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Reichspost. Nr. 233, Wien, 12.10.1897.

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233 Wien, Dienstag Reichspost 12. October 1897

[Spaltenumbruch]
Ein wirksames Heilmittel gegen den
Socialismus

soll man in Ungarn gefunden haben.
Als Erfinder oder Entdecker wird die Congregation
des Bekeser Comitates bezeichnet, die an den Finanz-
minister, den Handelsminister, den Landesvertheidigungs-
minister und den Minister des Innern Petitionen ge-
richtet hat, worin sie bittet, den staatlichen Bedarf an
Hausindustrieartikeln, womöglich im Bekeser Comitat
zu bestellen, da dies ein wirksames Heilmittel gegen
den Socialismus bilden würde.

Ueber neuerliche Unruhen

wird aus dem sla-
vonischen Dorfe Zavalje berichtet, woselbst sich
ebenfalls das Gerücht verbreitete, daß Ungarn diesen
Ort annectiren wolle. Die Einwohner versammelten sich
im Wirthshause und zogen dann vor das Gemeinde-
haus. Etwa fünfhundert Bauern verlangten in drohen-
der Haltung, daß man die versteckte ungarische Fahne
herausgeben solle. Als man ihnen sagte, daß diese Ge-
rüchte nicht auf Wahrheit beruhen, versuchte die Menge
das Gemeindehaus zu stürmen. Es entspann sich ein
heftiger Kampf um das Gemeindehaus und es schien,
daß die aufgeregte Menge den Sieg davontragen
würde. Erst als aus der benachbarten Ortschaft
Bisce Succurs eintraf, gelang es, die Tumultuanten
zu vertreiben. Nähere Details über diesen Vorfall
fehlen. -- Unter den wegen Anstiftung zu bäuerlichen
Unruhen in Sjenica dem Agramer Gerichtshofe Ein-
gelieserten befindet sich auch der Bürgermeister von
Vrginmost, Michael Mrkobrada.

Das Marktverbot in Petrinja,

welches wegen
der Unruhen in Sjenica erlassen worden war, ist
wieder aufgehoben worden.




Deutsches Reich.

Die Landtagswahlen in Sachsen.

Bei der
Abgeordnetenwahl zur zweiten Kammer der
Ständeversammlung wurden 16 Conservative, 11 Na-
tionalliberale und 4 Cartellcandidaten gewählt. -- Der
Landtag ist für den 9. November einberufen.

Spanien.
Der Gouverneurwechsel auf Cuba.

Das
Amtsblatt veröffentlicht das Decret, durch welches
General Weyler abberufen und General Blanco zum
Gouverneur von Cuba ernannt wird. Die Abfahrt
Blanco's nach Havannah wird am 15. d. M. von
Cadix aus erfolgen. General Weyler wird unverweilt
zurückkehren. Bis zum Eintreffen Blanco's sollte der
Commandant-Stellvertreter, General Ahamada, die
Functionen des General-Gouverneurs übernehmen.
Nachdem aber auch dieser seine Stelle niedergelegt hat,
wird General Castellanos interimistisch das Com-
mando übernehmen.

Der Aufstand auf den Philippinen.

Der
Ministerrath erkannte die Nothwendigkeit, Verstärkungen
nach den Philippinen zu schicken. Die Rückberufung des
Generals Primo Rivera wird unverweilt erwartet. Dem
"Imparcial" zu Folge behaupten die Aufständischen
Stellungen in sechs Provinzen.

Frankreich.

Ministerpräsident Meline

sprach gestern in
Remiremont und entwickelte, wie jüngst der
Minister des Innern in Bayonne, das Programm der
Regierung. Er wies den Vorwurf zurück, die republika-
nische Partei in zwei Lager gespalten zu haben, und
machte für die Spaltung die Radicalen verantwortlich,
die sich gegen die Socialisten wendeten. Er appellirt an
die Vereinigung aller Republikaner, deren Programm
weder die Reaction noch die Revolution umfasse und
sagt, die nächsten Aufgaben der Kammer würden haupt-
sächlich in der Decentralisation der Verwaltung und in
der Organisation von Pensions- und Altersversorgungs-
cassen bestehen müssen. Bei der Besprechung der äußeren
Politik sagte der Ministerpräsident: Es ist uns Dank
der unbeugsamen Beharrlichkeit Hanotaux' gelungen,
den Brand im Oriente einzudämmen, und wie ich hoffe,
zu ersticken. Das europäische Concert ist vor Allem
durch die enge Verbindung und durch die Interessen-
gemeinsamkeit unserer Diplomatie mit der mächtigen,
befreundeten und verbündeten Nation möglich geworden."

Italien.

Die Steuerreform

hat in Italien große Unzu-
friedenheit erregt, die u. A. in der Veranstaltung eines
Meetings Ausdruck fand, das gestern von Kauf-
leuten Roms
abgehalten wurde und die Berathung
der Haltung gegenüber der Erhöhung der Einkommen-
steuer-Bemessung zum Gegenstande hatte. Es wurde
die Veranstaltung einer Demonstration in Erwägung
gezogen und zwar soll heute ein Zug vom Capitol
die Delegirten der Kaufleute zum Minister des Innern
begleiten, die beauftragt sind, mit den Ministern zu
verhandeln. Während dieser Demonstration,
in der Zeit von 2 bis 4 Uhr Nachmittags sollen die
Geschäftegesperrt werden.




Gemeindezeitung.
Die Wahlen in den Bezirksschulrath

haben
das voraussichtliche Resultat gezeitigt, daß keiner der
Bewerber die absolute Majorität erreicht hat. Es
wurden 3161 giltige Stimmen abgegeben. Davon er-
hielten Carl Seitz 1511, Sigmund Sonntag
1352, Alfred Seipel 1267, R Rehling 1131,
[Spaltenumbruch] Fanny Borschitzky 1031, Felix Knotz 805
Stimmen. Die absolute Majorität beträgt 1581 Stim-
men, die demnach keiner der Bewerber erreicht hat. Es
ist immer noch unentschieden, zu welcher Anschauung
sich die maßgebenden Factoren entschließen werden, ob
für die Giltigkeit der Wahl die relative oder absolute
Majorität bestimmend ist.

Sitzungen im Rathhause.

Im Laufe dieser
Woche hält der Gemeinderath eine Sitzung am Frei-
tag ab; Stadtrathssitzungen finden statt am Dienstag,
Mittwoch, Donnerstag und Freitag.

Zur Verbauung der Irrenhausgründe.

Die
Bedingungen, welche die Commune Wien an die Ver-
wirklichung des Projectes der Verwendung der Irrenhaus-
gründe zur Errichtung medicinischer Kliniken stellt, haben
wir seiner Zeit ausführlich mitgetheilt. Am 7. d. M.
ist nunmehr eine aus den betheiligten Factoren beschickte
Commission in der Irrenanstalt erschienen und hat dort
ihren Standpunkt in der Frage klargelegt. Nach vor-
läufig noch zu bestätigenden Gerüchten seien die Bedin-
gungen der Commune für die medicinische Facultät
unannehmbar. Dennoch glaubt man, werde die Com-
mune in dieser Angelegenheit noch umzustimmen sein.

