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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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metheus erfand zum ersten bey den Griechen diese Wissenschafft/ und Dionytius Licinius zu Rom die Lateinischen Buchstaben/ und Syllaben/ deßwegenman Ihm zu Ehren in dem Capitolio daselbst / wie auch dem Verrio Flacco, umb seiner guten Unterweisung willen/ sein Bildnüß aufsetzete. Die Grammatici, oder die/ so diese Kunst lehren/ hatten vor Alters die gröste Arbeit/ und dann auch wegen ihres angewandten Fleisses das gröste Lob: Die Römer machten ihnen öffentliche Besoldung/ und verstatteten denenselben/ daß sie auf offener Strasse lehren mochten: Sie sind eben die / welche/ wie gedacht/ den ersten Stein und Grund zum Baue legen die da lehren die Gedancken deß Hertzens mit deutlichen Worten an den Tag zu geben/ wie man verständig schreiben/ wie man zierliche Brieffe stellen/ wie man nachdenckliche Verse erfinden/ Geschichte entwerffen/ und Angelus Politianus in Miscellan[unleserliches Material]is c. 43. allen Dingen mit gewisser Masse einen Zusatz geben solle. Ein rechter Granmaticus ist der / welcher aller Scribenten/ Poeten/ Geschicht-Schreibern/ Rechtsgelehrten / Weltweisen/ und anderer ihre Schrifften durchzugehen und zu erklären weiß. Denn vordessen hatten die Grammatici ein solch Ansehen/ daß denenselben auch die Censur, und das Urtheil über alle Schrifften anbefohlen wurde. Uber dieses/ so ist auch die Nutzbarkeit der Grammatica nicht die Geringste / sondern eine der Vornehmsten. Denn Sie unterscheidet das Gute und Böse: Sie ist eine Nothwendigkeit der Jugend: Eine Annehmlichkeit des Alters: Eine Gefertin der Geheimnüsse: Eine Gesellin der Poesie: Eine Freundin der Geschichte: Eine Beförderin der Astrologie: Eine Beschreibung deß Auf- und Nieder-Ganges/ und eine Uhrheberin aller Wissenschafften/ wie von Ihr dieses lautet:

Philipp. in Praefat. in Syntaxin. Frustra Doctores sine me coluere Sorores.

Es ist umsonst/ wenn man nach Wissenschafften stehet/ und nicht zuvor bey mir zur Unterweisung gehet.

Jener Gelehrte schrieb auf eine ledige Tafel/ worauf die Mahler zu Die aufgelassenen Jugend. Savedra in Emblematibus. zeichnen pflegen/ dieses: Ad omnia: Was hat man von der Jugend/ die gleichsam noch Zügelloß ist/ anders zu sagen: Wofern nun ihre kindische Geberden dem Alter am Verstande gleicheten/ bedürffte es keines so schweren Aufmerkens / nachdem aber ihr Alter ein solches mit sich bringet/ so heist es: Wer geschickt ist von denen Seinigen/ etwas zu lernen/ der lasse sie lernen/ wer aber ungeschickt/ der wende seine Hand zu einem erbahren Handwerke/ damit er/ sich zu ernehren geschickt mache: Arbeit vertreibt die Laster/ und führet in sich eine süsse Frucht. Wer sich nicht bücket/ der pflüget nichts gutes/ und wer sich der Mühe scheuet/ der bauet nichts beständiges: GOTT ist niemand zu ernehren schuldig/ weil er demselben die Mittel zu Arbeiten an die Hand giebet: Wir Grossen aber sind schuldig/ die Kleinen zu verbessern: Die Boßheit kömmt von der Gewonheit her: Ein harter Sinn erfordert einen harten Knüttel: Wann dahero die Jugend durch den Verstand wohl zugeritten werden solle/ so ist nöthig/ daß man derselben beyzeiten die Weißheit in das Gemühte/ das Stillschweigen in die Zunge/ und die Schamhafftigkeit in das Gesichte lege. Ihrer viel haben sich eine Geissel über den Rücken gezogen/ wenn Sie ihre Kinder in der Jugend nicht genugsam gezüchtiget. Es ist nicht weniger an einer klugen Unterweisung als Auferziehung gelegen. Ein Thier ist so wild nicht/ daß man es nicht besänfftige/ und kein Mensch so grob/ den man nicht bald Anfangs zu etwas guten bringen könne: Ein junger Baum bieget sich eher/ als ein Alter. Wie derowegen das/ was man rechtschaffen gelernet/ des Menschen Aufenthalt: Also schafft auch alle

