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Reichspost. Nr. 56, Wien, 03.02.1913.

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Nr. 56 Wien, Montag Reichspost 3. Februar 1913

[Spaltenumbruch] billigend die Köpfe schüttelten, umsomehr als die
Christlichsozialen entschlossen waren, jeden persönlichen
Kampf, der ja am meisten verbitternd wirkt,
zu vermeiden und in ihrem Organe auch
durchführten. Dies wurde aber nur mit Hohn gelohnt.

Fast allwöchentlich wurden die Christlichsozialen im
Organ der "Deutschnationalen" in höhnischer Weise tot-
gesagt, ihnen jede Existenzberechtigung abgesprochen,
ihnen vorgerechnet, daß sie kaum 4 bis 5 Mandate er-
halten werden (trotz des Proporzes) und insbesondere
die Herren Professoren der hiesigen Landesanstalten,
welch letztere der Stadt jährlich eine halbe Million
Kronen einbringen, als "Geßmannsendlinge" und als
"klerikale Betrüger" beschimpft. Die Sozialdemokraten
hingegen wurden von diesen "Deutschnationalen" voll-
ständig in Ruhe gelassen, so daß diese förmlich un-
belästigt in aller Stille und Gelassenheit am besten die
kommenden Wahlen vorbereiten konnten, was sie denn auch
so gründlich und geschickt besorgten, daß ihnen die Mandate
förmlich gegen ihre eigene Erwartung in den Schoß
fielen und sie für den 3. und 2. Wahlkörper sogar zu
wenig Kandidaten aufgestellt hatten. Das Vorgehen der
Deutschnationalen rächte sich aber am furchtbarsten an
ihnen selber. Diese Partei hat eine furchtbare Nieder-
lage erlitten, von 40 Mandaten vermochten sie nur 18
zu erobern, während die vielgehaßten, verlästerten, tot-
gesagten C[h]ristlichsozialen 10 Mandate, die Sozialdemo-
kraten aber 12 erlangten. Die Christlichsozialen
erhielten iosgesamt in allen vier Wahlkörpern
1610 Stimmen, die Deutschnationalen 2351 Stimmen,
(ein Drittel der gesammten abgegebenen Stimmen),
die Sozialdemokraten aber 2878 Stimmen. Beim Proporz
kommt es mehr als bei jedem anderen Wahlrecht darauf
an, welche Partei die disziplinierteste und politisch ge-
schulteste Wählermasse hinter sich hat. Das ist in
Wiener-Neustadt zweifellos die sozialdemokratische
Partei. Zugleich aber kommt es beim Proporz mehr
als bei jeder anderen Wahlart auch auf gute Agitation
am Wahltage selbst an. Man hatte ferner damit ge-
rechnet, daß durch die Einführung der Wahlpflicht
die Herbeischleppung der Wähler, das Abholen usw.
so ziemlich aufhören würden. Doch ist gerade das
Gegenteil eingetreten. Wer mehr und rücksichtsloser am
Wahltage agitierte, dem fielen die meisten Stimmen zu.
Daran änderte auch die Einführung der Wahlzelle
nichts. Diese ist zu klein und zu offen, war
übrigens auch zu neu und viele Wähler zu auf-
geregt, als daß sie sich in derselben zurechtge-
funden oder sich Zeit genommen hätten, den ihnen
von irgend einem Agitator mitgegebenen Stimmzettel
umzutauschen. Doch dürften sich die Wähler bei der
nächsten Wahl in der Wahlzelle schon besser zurecht-
finden und sie auch besser ausnützen, was derjenigen
Partei am meisten zugute kommt, die nur auf die ehr-
liche Ueberzeugung der Wähler baut, die kein Geld und
keine Agitationskräfte hat, um die Wähler mit dem
Wagen oder Auto abzuholen. Die "Deutschnationalen"
und die "Proletarier" hatten massenhaft Wagen und
Autos zur Verfügung, die Christlichsozialen so gut wie
keinen und trotz alledem 10 Mandate! Was hätten die
Christlichsozialen erst erobert, wenn sie Geld, Zeit und
Kräftigung zur Bewältigung der Arbeit zur Verfügung
gehabt hätten. Bei den nächsten Wahlen werden sie
weit mehr erreichen, denn das freisinnige Eis ist
gebrochen.

* Frecher Diebstahl.

Am 20. v. M. stand
im Kapellenhof der Hofburg ein der Telephon[b]au-
sektion I gehöriger Handwagen mit Telephonkabeln im
Werte von mehr als 700 Kronen. Unbekannte Täter
entführten Wagen samt den Kabeln. Nach den Dieben
wurde eindringlich geforscht und am 1. d. wurde vom
Polizeikommissariate Innere Stadt der Täter in der
Person des 47jährigen Schlossergehilfen Rudolf
Effenberger, 20. Bezirk, Ospelgasse 7, wohnhaft,
ausgeforscht und dem Landesgerichte eingeliefert. Die
Kabel hatte Effenberger dem Eisenhändler Franz
Fleischmann, Favoriten, Kudlichgasse 46,
wohnhaft, um ganze -- 23 Kronen verkauft. Fleisch-
mann befindet sich bereits wegen eines anderen Faktums
von Hehlerei beim Bezirksgerichte Liesing in Haft.

* Die Tauffeierlichkeiten am Bukarester
Hofe.

Aus Bukarest, 2 d., meldet ein Telegramm:
Um 5 Uhr nachmittags fand im königlichen Schlosse die
Taufe des jüngsten Sohnes des Thronfolgers Prinzen
Mircea statt. Der Feier wohnten die Mitglieder der
königlichen Familie mit Ausnahme der Erbprinzessin,
die noch bettlägerig ist, die Mitglieder des diplo-
matischen Korps, die Mitglieder des Kabinetts, sowie
zahlreiche hohe Zivil- und Militärfunktionäre bei. König
Karol, Prinz Eitel Friedrich und die Fürstin von Wied
hielten den Täufling über das Taufbecken. Abends fand auf
der deutschen Gesandtschaft ein Galadiener statt, dem
Prinz Eitel Friedrich und Erbprinz Ferdinand bei-
wohnten. Die Stadt ist beflaggt.

König Karol verlieh dem Prinzen Eitel Friedrich
das Kollier des Ordens Karol I., dem Generalobersten
von Plessen das Großkreuz dieses Ordens, ferner den
übrigen Herren des Gefolges des Prinzen Eitel Friedrich
verschiedene Ordensauszeichnungen und dem deutschen
Gesandten v. Waldthausen das Großkreuz des Kronen-
ordens.

* Ueberfall auf einen Gebäckausträger.

Gestern früh wollte in der Ybbsstraße ein Bursche dem
Gebäckausträger Rudolf Hanacek, 22 Jahre alt,
3. Bezirk, Lorbeergasse 6 wohnhaft, aus seinem Korb
Gebäck wegnehmen. Als sich Hanacek wehrte, zog der
Bursche ein Messer und versetzte dem Hanacek einen
Stich in den Kopf an der linken Stirnseite. Der Täter
[Spaltenumbruch] floh. Hanacek ließ sich in der Zentrale der Rettungs-
gesellschaft verbinden.

* Das liberal-sozialdemokratische Kompro-
miß in Teschen.

Aus Teschen wird berichtet,
daß bei den Gemeinderatswahlen, dank dem liberal-
sozialdemokratischen Wahlbündnisse, im dritten Wahl-
körper zwei Sozialdemokraten und ein Pole, im übrigen
sowie im zweiten Wahlkörper die Liberalen gewählt
wurden. Es bleibt also die bedeutende christlichsoziale
Minorität der Bevölkerung abermals ohne Vertretung
im Teschener Gemeinderate.

* Streik bei der Hamburger Hochbahn.

Aus
Hamburg meldet ein Telegramm: Die Hochbahn mußte
gestern zwischen 9 und 10 Uhr abends den Betrieb ein-
stellen infolge eines, wie man fagt, von den Aus-
ständigen herbeigeführten Kurzschlusses. Die Züge liegen
auf der Strecke fest. Es wurde eine Untersuchung ein-
geleitet. Die Polizeibehörde hat die Zugänge zum Bahn-
körper durch Posten besetzt. Die Verhandlungen zwischen
der Hochbahngesellschaft und den Streikenden haben zu
einer Verständigung geführt. Der regelmäßige Betrieb
wurde heute vormittags um zehn Uhr wieder aufge-
nommen. Den Ausständigen wurde eine Lohnerhöhung
in Aussicht gestellt.