Verstaatlichung des Approvisionirungs-
wesens.

Eine saftige Ente leistet sich heute ein jüdi-
sches Montagsblatt, indem es behauptet, der Statt-
halter beabsichtige die Verstaatlichung des
Approvisionirungswesens in Wien. Das Blatt will
diese Nachricht von sehr vertrauenswürdiger Seite haben,
was uns jedoch nicht hindert, die hübsche Geschichte für
sehr wenig Vertrauen erweckend zu halten.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag, den 11. October.

Katholiken: Maximilian. -- Griechen (30. Sept.)
Gregor. -- Sonnenaufgang um 6 Uhr 16 Minuten
Morgens. -- Sonnenuntergang 5 Uhr 16 Minuten Abends.
-- Mondesaufgang 5 Uhr 30 Minuten Abends. --
Mondesuntergang 8 Uhr 16 Minuten Morgens. -- Tages-
länge 11 Stunden -- Minuten. -- Nachtlänge 13 Stunden
-- Minuten.

* Hof- und Personalnachrichten.

Prinz Leo-
pold
von Baiern ist gestern Vormittags nach Buda-
pest abgereist. -- Prinz Ferdinand von Ru-
mänien,
welcher von seiner Erkrankung nunmehr voll-
ständig hergestellt ist, und dessen Gemalin Kronprinzessin
Marie von Rumänien treffen Donnerstag, den
14. d., Abends mit dem Schnellzuge der Staatsbahn aus
Bukarest hier ein. -- Der kön. großbritannische Staats-
secretär Herr Francis Bertie traf gestern aus London
hier ein. -- Der kais. russische Jägermeister Johann von
Balaschew hat sich gestern nach St. Petersburg be-
geben.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Dem bei
der Landesregierung in Klagenfurt in Verwendung stehen-
den Bezirkshauptmanne Max Ritter von Grabmayr
wurde der Titel und Charakter eines Landesregierungs-
rathes verliehen. -- Der pensionirte Director des Gefall-
amtes in Prag, Johann Zatecky, wurde zum kaiser-
lichen Rath ernannt. -- Der wirkliche Lehrer an der
Staatshandwerkerschule in Tetschen, Johann Dicke, wurde
zum wirklichen Lehrer an der Staatsgewerbeschule in Salz-
burg ernannt. -- Der Rathssecretäradjunct Dr. Karl Frh.
von Heinold wurde zum Hoffecretär und der Bezirks-
commissär der mährischen k. k. Statthalterei, Oswald
Görtz von Astein zum Rathsecretärs-Adjuncten bei
diesem k. k. Gerichtshofe befördert.

* König Albert von Sachsen.

Bei dem Kaiser
fand gestern Abends um 6 Uhr in der kleinen Galerie
zu Schönbrunn ein Diner statt, worauf die Abreise
des Königs erfolgte. Der Kaiser nahm in herzlichster
Weise von seinem königlichen Freunde Abschied, um-
armte und küßte denselben wiederholt. Der König ver-
abschiedete sich dann von dem Erzherzog Otto und bestieg
den Zug, der sich um 9 Uhr 30 Min. in Bewegung setzte
und den Gast unseres Kaisers nach Dresden brachte.

* Abreise des Kaisers nach Budapest.

Der
Kaiser verabschiedete sich auf dem Nordwestbahnhofe
auch von dem Erzherzog Otto, fuhr dann direct auf
den Staatsbahnhof und reiste um 10 Uhr mittels
Hofseparatzuges nach Budapest ab.

* Selbstmord einer Bürgermeistersgattin.

Die Gemahlin des Bürgermeisters von Rodaun,
Frau Richter, eine Dame im Alter von 60 Jahren,
hat sich Samstag in einem unbewachten Augenblick er-
hängt. Die Frau litt bereits seit längerer Zeit an tiefer
Schwermuth, bis sich dieses Leiden unter dem Einflusse
des schlechten Wetters so sehr verschlimmerte, daß sie
Hand an sich legte.

* Exhnmirung der serbischen Gelehrten.

Bekanntlich hat die serbische Regierung an die Gemeinde
Wien das Ansuchen gestellt, die Exhumirung der auf
dem Sct. Marxer Friedhofe beigesetzten sterblichen
Ueberreste des Begründers der neuen serbischen Literatur,
Vuk Stefanovic Kadradzic und des Sprach-
forschers Bartholomäus Kojsitav vorzunehmen,
damit dieselben nach Belgrad überführt werden können,
wo sie in der Kathedrale beigesetzt werden sollen. Vor
der Ueberführung fand um 2 Uhr Nach-
mittags auf dem Sct. Marxer Friedhofe eine
Trauerfeier statt, zu welcher sich eine Anzahl
hervorragender Persönlichkeiten eingefunden hatten, u. A.
der serbische Gesandte Michalovic, Ministerial-
rath Rezek in Vertretung des Unterrichtsministers,
Bürgermeister Dr. Lueger, Hofrath Zagic als
Vertreter der Akademie der Wissenschaften, Professor
Jiricek als Vertreter der Wiener Universität, Dr.
Mantuani als Vertreter der Hofbibliothek, der
Vicepräsident des Abgeordnetenhauses Dr. Kra-
[Spaltenumbruch] marsch,
die Reichsrathsabgeordneten Graf Auers-
perg, Baron Schwegel, Gregorcic, Barwinski,
Wienicki, Mastalka, Povsche, Sustersic, Vukovic,
Baljak und Doctor Kvekic eingefunden hatten.

Abg. Einspieler nahm nach katholischem Ritus
die Einsegnung der Leiche Kopitars vor, während
serbische Priester dasselbe mit der Leiche Karadzic'
thaten. Sodann hielt Hofrath Suklje die Trauer-
rede. Er betonte, daß sich die heutige Feier nicht nur
auf die beiden verwandten Brudernationen beschränke,
sondern alle slavischen Nationen betreffe. In einer
Zeit wilden, wüsten Nationalitätenhaders, da man
leider sehr oft nicht nach der Leistung fragt, sondern
nach der Herkunft und dem Namen, muß es uns mit
besonderer Hochachtung erfüllen, daß der Bürgermeister
der Reichshaupt- und Residenzstadt
Wien
(Zivio!) hier erschienen ist. Haben doch die
beiden Verblichenen in Wiens Mauern gelebt
und gewirkt und in Wien ihre besten Werke heraus-
gegeben. Hierauf ergriff Bürgermeister Doctor
Lueger das Wort. Er sagte: Wir Wiener werden
es nie vergessen, daß Kopitar an der Hofbibliothek
in ruhmvollster Weise gewirkt. Er war ausersehen, die
Schätze, welche uns im Jahre 1809 räuberische Hände
entführt haben, wieder zurückzubringen. Ein eigenthüm-
liches Geschick wollte es, daß er und Grillparzer, unser
größter vaterländischer Dichter, zugleich um eine Stelle
in der Hofbibliothek sich beworben haben, und als Kopitar
sie erlangte, hat es Grillparzer neidlos anerkannt, daß
er sie mit Recht erhalten. Kopitar stand mit den
deutschen Schriftstellern, mit dem Altmeister Goethe in
Verkehr, und selbst Goethe hat seine Verdienste aner-
kannt. Dr. Lueger feierte dann Vuk als echtes Kind
des Volkes, als Self made man, der sich emporgearbeitet,
wie es nur wenige Männer vermocht haben. Doctor
Lueger hob am Schlusse seiner Rede noch hervor, daß
Kopitar und Vuk auf einem Gebiete thätig gewesen
seien, auf dem nach Friede herrscht, auf dem Ge-
biete des Wissens. Lautes und stürmisches Zivio erfolgte,
als Dr. Lueger geschlossen. Hierauf ergriff der vor-
malige serbische Ministerpräsident Novakovic das
Wort und feierte die Verdienste Kopitars um die
literarische Erziehung Vuk's. Docent Dr. Murko
pries Kopitar als den Bahnbrecher in der Auf-
findung der Schätze der Poesie aller Nationen und als
den Begründer des sprachlichen und nationalen Einig-
keitsgefühles der Balkanslaven. Damit war die Trauer-
feier zu Ende. Die beiden Leichen wurden unter Ehren-
geleite noch gestern nach Belgrad überführt.

