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Reichspost. Nr. 67, Wien, 08.03.1909.

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Wien, Montag Reichspost 8. März 1909. Nr. 67

noch immer hartnäckig an die Konferenzidee, von der
man sich gute Dinge verspricht, eine Hoffnung, die sich
schwer verwirklichen wird. Pariser Blätter erklären sogar
schon das Zustandekommen einer Konferenz für aus-
sichtslos.

Die auf Klarheit drängenden Eröffnungen des
Grafen Forgach in Belgrad finden bei den Mächten
teilweise offene Zustimmung, teilweise jene reservierte
Zurückhaltung, welche ein unangenehmer, aber für un-
vermeidlich gehaltener Schritt hervorruft. Die offiziöse
"Nordd. Allg. Ztg." sieht in ihm einen Beweis des
Entgegenkommens Oesterreich-Ungarns und eine Wider-
legung der von russischen, englischen, französischen und
"leider auch deutschen" Blättern erhobenen Be-
schuldigung seiner Intransigenz. Durch dieses
Vorgehen der Monarchie werde die allge-
meine Lage eine Erleichterung erfahren, was
im Hinblick auf die noch immer verschleierten Absichten
der serbischen Regierung besonders wünschenswert sei.
Auch der Pariser "Temps" äußert sich über die
Aktion Baron Aehrenthals günstig und vermag
darin weder ein Ultimatum, noch eine Bedrohung, noch
eine Falle zu erblicken. Oesterreich-Ungarn habe damit
sein aufrichtiges Bestreben nach einer friedlichen Lösung
der serbischen Frage bekundet.

Der laufenden Woche kommen in dem
serbischen Konflikte wichtige Entscheidungen
zu. Man kann erwarten, daß über den Frieden in
dieser Woche bestimmt wird, wenn auch die Folgen
dieser Bestimmung sich erst später nach der einen
oder anderen Richtung äußern werden.

(Privattelegramm.) Angesichts
der Erklärungen einzelner Minister in hiesigen und in
auswärtigen Blättern, daß von einem Verzichte
auf die territorialen Kompensationen keine Rede
sein könne,
wird mit fieberhafter Spannung die
für die nächsten Stunden angekündigte Antwort
Serbiens auf die freundschaftlichen Vorstellungen des
russischen Gesandten Sergejew erwartet. Man
glaubt jedoch allgemein, daß die Antwortnote großen
Wert darauf legen werde, zu beteuern, daß Serbien
keineswegs aggressive Absichten habe und entschlossen sei,
sich dem Votum der geplanten europäischen Konferenz
zu unterwerfen. Unter allen Umständen legt
jedoch die serbische Regierung auf das Zustande-
kommen einereuropäischen Konferenz
den größten Wert und hat Rußland die Bitte unter-
breitet, in dieser Beziehung seinen Eifer nicht erlahmen
zu lassen. Die serbischen Politiker scheinen zur Ueber-
zeugung gekommen zu sein, daß sie nur von einer
europäischen Konferenz etwas zu hoffen haben, weil es
nur in diesem Falle möglich wäre, einen Druck auf die
Türkei dahin aus zu üben, daß Serbien
ein schmaler Landstrich durch
den Novi-
bazar eingeräumt
würde, der es mit
Montenegro und damit mit der Adria verbinden würde.
Die radikalen Politiker und die radikalen Preßorgane
verweisen nach wie vor auf die bekannte
Resolution der Skupschtina, welche ein Abweichen
von den in ihr aufgestellten Forderungen
unter keinen Umständen zuläßt. Der Minister
des Aeußern Milovanovic hat sich nach hiesigen
[Spaltenumbruch] Zeitungsberichten, einer Reihe von Deputierten gegenüber
dahin geäußert, daß er der Ansicht sei, daß der tote
Punkt überwunden sei und er einen kriegerischen Konflikt
mit der Monarchie für ausgeschlossen erachte. Zweifellos
werde die serbische Regierung bereits in den aller-
nächsten
Tagen der österreichisch-ungarischen Re-
gierung eine Antwort auf den ihr durch den Gesandten
Grafen Forgach notifizierten Schritt Oesterreich-Ungarns
zukommen lassen. Man hofft, daß es in diesem Falle
möglich sein werde, sofort in direkte Verhand-
lungen mit den österreichisch-ungarischen

Unterhändlern behufs Abschließung eines Handels-
vertrages einzutreten, der Serbien größere Vorteile bieten
solle, als es durch den bisherigen der Fall war.

(Privattelegramm.) Gegenüber
den Andeutungen serbischer Politiker, sich mit der Er-
langung eines Streifens durch den Sandschak Novi-
bazar
zu begnügen, wodurch ein Korridor zur Adria
hergestellt würde, wird nach Berichten hiesiger Blätter
aus Konstantinopel darauf verwiesen, daß in dem Ver-
ständigungsprotokoll zwischen Oesterreich-Ungarn und der
Türkei die Integrität des Sandschaks
Novibazar ausdrücklich verbürgt

wurde und daher dieser Plan kaum für diskutabel an-
gesehen werden könnte.

Eine Unterredung mit Dr. Milovanovic.

Ein Telegramm der "Südslavischen
Korrespondenz"
aus Belgrad berichtet:
Der Minister des Aeußern Milovanovic äußerte
sich über den Stand der österreichisch-ungarisch-
serbischen Frage folgendermaßen: "An einen be-
waffneten Zusammenstoß zwischen Serbien und Oesterreich-
Ungarn glaube ich nicht, schon aus dem Grunde, weil
Europa alles daran setzt, den Ausbruch eines kriegerischen
Konfliktes zu vermeiden. Ich kann der Hoffnung Aus-
druck geben, daß die serbische Frage ohne Blutvergießen
gelöst werden wird, daß sich die Beziehungen zwischen
Oesterreich-Ungarn und Serbien wieder verbessern und
freundschaftlicher gestalten werden. Die Situation
zwischen Serbien und der Monarchie dürfte sich
günstiger gestalten, ähnlich wie die Beziehungen
zwischen Deutschland und Frankreich nach dem Marokko-
Uebereinkommen. Serbien dachte niemals daran,
Oesterreich-Ungarn anzugreifen. (!) Als Beweis für diese
Behauptung verweise ich auf den Umstand, daß wir
unsere Truppen an der österreichisch-ungarischen Grenze
nicht verstärkt haben. (?) In den Zeitungen
konnte man ja gewiß Gegenteiliges lesen, wofür aber
eben nur die betreffenden Zeitungen verantwortlich sind.
Ebensowenig, als wir Oesterreich-Ungarn anzugreifen
gedenken, kann dies andererseits Oesterreich-Ungarn tun.
Hier sprechen die Dispositionen Europas entscheidend
mit. Man weiß in Wien gut, daß ein Krieg mit Serbien
die Aufrollung der südslavischen Frage bedeute."

Auf die Frage: Was gedenkt die serbische Regierung
zu tun? entgegnete Dr. Milovanovic: "Vorläufig werden
wir das Wort Europas abwarten. Unsere Hoff-
nungen richten sich auf die europäische
Konferenz,
deren Zustandekommen sehr wahr-
scheinlich
ist. Die Konferenzfrage steht jedenfalls
mit im Vordergrunde der diplomatischen internationalen
Arbeit. Sollte aber die Konferenz nicht zustande kommen,
sollten wir also von Europa keine Entscheidung erhalten,
so werden wir daran weiter festhalten,
unsere Forderungen zu stellen.
Wir
hoffen auf Europas Wohlmeinung für die serbische
Sache."


