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Reichspost. Nr. 56, Wien, 03.02.1913.

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Wien Montag Reichspost 3. Februar 1913 Nr. 56

[Spaltenumbruch] Dragomir Stefan, Kaufmonn in Lugos. Sonnen-
schein & Ko.,
Damenkonfektionsfirma in Budapest,
VII. Wesseleny-ut 10. Mautner Eugen, früher Wwe. Jakob
Mayer, in Fünfkirchen. Nedbal Anton, Kaufmann in
Zlonitz. Medek Ferdinand, Modewarenhaus in Daruvar.
Hold Matthias, Firma in Zistersdorf. Knott Josef, Kauf-
mann in Lugos. Zirner Frigyos, Modewarenhändler in
Budapest, Rakosi-ut 14. Weißberg M. & B., Fahrrad-
handlung in Krakau. Vratny Stefan, Kaufmann in Pribram.
Adler M., Kaufmann in Meran. Berger Adolf, Firma
in Dunaföldvar. Littauer Oskar, Kanfmann in Budapest.
Dobos Jozsef, Schneider in Magyarkanizsa. Weil Rudolf,
Kaufmann in Prag, Langegasse. Vusenek G., Lederhändler
in Zara. Keller Markus, Kaufmann in Krakau. Kovacs
Bela utoda Oezv. Kovacs Jozsefne in Klausenburg. Pollak
Karl, Kaufmann in Bjelovar. Behrmann M., Kaufmann
in Brod a. d. Save. Kadlec Fr., Maschinenfabrik in Prag-
Smichov.




Nachtrag.
Die politische Lage.

Mittag wird uns an unterrichteter Stelle mitge-
teilt, daß leider keinerlei Aussicht bestehe,
den Ausbruch der Feindseligkeiten heute abend zu
verhindern.

Die Botschafterreunion hat in ihrer Samstag-
sitzung keine Aktion weder in Konstantinopel noch
bei den Balkanstaaten beschlossen und es sind auch
keinerlei Schritte unternommen worden.

Die Mächte verharren auch weiterhin in
striktester Neutralität und hoffen, daß durch
dieses Verhalten die Lokalisierung des Krieges
möglich sein wird. Es fehlt nicht an der Anschauung, daß
sich Bulgarien, beziehungsweise die Balkanstaaten
bei Wiederaufnahme der Feindseligkeiten von Motiven
leiten ließen, die sich bisher noch dem Einblicke
entziehen.

Bezüglich des Handschreibens des
Kaisers an den Zaren wird an hiesiger Stelle
nach wie vor Stillschweigen bewahrt und es
wird selbst der Tag der Ueberreichung in Peters-
burg
nicht bekanntgegeben.




[irrelevantes Material]


Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag den 4. Februar.

Katho-
liken: Veronika. -- Griechen (22. Jänner): Thimoteus. --
Sonnenaufgang 7 Uhr 28 Minuten morgens. -- Sonnen-
untergang 5 Uhr 1 Minuten abends. -- Mondesaufgang
7 Uhr 4 Minuten abends. -- Mondesuntergang 8 Uhr
35 Minuten morgens.

-- Kirchlicher Kalender.

3. Februar: Die heilige
Relind, Aebtissin des Benediktinerinnenklosters Eck in den
Niederlanden, Schwester der heil. Harlind; starb Mitte des
8. Jahrhunderts. -- Der hl. Quarivius, Kardinal und
Bischof zu Palestrina im Kirchenstaate, vorher regulierter Chor-
herr zu Mortara; starb als Wohltäter seiner Stadt 1159. --
Die sel. Hildegund, Gräfin von Arnsberg, wurde Nonne
und stiftete das Prämonstratenserinnenkloster in Mehre bei
Köln, wo sie 1183 als Priorin starb. -- Der ehrw. Godfrid,
Graf von der Pfalz, nachher Mönch im Kloster Hirschau,
sta[r]b 118[2]

* Der Kaiser hat gestern früh einer Messe in der
Kapelle des Schönbruner Schlosses beigewohnt, dann
hat der Monarch die Vorträge der Generaladjutanten
G. d. K. Grafen Paar und G. d. J. Freiherrn von
Bolfras entgegengenommen. Hierauf wurde Mini-
sterpräsident Graf Stürgkh in längerer besonderer
Audienz empfangen.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der Kaiser hat
dem Evidenzhaltungsoberinspektor Johann Melichar in
Brünn anläßlich der Versetzung in den Ruhestand den Titel
eines Regierungsrates dem Evidenzhaltungsoberinspektor
Johann Wenclu in Brünn aus demselben Anlaß den Titel
eines Evidenzhaltungsdirektors, den Kanzleidirektoren Anton
Plocar des Oberlandesgerichtes in Prag und Adalbert
Kraemera des Handelsgerichtes in Prag den Titel eines
kaiserlichen Rates und dem Kanzleioffizial Wenzel Ferber in
Dux anläßlich der Versetzung in den Ruhestand das Goldene
Verdienstkreuz verliehen.

* Neue Kommerzialräte.

Der Kaiser hat dem
kaiserlichen Rate Wilhelm Edlen v. Boschan in Wien,
dem kaiserlichen Rate Josef Haider in Wien, dem Guts-
besitzer und Dampfsägenbesitzer Leopold Munk in Wien, dem
Hoflieferanten in Atzgersdorf Julius Neuberg in Wien,
dem Moritz Reithoffer in Wien, dem Direktionsrate
Albrecht Schmarda in Gmunden, dem Hof- und Kammer-
lieferanten Wilhelm Schostal in Wien, dem kaiserlichen
Rate Ludwig Videky in Wien und dem kaiserlichen Rate
Heinrich Zugmayer in Wien in Anerkennung ihrer viel-
jährigen verdienstvollen Wirksamkeit in der Permanenzkommission
für die Handelswerte des Außenhandelsverkehres, beziehungs-
[Spaltenumbruch] weise der Zwischenverkehrsstatistik anläßlich ihres Ausscheidens
aus diesen Kommissionen auf Lebensdauer den Titel eines
Kommerzialrates verliehen.

* Das Jubiläum der Landesanstalt von Eggenburg.

Der Kaiser hat dem Direktorstellvertreter der Knabenabteilung
der niederösterreichischen Landes-Erziehungsanstalt in Eggen-
burg Adolf Wenusch sowie der Leiterin der Mädchenvolks-
schule an dieser Anstalt Schwester Oberin Felicitas Feigl
das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone, ferner dem Lehrer
erster Klasse an der erwähnten Anstalt Karl Fleischer das
Goldene Verdienstkreuz sowie schließlich den Aufsehern erster
Klasse dieser Anstalt Josef Tides und Ludwig Umlauf
das Silberne Verdiennkreuz verliehen.

* Erzherzog Karl Franz Josef Protektor der
deutschböhmischen Landesschau.

Das Präsidium der
deutschböhmischen Landesschau Komotau 1913 erhielt
heute die Verständigung, daß Herr Erzherzog Karl
Franz Josef das Protektorat über die deutschböhmische
Landesschau übernommen hat.

* Hof- und Personalnachrichten.

Herzog
Robert von Württemberg und Gemahlin und
Herzog Ulrich von Wüttemberg sind gestern
nach Stuttgart zurückgekehrt. -- Der Oberkommandant
der ungarischen Landwehr G. d. K. Wilhelm Frei-
herr von Klobucar hat sich gestern nach Budapest
begeben. -- Fürst Alain Rohan ist am 1. d. M.
nach Prag zurückgekehrt. -- Der Kommandant des
4. Korps Karl von Tersztyanszky ist am
1. d. M. abends nach Budapest zurückgekehrt. --
Baronin Maria Seidler, geborene Gräfin Beno[m]ar,
Gemahlin des k. u. k. Legationssekretärs in Stuttgart
Freiherrn von Seidler, wurde gestern früh im
Sanatorium Loew von einem gesunden Knaben ent-
bunden.