* Wählerversammlung im 3. Bezirke.

Donnerstag, den 14. d. M., 8 Uhr Abends, findet in
Dreher's großem Saale, Landstraße, Hauptstraße, eine
große Wählerversammlung statt, in der Bürgermeister
Dr. Lueger, Landes-Ausschuß Steiner und
Abg. Dr. Weiskirchner sprechen werden.
Landes-Ausschuß Steiner wird auch die Beamtenfrage
behandeln. Mit Rücksicht auf die bevorstehenden Wahlen
in die Erwerbsteuer-Commissionen haben sämmtliche
Steuerträger, die Beamten mit ihren Legitimations-
karten, sowie die Frauen, welche steuerberechtigt sind,
Zutritt.

* Ein Protest der jüdischen Cultusge-
meinde.

Bekanntlich hat in der vorletzten Sitzung
des Gemeinderathes der Vicebürgermeister Dr. Neu-
mayer
einen Antrag eingebracht, nach welchem eine
Petition an die hohe Regierung zu richten sei, Vor-
stellungen gegen die massenhafte Ernennung jüdischer
Richter zu erheben. Die jüdische Cultusgemeinde sieht
sich natürlich hiedurch in ihren vitalsten Interessen be-
droht. Nachdem die Juden es glücklich dahin gebracht
haben, daß sie den Geldmarkt beherrschen, ist ihr
nächstes und letztes Ziel das Eindringen in die geistigen
Berufe, das schließlich die Unterordnung der Christen
unter ihr Scepter bedeuten würde. Deshalb veröffent-
licht der Cultusvorstand gegen diesen Antrag eine ge-
harnischte Protestkundgebung, die selbstverständlich nicht
einen Antisemiten veranlassen wird, den eingeschlagenen
Weg zu verlassen.

* Drei Monate wegen Bismarck-Beleidie
gung.

In Ostrowo in Preußisch-Polen wurd-
dieser Tage der Redacteur und Verleger eines polni-
schen Blattes, Nowicki, wegen Beleidigung Bis
marck's zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Das
Blatt brachte den Inhalt eines Zwiegespräches zwischen
dem Tod und dem Teufel aus einem galizischen Witz-
blatte. Die Verurtheilung erfolgte selbstverständlich über
Antrag Bismarck's.

* Ignaz Helfy +.

Der ungarische Reichstags-
abgeordnete Ignaz Helfy ist heute Früh in Budapest
gestorben. Helfy war Anhänger der Unabhängigkeits-
partei. Er hinterläßt eine Witwe.

* Das erste Gefecht eines jüdischen Rekruten.

Gestern Abends kam in ein Gastlocal im 16. Bezirke,
wo gerade eine Anzahl christlich-socialer Arbeiter ver-
sammelt war, ein jüdischer Rekrut, der sich ohne jeden
Anlaß in die Gespräche der Gäste einmischte, bis er
aufgefordert wurde, das Local zu verlassen. Ohne jede
Veranlassung zog nun der tapfere jüdische Rekrut sein
Bajonnett und fuchtelte mit demselben den Gästen vor
der Nase herum. Als nun ein Wachmann geholt wurde,
drang der Soldat auch auf diesen mit blanker Waffe
ein. Der Wachmann zog in Folge dessen ebenfalls vom
Leder, worauf es der tapfere Makkabäer vorzog, aus-
zukneifen. Er fiel jedoch zu seinem Unglück zwei
eben vorübergehenden Schutzleuten in die Hände, welche
ihn aufs Commissariat stellten, von wo ihn eine Militär-
patrouille abholte.


233 Wien, Dienſtag Reichspoſt 12. October 1897

[Spaltenumbruch]
Ein wirkſames Heilmittel gegen den
Socialismus

ſoll man in Ungarn gefunden haben.
Als Erfinder oder Entdecker wird die Congregation
des Bekeſer Comitates bezeichnet, die an den Finanz-
miniſter, den Handelsminiſter, den Landesvertheidigungs-
miniſter und den Miniſter des Innern Petitionen ge-
richtet hat, worin ſie bittet, den ſtaatlichen Bedarf an
Hausinduſtrieartikeln, womöglich im Békéſer Comitat
zu beſtellen, da dies ein wirkſames Heilmittel gegen
den Socialismus bilden würde.

Ueber neuerliche Unruhen

wird aus dem ſla-
voniſchen Dorfe Zavalje berichtet, woſelbſt ſich
ebenfalls das Gerücht verbreitete, daß Ungarn dieſen
Ort annectiren wolle. Die Einwohner verſammelten ſich
im Wirthshauſe und zogen dann vor das Gemeinde-
haus. Etwa fünfhundert Bauern verlangten in drohen-
der Haltung, daß man die verſteckte ungariſche Fahne
herausgeben ſolle. Als man ihnen ſagte, daß dieſe Ge-
rüchte nicht auf Wahrheit beruhen, verſuchte die Menge
das Gemeindehaus zu ſtürmen. Es entſpann ſich ein
heftiger Kampf um das Gemeindehaus und es ſchien,
daß die aufgeregte Menge den Sieg davontragen
würde. Erſt als aus der benachbarten Ortſchaft
Bisce Succurs eintraf, gelang es, die Tumultuanten
zu vertreiben. Nähere Details über dieſen Vorfall
fehlen. — Unter den wegen Anſtiftung zu bäuerlichen
Unruhen in Sjenica dem Agramer Gerichtshofe Ein-
gelieſerten befindet ſich auch der Bürgermeiſter von
Vrginmoſt, Michael Mrkobrada.

Das Marktverbot in Petrinja,

welches wegen
der Unruhen in Sjenica erlaſſen worden war, iſt
wieder aufgehoben worden.




Deutſches Reich.

Die Landtagswahlen in Sachſen.

Bei der
Abgeordnetenwahl zur zweiten Kammer der
Ständeverſammlung wurden 16 Conſervative, 11 Na-
tionalliberale und 4 Cartellcandidaten gewählt. — Der
Landtag iſt für den 9. November einberufen.

Spanien.
Der Gouverneurwechſel auf Cuba.

