Reichspost. Nr. 140, Wien, 21.06.1904.Wien, Dienstag Reichspost 21. Juni 1904 140 [Spaltenumbruch] Juli d. J., letzteres schon von Mitte Juni an je 3000 Schulkindern durch Freikarten körperliche Kräf- tigung und Gesundung gewähren. Die Ausgabe an Freikarten für schulpflichtige Mädchen zum Besuche des städtischen Freibades im Donauhauptstrome wird gänzlich eingestellt. Nur Knaben werden künftighin daselbst baden können. * Abreise des Königs von Dänemark. König Christian von Dänemark hat Wien nach fünf- * Achtung auf die akademische Ver- judung. Wie wir hören, wird in Bälde Hof- * Die Eröffnung der zweiten Erholungs- stätte in Hütteldorf nahe der Knödelhütte, liegend * Die neue Ausrüstung unserer Fuß- truppen. Schon seit längerer Zeit befassen sich * Brand auf der Landstraße. Ein Brand, * Neues vom Verein zur Abwehr des Antisemitismus. Der "Verein zur Abwehr des * Einkleidung und Profeßablegung bei St. Ursula. Mittwoch den 22. d. M. um 8 Uhr * Unfall beim Rudern. Am sogenannten * Bei einer Preisverteilung. Gelegentlich * Touristenunfall. Man meldet uns aus * Die Schwachsinnigen-Fürsorge in Oester- reich. Der Verein "Fürsorge für Schwachsinnige" * Wetter. Zu Regen geneigt. Steiermark. Suspendierter Notar. Aus Beim Baden ertrunken. Man telegraphiert Auf der Jagd erschossen. Samstag nachts Tirol. Kongreß der Lega nazionale. Gestern hat hier der 9. Kongreß der Lega nazionale Böhmen. Katholisch akademischer Uni- versitäts-Zweigverein. Man schreibt uns Vereitelte Versammlung. Man tele- Der nationale Streit auf dem Fried- hofe. Das "Korr. B." meldet heute aus Aussig: Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904 140 [Spaltenumbruch] Juli d. J., letzteres ſchon von Mitte Juni an je 3000 Schulkindern durch Freikarten körperliche Kräf- tigung und Geſundung gewähren. Die Ausgabe an Freikarten für ſchulpflichtige Mädchen zum Beſuche des ſtädtiſchen Freibades im Donauhauptſtrome wird gänzlich eingeſtellt. Nur Knaben werden künftighin daſelbſt baden können. * Abreiſe des Königs von Dänemark. König Chriſtian von Dänemark hat Wien nach fünf- * Achtung auf die akademiſche Ver- judung. Wie wir hören, wird in Bälde Hof- * Die Eröffnung der zweiten Erholungs- ſtätte in Hütteldorf nahe der Knödelhütte, liegend * Die neue Ausrüſtung unſerer Fuß- truppen. Schon ſeit längerer Zeit befaſſen ſich * Brand auf der Landſtraße. Ein Brand, * Neues vom Verein zur Abwehr des Antiſemitismus. Der „Verein zur Abwehr des * Einkleidung und Profeßablegung bei St. Urſula. Mittwoch den 22. d. M. um 8 Uhr * Unfall beim Rudern. Am ſogenannten * Bei einer Preisverteilung. Gelegentlich * Touriſtenunfall. Man meldet uns aus * Die Schwachſinnigen-Fürſorge in Oeſter- reich. Der Verein „Fürſorge für Schwachſinnige“ * Wetter. Zu Regen geneigt. Steiermark. Suspendierter Notar. Aus Beim Baden ertrunken. Man telegraphiert Auf der Jagd erſchoſſen. Samstag nachts Tirol. Kongreß der Lega nazionale. Geſtern hat hier der 9. Kongreß der Lega nazionale Böhmen. Katholiſch akademiſcher Uni- verſitäts-Zweigverein. Man ſchreibt uns Vereitelte Verſammlung. Man tele- Der nationale Streit auf dem Fried- hofe. Das „Korr. B.“ meldet heute aus Auſſig: <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904 140</hi></fw><lb/><cb/> Juli d. J., letzteres ſchon von Mitte Juni an je<lb/> 3000 Schulkindern durch Freikarten körperliche Kräf-<lb/> tigung und Geſundung gewähren. Die Ausgabe an<lb/> Freikarten für ſchulpflichtige Mädchen zum Beſuche<lb/> des ſtädtiſchen Freibades im Donauhauptſtrome wird<lb/> gänzlich eingeſtellt. Nur Knaben werden künftighin<lb/> daſelbſt baden können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Abreiſe des Königs von Dänemark.</hi> </head><lb/> <p>König Chriſtian von Dänemark hat Wien nach fünf-<lb/> tägigem Aufenthalte verlaſſen und ſich zunächſt nach<lb/> Nürnberg begeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Achtung auf die akademiſche Ver-<lb/> judung.</hi> </head> <p>Wie wir hören, wird in Bälde Hof-<lb/> rat Profeſſor <hi rendition="#g">Pfaff</hi> ſein Lehramt an der Wiener<lb/> Univerſität infolge geſchwächter Geſundheit nieder-<lb/> legen. Prof. Pfaff, der bedeutendſte Zivilrechts-<lb/> lehrer in Oeſterreich, iſt einer der wenigen <hi rendition="#g">nicht<lb/> jüdiſchen</hi> Profeſſoren, die in Oeſterreich bürger-<lb/> liches Recht lehren. An der Wiener Univerſität<lb/> hat er zu Kollegen die Profeſſoren <hi rendition="#g">Schey</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Ehrenzweig,</hi> an der Prager deutſchen Uni-<lb/> verſität den Profeſſor <hi rendition="#g">Krasnopolsky</hi> und an<lb/> der Czernowitzer Univerſität den Profeſſor <hi rendition="#g">Ehr-<lb/> lich,</hi> durchwegs <hi rendition="#g">Juden.