* Erkrankung des deutschen Botschafters in Rom.

Aus Berlin, 3. d., wird uns telegraphiert: Der
"Lokalanzeiger" meldet aus Darmstadt: Der neue
deutsche Botschafter für Rom, Freiherr v. Jenisch, ist
an einer Herzaffektion nicht unbedenklich erkrankt. Er
hat seine für heute beabsichtigte Abreise nach Rom auf-
geschoben.

* Brand beim Stapellauf eines französischen
Kreuzers.

Aus Paris, 3. d., wird uns telegraphiert:
Der neuerbaute französische Panzerkreuzer "Francis
Garnier" ist gestern in Cherbourg vom Stapel ge-
laufen. Infolge Heißlaufens der Maschinen brach im
Maschinenraum des Schiffes ein Brand aus, der die
Einrichtung vernichtete. Der angerichtete Schaden ist
bedeutend. Der Marinepräfekt hat sofort eine Kom-
mission an Ort und Stelle entsandt, um die Ange-
legenheit zu untersuchen.

* Der Raubanfall auf einen Pariser Kassenboten.

Aus Paris, 2. d., wird uns telegraphiert: Der
Kassenbote des Credit Lyonnais, der, wie berichtet, von
zwei unbekannten Tätern überfallen und durch
Pfeffer geblendet und dann ausgeraubt worden sein
soll, ist bis gestern abend auf dem Polizeikommissariat
verhört worden, wobei er sich in Widersprüche
verwickelte. Es besteht der Verdacht, daß der Bote den
Ueberfall fingiert hat.

* Dankeskundgebung an den Statthalter Prinzen
Hohenlohe.

Aus Rovigno wird uns geschrieben:
In der letzten Sitzung des hiesigen Gemeindeverwal-
tungsausschusses brachte der Vorsitzende Candussi-
Giardo
zur Kenntnis, daß Statthalter Prinz
Hohenlohe bei der Zentralregierung die Bewilli-
gung einer ganz bedeutenden Subvention für den Bau
einer neuen Wasserleitung wärmstens befür-
wortet hat. Der Vorsitzende wurde beauftragt, dem
Statthalter den Dank der Stadt in entsprechender
Weise zum Ausdruck zu bringen. -- In derselben
Sitzung teilte der Vorsitzende mit, daß die Ge-
meinde Wien
die Verpflichtung übernommen hat,
5000 Kronen zur Sanierung der "Roja" benannten
Lokalität beizusteuern, falls sich unsere Gemeinde
ihrerseits verpflichte, im Umkreise eines Kilometers
von der "Roja" Baukonzessionen für industrielle Eta-
blissements welcher Art immer nicht zu erteilen.

Das antimilitaristische Blatt der Gymnasiasten.

Aus Paris, 2. d., wird uns telegraphiert: Ein un-
gewöhnlicher Zwischenfall hat sich zwischen den
Schülern des Gymnasiums und der Kriegsschule Sankt
Cyr in Nantes ereignet. Seit einiger Zeit gaben die
Schüler des Gymnasiums ein antimilitaristisches
Blatt heraus. Als die Kriegsschüler davon erfuhren,
stellten sie in den letzten Tagen einige Gymnasiasten.
Es kam zu einer regelrechten Schlägerei zwischen den
seindlichen Parteien, wobei es zahlreiche Verletzungen
gab.

* Eine Falschmünzerwerkstätte in Triest.

Hier
wurden zahlreiche falsche Fünfkronenstücke in Umlauf
gesetzt, die in einer eigenen Werkstätte von dem
28jährigen verheirateten Metallgießer Marius Jaschi,
dem 31jährigen verheirateten Schlosser Rudolf Bevi-
lacqua und dem 42jährigen Installateur Karl Col her-
gestellt wurden. In der letzten Zeit waren die Ge-
nannten meist ohne Stellung, was sie aber nicht hin-
derte, einen ihrem Stande keineswegs entsprechenden
Aufwand zu treiben. Dieser Umstand lenkte die Auf-
merksamkeit der Sicherheitsbehörde auf sie und führte
zu ihrer Verhaftung, bei der in der Behausung des
Bevilacqua außer Schmelztiegeln, Punzen, fertigen
und halbfertigen Fünfkronenfalsifikaten usw. mehrere
Päckchen gefunden wurden, die je ein Stück weißen
Metalls, ein Zweihellerstück und die Hälfte eines Zwei-
hellerstückes enthielten: die für die Herstellung eines
Fünfkronenstückes nötige Metallmenge. Geradezu ver-
blüffend ist die durch einen Sachverständigen festgestellte
Tatsache, daß die Falsifikate aus reinstem Sil-
ber
-- mit einem nur ganz geringem Zusatze von
Kupfer und Bronze hergestellt -- wie die echten, das
Stückgewicht von 24 Gramm besitzen und das "Viribus
unitis"
der Randschrift haarscharf hergestellt er-
scheint, was bisher selbst die Wiener Münze durch Guß
nicht zu erreichen vermochte. Trotz des gegenüber den
echten Münzen höheren Realwertesverdienten die
Fälscher bei jedem
Fünfkronenstücke 2 Kro-
nen 40 Heller
infolge des niederen Silberpreises.


[Spaltenumbruch]
Der Wahlkampf in den Donau-
städten.
Große Wählerversammlung in Krems.

Aus Krems wird uns geschrieben:

Schon die erste Wählerversammlung, die am 29. d. M. in
Krems stattfand, brachte dem christlichsozialen Kandidaten im
36. Wahlkreis, Herrn Hans Margiol, einen großen Erfolg.
In der Versammlung waren unter anderen auch Abg. Koll-
mann
und Abg. Wollek erschienen. Entschuldigt
hatten sich: Abg. Miklas und Oberkurator Steiner.
Obmann Hutter eröffnete die Versammlung, hielt
dem verstorbenen Erzherzog Rainer einen Nachruf und
berichtete sonach über die Vertrauensmännerversammlung,
deren Stimmen sich deshalb auf Herrn Margiol vereinigten,
weil in diesem Manne echtes Volkstum und wahres Pflichten-
bewußtsein wohnt. (Stürmischer Beifall.)

LAbg. Kollmann besprach ausführlich die Verdienste
der christlichsozialen Partei in Wien und Niederösterreich. Wer
Wert auf eine ruhige, sachliche und wirtschaftliche Arbeit lege,
könne nur christlichsozial wählen. (Langanhalten der Beifall.)

Kandidat Hans Margiol, stürmisch begrüßt, führte aus,
es sei nun zum ersten Male, daß sich ein Bürger aus
einer der Donaustädte um dieses Mandat bewerbe,
ein Mann, der nach Kräften für das Gedeihen der Donau-
städte eintreten und dafür im Reichsrat vertreten will. Als
seine Aufgabe sähe er es an, in erster Linie die wirtschaftlichen
Interessen der Bevölkerung und nach diesen die nationalen zur
Geltung zu bringen. Das Umgekehrte habe eine and[e]re politische
Partei zu ihrem Programme gemacht; mir welchem Erfolge, das
habe man schmerzlich empfinden müssen. Er besprach sodann
ausführlich den im Abgeordnetenhause in Verhandlung stehenden
"kleinen" Finanzplan. die Personaleinkommensteuer, die Steuer-
vexationen, gegen welche der kleine Steuerträger bei dem jetzigen
Einschätzungssystem gänzlich wehrlos ist. Bei der Festlegung
des neuen Gesetzes müssen Mittel gefunden werden, um die unbe-
rechtigten Drangsalierungen der Steuerträger hintanzuhalten. (Leb-
hafter Beifall.) Die christlichsoziale Partei habe sich die Hebung
des Volkswohlstandes zur Aufgabe gemacht, den wirtschaft-
lichen Bedürfnissen aller arbeitenden Stände
Rechnung zu tragen. Der R[e]dner verurteilte es entschiedenst,
daß eine Bevölkerungsschichte gegen die andere ausgespielt
wird, daß der Arbeiter gegen den Gewerbetreibenden aufgehetzt
wird. Alle die arbeitenden, erwerbenden Stände müssen ihre
Interessen auf einer mittleren Linie vereinigen zum
Wohle des großen Ganzen. (Beifall.) Der Kandidat besprach
sodann die Notwendigkeit der Religion in Schule und
Leben. Eines Andreas Hofer und Speckbachers werde nie
gedacht werden, ohne nicht gleichzeitig den P. Haspinger zu
nennen. Und wenn es heute jemand wagen sollte in unser
gutes, altes Oesterreich, rin[g]sum von Feinden umdräut,
einzudringen, dann werde das katholische Volk Oesterreichs sich
erheben wie ein Mann, um mutig seine Pflichten gegen Gott,
Kaiser und Vaterland zu erfullen. (Stürmischer Beifall.)