Das
Amtsblatt veröffentlicht das Decret, durch welches
General Weyler abberufen und General Blanco zum
Gouverneur von Cuba ernannt wird. Die Abfahrt
Blanco’s nach Havannah wird am 15. d. M. von
Cadix aus erfolgen. General Weyler wird unverweilt
zurückkehren. Bis zum Eintreffen Blanco’s ſollte der
Commandant-Stellvertreter, General Ahamada, die
Functionen des General-Gouverneurs übernehmen.
Nachdem aber auch dieſer ſeine Stelle niedergelegt hat,
wird General Caſtellanos interimiſtiſch das Com-
mando übernehmen.

Der Aufſtand auf den Philippinen.

Der
Miniſterrath erkannte die Nothwendigkeit, Verſtärkungen
nach den Philippinen zu ſchicken. Die Rückberufung des
Generals Primo Rivera wird unverweilt erwartet. Dem
„Imparcial“ zu Folge behaupten die Aufſtändiſchen
Stellungen in ſechs Provinzen.

Frankreich.

Miniſterpräſident Meline

ſprach geſtern in
Remiremont und entwickelte, wie jüngſt der
Miniſter des Innern in Bayonne, das Programm der
Regierung. Er wies den Vorwurf zurück, die republika-
niſche Partei in zwei Lager geſpalten zu haben, und
machte für die Spaltung die Radicalen verantwortlich,
die ſich gegen die Socialiſten wendeten. Er appellirt an
die Vereinigung aller Republikaner, deren Programm
weder die Reaction noch die Revolution umfaſſe und
ſagt, die nächſten Aufgaben der Kammer würden haupt-
ſächlich in der Decentraliſation der Verwaltung und in
der Organiſation von Penſions- und Altersverſorgungs-
caſſen beſtehen müſſen. Bei der Beſprechung der äußeren
Politik ſagte der Miniſterpräſident: Es iſt uns Dank
der unbeugſamen Beharrlichkeit Hanotaux’ gelungen,
den Brand im Oriente einzudämmen, und wie ich hoffe,
zu erſticken. Das europäiſche Concert iſt vor Allem
durch die enge Verbindung und durch die Intereſſen-
gemeinſamkeit unſerer Diplomatie mit der mächtigen,
befreundeten und verbündeten Nation möglich geworden.“

Italien.

Die Steuerreform

hat in Italien große Unzu-
friedenheit erregt, die u. A. in der Veranſtaltung eines
Meetings Ausdruck fand, das geſtern von Kauf-
leuten Roms
abgehalten wurde und die Berathung
der Haltung gegenüber der Erhöhung der Einkommen-
ſteuer-Bemeſſung zum Gegenſtande hatte. Es wurde
die Veranſtaltung einer Demonſtration in Erwägung
gezogen und zwar ſoll heute ein Zug vom Capitol
die Delegirten der Kaufleute zum Miniſter des Innern
begleiten, die beauftragt ſind, mit den Miniſtern zu
verhandeln. Während dieſer Demonſtration,
in der Zeit von 2 bis 4 Uhr Nachmittags ſollen die
Geſchäftegeſperrt werden.




Gemeindezeitung.
Die Wahlen in den Bezirksſchulrath

haben
das vorausſichtliche Reſultat gezeitigt, daß keiner der
Bewerber die abſolute Majorität erreicht hat. Es
wurden 3161 giltige Stimmen abgegeben. Davon er-
hielten Carl Seitz 1511, Sigmund Sonntag
1352, Alfred Seipel 1267, R Rehling 1131,
[Spaltenumbruch] Fanny Borſchitzky 1031, Felix Knotz 805
Stimmen. Die abſolute Majorität beträgt 1581 Stim-
men, die demnach keiner der Bewerber erreicht hat. Es
iſt immer noch unentſchieden, zu welcher Anſchauung
ſich die maßgebenden Factoren entſchließen werden, ob
für die Giltigkeit der Wahl die relative oder abſolute
Majorität beſtimmend iſt.

Sitzungen im Rathhauſe.

Im Laufe dieſer
Woche hält der Gemeinderath eine Sitzung am Frei-
tag ab; Stadtrathsſitzungen finden ſtatt am Dienſtag,
Mittwoch, Donnerſtag und Freitag.

Zur Verbauung der Irrenhausgründe.

Die
Bedingungen, welche die Commune Wien an die Ver-
wirklichung des Projectes der Verwendung der Irrenhaus-
gründe zur Errichtung mediciniſcher Kliniken ſtellt, haben
wir ſeiner Zeit ausführlich mitgetheilt. Am 7. d. M.
iſt nunmehr eine aus den betheiligten Factoren beſchickte
Commiſſion in der Irrenanſtalt erſchienen und hat dort
ihren Standpunkt in der Frage klargelegt. Nach vor-
läufig noch zu beſtätigenden Gerüchten ſeien die Bedin-
gungen der Commune für die mediciniſche Facultät
unannehmbar. Dennoch glaubt man, werde die Com-
mune in dieſer Angelegenheit noch umzuſtimmen ſein.

Verſtaatlichung des Approviſionirungs-
weſens.

Eine ſaftige Ente leiſtet ſich heute ein jüdi-
ſches Montagsblatt, indem es behauptet, der Statt-
halter beabſichtige die Verſtaatlichung des
Approviſionirungsweſens in Wien. Das Blatt will
dieſe Nachricht von ſehr vertrauenswürdiger Seite haben,
was uns jedoch nicht hindert, die hübſche Geſchichte für
ſehr wenig Vertrauen erweckend zu halten.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienſtag, den 11. October.

Katholiken: Maximilian. — Griechen (30. Sept.)
Gregor. — Sonnenaufgang um 6 Uhr 16 Minuten
Morgens. — Sonnenuntergang 5 Uhr 16 Minuten Abends.
— Mondesaufgang 5 Uhr 30 Minuten Abends. —
Mondesuntergang 8 Uhr 16 Minuten Morgens. — Tages-
länge 11 Stunden — Minuten. — Nachtlänge 13 Stunden
— Minuten.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Prinz Leo-
pold
von Baiern iſt geſtern Vormittags nach Buda-
peſt abgereiſt. — Prinz Ferdinand von Ru-
mänien,
welcher von ſeiner Erkrankung nunmehr voll-
ſtändig hergeſtellt iſt, und deſſen Gemalin Kronprinzeſſin
Marie von Rumänien treffen Donnerſtag, den
14. d., Abends mit dem Schnellzuge der Staatsbahn aus
Bukareſt hier ein. — Der kön. großbritanniſche Staats-
ſecretär Herr Francis Bertie traf geſtern aus London
hier ein. — Der kaiſ. ruſſiſche Jägermeiſter Johann von
Balaſchew hat ſich geſtern nach St. Petersburg be-
geben.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Dem bei
der Landesregierung in Klagenfurt in Verwendung ſtehen-
den Bezirkshauptmanne Max Ritter von Grabmayr
wurde der Titel und Charakter eines Landesregierungs-
rathes verliehen. — Der penſionirte Director des Gefall-
amtes in Prag, Johann Zatecky, wurde zum kaiſer-
lichen Rath ernannt. — Der wirkliche Lehrer an der
Staatshandwerkerſchule in Tetſchen, Johann Dicke, wurde
zum wirklichen Lehrer an der Staatsgewerbeſchule in Salz-
burg ernannt. — Der Rathsſecretäradjunct Dr. Karl Frh.
von Heinold wurde zum Hoffecretär und der Bezirks-
commiſſär der mähriſchen k. k. Statthalterei, Oswald
Görtz von Aſtein zum Rathſecretärs-Adjuncten bei
dieſem k. k. Gerichtshofe befördert.