</hi> Bei dem Umſtande<lb/> nun, daß bekanntlich eine Reviſion des bürger-<lb/> lichen Geſetzbuches geplant iſt und der vorbe-<lb/> reitenden Kommiſſion hiefür ohnehin ſchon vier<lb/> Juden neben zwei Nichtjuden angehören und<lb/> zu beſorgen iſt, daß ſich Profeſſor Pfaff auch aus<lb/> dieſer Kommiſſion zurückzieht, muß dafür vorge-<lb/> ſorgt werden, daß nicht ein Jude an die Stelle<lb/> Pfaffs berufen werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die Eröffnung der zweiten Erholungs-<lb/> ſtätte in Hütteldorf</hi> </head> <p>nahe der Knödelhütte, liegend<lb/> auf aufſteigendem Hügelgelände, rings von Wald<lb/> umgeben, iſt geſtern früh 9 Uhr erfolgt. Zum erſten<lb/> Male rückten die 500 armen Kinder, welche ſich dort<lb/> zunächſt zirka ſechs Wochen lang der Sommerfriſche<lb/> erfreuen werden, geſtern ein. Zu ihrem Empfange<lb/> und zur Feier dieſes nicht offiziellen Eröffnungsaktes<lb/> waren die Zöglinge der ausgezeichnet wirkenden<lb/> Tagesheimſtätte des hochw. Direktors Perkmann<lb/> aus Döbling mit ihrer Knaben-Muſikkapelle er-<lb/> ſchienen und ließen ſchon auf dem Wege dahin manch<lb/> muntere Weiſe erſchallen. Anweſend waren außer den<lb/> Kindern und ihren Eltern nur eine Vertretung des<lb/> Vorſtandes des Vereines Kinderſchutz-Stationen und<lb/> mehrere hervorragend tätige Damen des Vereines.<lb/> Kurz vor 9 Uhr ſammelte ſich alles in der großen<lb/> Knabenhalle um den improviſierten Altar, die Kapelle<lb/> intonierte ein geiſtliches Lied, und dann las Direktor<lb/> Perkmann die hl. Meſſe, während welcher die Knaben<lb/> der Heimſtätte lieblich fromme Lieder ſangen. Am<lb/> Schluſſe hielt Direktor Perlmann eine Anſprache,<lb/> worin er den Kindern zeigte, daß ſie dieſe<lb/> Erholungsſtätte nur dem Chriſtentum, der zur<lb/> Nächſtenliebe aneifernden Lehre Chriſti, verdanken,<lb/> worauf er für alle Wohltäter beten ließ. Den Schluß<lb/> der religiöſen Feier bildete die Volkshymne, welche<lb/> die Knabenkapelle intonierte, und in die alle ein-<lb/> ſtimmten. Herr Offizial Meſtian vom n. ö. Landes-<lb/> ausſchuſſe, der ſich um die Herſtellung und Leitung<lb/> der Erholungsſtätte beſonders verdient gemacht hat,<lb/> fordert zu einem Hoch auf L.-A. Steiner auf, deſſen<lb/> echtem Wiener Herzen und praktiſchen Sinn der Ge-<lb/> danke der Erholungsſtätten entſprungen iſt. Ebenſo<lb/> forderte er die Kinder auf, ſich der erhaltenen Wohl-<lb/> tat durch geſittetes Benehmen recht würdig zu er-<lb/> weiſen. Die Sänger der Perkmannſchen Heimſtätte<lb/> gaben noch einige Soloſtücke zum beſten und dann<lb/> folgte das erſte Frühſtück: Milch und Semmel, das<lb/> den Kleinen köſtlich mundete. In der Küche duftet<lb/> es aber bereits von dem der Kleinen ſpäter harren-<lb/> den kräftigen Mittagsmahle. Um 2 Uhr fuhren die<lb/> Kinder (wie ſtets an Sonntagen) heimwärts, während<lb/> ſie an Wochentagen bis abends nach 6 Uhr die friſche<lb/> Luft des Wiener Waldes genießen werden. Die<lb/> offizielle feierliche Einweihung der zweiten Erholungs-<lb/> ſtätte findet am nächſten Sonntag ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die neue Ausrüſtung unſerer Fuß-<lb/> truppen.</hi> </head> <p>Schon ſeit längerer Zeit befaſſen ſich<lb/> unſere leitenden militäriſchen Kreiſen mit dem Pro-<lb/> jekte, die Verminderung der Belaſtung des Infante-<lb/> riſten durchzuführen und ihn mit mehr Patronen zu<lb/> verſehen. Der Soldat ſchleppt bei feldmäßiger Ad-<lb/> juſtierung heute nicht weniger als 36 Kilo mit ſich,<lb/> die ſich auf die Gewichte des ſchweren Torniſters,<lb/> der Putzrequiſiten, der Reſervewäſche und des Pro-<lb/> viants ꝛc. verteilen, wobei wir gleich bemerken, daß<lb/> der Torniſter noch weiterhin, vorausſichtlich beibehalten<lb/> bleibt und daß der von Vielen erſehnte Ruckſack noch<lb/> immer nicht in Ausſicht genommen iſt. Die geplante<lb/> Entlaſtung der Infanterie und der Jägertruppe wird<lb/> durch die Reduktion des Gewichtes der von dem<lb/> Manne zu tragenden Verpflegung, Bekleidung und<lb/> der Putzrequiſiten beziehungsweiſe in der Herab-<lb/> minderung der Quantitäten verſucht werden. Man<lb/> wird dem Soldaten auf dieſe Weiſe freilich nur<lb/> 2·250 Kilogramm abnehmen. Dafür wird die<lb/> Kriegstaſchenmunition, welche der einzelne Mann<lb/> mit ſich führt um 0.680 Kilogramm, das iſt um<lb/> zwanzig Patronen erhöht, ſo daß nur eine effektive<lb/> Entlaſtung des Mannes um 1·570 Kilogramm er-<lb/> zielt wird. Dieſe Ausrüſtungsänderungen werden in<lb/> der nächſten Zeit in den verſchiedenen Korps erprobt<lb/> werden. Speziell im 9. Armeekorps (Joſefſtadt)<lb/><cb/> werden dieſelben in großem Stile durchgeführt<lb/> werden. Zu dieſem Zwecke wird aus der Infanterie<lb/> einer dem Korpsverbande angehörenden Infanterie-<lb/> Truppen-Diviſion ein Infanterie-Regiment auf Kriegs-<lb/> ſtärke formiert, welches mit dem kompletten Re-<lb/> gimentstrain, mit der vollen Verpflegsausrüſtung,<lb/> einer Feldbäckerei ꝛc. vollkommen kriegsmäßig aus-<lb/> gerüſtet wird. Dieſes Regiment hat ſodann während<lb/> der erſten Woche mit der bisherigen Infanterie-Aus-<lb/> rüſtung und während der zweiten Woche mit der<lb/> projektierten neuen Ausrüſtung nicht nur Märſche<lb/> und Uebungen, ſondern auch das feldmäßige Schießen<lb/> durchzuführen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Brand auf der Landſtraße.