RAbg. Wollek kam auf die Finanzreform zu sprechen;
es handle sich dabei um viele Millionen für die Zukunft. Und
da sei es begreiflich, daß das Volk tüchtige Vertreter im Reichs-
rat besitze. Er besprach ferner die Finanzlage des Staates, die
Balkanfrage und eine Reihe von wirtschaftlichen Fragen. (Leb-
hafter Beifall.)

Mit der einstimmigen Annahme der Kandidatur Margiols
schloß die glänzend verlaufene Versammlung.




Sportnachrichten.
Wintersport.
Rodelrennen um den Wanderpreis vom
Kreuzberg.

Zum vierten Male seit seiner Stistung entspann sich heute
der Kampf um den schönen Wanderpreis vom Kreuzberg. Ver-
teidiger waren: Krenthaler (Schottwien), Fräulein Hansi Hahndl
(Payerbach) und Hubert Schear (Bruck an der Mur). Letzterer
ging heute endgültig als Sieger hervor. Die Kreuzbergbahn
(2000 Meter lang, 18·5 % Durchschnittsgefälle) war zufolge des
Tauwetters in schlechter Verfassung, so daß die erzielten Zeiten
nicht an die der drei vorangegangenen Jahre heranreichten.
Dem Starter stellten sich 13 Bewerber.

Hub[e]rt Scherr (Bruck a. d. Mur) 4 : 06 4/5 + 4 : 24 3/5 =
8 : 31 2/5 ; Rudolf Wittmann (Wien) 4 : 02 2/5 + 4 : 33 3/5 =
8 : 36; Vinzenz Preiner (Semmering) 4 : 07 4/5 + 4 : 31 =
8 : 38 4/5 ; Brüder Hahndl (Payerbach) 4 : 22 + 4 27 = 8 : 49.
Scherr absolvierte im Jah[r]e 1911 das Rennen in der Gesamt-
zeit von 7 : 25 4/5 . Die Preisverteilung nahm der Obmann des
Payerbacher Sportvereins Oberpostmeister Jerabek vor.




#jArticle#Internationales Kunstlaufen in Troppau.


Die Ergebnisse des heute hier mit vorzüglichem sport-
lichen Erfolge veranstalteten Eislaufmeetings des Troppauer
Eislaufvereins waren folgende:

Internationales Junioren-Herrenkunst-
laufen.
F. Lauterer (Berlin) 1., A. Berger (T. E. K., Wien) 2.,
L. Horwitz (E. V., Wien) 3.

Internationales Junioren-Damenkunst-
laufen.
G. Reichmann (E. V., Wien) 1., M. Janotta
(Troppau) 2., L. Jordan (T. E. K., Wien) 3.

Internationales Eislaufen um den
Troppauer Wanderpreis für Herrenkunst-
laufen.
E. Oppacher (E. V., Wien) 1., Wrede (T. E. K., Wien) 2.,
E. Schwarzböck (C. E. W., Wien) 3.

Internationales Eislaufen um den
Troppauer Wanderpreis für Damenkunst-
laufen.
G. Strasilla (E. V., Wien) 1., L. Jordan (T. E. K.,
Wien) 2., M. Janotta (Troppau) 3.

Internationales Eislaufen um den
Troppauer Wanderpreis für Paarlaufen.

Frl. Engelmann--Herr Mejstrik (Wien) 1., Frl. v. Szabo--Herr
Horwitz (Wien) 2., Frl. Lischka--Herr Hoppe (Troppau) 3.




#jArticle#Die Europameisterschaft im Kunstlaufen.


Auf Fragners Eisbahn in Christiania kam heute
die Europameisterschaft zur Entscheidung. Sie brachte einen
Sieg von Salchow, der überraschenderweise am Start
erschien. Im Laufen über 500 Meter stellte Oskar Ma-
thiesen
einen neuen Weltrekord auf. Nachstehend die
Resultate:

Laufen 500 Meter. O. Mathiesen (44·2) 1. (Welt-
rekord 44·1). Ippolitow (45·5) 2., Frang (45·6) 3. 24 am Start.

Laufen 1000 Meter. O. Mathiesen (17 : 22·6, Welt-
rekord) 1., Ippolitow (17: 35·5) 2.

Europameisterschaft im Kunstlaufen.
Ulrich Salchow (Stockholm) 1., A. Szende (Budapest) 2., Willy
Böckl (Klagenfurt) 3. Sieben am Start.


Nr. 56 Wien, Montag Reichspoſt 3. Februar 1913

[Spaltenumbruch] billigend die Köpfe ſchüttelten, umſomehr als die
Chriſtlichſozialen entſchloſſen waren, jeden perſönlichen
Kampf, der ja am meiſten verbitternd wirkt,
zu vermeiden und in ihrem Organe auch
durchführten. Dies wurde aber nur mit Hohn gelohnt.

Faſt allwöchentlich wurden die Chriſtlichſozialen im
Organ der „Deutſchnationalen“ in höhniſcher Weiſe tot-
geſagt, ihnen jede Exiſtenzberechtigung abgeſprochen,
ihnen vorgerechnet, daß ſie kaum 4 bis 5 Mandate er-
halten werden (trotz des Proporzes) und insbeſondere
die Herren Profeſſoren der hieſigen Landesanſtalten,
welch letztere der Stadt jährlich eine halbe Million
Kronen einbringen, als „Geßmannſendlinge“ und als
„klerikale Betrüger“ beſchimpft. Die Sozialdemokraten
hingegen wurden von dieſen „Deutſchnationalen“ voll-
ſtändig in Ruhe gelaſſen, ſo daß dieſe förmlich un-
beläſtigt in aller Stille und Gelaſſenheit am beſten die
kommenden Wahlen vorbereiten konnten, was ſie denn auch
ſo gründlich und geſchickt beſorgten, daß ihnen die Mandate
förmlich gegen ihre eigene Erwartung in den Schoß
fielen und ſie für den 3. und 2. Wahlkörper ſogar zu
wenig Kandidaten aufgeſtellt hatten. Das Vorgehen der
Deutſchnationalen rächte ſich aber am furchtbarſten an
ihnen ſelber. Dieſe Partei hat eine furchtbare Nieder-
lage erlitten, von 40 Mandaten vermochten ſie nur 18
zu erobern, während die vielgehaßten, verläſterten, tot-
geſagten C[h]riſtlichſozialen 10 Mandate, die Sozialdemo-
kraten aber 12 erlangten. Die Chriſtlichſozialen
erhielten iosgeſamt in allen vier Wahlkörpern
1610 Stimmen, die Deutſchnationalen 2351 Stimmen,
(ein Drittel der geſammten abgegebenen Stimmen),
die Sozialdemokraten aber 2878 Stimmen. Beim Proporz
kommt es mehr als bei jedem anderen Wahlrecht darauf
an, welche Partei die disziplinierteſte und politiſch ge-
ſchulteſte Wählermaſſe hinter ſich hat. Das iſt in
Wiener-Neuſtadt zweifellos die ſozialdemokratiſche
Partei. Zugleich aber kommt es beim Proporz mehr
als bei jeder anderen Wahlart auch auf gute Agitation
am Wahltage ſelbſt an. Man hatte ferner damit ge-
rechnet, daß durch die Einführung der Wahlpflicht
die Herbeiſchleppung der Wähler, das Abholen uſw.
ſo ziemlich aufhören würden. Doch iſt gerade das
Gegenteil eingetreten. Wer mehr und rückſichtsloſer am
Wahltage agitierte, dem fielen die meiſten Stimmen zu.
Daran änderte auch die Einführung der Wahlzelle
nichts. Dieſe iſt zu klein und zu offen, war
übrigens auch zu neu und viele Wähler zu auf-
geregt, als daß ſie ſich in derſelben zurechtge-
funden oder ſich Zeit genommen hätten, den ihnen
von irgend einem Agitator mitgegebenen Stimmzettel
umzutauſchen. Doch dürften ſich die Wähler bei der
nächſten Wahl in der Wahlzelle ſchon beſſer zurecht-
finden und ſie auch beſſer ausnützen, was derjenigen
Partei am meiſten zugute kommt, die nur auf die ehr-
liche Ueberzeugung der Wähler baut, die kein Geld und
keine Agitationskräfte hat, um die Wähler mit dem
Wagen oder Auto abzuholen. Die „Deutſchnationalen“
und die „Proletarier“ hatten maſſenhaft Wagen und
Autos zur Verfügung, die Chriſtlichſozialen ſo gut wie
keinen und trotz alledem 10 Mandate! Was hätten die
Chriſtlichſozialen erſt erobert, wenn ſie Geld, Zeit und
Kräftigung zur Bewältigung der Arbeit zur Verfügung
gehabt hätten. Bei den nächſten Wahlen werden ſie
weit mehr erreichen, denn das freiſinnige Eis iſt
gebrochen.