* König Albert von Sachſen.

Bei dem Kaiſer
fand geſtern Abends um 6 Uhr in der kleinen Galerie
zu Schönbrunn ein Diner ſtatt, worauf die Abreiſe
des Königs erfolgte. Der Kaiſer nahm in herzlichſter
Weiſe von ſeinem königlichen Freunde Abſchied, um-
armte und küßte denſelben wiederholt. Der König ver-
abſchiedete ſich dann von dem Erzherzog Otto und beſtieg
den Zug, der ſich um 9 Uhr 30 Min. in Bewegung ſetzte
und den Gaſt unſeres Kaiſers nach Dresden brachte.

* Abreiſe des Kaiſers nach Budapeſt.

Der
Kaiſer verabſchiedete ſich auf dem Nordweſtbahnhofe
auch von dem Erzherzog Otto, fuhr dann direct auf
den Staatsbahnhof und reiſte um 10 Uhr mittels
Hofſeparatzuges nach Budapeſt ab.

* Selbſtmord einer Bürgermeiſtersgattin.

Die Gemahlin des Bürgermeiſters von Rodaun,
Frau Richter, eine Dame im Alter von 60 Jahren,
hat ſich Samſtag in einem unbewachten Augenblick er-
hängt. Die Frau litt bereits ſeit längerer Zeit an tiefer
Schwermuth, bis ſich dieſes Leiden unter dem Einfluſſe
des ſchlechten Wetters ſo ſehr verſchlimmerte, daß ſie
Hand an ſich legte.

* Exhnmirung der ſerbiſchen Gelehrten.

Bekanntlich hat die ſerbiſche Regierung an die Gemeinde
Wien das Anſuchen geſtellt, die Exhumirung der auf
dem Sct. Marxer Friedhofe beigeſetzten ſterblichen
Ueberreſte des Begründers der neuen ſerbiſchen Literatur,
Vuk Stefanovic Kadradzic und des Sprach-
forſchers Bartholomäus Kojſitav vorzunehmen,
damit dieſelben nach Belgrad überführt werden können,
wo ſie in der Kathedrale beigeſetzt werden ſollen. Vor
der Ueberführung fand um 2 Uhr Nach-
mittags auf dem Sct. Marxer Friedhofe eine
Trauerfeier ſtatt, zu welcher ſich eine Anzahl
hervorragender Perſönlichkeiten eingefunden hatten, u. A.
der ſerbiſche Geſandte Michalovic, Miniſterial-
rath Rezek in Vertretung des Unterrichtsminiſters,
Bürgermeiſter Dr. Lueger, Hofrath Zagic als
Vertreter der Akademie der Wiſſenſchaften, Profeſſor
Jiricek als Vertreter der Wiener Univerſität, Dr.
Mantuani als Vertreter der Hofbibliothek, der
Vicepräſident des Abgeordnetenhauſes Dr. Kra-
[Spaltenumbruch] marſch,
die Reichsrathsabgeordneten Graf Auers-
perg, Baron Schwegel, Gregorcic, Barwinski,
Wienicki, Maſtalka, Povſche, Suſterſic, Vukovic,
Baljak und Doctor Kvekic eingefunden hatten.

Abg. Einſpieler nahm nach katholiſchem Ritus
die Einſegnung der Leiche Kopitars vor, während
ſerbiſche Prieſter dasſelbe mit der Leiche Karadzic’
thaten. Sodann hielt Hofrath Suklje die Trauer-
rede. Er betonte, daß ſich die heutige Feier nicht nur
auf die beiden verwandten Brudernationen beſchränke,
ſondern alle ſlaviſchen Nationen betreffe. In einer
Zeit wilden, wüſten Nationalitätenhaders, da man
leider ſehr oft nicht nach der Leiſtung fragt, ſondern
nach der Herkunft und dem Namen, muß es uns mit
beſonderer Hochachtung erfüllen, daß der Bürgermeiſter
der Reichshaupt- und Reſidenzſtadt
Wien
(Zivio!) hier erſchienen iſt. Haben doch die
beiden Verblichenen in Wiens Mauern gelebt
und gewirkt und in Wien ihre beſten Werke heraus-
gegeben. Hierauf ergriff Bürgermeiſter Doctor
Lueger das Wort. Er ſagte: Wir Wiener werden
es nie vergeſſen, daß Kopitar an der Hofbibliothek
in ruhmvollſter Weiſe gewirkt. Er war auserſehen, die
Schätze, welche uns im Jahre 1809 räuberiſche Hände
entführt haben, wieder zurückzubringen. Ein eigenthüm-
liches Geſchick wollte es, daß er und Grillparzer, unſer
größter vaterländiſcher Dichter, zugleich um eine Stelle
in der Hofbibliothek ſich beworben haben, und als Kopitar
ſie erlangte, hat es Grillparzer neidlos anerkannt, daß
er ſie mit Recht erhalten. Kopitar ſtand mit den
deutſchen Schriftſtellern, mit dem Altmeiſter Goethe in
Verkehr, und ſelbſt Goethe hat ſeine Verdienſte aner-
kannt. Dr. Lueger feierte dann Vuk als echtes Kind
des Volkes, als Self made man, der ſich emporgearbeitet,
wie es nur wenige Männer vermocht haben. Doctor
Lueger hob am Schluſſe ſeiner Rede noch hervor, daß
Kopitar und Vuk auf einem Gebiete thätig geweſen
ſeien, auf dem nach Friede herrſcht, auf dem Ge-
biete des Wiſſens. Lautes und ſtürmiſches Zivio erfolgte,
als Dr. Lueger geſchloſſen. Hierauf ergriff der vor-
malige ſerbiſche Miniſterpräſident Novakovic das
Wort und feierte die Verdienſte Kopitars um die
literariſche Erziehung Vuk’s. Docent Dr. Murko
pries Kopitar als den Bahnbrecher in der Auf-
findung der Schätze der Poeſie aller Nationen und als
den Begründer des ſprachlichen und nationalen Einig-
keitsgefühles der Balkanſlaven. Damit war die Trauer-
feier zu Ende. Die beiden Leichen wurden unter Ehren-
geleite noch geſtern nach Belgrad überführt.

* Wählerverſammlung im 3. Bezirke.

Donnerſtag, den 14. d. M., 8 Uhr Abends, findet in
Dreher’s großem Saale, Landſtraße, Hauptſtraße, eine
große Wählerverſammlung ſtatt, in der Bürgermeiſter
Dr. Lueger, Landes-Ausſchuß Steiner und
Abg. Dr. Weiskirchner ſprechen werden.
Landes-Ausſchuß Steiner wird auch die Beamtenfrage
behandeln. Mit Rückſicht auf die bevorſtehenden Wahlen
in die Erwerbſteuer-Commiſſionen haben ſämmtliche
Steuerträger, die Beamten mit ihren Legitimations-
karten, ſowie die Frauen, welche ſteuerberechtigt ſind,
Zutritt.