</hi> </head> <p>Ein Brand,<lb/> welcher am Sonntag in der Maſchinenfabrik von<lb/> C. Dengg & Komp. in der Erdbergſtraße zum Aus-<lb/> bruch kam, hat ein ſehr ſtarkes Aufgebot von Feuer-<lb/> wehrmannſchaft erfordert, da große Gefahr vorhanden<lb/> war. In dem ebenerdigen Schupfen, in welchem<lb/> Tongefäße mit Schwefel- und Salzſäure eingelagert<lb/> ſind, war das Feuer aus bisher nicht feſtgeſtellter<lb/> Urſache entſtanden. Die Flammen ſchlugen mächtig<lb/> empor, ergriffen den anſtoßenden Preßraum und den<lb/> Dachſtuhl dieſes Objektes. Löſchtrains der ſtädtiſchen<lb/> Feuerwehr mit vier Dampfſpritzen gingen ohne Ver-<lb/> zug auf den Brandplatz ab und unter der Leitung<lb/> des Feuerwehr-Kommandanten Müller wurde der<lb/> Brand nach mehr als einſtündiger Arbeit gelöſcht.<lb/> Der verurſachte Schaden beträgt etwa 20.000 Kronen,<lb/> da der Schupfen und das Preßhaus zum größten<lb/> Teile von den Flammen verzehrt worden ſind. Die<lb/> angrenzende Heizanlage, die feuerſicher hergeſtellt iſt,<lb/> konnte erhalten bleiben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Neues vom Verein zur Abwehr des<lb/> Antiſemitismus.</hi> </head> <p>Der „Verein zur Abwehr des<lb/> Antiſemitismus“ — ſo etwas e<supplied>x</supplied>iſtiert nämlich —<lb/> hat in der letzten Zeit dem Sicherheitsbureau die<lb/> Anzeige erſtattet, daß ein junger Mann und eine<lb/> junge Frau mittels <hi rendition="#g">gefälſchter Mitglieder-<lb/> karten,</hi> die die gefälſchten Unterſchriften der Vereins-<lb/> funktionäre trugen, Jahresbeiträge teils herausge-<lb/> lockt, teils herauszulocken verſucht haben. Durch die<lb/> Nachforſchungen iſt erhoben worden, daß der Be-<lb/> trüger mit dem früher bei dem erwähnten Verein<lb/><hi rendition="#g">angeſtellt geweſenen</hi> (hoffentlich kein Anti-<lb/> ſemit!) Kontoriſten Alfred Menzl identiſch iſt. Menzl<lb/> war wegen Unterſchlagung eines Betrages von 200<lb/> Kronen vom Vereine entlaſſen worden. Am 17. d.<lb/> iſt Menzl verhaftet worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Einkleidung und Profeßablegung bei<lb/> St. Urſula.</hi> </head> <p>Mittwoch den 22. d. M. um 8 Uhr<lb/> früh werden in der Urſulinenkirche, 1. Bezirk,<lb/> Johannesgaſſe Nr. 8, drei Ordenskandidatinnen, die<lb/> Bügerſchullehrerinnen Leopoldine Gigler und Marianne<lb/> Martinek, ſowie Fräulein Anna Bahner in feierlicher<lb/> Weiſe das Ordenskleid bekommen und drei Novizen,<lb/><hi rendition="#aq">Sor.</hi> Berchmana Gigler, Volksſchullehrerin <hi rendition="#aq">Sor.</hi><lb/> Leopoldine Weber und Muſiklehrerin <hi rendition="#aq">Sor.</hi> Evangeliſta<lb/> Müller Profeß ablegen. Die Feierlichkeit hält Dom-<lb/> kapitular Mſgr. Anton Schöpfleuthner.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Unfall beim Rudern.</hi> </head> <p>Am ſogenannten<lb/> Franz Joſefslande im Prater ſtießen geſtern abends<lb/> während einer Waſſerfahrt zwei Kähne zuſammen.<lb/> Der Inſaſſe eines der Kähne, der Geſchäftsdiener<lb/> Karl Schlögel, geriet bei dem Zuſammenſtoße mit<lb/> der rechten Hand zwiſchen die Seitenwände der<lb/> Kähne, wodurch er Quetſchwunden an den Fingern<lb/> erlitt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Bei einer Preisverteilung.</hi> </head> <p>Gelegentlich<lb/> eines Wieſenfeſtes auf der Landſtraße geriet am<lb/> Sonntag abends der Maurergehilfe Alois Bahner<lb/> wegen Meinungsverſchiedenheit bei der Preisver-<lb/> teilung mit einem Kameraden in einen Streit.<lb/> Bahner wurde von ſeinem Gegner durch Hiebe mit<lb/> einem Bierglaſe am linken Scheitelbeine, am Hinter-<lb/> haupte und am linken Ohre ſchwer verletzt und mußte<lb/> in das Rudolfsſpital transportiert werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Touriſtenunfall.</hi> </head> <p>Man meldet uns aus<lb/> Kanderſteg: Drei Studierende der Medizin an der<lb/> Berner Univerſität: Keller (Neuenburg), Krebs<lb/> (Bern) und Fauconnet (Genf) unternahmen am<lb/> Sonntag früh ohne Führer die Beſteigung des<lb/> Doldenhorns. An einer ſteilen Schneehalde gerieten<lb/> ſie ins Rutſchen. Keller und Krebs fielen in den<lb/> tiefen Schlund, Fauconnet geriet auf die Schnee-<lb/> brücke, wo er das Gletſcherbeil feſthackte und das<lb/> Seil, an dem Keller und Krebs hingen, um das<lb/> Beil herumſchlang. Hiebei verletzte er ſich leicht.