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Reichspost. Nr. 140, Wien, 21.06.1904.

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140 Wien, Dienstag Reichspost 21. Juni 1904

[Spaltenumbruch] ist, zieht sich -- das wird auf beiden Seiten an-
erkannt -- mit viel Geschick und Takt aus der
Assare. Uebrigens glaubt man hier fast allgemein,
daß dieser immerhin außergewöhnliche Zustand
nicht lange mehr andauern wird und daß vielleicht
früher als man glauben möchte, eine Aenderung
friedlicher Art eintreten wird. Daß der bisherige
Botschafter Nicard nach Rom zurückkehrt, gilt da-
bei als ausgeschlossen.

Italien.

Italien und Oesterreich.

Die Kammer
verhandelte das Budget des Kriegsministeriums.
Dep. Colajanni (Sozialist) sagte, daß die
Militärmacht dem allgemeinen Prinzip unter
geordnet werden müsse, welches die Politik des
Staates leite, daß man das Vaterland um
Träumereien willen nicht in Gefahr versetzen,
keinerlei Kundgebungen veranstalten dürfe, welche
zum Krieg führen könnten, und daß diejenigen,
die solche Kundgebungen ins Werk setzen, seien sie
Republikaner oder Sozialisten, ihr Vaterland ver-
raten. Ministerpräsident Giolitti erklärte: Ich
schließe mich den Ausführungen des Deputierten
Colajanni an. Die Regierung wird sich von
keiner Partei in irgendeiner Weise beeinflussen
lassen. Derjenige, der sich in die Fragen der
äußeren Politik mengen wollte zu den Zwecken,
auf welche Colajanni hingewiesen hat, wird als
Feind des Vaterlandes angesehen werden. (Leb-
hafter Beifall.) Das Eingreifen des Ministers
des Aeußern in die Debatte nach den Aus-
führungen des sozialistischen Deputierten Cola-
janni wird als eine von der Regierung gerne
wahrgenommene Gelegenheit bezeichnet, um den
neuerdings wieder kräftiger hervortretenden anti-
österreichischen Umtrieben unzweideutig entgegen-
zutreten. Die große Mehrheit der Kammer
applaudierte bei der mit ungewöhnlicher Energie
abgegebenen Erklärung Tittonis von der angeb-
lichen "Begünstigung einer gegen Oesterreich ge-
richteten Agitation" in spontaner Lebhaftigkeit.




Gemeindezeitung.
Das Grabdenkmal für Kamillo Sitte.

Der Stadtrat hat nach einem Berichte des Stadt-
rates Zatzka die Skizze für das Denkmal über
dem Ehrengrabe des verstorbenen Architekten
Kamillo Sitte genehmigt. Der Stein weist ein
Relief Kamillo Sittes auf und enthält als Auf-
schrift die Worte: "Kamillo Sitte, 17. April 1843
bis 16. November 1903." Der Stein ist an beiden
Seiten von je einer Laterne flankiert.

Das Linienamtsgebände St. Marx.

In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung
Landstraße machte Bezirksvorsteher Abg. Spitaler
die Mitteilung, daß nunmehr der langjährige
Wunsch der Bevölkerung der Landstraße nach Be-
seitigung der Linienamtsgebäude in St. Marx
und Erdberg in Erfüllung gehen wird. Nach einer
seitens der Dikasterialgebäudedirektion an die
Bezirksvertretung gelangten Mitteilung wurde die
Transaktion der ehemaligen Linienamtsrealität
St. Marx nunmehr durchgeführt, so daß es
möglich sein wird, das Gebäude im Herbst zu
demolieren. Die Mitteilung wurde beifälligst zur
Kenntnis genommen.

Sitzungen im Rathause.

Der Ge-
meinderat
hält in der nächsten Woche am
Freitag den 24. d. M. eine Plenarsitzung ab. --
Stadtratssitzungen finden am Mittwoch,
Donnerstag und Freitag um 10 Uhr vormittags
statt.

Gemeinderätliche Wahlen.

Der Ge-
meinderat hat in den Gemeindeausschuß für den
Bau und Betrieb der städtischen Elektrizitätswerke
den GR. Wilhelm Eichhorn als Ersatzmann, in
den Verwaltungsausschuß der städtischen Kaiser
Franz Joseph-Jubiläums-Lebens- und Rentenver-
sicherungsanstalt die GR. Wilhelm Aichhorn,
August Drößler und K. M. Mayer als Stell-
vertreter, in den Ausschuß des Kaiser Jubiläums-
Theater-Vereines den GR. Karl Costenoble als
Mitglied entsendet.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag den 21. Juni.

Katholiken: Alois v. G. -- Griechen (6. Juni):
Theodor Str. -- Sonnenaufgang 4 Uhr 0 Minuten
morgens. -- Sonnenuntergang 8 Uhr 2 Minuten
abends. -- Mondesaufgang 1 Uhr 1 Minuten
nachmittags. -- Mondesuntergang 0 Uhr 15 Minuten
morgens.


[Spaltenumbruch]
* Hof- und Personalnachrichten.

Herr Erz-
herzog Josef Ferdinand ist nach Laibach zurückgekehrt.
-- Kronprinz Konstantin von Griechenland und
Gemahlin sind heute nach Deutschland abgereist. --
König Georg begibt sich am 27. Juli nach Aix-
lex-Bains. -- Der Kaiser hat den Feldmarschall-
leutnant Oskar Parmann, Stellvertreter des Ober-
kommandanten der Landwehr, in seiner neuen Eigen-
schaft als Geheimen Rat beeidigt.

* Auszeichnungen und Eruennungen.

Der
Kaiser hat dem Professor an der Landesoberrealschule
in Znaim Reinhard Mildner tarfrei den Titel
eines Schulrates verliehen. -- Der Ministerpräsident
hat den Assistenten der k. k. allgemeinen Unter-
suchungsanstalt für Lebensmittel in Graz Karl
Helle zum Adjunkten an der genannten Austalt
ernannt.

* Audienzen.

Der Kaiser hat heute vor-
mittags allgemeine Audienzen erteilt. Es wurden
unter Anderen empfangen: Die Geheimen Räte Alois
Fürst Schönburg, Sektionschef Hugo Freiherr
v. Kutschera, Anton Frhr. v. Ludwigstorff, Erzbischof
Georg Posilovic und FZM. Ludwig Pavek, die Feld-
marschall-Leutnants Eduard Pucherna, Emanuel
Edler v. Rehberger, Adolf v. Rummer, Friedrich
Edler v. Jihn und Franz Czeyda, Konter-Admiral
Leopold Ritter v. Jedina, Ober-Gespan i. P. Milu-
tin v. Kukuljevic, Landesgerichts-Präsident Karl
Sommavilla, Oberbaurat Adolf Daninger, die Ober-
Landesgerichtsräte Dr. Alois Feldner und Franz
Ritter v. Kolischer, Professor an der deutschen tech-
nischen Hochschule Josef Habermann, o. ö. Universi-
täts-Professor Dr. Emil v. Ottenthal, Reichsratsab-
geordneter Dr. Eduard Wolffhardt, a. o. Universitäts-
Professor Maximilian Bittner, Bürgermeister von
Wiener-Neustadt Kamman, etc.