* Ein Proteſt der jüdiſchen Cultusge-
meinde.

Bekanntlich hat in der vorletzten Sitzung
des Gemeinderathes der Vicebürgermeiſter Dr. Neu-
mayer
einen Antrag eingebracht, nach welchem eine
Petition an die hohe Regierung zu richten ſei, Vor-
ſtellungen gegen die maſſenhafte Ernennung jüdiſcher
Richter zu erheben. Die jüdiſche Cultusgemeinde ſieht
ſich natürlich hiedurch in ihren vitalſten Intereſſen be-
droht. Nachdem die Juden es glücklich dahin gebracht
haben, daß ſie den Geldmarkt beherrſchen, iſt ihr
nächſtes und letztes Ziel das Eindringen in die geiſtigen
Berufe, das ſchließlich die Unterordnung der Chriſten
unter ihr Scepter bedeuten würde. Deshalb veröffent-
licht der Cultusvorſtand gegen dieſen Antrag eine ge-
harniſchte Proteſtkundgebung, die ſelbſtverſtändlich nicht
einen Antiſemiten veranlaſſen wird, den eingeſchlagenen
Weg zu verlaſſen.

* Drei Monate wegen Bismarck-Beleidie
gung.

In Oſtrowo in Preußiſch-Polen wurd-
dieſer Tage der Redacteur und Verleger eines polni-
ſchen Blattes, Nowicki, wegen Beleidigung Bis
marck’s zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Das
Blatt brachte den Inhalt eines Zwiegeſpräches zwiſchen
dem Tod und dem Teufel aus einem galiziſchen Witz-
blatte. Die Verurtheilung erfolgte ſelbſtverſtändlich über
Antrag Bismarck’s.

* Ignaz Helfy †.

Der ungariſche Reichstags-
abgeordnete Ignaz Helfy iſt heute Früh in Budapeſt
geſtorben. Helfy war Anhänger der Unabhängigkeits-
partei. Er hinterläßt eine Witwe.

* Das erſte Gefecht eines jüdiſchen Rekruten.

Geſtern Abends kam in ein Gaſtlocal im 16. Bezirke,
wo gerade eine Anzahl chriſtlich-ſocialer Arbeiter ver-
ſammelt war, ein jüdiſcher Rekrut, der ſich ohne jeden
Anlaß in die Geſpräche der Gäſte einmiſchte, bis er
aufgefordert wurde, das Local zu verlaſſen. Ohne jede
Veranlaſſung zog nun der tapfere jüdiſche Rekrut ſein
Bajonnett und fuchtelte mit demſelben den Gäſten vor
der Naſe herum. Als nun ein Wachmann geholt wurde,
drang der Soldat auch auf dieſen mit blanker Waffe
ein. Der Wachmann zog in Folge deſſen ebenfalls vom
Leder, worauf es der tapfere Makkabäer vorzog, aus-
zukneifen. Er fiel jedoch zu ſeinem Unglück zwei
eben vorübergehenden Schutzleuten in die Hände, welche
ihn aufs Commiſſariat ſtellten, von wo ihn eine Militär-
patrouille abholte.