metheus erfand zum ersten bey den Griechen diese Wissenschafft/ und Dionytius Licinius zu Rom die Lateinischen Buchstaben/ und Syllaben/ deßwegenman Ihm zu Ehren in dem Capitolio daselbst / wie auch dem Verrio Flacco, umb seiner guten Unterweisung willen/ sein Bildnüß aufsetzete. Die Grammatici, oder die/ so diese Kunst lehren/ hatten vor Alters die gröste Arbeit/ und dann auch wegen ihres angewandten Fleisses das gröste Lob: Die Römer machten ihnen öffentliche Besoldung/ und verstatteten denenselben/ daß sie auf offener Strasse lehren mochten: Sie sind eben die / welche/ wie gedacht/ den ersten Stein und Grund zum Baue legen die da lehren die Gedancken deß Hertzens mit deutlichen Worten an den Tag zu geben/ wie man verständig schreiben/ wie man zierliche Brieffe stellen/ wie man nachdenckliche Verse erfinden/ Geschichte entwerffen/ und Angelus Politianus in Miscellan[unleserliches Material]is c. 43. allen Dingen mit gewisser Masse einen Zusatz geben solle. Ein rechter Grãmaticus ist der / welcher aller Scribenten/ Poeten/ Geschicht-Schreibern/ Rechtsgelehrten / Weltweisen/ und anderer ihre Schrifften durchzugehen und zu erklären weiß. Deñ vordessen hatten die Grammatici ein solch Ansehen/ daß denenselben auch die Censur, und das Urtheil über alle Schrifften anbefohlen wurde. Uber dieses/ so ist auch die Nutzbarkeit der Grammatica nicht die Geringste / sondern eine der Vornehmsten. Denn Sie unterscheidet das Gute und Böse: Sie ist eine Nothwendigkeit der Jugend: Eine Annehmlichkeit des Alters: Eine Gefertin der Geheimnüsse: Eine Gesellin der Poësie: Eine Freundin der Geschichte: Eine Beförderin der Astrologie: Eine Beschreibung deß Auf- und Nieder-Ganges/ und eine Uhrheberin aller Wissenschafften/ wie von Ihr dieses lautet:

Philipp. in Praefat. in Syntaxin. Frustra Doctores sine me coluêre Sorores.

Es ist umsonst/ wenn man nach Wissenschafften stehet/ und nicht zuvor bey mir zur Unterweisung gehet.

Jener Gelehrte schrieb auf eine ledige Tafel/ worauf die Mahler zu Die aufgelassenen Jugend. Savedra in Emblematibus. zeichnen pflegen/ dieses: Ad omnia: Was hat man von der Jugend/ die gleichsam noch Zügelloß ist/ anders zu sagen: Wofern nun ihre kindische Geberden dem Alter am Verstande gleicheten/ bedürffte es keines so schweren Aufmerkens / nachdem aber ihr Alter ein solches mit sich bringet/ so heist es: Wer geschickt ist von denen Seinigen/ etwas zu lernen/ der lasse sie lernen/ wer aber ungeschickt/ der wende seine Hand zu einem erbahren Handwerke/ damit er/ sich zu ernehren geschickt mache: Arbeit vertreibt die Laster/ und führet in sich eine süsse Frucht. Wer sich nicht bücket/ der pflüget nichts gutes/ und wer sich der Mühe scheuet/ der bauet nichts beständiges: GOTT ist niemand zu ernehren schuldig/ weil er demselben die Mittel zu Arbeiten an die Hand giebet: Wir Grossen aber sind schuldig/ die Kleinen zu verbessern: Die Boßheit kömmt von der Gewonheit her: Ein harter Sinn erfordert einen harten Knüttel: Wann dahero die Jugend durch den Verstand wohl zugeritten werden solle/ so ist nöthig/ daß man derselben beyzeiten die Weißheit in das Gemühte/ das Stillschweigen in die Zunge/ und die Schamhafftigkeit in das Gesichte lege. Ihrer viel haben sich eine Geissel über den Rücken gezogen/ wenn Sie ihre Kinder in der Jugend nicht genugsam gezüchtiget. Es ist nicht weniger an einer klugen Unterweisung als Auferziehung gelegen. Ein Thier ist so wild nicht/ daß man es nicht besänfftige/ und kein Mensch so grob/ den man nicht bald Anfangs zu etwas guten bringen könne: Ein junger Baum bieget sich eher/ als ein Alter. Wie derowegen das/ was man rechtschaffen gelernet/ des Menschen Aufenthalt: Also schafft auch alle