[Spaltenumbruch]
Die Eventualität eines Zollkrieges mit Serbien.

(Privattelegramm.) Die
"Vossische Zeitung" meldet aus Wien: Von unterrichteter
Seite wird mitgeteilt, daß für den Fall, als die serbische
Regierung bis zum 31. d. M. die von Oesterreich-
Ungarn verlangte Verzichtleistung auf die bekannten
Forderungen nicht abgeben sollte, sofort, nicht der
vertragslose Zustand bei der Handhabung des auto-
nomen Zolltarifes, sondern der Zollkrieg gegen
Serbien beginnen würde.

Die Konferenzidee -- aussichtslos.

(Privattelegramm.) Nach Berichten
der hiesigen Blätter gilt der Gedanke der Einberufung
einer Konferenz trotz der englischen Befürwortung dieses
Projektes für aussichtslos. Der hiesige öster-
reichisch-ungarische Botschafter verständigte den Minister
des Aeußern Pichon, daß Oesterreich-Ungarn unter
keinen Umständen auf einen der artigen
Plan einzugehen gedenke.
Wie verlautet,
beabsichtigt Frankreich den englisch-russischen Schritt
nicht zu unterstützen.

Die serbischen Rüstungen.

(Privattelegramm.) Die "Kölnische
Zeitung" meldet aus Semlin, daß man von dort allerlei
militärischer Maßnahmen von serbischer Seite, namentlich
andauernde und gestern sogar durch Kavallerie verstärkte
Besetzung der Zigeunerviertel und Anhäufung von
Truppen in der Vorstadt von Sukaritza bei den Zucker-
fabriken und anderen Etablissements wahrnehmen könne.
Man hört aus Belgrad, daß die Bevölkerung den Ge-
danken nicht schwinden lasse, daß trotz aller halb-
amtlichen Erklärungen der Krieg bald aus-
brechen
könnte.

Demselben Blatte wird ferner aus Belgrad
vom 7. März berichtet: Der Finanzausschuß der
Skupschtina beschloß, das Budget des Kriegsministeriums
per 1909 um 15 Millionen Dinars zu erhöhen;
das Geld soll nicht den Barmitteln entnommen, sondern
durch einen neuen Steuerzuschlag von 30 % aufgebracht
werden. Die 15 Millionen gehören nicht zu dem
bekannten 33-Millionenkredit, den der Kriegsminister für
die Bewaffnung des Heeres verlangt.

"Jeni Gazetta" meldet:
Der serbische Gesandte Nenadovic wollte gestern
den Großvezier sprechen. Derselbe verschob jedoch die
Unterredung auf Montag, worauf Nenadovic darauf
drang, empfangen zu werden,
da er
Wichtiges mitzuteilen habe. "Jeni Gazetta" sagt,
die Pforte habe erklärt, daß sie die Durchfuhr serbischen
Kriegsmaterials nicht mehr gestatten könne. Nenadovic
habe nun Order erhalten, mitzuteilen, welch schlechten
Eindruck dies auf die serbische Regierung gemacht habe,
und zu verlangen, daß die Pforte ihren Beschluß
annulliere.
Die unklaren Erklärungen, welche das
Großvezierat vor zwei Tagen gegeben habe, daß die
Pforte wahrscheinlich momentan die Erlaubnis für ge-
machte Lieferungen geben werde, habe Serbien nicht
als genügend betrachtet und eine definitive Erlaubnis
verlangt. Unter dem Kriegsmaterial befinde sich
auf Dynamit für Minenzwecke, auf dessen Durchsuhr die
Gesandtschaft aber nicht bestehe. Die Pforte betrachtet
die bisher gegebene Erlaubnis als genügend und erklärt,
daß sie nicht mehr derlei Ausnahms-
erlaubnisse geben könne.

"Jeni Gazetta" fügt diesen widersprechenden In-
formationen folgendes bei: Wenn man den delikaten
Charakter unserer auswärtigen Relationen und die Be-




[Spaltenumbruch]
Literarische Post.



Ueber das Adriatische Meer hin und
her.
Reiseeindrücke, geschildert von Wilh. Frank, Mitglied
des deutschen Reichstages. Mit 59 Illustrationen. Verlag
der "Sonntagsglocken", Berlin. Preis Mark 1.50. Der
Verfasser bietet uns eine Beschreibung einer Reise durch
Dalmatien nach Montenegro. Er schildert und erläutert an
der Hand prächtiger Illustrationen Land und Leute, und ist
bemüht, einem Thema, das schon durch andere gediegene
Berichte behandelt wurde, neuen Reiz und Interesse ab-
zugewinnen. Mag dem Verfasser sein redliches Bemühen
auch nicht überall vollständig gelungen sein, so bietet seine
Schrift dennoch eine erquickende Lektüre, die wir nur
empfehlen können. Nicht allzu verwöhnte Leser würden
gewiß auch an dieser Reisebeschreibung Gefallen finden. A.

Kalender für den kath. Klerus Oesterreich-
Ungarns
1909. Von Roman G. Himmelbauer.
In Leinwand gebunden
3.20 Kronen. Verlag
Karl Fromme-Wien.
Jeder Stand und jedes
Gewerde hat heutzutage, wie sein eigenes Vereinsorgan
oder Fachblatt, so auch seinen eigenen Fachkalender, der
Jurist, Arzt, Techniker oder Bauer ebenso gut als der
Lehrer oder Geistliche. Der vorstehende Kalender nun, für
den österreichisch-ungarischen Klerus berechnet, scheint seinem
Zweck recht gut zu entsprechen; er birgt auf 284 Seiten
Taschenformat des Nützlichen, Interessanten und Guten
sehr viel; außer dem gewöhnlichen Kalendarium die
Hierarchie der katholischen Kirche, die Generalvorstände der
kirchlichen Männerorden, die Kirchenprovinzen, sowohl von
Oesterreich-Ungarn wie auch der europäischen und außer-
europäischen Außen- oder Missionsländer, woraus wir er-
sehen, daß die Gesamtsumme der hierarchischen Titel augen-
blicklich 1717 beträgt. Ferner enthält der Kalender u. a.
praktische Winke bei Unglücks- und Erkrankungsfällen, nützliche
Angaben über Post und Telegraph, Coupons,
Lotterien und Stempelmarken, Vorlagen für Stunden-
pläne, Schulkataloge, Tagebuch etc. Zuletzt kommt
eine Anzahl reeller Bezugsquellen Wiens und
Oesterreichs für die verschiedenen Gegenstände. -- Was den
Kalender noch besonders wertvoll macht, ist die jährliche
[Spaltenumbruch] Beigabe einer oder mehrerer recht nützlicher Abhandlungen
in Separatheftchen, eine Art Standard-works en miniature
für den katholischen Klerus. Die diesjährige Ausgabe auf
116 Seiten enthält folgende vier Abhandlungen: Die ge-
schlechtlichen Verirrungen und ihre Folgen, die Baulast des
kirchlichen Pfründners, die Bedeutung der Agrarfrage für
den Klerus, praktische und künstlerische Gesichtspunkte für
die Anlage katholischer Kirchen. Die betreffenden Aufsätze
sind sämtlich von Fachmännern bearbeitet und es befinden
sich darin wirklich recht praktische Hinweise und Gedanken.
Der Kalender sei bestens empfohlen.

Mödling. P. Wg. M. Ibler.

