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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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zu ehrlichen Wissenschafften / Etliche aber zu andern Künsten und Erlernung Begreiffung der Sprachen. der Sprachen angehalten: Denn zu geschweigen der Ersten / so sind die Letzteren solche herrliche Gaben/ die beydes denen Grossen und Kleinen höchstnützlich/ wohlanständig/ und zuträglich. Jener Poet rühmete Ennius. sich/ er hätte drey Hertzen/ wodurch er die erlerneten Drey Sprachen verstünde: Den Erichtonium mahlete man/ wegen Erfahrenheit der Griechischen und Aegyptischen Sprache/ halb als einen Menschen / und halb als einen Drachen ab: Der Herzog von Boullion stillete offters durch der Sprachen Wissenschafften die Zwistigkeiten seines von allerhand Völckern vermengten Krieges-Heeres: Matthias Corvinus König in Ungern war nebenst der Griechischen und Türckischen auch anderer Sprachen erfahren: Kaiser Carl der Grosse wuste nebenst der Lateinischen und Griechischen auch andere: Kaiser Friedrich der andere redete sechs/ Mithridates König in Ponto zwey und zwanzig: Keyser Carl der Vierte fünff/ Keyser Maximilianus vier/ und die Aegyptische Königin Cleopatra die Arabische/ Hebraeische/ Syrische/ Medische/ und andere Sprachen. Plutarchus in vita Dionysii. Sobald als der weise Plato in Sicilien kam/ schickte ihm der sonst hochmüthige Tyrann Dionysius ein Schiff entgegen/ und empfing ihn an dem Ufer deß Meeres mit seiner Carrete von vier weissen Pferden gezogen: Keyser Augustus verschonete die Einwohner der Stadt Alexandria umb dreyerley: nämlich umb das Gedächtnüs deß Alexandri Magni, umb der Stadt Schönheit/ und umb des Weltweisen Mannes Arrii willen: Robertus König in Sicilien hielte die Gelehrten in höchsten Werth: Als Keyser Theodosius gefragt wurde: wie ein Potentate zur Regierung geschickt seyn müsse: Antwortete er: wenn Er/ so offt er Taffel hielte/ verreisete/ und sich zur Ruhe begeben/ oder die übrige Zeit vertreiben wollte/ iedesmahl gelehrte Leute umb sich hätte. Keiser Aurelius pflegte niemahls aufzustehen/ noch des Abends schlaffen zu gehen/ es sey dann/ daß er Gelehrte und Erfahrne umb sich gehabt. Des Reisens Nutzen. Wie nun der Geschmack der Weißheit/ und der Rath der Weisen ein herrliches Gerüchte. Also begreiffen auch die daher rührende Reisen ein grosses in sich/ Der gelehrte Democritus schiffte in Aegypten/ und in Persien bis an das rothe Meer/ damit er der Chaldaeer Weißheit hörete: Der Pythagoras reisete zu Erlernung der Philosophie in Persien / und begrieff Lactantius l. 4. Divin. instit. c. 33. p. 239. daselbst den Lauff des Himmels: Nicht umsonst sagte jener Gelehrter: Prius disce, qui doces, & anteqvam Mores aliorum corrigas, tuos corrige: Lerne zuvor das/ was du andere lehren willt/ und durchgehe erstlich dein Leben/ und Wandel/ ehe du an Andern was straffen willt. Der jenige / welcher viel Länder durchziehet/ und mit vielen umbgegangen/ der ist in viel Sättel gerecht. Das Reisen ist ein Stücke der zeitlichen Weißheit/ und Glückseligkeit. Denn wenn man nicht nur Städte und Länder/ sondern auswärtige Sitten/ Ordnungen/ und Gebräuche siehet/ sich in der Frembde mit Gelehrten bekannt machet/ und ihrer Conversation geneust/ so macht man sich in allen Thun und Wesen geschickt. Und ob zwar vor diesem/ viel Nationes, und unter denenselben die Lacedaemonier, Sineser und Moscovviter das Reisen für unnützlich und verächtlich gehalten/ und niemand von denen Frembden ihre Länder betretten lassen wollten/ so treibet uns doch hierzu beydes die Göttliche Allmacht selbst / und dann die natürliche Klugheit. Denn die Natur hat nicht allen Leuten alles gegeben: Eines muß sich von dem Andern erhohlen/ und ihrer viel müssen sich in ihren Ländern aus Andern ernehren: Die mensch-