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[3/0003] 233 Wien, Dienſtag Reichspoſt 12. October 1897 Ein wirkſames Heilmittel gegen den Socialismus ſoll man in Ungarn gefunden haben. Als Erfinder oder Entdecker wird die Congregation des Bekeſer Comitates bezeichnet, die an den Finanz- miniſter, den Handelsminiſter, den Landesvertheidigungs- miniſter und den Miniſter des Innern Petitionen ge- richtet hat, worin ſie bittet, den ſtaatlichen Bedarf an Hausinduſtrieartikeln, womöglich im Békéſer Comitat zu beſtellen, da dies ein wirkſames Heilmittel gegen den Socialismus bilden würde. Ueber neuerliche Unruhen wird aus dem ſla- voniſchen Dorfe Zavalje berichtet, woſelbſt ſich ebenfalls das Gerücht verbreitete, daß Ungarn dieſen Ort annectiren wolle. Die Einwohner verſammelten ſich im Wirthshauſe und zogen dann vor das Gemeinde- haus. Etwa fünfhundert Bauern verlangten in drohen- der Haltung, daß man die verſteckte ungariſche Fahne herausgeben ſolle. Als man ihnen ſagte, daß dieſe Ge- rüchte nicht auf Wahrheit beruhen, verſuchte die Menge das Gemeindehaus zu ſtürmen. Es entſpann ſich ein heftiger Kampf um das Gemeindehaus und es ſchien, daß die aufgeregte Menge den Sieg davontragen würde. Erſt als aus der benachbarten Ortſchaft Bisce Succurs eintraf, gelang es, die Tumultuanten zu vertreiben. Nähere Details über dieſen Vorfall fehlen. — Unter den wegen Anſtiftung zu bäuerlichen Unruhen in Sjenica dem Agramer Gerichtshofe Ein- gelieſerten befindet ſich auch der Bürgermeiſter von Vrginmoſt, Michael Mrkobrada. Das Marktverbot in Petrinja, welches wegen der Unruhen in Sjenica erlaſſen worden war, iſt wieder aufgehoben worden. Deutſches Reich. Die Landtagswahlen in Sachſen. Bei der Abgeordnetenwahl zur zweiten Kammer der Ständeverſammlung wurden 16 Conſervative, 11 Na- tionalliberale und 4 Cartellcandidaten gewählt. — Der Landtag iſt für den 9. November einberufen. Spanien. Der Gouverneurwechſel auf Cuba. Das Amtsblatt veröffentlicht das Decret, durch welches General Weyler abberufen und General Blanco zum Gouverneur von Cuba ernannt wird. Die Abfahrt Blanco’s nach Havannah wird am 15. d. M. von Cadix aus erfolgen. General Weyler wird unverweilt zurückkehren. Bis zum Eintreffen Blanco’s ſollte der Commandant-Stellvertreter, General Ahamada, die Functionen des General-Gouverneurs übernehmen. Nachdem aber auch dieſer ſeine Stelle niedergelegt hat, wird General Caſtellanos interimiſtiſch das Com- mando übernehmen. Der Aufſtand auf den Philippinen. Der Miniſterrath erkannte die Nothwendigkeit, Verſtärkungen nach den Philippinen zu ſchicken. Die Rückberufung des Generals Primo Rivera wird unverweilt erwartet. Dem „Imparcial“ zu Folge behaupten die Aufſtändiſchen Stellungen in ſechs Provinzen. Frankreich. Miniſterpräſident Meline ſprach geſtern in Remiremont und entwickelte, wie jüngſt der Miniſter des Innern in Bayonne, das Programm der Regierung. Er wies den Vorwurf zurück, die republika- niſche Partei in zwei Lager geſpalten zu haben, und machte für die Spaltung die Radicalen verantwortlich, die ſich gegen die Socialiſten wendeten. Er appellirt an die Vereinigung aller Republikaner, deren Programm weder die Reaction noch die Revolution umfaſſe und ſagt, die nächſten Aufgaben der Kammer würden haupt- ſächlich in der Decentraliſation der Verwaltung und in der Organiſation von Penſions- und Altersverſorgungs- caſſen beſtehen müſſen. Bei der Beſprechung der äußeren Politik ſagte der Miniſterpräſident: Es iſt uns Dank der unbeugſamen Beharrlichkeit Hanotaux’ gelungen, den Brand im Oriente einzudämmen, und wie ich hoffe, zu erſticken. Das europäiſche Concert iſt vor Allem durch die enge Verbindung und durch die Intereſſen- gemeinſamkeit unſerer Diplomatie mit der mächtigen, befreundeten und verbündeten Nation möglich geworden.“ Italien. Die Steuerreform hat in Italien große Unzu- friedenheit erregt, die u. A. in der Veranſtaltung eines Meetings Ausdruck fand, das geſtern von Kauf- leuten Roms abgehalten wurde und die Berathung der Haltung gegenüber der Erhöhung der Einkommen- ſteuer-Bemeſſung zum Gegenſtande hatte. Es wurde die Veranſtaltung einer Demonſtration in Erwägung gezogen und zwar ſoll heute ein Zug vom Capitol die Delegirten der Kaufleute zum Miniſter des Innern begleiten, die beauftragt ſind, mit den Miniſtern zu verhandeln. Während dieſer Demonſtration, in der Zeit von 2 bis 4 Uhr Nachmittags ſollen die Geſchäftegeſperrt werden. Gemeindezeitung. Die Wahlen in den Bezirksſchulrath haben das vorausſichtliche Reſultat gezeitigt, daß keiner der Bewerber die abſolute Majorität erreicht hat. Es wurden 3161 giltige Stimmen abgegeben. Davon er- hielten Carl Seitz 1511, Sigmund Sonntag 1352, Alfred Seipel 1267, R Rehling 1131, Fanny Borſchitzky 1031, Felix Knotz 805 Stimmen. Die abſolute Majorität beträgt 1581 Stim- men, die demnach keiner der Bewerber erreicht hat. Es iſt immer noch unentſchieden, zu welcher Anſchauung ſich die maßgebenden Factoren entſchließen werden, ob für die Giltigkeit der Wahl die relative oder abſolute Majorität beſtimmend iſt. Sitzungen im Rathhauſe. Im Laufe dieſer Woche hält der Gemeinderath eine Sitzung am Frei- tag ab; Stadtrathsſitzungen finden ſtatt am Dienſtag, Mittwoch, Donnerſtag und Freitag. Zur Verbauung der Irrenhausgründe. Die Bedingungen, welche die Commune Wien an die Ver- wirklichung des Projectes der Verwendung der Irrenhaus- gründe zur Errichtung mediciniſcher Kliniken ſtellt, haben wir ſeiner Zeit ausführlich mitgetheilt. Am 7. d. M. iſt nunmehr eine aus den betheiligten Factoren beſchickte Commiſſion in der Irrenanſtalt erſchienen und hat dort ihren Standpunkt in der Frage klargelegt. Nach vor- läufig noch zu beſtätigenden Gerüchten ſeien die Bedin- gungen der Commune für die mediciniſche Facultät unannehmbar. Dennoch glaubt man, werde die Com- mune in dieſer Angelegenheit noch umzuſtimmen ſein. Verſtaatlichung des Approviſionirungs- weſens. Eine ſaftige Ente leiſtet ſich heute ein jüdi- ſches Montagsblatt, indem es behauptet, der Statt- halter beabſichtige die Verſtaatlichung des Approviſionirungsweſens in Wien. Das Blatt will dieſe Nachricht von ſehr vertrauenswürdiger Seite haben, was uns jedoch nicht hindert, die hübſche Geſchichte für ſehr wenig Vertrauen erweckend zu halten. Tagesbericht. Wien, 11. October. * Kalender für Dienſtag, den 11. October. Katholiken: Maximilian. — Griechen (30. Sept.) Gregor. — Sonnenaufgang um 6 Uhr 16 Minuten Morgens. — Sonnenuntergang 5 Uhr 16 Minuten Abends. — Mondesaufgang 5 Uhr 30 Minuten Abends. — Mondesuntergang 8 Uhr 16 Minuten Morgens. — Tages- länge 11 Stunden — Minuten. — Nachtlänge 13 Stunden — Minuten. * Hof- und Perſonalnachrichten. Prinz Leo- pold von Baiern iſt geſtern Vormittags nach Buda- peſt abgereiſt. — Prinz Ferdinand von Ru- mänien, welcher von ſeiner Erkrankung nunmehr voll- ſtändig hergeſtellt iſt, und deſſen Gemalin Kronprinzeſſin Marie von Rumänien treffen Donnerſtag, den 14. d., Abends mit dem Schnellzuge der Staatsbahn aus Bukareſt hier ein. — Der kön. großbritanniſche Staats- ſecretär Herr Francis Bertie traf geſtern aus London hier ein. — Der kaiſ. ruſſiſche Jägermeiſter Johann von Balaſchew hat ſich geſtern nach St. Petersburg be- geben. * Auszeichnungen und Ernennungen. Dem bei der Landesregierung in Klagenfurt in Verwendung