<lb/> Unfähig, ſelbſt zu helfen, eilte er ſodann nach Kander-<lb/> ſteg hinunter, von wo mittags zwölf Führer und vier<lb/> Träger aufbrachen. Die Kolonne ſollte gegen Abend<lb/> zur Unglücksſtelle gelangen. Das Schickſal der beiden<lb/> Verunglückten iſt noch ungewiß. — Heute depeſchiert<lb/> man uns: Kanderſteg, 20. Juni. Die beiden geſtern<lb/> bei der Beſteigung des Doldenhorns verunglückten<lb/> Berner Studenten Keller und Krebs wurden in dem<lb/> 30 Meter tiefen Gletſcherſchlund <hi rendition="#g">ſchwer verletzt</hi><lb/> aufgefunden und um 2 Uhr früh nach der Klubhütte<lb/> gebracht, wo Keller um 3 Uhr <hi rendition="#g">ſtarb.</hi> Krebs wird<lb/> nach Kanderſteg transportiert werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die Schwachſinnigen-Fürſorge in Oeſter-<lb/> reich.</hi> </head> <p>Der Verein „Fürſorge für Schwachſinnige“<lb/> der die Erwirkung eines Fürſorg- und Schutzgeſetzes<lb/> Schwachſinniger, die Errichtung und Erhaltung von<lb/> Schulen und Anſtalten für Schwachſinnige durch den<lb/> Staat, die Landes- und Kommunalverwaltung er-<lb/> ſtrebt, veranſtaltete bekanntlich vor einiger Zeit die<lb/><hi rendition="#aq">I.</hi> öſterreichiſche Konferenz zur Schwachſinnigen-Für-<lb/><cb/> ſorge. Der Bezirksſchulrat der k. k. Reichshaupt- und<lb/> Reſidenzſtadt Wien nahm durch folgende Entſchließung<lb/> Stellung zur erſten Konferenz: „Der Bezirksſchulrat<lb/> der Stadt Wien hat ſich beſtimmt gefunden den<lb/> Bericht des Vereines „Fürſorge für Schwachſinnige“<lb/> über die in Wien, 18. Bezirke am 27. März 1904 ab-<lb/> gehaltene <hi rendition="#aq">I.</hi> öſterreichiſche Konferenz zur befriedigenden<lb/> Kenntnis zu nehmen, die Notwendigkeit der Er-<lb/> richtung ſpezieller Bildungsanſtalten für ſchwach-<lb/> ſinnige und ſchwachbefähigte Kinder im Wiener<lb/> Schulbezirke im Intereſſe der Sicherung eines tat-<lb/> ſächlichen Unterrichtes für die unglücklichen Kinder,<lb/> ſowie der allgemeinen Volksſchulen und der Gemeinde<lb/> Wien als dringend zu bezeichnen, die Veranſtaltung<lb/> von Kurſen über die Beyandlung des geiſtig ab-<lb/> normalen Kindes verbunden mit praktiſchen Uebungen<lb/> an der einzig beſtehenden Abteilung für ſchwachſinnige<lb/> Kinder (18. Bezirk, Anaſtaſius Grüngaſſe) falls ein<lb/> diesbezügliches Anſuchen erfolgt, zu befürworten und<lb/> dem Vereine für ſeine echt menſchenfreundlichen Be-<lb/> ſtrebungen den Dank und die Anerkennung aus-<lb/> zudrücken. Hievon wird das geehrte Vereinspräſidium<lb/> in die Kenntnis geſetzt.“ Ebenſo nahm der Stadt-<lb/> ſchulrat der landesfürſtlichen Stadt Graz die<lb/> Konferenzbeſchlüſſe mit beſten Dank zur Kenntnis.<lb/> Das gedruckte Protokoll über die Konferenzbeſchlüſſe<lb/> iſt gegen Einſendung einer 20 Heller-Marke vom<lb/> Vereine „Fürſorge für Schwachſinnige.“ (Wien,<lb/><hi rendition="#aq">XIX</hi>/1, Pantzergaſſe 3) erhältlich.</p> </div> </div><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Wetter.</hi> </head> <p>Zu Regen geneigt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Steiermark.</hi> </head> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">Suspendierter Notar.</hi> </head> <p>Aus<lb/><hi rendition="#g">Graz</hi> wird uns telegraphiert: Der Notar Alfred<lb/> Wertheim in <hi rendition="#g">Kirchberg</hi> wurde vom hieſigen Ober-<lb/> landesgerichte vom Amte ſuspendiert und in<lb/> Disziplinarunterſuchung gezogen. Mit ſeiner Ver-<lb/> tretung wurde der Notar Joſef Plänk in Wildon<lb/> betraut. Wertheim hatte ſich in ſeinem Amte eine<lb/> Reihe von Unregelmäßigkeiten zu Schulden kommen<lb/> laſſen, welche ſowohl mit den Notariatsbeſtimmungen<lb/> wie auch mit der Beamtenehre in kraſſem Wider-<lb/> ſpruche ſtehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">Beim Baden ertrunken.</hi> </head> <p>Man telegraphiert<lb/> uns aus <hi rendition="#g">Cilli:</hi> Samstag nachmittag ertranken<lb/> beim Baden in der Wogleina, einem tückiſchen<lb/> Nebenfluſſe der Sann, die fünfzehnjährige Marie<lb/> Lenko und die bei ihren Eltern zu Beſuch weilende<lb/> 20jährige Marie Mediumſchek. Es wurde konſtatiert,<lb/> daß ein Mädchen das andere zu retten verſuchte,<lb/> wobei Beide den Tod fanden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">Auf der Jagd erſchoſſen.