* Frecher Diebſtahl.

Am 20. v. M. ſtand
im Kapellenhof der Hofburg ein der Telephon[b]au-
ſektion I gehöriger Handwagen mit Telephonkabeln im
Werte von mehr als 700 Kronen. Unbekannte Täter
entführten Wagen ſamt den Kabeln. Nach den Dieben
wurde eindringlich geforſcht und am 1. d. wurde vom
Polizeikommiſſariate Innere Stadt der Täter in der
Perſon des 47jährigen Schloſſergehilfen Rudolf
Effenberger, 20. Bezirk, Oſpelgaſſe 7, wohnhaft,
ausgeforſcht und dem Landesgerichte eingeliefert. Die
Kabel hatte Effenberger dem Eiſenhändler Franz
Fleiſchmann, Favoriten, Kudlichgaſſe 46,
wohnhaft, um ganze — 23 Kronen verkauft. Fleiſch-
mann befindet ſich bereits wegen eines anderen Faktums
von Hehlerei beim Bezirksgerichte Lieſing in Haft.

* Die Tauffeierlichkeiten am Bukareſter
Hofe.

Aus Bukareſt, 2 d., meldet ein Telegramm:
Um 5 Uhr nachmittags fand im königlichen Schloſſe die
Taufe des jüngſten Sohnes des Thronfolgers Prinzen
Mircea ſtatt. Der Feier wohnten die Mitglieder der
königlichen Familie mit Ausnahme der Erbprinzeſſin,
die noch bettlägerig iſt, die Mitglieder des diplo-
matiſchen Korps, die Mitglieder des Kabinetts, ſowie
zahlreiche hohe Zivil- und Militärfunktionäre bei. König
Karol, Prinz Eitel Friedrich und die Fürſtin von Wied
hielten den Täufling über das Taufbecken. Abends fand auf
der deutſchen Geſandtſchaft ein Galadiener ſtatt, dem
Prinz Eitel Friedrich und Erbprinz Ferdinand bei-
wohnten. Die Stadt iſt beflaggt.

König Karol verlieh dem Prinzen Eitel Friedrich
das Kollier des Ordens Karol I., dem Generaloberſten
von Pleſſen das Großkreuz dieſes Ordens, ferner den
übrigen Herren des Gefolges des Prinzen Eitel Friedrich
verſchiedene Ordensauszeichnungen und dem deutſchen
Geſandten v. Waldthauſen das Großkreuz des Kronen-
ordens.

* Ueberfall auf einen Gebäckausträger.

Geſtern früh wollte in der Ybbsſtraße ein Burſche dem
Gebäckausträger Rudolf Hanacek, 22 Jahre alt,
3. Bezirk, Lorbeergaſſe 6 wohnhaft, aus ſeinem Korb
Gebäck wegnehmen. Als ſich Hanacek wehrte, zog der
Burſche ein Meſſer und verſetzte dem Hanacek einen
Stich in den Kopf an der linken Stirnſeite. Der Täter
[Spaltenumbruch] floh. Hanacek ließ ſich in der Zentrale der Rettungs-
geſellſchaft verbinden.

* Das liberal-ſozialdemokratiſche Kompro-
miß in Teſchen.

Aus Teſchen wird berichtet,
daß bei den Gemeinderatswahlen, dank dem liberal-
ſozialdemokratiſchen Wahlbündniſſe, im dritten Wahl-
körper zwei Sozialdemokraten und ein Pole, im übrigen
ſowie im zweiten Wahlkörper die Liberalen gewählt
wurden. Es bleibt alſo die bedeutende chriſtlichſoziale
Minorität der Bevölkerung abermals ohne Vertretung
im Teſchener Gemeinderate.

* Streik bei der Hamburger Hochbahn.

Aus
Hamburg meldet ein Telegramm: Die Hochbahn mußte
geſtern zwiſchen 9 und 10 Uhr abends den Betrieb ein-
ſtellen infolge eines, wie man fagt, von den Aus-
ſtändigen herbeigeführten Kurzſchluſſes. Die Züge liegen
auf der Strecke feſt. Es wurde eine Unterſuchung ein-
geleitet. Die Polizeibehörde hat die Zugänge zum Bahn-
körper durch Poſten beſetzt. Die Verhandlungen zwiſchen
der Hochbahngeſellſchaft und den Streikenden haben zu
einer Verſtändigung geführt. Der regelmäßige Betrieb
wurde heute vormittags um zehn Uhr wieder aufge-
nommen. Den Ausſtändigen wurde eine Lohnerhöhung
in Ausſicht geſtellt.

* Erkrankung des deutſchen Botſchafters in Rom.

Aus Berlin, 3. d., wird uns telegraphiert: Der
„Lokalanzeiger“ meldet aus Darmſtadt: Der neue
deutſche Botſchafter für Rom, Freiherr v. Jeniſch, iſt
an einer Herzaffektion nicht unbedenklich erkrankt. Er
hat ſeine für heute beabſichtigte Abreiſe nach Rom auf-
geſchoben.

* Brand beim Stapellauf eines franzöſiſchen
Kreuzers.

Aus Paris, 3. d., wird uns telegraphiert:
Der neuerbaute franzöſiſche Panzerkreuzer „Francis
Garnier“ iſt geſtern in Cherbourg vom Stapel ge-
laufen. Infolge Heißlaufens der Maſchinen brach im
Maſchinenraum des Schiffes ein Brand aus, der die
Einrichtung vernichtete. Der angerichtete Schaden iſt
bedeutend. Der Marinepräfekt hat ſofort eine Kom-
miſſion an Ort und Stelle entſandt, um die Ange-
legenheit zu unterſuchen.

* Der Raubanfall auf einen Pariſer Kaſſenboten.

Aus Paris, 2. d., wird uns telegraphiert: Der
Kaſſenbote des Credit Lyonnais, der, wie berichtet, von
zwei unbekannten Tätern überfallen und durch
Pfeffer geblendet und dann ausgeraubt worden ſein
ſoll, iſt bis geſtern abend auf dem Polizeikommiſſariat
verhört worden, wobei er ſich in Widerſprüche
verwickelte. Es beſteht der Verdacht, daß der Bote den
Ueberfall fingiert hat.

* Dankeskundgebung an den Statthalter Prinzen
Hohenlohe.

Aus Rovigno wird uns geſchrieben:
In der letzten Sitzung des hieſigen Gemeindeverwal-
tungsausſchuſſes brachte der Vorſitzende Canduſſi-
Giardo
zur Kenntnis, daß Statthalter Prinz
Hohenlohe bei der Zentralregierung die Bewilli-
gung einer ganz bedeutenden Subvention für den Bau
einer neuen Waſſerleitung wärmſtens befür-
wortet hat. Der Vorſitzende wurde beauftragt, dem
Statthalter den Dank der Stadt in entſprechender
Weiſe zum Ausdruck zu bringen. — In derſelben
Sitzung teilte der Vorſitzende mit, daß die Ge-
meinde Wien
die Verpflichtung übernommen hat,
5000 Kronen zur Sanierung der „Roja“ benannten
Lokalität beizuſteuern, falls ſich unſere Gemeinde
ihrerſeits verpflichte, im Umkreiſe eines Kilometers
von der „Roja“ Baukonzeſſionen für induſtrielle Eta-
bliſſements welcher Art immer nicht zu erteilen.