Konkurrenzen der deutschen Gesell-
schaft für christliche Kunst.
II. Mit der Ver-
anstaltung von künstlerischen Wettbewerben für vor der
Ausführung stehende Werke hat die Gesellschaft für christ-
liche Kunst in München bereits mehrmals erfolgreich ge-
wirkt. Dies soll in den Publikationen über
diese Wettbewerbe der Oeffentlichkeit beispielgebend
vor Augen geführt werden. Heft II enthält den
Wettbewerb über ein Grabdenkmal für Erzbischof Doktor
von Schenk im Dome zu Bamberg (20 Abbildungen), über
eine neue katholische Kirche in der Vorstadt St. Johann-
Neuregendorf in Nürnberg (47 Abbildungen) und über
eine neue katholische Kirche nebst Pfarrhof in Ham-
burg (51 Abbildungen). Der Text beschränkt sich
auf ein kurzes Vorwort -- die Ausschreibungen
und die Urteile der Preisgerichte. Zunächst erkennen wir, daß
derartige Wettbewerbe den Bauherren oder Auftraggebern eine
ungemein reiche Auswahl an Ideen bietet. Was speziell die
Wettbewerbe für die beiden gedachten Kirchenneu bauten betrifft,
so muß anerkannt werden, daß durchwegs wohldurchdachte
künstlerisch reiche Projekte in Sicht kamen. Andernteils ist
bei der Mehrzahl derselben vielmehr ein Anlehnen an
vorhandene Ideen als die Fortentwicklung solcher
zu beobachten -- und auf das Malerische
der äußeren Ansicht scheint mitunter etwas gar
zu viel Wert gelegt zu sein. -- Nachdem Kirchenneubauten
in unserer Zeit meist im Bannkreise moderner Regulierungen
und Zinskästen erstehen, müßte im allgemeinen wohl dahin
Bedacht genommen werden, denselben eine wirksamere,
den Zweck klar zum Ausdruck bringende Monumentalität
zu verleihen -- auch die Wahl des Materiales müßte mit-
[Spaltenumbruch] unter etwas charakteristischer hervortreten -- damit soll den
edlen Absichten der Veranstalter wie Künstler kein Abbruch
getan sein. Der billige Preis (Mark 2.50) macht die
weite Verbreitung dieser wertvollen Publikation leicht
möglich. Architekt Paul Geppert.

Lehrbuch der Moraltheologie von Dr.
Franz M. Schindler, Professor an der k. k. Universität
in Wien. Zweiter Band, erster Teil. Wien 1909. Ambr.
Opitz' Nachf., VIII. 365 S. Erst der erste Teil des zweiten
Bandes, der Schlußteil wird uns dabei noch für 1909 ver-
svrochen. Deutlich springt aus diesem Teil der Plan des
ganzen zweiten Bandes in die Augen: das christliche Leben
des Menschen in Beziehung auf Gott, in Rücksicht auf
sich selbst, endlich -- dieser Teil fehlt noch -- in Be-
ziehung auf den Nächsten, auf die Gesellschaft. 13 Bogen
des vorliegenden Buches sind dem ersten Pflichtenkreis ge-
widmet, eine auch dogmatische grundsolide Erörterung jener
Pflichten und Vergehungen, die sich auf die gött-
lichen Tugenden und die Gottesverehrung einschließlich
der Sonntagsheiligung beziehen; die übrigen zehn
Bogen erörtern unter den Pflichten des Menschen
für sich selbst nicht nur die geordnete Ausnützung der leib-
lichen und geistigen natürlichen Gaben, sondern auch
den Gebrauch der übernatürlichen Hilfsmittel;
daher ist auch die Abhandlung über den Gebrauch der
Sakramente und Sakramentalien (soweit eben der Empfänger,
nicht der Ausspender, in Frage kommt), über Askese, Fasten
und dergleichen einbezogen. Der Inhalt ist reich, sehr
reich und trotzdem sehr wenig darunter, was nur der
Tradition zuliebe mitgenommen würde, Theorie und
Einzelnillustration geht dem noch Aktuellen nach. Kein
Prunken mit Literaturkenntnissen, von der nur die aus-
schlaggebenden Werke genannt werden, aber überall
die reife Frucht eingehender Studien; kein Auf-
gehen in kasuistischer Kleinkrämerei, aber auch keine
schönrednerischen Allgemeinheiten, mit denen der
Leser im Einzelnfalle nichts anzufangen weiß. "Bei
kontroversen Fragen suchte ich nach Möglichkeit einen
Standpunkt in der Mittellinie, ich war nie ein Freund
scharfer Auseinandersetzungen, zu denen die Moraltheologie
ihren Vertretern öfters Anlaß gegeben hat," meint der
Verfasser. Wer seine "Soziale Frage" oder den 1. Band
dieses Werkes gelesen, kennt diesen noblen, allen kleinlichen


Wien, Montag Reichspoſt 8. März 1909. Nr. 67

noch immer hartnäckig an die Konferenzidee, von der
man ſich gute Dinge verſpricht, eine Hoffnung, die ſich
ſchwer verwirklichen wird. Pariſer Blätter erklären ſogar
ſchon das Zuſtandekommen einer Konferenz für aus-
ſichtslos.

Die auf Klarheit drängenden Eröffnungen des
Grafen Forgach in Belgrad finden bei den Mächten
teilweiſe offene Zuſtimmung, teilweiſe jene reſervierte
Zurückhaltung, welche ein unangenehmer, aber für un-
vermeidlich gehaltener Schritt hervorruft. Die offiziöſe
„Nordd. Allg. Ztg.“ ſieht in ihm einen Beweis des
Entgegenkommens Oeſterreich-Ungarns und eine Wider-
legung der von ruſſiſchen, engliſchen, franzöſiſchen und
„leider auch deutſchen“ Blättern erhobenen Be-
ſchuldigung ſeiner Intranſigenz. Durch dieſes
Vorgehen der Monarchie werde die allge-
meine Lage eine Erleichterung erfahren, was
im Hinblick auf die noch immer verſchleierten Abſichten
der ſerbiſchen Regierung beſonders wünſchenswert ſei.
Auch der Pariſer „Temps“ äußert ſich über die
Aktion Baron Aehrenthals günſtig und vermag
darin weder ein Ultimatum, noch eine Bedrohung, noch
eine Falle zu erblicken. Oeſterreich-Ungarn habe damit
ſein aufrichtiges Beſtreben nach einer friedlichen Löſung
der ſerbiſchen Frage bekundet.

Der laufenden Woche kommen in dem
ſerbiſchen Konflikte wichtige Entſcheidungen
zu. Man kann erwarten, daß über den Frieden in
dieſer Woche beſtimmt wird, wenn auch die Folgen
dieſer Beſtimmung ſich erſt ſpäter nach der einen
oder anderen Richtung äußern werden.

