine Statua setze/ die umb einer geringen Ursache willen hinwiederumb eingerissen/ und weggeworffen werden kan. Bleibet dahero darbey / ein aufrichtiges Gemüthe/ eine warhafftige Rede/ und ein beständiger Mund ist nach dem Tode eine der besten Kundschafften. Darum wer nach einer höheren Freude trachtet/ der lerne in irrdischen Unfällen großmüthig überwinden/ verachte das Zeitliche/ und lerne durch Weißheit das Ewige suchen.

Wirckung der sämmtlichen sieben Planeten.

WIr wollen aber die unter dem vorhergegangenen Aufzuge hin und wieder zertheilten Planeten kürtzlich zusammen ziehen/ und annoch deroselben himmlische Wirckungen / auch die dadurch vielen Völckern betrügerischer Weise an die Hand gegebene Abgötterey/ und eingebildeten Aberglauben mit wenigen beschauen.

Eintheilang der Himmel. Confer Alstedii Encyclopaed. Tychode Brach. Was sonst Astronomice von Wirckung der Sieben Planeten/ und deroselben Häusern zu halten/ so ist nicht ohne/ daß nur ein Himmel/ welchen man das Firmament, oder die Feste des Himmels nennet/ zu finden sey / gleichwohl aber theilet man denselben in zehn unterschiedene Sphaeras, oder Himmel/ von welchen Einer immer höher als der Andere stehet/ nehmlichen die unterste Sphaera ist Luna, die nechste Mercurius, Venus, Sol, Mars, Jupiter und Saturnus, welchen der Neunte Himmel/ oder Coelum Crystallinum, der allein aus seinem Lauffe erkannt wird/ folget/ und dann der Zehende/ oder das primum Mobile, der alle Sphaeras vom Aufgange bis zum Niedergange mit Sich herumbführet. Dieser erste Motus, primum mobile, oder Zehende Himmel läufft innerhalb vier und zwanzig Stunden Circulrund umb die Welt/ und bringet durch solchen ihren Lauff zu wege/ daß die Sonne/ der Mond und das Gestirne auff- und niedergehet/ und

tet an allen seinen Gliedern / nur am Hertzen und der Zunge nicht. Denn das Hertze dencket allezeit auf was böses/ und die Zunge/ wie sie allerhand Boßheit verüben möge. Der Tyrann Phalaris schrieb einsmahls seinem guten Freunde also: Ich verwundere mich/ daß du von Jahren so alt/ und von Lastern so jung bist/ da du doch bey dir erwegen solltest/ daß man vorzeiten mehr zu einem Alten umb seines Privileg[unleserliches Material]i willen / als zu einem Altare geflohen ist. Die Zeit ist kurtz/ sie ist aber schädlich / wo Sie übel angelegt: Der Ruhm ist der letzte Geist aller Thaten/ welches sich bey einem lasterhafftigen Alter niemahls befindet: Soll derohalben das Alter wohl angelegt seyn/ so muß es sich mit der Jugend nicht vergleichen: Das Contrafait eines lasterhafftigen Potentatens ist eine Vorstellung seiner Laster / wenn es aber mit der Tugend gezieret gewesen/ so weiset man/ was daran gelegen.

Wie nun die Menschliche Gestalt baufällig; Also sind auch die Bilder vergänglich / wann sie nicht mit der Tugend untergestützt. Unter allen Römern war der Welt-Weise Cato der einzige/ welcher nicht verstatten wollte/ daß in dem Capitolio zu Rom seine Statua aufgerichtet werden möchte. Und weil sich viel Leute darüber verwunderten sagte Er: Es ist besser/ daß man das jenige/ was ich in meinem Leben gutes verrichtet/ aufsuche/ und darnach lebe/ als daß man mir zu Ehren eine Statua setze/ die umb einer geringen Ursache willen hinwiederumb eingerissen/ und weggeworffen werden kan. Bleibet dahero darbey / ein aufrichtiges Gemüthe/ eine warhafftige Rede/ und ein beständiger Mund ist nach dem Tode eine der besten Kundschafften. Darum wer nach einer höheren Freude trachtet/ der lerne in irrdischen Unfällen großmüthig überwinden/ verachte das Zeitliche/ und lerne durch Weißheit das Ewige suchen.

Wirckung der sämmtlichen sieben Planeten.

WIr wollen aber die unter dem vorhergegangenen Aufzuge hin und wieder zertheilten Planeten kürtzlich zusammen ziehen/ und annoch deroselben himmlische Wirckungen / auch die dadurch vielen Völckern betrügerischer Weise an die Hand gegebene Abgötterey/ und eingebildeten Aberglauben mit wenigen beschauen.