* Johann Gabriel Seidl-Feier.

Morgen
(Dienstag) werden am Geburtstage des Dichters,
Krugerstraße 8 und im Steebehause 18 um 11 Uhr
bezw. 12 Uhr Gedenktafeln enthüllt.

* Ordensauszeichnung.

Herr Franz Eich-
felder,
Verwalter der Baronin Grancey'schen
Realitäten, Bevollmächtigter der Firma A. Müller &
Th. Ruf in Wien wurde mit dem Kommandeurkreuz
des Ordens der afrikanischen Befreiung von Liberia
mit dem Sterne ausgezeichnet.

* Dr. Josef Freiherr v. Bezecny.

Unter
großer Beteiligung aller Kreise der Residenz wurde
gestern die Leiche des Gouverneurs der Allgemeinen
österreichischen Bodenkreditanstalt Dr. Josef Freiherr
v, Bezecny zu Grabe getragen. Vom Hofe war Herr
Erzherzog Rainer mit dem Obersthofmeister General-
major Grafen Rosenberg erschienen. Außerdem waren
zu sehen: Der Erste Obersthofmeister G. d. K. Fürst
zu Liechtenstein, Eisenbahnminister Doktor Ritter
v. Wittek, Unterrichtsminister Dr. R. v. Hartel, Statt-
halter Graf Kielmansegg, der Präsident des Herren-
hauses Alfred Fürst Windisch-Graetz, Geheimer Rat
Ignaz v. Plener etc. Unter großer geistlicher Assistenz
vollzog der Hof- und Burgpfarrer Bischof Doktor
Laurenz Mayer die feierliche Einsegnung der Leiche.
Die Leiche wurde dann auf dem Hietzinger Friedhof
beigesetzt.

* Verein "Christliche Familie."

Am
Sonntag den 26. Juni findet die Fahnenweihe
des katholischen Schulvereines Pfarrgruppe "Sankt
Leopold" im 2. Bezirke statt. Die Ortsgruppen
dieses Vereines werden eingeladen, sich hieran mit
Fahnen oder Standarten recht zahlreich zu be-
teiligen. Um 7 Uhr früh: Feierlicher Empfang der
Vereine und Teilnehmer im Festsaale des Hotel
"Bayrischer Hof", 2. Bez., Obere Augartenstraße,
Ecke Taborstraße. Hierauf Rangierung des Fest-
zuges und Abmarsch zur Pfarrkirche "St. Johann
von Nepomuk", Praterstraße.

* Oesterreichische Schulmuseumsgesellschaft.

Un-
ter dem Vorsitze des Landtags-Abgeordneten Doktor
Josef v. Baechle als Präsidenten fand gestern abends
in Lehningers Saal, Johannesgasse 4, die glänzend
besuchte Generalversammlung obigen Vereines statt,
der u. a. auch die Herren Bezirksräte Reischl und
Schrötter, General-Prokurator der Mechitaristen
P. Thaddäus Torun, Rechnungsrevident v. Klee-
berg
und Ritter v. Tonello beiwohnten. Abge-
ordneter Baechle warf in seiner Begrüßungsrede
einen Rückblick auf den bereits eineinhalbjährigen Be-
stand des Museums, welches dank der Bestrebungen
der Gruppenvorstände und besonders der Damen einen
großartigen Aufschwung nahm, dankte auch dem Kon-
sul Stambacher für den guten Willen bei der Unter-
nehmung des Baues eines Heimes für das Museum,
welcher Bau leider infolge Ungunst der Verhältnisse
nicht zustande kam, dem Unterrichtsminister R. v.
Hartel, dem Landtage, dem Bürgermeister Dr. Lueger
(Hochrufe) und dem Gemeinderate für die Subventionen
und sonstigen Unterstützungen, durch die die glänzende
Ausstellung ermöglicht wurde und gab zum Schlusse
bekannt, daß Direktor Teufelsbauer seine Stellen
niedergelegt habe und an dessen Stelle Oberlehrer
Emanuel Bayer gewählt wurde. (Großer Beifall.)
Von der Verlesung des Protokolles der letzten General-
versammlung wurde Abstand genommen. Direktor
Bayer erstattete sodann den eingehenden Tätigkeits-
bericht, in dem er besonders der Verdienste des Abg.
Dr. v. Baechle gedachte, die großen Erfolge des
Museums (Goldene Medaille auf der Ausstellung "Die
Kinderwelt" in Petersburg.) hervorhob. (Großer Bei-
fall.) Bezirksrat Reischl gedachte ebenfalls der großen
Verdienste Dr. von Baechles um den Verein und es
wurde letzterem über seinen Antrag der Dank durch
[Spaltenumbruch] Erheben von den Sitzen unter stürmischen Hvchrufen
votiert.

* Postalisches.

Infolge Einschränkung der
Aushebung der Rohrpostkästen an Sonn- und Feier-
tagen ist vielfach die irrige Meinung entstanden, daß
hierbei auch die Dienststunden der Rohrpostämter eine
Aenderung erfahren haben. Es wird daher darauf
aufmerksam gemacht, daß eine Aenderung im Rohr-
postdienste an Sonn und Feiertagen nur in der Weise
eingetreten ist, daß die Aushebung der Rohrpostkästen
an diesen Tagen gegenwärtig nur mehr in der Zeit
von 6 Uhr früh bis 1/210 Uhr vormittags jede halbe
Stunde und um 4 Uhr nachmittags erfolgt. In den
Dienststunden der Rohrpostämter ist jedoch keine
Aenderung eingetreten und können daher Rohrpost-
sendungen auch weiterhin an Sonn- und Feiertagen
von 7 Uhr früh bis abends jederzeit beim Schalter
der Rohrpostämter aufgegeben werden. Die Be-
förderung und Zustellung sowohl der in die Rohr-
postkästen hinterlegten als auch der beim Schalter
hinterlegten Rohrpostkorrespondenzen erfolgt auch
weiterhin in derselben Weise wie bisher.

* Eine Gedenktafel für Sebastian Brunner.

Der Stadtrat hat für die Gedenktafel für den Prälaten
Sebastian Brunner am Hanse Neuban, Kandlgasse
Nr. 32 folgende Inschrift genehmigt: "Dem allezeit
getreuen Kämpfer für Deutschtum und christliche
Weltanschauung -- Das dankbare Wien."

* Ein aufgelöster Verein.

Die Statthalterei
hat den Allgemeinen Krankenunterstützungs- und
Leichenverein "Humanität" in Wien mit dem
Sitze Wehrgasse 9 aufgelöst und die weitere Tätigkeit
dieses Vereines sistiert. In der Kanzlei, die in einem
Teile der Wohnung des Obmannes Anton Brunner
untergebracht ist, wurden die Bücher saisiert, um die
Gebarung einer genauen Prüfung zu unterziehen.

Eine heitere Iltisjagd.