* Leichenfeier.

Gestern wurde auf der Wieden Glaser-
meister Hübl, ein verdienter Parteigenosse und allseits be-
kannter Wohltäter zu Grabe getragen. Unter den Leidtragenden
sah man die Bürgervereinigung mit BV. Rienößl an der
Spitze, BVSt. Stipani, GR. Lux, die Bezirksräte Feucht,
Feiler, Knöttner,
eine Reihe von Armenräten, die
Kinder der Kinderbewahranstalt, die Glaservereinigung, die
Freiwillige Feuerwehr in Ebergassing, deren Ehrenmitglied der
Verstorbene war. Weiters sah man den Anstaltspfarrer Hochw.
Rubay, Großfuhrwerksbesitzer Bauer, Schildermaler
Weiser, Fleischhauer Stadler, die Gastwirte Heindl
und Trappel, Fabrikant Rött, Kammerlieferant Schier,
Cafetier Ruff u. v. a. In der Kirche zu St. Elisabeth nahm
Kanonikus Kundi unter Assistenz der gesamten Pfarrgeistlich-
keit die Einsegnung vor. Der Verstorbene besaß die Goldene
Salvatormedaille, das päpstliche Ehrenkreuz Pro ecclesia et
pontifice,
war Armenrat und Kirchenrat von St. Elisabeth.

* Von einem Auto getötet.

Am 1. d. um
7 Uhr abends wurde der siebenjährige Volksschüler Franz
Kaiser, Sohn des Druckereibesitzers Alexander
Kaiser, vor dem elterlichen Wohnhause Lerchenfelder-
straße Nr. 66 von dem Automobil A II 668 nieder-
gestoßen und überfahren. Das unglückliche Kind erlitt
mehrfache linksseitige Rippenbrüche und war tief bewußt-
los. Die Rettungsgesellschaft leistete dem tödlich Ver-
letzten Hilfe und brachte ihn ins Sofienspital. Dort
ist das Kind alsbald gestorben. Nach Angabe von
Augenzeugen trifft den Chauffeur Adolf Eisner keine
Schuld an dem Unfall.

* Silberne Hochzeit des Bezirksrates Bauer.

Am Sonntag feierte ein überaus beliebter und ange-
sehener Mandatar des 7. Bezirkes, Bezirks- und Armen-
rat Josef Bauer, Maurermeister und Hausbesitzer,
mit seiner Gattin Marie das Fest der Silbernen Hoch-
zeit. Die Einsegnung des Ehebundes vollzog in der
Pfarrkirche zu St. Ulrich geistlicher Rat Pfarrer
P. Roman Kohlhofer, der in seiner Ansprache auf
das verdienstvolle Wirken des Jubilars im öffentlichen
Leben und auf humanitärem Gebiete hinwies. Dem kirch-
lichen Akte wohnten unter vielen anderen bei StR. Fraß,
BV. Labg. kaif. Rat Weidinger, BVSt. Ebeling,
die Gemeinderäte Völkl und Zimmermann, die
Bezirksräte Hold, v. Jawecki, Krauliz,
Dr. Kuhn, Edler v. Schrank, Direktor Wild
und Zuleger, vom christlichsozialen Wählerverein
Neubau Obmannstellvertreter Sekretär Zimmerl
und Kassier Sonnleitner mit vielen Mitgliedern,
viele Armenräte, viele Mitglieder der Bürgervereinigung,
eine Abordnung des Vereines "Maria-Troster Spatzen"
mit der Fahne und des humanitären Vereines
"San ma munter".

* Dr. Kronawetters Leichenbegängnis.

Gestern
Sonntag fand in Pottschach, wie uns von dort berichtet
wird, unter starker Beteiligung das Leichenbegängnis
des gewesenen Parlamentariers, Demokratenführers
und Magistratsrates i. P. Dr. Ferdinand Kronawetter
statt. Auch von Wien waren viele Bekannte Krona-
wetters, darunter in Vertretung der Gemeinde Wien
Obermagistratsrat Dr. Asperger, mehrere liberale
und sozialdemokratische Abgeordnete und Gemeinderäte
und Delegierte verschiedener liberaler und sozialdemo-
kratischer Vereine erschienen. Die Einsegnung nahm
P. Beierle vor. Am offenen Grabe traten die Ver-
treter der verschiedenen liberalen Parteigruppen und
der Sozialdemokraten vor und jeder einzelne nahm
Kronawetter für seine Gruppe in Anspruch. Abg. Dr.
Ofner sprach zuerst und benützte dies, um den libe-
ralen Gruppen, in deren Namen die folgenden Redner
sprachen, einige Bissigkeiten zu sagen; so meinte er:
"Die Demokraten, die Du geführt, sind abgefallen
von Dir,
bis auf wenige, wenige. Sie haben sich
abgewandt von Dir und haben das goldene
Kalb umtanzt.
" Unter den "Wenigen" verstand
Dr. Ofner natürlich sich. Der nächste Redner, Hofrat
Baron Hock, revanchierte sich als "Deutschdemokrat"
an dem Sprecher der Leopoldstädter Demokraten, indem
er als den "größten Demokraten" den -- Tod bezeich-
nete. Dem Führer der Gemeinderatsliberalen Dr. von
Dorn blieb nur mehr übrig, des "Studienkollegen
und Spielkameraden" zu gedenken. Namens der
[Spaltenumbruch] Sozialdemokraten sprachen die Abgeordneten Reu-
mann
und Dr. Renner. Dann meldeten sich zwei
Vertreter anderer "demokratischer" Gruppen: der ehe-
malige Gemeinderat Lucian Brunner und Abg.
Dr. Heilinger, welch letzterer auch im Namen eines
der ehemaligen Wahlbezirke Kronawetters, Josef-
stadt, sprach. So haben Freisinn und Sozialdemokratie
den wirklichen Demokraten Kronawetter begraben, den
letzten der "Freiheitlichen", der an das Programm
glaubte.

* Konservator Karl Atz gestorben.

In
Terlan starb am Samstag ein um die Kunst-
geschichte Tirols hochverdienter Mann, der Konservator
Karl Atz, den im Alter von 81 Jahren eine Lungen-
entzündung dahingerafft hat. Er war wohl der beste
Kenner und ein fleißiger Registrator der Kunstschätze
und des Kunstbestandes Tirols, dieses für den Kunst-
historiker so interessanten Landes. Von ihm stammt
das große Werk, das grundlegend und bahnbrechend ge-
worden ist für die kunstgeschichtliche Erforschung
Tirols: "Kunstgeschichte von Tirol und Vorarlberg",
ein Werk, das er in der von ihm gegründeten.
Zeitschrift "Kunstfreund" unermüdlich fortsetzte und er-
gänzte, der allen Freunden der reichen Kunstschätze Tirols
ein unentbehrlicher Ratgeber und Lehrer wurde. Zahl-
reiche Aufsätze und sonstige Arbeiten sind aus seiner
Feder erschienen. Das von Pfarrer Thaler in Kuens
(als Dichter unter dem "Pseudonym" Lertha) begonnene
Werk "Der deutsche Anteil des Bistums Trient" setzte
er mit kongenialen Mitarbeitern (darunter Dr. Adelgott
Schatz in Meran, seinem geistigen Erben) fort und voll-
endete es mit fünf Bänden. Vom Kaiser zum Konser-
vator der Zentralkommission ernannt, widmete er
sich mit wahrem Feuereifer der Erhaltung der
Kunstwerke des Landes. Der Verstorbene war aus
Kaltern gebürtig, empfi[n]g 18[3]7 die Priester-
weihe, war Seelsorger in verschiedenen Orten und
schließlich ein halbes Jahrhundert lang Benefiziat in
in Terlan, das durch ihn zu einer wahren Zentralstelle
für die kunstgeschichtliche Erforschung Tirols, für die
fachgemäße Beurteilung des Vorhandenen und für die
Beratung der Kunstinteressenten wurde. Terlan selbst
erhielt unter seiner kräftigen Mithilfe eine stilgerechte
Erneuerung seiner herrlichen gotischen Kirche, deren
schiefer Turm neugebaut werden mußte. Für seine Ver-
dienste erhielt er das goldene Verdienstkreuz mit der
Krone und 1907 anläßlich seiner goldenen Jubelmesse
durch den Fürstbischof von Trient die Würde eines
geistlichen Rates.