</hi> </head> <p>Samstag nachts<lb/> begaben ſich der in Admont anſäſſige 44 Jahre alte<lb/> Schmiedmeiſter und Hausbeſitzer Paul Faſching und<lb/> der Zimmermann Joſef Haas in Hall gemeinſam<lb/> auf die Birſch. Die beiden trennten ſich bald von<lb/> einander und vereinbarten einen beſtimmten Platz,<lb/> auf welchem ſie ſich nach der Jagd wieder treffen<lb/> ſollten. Faſching ſchlug ſeine Wanderung durch den<lb/> wildreichen Wald rechts ein, während Haas links<lb/> abbog. Nach einiger Zeit glaubte Haas im Dunkel<lb/> der Nacht ein Wild bemerkt zu haben. Er legte ſein<lb/> Gewehr an, drückte ab und bald darauf vernahm<lb/> Haas einen markerſchütternden Schrei. Erſchrocken<lb/> eilte der Schütze an die Schußſtelle und fand dort<lb/> zu ſeinem Entſetzen an Stelle des erhofften Wildes<lb/> ſeinen Freund am Boden liegen. Faſching hat bald<lb/> darauf in den Armen des unglücklichen Schützen ſeinen<lb/> Geiſt ausgehaucht. Faſching war verheiratet und Vater<lb/> von vier unmündigen Kindern.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tirol.</hi> </head> <head> <hi rendition="#g">Kongreß der <hi rendition="#aq">Lega nazionale.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Geſtern hat hier der 9. Kongreß der <hi rendition="#aq">Lega nazionale</hi><lb/> unter zahlreicher Beteiligung von Delegierten aus den<lb/> italieniſchen Provinzen Oeſterreichs ſtattgefunden.<lb/> Der Krongreß ſowie die mit demſelben verbundenen<lb/> öffentlichen Feſtlichkeiten, darunter ein großer Aufzug<lb/> zum Dante-Denkmal, an welchem fünfzig Kränze<lb/> niedergelegt worden ſind, ſind in voller Ordnung ver-<lb/> laufen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Böhmen.</hi> </head> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">Katholiſch akademiſcher Uni-<lb/> verſitäts-Zweigverein.</hi> </head> <p>Man ſchreibt uns<lb/> aus <hi rendition="#g">Prag:</hi> Am 17. d. M. fand die Verſammlung<lb/> des katholiſch akademiſchen Univerſitäts-Zweigvereines<lb/> von Prag im fürſterzbiſchöflichen Prieſterſeminar<lb/> unter zahlreicher Beteiligung ſtatt, bei welcher die<lb/> Wahl der neuen Funktionäre vorgenommen wurde.<lb/> Die bisherigen Herren Funktionäre, welche eifrig<lb/> beſtrebt waren, den Verein zu heben und denſelben<lb/> möglichſt zu verbreiten, legten ihr treu verwaltetes<lb/> Amt nieder. Als neue Funktionäre gingen aus der<lb/> Wahl hervor: die Herren Karl Bock, als Obmann<lb/> von faſt allen Mitgliedern gewählt; Heinrich Kilmann,<lb/> als Obmann-Stellvertreter; Thomas Pauker, als<lb/> Kaſſier und Franz Reginek, als Schriftführer; ſämt-<lb/> liche Herren ſind Theologen. Spenden für den<lb/> katholiſch akademiſchen Univerſitäts-Zweigverein ſind<lb/> nunmehr an den Kaſſier: Herrn Theologen Thomas<lb/> Pauker, Prag <hi rendition="#aq">I.</hi> 190, f.-e. Seminar zu ſenden. Im<lb/> Voraus ſchon ein herzliches „Vergelts Gott!“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">Vereitelte Verſammlung.</hi> </head> <p>Man tele-<lb/> graphiert uns aus Prag: Geſtern fand hier die kon-<lb/> ſtituierende Wahlverſammlung des Bundes der<lb/><hi rendition="#g">tſchechiſchen</hi> Studentenſchaft ſtatt, die aber re-<lb/> ſultatlos verlief, da die realiſtiſchen Studenten die<lb/> Wahl des Präſidiums verhinderten, worauf die Ver-<lb/> ſammlung vertagt wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">Der nationale Streit auf dem Fried-<lb/> hofe.</hi> </head> <p>Das „Korr. B.“ meldet heute aus Auſſig:<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904 140
Juli d. J., letzteres ſchon von Mitte Juni an je
3000 Schulkindern durch Freikarten körperliche Kräf-
tigung und Geſundung gewähren. Die Ausgabe an
Freikarten für ſchulpflichtige Mädchen zum Beſuche
des ſtädtiſchen Freibades im Donauhauptſtrome wird
gänzlich eingeſtellt. Nur Knaben werden künftighin
daſelbſt baden können.
* Abreiſe des Königs von Dänemark.
König Chriſtian von Dänemark hat Wien nach fünf-
tägigem Aufenthalte verlaſſen und ſich zunächſt nach
Nürnberg begeben.
* Achtung auf die akademiſche Ver-
judung. Wie wir hören, wird in Bälde Hof-
rat Profeſſor Pfaff ſein Lehramt an der Wiener
Univerſität infolge geſchwächter Geſundheit nieder-
legen. Prof. Pfaff, der bedeutendſte Zivilrechts-
lehrer in Oeſterreich, iſt einer der wenigen nicht
jüdiſchen Profeſſoren, die in Oeſterreich bürger-
liches Recht lehren. An der Wiener Univerſität
hat er zu Kollegen die Profeſſoren Schey und
Ehrenzweig, an der Prager deutſchen Uni-
verſität den Profeſſor Krasnopolsky und an
der Czernowitzer Univerſität den Profeſſor Ehr-
lich, durchwegs Juden. Bei dem Umſtande
nun, daß bekanntlich eine Reviſion des bürger-
lichen Geſetzbuches geplant iſt und der vorbe-
reitenden Kommiſſion hiefür ohnehin ſchon vier
Juden neben zwei Nichtjuden angehören und
zu beſorgen iſt, daß ſich Profeſſor Pfaff auch aus
dieſer Kommiſſion zurückzieht, muß dafür vorge-
ſorgt werden, daß nicht ein Jude an die Stelle
Pfaffs berufen werde.