Wir lesen im "Jagd-
freund": Beim Zemmerbauern in K. mußte im
Heustadel ein neuer Boden gelegt worden. Beim Auf-
reissen des alten Bodens sprang plötzlich ein dunkles
Etwas den Arbeitern zwischen die Beine. "A Moda",
schrie der eine und hieb auf das Tier hin, dasselbe
seitlich treffend und einem Zimmermann an den Leib
schleudernd. Der "Moda", der ein intensiv duftender
Iltis war, klammerte sich nun an den Kleidern des
guten Zimmermannes fest und biß ihn, als dieser
ihn wegschlagen wollte, ganz empfindlich. Ein anderer
wollte seinem Kollegen zu Hilfe kommen, faßte den
Iltis am Schweif und riß ihn weg. Schwupps
hing Meister Iltis an ihm und mit einem lauten "An",
schleuderte der Helfer in der Not den Burschen von
sich. Nun nahm der Iltis unbehelligt durch's offene
Scheunentor Reißaus, wo er zwar direkt dem Haus-
hunde in die Fänge lief, von diesem aber (der brave
"Karo" hatte böse Erfahrungen anrüchigster Natur
gemacht) unbehelligt gelassen wurde, so daß er sich
gemächlich zurückziehen konnte. Dort wurde er end-
lich mittels Hengabeln, Gerten, Knütteln und ähn-
lichen Instrumenten herausgeholt und schließlich im
Freien -- erschossen? Nein, gefehlt. Der Tapfere
lebt heute noch!

* Russische Mädchenhändler.

Man meldet
uns aus Berlin vom Heutigen: Hier wird vielfach
über das Treiben russischer Mädchenhändler geklagt,
welche ihre für Ostasien bestimmten Opfer in Sing-
spielhallen und Spezialitäten-Lokalen suchen, indem
sie sich an junge Sängerinnen herandrängen und sie
zu Engagements unter sehr günstigen Bedingungen
in Rußland zu überreden suchen. In Wirklichkeit
sind diese angeblichen Agenten nichts als Mädchen-
händler, die ihre Opfer in das russische Haupt-
quartier in Mukden
zu befördern suchen.

* Gegen die Hinrichtung durch Elektri-
zität.

Aus New-York wird uns gemeldet: Die
Presse erhebt neuerdings Protest gegen die grausame
Hinrichtungsweise mittels Elektrizität. Der Raub-
mörder Schiller, der dieser Tage in Columbus im
Staate Ohio mittels Elektrizität hingerichtet werden
sollte, wurde von den Aerzten schon zweimal tot er-
klärt, erwachte immer wieder und erlag erst einem
Strom von 1800 Volts, der eine volle Minute
auf seinen Körper einwirkte. Ein zweitesmal ver-
sagte der Apparat bei der Hinrichtung des Negers
Thomson, der 18 Minuten auf dem elektrischen
Stuhle zubringen mußte, ehe ihn der fünfte elektrische
Strom tötete.

* Handelshochschulen.

Der Krieg zwischen
Rußland und Japan wird voraussichtlich die Im-
portverhältnisse Oesterreichs einschneidend verändern.
Die exportierenden Staaten bereiten sich auch wett-
eifernd auf diese neuen Konstellationen vor, um junge
Kräfte in die jungfräulichen Absatzgebiete entsenden
zu können. Einen Gradmesser dieses Wettstreites
bilden die Handelshochschulen. Während Oesterreich
nur die Exportakademie des k. k. ö. Handelmuseums
in Wien besitzt, prunkt Ungarn mit je einer Handels-
hochschule in Ofen-Pest und Klausenburg. England
mit 6 und Deutschland mit 5 Kollegien schlagen
Nordamerika, das 3 solche Anstalten aufweist. Italien
und die kleine Schweiz zählen je 2, Frankreich,
Belgien und das kriegerische Japan hat je eine
Handelshochschule.

* Bäder für die Schulkinder.

Der Wiener
Gemeinderat hat beschlossen, die Zahl der Bade-Frei-
karten für arme und würdige Schulkinder für das
nächste Schuljahr auf 80.000 Stück zu erhöhen. Die
neuen Strombäder im Donaukanale bei Nußdorf und
bei der Sophienbrücke werden ersteres von Mitte

140 Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904

[Spaltenumbruch] iſt, zieht ſich — das wird auf beiden Seiten an-
erkannt — mit viel Geſchick und Takt aus der
Aſſáre. Uebrigens glaubt man hier faſt allgemein,
daß dieſer immerhin außergewöhnliche Zuſtand
nicht lange mehr andauern wird und daß vielleicht
früher als man glauben möchte, eine Aenderung
friedlicher Art eintreten wird. Daß der bisherige
Botſchafter Nicard nach Rom zurückkehrt, gilt da-
bei als ausgeſchloſſen.

Italien.

Italien und Oeſterreich.

Die Kammer
verhandelte das Budget des Kriegsminiſteriums.
Dep. Colajanni (Sozialiſt) ſagte, daß die
Militärmacht dem allgemeinen Prinzip unter
geordnet werden müſſe, welches die Politik des
Staates leite, daß man das Vaterland um
Träumereien willen nicht in Gefahr verſetzen,
keinerlei Kundgebungen veranſtalten dürfe, welche
zum Krieg führen könnten, und daß diejenigen,
die ſolche Kundgebungen ins Werk ſetzen, ſeien ſie
Republikaner oder Sozialiſten, ihr Vaterland ver-
raten. Miniſterpräſident Giolitti erklärte: Ich
ſchließe mich den Ausführungen des Deputierten
Colajanni an. Die Regierung wird ſich von
keiner Partei in irgendeiner Weiſe beeinfluſſen
laſſen. Derjenige, der ſich in die Fragen der
äußeren Politik mengen wollte zu den Zwecken,
auf welche Colajanni hingewieſen hat, wird als
Feind des Vaterlandes angeſehen werden. (Leb-
hafter Beifall.) Das Eingreifen des Miniſters
des Aeußern in die Debatte nach den Aus-
führungen des ſozialiſtiſchen Deputierten Cola-
janni wird als eine von der Regierung gerne
wahrgenommene Gelegenheit bezeichnet, um den
neuerdings wieder kräftiger hervortretenden anti-
öſterreichiſchen Umtrieben unzweideutig entgegen-
zutreten. Die große Mehrheit der Kammer
applaudierte bei der mit ungewöhnlicher Energie
abgegebenen Erklärung Tittonis von der angeb-
lichen „Begünſtigung einer gegen Oeſterreich ge-
richteten Agitation“ in ſpontaner Lebhaftigkeit.




Gemeindezeitung.
Das Grabdenkmal für Kamillo Sitte.

Der Stadtrat hat nach einem Berichte des Stadt-
rates Zatzka die Skizze für das Denkmal über
dem Ehrengrabe des verſtorbenen Architekten
Kamillo Sitte genehmigt. Der Stein weiſt ein
Relief Kamillo Sittes auf und enthält als Auf-
ſchrift die Worte: „Kamillo Sitte, 17. April 1843
bis 16. November 1903.“ Der Stein iſt an beiden
Seiten von je einer Laterne flankiert.