Das antimilitariſtiſche Blatt der Gymnaſiaſten.

Aus Paris, 2. d., wird uns telegraphiert: Ein un-
gewöhnlicher Zwiſchenfall hat ſich zwiſchen den
Schülern des Gymnaſiums und der Kriegsſchule Sankt
Cyr in Nantes ereignet. Seit einiger Zeit gaben die
Schüler des Gymnaſiums ein antimilitariſtiſches
Blatt heraus. Als die Kriegsſchüler davon erfuhren,
ſtellten ſie in den letzten Tagen einige Gymnaſiaſten.
Es kam zu einer regelrechten Schlägerei zwiſchen den
ſeindlichen Parteien, wobei es zahlreiche Verletzungen
gab.

* Eine Falſchmünzerwerkſtätte in Trieſt.

Hier
wurden zahlreiche falſche Fünfkronenſtücke in Umlauf
geſetzt, die in einer eigenen Werkſtätte von dem
28jährigen verheirateten Metallgießer Marius Jaſchi,
dem 31jährigen verheirateten Schloſſer Rudolf Bevi-
lacqua und dem 42jährigen Inſtallateur Karl Col her-
geſtellt wurden. In der letzten Zeit waren die Ge-
nannten meiſt ohne Stellung, was ſie aber nicht hin-
derte, einen ihrem Stande keineswegs entſprechenden
Aufwand zu treiben. Dieſer Umſtand lenkte die Auf-
merkſamkeit der Sicherheitsbehörde auf ſie und führte
zu ihrer Verhaftung, bei der in der Behauſung des
Bevilacqua außer Schmelztiegeln, Punzen, fertigen
und halbfertigen Fünfkronenfalſifikaten uſw. mehrere
Päckchen gefunden wurden, die je ein Stück weißen
Metalls, ein Zweihellerſtück und die Hälfte eines Zwei-
hellerſtückes enthielten: die für die Herſtellung eines
Fünfkronenſtückes nötige Metallmenge. Geradezu ver-
blüffend iſt die durch einen Sachverſtändigen feſtgeſtellte
Tatſache, daß die Falſifikate aus reinſtem Sil-
ber
— mit einem nur ganz geringem Zuſatze von
Kupfer und Bronze hergeſtellt — wie die echten, das
Stückgewicht von 24 Gramm beſitzen und das „Viribus
unitis“
der Randſchrift haarſcharf hergeſtellt er-
ſcheint, was bisher ſelbſt die Wiener Münze durch Guß
nicht zu erreichen vermochte. Trotz des gegenüber den
echten Münzen höheren Realwertesverdienten die
Fälſcher bei jedem
Fünfkronenſtücke 2 Kro-
nen 40 Heller
infolge des niederen Silberpreiſes.


[Spaltenumbruch]
Der Wahlkampf in den Donau-
ſtädten.
Große Wählerverſammlung in Krems.

Aus Krems wird uns geſchrieben:

Schon die erſte Wählerverſammlung, die am 29. d. M. in
Krems ſtattfand, brachte dem chriſtlichſozialen Kandidaten im
36. Wahlkreis, Herrn Hans Margiol, einen großen Erfolg.
In der Verſammlung waren unter anderen auch Abg. Koll-
mann
und Abg. Wollek erſchienen. Entſchuldigt
hatten ſich: Abg. Miklas und Oberkurator Steiner.
Obmann Hutter eröffnete die Verſammlung, hielt
dem verſtorbenen Erzherzog Rainer einen Nachruf und
berichtete ſonach über die Vertrauensmännerverſammlung,
deren Stimmen ſich deshalb auf Herrn Margiol vereinigten,
weil in dieſem Manne echtes Volkstum und wahres Pflichten-
bewußtſein wohnt. (Stürmiſcher Beifall.)

LAbg. Kollmann beſprach ausführlich die Verdienſte
der chriſtlichſozialen Partei in Wien und Niederöſterreich. Wer
Wert auf eine ruhige, ſachliche und wirtſchaftliche Arbeit lege,
könne nur chriſtlichſozial wählen. (Langanhalten der Beifall.)

Kandidat Hans Margiol, ſtürmiſch begrüßt, führte aus,
es ſei nun zum erſten Male, daß ſich ein Bürger aus
einer der Donauſtädte um dieſes Mandat bewerbe,
ein Mann, der nach Kräften für das Gedeihen der Donau-
ſtädte eintreten und dafür im Reichsrat vertreten will. Als
ſeine Aufgabe ſähe er es an, in erſter Linie die wirtſchaftlichen
Intereſſen der Bevölkerung und nach dieſen die nationalen zur
Geltung zu bringen. Das Umgekehrte habe eine and[e]re politiſche
Partei zu ihrem Programme gemacht; mir welchem Erfolge, das
habe man ſchmerzlich empfinden müſſen. Er beſprach ſodann
ausführlich den im Abgeordnetenhauſe in Verhandlung ſtehenden
„kleinen“ Finanzplan. die Perſonaleinkommenſteuer, die Steuer-
vexationen, gegen welche der kleine Steuerträger bei dem jetzigen
Einſchätzungsſyſtem gänzlich wehrlos iſt. Bei der Feſtlegung
des neuen Geſetzes müſſen Mittel gefunden werden, um die unbe-
rechtigten Drangſalierungen der Steuerträger hintanzuhalten. (Leb-
hafter Beifall.) Die chriſtlichſoziale Partei habe ſich die Hebung
des Volkswohlſtandes zur Aufgabe gemacht, den wirtſchaft-
lichen Bedürfniſſen aller arbeitenden Stände
Rechnung zu tragen. Der R[e]dner verurteilte es entſchiedenſt,
daß eine Bevölkerungsſchichte gegen die andere ausgeſpielt
wird, daß der Arbeiter gegen den Gewerbetreibenden aufgehetzt
wird. Alle die arbeitenden, erwerbenden Stände müſſen ihre
Intereſſen auf einer mittleren Linie vereinigen zum
Wohle des großen Ganzen. (Beifall.) Der Kandidat beſprach
ſodann die Notwendigkeit der Religion in Schule und
Leben. Eines Andreas Hofer und Speckbachers werde nie
gedacht werden, ohne nicht gleichzeitig den P. Haſpinger zu
nennen. Und wenn es heute jemand wagen ſollte in unſer
gutes, altes Oeſterreich, rin[g]sum von Feinden umdräut,
einzudringen, dann werde das katholiſche Volk Oeſterreichs ſich
erheben wie ein Mann, um mutig ſeine Pflichten gegen Gott,
Kaiſer und Vaterland zu erfullen. (Stürmiſcher Beifall.)

RAbg. Wollek kam auf die Finanzreform zu ſprechen;
es handle ſich dabei um viele Millionen für die Zukunft. Und
da ſei es begreiflich, daß das Volk tüchtige Vertreter im Reichs-
rat beſitze. Er beſprach ferner die Finanzlage des Staates, die
Balkanfrage und eine Reihe von wirtſchaftlichen Fragen. (Leb-
hafter Beifall.)

Mit der einſtimmigen Annahme der Kandidatur Margiols
ſchloß die glänzend verlaufene Verſammlung.




Sportnachrichten.
Winterſport.
Rodelrennen um den Wanderpreis vom
Kreuzberg.

Zum vierten Male ſeit ſeiner Stiſtung entſpann ſich heute
der Kampf um den ſchönen Wanderpreis vom Kreuzberg. Ver-
teidiger waren: Krenthaler (Schottwien), Fräulein Hanſi Hahndl
(Payerbach) und Hubert Schear (Bruck an der Mur). Letzterer
ging heute endgültig als Sieger hervor. Die Kreuzbergbahn
(2000 Meter lang, 18·5 % Durchſchnittsgefälle) war zufolge des
Tauwetters in ſchlechter Verfaſſung, ſo daß die erzielten Zeiten
nicht an die der drei vorangegangenen Jahre heranreichten.
Dem Starter ſtellten ſich 13 Bewerber.