* Die Eröffnung der zweiten Erholungs-
ſtätte in Hütteldorf nahe der Knödelhütte, liegend
auf aufſteigendem Hügelgelände, rings von Wald
umgeben, iſt geſtern früh 9 Uhr erfolgt. Zum erſten
Male rückten die 500 armen Kinder, welche ſich dort
zunächſt zirka ſechs Wochen lang der Sommerfriſche
erfreuen werden, geſtern ein. Zu ihrem Empfange
und zur Feier dieſes nicht offiziellen Eröffnungsaktes
waren die Zöglinge der ausgezeichnet wirkenden
Tagesheimſtätte des hochw. Direktors Perkmann
aus Döbling mit ihrer Knaben-Muſikkapelle er-
ſchienen und ließen ſchon auf dem Wege dahin manch
muntere Weiſe erſchallen. Anweſend waren außer den
Kindern und ihren Eltern nur eine Vertretung des
Vorſtandes des Vereines Kinderſchutz-Stationen und
mehrere hervorragend tätige Damen des Vereines.
Kurz vor 9 Uhr ſammelte ſich alles in der großen
Knabenhalle um den improviſierten Altar, die Kapelle
intonierte ein geiſtliches Lied, und dann las Direktor
Perkmann die hl. Meſſe, während welcher die Knaben
der Heimſtätte lieblich fromme Lieder ſangen. Am
Schluſſe hielt Direktor Perlmann eine Anſprache,
worin er den Kindern zeigte, daß ſie dieſe
Erholungsſtätte nur dem Chriſtentum, der zur
Nächſtenliebe aneifernden Lehre Chriſti, verdanken,
worauf er für alle Wohltäter beten ließ. Den Schluß
der religiöſen Feier bildete die Volkshymne, welche
die Knabenkapelle intonierte, und in die alle ein-
ſtimmten. Herr Offizial Meſtian vom n. ö. Landes-
ausſchuſſe, der ſich um die Herſtellung und Leitung
der Erholungsſtätte beſonders verdient gemacht hat,
fordert zu einem Hoch auf L.-A. Steiner auf, deſſen
echtem Wiener Herzen und praktiſchen Sinn der Ge-
danke der Erholungsſtätten entſprungen iſt. Ebenſo
forderte er die Kinder auf, ſich der erhaltenen Wohl-
tat durch geſittetes Benehmen recht würdig zu er-
weiſen. Die Sänger der Perkmannſchen Heimſtätte
gaben noch einige Soloſtücke zum beſten und dann
folgte das erſte Frühſtück: Milch und Semmel, das
den Kleinen köſtlich mundete. In der Küche duftet
es aber bereits von dem der Kleinen ſpäter harren-
den kräftigen Mittagsmahle. Um 2 Uhr fuhren die
Kinder (wie ſtets an Sonntagen) heimwärts, während
ſie an Wochentagen bis abends nach 6 Uhr die friſche
Luft des Wiener Waldes genießen werden. Die
offizielle feierliche Einweihung der zweiten Erholungs-
ſtätte findet am nächſten Sonntag ſtatt.
* Die neue Ausrüſtung unſerer Fuß-
truppen. Schon ſeit längerer Zeit befaſſen ſich
unſere leitenden militäriſchen Kreiſen mit dem Pro-
jekte, die Verminderung der Belaſtung des Infante-
riſten durchzuführen und ihn mit mehr Patronen zu
verſehen. Der Soldat ſchleppt bei feldmäßiger Ad-
juſtierung heute nicht weniger als 36 Kilo mit ſich,
die ſich auf die Gewichte des ſchweren Torniſters,
der Putzrequiſiten, der Reſervewäſche und des Pro-
viants ꝛc. verteilen, wobei wir gleich bemerken, daß
der Torniſter noch weiterhin, vorausſichtlich beibehalten
bleibt und daß der von Vielen erſehnte Ruckſack noch
immer nicht in Ausſicht genommen iſt. Die geplante
Entlaſtung der Infanterie und der Jägertruppe wird
durch die Reduktion des Gewichtes der von dem
Manne zu tragenden Verpflegung, Bekleidung und
der Putzrequiſiten beziehungsweiſe in der Herab-
minderung der Quantitäten verſucht werden. Man
wird dem Soldaten auf dieſe Weiſe freilich nur
2·250 Kilogramm abnehmen. Dafür wird die
Kriegstaſchenmunition, welche der einzelne Mann
mit ſich führt um 0.680 Kilogramm, das iſt um
zwanzig Patronen erhöht, ſo daß nur eine effektive
Entlaſtung des Mannes um 1·570 Kilogramm er-
zielt wird. Dieſe Ausrüſtungsänderungen werden in
der nächſten Zeit in den verſchiedenen Korps erprobt
werden. Speziell im 9. Armeekorps (Joſefſtadt)
werden dieſelben in großem Stile durchgeführt
werden. Zu dieſem Zwecke wird aus der Infanterie
einer dem Korpsverbande angehörenden Infanterie-
Truppen-Diviſion ein Infanterie-Regiment auf Kriegs-
ſtärke formiert, welches mit dem kompletten Re-
gimentstrain, mit der vollen Verpflegsausrüſtung,
einer Feldbäckerei ꝛc. vollkommen kriegsmäßig aus-
gerüſtet wird. Dieſes Regiment hat ſodann während
der erſten Woche mit der bisherigen Infanterie-Aus-
rüſtung und während der zweiten Woche mit der
projektierten neuen Ausrüſtung nicht nur Märſche
und Uebungen, ſondern auch das feldmäßige Schießen
durchzuführen.
* Brand auf der Landſtraße. Ein Brand,
welcher am Sonntag in der Maſchinenfabrik von
C. Dengg & Komp. in der Erdbergſtraße zum Aus-
bruch kam, hat ein ſehr ſtarkes Aufgebot von Feuer-
wehrmannſchaft erfordert, da große Gefahr vorhanden
war. In dem ebenerdigen Schupfen, in welchem
Tongefäße mit Schwefel- und Salzſäure eingelagert
ſind, war das Feuer aus bisher nicht feſtgeſtellter
Urſache entſtanden. Die Flammen ſchlugen mächtig
empor, ergriffen den anſtoßenden Preßraum und den
Dachſtuhl dieſes Objektes. Löſchtrains der ſtädtiſchen
Feuerwehr mit vier Dampfſpritzen gingen ohne Ver-
zug auf den Brandplatz ab und unter der Leitung
des Feuerwehr-Kommandanten Müller wurde der
Brand nach mehr als einſtündiger Arbeit gelöſcht.