Das Linienamtsgebände St. Marx.

In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung
Landſtraße machte Bezirksvorſteher Abg. Spitaler
die Mitteilung, daß nunmehr der langjährige
Wunſch der Bevölkerung der Landſtraße nach Be-
ſeitigung der Linienamtsgebäude in St. Marx
und Erdberg in Erfüllung gehen wird. Nach einer
ſeitens der Dikaſterialgebäudedirektion an die
Bezirksvertretung gelangten Mitteilung wurde die
Transaktion der ehemaligen Linienamtsrealität
St. Marx nunmehr durchgeführt, ſo daß es
möglich ſein wird, das Gebäude im Herbſt zu
demolieren. Die Mitteilung wurde beifälligſt zur
Kenntnis genommen.

Sitzungen im Rathauſe.

Der Ge-
meinderat
hält in der nächſten Woche am
Freitag den 24. d. M. eine Plenarſitzung ab. —
Stadtratsſitzungen finden am Mittwoch,
Donnerstag und Freitag um 10 Uhr vormittags
ſtatt.

Gemeinderätliche Wahlen.

Der Ge-
meinderat hat in den Gemeindeausſchuß für den
Bau und Betrieb der ſtädtiſchen Elektrizitätswerke
den GR. Wilhelm Eichhorn als Erſatzmann, in
den Verwaltungsausſchuß der ſtädtiſchen Kaiſer
Franz Joſeph-Jubiläums-Lebens- und Rentenver-
ſicherungsanſtalt die GR. Wilhelm Aichhorn,
Auguſt Drößler und K. M. Mayer als Stell-
vertreter, in den Ausſchuß des Kaiſer Jubiläums-
Theater-Vereines den GR. Karl Coſtenoble als
Mitglied entſendet.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag den 21. Juni.

Katholiken: Alois v. G. — Griechen (6. Juni):
Theodor Str. — Sonnenaufgang 4 Uhr 0 Minuten
morgens. — Sonnenuntergang 8 Uhr 2 Minuten
abends. — Mondesaufgang 1 Uhr 1 Minuten
nachmittags. — Mondesuntergang 0 Uhr 15 Minuten
morgens.


[Spaltenumbruch]
* Hof- und Perſonalnachrichten.

Herr Erz-
herzog Joſef Ferdinand iſt nach Laibach zurückgekehrt.
— Kronprinz Konſtantin von Griechenland und
Gemahlin ſind heute nach Deutſchland abgereiſt. —
König Georg begibt ſich am 27. Juli nach Aix-
lex-Bains. — Der Kaiſer hat den Feldmarſchall-
leutnant Oskar Parmann, Stellvertreter des Ober-
kommandanten der Landwehr, in ſeiner neuen Eigen-
ſchaft als Geheimen Rat beeidigt.

* Auszeichnungen und Eruennungen.

Der
Kaiſer hat dem Profeſſor an der Landesoberrealſchule
in Znaim Reinhard Mildner tarfrei den Titel
eines Schulrates verliehen. — Der Miniſterpräſident
hat den Aſſiſtenten der k. k. allgemeinen Unter-
ſuchungsanſtalt für Lebensmittel in Graz Karl
Helle zum Adjunkten an der genannten Auſtalt
ernannt.

* Audienzen.

Der Kaiſer hat heute vor-
mittags allgemeine Audienzen erteilt. Es wurden
unter Anderen empfangen: Die Geheimen Räte Alois
Fürſt Schönburg, Sektionschef Hugo Freiherr
v. Kutſchera, Anton Frhr. v. Ludwigſtorff, Erzbiſchof
Georg Poſilovic und FZM. Ludwig Pavek, die Feld-
marſchall-Leutnants Eduard Pucherna, Emanuel
Edler v. Rehberger, Adolf v. Rummer, Friedrich
Edler v. Jihn und Franz Czeyda, Konter-Admiral
Leopold Ritter v. Jedina, Ober-Geſpan i. P. Milu-
tin v. Kukuljevic, Landesgerichts-Präſident Karl
Sommavilla, Oberbaurat Adolf Daninger, die Ober-
Landesgerichtsräte Dr. Alois Feldner und Franz
Ritter v. Koliſcher, Profeſſor an der deutſchen tech-
niſchen Hochſchule Joſef Habermann, o. ö. Univerſi-
täts-Profeſſor Dr. Emil v. Ottenthal, Reichsratsab-
geordneter Dr. Eduard Wolffhardt, a. o. Univerſitäts-
Profeſſor Maximilian Bittner, Bürgermeiſter von
Wiener-Neuſtadt Kamman, ꝛc.

* Johann Gabriel Seidl-Feier.

Morgen
(Dienstag) werden am Geburtstage des Dichters,
Krugerſtraße 8 und im Steebehauſe 18 um 11 Uhr
bezw. 12 Uhr Gedenktafeln enthüllt.

* Ordensauszeichnung.

Herr Franz Eich-
felder,
Verwalter der Baronin Grancey’ſchen
Realitäten, Bevollmächtigter der Firma A. Müller &
Th. Ruf in Wien wurde mit dem Kommandeurkreuz
des Ordens der afrikaniſchen Befreiung von Liberia
mit dem Sterne ausgezeichnet.

* Dr. Joſef Freiherr v. Bezecny.

Unter
großer Beteiligung aller Kreiſe der Reſidenz wurde
geſtern die Leiche des Gouverneurs der Allgemeinen
öſterreichiſchen Bodenkreditanſtalt Dr. Joſef Freiherr
v, Bezecny zu Grabe getragen. Vom Hofe war Herr
Erzherzog Rainer mit dem Oberſthofmeiſter General-
major Grafen Roſenberg erſchienen. Außerdem waren
zu ſehen: Der Erſte Oberſthofmeiſter G. d. K. Fürſt
zu Liechtenſtein, Eiſenbahnminiſter Doktor Ritter
v. Wittek, Unterrichtsminiſter Dr. R. v. Hartel, Statt-
halter Graf Kielmansegg, der Präſident des Herren-
hauſes Alfred Fürſt Windiſch-Graetz, Geheimer Rat
Ignaz v. Plener ꝛc. Unter großer geiſtlicher Aſſiſtenz
vollzog der Hof- und Burgpfarrer Biſchof Doktor
Laurenz Mayer die feierliche Einſegnung der Leiche.
Die Leiche wurde dann auf dem Hietzinger Friedhof
beigeſetzt.

* Verein „Chriſtliche Familie.“

Am
Sonntag den 26. Juni findet die Fahnenweihe
des katholiſchen Schulvereines Pfarrgruppe „Sankt
Leopold“ im 2. Bezirke ſtatt. Die Ortsgruppen
dieſes Vereines werden eingeladen, ſich hieran mit
Fahnen oder Standarten recht zahlreich zu be-
teiligen. Um 7 Uhr früh: Feierlicher Empfang der
Vereine und Teilnehmer im Feſtſaale des Hotel
„Bayriſcher Hof“, 2. Bez., Obere Augartenſtraße,
Ecke Taborſtraße. Hierauf Rangierung des Feſt-
zuges und Abmarſch zur Pfarrkirche „St. Johann
von Nepomuk“, Praterſtraße.