(Privattelegramm.) Angeſichts
der Erklärungen einzelner Miniſter in hieſigen und in
auswärtigen Blättern, daß von einem Verzichte
auf die territorialen Kompenſationen keine Rede
ſein könne,
wird mit fieberhafter Spannung die
für die nächſten Stunden angekündigte Antwort
Serbiens auf die freundſchaftlichen Vorſtellungen des
ruſſiſchen Geſandten Sergejew erwartet. Man
glaubt jedoch allgemein, daß die Antwortnote großen
Wert darauf legen werde, zu beteuern, daß Serbien
keineswegs aggreſſive Abſichten habe und entſchloſſen ſei,
ſich dem Votum der geplanten europäiſchen Konferenz
zu unterwerfen. Unter allen Umſtänden legt
jedoch die ſerbiſche Regierung auf das Zuſtande-
kommen einereuropäiſchen Konferenz
den größten Wert und hat Rußland die Bitte unter-
breitet, in dieſer Beziehung ſeinen Eifer nicht erlahmen
zu laſſen. Die ſerbiſchen Politiker ſcheinen zur Ueber-
zeugung gekommen zu ſein, daß ſie nur von einer
europäiſchen Konferenz etwas zu hoffen haben, weil es
nur in dieſem Falle möglich wäre, einen Druck auf die
Türkei dahin aus zu üben, daß Serbien
ein ſchmaler Landſtrich durch
den Novi-
bazar eingeräumt
würde, der es mit
Montenegro und damit mit der Adria verbinden würde.
Die radikalen Politiker und die radikalen Preßorgane
verweiſen nach wie vor auf die bekannte
Reſolution der Skupſchtina, welche ein Abweichen
von den in ihr aufgeſtellten Forderungen
unter keinen Umſtänden zuläßt. Der Miniſter
des Aeußern Milovanovic hat ſich nach hieſigen
[Spaltenumbruch] Zeitungsberichten, einer Reihe von Deputierten gegenüber
dahin geäußert, daß er der Anſicht ſei, daß der tote
Punkt überwunden ſei und er einen kriegeriſchen Konflikt
mit der Monarchie für ausgeſchloſſen erachte. Zweifellos
werde die ſerbiſche Regierung bereits in den aller-
nächſten
Tagen der öſterreichiſch-ungariſchen Re-
gierung eine Antwort auf den ihr durch den Geſandten
Grafen Forgach notifizierten Schritt Oeſterreich-Ungarns
zukommen laſſen. Man hofft, daß es in dieſem Falle
möglich ſein werde, ſofort in direkte Verhand-
lungen mit den öſterreichiſch-ungariſchen

Unterhändlern behufs Abſchließung eines Handels-
vertrages einzutreten, der Serbien größere Vorteile bieten
ſolle, als es durch den bisherigen der Fall war.

(Privattelegramm.) Gegenüber
den Andeutungen ſerbiſcher Politiker, ſich mit der Er-
langung eines Streifens durch den Sandſchak Novi-
bazar
zu begnügen, wodurch ein Korridor zur Adria
hergeſtellt würde, wird nach Berichten hieſiger Blätter
aus Konſtantinopel darauf verwieſen, daß in dem Ver-
ſtändigungsprotokoll zwiſchen Oeſterreich-Ungarn und der
Türkei die Integrität des Sandſchaks
Novibazar ausdrücklich verbürgt

wurde und daher dieſer Plan kaum für diskutabel an-
geſehen werden könnte.

Eine Unterredung mit Dr. Milovanovic.

Ein Telegramm der „Südſlaviſchen
Korreſpondenz“
aus Belgrad berichtet:
Der Miniſter des Aeußern Milovanovic äußerte
ſich über den Stand der öſterreichiſch-ungariſch-
ſerbiſchen Frage folgendermaßen: „An einen be-
waffneten Zuſammenſtoß zwiſchen Serbien und Oeſterreich-
Ungarn glaube ich nicht, ſchon aus dem Grunde, weil
Europa alles daran ſetzt, den Ausbruch eines kriegeriſchen
Konfliktes zu vermeiden. Ich kann der Hoffnung Aus-
druck geben, daß die ſerbiſche Frage ohne Blutvergießen
gelöſt werden wird, daß ſich die Beziehungen zwiſchen
Oeſterreich-Ungarn und Serbien wieder verbeſſern und
freundſchaftlicher geſtalten werden. Die Situation
zwiſchen Serbien und der Monarchie dürfte ſich
günſtiger geſtalten, ähnlich wie die Beziehungen
zwiſchen Deutſchland und Frankreich nach dem Marokko-
Uebereinkommen. Serbien dachte niemals daran,
Oeſterreich-Ungarn anzugreifen. (!) Als Beweis für dieſe
Behauptung verweiſe ich auf den Umſtand, daß wir
unſere Truppen an der öſterreichiſch-ungariſchen Grenze
nicht verſtärkt haben. (?) In den Zeitungen
konnte man ja gewiß Gegenteiliges leſen, wofür aber
eben nur die betreffenden Zeitungen verantwortlich ſind.
Ebenſowenig, als wir Oeſterreich-Ungarn anzugreifen
gedenken, kann dies andererſeits Oeſterreich-Ungarn tun.
Hier ſprechen die Dispoſitionen Europas entſcheidend
mit. Man weiß in Wien gut, daß ein Krieg mit Serbien
die Aufrollung der ſüdſlaviſchen Frage bedeute.“

Auf die Frage: Was gedenkt die ſerbiſche Regierung
zu tun? entgegnete Dr. Milovanovic: „Vorläufig werden
wir das Wort Europas abwarten. Unſere Hoff-
nungen richten ſich auf die europäiſche
Konferenz,
deren Zuſtandekommen ſehr wahr-
ſcheinlich
iſt. Die Konferenzfrage ſteht jedenfalls
mit im Vordergrunde der diplomatiſchen internationalen
Arbeit. Sollte aber die Konferenz nicht zuſtande kommen,
ſollten wir alſo von Europa keine Entſcheidung erhalten,
ſo werden wir daran weiter feſthalten,
unſere Forderungen zu ſtellen.
Wir
hoffen auf Europas Wohlmeinung für die ſerbiſche
Sache.“


[Spaltenumbruch]
Die Eventualität eines Zollkrieges mit Serbien.

(Privattelegramm.) Die
„Voſſiſche Zeitung“ meldet aus Wien: Von unterrichteter
Seite wird mitgeteilt, daß für den Fall, als die ſerbiſche
Regierung bis zum 31. d. M. die von Oeſterreich-
Ungarn verlangte Verzichtleiſtung auf die bekannten
Forderungen nicht abgeben ſollte, ſofort, nicht der
vertragsloſe Zuſtand bei der Handhabung des auto-
nomen Zolltarifes, ſondern der Zollkrieg gegen
Serbien beginnen würde.

Die Konferenzidee — ausſichtslos.

(Privattelegramm.) Nach Berichten
der hieſigen Blätter gilt der Gedanke der Einberufung
einer Konferenz trotz der engliſchen Befürwortung dieſes
Projektes für ausſichtslos. Der hieſige öſter-
reichiſch-ungariſche Botſchafter verſtändigte den Miniſter
des Aeußern Pichon, daß Oeſterreich-Ungarn unter
keinen Umſtänden auf einen der artigen
Plan einzugehen gedenke.
Wie verlautet,
beabſichtigt Frankreich den engliſch-ruſſiſchen Schritt
nicht zu unterſtützen.

Die ſerbiſchen Rüſtungen.

(Privattelegramm.) Die „Kölniſche
Zeitung“ meldet aus Semlin, daß man von dort allerlei
militäriſcher Maßnahmen von ſerbiſcher Seite, namentlich
andauernde und geſtern ſogar durch Kavallerie verſtärkte
Beſetzung der Zigeunerviertel und Anhäufung von
Truppen in der Vorſtadt von Sukaritza bei den Zucker-
fabriken und anderen Etabliſſements wahrnehmen könne.
Man hört aus Belgrad, daß die Bevölkerung den Ge-
danken nicht ſchwinden laſſe, daß trotz aller halb-
amtlichen Erklärungen der Krieg bald aus-
brechen
könnte.

