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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 167. Leipzig (Sachsen), 11. Juni 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Abbildung] Die Liebfrauenkapelle zu Würzburg.
[Beginn Spaltensatz] den Seiten mit kolossalen Statuen der Schutzheiligen
von Franken und Deutschland geziert ist. Der ältere
Stadttheil ist unregelmäßig gebaut und überhaupt hat
Würzburg nur wenige breite und gerade Straßen. Die
schönste und durch vielfachen Verkehr belebte ist die Dom-
straße, die von der Brücke zu dem großen Freiplatze vor
dem Rathhause und zu der Domkirche führt und durch
den großen, mit Sinnbildern, Wappen und Jnschriften
verzierten Vierröhrenbrunnen sich auszeichnet. Auch in
der Nähe des schönen Schloßplatzes sind die Straßen
breit und regelmäßig.

Beginnen wir nun den Überblick der merkwür-
digsten Bauwerke mit der alten Feste Marienberg,
die sich an einem 400 Fuß hohen Berge erhebt und
bereits an den Bischof Burkhard abgetreten wurde.
Bonifacius verwandelte einen heidnischen Tempel, der
hier stand, in eine der heiligen Jungfrau gewidmete
Kirche, von welcher die Burg ihren Namen erhielt.
Sie war vom 14. bis zum 18. Jahrhundert der ge-
wöhnliche Sitz der Bischöfe. Jm 15. Jahrhundert er-
hielt sie bedeutende Veränderungen, und nachdem sie
1512 größtentheils abgebrannt war, wurde sie von dem
Bischofe Julius wiederhergestellt und nach einem zwei-
ten Brande 1600 abermals erneut. Gustav Adolf er-
stürmte 1631 das Schloß, das aber 1635 wieder in
den Besitz des Bischofs kam, und 1650 starke, nach
Vauban's Grundsätzen erbaute Außenwerke erhielt, die
später vollendet wurden. Seit 1688 wurde die Feste
mehre Male belagert und erobert. Zu den Merkwür-
digkeiten des Schlosses gehören das 1711 erbaute Zeug-
haus, der mittlere hohe Wartthurm, die im 16. Jahr-
hundert vergrößerte alte Kirche, ein 388 Fuß tiefer
Brunnen und zwei Springbrunnen, die durch ein Druck-
werk 500 Fuß hoch vom Main heraufgeleitet werden.
[Spaltenumbruch] Die Abhänge des Berges sind auf der Morgen= und
Mittagseite mit Reben bepflanzt, und auf einem dersel-
ben, der sogenannten Leiste, wächst der Leistenwein. Auf
der linken Mainseite liegt die ursprünglich von dem Bi-
schof Burkhard gegründete Burkhardskirche, die im 11.
Jahrhundert neu gebaut wurde und im 16. und 17.
Jahrhunderte im Äußern und Jnnern mehre Verände-
rungen erhielt, doch haben sich manche Theile des alten
Gebäudes erhalten. Jhre beiden Thürme sind bis zur
höchsten Spitze ganz von Steinen aufgeführt. Der mit
einem Gemälde von Onghers gezierte Hochaltar steht
auf einem Bogengewölbe, durch welches die Straße zu
einem Stadtthore führt. Die im 13. Jahrhunderte
erbaute Deutschhauskirche hat eine zierliche Hauptthüre
in schönem mittelalterlichen Styl. Die Schottenkloster-
kirche ward im 12. Jahrhundert für Mönche aus Jr-
land, zu jener Zeit noch häufig Schottland genannt,
in dankbarer Erinnerung an die Wohlthaten gegründet,
welche Franken von den irländischen Glaubensboten er-
halten hatte. Das zu Ende des 16. Jahrhunderts
eingegangene Kloster wurde später erneuert, in neuern
Zeiten aber in ein Kriegsspital verwandelt.