* Oeſterreichiſche Schulmuſeumsgeſellſchaft.

Un-
ter dem Vorſitze des Landtags-Abgeordneten Doktor
Joſef v. Baechlé als Präſidenten fand geſtern abends
in Lehningers Saal, Johannesgaſſe 4, die glänzend
beſuchte Generalverſammlung obigen Vereines ſtatt,
der u. a. auch die Herren Bezirksräte Reiſchl und
Schrötter, General-Prokurator der Mechitariſten
P. Thaddäus Torun, Rechnungsrevident v. Klee-
berg
und Ritter v. Tonello beiwohnten. Abge-
ordneter Baechlé warf in ſeiner Begrüßungsrede
einen Rückblick auf den bereits eineinhalbjährigen Be-
ſtand des Muſeums, welches dank der Beſtrebungen
der Gruppenvorſtände und beſonders der Damen einen
großartigen Aufſchwung nahm, dankte auch dem Kon-
ſul Stambacher für den guten Willen bei der Unter-
nehmung des Baues eines Heimes für das Muſeum,
welcher Bau leider infolge Ungunſt der Verhältniſſe
nicht zuſtande kam, dem Unterrichtsminiſter R. v.
Hartel, dem Landtage, dem Bürgermeiſter Dr. Lueger
(Hochrufe) und dem Gemeinderate für die Subventionen
und ſonſtigen Unterſtützungen, durch die die glänzende
Ausſtellung ermöglicht wurde und gab zum Schluſſe
bekannt, daß Direktor Teufelsbauer ſeine Stellen
niedergelegt habe und an deſſen Stelle Oberlehrer
Emanuel Bayer gewählt wurde. (Großer Beifall.)
Von der Verleſung des Protokolles der letzten General-
verſammlung wurde Abſtand genommen. Direktor
Bayer erſtattete ſodann den eingehenden Tätigkeits-
bericht, in dem er beſonders der Verdienſte des Abg.
Dr. v. Baechlé gedachte, die großen Erfolge des
Muſeums (Goldene Medaille auf der Ausſtellung „Die
Kinderwelt“ in Petersburg.) hervorhob. (Großer Bei-
fall.) Bezirksrat Reiſchl gedachte ebenfalls der großen
Verdienſte Dr. von Baechlés um den Verein und es
wurde letzterem über ſeinen Antrag der Dank durch
[Spaltenumbruch] Erheben von den Sitzen unter ſtürmiſchen Hvchrufen
votiert.

* Poſtaliſches.

Infolge Einſchränkung der
Aushebung der Rohrpoſtkäſten an Sonn- und Feier-
tagen iſt vielfach die irrige Meinung entſtanden, daß
hierbei auch die Dienſtſtunden der Rohrpoſtämter eine
Aenderung erfahren haben. Es wird daher darauf
aufmerkſam gemacht, daß eine Aenderung im Rohr-
poſtdienſte an Sonn und Feiertagen nur in der Weiſe
eingetreten iſt, daß die Aushebung der Rohrpoſtkäſten
an dieſen Tagen gegenwärtig nur mehr in der Zeit
von 6 Uhr früh bis ½10 Uhr vormittags jede halbe
Stunde und um 4 Uhr nachmittags erfolgt. In den
Dienſtſtunden der Rohrpoſtämter iſt jedoch keine
Aenderung eingetreten und können daher Rohrpoſt-
ſendungen auch weiterhin an Sonn- und Feiertagen
von 7 Uhr früh bis abends jederzeit beim Schalter
der Rohrpoſtämter aufgegeben werden. Die Be-
förderung und Zuſtellung ſowohl der in die Rohr-
poſtkäſten hinterlegten als auch der beim Schalter
hinterlegten Rohrpoſtkorreſpondenzen erfolgt auch
weiterhin in derſelben Weiſe wie bisher.

* Eine Gedenktafel für Sebaſtian Brunner.

Der Stadtrat hat für die Gedenktafel für den Prälaten
Sebaſtian Brunner am Hanſe Neuban, Kandlgaſſe
Nr. 32 folgende Inſchrift genehmigt: „Dem allezeit
getreuen Kämpfer für Deutſchtum und chriſtliche
Weltanſchauung — Das dankbare Wien.“

* Ein aufgelöſter Verein.

Die Statthalterei
hat den Allgemeinen Krankenunterſtützungs- und
Leichenverein „Humanität“ in Wien mit dem
Sitze Wehrgaſſe 9 aufgelöſt und die weitere Tätigkeit
dieſes Vereines ſiſtiert. In der Kanzlei, die in einem
Teile der Wohnung des Obmannes Anton Brunner
untergebracht iſt, wurden die Bücher ſaiſiert, um die
Gebarung einer genauen Prüfung zu unterziehen.

Eine heitere Iltisjagd.

Wir leſen im „Jagd-
freund“: Beim Zemmerbauern in K. mußte im
Heuſtadel ein neuer Boden gelegt worden. Beim Auf-
reiſſen des alten Bodens ſprang plötzlich ein dunkles
Etwas den Arbeitern zwiſchen die Beine. „A Moda“,
ſchrie der eine und hieb auf das Tier hin, dasſelbe
ſeitlich treffend und einem Zimmermann an den Leib
ſchleudernd. Der „Moda“, der ein intenſiv duftender
Iltis war, klammerte ſich nun an den Kleidern des
guten Zimmermannes feſt und biß ihn, als dieſer
ihn wegſchlagen wollte, ganz empfindlich. Ein anderer
wollte ſeinem Kollegen zu Hilfe kommen, faßte den
Iltis am Schweif und riß ihn weg. Schwupps
hing Meiſter Iltis an ihm und mit einem lauten „An“,
ſchleuderte der Helfer in der Not den Burſchen von
ſich. Nun nahm der Iltis unbehelligt durch’s offene
Scheunentor Reißaus, wo er zwar direkt dem Haus-
hunde in die Fänge lief, von dieſem aber (der brave
„Karo“ hatte böſe Erfahrungen anrüchigſter Natur
gemacht) unbehelligt gelaſſen wurde, ſo daß er ſich
gemächlich zurückziehen konnte. Dort wurde er end-
lich mittels Hengabeln, Gerten, Knütteln und ähn-
lichen Inſtrumenten herausgeholt und ſchließlich im
Freien — erſchoſſen? Nein, gefehlt. Der Tapfere
lebt heute noch!

* Ruſſiſche Mädchenhändler.

Man meldet
uns aus Berlin vom Heutigen: Hier wird vielfach
über das Treiben ruſſiſcher Mädchenhändler geklagt,
welche ihre für Oſtaſien beſtimmten Opfer in Sing-
ſpielhallen und Spezialitäten-Lokalen ſuchen, indem
ſie ſich an junge Sängerinnen herandrängen und ſie
zu Engagements unter ſehr günſtigen Bedingungen
in Rußland zu überreden ſuchen. In Wirklichkeit
ſind dieſe angeblichen Agenten nichts als Mädchen-
händler, die ihre Opfer in das ruſſiſche Haupt-
quartier in Mukden
zu befördern ſuchen.