Der verurſachte Schaden beträgt etwa 20.000 Kronen,
da der Schupfen und das Preßhaus zum größten
Teile von den Flammen verzehrt worden ſind. Die
angrenzende Heizanlage, die feuerſicher hergeſtellt iſt,
konnte erhalten bleiben.
* Neues vom Verein zur Abwehr des
Antiſemitismus. Der „Verein zur Abwehr des
Antiſemitismus“ — ſo etwas exiſtiert nämlich —
hat in der letzten Zeit dem Sicherheitsbureau die
Anzeige erſtattet, daß ein junger Mann und eine
junge Frau mittels gefälſchter Mitglieder-
karten, die die gefälſchten Unterſchriften der Vereins-
funktionäre trugen, Jahresbeiträge teils herausge-
lockt, teils herauszulocken verſucht haben. Durch die
Nachforſchungen iſt erhoben worden, daß der Be-
trüger mit dem früher bei dem erwähnten Verein
angeſtellt geweſenen (hoffentlich kein Anti-
ſemit!) Kontoriſten Alfred Menzl identiſch iſt. Menzl
war wegen Unterſchlagung eines Betrages von 200
Kronen vom Vereine entlaſſen worden. Am 17. d.
iſt Menzl verhaftet worden.
* Einkleidung und Profeßablegung bei
St. Urſula. Mittwoch den 22. d. M. um 8 Uhr
früh werden in der Urſulinenkirche, 1. Bezirk,
Johannesgaſſe Nr. 8, drei Ordenskandidatinnen, die
Bügerſchullehrerinnen Leopoldine Gigler und Marianne
Martinek, ſowie Fräulein Anna Bahner in feierlicher
Weiſe das Ordenskleid bekommen und drei Novizen,
Sor. Berchmana Gigler, Volksſchullehrerin Sor.
Leopoldine Weber und Muſiklehrerin Sor. Evangeliſta
Müller Profeß ablegen. Die Feierlichkeit hält Dom-
kapitular Mſgr. Anton Schöpfleuthner.
* Unfall beim Rudern. Am ſogenannten
Franz Joſefslande im Prater ſtießen geſtern abends
während einer Waſſerfahrt zwei Kähne zuſammen.
Der Inſaſſe eines der Kähne, der Geſchäftsdiener
Karl Schlögel, geriet bei dem Zuſammenſtoße mit
der rechten Hand zwiſchen die Seitenwände der
Kähne, wodurch er Quetſchwunden an den Fingern
erlitt.
* Bei einer Preisverteilung. Gelegentlich
eines Wieſenfeſtes auf der Landſtraße geriet am
Sonntag abends der Maurergehilfe Alois Bahner
wegen Meinungsverſchiedenheit bei der Preisver-
teilung mit einem Kameraden in einen Streit.
Bahner wurde von ſeinem Gegner durch Hiebe mit
einem Bierglaſe am linken Scheitelbeine, am Hinter-
haupte und am linken Ohre ſchwer verletzt und mußte
in das Rudolfsſpital transportiert werden.
* Touriſtenunfall. Man meldet uns aus
Kanderſteg: Drei Studierende der Medizin an der
Berner Univerſität: Keller (Neuenburg), Krebs
(Bern) und Fauconnet (Genf) unternahmen am
Sonntag früh ohne Führer die Beſteigung des
Doldenhorns. An einer ſteilen Schneehalde gerieten
ſie ins Rutſchen. Keller und Krebs fielen in den
tiefen Schlund, Fauconnet geriet auf die Schnee-
brücke, wo er das Gletſcherbeil feſthackte und das
Seil, an dem Keller und Krebs hingen, um das
Beil herumſchlang. Hiebei verletzte er ſich leicht.
Unfähig, ſelbſt zu helfen, eilte er ſodann nach Kander-
ſteg hinunter, von wo mittags zwölf Führer und vier
Träger aufbrachen. Die Kolonne ſollte gegen Abend
zur Unglücksſtelle gelangen. Das Schickſal der beiden
Verunglückten iſt noch ungewiß. — Heute depeſchiert
man uns: Kanderſteg, 20. Juni. Die beiden geſtern
bei der Beſteigung des Doldenhorns verunglückten
Berner Studenten Keller und Krebs wurden in dem
30 Meter tiefen Gletſcherſchlund ſchwer verletzt
aufgefunden und um 2 Uhr früh nach der Klubhütte
gebracht, wo Keller um 3 Uhr ſtarb. Krebs wird
nach Kanderſteg transportiert werden.