* Die böhmische Lehrergehaltsfrage.

Aus Prag
wird gemeldet: Das Referentenkomitee der Schul-
kommission hat die Texte der bisher angenommenen
38 Paragraphe des Lehrergehaltsgesetzes noch einmal
revidiert und Ungenauigkeiten, betreffend den Text in
beiden Sprachen, richtiggestellt. Die Arbeit des Refe-
rentenkomitees ist somit beendet.

* Die Typhusepidemie in Atzgersdorf.

Aus
Liesing wird uns heute gemeldet: In der Zeit vom
24. bis 31. Jänner hat die in Atzgersdorf grassierende
Typhusepidemie einen Zuwachs von 19 auf 28 Krank-
heitsfälle erfahren. Davon sind 4 genesen, ein Kranker
gestorben, 20 an Bauchtyphus Erkrankte wurden nach
Wien ins Franz-Josefsspital gebracht.

* Unterschlagungen eines Postmeisters.

Aus
Prag, 2. d., wird uns telegraphiert: Tschechischen
Blättermeldungen aus Böhmisch-Trübau zufolge,
wurde der Postmeister Prihoda wegen Malversa-
tionen in der Höhe von 10.000 Kronen verhaftet. Die
Unterschleife wurden entdeckt, als einem Kaufmann
ein Wechsel protestiert wurde, der die Valuta mit der
Post übersandt hatte.

* Kardinal Katschthaler.

Die Nachricht, daß
der Gesundheitszustand Kardinal Katschthalers zu wün-
schen übrig lasse, bestätigt sich erfreulicherweise nicht.
Wie uns aus Salzburg geschrieben wird, erledigt der
Kardinal alle Agenden seines Amtes persönlich, macht
täglich längere Spaziergänge am Mönchs-
berg und wohnt allen Sitzungen des
Konsistoriums
bei; das Befinden des Kardinals
ist zur allgemeinen Genugtuung ein sehr befriedigendes.

* Nach den Wahlen in Wiener-Neustadt.

Aus Wiener-Neustadt schreibt man uns: Die bisherige,
allgewaltige deutschfreisinnige Rathausmehrheit, welche
aus Deutschnationalen, Liberalen und Deutschradikalen
bestand, hatte ihre unumschränkte Macht in wirklich un-
erhörter Weise ausgenützt und damit in der Wähler-
schaft eine Unsumme von Mißstimmung angesammelt,
welche am allermeisten der Sozialdemokratie zugute tam.
Die Gelegenheit der Neuwahlen benützten einige
"Macher" der Partei, um sie in eine "rein deutsch-
nationale" Partei der Richtung Waber-Wedra um-
zumausern, die alten Liberalen und gemäßigten Natio-
nalen hinauszuekeln und dafür die Los-von-Römlinge
zur Vorherrschaft zu bringen. Sie setzten denn
auch eine Kandidatenliste durch, die fast
rein protestantisch-konfessionellen Charakter trug.

Bürgermeister Kamman, der selber auf eine Be-
werbung unter solchen Umständen verzichtete, ließ sich
aber gleichwohl noch im letzten Momente dazu miß-
brauchen, "diese" Kanditatenliste zu sanktionieren und
öffentlich anzuempfehlen, was aber seine Wirkung voll-
ständig versagte. Die neue Partei rechnete siegesgewärtig
mit einer "kompakten" Mehrheit, vergab schon vor der
Wahl die obersten Stellen in der Gemeinde und zeichnete
sich besonders durch ein so wegwerfen des, un-
erhört verletzen des Vorgehen gegen
die Christlichsozialen aus,
daß selbst
ruhig denkende Deutschnationale und Liberale miß-

Wien Montag Reichspoſt 3. Februar 1913 Nr. 56

[Spaltenumbruch] Dragomir Stefan, Kaufmonn in Lugos. Sonnen-
ſchein & Ko.,
Damenkonfektionsfirma in Budapeſt,
VII. Weſſeleny-ut 10. Mautner Eugen, früher Wwe. Jakob
Mayer, in Fünfkirchen. Nedbal Anton, Kaufmann in
Zlonitz. Medek Ferdinand, Modewarenhaus in Daruvar.
Hold Matthias, Firma in Ziſtersdorf. Knott Joſef, Kauf-
mann in Lugos. Zirner Frigyos, Modewarenhändler in
Budapeſt, Rakoſi-ut 14. Weißberg M. & B., Fahrrad-
handlung in Krakau. Vratny Stefan, Kaufmann in Pribram.
Adler M., Kaufmann in Meran. Berger Adolf, Firma
in Dunaföldvar. Littauer Oskar, Kanfmann in Budapeſt.
Dobos Jozſef, Schneider in Magyarkanizſa. Weil Rudolf,
Kaufmann in Prag, Langegaſſe. Vuſenek G., Lederhändler
in Zara. Keller Markus, Kaufmann in Krakau. Kovacs
Bela utoda Oezv. Kovacs Jozſefne in Klauſenburg. Pollak
Karl, Kaufmann in Bjelovar. Behrmann M., Kaufmann
in Brod a. d. Save. Kadlec Fr., Maſchinenfabrik in Prag-
Smichov.




Nachtrag.
Die politiſche Lage.

Mittag wird uns an unterrichteter Stelle mitge-
teilt, daß leider keinerlei Ausſicht beſtehe,
den Ausbruch der Feindſeligkeiten heute abend zu
verhindern.

Die Botſchafterreunion hat in ihrer Samstag-
ſitzung keine Aktion weder in Konſtantinopel noch
bei den Balkanſtaaten beſchloſſen und es ſind auch
keinerlei Schritte unternommen worden.

Die Mächte verharren auch weiterhin in
ſtrikteſter Neutralität und hoffen, daß durch
dieſes Verhalten die Lokaliſierung des Krieges
möglich ſein wird. Es fehlt nicht an der Anſchauung, daß
ſich Bulgarien, beziehungsweiſe die Balkanſtaaten
bei Wiederaufnahme der Feindſeligkeiten von Motiven
leiten ließen, die ſich bisher noch dem Einblicke
entziehen.

Bezüglich des Handſchreibens des
Kaiſers an den Zaren wird an hieſiger Stelle
nach wie vor Stillſchweigen bewahrt und es
wird ſelbſt der Tag der Ueberreichung in Peters-
burg
nicht bekanntgegeben.




[irrelevantes Material]


Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag den 4. Februar.

Katho-
liken: Veronika. — Griechen (22. Jänner): Thimoteus. —
Sonnenaufgang 7 Uhr 28 Minuten morgens. — Sonnen-
untergang 5 Uhr 1 Minuten abends. — Mondesaufgang
7 Uhr 4 Minuten abends. — Mondesuntergang 8 Uhr
35 Minuten morgens.

— Kirchlicher Kalender.