zu ehrlichen Wissenschafften / Etliche aber zu andern Künsten und Erlernung Begreiffung der Sprachen. der Sprachen angehalten: Denn zu geschweigen der Ersten / so sind die Letzteren solche herrliche Gaben/ die beydes denen Grossen und Kleinen höchstnützlich/ wohlanständig/ und zuträglich. Jener Poet rühmete Ennius. sich/ er hätte drey Hertzen/ wodurch er die erlerneten Drey Sprachen verstünde: Den Erichtonium mahlete man/ wegen Erfahrenheit der Griechischen und Aegyptischen Sprache/ halb als einen Menschen / und halb als einen Drachen ab: Der Herzog von Boullion stillete offters durch der Sprachen Wissenschafften die Zwistigkeiten seines von allerhand Völckern vermengten Krieges-Heeres: Matthias Corvinus König in Ungern war nebenst der Griechischen uñ Türckischen auch anderer Sprachen erfahren: Kaiser Carl der Grosse wuste nebenst der Lateinischen und Griechischen auch andere: Kaiser Friedrich der andere redete sechs/ Mithridates König in Ponto zwey und zwanzig: Keyser Carl der Vierte fünff/ Keyser Maximilianus vier/ und die Aegyptische Königin Cleopatra die Arabische/ Hebraeische/ Syrische/ Medische/ und andere Sprachen. Plutarchus in vitâ Dionysii. Sobald als der weise Plato in Sicilien kam/ schickte ihm der sonst hochmüthige Tyrann Dionysius ein Schiff entgegen/ und empfing ihn an dem Ufer deß Meeres mit seiner Carrete von vier weissen Pferden gezogen: Keyser Augustus verschonete die Einwohner der Stadt Alexandria umb dreyerley: nämlich umb das Gedächtnüs deß Alexandri Magni, umb der Stadt Schönheit/ und umb des Weltweisen Mannes Arrii willen: Robertus König in Sicilien hielte die Gelehrten in höchsten Werth: Als Keyser Theodosius gefragt wurde: wie ein Potentate zur Regierung geschickt seyn müsse: Antwortete er: wenn Er/ so offt er Taffel hielte/ verreisete/ und sich zur Ruhe begeben/ oder die übrige Zeit vertreiben wollte/ iedesmahl gelehrte Leute umb sich hätte. Keiser Aurelius pflegte niemahls aufzustehen/ noch des Abends schlaffen zu gehen/ es sey dann/ daß er Gelehrte und Erfahrne umb sich gehabt. Des Reisens Nutzen. Wie nun der Geschmack der Weißheit/ und der Rath der Weisen ein herrliches Gerüchte. Also begreiffen auch die daher rührende Reisen ein grosses in sich/ Der gelehrte Democritus schiffte in Aegypten/ und in Persien bis an das rothe Meer/ damit er der Chaldaeer Weißheit hörete: Der Pythagoras reisete zu Erlernung der Philosophie in Persien / und begrieff Lactantius l. 4. Divin. instit. c. 33. p. 239. daselbst den Lauff des Himmels: Nicht umsonst sagte jener Gelehrter: Prius disce, qui doces, & anteqvam Mores aliorum corrigas, tuos corrige: Lerne zuvor das/ was du andere lehren willt/ und durchgehe erstlich dein Leben/ und Wandel/ ehe du an Andern was straffen willt. Der jenige / welcher viel Länder durchziehet/ und mit vielen umbgegangen/ der ist in viel Sättel gerecht. Das Reisen ist ein Stücke der zeitlichen Weißheit/ und Glückseligkeit. Denn wenn man nicht nur Städte und Länder/ sondern auswärtige Sitten/ Ordnungen/ und Gebräuche siehet/ sich in der Frembde mit Gelehrten bekannt machet/ und ihrer Conversation geneust/ so macht man sich in allen Thun und Wesen geschickt. Und ob zwar vor diesem/ viel Nationes, und unter denenselben die Lacedaemonier, Sineser und Moscovviter das Reisen für unnützlich und verächtlich gehalten/ und niemand von denen Frembden ihre Länder betretten lassen wollten/ so treibet uns doch hierzu beydes die Göttliche Allmacht selbst / und dann die natürliche Klugheit. Denn die Natur hat nicht allen Leuten alles gegeben: Eines muß sich von dem Andern erhohlen/ und ihrer viel müssen sich in ihren Ländern aus Andern ernehren: Die mensch-