* Gegen die Hinrichtung durch Elektri-
zität.

Aus New-York wird uns gemeldet: Die
Preſſe erhebt neuerdings Proteſt gegen die grauſame
Hinrichtungsweiſe mittels Elektrizität. Der Raub-
mörder Schiller, der dieſer Tage in Columbus im
Staate Ohio mittels Elektrizität hingerichtet werden
ſollte, wurde von den Aerzten ſchon zweimal tot er-
klärt, erwachte immer wieder und erlag erſt einem
Strom von 1800 Volts, der eine volle Minute
auf ſeinen Körper einwirkte. Ein zweitesmal ver-
ſagte der Apparat bei der Hinrichtung des Negers
Thomſon, der 18 Minuten auf dem elektriſchen
Stuhle zubringen mußte, ehe ihn der fünfte elektriſche
Strom tötete.

* Handelshochſchulen.

Der Krieg zwiſchen
Rußland und Japan wird vorausſichtlich die Im-
portverhältniſſe Oeſterreichs einſchneidend verändern.
Die exportierenden Staaten bereiten ſich auch wett-
eifernd auf dieſe neuen Konſtellationen vor, um junge
Kräfte in die jungfräulichen Abſatzgebiete entſenden
zu können. Einen Gradmeſſer dieſes Wettſtreites
bilden die Handelshochſchulen. Während Oeſterreich
nur die Exportakademie des k. k. ö. Handelmuſeums
in Wien beſitzt, prunkt Ungarn mit je einer Handels-
hochſchule in Ofen-Peſt und Klauſenburg. England
mit 6 und Deutſchland mit 5 Kollegien ſchlagen
Nordamerika, das 3 ſolche Anſtalten aufweiſt. Italien
und die kleine Schweiz zählen je 2, Frankreich,
Belgien und das kriegeriſche Japan hat je eine
Handelshochſchule.

* Bäder für die Schulkinder.

Der Wiener
Gemeinderat hat beſchloſſen, die Zahl der Bade-Frei-
karten für arme und würdige Schulkinder für das
nächſte Schuljahr auf 80.000 Stück zu erhöhen. Die
neuen Strombäder im Donaukanale bei Nußdorf und
bei der Sophienbrücke werden erſteres von Mitte