3. Februar: Die heilige
Relind, Aebtiſſin des Benediktinerinnenkloſters Eck in den
Niederlanden, Schweſter der heil. Harlind; ſtarb Mitte des
8. Jahrhunderts. — Der hl. Quarivius, Kardinal und
Biſchof zu Paleſtrina im Kirchenſtaate, vorher regulierter Chor-
herr zu Mortara; ſtarb als Wohltäter ſeiner Stadt 1159. —
Die ſel. Hildegund, Gräfin von Arnsberg, wurde Nonne
und ſtiftete das Prämonſtratenſerinnenkloſter in Mehre bei
Köln, wo ſie 1183 als Priorin ſtarb. — Der ehrw. Godfrid,
Graf von der Pfalz, nachher Mönch im Kloſter Hirſchau,
ſta[r]b 118[2]

* Der Kaiſer hat geſtern früh einer Meſſe in der
Kapelle des Schönbruner Schloſſes beigewohnt, dann
hat der Monarch die Vorträge der Generaladjutanten
G. d. K. Grafen Paar und G. d. J. Freiherrn von
Bolfras entgegengenommen. Hierauf wurde Mini-
ſterpräſident Graf Stürgkh in längerer beſonderer
Audienz empfangen.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der Kaiſer hat
dem Evidenzhaltungsoberinſpektor Johann Melichar in
Brünn anläßlich der Verſetzung in den Ruheſtand den Titel
eines Regierungsrates dem Evidenzhaltungsoberinſpektor
Johann Wenclu in Brünn aus demſelben Anlaß den Titel
eines Evidenzhaltungsdirektors, den Kanzleidirektoren Anton
Plocar des Oberlandesgerichtes in Prag und Adalbert
Kraemera des Handelsgerichtes in Prag den Titel eines
kaiſerlichen Rates und dem Kanzleioffizial Wenzel Ferber in
Dux anläßlich der Verſetzung in den Ruheſtand das Goldene
Verdienſtkreuz verliehen.

* Neue Kommerzialräte.

Der Kaiſer hat dem
kaiſerlichen Rate Wilhelm Edlen v. Boſchan in Wien,
dem kaiſerlichen Rate Joſef Haider in Wien, dem Guts-
beſitzer und Dampfſägenbeſitzer Leopold Munk in Wien, dem
Hoflieferanten in Atzgersdorf Julius Neuberg in Wien,
dem Moritz Reithoffer in Wien, dem Direktionsrate
Albrecht Schmarda in Gmunden, dem Hof- und Kammer-
lieferanten Wilhelm Schoſtal in Wien, dem kaiſerlichen
Rate Ludwig Videky in Wien und dem kaiſerlichen Rate
Heinrich Zugmayer in Wien in Anerkennung ihrer viel-
jährigen verdienſtvollen Wirkſamkeit in der Permanenzkommiſſion
für die Handelswerte des Außenhandelsverkehres, beziehungs-
[Spaltenumbruch] weiſe der Zwiſchenverkehrsſtatiſtik anläßlich ihres Ausſcheidens
aus dieſen Kommiſſionen auf Lebensdauer den Titel eines
Kommerzialrates verliehen.

* Das Jubiläum der Landesanſtalt von Eggenburg.

Der Kaiſer hat dem Direktorſtellvertreter der Knabenabteilung
der niederöſterreichiſchen Landes-Erziehungsanſtalt in Eggen-
burg Adolf Wenuſch ſowie der Leiterin der Mädchenvolks-
ſchule an dieſer Anſtalt Schweſter Oberin Felicitas Feigl
das Goldene Verdienſtkreuz mit der Krone, ferner dem Lehrer
erſter Klaſſe an der erwähnten Anſtalt Karl Fleiſcher das
Goldene Verdienſtkreuz ſowie ſchließlich den Aufſehern erſter
Klaſſe dieſer Anſtalt Joſef Tides und Ludwig Umlauf
das Silberne Verdiennkreuz verliehen.

* Erzherzog Karl Franz Joſef Protektor der
deutſchböhmiſchen Landesſchau.

Das Präſidium der
deutſchböhmiſchen Landesſchau Komotau 1913 erhielt
heute die Verſtändigung, daß Herr Erzherzog Karl
Franz Joſef das Protektorat über die deutſchböhmiſche
Landesſchau übernommen hat.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Herzog
Robert von Württemberg und Gemahlin und
Herzog Ulrich von Wüttemberg ſind geſtern
nach Stuttgart zurückgekehrt. — Der Oberkommandant
der ungariſchen Landwehr G. d. K. Wilhelm Frei-
herr von Klobucar hat ſich geſtern nach Budapeſt
begeben. — Fürſt Alain Rohan iſt am 1. d. M.
nach Prag zurückgekehrt. — Der Kommandant des
4. Korps Karl von Tersztyanszky iſt am
1. d. M. abends nach Budapeſt zurückgekehrt. —
Baronin Maria Seidler, geborene Gräfin Beno[m]ar,
Gemahlin des k. u. k. Legationsſekretärs in Stuttgart
Freiherrn von Seidler, wurde geſtern früh im
Sanatorium Loew von einem geſunden Knaben ent-
bunden.

* Leichenfeier.

Geſtern wurde auf der Wieden Glaſer-
meiſter Hübl, ein verdienter Parteigenoſſe und allſeits be-
kannter Wohltäter zu Grabe getragen. Unter den Leidtragenden
ſah man die Bürgervereinigung mit BV. Rienößl an der
Spitze, BVSt. Stipani, GR. Lux, die Bezirksräte Feucht,
Feiler, Knöttner,
eine Reihe von Armenräten, die
Kinder der Kinderbewahranſtalt, die Glaſervereinigung, die
Freiwillige Feuerwehr in Ebergaſſing, deren Ehrenmitglied der
Verſtorbene war. Weiters ſah man den Anſtaltspfarrer Hochw.
Rubay, Großfuhrwerksbeſitzer Bauer, Schildermaler
Weiſer, Fleiſchhauer Stadler, die Gaſtwirte Heindl
und Trappel, Fabrikant Rött, Kammerlieferant Schier,
Cafetier Ruff u. v. a. In der Kirche zu St. Eliſabeth nahm
Kanonikus Kundi unter Aſſiſtenz der geſamten Pfarrgeiſtlich-
keit die Einſegnung vor. Der Verſtorbene beſaß die Goldene
Salvatormedaille, das päpſtliche Ehrenkreuz Pro ecclesia et
pontifice,
war Armenrat und Kirchenrat von St. Eliſabeth.

* Von einem Auto getötet.

Am 1. d. um
7 Uhr abends wurde der ſiebenjährige Volksſchüler Franz
Kaiſer, Sohn des Druckereibeſitzers Alexander
Kaiſer, vor dem elterlichen Wohnhauſe Lerchenfelder-
ſtraße Nr. 66 von dem Automobil A II 668 nieder-
geſtoßen und überfahren. Das unglückliche Kind erlitt
mehrfache linksſeitige Rippenbrüche und war tief bewußt-
los. Die Rettungsgeſellſchaft leiſtete dem tödlich Ver-
letzten Hilfe und brachte ihn ins Sofienſpital. Dort
iſt das Kind alsbald geſtorben. Nach Angabe von
Augenzeugen trifft den Chauffeur Adolf Eisner keine
Schuld an dem Unfall.

* Silberne Hochzeit des Bezirksrates Bauer.