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[145/0165] metheus erfand zum ersten bey den Griechen diese Wissenschafft/ und Dionytius Licinius zu Rom die Lateinischen Buchstaben/ und Syllaben/ deßwegenman Ihm zu Ehren in dem Capitolio daselbst / wie auch dem Verrio Flacco, umb seiner guten Unterweisung willen/ sein Bildnüß aufsetzete. Die Grammatici, oder die/ so diese Kunst lehren/ hatten vor Alters die gröste Arbeit/ und dann auch wegen ihres angewandten Fleisses das gröste Lob: Die Römer machten ihnen öffentliche Besoldung/ und verstatteten denenselben/ daß sie auf offener Strasse lehren mochten: Sie sind eben die / welche/ wie gedacht/ den ersten Stein und Grund zum Baue legen die da lehren die Gedancken deß Hertzens mit deutlichen Worten an den Tag zu geben/ wie man verständig schreiben/ wie man zierliche Brieffe stellen/ wie man nachdenckliche Verse erfinden/ Geschichte entwerffen/ und allen Dingen mit gewisser Masse einen Zusatz geben solle. Ein rechter Grãmaticus ist der / welcher aller Scribenten/ Poeten/ Geschicht-Schreibern/ Rechtsgelehrten / Weltweisen/ und anderer ihre Schrifften durchzugehen und zu erklären weiß. Deñ vordessen hatten die Grammatici ein solch Ansehen/ daß denenselben auch die Censur, und das Urtheil über alle Schrifften anbefohlen wurde. Uber dieses/ so ist auch die Nutzbarkeit der Grammatica nicht die Geringste / sondern eine der Vornehmsten. Denn Sie unterscheidet das Gute und Böse: Sie ist eine Nothwendigkeit der Jugend: Eine Annehmlichkeit des Alters: Eine Gefertin der Geheimnüsse: Eine Gesellin der Poësie: Eine Freundin der Geschichte: Eine Beförderin der Astrologie: Eine Beschreibung deß Auf- und Nieder-Ganges/ und eine Uhrheberin aller Wissenschafften/ wie von Ihr dieses lautet: Angelus Politianus in Miscellan_ is c. 43. Frustra Doctores sine me coluêre Sorores. Philipp. in Praefat. in Syntaxin. Es ist umsonst/ wenn man nach Wissenschafften stehet/ und nicht zuvor bey mir zur Unterweisung gehet. Jener Gelehrte schrieb auf eine ledige Tafel/ worauf die Mahler zu zeichnen pflegen/ dieses: Ad omnia: Was hat man von der Jugend/ die gleichsam noch Zügelloß ist/ anders zu sagen: Wofern nun ihre kindische Geberden dem Alter am Verstande gleicheten/ bedürffte es keines so schweren Aufmerkens / nachdem aber ihr Alter ein solches mit sich bringet/ so heist es: Wer geschickt ist von denen Seinigen/ etwas zu lernen/ der lasse sie lernen/ wer aber ungeschickt/ der wende seine Hand zu einem erbahren Handwerke/ damit er/ sich zu ernehren geschickt mache: Arbeit vertreibt die Laster/ und führet in sich eine süsse Frucht. Wer sich nicht bücket/ der pflüget nichts gutes/ und wer sich der Mühe scheuet/ der bauet nichts beständiges: GOTT ist niemand zu ernehren schuldig/ weil er demselben die Mittel zu Arbeiten an die Hand giebet: Wir Grossen aber sind schuldig/ die Kleinen zu verbessern: Die Boßheit kömmt von der Gewonheit her: Ein harter Sinn erfordert einen harten Knüttel: Wann dahero die Jugend durch den Verstand wohl zugeritten werden solle/ so ist nöthig/ daß man derselben beyzeiten die Weißheit in das Gemühte/ das Stillschweigen in die Zunge/ und die Schamhafftigkeit in das Gesichte lege. Ihrer viel haben sich eine Geissel über den Rücken gezogen/ wenn Sie ihre Kinder in der Jugend nicht genugsam gezüchtiget. Es ist nicht weniger an einer klugen Unterweisung als Auferziehung gelegen. Ein Thier ist so wild nicht/ daß man es nicht besänfftige/ und kein Mensch so grob/ den man nicht bald Anfangs zu etwas guten bringen könne: Ein junger Baum bieget sich eher/ als ein Alter. Wie derowegen das/ was man rechtschaffen gelernet/ des Menschen Aufenthalt: Also schafft auch alle Die aufgelassenen Jugend. Savedra in Emblematibus.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/165>, abgerufen am 27.11.2024.