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[3/0003] 140 Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904 iſt, zieht ſich — das wird auf beiden Seiten an- erkannt — mit viel Geſchick und Takt aus der Aſſáre. Uebrigens glaubt man hier faſt allgemein, daß dieſer immerhin außergewöhnliche Zuſtand nicht lange mehr andauern wird und daß vielleicht früher als man glauben möchte, eine Aenderung friedlicher Art eintreten wird. Daß der bisherige Botſchafter Nicard nach Rom zurückkehrt, gilt da- bei als ausgeſchloſſen. Italien. Italien und Oeſterreich. Die Kammer verhandelte das Budget des Kriegsminiſteriums. Dep. Colajanni (Sozialiſt) ſagte, daß die Militärmacht dem allgemeinen Prinzip unter geordnet werden müſſe, welches die Politik des Staates leite, daß man das Vaterland um Träumereien willen nicht in Gefahr verſetzen, keinerlei Kundgebungen veranſtalten dürfe, welche zum Krieg führen könnten, und daß diejenigen, die ſolche Kundgebungen ins Werk ſetzen, ſeien ſie Republikaner oder Sozialiſten, ihr Vaterland ver- raten. Miniſterpräſident Giolitti erklärte: Ich ſchließe mich den Ausführungen des Deputierten Colajanni an. Die Regierung wird ſich von keiner Partei in irgendeiner Weiſe beeinfluſſen laſſen. Derjenige, der ſich in die Fragen der äußeren Politik mengen wollte zu den Zwecken, auf welche Colajanni hingewieſen hat, wird als Feind des Vaterlandes angeſehen werden. (Leb- hafter Beifall.) Das Eingreifen des Miniſters des Aeußern in die Debatte nach den Aus- führungen des ſozialiſtiſchen Deputierten Cola- janni wird als eine von der Regierung gerne wahrgenommene Gelegenheit bezeichnet, um den neuerdings wieder kräftiger hervortretenden anti- öſterreichiſchen Umtrieben unzweideutig entgegen- zutreten. Die große Mehrheit der Kammer applaudierte bei der mit ungewöhnlicher Energie abgegebenen Erklärung Tittonis von der angeb- lichen „Begünſtigung einer gegen Oeſterreich ge- richteten Agitation“ in ſpontaner Lebhaftigkeit. Gemeindezeitung. Das Grabdenkmal für Kamillo Sitte. Der Stadtrat hat nach einem Berichte des Stadt- rates Zatzka die Skizze für das Denkmal über dem Ehrengrabe des verſtorbenen Architekten Kamillo Sitte genehmigt. Der Stein weiſt ein Relief Kamillo Sittes auf und enthält als Auf- ſchrift die Worte: „Kamillo Sitte, 17. April 1843 bis 16. November 1903.“ Der Stein iſt an beiden Seiten von je einer Laterne flankiert. Das Linienamtsgebände St. Marx. In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Landſtraße machte Bezirksvorſteher Abg. Spitaler die Mitteilung, daß nunmehr der langjährige Wunſch der Bevölkerung der Landſtraße nach Be- ſeitigung der Linienamtsgebäude in St. Marx und Erdberg in Erfüllung gehen wird. Nach einer ſeitens der Dikaſterialgebäudedirektion an die Bezirksvertretung gelangten Mitteilung wurde die Transaktion der ehemaligen Linienamtsrealität St. Marx nunmehr durchgeführt, ſo daß es möglich ſein wird, das Gebäude im Herbſt zu demolieren. Die Mitteilung wurde beifälligſt zur Kenntnis genommen. Sitzungen im Rathauſe. Der Ge- meinderat hält in der nächſten Woche am Freitag den 24. d. M. eine Plenarſitzung ab. — Stadtratsſitzungen finden am Mittwoch, Donnerstag und Freitag um 10 Uhr vormittags ſtatt. Gemeinderätliche Wahlen. Der Ge- meinderat hat in den Gemeindeausſchuß für den Bau und Betrieb der ſtädtiſchen Elektrizitätswerke den GR. Wilhelm Eichhorn als Erſatzmann, in den Verwaltungsausſchuß der ſtädtiſchen Kaiſer Franz Joſeph-Jubiläums-Lebens- und Rentenver- ſicherungsanſtalt die GR. Wilhelm Aichhorn, Auguſt Drößler und K. M. Mayer als Stell- vertreter, in den Ausſchuß des Kaiſer Jubiläums- Theater-Vereines den GR. Karl Coſtenoble als Mitglied entſendet. Tagesbericht. Wien, am 20. Juni. * Kalender für Dienstag den 21. Juni. Katholiken: Alois v. G. — Griechen (6. Juni): Theodor Str. — Sonnenaufgang 4 Uhr 0 Minuten morgens. — Sonnenuntergang 8 Uhr 2 Minuten abends. — Mondesaufgang 1 Uhr 1 Minuten nachmittags. — Mondesuntergang 0 Uhr 15 Minuten morgens. * Hof- und Perſonalnachrichten. Herr Erz- herzog Joſef Ferdinand iſt nach Laibach zurückgekehrt. — Kronprinz Konſtantin von Griechenland und Gemahlin ſind heute nach Deutſchland abgereiſt. — König Georg begibt ſich am 27. Juli nach Aix- lex-Bains. — Der Kaiſer hat den Feldmarſchall- leutnant Oskar Parmann, Stellvertreter des Ober- kommandanten der Landwehr, in ſeiner neuen Eigen- ſchaft als Geheimen Rat beeidigt. * Auszeichnungen und Eruennungen. Der Kaiſer hat dem Profeſſor an der Landesoberrealſchule in Znaim Reinhard Mildner tarfrei den Titel eines Schulrates verliehen. — Der Miniſterpräſident hat den Aſſiſtenten der k. k. allgemeinen Unter- ſuchungsanſtalt für Lebensmittel in Graz Karl Helle zum Adjunkten an der genannten Auſtalt ernannt. * Audienzen. Der Kaiſer hat heute vor- mittags allgemeine Audienzen erteilt. Es wurden unter Anderen empfangen: Die Geheimen Räte Alois Fürſt Schönburg, Sektionschef Hugo Freiherr v. Kutſchera, Anton Frhr. v. Ludwigſtorff, Erzbiſchof Georg Poſilovic und FZM. Ludwig Pavek, die Feld- marſchall-Leutnants Eduard Pucherna, Emanuel Edler v. Rehberger, Adolf v. Rummer, Friedrich Edler v. Jihn und Franz Czeyda, Konter-Admiral Leopold Ritter v. Jedina, Ober-Geſpan i. P. Milu- tin v. Kukuljevic, Landesgerichts-Präſident Karl Sommavilla, Oberbaurat Adolf Daninger, die Ober- Landesgerichtsräte Dr. Alois Feldner und Franz Ritter v. Koliſcher, Profeſſor an der deutſchen tech- niſchen Hochſchule Joſef Habermann, o. ö. Univerſi- täts-Profeſſor Dr. Emil v. Ottenthal, Reichsratsab- geordneter Dr. Eduard Wolffhardt, a. o. Univerſitäts- Profeſſor Maximilian Bittner, Bürgermeiſter von Wiener-Neuſtadt Kamman, ꝛc. * Johann Gabriel Seidl-Feier. Morgen (Dienstag) werden am Geburtstage des Dichters, Krugerſtraße 8 und im Steebehauſe 18 um 11 Uhr bezw. 12 Uhr Gedenktafeln enthüllt. * Ordensauszeichnung. Herr Franz Eich- felder, Verwalter der Baronin Grancey’ſchen Realitäten, Bevollmächtigter der Firma A. Müller & Th. Ruf in Wien wurde mit dem Kommandeurkreuz des Ordens der afrikaniſchen Befreiung von Liberia mit dem Sterne ausgezeichnet. * Dr. Joſef Freiherr v. Bezecny. Unter großer Beteiligung aller Kreiſe der Reſidenz wurde geſtern die Leiche des Gouverneurs der Allgemeinen öſterreichiſchen Bodenkreditanſtalt Dr. Joſef Freiherr v, Bezecny zu Grabe getragen. Vom Hofe war Herr Erzherzog Rainer mit dem Oberſthofmeiſter General- major Grafen Roſenberg erſchienen. Außerdem waren zu ſehen: Der Erſte Oberſthofmeiſter G. d. K. Fürſt zu Liechtenſtein, Eiſenbahnminiſter Doktor Ritter v. Wittek, Unterrichtsminiſter Dr. R. v. Hartel, Statt- halter Graf Kielmansegg, der Präſident des Herren- hauſes Alfred Fürſt Windiſch-Graetz, Geheimer Rat Ignaz v. Plener ꝛc. Unter großer geiſtlicher Aſſiſtenz vollzog der Hof- und Burgpfarrer Biſchof Doktor Laurenz Mayer die feierliche Einſegnung der Leiche. Die Leiche wurde dann auf dem Hietzinger Friedhof beigeſetzt. * Verein „Chriſtliche Familie.