Am Sonntag feierte ein überaus beliebter und ange-
ſehener Mandatar des 7. Bezirkes, Bezirks- und Armen-
rat Joſef Bauer, Maurermeiſter und Hausbeſitzer,
mit ſeiner Gattin Marie das Feſt der Silbernen Hoch-
zeit. Die Einſegnung des Ehebundes vollzog in der
Pfarrkirche zu St. Ulrich geiſtlicher Rat Pfarrer
P. Roman Kohlhofer, der in ſeiner Anſprache auf
das verdienſtvolle Wirken des Jubilars im öffentlichen
Leben und auf humanitärem Gebiete hinwies. Dem kirch-
lichen Akte wohnten unter vielen anderen bei StR. Fraß,
BV. Labg. kaif. Rat Weidinger, BVSt. Ebeling,
die Gemeinderäte Völkl und Zimmermann, die
Bezirksräte Hold, v. Jawecki, Krauliz,
Dr. Kuhn, Edler v. Schrank, Direktor Wild
und Zuleger, vom chriſtlichſozialen Wählerverein
Neubau Obmannſtellvertreter Sekretär Zimmerl
und Kaſſier Sonnleitner mit vielen Mitgliedern,
viele Armenräte, viele Mitglieder der Bürgervereinigung,
eine Abordnung des Vereines „Maria-Troſter Spatzen“
mit der Fahne und des humanitären Vereines
„San ma munter“.

* Dr. Kronawetters Leichenbegängnis.

Geſtern
Sonntag fand in Pottſchach, wie uns von dort berichtet
wird, unter ſtarker Beteiligung das Leichenbegängnis
des geweſenen Parlamentariers, Demokratenführers
und Magiſtratsrates i. P. Dr. Ferdinand Kronawetter
ſtatt. Auch von Wien waren viele Bekannte Krona-
wetters, darunter in Vertretung der Gemeinde Wien
Obermagiſtratsrat Dr. Aſperger, mehrere liberale
und ſozialdemokratiſche Abgeordnete und Gemeinderäte
und Delegierte verſchiedener liberaler und ſozialdemo-
kratiſcher Vereine erſchienen. Die Einſegnung nahm
P. Beierle vor. Am offenen Grabe traten die Ver-
treter der verſchiedenen liberalen Parteigruppen und
der Sozialdemokraten vor und jeder einzelne nahm
Kronawetter für ſeine Gruppe in Anſpruch. Abg. Dr.
Ofner ſprach zuerſt und benützte dies, um den libe-
ralen Gruppen, in deren Namen die folgenden Redner
ſprachen, einige Biſſigkeiten zu ſagen; ſo meinte er:
„Die Demokraten, die Du geführt, ſind abgefallen
von Dir,
bis auf wenige, wenige. Sie haben ſich
abgewandt von Dir und haben das goldene
Kalb umtanzt.
“ Unter den „Wenigen“ verſtand
Dr. Ofner natürlich ſich. Der nächſte Redner, Hofrat
Baron Hock, revanchierte ſich als „Deutſchdemokrat“
an dem Sprecher der Leopoldſtädter Demokraten, indem
er als den „größten Demokraten“ den — Tod bezeich-
nete. Dem Führer der Gemeinderatsliberalen Dr. von
Dorn blieb nur mehr übrig, des „Studienkollegen
und Spielkameraden“ zu gedenken. Namens der
[Spaltenumbruch] Sozialdemokraten ſprachen die Abgeordneten Reu-
mann
und Dr. Renner. Dann meldeten ſich zwei
Vertreter anderer „demokratiſcher“ Gruppen: der ehe-
malige Gemeinderat Lucian Brunner und Abg.
Dr. Heilinger, welch letzterer auch im Namen eines
der ehemaligen Wahlbezirke Kronawetters, Joſef-
ſtadt, ſprach. So haben Freiſinn und Sozialdemokratie
den wirklichen Demokraten Kronawetter begraben, den
letzten der „Freiheitlichen“, der an das Programm
glaubte.

* Konſervator Karl Atz geſtorben.

In
Terlan ſtarb am Samstag ein um die Kunſt-
geſchichte Tirols hochverdienter Mann, der Konſervator
Karl Atz, den im Alter von 81 Jahren eine Lungen-
entzündung dahingerafft hat. Er war wohl der beſte
Kenner und ein fleißiger Regiſtrator der Kunſtſchätze
und des Kunſtbeſtandes Tirols, dieſes für den Kunſt-
hiſtoriker ſo intereſſanten Landes. Von ihm ſtammt
das große Werk, das grundlegend und bahnbrechend ge-
worden iſt für die kunſtgeſchichtliche Erforſchung
Tirols: „Kunſtgeſchichte von Tirol und Vorarlberg“,
ein Werk, das er in der von ihm gegründeten.
Zeitſchrift „Kunſtfreund“ unermüdlich fortſetzte und er-
gänzte, der allen Freunden der reichen Kunſtſchätze Tirols
ein unentbehrlicher Ratgeber und Lehrer wurde. Zahl-
reiche Aufſätze und ſonſtige Arbeiten ſind aus ſeiner
Feder erſchienen. Das von Pfarrer Thaler in Kuens
(als Dichter unter dem „Pſeudonym“ Lertha) begonnene
Werk „Der deutſche Anteil des Bistums Trient“ ſetzte
er mit kongenialen Mitarbeitern (darunter Dr. Adelgott
Schatz in Meran, ſeinem geiſtigen Erben) fort und voll-
endete es mit fünf Bänden. Vom Kaiſer zum Konſer-
vator der Zentralkommiſſion ernannt, widmete er
ſich mit wahrem Feuereifer der Erhaltung der
Kunſtwerke des Landes. Der Verſtorbene war aus
Kaltern gebürtig, empfi[n]g 18[3]7 die Prieſter-
weihe, war Seelſorger in verſchiedenen Orten und
ſchließlich ein halbes Jahrhundert lang Benefiziat in
in Terlan, das durch ihn zu einer wahren Zentralſtelle
für die kunſtgeſchichtliche Erforſchung Tirols, für die
fachgemäße Beurteilung des Vorhandenen und für die
Beratung der Kunſtintereſſenten wurde. Terlan ſelbſt
erhielt unter ſeiner kräftigen Mithilfe eine ſtilgerechte
Erneuerung ſeiner herrlichen gotiſchen Kirche, deren
ſchiefer Turm neugebaut werden mußte. Für ſeine Ver-
dienſte erhielt er das goldene Verdienſtkreuz mit der
Krone und 1907 anläßlich ſeiner goldenen Jubelmeſſe
durch den Fürſtbiſchof von Trient die Würde eines
geiſtlichen Rates.

* Die böhmiſche Lehrergehaltsfrage.

Aus Prag
wird gemeldet: Das Referentenkomitee der Schul-
kommiſſion hat die Texte der bisher angenommenen
38 Paragraphe des Lehrergehaltsgeſetzes noch einmal
revidiert und Ungenauigkeiten, betreffend den Text in
beiden Sprachen, richtiggeſtellt. Die Arbeit des Refe-
rentenkomitees iſt ſomit beendet.

* Die Typhusepidemie in Atzgersdorf.

Aus
Lieſing wird uns heute gemeldet: In der Zeit vom
24. bis 31. Jänner hat die in Atzgersdorf graſſierende
Typhusepidemie einen Zuwachs von 19 auf 28 Krank-
heitsfälle erfahren. Davon ſind 4 geneſen, ein Kranker
geſtorben, 20 an Bauchtyphus Erkrankte wurden nach
Wien ins Franz-Joſefsſpital gebracht.

* Unterſchlagungen eines Poſtmeiſters.

Aus
Prag, 2. d., wird uns telegraphiert: Tſchechiſchen
Blättermeldungen aus Böhmiſch-Trübau zufolge,
wurde der Poſtmeiſter Prihoda wegen Malverſa-
tionen in der Höhe von 10.000 Kronen verhaftet. Die
Unterſchleife wurden entdeckt, als einem Kaufmann
ein Wechſel proteſtiert wurde, der die Valuta mit der
Poſt überſandt hatte.