Gehen wir über die Mainbrücke, so erblicken wir
gleich bei dem Ausgange derselben das im 14. Jahr-
hundert erbaute Rathhaus mit seinem hohen Thurme,
zum Grafen Eckard genannt. Am Ende der langen
Straße, der wir von hier folgen, ragen die hohen grauen
Massen der Domkirche empor. Sie ward ursprünglich
im 9. Jahrhundert gegründet, im folgenden in dem
byzantinischen Styl erbaut, später aber durch vielfache
Anbaue bedeutend vergrößert und zeigt in ihrem Äußern
und Jnnern den wechselnden Baugeschmack mehrer Jahr-
hunderte. Die Kirche hat vier Thürme, zwei über
dem Chore, zwei am Haupteingange. Das großartige
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Abbildung] Die Liebfrauenkapelle zu Würzburg.
[Beginn Spaltensatz] den Seiten mit kolossalen Statuen der Schutzheiligen
von Franken und Deutschland geziert ist. Der ältere
Stadttheil ist unregelmäßig gebaut und überhaupt hat
Würzburg nur wenige breite und gerade Straßen. Die
schönste und durch vielfachen Verkehr belebte ist die Dom-
straße, die von der Brücke zu dem großen Freiplatze vor
dem Rathhause und zu der Domkirche führt und durch
den großen, mit Sinnbildern, Wappen und Jnschriften
verzierten Vierröhrenbrunnen sich auszeichnet. Auch in
der Nähe des schönen Schloßplatzes sind die Straßen
breit und regelmäßig.

Beginnen wir nun den Überblick der merkwür-
digsten Bauwerke mit der alten Feste Marienberg,
die sich an einem 400 Fuß hohen Berge erhebt und
bereits an den Bischof Burkhard abgetreten wurde.
Bonifacius verwandelte einen heidnischen Tempel, der
hier stand, in eine der heiligen Jungfrau gewidmete
Kirche, von welcher die Burg ihren Namen erhielt.
Sie war vom 14. bis zum 18. Jahrhundert der ge-
wöhnliche Sitz der Bischöfe. Jm 15. Jahrhundert er-
hielt sie bedeutende Veränderungen, und nachdem sie
1512 größtentheils abgebrannt war, wurde sie von dem
Bischofe Julius wiederhergestellt und nach einem zwei-
ten Brande 1600 abermals erneut. Gustav Adolf er-
stürmte 1631 das Schloß, das aber 1635 wieder in
den Besitz des Bischofs kam, und 1650 starke, nach
Vauban's Grundsätzen erbaute Außenwerke erhielt, die
später vollendet wurden. Seit 1688 wurde die Feste
mehre Male belagert und erobert. Zu den Merkwür-
digkeiten des Schlosses gehören das 1711 erbaute Zeug-
haus, der mittlere hohe Wartthurm, die im 16. Jahr-
hundert vergrößerte alte Kirche, ein 388 Fuß tiefer
Brunnen und zwei Springbrunnen, die durch ein Druck-
werk 500 Fuß hoch vom Main heraufgeleitet werden.
[Spaltenumbruch] Die Abhänge des Berges sind auf der Morgen= und
Mittagseite mit Reben bepflanzt, und auf einem dersel-
ben, der sogenannten Leiste, wächst der Leistenwein. Auf
der linken Mainseite liegt die ursprünglich von dem Bi-
schof Burkhard gegründete Burkhardskirche, die im 11.
Jahrhundert neu gebaut wurde und im 16. und 17.
Jahrhunderte im Äußern und Jnnern mehre Verände-
rungen erhielt, doch haben sich manche Theile des alten
Gebäudes erhalten. Jhre beiden Thürme sind bis zur
höchsten Spitze ganz von Steinen aufgeführt. Der mit
einem Gemälde von Onghers gezierte Hochaltar steht
auf einem Bogengewölbe, durch welches die Straße zu
einem Stadtthore führt. Die im 13. Jahrhunderte
erbaute Deutschhauskirche hat eine zierliche Hauptthüre
in schönem mittelalterlichen Styl. Die Schottenkloster-
kirche ward im 12. Jahrhundert für Mönche aus Jr-
land, zu jener Zeit noch häufig Schottland genannt,
in dankbarer Erinnerung an die Wohlthaten gegründet,
welche Franken von den irländischen Glaubensboten er-
halten hatte. Das zu Ende des 16. Jahrhunderts
eingegangene Kloster wurde später erneuert, in neuern
Zeiten aber in ein Kriegsspital verwandelt.