Demſelben Blatte wird ferner aus Belgrad
vom 7. März berichtet: Der Finanzausſchuß der
Skupſchtina beſchloß, das Budget des Kriegsminiſteriums
per 1909 um 15 Millionen Dinars zu erhöhen;
das Geld ſoll nicht den Barmitteln entnommen, ſondern
durch einen neuen Steuerzuſchlag von 30 % aufgebracht
werden. Die 15 Millionen gehören nicht zu dem
bekannten 33-Millionenkredit, den der Kriegsminiſter für
die Bewaffnung des Heeres verlangt.

„Jeni Gazetta“ meldet:
Der ſerbiſche Geſandte Nenadovic wollte geſtern
den Großvezier ſprechen. Derſelbe verſchob jedoch die
Unterredung auf Montag, worauf Nenadovic darauf
drang, empfangen zu werden,
da er
Wichtiges mitzuteilen habe. „Jeni Gazetta“ ſagt,
die Pforte habe erklärt, daß ſie die Durchfuhr ſerbiſchen
Kriegsmaterials nicht mehr geſtatten könne. Nenadovic
habe nun Order erhalten, mitzuteilen, welch ſchlechten
Eindruck dies auf die ſerbiſche Regierung gemacht habe,
und zu verlangen, daß die Pforte ihren Beſchluß
annulliere.
Die unklaren Erklärungen, welche das
Großvezierat vor zwei Tagen gegeben habe, daß die
Pforte wahrſcheinlich momentan die Erlaubnis für ge-
machte Lieferungen geben werde, habe Serbien nicht
als genügend betrachtet und eine definitive Erlaubnis
verlangt. Unter dem Kriegsmaterial befinde ſich
auf Dynamit für Minenzwecke, auf deſſen Durchſuhr die
Geſandtſchaft aber nicht beſtehe. Die Pforte betrachtet
die bisher gegebene Erlaubnis als genügend und erklärt,
daß ſie nicht mehr derlei Ausnahms-
erlaubniſſe geben könne.

„Jeni Gazetta“ fügt dieſen widerſprechenden In-
formationen folgendes bei: Wenn man den delikaten
Charakter unſerer auswärtigen Relationen und die Be-




[Spaltenumbruch]
Literariſche Poſt.



Ueber das Adriatiſche Meer hin und
her.
Reiſeeindrücke, geſchildert von Wilh. Frank, Mitglied
des deutſchen Reichstages. Mit 59 Illuſtrationen. Verlag
der „Sonntagsglocken“, Berlin. Preis Mark 1.50. Der
Verfaſſer bietet uns eine Beſchreibung einer Reiſe durch
Dalmatien nach Montenegro. Er ſchildert und erläutert an
der Hand prächtiger Illuſtrationen Land und Leute, und iſt
bemüht, einem Thema, das ſchon durch andere gediegene
Berichte behandelt wurde, neuen Reiz und Intereſſe ab-
zugewinnen. Mag dem Verfaſſer ſein redliches Bemühen
auch nicht überall vollſtändig gelungen ſein, ſo bietet ſeine
Schrift dennoch eine erquickende Lektüre, die wir nur
empfehlen können. Nicht allzu verwöhnte Leſer würden
gewiß auch an dieſer Reiſebeſchreibung Gefallen finden. A.

Kalender für den kath. Klerus Oeſterreich-
Ungarns
1909. Von Roman G. Himmelbauer.
In Leinwand gebunden
3.20 Kronen. Verlag
Karl Fromme-Wien.
Jeder Stand und jedes
Gewerde hat heutzutage, wie ſein eigenes Vereinsorgan
oder Fachblatt, ſo auch ſeinen eigenen Fachkalender, der
Juriſt, Arzt, Techniker oder Bauer ebenſo gut als der
Lehrer oder Geiſtliche. Der vorſtehende Kalender nun, für
den öſterreichiſch-ungariſchen Klerus berechnet, ſcheint ſeinem
Zweck recht gut zu entſprechen; er birgt auf 284 Seiten
Taſchenformat des Nützlichen, Intereſſanten und Guten
ſehr viel; außer dem gewöhnlichen Kalendarium die
Hierarchie der katholiſchen Kirche, die Generalvorſtände der
kirchlichen Männerorden, die Kirchenprovinzen, ſowohl von
Oeſterreich-Ungarn wie auch der europäiſchen und außer-
europäiſchen Außen- oder Miſſionsländer, woraus wir er-
ſehen, daß die Geſamtſumme der hierarchiſchen Titel augen-
blicklich 1717 beträgt. Ferner enthält der Kalender u. a.
praktiſche Winke bei Unglücks- und Erkrankungsfällen, nützliche
Angaben über Poſt und Telegraph, Coupons,
Lotterien und Stempelmarken, Vorlagen für Stunden-
pläne, Schulkataloge, Tagebuch ꝛc. Zuletzt kommt
eine Anzahl reeller Bezugsquellen Wiens und
Oeſterreichs für die verſchiedenen Gegenſtände. — Was den
Kalender noch beſonders wertvoll macht, iſt die jährliche
[Spaltenumbruch] Beigabe einer oder mehrerer recht nützlicher Abhandlungen
in Separatheftchen, eine Art Standard-works en miniature
für den katholiſchen Klerus. Die diesjährige Ausgabe auf
116 Seiten enthält folgende vier Abhandlungen: Die ge-
ſchlechtlichen Verirrungen und ihre Folgen, die Baulaſt des
kirchlichen Pfründners, die Bedeutung der Agrarfrage für
den Klerus, praktiſche und künſtleriſche Geſichtspunkte für
die Anlage katholiſcher Kirchen. Die betreffenden Aufſätze
ſind ſämtlich von Fachmännern bearbeitet und es befinden
ſich darin wirklich recht praktiſche Hinweiſe und Gedanken.
Der Kalender ſei beſtens empfohlen.

Mödling. P. Wg. M. Ibler.

Konkurrenzen der deutſchen Geſell-
ſchaft für chriſtliche Kunſt.
II. Mit der Ver-
anſtaltung von künſtleriſchen Wettbewerben für vor der
Ausführung ſtehende Werke hat die Geſellſchaft für chriſt-
liche Kunſt in München bereits mehrmals erfolgreich ge-
wirkt. Dies ſoll in den Publikationen über
dieſe Wettbewerbe der Oeffentlichkeit beiſpielgebend
vor Augen geführt werden. Heft II enthält den
Wettbewerb über ein Grabdenkmal für Erzbiſchof Doktor
von Schenk im Dome zu Bamberg (20 Abbildungen), über
eine neue katholiſche Kirche in der Vorſtadt St. Johann-
Neuregendorf in Nürnberg (47 Abbildungen) und über
eine neue katholiſche Kirche nebſt Pfarrhof in Ham-
burg (51 Abbildungen). Der Text beſchränkt ſich
auf ein kurzes Vorwort — die Ausſchreibungen
und die Urteile der Preisgerichte. Zunächſt erkennen wir, daß
derartige Wettbewerbe den Bauherren oder Auftraggebern eine
ungemein reiche Auswahl an Ideen bietet. Was ſpeziell die
Wettbewerbe für die beiden gedachten Kirchenneu bauten betrifft,
ſo muß anerkannt werden, daß durchwegs wohldurchdachte
künſtleriſch reiche Projekte in Sicht kamen. Andernteils iſt
bei der Mehrzahl derſelben vielmehr ein Anlehnen an
vorhandene Ideen als die Fortentwicklung ſolcher
zu beobachten — und auf das Maleriſche
der äußeren Anſicht ſcheint mitunter etwas gar
zu viel Wert gelegt zu ſein. — Nachdem Kirchenneubauten
in unſerer Zeit meiſt im Bannkreiſe moderner Regulierungen
und Zinskäſten erſtehen, müßte im allgemeinen wohl dahin
Bedacht genommen werden, denſelben eine wirkſamere,
den Zweck klar zum Ausdruck bringende Monumentalität
zu verleihen — auch die Wahl des Materiales müßte mit-
[Spaltenumbruch] unter etwas charakteriſtiſcher hervortreten — damit ſoll den
edlen Abſichten der Veranſtalter wie Künſtler kein Abbruch
getan ſein. Der billige Preis (Mark 2.50) macht die
weite Verbreitung dieſer wertvollen Publikation leicht
möglich. Architekt Paul Geppert.