Hub[e]rt Scherr (Bruck a. d. Mur) 4 : 06⅘ + 4 : 24⅗ =
8 : 31⅖; Rudolf Wittmann (Wien) 4 : 02⅖ + 4 : 33⅗ =
8 : 36; Vinzenz Preiner (Semmering) 4 : 07⅘ + 4 : 31 =
8 : 38⅘; Brüder Hahndl (Payerbach) 4 : 22 + 4 27 = 8 : 49.
Scherr abſolvierte im Jah[r]e 1911 das Rennen in der Geſamt-
zeit von 7 : 25⅘. Die Preisverteilung nahm der Obmann des
Payerbacher Sportvereins Oberpoſtmeiſter Jerabek vor.




#jArticle#Internationales Kunſtlaufen in Troppau.


Die Ergebniſſe des heute hier mit vorzüglichem ſport-
lichen Erfolge veranſtalteten Eislaufmeetings des Troppauer
Eislaufvereins waren folgende:

Internationales Junioren-Herrenkunſt-
laufen.
F. Lauterer (Berlin) 1., A. Berger (T. E. K., Wien) 2.,
L. Horwitz (E. V., Wien) 3.

Internationales Junioren-Damenkunſt-
laufen.
G. Reichmann (E. V., Wien) 1., M. Janotta
(Troppau) 2., L. Jordan (T. E. K., Wien) 3.

Internationales Eislaufen um den
Troppauer Wanderpreis für Herrenkunſt-
laufen.
E. Oppacher (E. V., Wien) 1., Wrede (T. E. K., Wien) 2.,
E. Schwarzböck (C. E. W., Wien) 3.

Internationales Eislaufen um den
Troppauer Wanderpreis für Damenkunſt-
laufen.
G. Straſilla (E. V., Wien) 1., L. Jordan (T. E. K.,
Wien) 2., M. Janotta (Troppau) 3.

Internationales Eislaufen um den
Troppauer Wanderpreis für Paarlaufen.

Frl. Engelmann—Herr Mejſtrik (Wien) 1., Frl. v. Szabo—Herr
Horwitz (Wien) 2., Frl. Liſchka—Herr Hoppe (Troppau) 3.




#jArticle#Die Europameiſterſchaft im Kunſtlaufen.


Auf Fragners Eisbahn in Chriſtiania kam heute
die Europameiſterſchaft zur Entſcheidung. Sie brachte einen
Sieg von Salchow, der überraſchenderweiſe am Start
erſchien. Im Laufen über 500 Meter ſtellte Oskar Ma-
thieſen
einen neuen Weltrekord auf. Nachſtehend die
Reſultate:

Laufen 500 Meter. O. Mathieſen (44·2) 1. (Welt-
rekord 44·1). Ippolitow (45·5) 2., Frang (45·6) 3. 24 am Start.

Laufen 1000 Meter. O. Mathieſen (17 : 22·6, Welt-
rekord) 1., Ippolitow (17: 35·5) 2.

Europameiſterſchaft im Kunſtlaufen.
Ulrich Salchow (Stockholm) 1., A. Szende (Budapeſt) 2., Willy
Böckl (Klagenfurt) 3. Sieben am Start.