Eintheilang der Himmel. Confer Alstedii Encyclopaed. Tychode Brach. Was sonst Astronomicè von Wirckung der Sieben Planeten/ und deroselben Häusern zu halten/ so ist nicht ohne/ daß nur ein Himmel/ welchen man das Firmament, oder die Feste des Himmels nennet/ zu finden sey / gleichwohl aber theilet man denselben in zehn unterschiedene Sphaeras, oder Himmel/ von welchen Einer immer höher als der Andere stehet/ nehmlichen die unterste Sphaera ist Luna, die nechste Mercurius, Venus, Sol, Mars, Jupiter und Saturnus, welchen der Neunte Himmel/ oder Coelum Crystallinum, der allein aus seinem Lauffe erkannt wird/ folget/ und dann der Zehende/ oder das primum Mobile, der alle Sphaeras vom Aufgange bis zum Niedergange mit Sich herumbführet. Dieser erste Motus, primum mobile, oder Zehende Himmel läufft innerhalb vier und zwanzig Stunden Circulrund umb die Welt/ und bringet durch solchen ihren Lauff zu wege/ daß die Sonne/ der Mond und das Gestirne auff- und niedergehet/ und

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[184/0210] tet an allen seinen Gliedern / nur am Hertzen und der Zunge nicht. Denn das Hertze dencket allezeit auf was böses/ und die Zunge/ wie sie allerhand Boßheit verüben möge. Der Tyrann Phalaris schrieb einsmahls seinem guten Freunde also: Ich verwundere mich/ daß du von Jahren so alt/ und von Lastern so jung bist/ da du doch bey dir erwegen solltest/ daß man vorzeiten mehr zu einem Alten umb seines Privileg_ i willen / als zu einem Altare geflohen ist. Die Zeit ist kurtz/ sie ist aber schädlich / wo Sie übel angelegt: Der Ruhm ist der letzte Geist aller Thaten/ welches sich bey einem lasterhafftigen Alter niemahls befindet: Soll derohalben das Alter wohl angelegt seyn/ so muß es sich mit der Jugend nicht vergleichen: Das Contrafait eines lasterhafftigen Potentatens ist eine Vorstellung seiner Laster / wenn es aber mit der Tugend gezieret gewesen/ so weiset man/ was daran gelegen. Wie nun die Menschliche Gestalt baufällig; Also sind auch die Bilder vergänglich / wann sie nicht mit der Tugend untergestützt. Unter allen Römern war der Welt-Weise Cato der einzige/ welcher nicht verstatten wollte/ daß in dem Capitolio zu Rom seine Statua aufgerichtet werden möchte. Und weil sich viel Leute darüber verwunderten sagte Er: Es ist besser/ daß man das jenige/ was ich in meinem Leben gutes verrichtet/ aufsuche/ und darnach lebe/ als daß man mir zu Ehren eine Statua setze/ die umb einer geringen Ursache willen hinwiederumb eingerissen/ und weggeworffen werden kan. Bleibet dahero darbey / ein aufrichtiges Gemüthe/ eine warhafftige Rede/ und ein beständiger Mund ist nach dem Tode eine der besten Kundschafften. Darum wer nach einer höheren Freude trachtet/ der lerne in irrdischen Unfällen großmüthig überwinden/ verachte das Zeitliche/ und lerne durch Weißheit das Ewige suchen. Wirckung der sämmtlichen sieben Planeten. WIr wollen aber die unter dem vorhergegangenen Aufzuge hin und wieder zertheilten Planeten kürtzlich zusammen ziehen/ und annoch deroselben himmlische Wirckungen / auch die dadurch vielen Völckern betrügerischer Weise an die Hand gegebene Abgötterey/ und eingebildeten Aberglauben mit wenigen beschauen. Was sonst Astronomicè von Wirckung der Sieben Planeten/ und deroselben Häusern zu halten/ so ist nicht ohne/ daß nur ein Himmel/ welchen man das Firmament, oder die Feste des Himmels nennet/ zu finden sey / gleichwohl aber theilet man denselben in zehn unterschiedene Sphaeras, oder Himmel/ von welchen Einer immer höher als der Andere stehet/ nehmlichen die unterste Sphaera ist Luna, die nechste Mercurius, Venus, Sol, Mars, Jupiter und Saturnus, welchen der Neunte Himmel/ oder Coelum Crystallinum, der allein aus seinem Lauffe erkannt wird/ folget/ und dann der Zehende/ oder das primum Mobile, der alle Sphaeras vom Aufgange bis zum Niedergange mit Sich herumbführet. Dieser erste Motus, primum mobile, oder Zehende Himmel läufft innerhalb vier und zwanzig Stunden Circulrund umb die Welt/ und bringet durch solchen ihren Lauff zu wege/ daß die Sonne/ der Mond und das Gestirne auff- und niedergehet/ und Eintheilang der Himmel. Confer Alstedii Encyclopaed. Tychode Brach.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/210>, abgerufen am 22.11.2024.