Lehrbuch der Moraltheologie von Dr.
Franz M. Schindler, Profeſſor an der k. k. Univerſität
in Wien. Zweiter Band, erſter Teil. Wien 1909. Ambr.
Opitz’ Nachf., VIII. 365 S. Erſt der erſte Teil des zweiten
Bandes, der Schlußteil wird uns dabei noch für 1909 ver-
ſvrochen. Deutlich ſpringt aus dieſem Teil der Plan des
ganzen zweiten Bandes in die Augen: das chriſtliche Leben
des Menſchen in Beziehung auf Gott, in Rückſicht auf
ſich ſelbſt, endlich — dieſer Teil fehlt noch — in Be-
ziehung auf den Nächſten, auf die Geſellſchaft. 13 Bogen
des vorliegenden Buches ſind dem erſten Pflichtenkreis ge-
widmet, eine auch dogmatiſche grundſolide Erörterung jener
Pflichten und Vergehungen, die ſich auf die gött-
lichen Tugenden und die Gottesverehrung einſchließlich
der Sonntagsheiligung beziehen; die übrigen zehn
Bogen erörtern unter den Pflichten des Menſchen
für ſich ſelbſt nicht nur die geordnete Ausnützung der leib-
lichen und geiſtigen natürlichen Gaben, ſondern auch
den Gebrauch der übernatürlichen Hilfsmittel;
daher iſt auch die Abhandlung über den Gebrauch der
Sakramente und Sakramentalien (ſoweit eben der Empfänger,
nicht der Ausſpender, in Frage kommt), über Askeſe, Faſten
und dergleichen einbezogen. Der Inhalt iſt reich, ſehr
reich und trotzdem ſehr wenig darunter, was nur der
Tradition zuliebe mitgenommen würde, Theorie und
Einzelnilluſtration geht dem noch Aktuellen nach. Kein
Prunken mit Literaturkenntniſſen, von der nur die aus-
ſchlaggebenden Werke genannt werden, aber überall
die reife Frucht eingehender Studien; kein Auf-
gehen in kaſuiſtiſcher Kleinkrämerei, aber auch keine
ſchönredneriſchen Allgemeinheiten, mit denen der
Leſer im Einzelnfalle nichts anzufangen weiß. „Bei
kontroverſen Fragen ſuchte ich nach Möglichkeit einen
Standpunkt in der Mittellinie, ich war nie ein Freund
ſcharfer Auseinanderſetzungen, zu denen die Moraltheologie
ihren Vertretern öfters Anlaß gegeben hat,“ meint der
Verfaſſer. Wer ſeine „Soziale Frage“ oder den 1. Band
dieſes Werkes geleſen, kennt dieſen noblen, allen kleinlichen