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[5/0005] Nr. 56 Wien, Montag Reichspoſt 3. Februar 1913 billigend die Köpfe ſchüttelten, umſomehr als die Chriſtlichſozialen entſchloſſen waren, jeden perſönlichen Kampf, der ja am meiſten verbitternd wirkt, zu vermeiden und in ihrem Organe auch durchführten. Dies wurde aber nur mit Hohn gelohnt. Faſt allwöchentlich wurden die Chriſtlichſozialen im Organ der „Deutſchnationalen“ in höhniſcher Weiſe tot- geſagt, ihnen jede Exiſtenzberechtigung abgeſprochen, ihnen vorgerechnet, daß ſie kaum 4 bis 5 Mandate er- halten werden (trotz des Proporzes) und insbeſondere die Herren Profeſſoren der hieſigen Landesanſtalten, welch letztere der Stadt jährlich eine halbe Million Kronen einbringen, als „Geßmannſendlinge“ und als „klerikale Betrüger“ beſchimpft. Die Sozialdemokraten hingegen wurden von dieſen „Deutſchnationalen“ voll- ſtändig in Ruhe gelaſſen, ſo daß dieſe förmlich un- beläſtigt in aller Stille und Gelaſſenheit am beſten die kommenden Wahlen vorbereiten konnten, was ſie denn auch ſo gründlich und geſchickt beſorgten, daß ihnen die Mandate förmlich gegen ihre eigene Erwartung in den Schoß fielen und ſie für den 3. und 2. Wahlkörper ſogar zu wenig Kandidaten aufgeſtellt hatten. Das Vorgehen der Deutſchnationalen rächte ſich aber am furchtbarſten an ihnen ſelber. Dieſe Partei hat eine furchtbare Nieder- lage erlitten, von 40 Mandaten vermochten ſie nur 18 zu erobern, während die vielgehaßten, verläſterten, tot- geſagten Chriſtlichſozialen 10 Mandate, die Sozialdemo- kraten aber 12 erlangten. Die Chriſtlichſozialen erhielten iosgeſamt in allen vier Wahlkörpern 1610 Stimmen, die Deutſchnationalen 2351 Stimmen, (ein Drittel der geſammten abgegebenen Stimmen), die Sozialdemokraten aber 2878 Stimmen. Beim Proporz kommt es mehr als bei jedem anderen Wahlrecht darauf an, welche Partei die disziplinierteſte und politiſch ge- ſchulteſte Wählermaſſe hinter ſich hat. Das iſt in Wiener-Neuſtadt zweifellos die ſozialdemokratiſche Partei. Zugleich aber kommt es beim Proporz mehr als bei jeder anderen Wahlart auch auf gute Agitation am Wahltage ſelbſt an. Man hatte ferner damit ge- rechnet, daß durch die Einführung der Wahlpflicht die Herbeiſchleppung der Wähler, das Abholen uſw. ſo ziemlich aufhören würden. Doch iſt gerade das Gegenteil eingetreten. Wer mehr und rückſichtsloſer am Wahltage agitierte, dem fielen die meiſten Stimmen zu. Daran änderte auch die Einführung der Wahlzelle nichts. Dieſe iſt zu klein und zu offen, war übrigens auch zu neu und viele Wähler zu auf- geregt, als daß ſie ſich in derſelben zurechtge- funden oder ſich Zeit genommen hätten, den ihnen von irgend einem Agitator mitgegebenen Stimmzettel umzutauſchen. Doch dürften ſich die Wähler bei der nächſten Wahl in der Wahlzelle ſchon beſſer zurecht- finden und ſie auch beſſer ausnützen, was derjenigen Partei am meiſten zugute kommt, die nur auf die ehr- liche Ueberzeugung der Wähler baut, die kein Geld und keine Agitationskräfte hat, um die Wähler mit dem Wagen oder Auto abzuholen. Die „Deutſchnationalen“ und die „Proletarier“ hatten maſſenhaft Wagen und Autos zur Verfügung, die Chriſtlichſozialen ſo gut wie keinen und trotz alledem 10 Mandate! Was hätten die Chriſtlichſozialen erſt erobert, wenn ſie Geld, Zeit und Kräftigung zur Bewältigung der Arbeit zur Verfügung gehabt hätten. Bei den nächſten Wahlen werden ſie weit mehr erreichen, denn das freiſinnige Eis iſt gebrochen. * Frecher Diebſtahl. Am 20. v. M. ſtand im Kapellenhof der Hofburg ein der Telephonbau- ſektion I gehöriger Handwagen mit Telephonkabeln im Werte von mehr als 700 Kronen. Unbekannte Täter entführten Wagen ſamt den Kabeln. Nach den Dieben wurde eindringlich geforſcht und am 1. d. wurde vom Polizeikommiſſariate Innere Stadt der Täter in der Perſon des 47jährigen Schloſſergehilfen Rudolf Effenberger, 20. Bezirk, Oſpelgaſſe 7, wohnhaft, ausgeforſcht und dem Landesgerichte eingeliefert. Die Kabel hatte Effenberger dem Eiſenhändler Franz Fleiſchmann, Favoriten, Kudlichgaſſe 46, wohnhaft, um ganze — 23 Kronen verkauft. Fleiſch- mann befindet ſich bereits wegen eines anderen Faktums von Hehlerei beim Bezirksgerichte Lieſing in Haft. * Die Tauffeierlichkeiten am Bukareſter Hofe. Aus Bukareſt, 2 d., meldet ein Telegramm: Um 5 Uhr nachmittags fand im königlichen Schloſſe die Taufe des jüngſten Sohnes des Thronfolgers Prinzen Mircea ſtatt. Der Feier wohnten die Mitglieder der königlichen Familie mit Ausnahme der Erbprinzeſſin, die noch bettlägerig iſt, die Mitglieder des diplo- matiſchen Korps, die Mitglieder des Kabinetts, ſowie zahlreiche hohe Zivil- und Militärfunktionäre bei. König Karol, Prinz Eitel Friedrich und die Fürſtin von Wied hielten den Täufling über das Taufbecken. Abends fand auf der deutſchen Geſandtſchaft ein Galadiener ſtatt, dem Prinz Eitel Friedrich und Erbprinz Ferdinand bei- wohnten. Die Stadt iſt beflaggt. König Karol verlieh dem Prinzen Eitel Friedrich das Kollier des Ordens Karol I., dem Generaloberſten von Pleſſen das Großkreuz dieſes Ordens, ferner den übrigen Herren des Gefolges des Prinzen Eitel Friedrich verſchiedene Ordensauszeichnungen und dem deutſchen Geſandten v. Waldthauſen das Großkreuz des Kronen- ordens. * Ueberfall auf einen Gebäckausträger. Geſtern früh wollte in der Ybbsſtraße ein Burſche dem Gebäckausträger Rudolf Hanacek, 22 Jahre alt, 3. Bezirk, Lorbeergaſſe 6 wohnhaft, aus ſeinem Korb Gebäck wegnehmen. Als ſich Hanacek wehrte, zog der Burſche ein Meſſer und verſetzte dem Hanacek einen Stich in den Kopf an der linken Stirnſeite. Der Täter floh. Hanacek ließ ſich in der Zentrale der Rettungs- geſellſchaft verbinden. * Das liberal-ſozialdemokratiſche Kompro- miß in Teſchen. Aus Teſchen wird berichtet, daß bei den Gemeinderatswahlen, dank dem liberal- ſozialdemokratiſchen Wahlbündniſſe, im dritten Wahl- körper zwei Sozialdemokraten und ein Pole, im übrigen ſowie im zweiten Wahlkörper die Liberalen gewählt wurden. Es bleibt alſo die bedeutende chriſtlichſoziale Minorität der Bevölkerung abermals ohne Vertretung im Teſchener Gemeinderate. * Streik bei der Hamburger Hochbahn. Aus Hamburg meldet ein Telegramm: Die Hochbahn mußte geſtern zwiſchen 9 und 10 Uhr abends den Betrieb ein- ſtellen infolge eines, wie man fagt, von den Aus- ſtändigen herbeigeführten Kurzſchluſſes. Die Züge liegen auf der Strecke feſt. Es wurde eine Unterſuchung ein- geleitet. Die Polizeibehörde hat die Zugänge zum Bahn- körper durch Poſten beſetzt. Die Verhandlungen zwiſchen der Hochbahngeſellſchaft und den Streikenden haben zu einer Verſtändigung geführt. Der regelmäßige Betrieb wurde heute vormittags um zehn Uhr wieder aufge- nommen. Den Ausſtändigen wurde eine Lohnerhöhung in Ausſicht geſtellt. * Erkrankung des deutſchen Botſchafters in Rom. Aus Berlin, 3. d., wird uns telegraphiert: Der „Lokalanzeiger“ meldet aus Darmſtadt: Der neue deutſche Botſchafter für Rom, Freiherr v. Jeniſch, iſt an einer Herzaffektion nicht unbedenklich erkrankt. Er hat ſeine für heute beabſichtigte Abreiſe nach Rom auf- geſchoben. * Brand beim Stapellauf eines franzöſiſchen Kreuzers. Aus Paris, 3. d., wird uns telegraphiert: Der neuerbaute franzöſiſche Panzerkreuzer „Francis Garnier“ iſt geſtern in Cherbourg vom Stapel ge- laufen. Infolge Heißlaufens der Maſchinen brach im Maſchinenraum des Schiffes ein Brand aus, der die Einrichtung vernichtete. Der angerichtete Schaden iſt bedeutend. Der Marinepräfekt hat ſofort eine Kom- miſſion an Ort und Stelle entſandt, um die Ange- legenheit zu unterſuchen. * Der Raubanfall auf einen Pariſer Kaſſenboten. Aus Paris, 2. d., wird uns telegraphiert: Der Kaſſenbote des Credit Lyonnais, der, wie berichtet, von zwei unbekannten Tätern überfallen und durch Pfeffer geblendet und dann ausgeraubt worden ſein ſoll, iſt bis geſtern abend auf dem Polizeikommiſſariat verhört worden, wobei er ſich in Widerſprüche verwickelte. Es beſteht der Verdacht, daß der Bote den Ueberfall fingiert hat. * Dankeskundgebung an den Statthalter Prinzen Hohenlohe. Aus Rovigno wird uns geſchrieben: In der letzten Sitzung des hieſigen Gemeindeverwal- tungsausſchuſſes brachte der Vorſitzende Canduſſi- Giardo zur Kenntnis, daß Statthalter Prinz Hohenlohe bei der Zentralregierung die Bewilli- gung einer ganz bedeutenden Subvention für den Bau einer neuen Waſſerleitung wärmſtens befür- wortet hat. Der Vorſitzende wurde beauftragt, dem Statthalter den Dank der Stadt in entſprechender Weiſe zum Ausdruck zu bringen. — In derſelben Sitzung teilte der Vorſitzende mit, daß die Ge- meinde Wien die Verpflichtung