* Kardinal Katſchthaler.

Die Nachricht, daß
der Geſundheitszuſtand Kardinal Katſchthalers zu wün-
ſchen übrig laſſe, beſtätigt ſich erfreulicherweiſe nicht.
Wie uns aus Salzburg geſchrieben wird, erledigt der
Kardinal alle Agenden ſeines Amtes perſönlich, macht
täglich längere Spaziergänge am Mönchs-
berg und wohnt allen Sitzungen des
Konſiſtoriums
bei; das Befinden des Kardinals
iſt zur allgemeinen Genugtuung ein ſehr befriedigendes.

* Nach den Wahlen in Wiener-Neuſtadt.

Aus Wiener-Neuſtadt ſchreibt man uns: Die bisherige,
allgewaltige deutſchfreiſinnige Rathausmehrheit, welche
aus Deutſchnationalen, Liberalen und Deutſchradikalen
beſtand, hatte ihre unumſchränkte Macht in wirklich un-
erhörter Weiſe ausgenützt und damit in der Wähler-
ſchaft eine Unſumme von Mißſtimmung angeſammelt,
welche am allermeiſten der Sozialdemokratie zugute tam.
Die Gelegenheit der Neuwahlen benützten einige
„Macher“ der Partei, um ſie in eine „rein deutſch-
nationale“ Partei der Richtung Waber-Wedra um-
zumauſern, die alten Liberalen und gemäßigten Natio-
nalen hinauszuekeln und dafür die Los-von-Römlinge
zur Vorherrſchaft zu bringen. Sie ſetzten denn
auch eine Kandidatenliſte durch, die faſt
rein proteſtantiſch-konfeſſionellen Charakter trug.

Bürgermeiſter Kamman, der ſelber auf eine Be-
werbung unter ſolchen Umſtänden verzichtete, ließ ſich
aber gleichwohl noch im letzten Momente dazu miß-
brauchen, „dieſe“ Kanditatenliſte zu ſanktionieren und
öffentlich anzuempfehlen, was aber ſeine Wirkung voll-
ſtändig verſagte. Die neue Partei rechnete ſiegesgewärtig
mit einer „kompakten“ Mehrheit, vergab ſchon vor der
Wahl die oberſten Stellen in der Gemeinde und zeichnete
ſich beſonders durch ein ſo wegwerfen des, un-
erhört verletzen des Vorgehen gegen
die Chriſtlichſozialen aus,
daß ſelbſt
ruhig denkende Deutſchnationale und Liberale miß-