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[2/0002] Wien, Montag Reichspoſt 8. März 1909. Nr. 67 noch immer hartnäckig an die Konferenzidee, von der man ſich gute Dinge verſpricht, eine Hoffnung, die ſich ſchwer verwirklichen wird. Pariſer Blätter erklären ſogar ſchon das Zuſtandekommen einer Konferenz für aus- ſichtslos. Die auf Klarheit drängenden Eröffnungen des Grafen Forgach in Belgrad finden bei den Mächten teilweiſe offene Zuſtimmung, teilweiſe jene reſervierte Zurückhaltung, welche ein unangenehmer, aber für un- vermeidlich gehaltener Schritt hervorruft. Die offiziöſe „Nordd. Allg. Ztg.“ ſieht in ihm einen Beweis des Entgegenkommens Oeſterreich-Ungarns und eine Wider- legung der von ruſſiſchen, engliſchen, franzöſiſchen und „leider auch deutſchen“ Blättern erhobenen Be- ſchuldigung ſeiner Intranſigenz. Durch dieſes Vorgehen der Monarchie werde die allge- meine Lage eine Erleichterung erfahren, was im Hinblick auf die noch immer verſchleierten Abſichten der ſerbiſchen Regierung beſonders wünſchenswert ſei. Auch der Pariſer „Temps“ äußert ſich über die Aktion Baron Aehrenthals günſtig und vermag darin weder ein Ultimatum, noch eine Bedrohung, noch eine Falle zu erblicken. Oeſterreich-Ungarn habe damit ſein aufrichtiges Beſtreben nach einer friedlichen Löſung der ſerbiſchen Frage bekundet. Der laufenden Woche kommen in dem ſerbiſchen Konflikte wichtige Entſcheidungen zu. Man kann erwarten, daß über den Frieden in dieſer Woche beſtimmt wird, wenn auch die Folgen dieſer Beſtimmung ſich erſt ſpäter nach der einen oder anderen Richtung äußern werden. Belgrad, 7. März. (Privattelegramm.) Angeſichts der Erklärungen einzelner Miniſter in hieſigen und in auswärtigen Blättern, daß von einem Verzichte auf die territorialen Kompenſationen keine Rede ſein könne, wird mit fieberhafter Spannung die für die nächſten Stunden angekündigte Antwort Serbiens auf die freundſchaftlichen Vorſtellungen des ruſſiſchen Geſandten Sergejew erwartet. Man glaubt jedoch allgemein, daß die Antwortnote großen Wert darauf legen werde, zu beteuern, daß Serbien keineswegs aggreſſive Abſichten habe und entſchloſſen ſei, ſich dem Votum der geplanten europäiſchen Konferenz zu unterwerfen. Unter allen Umſtänden legt jedoch die ſerbiſche Regierung auf das Zuſtande- kommen einereuropäiſchen Konferenz den größten Wert und hat Rußland die Bitte unter- breitet, in dieſer Beziehung ſeinen Eifer nicht erlahmen zu laſſen. Die ſerbiſchen Politiker ſcheinen zur Ueber- zeugung gekommen zu ſein, daß ſie nur von einer europäiſchen Konferenz etwas zu hoffen haben, weil es nur in dieſem Falle möglich wäre, einen Druck auf die Türkei dahin aus zu üben, daß Serbien ein ſchmaler Landſtrich durch den Novi- bazar eingeräumt würde, der es mit Montenegro und damit mit der Adria verbinden würde. Die radikalen Politiker und die radikalen Preßorgane verweiſen nach wie vor auf die bekannte Reſolution der Skupſchtina, welche ein Abweichen von den in ihr aufgeſtellten Forderungen unter keinen Umſtänden zuläßt. Der Miniſter des Aeußern Milovanovic hat ſich nach hieſigen Zeitungsberichten, einer Reihe von Deputierten gegenüber dahin geäußert, daß er der Anſicht ſei, daß der tote Punkt überwunden ſei und er einen kriegeriſchen Konflikt mit der Monarchie für ausgeſchloſſen erachte. Zweifellos werde die ſerbiſche Regierung bereits in den aller- nächſten Tagen der öſterreichiſch-ungariſchen Re- gierung eine Antwort auf den ihr durch den Geſandten Grafen Forgach notifizierten Schritt Oeſterreich-Ungarns zukommen laſſen. Man hofft, daß es in dieſem Falle möglich ſein werde, ſofort in direkte Verhand- lungen mit den öſterreichiſch-ungariſchen Unterhändlern behufs Abſchließung eines Handels- vertrages einzutreten, der Serbien größere Vorteile bieten ſolle, als es durch den bisherigen der Fall war. Berlin, 7. März. (Privattelegramm.) Gegenüber den Andeutungen ſerbiſcher Politiker, ſich mit der Er- langung eines Streifens durch den Sandſchak Novi- bazar zu begnügen, wodurch ein Korridor zur Adria hergeſtellt würde, wird nach Berichten hieſiger Blätter aus Konſtantinopel darauf verwieſen, daß in dem Ver- ſtändigungsprotokoll zwiſchen Oeſterreich-Ungarn und der Türkei die Integrität des Sandſchaks Novibazar ausdrücklich verbürgt wurde und daher dieſer Plan kaum für diskutabel an- geſehen werden könnte. Eine Unterredung mit Dr. Milovanovic. Ein Telegramm der „Südſlaviſchen Korreſpondenz“ aus Belgrad berichtet: Der Miniſter des Aeußern Milovanovic äußerte ſich über den Stand der öſterreichiſch-ungariſch- ſerbiſchen Frage folgendermaßen: „An einen be- waffneten Zuſammenſtoß zwiſchen Serbien und Oeſterreich- Ungarn glaube ich nicht, ſchon aus dem Grunde, weil Europa alles daran ſetzt, den Ausbruch eines kriegeriſchen Konfliktes zu vermeiden. Ich kann der Hoffnung Aus- druck geben, daß die ſerbiſche Frage ohne Blutvergießen gelöſt werden wird, daß ſich die Beziehungen zwiſchen Oeſterreich-Ungarn und Serbien wieder verbeſſern und freundſchaftlicher geſtalten werden. Die Situation zwiſchen Serbien und der Monarchie dürfte ſich günſtiger geſtalten, ähnlich wie die Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Frankreich nach dem Marokko- Uebereinkommen. Serbien dachte niemals daran, Oeſterreich-Ungarn anzugreifen. (!) Als Beweis für dieſe Behauptung verweiſe ich auf den Umſtand, daß wir unſere Truppen an der öſterreichiſch-ungariſchen Grenze nicht verſtärkt haben. (?) In den Zeitungen konnte man ja gewiß Gegenteiliges leſen, wofür aber eben nur die betreffenden Zeitungen verantwortlich ſind. Ebenſowenig, als wir Oeſterreich-Ungarn anzugreifen gedenken, kann dies andererſeits Oeſterreich-Ungarn tun. Hier ſprechen die Dispoſitionen Europas entſcheidend mit. Man weiß in Wien gut, daß ein Krieg mit Serbien die Aufrollung der ſüdſlaviſchen Frage bedeute.“ Auf die Frage: Was gedenkt die ſerbiſche Regierung zu tun? entgegnete Dr. Milovanovic: „Vorläufig werden wir das Wort Europas abwarten. Unſere Hoff- nungen richten ſich auf die europäiſche Konferenz, deren Zuſtandekommen ſehr wahr- ſcheinlich iſt. Die Konferenzfrage ſteht jedenfalls mit im Vordergrunde der diplomatiſchen internationalen Arbeit. Sollte aber die Konferenz nicht zuſtande kommen, ſollten wir alſo von Europa keine Entſcheidung erhalten, ſo werden wir daran weiter feſthalten, unſere Forderungen zu ſtellen. Wir hoffen auf Europas Wohlmeinung für die ſerbiſche Sache.“ Die Eventualität eines Zollkrieges mit Serbien. Berlin, 7. März. (Privattelegramm.) Die „Voſſiſche Zeitung“ meldet aus Wien: Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß für den Fall, als die ſerbiſche Regierung bis zum 31. d. M. die von Oeſterreich- Ungarn verlangte Verzichtleiſtung auf die bekannten Forderungen nicht abgeben ſollte, ſofort, nicht der vertragsloſe Zuſtand bei der Handhabung des auto- nomen Zolltarifes, ſondern der Zollkrieg gegen Serbien beginnen würde. Die Konferenzidee — ausſichtslos. Paris, 7. März. (Privattelegramm.) Nach Berichten der hieſigen Blätter gilt der Gedanke der Einberufung einer Konferenz trotz der engliſchen Befürwortung dieſes Projektes für ausſichtslos. Der hieſige öſter- reichiſch-ungariſche Botſchafter verſtändigte den Miniſter des Aeußern Pichon, daß Oeſterreich-Ungarn unter keinen Umſtänden auf einen der artigen Plan einzugehen gedenke. Wie verlautet, beabſichtigt Frankreich den engliſch-ruſſiſchen Schritt nicht zu unterſtützen. Die ſerbiſchen Rüſtungen. Köln, 7. März. (Privattelegramm.) Die „Kölniſche Zeitung“ meldet aus Semlin, daß man von dort allerlei militäriſcher Maßnahmen von ſerbiſcher Seite, namentlich andauernde und geſtern ſogar durch Kavallerie verſtärkte Beſetzung der Zigeunerviertel und Anhäufung von Truppen in der Vorſtadt von Sukaritza bei den Zucker- fabriken und anderen Etabliſſements wahrnehmen könne. Man hört aus Belgrad, daß die Bevölkerung den Ge- danken nicht ſchwinden laſſe, daß trotz aller