ſtehen- den Bezirkshauptmanne Max Ritter von Grabmayr wurde der Titel und Charakter eines Landesregierungs- rathes verliehen. — Der penſionirte Director des Gefall- amtes in Prag, Johann Zatecky, wurde zum kaiſer- lichen Rath ernannt. — Der wirkliche Lehrer an der Staatshandwerkerſchule in Tetſchen, Johann Dicke, wurde zum wirklichen Lehrer an der Staatsgewerbeſchule in Salz- burg ernannt. — Der Rathsſecretäradjunct Dr. Karl Frh. von Heinold wurde zum Hoffecretär und der Bezirks- commiſſär der mähriſchen k. k. Statthalterei, Oswald Görtz von Aſtein zum Rathſecretärs-Adjuncten bei dieſem k. k. Gerichtshofe befördert. * König Albert von Sachſen. Bei dem Kaiſer fand geſtern Abends um 6 Uhr in der kleinen Galerie zu Schönbrunn ein Diner ſtatt, worauf die Abreiſe des Königs erfolgte. Der Kaiſer nahm in herzlichſter Weiſe von ſeinem königlichen Freunde Abſchied, um- armte und küßte denſelben wiederholt. Der König ver- abſchiedete ſich dann von dem Erzherzog Otto und beſtieg den Zug, der ſich um 9 Uhr 30 Min. in Bewegung ſetzte und den Gaſt unſeres Kaiſers nach Dresden brachte. * Abreiſe des Kaiſers nach Budapeſt. Der Kaiſer verabſchiedete ſich auf dem Nordweſtbahnhofe auch von dem Erzherzog Otto, fuhr dann direct auf den Staatsbahnhof und reiſte um 10 Uhr mittels Hofſeparatzuges nach Budapeſt ab. * Selbſtmord einer Bürgermeiſtersgattin. Die Gemahlin des Bürgermeiſters von Rodaun, Frau Richter, eine Dame im Alter von 60 Jahren, hat ſich Samſtag in einem unbewachten Augenblick er- hängt. Die Frau litt bereits ſeit längerer Zeit an tiefer Schwermuth, bis ſich dieſes Leiden unter dem Einfluſſe des ſchlechten Wetters ſo ſehr verſchlimmerte, daß ſie Hand an ſich legte. * Exhnmirung der ſerbiſchen Gelehrten. Bekanntlich hat die ſerbiſche Regierung an die Gemeinde Wien das Anſuchen geſtellt, die Exhumirung der auf dem Sct. Marxer Friedhofe beigeſetzten ſterblichen Ueberreſte des Begründers der neuen ſerbiſchen Literatur, Vuk Stefanovic Kadradzic und des Sprach- forſchers Bartholomäus Kojſitav vorzunehmen, damit dieſelben nach Belgrad überführt werden können, wo ſie in der Kathedrale beigeſetzt werden ſollen. Vor der Ueberführung fand um 2 Uhr Nach- mittags auf dem Sct. Marxer Friedhofe eine Trauerfeier ſtatt, zu welcher ſich eine Anzahl hervorragender Perſönlichkeiten eingefunden hatten, u. A. der ſerbiſche Geſandte Michalovic, Miniſterial- rath Rezek in Vertretung des Unterrichtsminiſters, Bürgermeiſter Dr. Lueger, Hofrath Zagic als Vertreter der Akademie der Wiſſenſchaften, Profeſſor Jiricek als Vertreter der Wiener Univerſität, Dr. Mantuani als Vertreter der Hofbibliothek, der Vicepräſident des Abgeordnetenhauſes Dr. Kra- marſch, die Reichsrathsabgeordneten Graf Auers- perg, Baron Schwegel, Gregorcic, Barwinski, Wienicki, Maſtalka, Povſche, Suſterſic, Vukovic, Baljak und Doctor Kvekic eingefunden hatten. Abg. Einſpieler nahm nach katholiſchem Ritus die Einſegnung der Leiche Kopitars vor, während ſerbiſche Prieſter dasſelbe mit der Leiche Karadzic’ thaten. Sodann hielt Hofrath Suklje die Trauer- rede. Er betonte, daß ſich die heutige Feier nicht nur auf die beiden verwandten Brudernationen beſchränke, ſondern alle ſlaviſchen Nationen betreffe. In einer Zeit wilden, wüſten Nationalitätenhaders, da man leider ſehr oft nicht nach der Leiſtung fragt, ſondern nach der Herkunft und dem Namen, muß es uns mit beſonderer Hochachtung erfüllen, daß der Bürgermeiſter der Reichshaupt- und Reſidenzſtadt Wien (Zivio!) hier erſchienen iſt. Haben doch die beiden Verblichenen in Wiens Mauern gelebt und gewirkt und in Wien ihre beſten Werke heraus- gegeben. Hierauf ergriff Bürgermeiſter Doctor Lueger das Wort. Er ſagte: Wir Wiener werden es nie vergeſſen, daß Kopitar an der Hofbibliothek in ruhmvollſter Weiſe gewirkt. Er war auserſehen, die Schätze, welche uns im Jahre 1809 räuberiſche Hände entführt haben, wieder zurückzubringen. Ein eigenthüm- liches Geſchick wollte es, daß er und Grillparzer, unſer größter vaterländiſcher Dichter, zugleich um eine Stelle in der Hofbibliothek ſich beworben haben, und als Kopitar ſie erlangte, hat es Grillparzer neidlos anerkannt, daß er ſie mit Recht erhalten. 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Die beiden Leichen wurden unter Ehren- geleite noch geſtern nach Belgrad überführt. * Wählerverſammlung im 3. Bezirke. Donnerſtag, den 14. d. M., 8 Uhr Abends, findet in Dreher’s großem Saale, Landſtraße, Hauptſtraße, eine große Wählerverſammlung ſtatt, in der Bürgermeiſter Dr. Lueger, Landes-Ausſchuß Steiner und Abg. Dr. Weiskirchner ſprechen werden. Landes-Ausſchuß Steiner wird auch die Beamtenfrage behandeln. Mit Rückſicht auf die bevorſtehenden Wahlen in die Erwerbſteuer-Commiſſionen haben ſämmtliche Steuerträger, die Beamten mit ihren Legitimations- karten, ſowie die Frauen, welche ſteuerberechtigt ſind, Zutritt. * Ein Proteſt der jüdiſchen Cultusge- meinde. Bekanntlich hat in der vorletzten Sitzung des Gemeinderathes der Vicebürgermeiſter Dr. Neu- mayer einen Antrag eingebracht, nach welchem eine Petition an die hohe Regierung zu richten ſei, Vor- ſtellungen gegen die maſſenhafte Ernennung jüdiſcher Richter zu erheben. Die jüdiſche Cultusgemeinde ſieht ſich natürlich hiedurch in ihren vitalſten Intereſſen be- droht. Nachdem die Juden es glücklich dahin gebracht haben, daß ſie den Geldmarkt beherrſchen, iſt ihr nächſtes und letztes Ziel das Eindringen in die geiſtigen Berufe, das ſchließlich die Unterordnung der Chriſten unter ihr Scepter bedeuten würde. Deshalb veröffent- licht der Cultusvorſtand gegen dieſen Antrag eine ge- harniſchte Proteſtkundgebung, die ſelbſtverſtändlich nicht einen Antiſemiten veranlaſſen wird, den eingeſchlagenen Weg zu verlaſſen. * Drei Monate wegen Bismarck-Beleidie gung. In Oſtrowo in Preußiſch-Polen wurd- dieſer Tage der Redacteur und Verleger eines polni- ſchen Blattes, Nowicki, wegen Beleidigung Bis marck’s zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Das Blatt brachte den Inhalt eines Zwiegeſpräches zwiſchen dem Tod und dem Teufel aus einem galiziſchen Witz- blatte. Die Verurtheilung erfolgte ſelbſtverſtändlich über Antrag Bismarck’s. * Ignaz Helfy †. Der ungariſche Reichstags- abgeordnete Ignaz Helfy iſt heute Früh in Budapeſt geſtorben. Helfy war Anhänger der Unabhängigkeits- partei. Er hinterläßt eine Witwe. * Das erſte Gefecht eines jüdiſchen Rekruten. Geſtern Abends kam in ein Gaſtlocal im 16. Bezirke, wo gerade eine Anzahl chriſtlich-ſocialer Arbeiter ver- ſammelt war, ein jüdiſcher Rekrut, der ſich ohne jeden Anlaß in die Geſpräche der Gäſte einmiſchte, bis er aufgefordert wurde, das Local zu verlaſſen. Ohne jede Veranlaſſung zog nun der tapfere jüdiſche Rekrut ſein Bajonnett und fuchtelte mit demſelben den Gäſten vor der Naſe herum. Als nun ein Wachmann geholt wurde, drang der Soldat auch auf dieſen mit blanker Waffe ein. Der Wachmann zog in Folge deſſen ebenfalls vom Leder, worauf es der tapfere Makkabäer vorzog, aus- zukneifen. Er fiel jedoch zu ſeinem Unglück zwei eben vorübergehenden Schutzleuten in die Hände, welche ihn aufs Commiſſariat ſtellten, von wo ihn eine Militär- patrouille abholte.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 233, Wien, 12.10.1897, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost233_1897/3>, abgerufen am 24.11.2024.