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[4/0004] Wien Montag Reichspoſt 3. Februar 1913 Nr. 56 Dragomir Stefan, Kaufmonn in Lugos. Sonnen- ſchein & Ko., Damenkonfektionsfirma in Budapeſt, VII. Weſſeleny-ut 10. Mautner Eugen, früher Wwe. Jakob Mayer, in Fünfkirchen. Nedbal Anton, Kaufmann in Zlonitz. Medek Ferdinand, Modewarenhaus in Daruvar. Hold Matthias, Firma in Ziſtersdorf. Knott Joſef, Kauf- mann in Lugos. Zirner Frigyos, Modewarenhändler in Budapeſt, Rakoſi-ut 14. Weißberg M. & B., Fahrrad- handlung in Krakau. Vratny Stefan, Kaufmann in Pribram. Adler M., Kaufmann in Meran. Berger Adolf, Firma in Dunaföldvar. Littauer Oskar, Kanfmann in Budapeſt. Dobos Jozſef, Schneider in Magyarkanizſa. Weil Rudolf, Kaufmann in Prag, Langegaſſe. Vuſenek G., Lederhändler in Zara. Keller Markus, Kaufmann in Krakau. Kovacs Bela utoda Oezv. Kovacs Jozſefne in Klauſenburg. Pollak Karl, Kaufmann in Bjelovar. Behrmann M., Kaufmann in Brod a. d. Save. Kadlec Fr., Maſchinenfabrik in Prag- Smichov. Nachtrag. Die politiſche Lage. Mittag wird uns an unterrichteter Stelle mitge- teilt, daß leider keinerlei Ausſicht beſtehe, den Ausbruch der Feindſeligkeiten heute abend zu verhindern. Die Botſchafterreunion hat in ihrer Samstag- ſitzung keine Aktion weder in Konſtantinopel noch bei den Balkanſtaaten beſchloſſen und es ſind auch keinerlei Schritte unternommen worden. Die Mächte verharren auch weiterhin in ſtrikteſter Neutralität und hoffen, daß durch dieſes Verhalten die Lokaliſierung des Krieges möglich ſein wird. Es fehlt nicht an der Anſchauung, daß ſich Bulgarien, beziehungsweiſe die Balkanſtaaten bei Wiederaufnahme der Feindſeligkeiten von Motiven leiten ließen, die ſich bisher noch dem Einblicke entziehen. Bezüglich des Handſchreibens des Kaiſers an den Zaren wird an hieſiger Stelle nach wie vor Stillſchweigen bewahrt und es wird ſelbſt der Tag der Ueberreichung in Peters- burg nicht bekanntgegeben. _ Tagesbericht. Wien, 3. Februar. * Kalender für Dienstag den 4. Februar. Katho- liken: Veronika. — Griechen (22. Jänner): Thimoteus. — Sonnenaufgang 7 Uhr 28 Minuten morgens. — Sonnen- untergang 5 Uhr 1 Minuten abends. — Mondesaufgang 7 Uhr 4 Minuten abends. — Mondesuntergang 8 Uhr 35 Minuten morgens. — Kirchlicher Kalender. 3. Februar: Die heilige Relind, Aebtiſſin des Benediktinerinnenkloſters Eck in den Niederlanden, Schweſter der heil. Harlind; ſtarb Mitte des 8. Jahrhunderts. — Der hl. Quarivius, Kardinal und Biſchof zu Paleſtrina im Kirchenſtaate, vorher regulierter Chor- herr zu Mortara; ſtarb als Wohltäter ſeiner Stadt 1159. — Die ſel. Hildegund, Gräfin von Arnsberg, wurde Nonne und ſtiftete das Prämonſtratenſerinnenkloſter in Mehre bei Köln, wo ſie 1183 als Priorin ſtarb. — Der ehrw. Godfrid, Graf von der Pfalz, nachher Mönch im Kloſter Hirſchau, ſtarb 1182 * Der Kaiſer hat geſtern früh einer Meſſe in der Kapelle des Schönbruner Schloſſes beigewohnt, dann hat der Monarch die Vorträge der Generaladjutanten G. d. K. Grafen Paar und G. d. J. Freiherrn von Bolfras entgegengenommen. Hierauf wurde Mini- ſterpräſident Graf Stürgkh in längerer beſonderer Audienz empfangen. * Auszeichnungen und Ernennungen. Der Kaiſer hat dem Evidenzhaltungsoberinſpektor Johann Melichar in Brünn anläßlich der Verſetzung in den Ruheſtand den Titel eines Regierungsrates dem Evidenzhaltungsoberinſpektor Johann Wenclu in Brünn aus demſelben Anlaß den Titel eines Evidenzhaltungsdirektors, den Kanzleidirektoren Anton Plocar des Oberlandesgerichtes in Prag und Adalbert Kraemera des Handelsgerichtes in Prag den Titel eines kaiſerlichen Rates und dem Kanzleioffizial Wenzel Ferber in Dux anläßlich der Verſetzung in den Ruheſtand das Goldene Verdienſtkreuz verliehen. * Neue Kommerzialräte. Der Kaiſer hat dem kaiſerlichen Rate Wilhelm Edlen v. Boſchan in Wien, dem kaiſerlichen Rate Joſef Haider in Wien, dem Guts- beſitzer und Dampfſägenbeſitzer Leopold Munk in Wien, dem Hoflieferanten in Atzgersdorf Julius Neuberg in Wien, dem Moritz Reithoffer in Wien, dem Direktionsrate Albrecht Schmarda in Gmunden, dem Hof- und Kammer- lieferanten Wilhelm Schoſtal in Wien, dem kaiſerlichen Rate Ludwig Videky in Wien und dem kaiſerlichen Rate Heinrich Zugmayer in Wien in Anerkennung ihrer viel- jährigen verdienſtvollen Wirkſamkeit in der Permanenzkommiſſion für die Handelswerte des Außenhandelsverkehres, beziehungs- weiſe der Zwiſchenverkehrsſtatiſtik anläßlich ihres Ausſcheidens aus dieſen Kommiſſionen auf Lebensdauer den Titel eines Kommerzialrates verliehen. * Das Jubiläum der Landesanſtalt von Eggenburg. Der Kaiſer hat dem Direktorſtellvertreter der Knabenabteilung der niederöſterreichiſchen Landes-Erziehungsanſtalt in Eggen- burg Adolf Wenuſch ſowie der Leiterin der Mädchenvolks- ſchule an dieſer Anſtalt Schweſter Oberin Felicitas Feigl das Goldene Verdienſtkreuz mit der Krone, ferner dem Lehrer erſter Klaſſe an der erwähnten Anſtalt Karl Fleiſcher das Goldene Verdienſtkreuz ſowie ſchließlich den Aufſehern erſter Klaſſe dieſer Anſtalt Joſef Tides und Ludwig Umlauf das Silberne Verdiennkreuz verliehen. * Erzherzog Karl Franz Joſef Protektor der deutſchböhmiſchen Landesſchau. Das Präſidium der deutſchböhmiſchen Landesſchau Komotau 1913 erhielt heute die Verſtändigung, daß Herr Erzherzog Karl Franz Joſef das Protektorat über die deutſchböhmiſche Landesſchau übernommen hat. * Hof- und Perſonalnachrichten. Herzog Robert von Württemberg und Gemahlin und Herzog Ulrich von Wüttemberg ſind geſtern nach Stuttgart zurückgekehrt. — Der Oberkommandant der ungariſchen Landwehr G. d. K. Wilhelm Frei- herr von Klobucar hat ſich geſtern nach Budapeſt begeben. — Fürſt Alain Rohan iſt am 1. d. M. nach Prag zurückgekehrt. — Der Kommandant des 4. Korps Karl von Tersztyanszky iſt am 1. d. M. abends nach Budapeſt zurückgekehrt. — Baronin Maria Seidler, geborene Gräfin Benomar, Gemahlin des k. u. k. Legationsſekretärs in Stuttgart Freiherrn von Seidler, wurde geſtern früh im Sanatorium Loew von einem geſunden Knaben ent- bunden. * Leichenfeier. Geſtern wurde auf der Wieden Glaſer- meiſter Hübl, ein verdienter Parteigenoſſe und allſeits be- kannter Wohltäter zu Grabe getragen. Unter den Leidtragenden ſah man die Bürgervereinigung mit BV. Rienößl an der Spitze, BVSt. Stipani, GR. Lux, die Bezirksräte Feucht, Feiler, Knöttner, eine Reihe von Armenräten, die Kinder der Kinderbewahranſtalt, die Glaſervereinigung, die Freiwillige Feuerwehr in Ebergaſſing, deren Ehrenmitglied der Verſtorbene war. Weiters ſah man den Anſtaltspfarrer Hochw. Rubay, Großfuhrwerksbeſitzer Bauer, Schildermaler Weiſer, Fleiſchhauer Stadler, die Gaſtwirte Heindl und Trappel, Fabrikant Rött, Kammerlieferant Schier, Cafetier Ruff u. v. a. In der Kirche zu St. Eliſabeth nahm Kanonikus Kundi unter Aſſiſtenz der geſamten Pfarrgeiſtlich- keit die Einſegnung vor. Der Verſtorbene beſaß die Goldene Salvatormedaille, das päpſtliche Ehrenkreuz Pro ecclesia et pontifice, war Armenrat und Kirchenrat von St. Eliſabeth. * Von einem Auto getötet. Am 1. d. um 7 Uhr abends wurde der ſiebenjährige Volksſchüler Franz Kaiſer, Sohn des Druckereibeſitzers Alexander Kaiſer, vor dem elterlichen Wohnhauſe Lerchenfelder- ſtraße Nr. 66 von dem Automobil A II 668 nieder- geſtoßen und überfahren. Das unglückliche Kind erlitt mehrfache linksſeitige Rippenbrüche und war tief bewußt- los. Die Rettungsgeſellſchaft leiſtete dem tödlich Ver- letzten Hilfe und brachte ihn ins Sofienſpital. Dort iſt das Kind alsbald geſtorben. Nach Angabe von Augenzeugen trifft den Chauffeur Adolf Eisner keine Schuld an dem Unfall. * Silberne Hochzeit des Bezirksrates Bauer. Am Sonntag feierte ein überaus beliebter und ange- ſehener Mandatar des 7. Bezirkes, Bezirks- und Armen- rat Joſef Bauer, Maurermeiſter und Hausbeſitzer, mit ſeiner Gattin Marie das Feſt