halb- amtlichen Erklärungen der Krieg bald aus- brechen könnte. Demſelben Blatte wird ferner aus Belgrad vom 7. März berichtet: Der Finanzausſchuß der Skupſchtina beſchloß, das Budget des Kriegsminiſteriums per 1909 um 15 Millionen Dinars zu erhöhen; das Geld ſoll nicht den Barmitteln entnommen, ſondern durch einen neuen Steuerzuſchlag von 30 % aufgebracht werden. Die 15 Millionen gehören nicht zu dem bekannten 33-Millionenkredit, den der Kriegsminiſter für die Bewaffnung des Heeres verlangt. Konſtantinopel, 7. März. „Jeni Gazetta“ meldet: Der ſerbiſche Geſandte Nenadovic wollte geſtern den Großvezier ſprechen. Derſelbe verſchob jedoch die Unterredung auf Montag, worauf Nenadovic darauf drang, empfangen zu werden, da er Wichtiges mitzuteilen habe. „Jeni Gazetta“ ſagt, die Pforte habe erklärt, daß ſie die Durchfuhr ſerbiſchen Kriegsmaterials nicht mehr geſtatten könne. Nenadovic habe nun Order erhalten, mitzuteilen, welch ſchlechten Eindruck dies auf die ſerbiſche Regierung gemacht habe, und zu verlangen, daß die Pforte ihren Beſchluß annulliere. Die unklaren Erklärungen, welche das Großvezierat vor zwei Tagen gegeben habe, daß die Pforte wahrſcheinlich momentan die Erlaubnis für ge- machte Lieferungen geben werde, habe Serbien nicht als genügend betrachtet und eine definitive Erlaubnis verlangt. Unter dem Kriegsmaterial befinde ſich auf Dynamit für Minenzwecke, auf deſſen Durchſuhr die Geſandtſchaft aber nicht beſtehe. Die Pforte betrachtet die bisher gegebene Erlaubnis als genügend und erklärt, daß ſie nicht mehr derlei Ausnahms- erlaubniſſe geben könne. „Jeni Gazetta“ fügt dieſen widerſprechenden In- formationen folgendes bei: Wenn man den delikaten Charakter unſerer auswärtigen Relationen und die Be- Literariſche Poſt. Ueber das Adriatiſche Meer hin und her. Reiſeeindrücke, geſchildert von Wilh. Frank, Mitglied des deutſchen Reichstages. Mit 59 Illuſtrationen. Verlag der „Sonntagsglocken“, Berlin. Preis Mark 1.50. Der Verfaſſer bietet uns eine Beſchreibung einer Reiſe durch Dalmatien nach Montenegro. 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Der vorſtehende Kalender nun, für den öſterreichiſch-ungariſchen Klerus berechnet, ſcheint ſeinem Zweck recht gut zu entſprechen; er birgt auf 284 Seiten Taſchenformat des Nützlichen, Intereſſanten und Guten ſehr viel; außer dem gewöhnlichen Kalendarium die Hierarchie der katholiſchen Kirche, die Generalvorſtände der kirchlichen Männerorden, die Kirchenprovinzen, ſowohl von Oeſterreich-Ungarn wie auch der europäiſchen und außer- europäiſchen Außen- oder Miſſionsländer, woraus wir er- ſehen, daß die Geſamtſumme der hierarchiſchen Titel augen- blicklich 1717 beträgt. Ferner enthält der Kalender u. a. praktiſche Winke bei Unglücks- und Erkrankungsfällen, nützliche Angaben über Poſt und Telegraph, Coupons, Lotterien und Stempelmarken, Vorlagen für Stunden- pläne, Schulkataloge, Tagebuch ꝛc. Zuletzt kommt eine Anzahl reeller Bezugsquellen Wiens und Oeſterreichs für die verſchiedenen Gegenſtände. — Was den Kalender noch beſonders wertvoll macht, iſt die jährliche Beigabe einer oder mehrerer recht nützlicher Abhandlungen in Separatheftchen, eine Art Standard-works en miniature für den katholiſchen Klerus. Die diesjährige Ausgabe auf 116 Seiten enthält folgende vier Abhandlungen: Die ge- ſchlechtlichen Verirrungen und ihre Folgen, die Baulaſt des kirchlichen Pfründners, die Bedeutung der Agrarfrage für den Klerus, praktiſche und künſtleriſche Geſichtspunkte für die Anlage katholiſcher Kirchen. Die betreffenden Aufſätze ſind ſämtlich von Fachmännern bearbeitet und es befinden ſich darin wirklich recht praktiſche Hinweiſe und Gedanken. Der Kalender ſei beſtens empfohlen. Mödling. P. Wg. M. Ibler. Konkurrenzen der deutſchen Geſell- ſchaft für chriſtliche Kunſt. II. Mit der Ver- anſtaltung von künſtleriſchen Wettbewerben für vor der Ausführung ſtehende Werke hat die Geſellſchaft für chriſt- liche Kunſt in München bereits mehrmals erfolgreich ge- wirkt. Dies ſoll in den Publikationen über dieſe Wettbewerbe der Oeffentlichkeit beiſpielgebend vor Augen geführt werden. Heft II enthält den Wettbewerb über ein Grabdenkmal für Erzbiſchof Doktor von Schenk im Dome zu Bamberg (20 Abbildungen), über eine neue katholiſche Kirche in der Vorſtadt St. Johann- Neuregendorf in Nürnberg (47 Abbildungen) und über eine neue katholiſche Kirche nebſt Pfarrhof in Ham- burg (51 Abbildungen). Der Text beſchränkt ſich auf ein kurzes Vorwort — die Ausſchreibungen und die Urteile der Preisgerichte. Zunächſt erkennen wir, daß derartige Wettbewerbe den Bauherren oder Auftraggebern eine ungemein reiche Auswahl an Ideen bietet. Was ſpeziell die Wettbewerbe für die beiden gedachten Kirchenneu bauten betrifft, ſo muß anerkannt werden, daß durchwegs wohldurchdachte künſtleriſch reiche Projekte in Sicht kamen. Andernteils iſt bei der Mehrzahl derſelben vielmehr ein Anlehnen an vorhandene Ideen als die Fortentwicklung ſolcher zu beobachten — und auf das Maleriſche der äußeren Anſicht ſcheint mitunter etwas gar zu viel Wert gelegt zu ſein. — Nachdem Kirchenneubauten in unſerer Zeit meiſt im Bannkreiſe moderner Regulierungen und Zinskäſten erſtehen, müßte im allgemeinen wohl dahin Bedacht genommen werden, denſelben eine wirkſamere, den Zweck klar zum Ausdruck bringende Monumentalität zu verleihen — auch die Wahl des Materiales müßte mit- unter etwas charakteriſtiſcher hervortreten — damit ſoll den edlen Abſichten der Veranſtalter wie Künſtler kein Abbruch getan ſein. Der billige Preis (Mark 2.50) macht die weite Verbreitung dieſer wertvollen Publikation leicht möglich. Architekt Paul Geppert. Lehrbuch der Moraltheologie von Dr. Franz M. Schindler, Profeſſor an der k. k. Univerſität in Wien. Zweiter Band, erſter Teil. Wien 1909. Ambr. Opitz’ Nachf., VIII. 365 S. Erſt der erſte Teil des zweiten Bandes, der Schlußteil wird uns dabei noch für 1909 ver- ſvrochen. Deutlich ſpringt aus dieſem Teil der Plan des ganzen zweiten Bandes in die Augen: das chriſtliche Leben des Menſchen in Beziehung auf Gott, in Rückſicht auf ſich ſelbſt, endlich — dieſer Teil fehlt noch — in Be- ziehung auf den Nächſten, auf die Geſellſchaft. 13 Bogen des vorliegenden Buches ſind dem erſten Pflichtenkreis ge- widmet, eine auch dogmatiſche grundſolide Erörterung jener Pflichten und Vergehungen, die ſich auf die gött- lichen Tugenden und die Gottesverehrung einſchließlich der Sonntagsheiligung beziehen; die übrigen zehn Bogen erörtern unter den Pflichten des Menſchen für ſich ſelbſt nicht nur die geordnete Ausnützung der leib- lichen und geiſtigen natürlichen Gaben, ſondern auch den Gebrauch der übernatürlichen Hilfsmittel; daher iſt auch die Abhandlung über den Gebrauch der Sakramente und Sakramentalien (ſoweit eben der Empfänger, nicht der Ausſpender, in Frage kommt), über Askeſe, Faſten und dergleichen einbezogen. Der Inhalt iſt reich, ſehr reich und trotzdem ſehr wenig darunter, was nur der Tradition zuliebe mitgenommen würde, Theorie und Einzelnilluſtration geht dem noch Aktuellen nach. Kein Prunken mit Literaturkenntniſſen, von der nur die aus- ſchlaggebenden Werke genannt werden, aber überall die reife Frucht eingehender Studien; kein Auf- gehen in kaſuiſtiſcher Kleinkrämerei, aber auch keine ſchönredneriſchen Allgemeinheiten, mit denen der Leſer im Einzelnfalle nichts anzufangen weiß. „Bei kontroverſen Fragen ſuchte ich nach Möglichkeit einen Standpunkt in der Mittellinie, ich war nie ein Freund ſcharfer Auseinanderſetzungen, zu denen die Moraltheologie ihren Vertretern öfters Anlaß gegeben hat,“ meint der Verfaſſer. Wer ſeine „Soziale Frage“ oder den 1. Band dieſes Werkes geleſen, kennt dieſen noblen, allen kleinlichen

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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 67, Wien, 08.03.1909, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost067_1909/2>, abgerufen am 28.04.2024.