übernommen hat, 5000 Kronen zur Sanierung der „Roja“ benannten Lokalität beizuſteuern, falls ſich unſere Gemeinde ihrerſeits verpflichte, im Umkreiſe eines Kilometers von der „Roja“ Baukonzeſſionen für induſtrielle Eta- bliſſements welcher Art immer nicht zu erteilen. Das antimilitariſtiſche Blatt der Gymnaſiaſten. Aus Paris, 2. d., wird uns telegraphiert: Ein un- gewöhnlicher Zwiſchenfall hat ſich zwiſchen den Schülern des Gymnaſiums und der Kriegsſchule Sankt Cyr in Nantes ereignet. Seit einiger Zeit gaben die Schüler des Gymnaſiums ein antimilitariſtiſches Blatt heraus. Als die Kriegsſchüler davon erfuhren, ſtellten ſie in den letzten Tagen einige Gymnaſiaſten. Es kam zu einer regelrechten Schlägerei zwiſchen den ſeindlichen Parteien, wobei es zahlreiche Verletzungen gab. * Eine Falſchmünzerwerkſtätte in Trieſt. Hier wurden zahlreiche falſche Fünfkronenſtücke in Umlauf geſetzt, die in einer eigenen Werkſtätte von dem 28jährigen verheirateten Metallgießer Marius Jaſchi, dem 31jährigen verheirateten Schloſſer Rudolf Bevi- lacqua und dem 42jährigen Inſtallateur Karl Col her- geſtellt wurden. In der letzten Zeit waren die Ge- nannten meiſt ohne Stellung, was ſie aber nicht hin- derte, einen ihrem Stande keineswegs entſprechenden Aufwand zu treiben. Dieſer Umſtand lenkte die Auf- merkſamkeit der Sicherheitsbehörde auf ſie und führte zu ihrer Verhaftung, bei der in der Behauſung des Bevilacqua außer Schmelztiegeln, Punzen, fertigen und halbfertigen Fünfkronenfalſifikaten uſw. mehrere Päckchen gefunden wurden, die je ein Stück weißen Metalls, ein Zweihellerſtück und die Hälfte eines Zwei- hellerſtückes enthielten: die für die Herſtellung eines Fünfkronenſtückes nötige Metallmenge. Geradezu ver- blüffend iſt die durch einen Sachverſtändigen feſtgeſtellte Tatſache, daß die Falſifikate aus reinſtem Sil- ber — mit einem nur ganz geringem Zuſatze von Kupfer und Bronze hergeſtellt — wie die echten, das Stückgewicht von 24 Gramm beſitzen und das „Viribus unitis“ der Randſchrift haarſcharf hergeſtellt er- ſcheint, was bisher ſelbſt die Wiener Münze durch Guß nicht zu erreichen vermochte. Trotz des gegenüber den echten Münzen höheren Realwertesverdienten die Fälſcher bei jedem Fünfkronenſtücke 2 Kro- nen 40 Heller infolge des niederen Silberpreiſes. Der Wahlkampf in den Donau- ſtädten. Große Wählerverſammlung in Krems. Aus Krems wird uns geſchrieben: Schon die erſte Wählerverſammlung, die am 29. d. M. in Krems ſtattfand, brachte dem chriſtlichſozialen Kandidaten im 36. Wahlkreis, Herrn Hans Margiol, einen großen Erfolg. In der Verſammlung waren unter anderen auch Abg. Koll- mann und Abg. Wollek erſchienen. Entſchuldigt hatten ſich: Abg. Miklas und Oberkurator Steiner. Obmann Hutter eröffnete die Verſammlung, hielt dem verſtorbenen Erzherzog Rainer einen Nachruf und berichtete ſonach über die Vertrauensmännerverſammlung, deren Stimmen ſich deshalb auf Herrn Margiol vereinigten, weil in dieſem Manne echtes Volkstum und wahres Pflichten- bewußtſein wohnt. (Stürmiſcher Beifall.) LAbg. Kollmann beſprach ausführlich die Verdienſte der chriſtlichſozialen Partei in Wien und Niederöſterreich. Wer Wert auf eine ruhige, ſachliche und wirtſchaftliche Arbeit lege, könne nur chriſtlichſozial wählen. (Langanhalten der Beifall.) Kandidat Hans Margiol, ſtürmiſch begrüßt, führte aus, es ſei nun zum erſten Male, daß ſich ein Bürger aus einer der Donauſtädte um dieſes Mandat bewerbe, ein Mann, der nach Kräften für das Gedeihen der Donau- ſtädte eintreten und dafür im Reichsrat vertreten will. Als ſeine Aufgabe ſähe er es an, in erſter Linie die wirtſchaftlichen Intereſſen der Bevölkerung und nach dieſen die nationalen zur Geltung zu bringen. Das Umgekehrte habe eine andere politiſche Partei zu ihrem Programme gemacht; mir welchem Erfolge, das habe man ſchmerzlich empfinden müſſen. Er beſprach ſodann ausführlich den im Abgeordnetenhauſe in Verhandlung ſtehenden „kleinen“ Finanzplan. die Perſonaleinkommenſteuer, die Steuer- vexationen, gegen welche der kleine Steuerträger bei dem jetzigen Einſchätzungsſyſtem gänzlich wehrlos iſt. Bei der Feſtlegung des neuen Geſetzes müſſen Mittel gefunden werden, um die unbe- rechtigten Drangſalierungen der Steuerträger hintanzuhalten. (Leb- hafter Beifall.) Die chriſtlichſoziale Partei habe ſich die Hebung des Volkswohlſtandes zur Aufgabe gemacht, den wirtſchaft- lichen Bedürfniſſen aller arbeitenden Stände Rechnung zu tragen. Der Redner verurteilte es entſchiedenſt, daß eine Bevölkerungsſchichte gegen die andere ausgeſpielt wird, daß der Arbeiter gegen den Gewerbetreibenden aufgehetzt wird. Alle die arbeitenden, erwerbenden Stände müſſen ihre Intereſſen auf einer mittleren Linie vereinigen zum Wohle des großen Ganzen. (Beifall.) Der Kandidat beſprach ſodann die Notwendigkeit der Religion in Schule und Leben. Eines Andreas Hofer und Speckbachers werde nie gedacht werden, ohne nicht gleichzeitig den P. Haſpinger zu nennen. Und wenn es heute jemand wagen ſollte in unſer gutes, altes Oeſterreich, ringsum von Feinden umdräut, einzudringen, dann werde das katholiſche Volk Oeſterreichs ſich erheben wie ein Mann, um mutig ſeine Pflichten gegen Gott, Kaiſer und Vaterland zu erfullen. (Stürmiſcher Beifall.) RAbg. Wollek kam auf die Finanzreform zu ſprechen; es handle ſich dabei um viele Millionen für die Zukunft. Und da ſei es begreiflich, daß das Volk tüchtige Vertreter im Reichs- rat beſitze. Er beſprach ferner die Finanzlage des Staates, die Balkanfrage und eine Reihe von wirtſchaftlichen Fragen. (Leb- hafter Beifall.) Mit der einſtimmigen Annahme der Kandidatur Margiols ſchloß die glänzend verlaufene Verſammlung. Sportnachrichten. Winterſport. Rodelrennen um den Wanderpreis vom Kreuzberg. Payerbach, 2. Februar. Zum vierten Male ſeit ſeiner Stiſtung entſpann ſich heute der Kampf um den ſchönen Wanderpreis vom Kreuzberg. Ver- teidiger waren: Krenthaler (Schottwien), Fräulein Hanſi Hahndl (Payerbach) und Hubert Schear (Bruck an der Mur). Letzterer ging heute endgültig als Sieger hervor. Die Kreuzbergbahn (2000 Meter lang, 18·5 % Durchſchnittsgefälle) war zufolge des Tauwetters in ſchlechter Verfaſſung, ſo daß die erzielten Zeiten nicht an die der drei vorangegangenen Jahre heranreichten. Dem Starter ſtellten ſich 13 Bewerber. Hubert Scherr (Bruck a. d. Mur) 4 : 06⅘ + 4 : 24⅗ = 8 : 31⅖; Rudolf Wittmann (Wien) 4 : 02⅖ + 4 : 33⅗ = 8 : 36; Vinzenz Preiner (Semmering) 4 : 07⅘ + 4 : 31 = 8 : 38⅘; Brüder Hahndl (Payerbach) 4 : 22 + 4 27 = 8 : 49. Scherr abſolvierte im Jahre 1911 das Rennen in der Geſamt- zeit von 7 : 25⅘. Die Preisverteilung nahm der Obmann des Payerbacher Sportvereins Oberpoſtmeiſter Jerabek vor. #jArticle#Internationales Kunſtlaufen in Troppau. Trcppau, 1. Februar. Die Ergebniſſe des heute hier mit vorzüglichem ſport- lichen Erfolge veranſtalteten Eislaufmeetings des Troppauer Eislaufvereins waren folgende: Internationales Junioren-Herrenkunſt- laufen. F. Lauterer (Berlin) 1., A. Berger (T. E. K., Wien) 2., L. Horwitz (E. V., Wien) 3. Internationales Junioren-Damenkunſt- laufen. G. Reichmann (E. V., Wien) 1., M. Janotta (Troppau) 2., L. Jordan (T. E. K., Wien) 3. Internationales Eislaufen um den Troppauer Wanderpreis für Herrenkunſt- laufen. E. Oppacher (E. V., Wien) 1., Wrede (T. E. K., Wien) 2., E. Schwarzböck (C. E. W., Wien) 3. Internationales Eislaufen um den Troppauer Wanderpreis für Damenkunſt- laufen. G. Straſilla (E. V., Wien) 1., L. Jordan (T. E. K., Wien) 2., M. Janotta (Troppau) 3. Internationales Eislaufen um den Troppauer Wanderpreis für Paarlaufen. Frl. Engelmann—Herr Mejſtrik (Wien) 1., Frl. v. Szabo—Herr Horwitz (Wien) 2., Frl. Liſchka—Herr Hoppe (Troppau) 3. #jArticle#Die Europameiſterſchaft im Kunſtlaufen. Chriſtiania, 2. Februar. Auf Fragners Eisbahn in Chriſtiania kam heute die Europameiſterſchaft zur Entſcheidung. Sie brachte einen Sieg von Salchow, der überraſchenderweiſe am Start erſchien. Im Laufen über 500 Meter ſtellte Oskar Ma- thieſen einen neuen Weltrekord auf. Nachſtehend die Reſultate: Laufen 500 Meter. O. Mathieſen (44·2) 1. (Welt- rekord 44·1). Ippolitow (45·5) 2., Frang (45·6) 3. 24 am Start. Laufen 1000 Meter. O. Mathieſen (17 : 22·6, Welt- rekord) 1., Ippolitow (17: 35·5) 2. Europameiſterſchaft im Kunſtlaufen. Ulrich Salchow (Stockholm) 1., A. Szende (Budapeſt) 2., Willy Böckl (Klagenfurt) 3. Sieben am Start.

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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 56, Wien, 03.02.1913, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost056_1913/5>, abgerufen am 25.11.2024.