“ Am Sonntag den 26. Juni findet die Fahnenweihe des katholiſchen Schulvereines Pfarrgruppe „Sankt Leopold“ im 2. Bezirke ſtatt. Die Ortsgruppen dieſes Vereines werden eingeladen, ſich hieran mit Fahnen oder Standarten recht zahlreich zu be- teiligen. Um 7 Uhr früh: Feierlicher Empfang der Vereine und Teilnehmer im Feſtſaale des Hotel „Bayriſcher Hof“, 2. Bez., Obere Augartenſtraße, Ecke Taborſtraße. Hierauf Rangierung des Feſt- zuges und Abmarſch zur Pfarrkirche „St. Johann von Nepomuk“, Praterſtraße. * Oeſterreichiſche Schulmuſeumsgeſellſchaft. Un- ter dem Vorſitze des Landtags-Abgeordneten Doktor Joſef v. Baechlé als Präſidenten fand geſtern abends in Lehningers Saal, Johannesgaſſe 4, die glänzend beſuchte Generalverſammlung obigen Vereines ſtatt, der u. a. auch die Herren Bezirksräte Reiſchl und Schrötter, General-Prokurator der Mechitariſten P. Thaddäus Torun, Rechnungsrevident v. Klee- berg und Ritter v. Tonello beiwohnten. Abge- ordneter Baechlé warf in ſeiner Begrüßungsrede einen Rückblick auf den bereits eineinhalbjährigen Be- ſtand des Muſeums, welches dank der Beſtrebungen der Gruppenvorſtände und beſonders der Damen einen großartigen Aufſchwung nahm, dankte auch dem Kon- ſul Stambacher für den guten Willen bei der Unter- nehmung des Baues eines Heimes für das Muſeum, welcher Bau leider infolge Ungunſt der Verhältniſſe nicht zuſtande kam, dem Unterrichtsminiſter R. v. Hartel, dem Landtage, dem Bürgermeiſter Dr. Lueger (Hochrufe) und dem Gemeinderate für die Subventionen und ſonſtigen Unterſtützungen, durch die die glänzende Ausſtellung ermöglicht wurde und gab zum Schluſſe bekannt, daß Direktor Teufelsbauer ſeine Stellen niedergelegt habe und an deſſen Stelle Oberlehrer Emanuel Bayer gewählt wurde. (Großer Beifall.) Von der Verleſung des Protokolles der letzten General- verſammlung wurde Abſtand genommen. Direktor Bayer erſtattete ſodann den eingehenden Tätigkeits- bericht, in dem er beſonders der Verdienſte des Abg. Dr. v. Baechlé gedachte, die großen Erfolge des Muſeums (Goldene Medaille auf der Ausſtellung „Die Kinderwelt“ in Petersburg.) hervorhob. (Großer Bei- fall.) Bezirksrat Reiſchl gedachte ebenfalls der großen Verdienſte Dr. von Baechlés um den Verein und es wurde letzterem über ſeinen Antrag der Dank durch Erheben von den Sitzen unter ſtürmiſchen Hvchrufen votiert. * Poſtaliſches. Infolge Einſchränkung der Aushebung der Rohrpoſtkäſten an Sonn- und Feier- tagen iſt vielfach die irrige Meinung entſtanden, daß hierbei auch die Dienſtſtunden der Rohrpoſtämter eine Aenderung erfahren haben. Es wird daher darauf aufmerkſam gemacht, daß eine Aenderung im Rohr- poſtdienſte an Sonn und Feiertagen nur in der Weiſe eingetreten iſt, daß die Aushebung der Rohrpoſtkäſten an dieſen Tagen gegenwärtig nur mehr in der Zeit von 6 Uhr früh bis ½10 Uhr vormittags jede halbe Stunde und um 4 Uhr nachmittags erfolgt. In den Dienſtſtunden der Rohrpoſtämter iſt jedoch keine Aenderung eingetreten und können daher Rohrpoſt- ſendungen auch weiterhin an Sonn- und Feiertagen von 7 Uhr früh bis abends jederzeit beim Schalter der Rohrpoſtämter aufgegeben werden. Die Be- förderung und Zuſtellung ſowohl der in die Rohr- poſtkäſten hinterlegten als auch der beim Schalter hinterlegten Rohrpoſtkorreſpondenzen erfolgt auch weiterhin in derſelben Weiſe wie bisher. * Eine Gedenktafel für Sebaſtian Brunner. Der Stadtrat hat für die Gedenktafel für den Prälaten Sebaſtian Brunner am Hanſe Neuban, Kandlgaſſe Nr. 32 folgende Inſchrift genehmigt: „Dem allezeit getreuen Kämpfer für Deutſchtum und chriſtliche Weltanſchauung — Das dankbare Wien.“ * Ein aufgelöſter Verein. Die Statthalterei hat den Allgemeinen Krankenunterſtützungs- und Leichenverein „Humanität“ in Wien mit dem Sitze Wehrgaſſe 9 aufgelöſt und die weitere Tätigkeit dieſes Vereines ſiſtiert. In der Kanzlei, die in einem Teile der Wohnung des Obmannes Anton Brunner untergebracht iſt, wurden die Bücher ſaiſiert, um die Gebarung einer genauen Prüfung zu unterziehen. Eine heitere Iltisjagd. Wir leſen im „Jagd- freund“: Beim Zemmerbauern in K. mußte im Heuſtadel ein neuer Boden gelegt worden. Beim Auf- reiſſen des alten Bodens ſprang plötzlich ein dunkles Etwas den Arbeitern zwiſchen die Beine. „A Moda“, ſchrie der eine und hieb auf das Tier hin, dasſelbe ſeitlich treffend und einem Zimmermann an den Leib ſchleudernd. Der „Moda“, der ein intenſiv duftender Iltis war, klammerte ſich nun an den Kleidern des guten Zimmermannes feſt und biß ihn, als dieſer ihn wegſchlagen wollte, ganz empfindlich. Ein anderer wollte ſeinem Kollegen zu Hilfe kommen, faßte den Iltis am Schweif und riß ihn weg. Schwupps hing Meiſter Iltis an ihm und mit einem lauten „An“, ſchleuderte der Helfer in der Not den Burſchen von ſich. Nun nahm der Iltis unbehelligt durch’s offene Scheunentor Reißaus, wo er zwar direkt dem Haus- hunde in die Fänge lief, von dieſem aber (der brave „Karo“ hatte böſe Erfahrungen anrüchigſter Natur gemacht) unbehelligt gelaſſen wurde, ſo daß er ſich gemächlich zurückziehen konnte. Dort wurde er end- lich mittels Hengabeln, Gerten, Knütteln und ähn- lichen Inſtrumenten herausgeholt und ſchließlich im Freien — erſchoſſen? Nein, gefehlt. Der Tapfere lebt heute noch! * Ruſſiſche Mädchenhändler. Man meldet uns aus Berlin vom Heutigen: Hier wird vielfach über das Treiben ruſſiſcher Mädchenhändler geklagt, welche ihre für Oſtaſien beſtimmten Opfer in Sing- ſpielhallen und Spezialitäten-Lokalen ſuchen, indem ſie ſich an junge Sängerinnen herandrängen und ſie zu Engagements unter ſehr günſtigen Bedingungen in Rußland zu überreden ſuchen. In Wirklichkeit ſind dieſe angeblichen Agenten nichts als Mädchen- händler, die ihre Opfer in das ruſſiſche Haupt- quartier in Mukden zu befördern ſuchen. * Gegen die Hinrichtung durch Elektri- zität. Aus New-York wird uns gemeldet: Die Preſſe erhebt neuerdings Proteſt gegen die grauſame Hinrichtungsweiſe mittels Elektrizität. Der Raub- mörder Schiller, der dieſer Tage in Columbus im Staate Ohio mittels Elektrizität hingerichtet werden ſollte, wurde von den Aerzten ſchon zweimal tot er- klärt, erwachte immer wieder und erlag erſt einem Strom von 1800 Volts, der eine volle Minute auf ſeinen Körper einwirkte. Ein zweitesmal ver- ſagte der Apparat bei der Hinrichtung des Negers Thomſon, der 18 Minuten auf dem elektriſchen Stuhle zubringen mußte, ehe ihn der fünfte elektriſche Strom tötete. * Handelshochſchulen. Der Krieg zwiſchen Rußland und Japan wird vorausſichtlich die Im- portverhältniſſe Oeſterreichs einſchneidend verändern. Die exportierenden Staaten bereiten ſich auch wett- eifernd auf dieſe neuen Konſtellationen vor, um junge Kräfte in die jungfräulichen Abſatzgebiete entſenden zu können. Einen Gradmeſſer dieſes Wettſtreites bilden die Handelshochſchulen. Während Oeſterreich nur die Exportakademie des k. k. ö. Handelmuſeums in Wien beſitzt, prunkt Ungarn mit je einer Handels- hochſchule in Ofen-Peſt und Klauſenburg. England mit 6 und Deutſchland mit 5 Kollegien ſchlagen Nordamerika, das 3 ſolche Anſtalten aufweiſt. Italien und die kleine Schweiz zählen je 2, Frankreich, Belgien und das kriegeriſche Japan hat je eine Handelshochſchule. * Bäder für die Schulkinder. Der Wiener Gemeinderat hat beſchloſſen, die Zahl der Bade-Frei- karten für arme und würdige Schulkinder für das nächſte Schuljahr auf 80.000 Stück zu erhöhen. Die neuen Strombäder im Donaukanale bei Nußdorf und bei der Sophienbrücke werden erſteres von Mitte

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 140, Wien, 21.06.1904, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost140_1904/3>, abgerufen am 28.03.2024.