* Die Schwachſinnigen-Fürſorge in Oeſter-
reich. Der Verein „Fürſorge für Schwachſinnige“
der die Erwirkung eines Fürſorg- und Schutzgeſetzes
Schwachſinniger, die Errichtung und Erhaltung von
Schulen und Anſtalten für Schwachſinnige durch den
Staat, die Landes- und Kommunalverwaltung er-
ſtrebt, veranſtaltete bekanntlich vor einiger Zeit die
I. öſterreichiſche Konferenz zur Schwachſinnigen-Für-
ſorge. Der Bezirksſchulrat der k. k. Reichshaupt- und
Reſidenzſtadt Wien nahm durch folgende Entſchließung
Stellung zur erſten Konferenz: „Der Bezirksſchulrat
der Stadt Wien hat ſich beſtimmt gefunden den
Bericht des Vereines „Fürſorge für Schwachſinnige“
über die in Wien, 18. Bezirke am 27. März 1904 ab-
gehaltene I. öſterreichiſche Konferenz zur befriedigenden
Kenntnis zu nehmen, die Notwendigkeit der Er-
richtung ſpezieller Bildungsanſtalten für ſchwach-
ſinnige und ſchwachbefähigte Kinder im Wiener
Schulbezirke im Intereſſe der Sicherung eines tat-
ſächlichen Unterrichtes für die unglücklichen Kinder,
ſowie der allgemeinen Volksſchulen und der Gemeinde
Wien als dringend zu bezeichnen, die Veranſtaltung
von Kurſen über die Beyandlung des geiſtig ab-
normalen Kindes verbunden mit praktiſchen Uebungen
an der einzig beſtehenden Abteilung für ſchwachſinnige
Kinder (18. Bezirk, Anaſtaſius Grüngaſſe) falls ein
diesbezügliches Anſuchen erfolgt, zu befürworten und
dem Vereine für ſeine echt menſchenfreundlichen Be-
ſtrebungen den Dank und die Anerkennung aus-
zudrücken. Hievon wird das geehrte Vereinspräſidium
in die Kenntnis geſetzt.“ Ebenſo nahm der Stadt-
ſchulrat der landesfürſtlichen Stadt Graz die
Konferenzbeſchlüſſe mit beſten Dank zur Kenntnis.
Das gedruckte Protokoll über die Konferenzbeſchlüſſe
iſt gegen Einſendung einer 20 Heller-Marke vom
Vereine „Fürſorge für Schwachſinnige.“ (Wien,
XIX/1, Pantzergaſſe 3) erhältlich.
* Wetter. Zu Regen geneigt.
Steiermark. Suspendierter Notar. Aus
Graz wird uns telegraphiert: Der Notar Alfred
Wertheim in Kirchberg wurde vom hieſigen Ober-
landesgerichte vom Amte ſuspendiert und in
Disziplinarunterſuchung gezogen. Mit ſeiner Ver-
tretung wurde der Notar Joſef Plänk in Wildon
betraut. Wertheim hatte ſich in ſeinem Amte eine
Reihe von Unregelmäßigkeiten zu Schulden kommen
laſſen, welche ſowohl mit den Notariatsbeſtimmungen
wie auch mit der Beamtenehre in kraſſem Wider-
ſpruche ſtehen.
Beim Baden ertrunken. Man telegraphiert
uns aus Cilli: Samstag nachmittag ertranken
beim Baden in der Wogleina, einem tückiſchen
Nebenfluſſe der Sann, die fünfzehnjährige Marie
Lenko und die bei ihren Eltern zu Beſuch weilende
20jährige Marie Mediumſchek. Es wurde konſtatiert,
daß ein Mädchen das andere zu retten verſuchte,
wobei Beide den Tod fanden.
Auf der Jagd erſchoſſen. Samstag nachts
begaben ſich der in Admont anſäſſige 44 Jahre alte
Schmiedmeiſter und Hausbeſitzer Paul Faſching und
der Zimmermann Joſef Haas in Hall gemeinſam
auf die Birſch. Die beiden trennten ſich bald von
einander und vereinbarten einen beſtimmten Platz,
auf welchem ſie ſich nach der Jagd wieder treffen
ſollten. Faſching ſchlug ſeine Wanderung durch den
wildreichen Wald rechts ein, während Haas links
abbog. Nach einiger Zeit glaubte Haas im Dunkel
der Nacht ein Wild bemerkt zu haben. Er legte ſein
Gewehr an, drückte ab und bald darauf vernahm
Haas einen markerſchütternden Schrei. Erſchrocken
eilte der Schütze an die Schußſtelle und fand dort
zu ſeinem Entſetzen an Stelle des erhofften Wildes
ſeinen Freund am Boden liegen. Faſching hat bald
darauf in den Armen des unglücklichen Schützen ſeinen
Geiſt ausgehaucht. Faſching war verheiratet und Vater
von vier unmündigen Kindern.
Tirol. Kongreß der Lega nazionale.
Geſtern hat hier der 9. Kongreß der Lega nazionale
unter zahlreicher Beteiligung von Delegierten aus den
italieniſchen Provinzen Oeſterreichs ſtattgefunden.
Der Krongreß ſowie die mit demſelben verbundenen
öffentlichen Feſtlichkeiten, darunter ein großer Aufzug
zum Dante-Denkmal, an welchem fünfzig Kränze
niedergelegt worden ſind, ſind in voller Ordnung ver-
laufen.
Böhmen. Katholiſch akademiſcher Uni-
verſitäts-Zweigverein. Man ſchreibt uns
aus Prag: Am 17. d. M. fand die Verſammlung
des katholiſch akademiſchen Univerſitäts-Zweigvereines
von Prag im fürſterzbiſchöflichen Prieſterſeminar
unter zahlreicher Beteiligung ſtatt, bei welcher die
Wahl der neuen Funktionäre vorgenommen wurde.
Die bisherigen Herren Funktionäre, welche eifrig
beſtrebt waren, den Verein zu heben und denſelben
möglichſt zu verbreiten, legten ihr treu verwaltetes
Amt nieder. Als neue Funktionäre gingen aus der
Wahl hervor: die Herren Karl Bock, als Obmann
von faſt allen Mitgliedern gewählt; Heinrich Kilmann,
als Obmann-Stellvertreter; Thomas Pauker, als
Kaſſier und Franz Reginek, als Schriftführer; ſämt-
liche Herren ſind Theologen. Spenden für den
katholiſch akademiſchen Univerſitäts-Zweigverein ſind
nunmehr an den Kaſſier: Herrn Theologen Thomas
Pauker, Prag I. 190, f.-e. Seminar zu ſenden. Im
Voraus ſchon ein herzliches „Vergelts Gott!“
Vereitelte Verſammlung. Man tele-
graphiert uns aus Prag: Geſtern fand hier die kon-
ſtituierende Wahlverſammlung des Bundes der
tſchechiſchen Studentenſchaft ſtatt, die aber re-
ſultatlos verlief, da die realiſtiſchen Studenten die
Wahl des Präſidiums verhinderten, worauf die Ver-
ſammlung vertagt wurde.
Der nationale Streit auf dem Fried-
hofe. Das „Korr. B.“ meldet heute aus Auſſig:
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