der Silbernen Hoch- zeit. Die Einſegnung des Ehebundes vollzog in der Pfarrkirche zu St. Ulrich geiſtlicher Rat Pfarrer P. Roman Kohlhofer, der in ſeiner Anſprache auf das verdienſtvolle Wirken des Jubilars im öffentlichen Leben und auf humanitärem Gebiete hinwies. Dem kirch- lichen Akte wohnten unter vielen anderen bei StR. Fraß, BV. Labg. kaif. Rat Weidinger, BVSt. Ebeling, die Gemeinderäte Völkl und Zimmermann, die Bezirksräte Hold, v. Jawecki, Krauliz, Dr. Kuhn, Edler v. Schrank, Direktor Wild und Zuleger, vom chriſtlichſozialen Wählerverein Neubau Obmannſtellvertreter Sekretär Zimmerl und Kaſſier Sonnleitner mit vielen Mitgliedern, viele Armenräte, viele Mitglieder der Bürgervereinigung, eine Abordnung des Vereines „Maria-Troſter Spatzen“ mit der Fahne und des humanitären Vereines „San ma munter“. * Dr. Kronawetters Leichenbegängnis. Geſtern Sonntag fand in Pottſchach, wie uns von dort berichtet wird, unter ſtarker Beteiligung das Leichenbegängnis des geweſenen Parlamentariers, Demokratenführers und Magiſtratsrates i. P. Dr. Ferdinand Kronawetter ſtatt. Auch von Wien waren viele Bekannte Krona- wetters, darunter in Vertretung der Gemeinde Wien Obermagiſtratsrat Dr. Aſperger, mehrere liberale und ſozialdemokratiſche Abgeordnete und Gemeinderäte und Delegierte verſchiedener liberaler und ſozialdemo- kratiſcher Vereine erſchienen. Die Einſegnung nahm P. Beierle vor. Am offenen Grabe traten die Ver- treter der verſchiedenen liberalen Parteigruppen und der Sozialdemokraten vor und jeder einzelne nahm Kronawetter für ſeine Gruppe in Anſpruch. Abg. Dr. Ofner ſprach zuerſt und benützte dies, um den libe- ralen Gruppen, in deren Namen die folgenden Redner ſprachen, einige Biſſigkeiten zu ſagen; ſo meinte er: „Die Demokraten, die Du geführt, ſind abgefallen von Dir, bis auf wenige, wenige. Sie haben ſich abgewandt von Dir und haben das goldene Kalb umtanzt.“ Unter den „Wenigen“ verſtand Dr. Ofner natürlich ſich. Der nächſte Redner, Hofrat Baron Hock, revanchierte ſich als „Deutſchdemokrat“ an dem Sprecher der Leopoldſtädter Demokraten, indem er als den „größten Demokraten“ den — Tod bezeich- nete. Dem Führer der Gemeinderatsliberalen Dr. von Dorn blieb nur mehr übrig, des „Studienkollegen und Spielkameraden“ zu gedenken. Namens der Sozialdemokraten ſprachen die Abgeordneten Reu- mann und Dr. Renner. Dann meldeten ſich zwei Vertreter anderer „demokratiſcher“ Gruppen: der ehe- malige Gemeinderat Lucian Brunner und Abg. Dr. Heilinger, welch letzterer auch im Namen eines der ehemaligen Wahlbezirke Kronawetters, Joſef- ſtadt, ſprach. So haben Freiſinn und Sozialdemokratie den wirklichen Demokraten Kronawetter begraben, den letzten der „Freiheitlichen“, der an das Programm glaubte. * Konſervator Karl Atz geſtorben. In Terlan ſtarb am Samstag ein um die Kunſt- geſchichte Tirols hochverdienter Mann, der Konſervator Karl Atz, den im Alter von 81 Jahren eine Lungen- entzündung dahingerafft hat. Er war wohl der beſte Kenner und ein fleißiger Regiſtrator der Kunſtſchätze und des Kunſtbeſtandes Tirols, dieſes für den Kunſt- hiſtoriker ſo intereſſanten Landes. Von ihm ſtammt das große Werk, das grundlegend und bahnbrechend ge- worden iſt für die kunſtgeſchichtliche Erforſchung Tirols: „Kunſtgeſchichte von Tirol und Vorarlberg“, ein Werk, das er in der von ihm gegründeten. Zeitſchrift „Kunſtfreund“ unermüdlich fortſetzte und er- gänzte, der allen Freunden der reichen Kunſtſchätze Tirols ein unentbehrlicher Ratgeber und Lehrer wurde. Zahl- reiche Aufſätze und ſonſtige Arbeiten ſind aus ſeiner Feder erſchienen. Das von Pfarrer Thaler in Kuens (als Dichter unter dem „Pſeudonym“ Lertha) begonnene Werk „Der deutſche Anteil des Bistums Trient“ ſetzte er mit kongenialen Mitarbeitern (darunter Dr. Adelgott Schatz in Meran, ſeinem geiſtigen Erben) fort und voll- endete es mit fünf Bänden. Vom Kaiſer zum Konſer- vator der Zentralkommiſſion ernannt, widmete er ſich mit wahrem Feuereifer der Erhaltung der Kunſtwerke des Landes. Der Verſtorbene war aus Kaltern gebürtig, empfing 1837 die Prieſter- weihe, war Seelſorger in verſchiedenen Orten und ſchließlich ein halbes Jahrhundert lang Benefiziat in in Terlan, das durch ihn zu einer wahren Zentralſtelle für die kunſtgeſchichtliche Erforſchung Tirols, für die fachgemäße Beurteilung des Vorhandenen und für die Beratung der Kunſtintereſſenten wurde. Terlan ſelbſt erhielt unter ſeiner kräftigen Mithilfe eine ſtilgerechte Erneuerung ſeiner herrlichen gotiſchen Kirche, deren ſchiefer Turm neugebaut werden mußte. Für ſeine Ver- dienſte erhielt er das goldene Verdienſtkreuz mit der Krone und 1907 anläßlich ſeiner goldenen Jubelmeſſe durch den Fürſtbiſchof von Trient die Würde eines geiſtlichen Rates. * Die böhmiſche Lehrergehaltsfrage. Aus Prag wird gemeldet: Das Referentenkomitee der Schul- kommiſſion hat die Texte der bisher angenommenen 38 Paragraphe des Lehrergehaltsgeſetzes noch einmal revidiert und Ungenauigkeiten, betreffend den Text in beiden Sprachen, richtiggeſtellt. Die Arbeit des Refe- rentenkomitees iſt ſomit beendet. * Die Typhusepidemie in Atzgersdorf. Aus Lieſing wird uns heute gemeldet: In der Zeit vom 24. bis 31. Jänner hat die in Atzgersdorf graſſierende Typhusepidemie einen Zuwachs von 19 auf 28 Krank- heitsfälle erfahren. Davon ſind 4 geneſen, ein Kranker geſtorben, 20 an Bauchtyphus Erkrankte wurden nach Wien ins Franz-Joſefsſpital gebracht. * Unterſchlagungen eines Poſtmeiſters. Aus Prag, 2. d., wird uns telegraphiert: Tſchechiſchen Blättermeldungen aus Böhmiſch-Trübau zufolge, wurde der Poſtmeiſter Prihoda wegen Malverſa- tionen in der Höhe von 10.000 Kronen verhaftet. Die Unterſchleife wurden entdeckt, als einem Kaufmann ein Wechſel proteſtiert wurde, der die Valuta mit der Poſt überſandt hatte. * Kardinal Katſchthaler. Die Nachricht, daß der Geſundheitszuſtand Kardinal Katſchthalers zu wün- ſchen übrig laſſe, beſtätigt ſich erfreulicherweiſe nicht. Wie uns aus Salzburg geſchrieben wird, erledigt der Kardinal alle Agenden ſeines Amtes perſönlich, macht täglich längere Spaziergänge am Mönchs- berg und wohnt allen Sitzungen des Konſiſtoriums bei; das Befinden des Kardinals iſt zur allgemeinen Genugtuung ein ſehr befriedigendes. * Nach den Wahlen in Wiener-Neuſtadt. Aus Wiener-Neuſtadt ſchreibt man uns: Die bisherige, allgewaltige deutſchfreiſinnige Rathausmehrheit, welche aus Deutſchnationalen, Liberalen und Deutſchradikalen beſtand, hatte ihre unumſchränkte Macht in wirklich un- erhörter Weiſe ausgenützt und damit in der Wähler- ſchaft eine Unſumme von Mißſtimmung angeſammelt, welche am allermeiſten der Sozialdemokratie zugute tam. Die Gelegenheit der Neuwahlen benützten einige „Macher“ der Partei, um ſie in eine „rein deutſch- nationale“ Partei der Richtung Waber-Wedra um- zumauſern, die alten Liberalen und gemäßigten Natio- nalen hinauszuekeln und dafür die Los-von-Römlinge zur Vorherrſchaft zu bringen. Sie ſetzten denn auch eine Kandidatenliſte durch, die faſt rein proteſtantiſch-konfeſſionellen Charakter trug. Bürgermeiſter Kamman, der ſelber auf eine Be- werbung unter ſolchen Umſtänden verzichtete, ließ ſich aber gleichwohl noch im letzten Momente dazu miß- brauchen, „dieſe“ Kanditatenliſte zu ſanktionieren und öffentlich anzuempfehlen, was aber ſeine Wirkung voll- ſtändig verſagte. Die neue Partei rechnete ſiegesgewärtig mit einer „kompakten“ Mehrheit, vergab ſchon vor der Wahl die oberſten Stellen in der Gemeinde und zeichnete ſich beſonders durch ein ſo wegwerfen des, un- erhört verletzen des Vorgehen gegen die Chriſtlichſozialen aus, daß ſelbſt ruhig denkende Deutſchnationale und Liberale miß-

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 56, Wien, 03.02.1913, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost056_1913/4>, abgerufen am 25.11.2024.