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[147/0167] zu ehrlichen Wissenschafften / Etliche aber zu andern Künsten und Erlernung der Sprachen angehalten: Denn zu geschweigen der Ersten / so sind die Letzteren solche herrliche Gaben/ die beydes denen Grossen und Kleinen höchstnützlich/ wohlanständig/ und zuträglich. Jener Poet rühmete sich/ er hätte drey Hertzen/ wodurch er die erlerneten Drey Sprachen verstünde: Den Erichtonium mahlete man/ wegen Erfahrenheit der Griechischen und Aegyptischen Sprache/ halb als einen Menschen / und halb als einen Drachen ab: Der Herzog von Boullion stillete offters durch der Sprachen Wissenschafften die Zwistigkeiten seines von allerhand Völckern vermengten Krieges-Heeres: Matthias Corvinus König in Ungern war nebenst der Griechischen uñ Türckischen auch anderer Sprachen erfahren: Kaiser Carl der Grosse wuste nebenst der Lateinischen und Griechischen auch andere: Kaiser Friedrich der andere redete sechs/ Mithridates König in Ponto zwey und zwanzig: Keyser Carl der Vierte fünff/ Keyser Maximilianus vier/ und die Aegyptische Königin Cleopatra die Arabische/ Hebraeische/ Syrische/ Medische/ und andere Sprachen. Sobald als der weise Plato in Sicilien kam/ schickte ihm der sonst hochmüthige Tyrann Dionysius ein Schiff entgegen/ und empfing ihn an dem Ufer deß Meeres mit seiner Carrete von vier weissen Pferden gezogen: Keyser Augustus verschonete die Einwohner der Stadt Alexandria umb dreyerley: nämlich umb das Gedächtnüs deß Alexandri Magni, umb der Stadt Schönheit/ und umb des Weltweisen Mannes Arrii willen: Robertus König in Sicilien hielte die Gelehrten in höchsten Werth: Als Keyser Theodosius gefragt wurde: wie ein Potentate zur Regierung geschickt seyn müsse: Antwortete er: wenn Er/ so offt er Taffel hielte/ verreisete/ und sich zur Ruhe begeben/ oder die übrige Zeit vertreiben wollte/ iedesmahl gelehrte Leute umb sich hätte. Keiser Aurelius pflegte niemahls aufzustehen/ noch des Abends schlaffen zu gehen/ es sey dann/ daß er Gelehrte und Erfahrne umb sich gehabt. Wie nun der Geschmack der Weißheit/ und der Rath der Weisen ein herrliches Gerüchte. Also begreiffen auch die daher rührende Reisen ein grosses in sich/ Der gelehrte Democritus schiffte in Aegypten/ und in Persien bis an das rothe Meer/ damit er der Chaldaeer Weißheit hörete: Der Pythagoras reisete zu Erlernung der Philosophie in Persien / und begrieff daselbst den Lauff des Himmels: Nicht umsonst sagte jener Gelehrter: Prius disce, qui doces, & anteqvam Mores aliorum corrigas, tuos corrige: Lerne zuvor das/ was du andere lehren willt/ und durchgehe erstlich dein Leben/ und Wandel/ ehe du an Andern was straffen willt. Der jenige / welcher viel Länder durchziehet/ und mit vielen umbgegangen/ der ist in viel Sättel gerecht. Das Reisen ist ein Stücke der zeitlichen Weißheit/ und Glückseligkeit. Denn wenn man nicht nur Städte und Länder/ sondern auswärtige Sitten/ Ordnungen/ und Gebräuche siehet/ sich in der Frembde mit Gelehrten bekannt machet/ und ihrer Conversation geneust/ so macht man sich in allen Thun und Wesen geschickt. Und ob zwar vor diesem/ viel Nationes, und unter denenselben die Lacedaemonier, Sineser und Moscovviter das Reisen für unnützlich und verächtlich gehalten/ und niemand von denen Frembden ihre Länder betretten lassen wollten/ so treibet uns doch hierzu beydes die Göttliche Allmacht selbst / und dann die natürliche Klugheit. Denn die Natur hat nicht allen Leuten alles gegeben: Eines muß sich von dem Andern erhohlen/ und ihrer viel müssen sich in ihren Ländern aus Andern ernehren: Die mensch- Begreiffung der Sprachen. Ennius. Plutarchus in vitâ Dionysii. Des Reisens Nutzen. Lactantius l. 4. Divin. instit. c. 33. p. 239.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/167>, abgerufen am 27.11.2024.