Gehen wir über die Mainbrücke, so erblicken wir
gleich bei dem Ausgange derselben das im 14. Jahr-
hundert erbaute Rathhaus mit seinem hohen Thurme,
zum Grafen Eckard genannt. Am Ende der langen
Straße, der wir von hier folgen, ragen die hohen grauen
Massen der Domkirche empor. Sie ward ursprünglich
im 9. Jahrhundert gegründet, im folgenden in dem
byzantinischen Styl erbaut, später aber durch vielfache
Anbaue bedeutend vergrößert und zeigt in ihrem Äußern
und Jnnern den wechselnden Baugeschmack mehrer Jahr-
hunderte. Die Kirche hat vier Thürme, zwei über
dem Chore, zwei am Haupteingange. Das großartige
[Ende Spaltensatz]

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[188/0004] Das Pfennig=Magazin. [Abbildung Die Liebfrauenkapelle zu Würzburg. ] den Seiten mit kolossalen Statuen der Schutzheiligen von Franken und Deutschland geziert ist. Der ältere Stadttheil ist unregelmäßig gebaut und überhaupt hat Würzburg nur wenige breite und gerade Straßen. Die schönste und durch vielfachen Verkehr belebte ist die Dom- straße, die von der Brücke zu dem großen Freiplatze vor dem Rathhause und zu der Domkirche führt und durch den großen, mit Sinnbildern, Wappen und Jnschriften verzierten Vierröhrenbrunnen sich auszeichnet. Auch in der Nähe des schönen Schloßplatzes sind die Straßen breit und regelmäßig. Beginnen wir nun den Überblick der merkwür- digsten Bauwerke mit der alten Feste Marienberg, die sich an einem 400 Fuß hohen Berge erhebt und bereits an den Bischof Burkhard abgetreten wurde. Bonifacius verwandelte einen heidnischen Tempel, der hier stand, in eine der heiligen Jungfrau gewidmete Kirche, von welcher die Burg ihren Namen erhielt. Sie war vom 14. bis zum 18. Jahrhundert der ge- wöhnliche Sitz der Bischöfe. Jm 15. Jahrhundert er- hielt sie bedeutende Veränderungen, und nachdem sie 1512 größtentheils abgebrannt war, wurde sie von dem Bischofe Julius wiederhergestellt und nach einem zwei- ten Brande 1600 abermals erneut. Gustav Adolf er- stürmte 1631 das Schloß, das aber 1635 wieder in den Besitz des Bischofs kam, und 1650 starke, nach Vauban's Grundsätzen erbaute Außenwerke erhielt, die später vollendet wurden. Seit 1688 wurde die Feste mehre Male belagert und erobert. Zu den Merkwür- digkeiten des Schlosses gehören das 1711 erbaute Zeug- haus, der mittlere hohe Wartthurm, die im 16. Jahr- hundert vergrößerte alte Kirche, ein 388 Fuß tiefer Brunnen und zwei Springbrunnen, die durch ein Druck- werk 500 Fuß hoch vom Main heraufgeleitet werden. Die Abhänge des Berges sind auf der Morgen= und Mittagseite mit Reben bepflanzt, und auf einem dersel- ben, der sogenannten Leiste, wächst der Leistenwein. Auf der linken Mainseite liegt die ursprünglich von dem Bi- schof Burkhard gegründete Burkhardskirche, die im 11. Jahrhundert neu gebaut wurde und im 16. und 17. Jahrhunderte im Äußern und Jnnern mehre Verände- rungen erhielt, doch haben sich manche Theile des alten Gebäudes erhalten. Jhre beiden Thürme sind bis zur höchsten Spitze ganz von Steinen aufgeführt. Der mit einem Gemälde von Onghers gezierte Hochaltar steht auf einem Bogengewölbe, durch welches die Straße zu einem Stadtthore führt. Die im 13. Jahrhunderte erbaute Deutschhauskirche hat eine zierliche Hauptthüre in schönem mittelalterlichen Styl. Die Schottenkloster- kirche ward im 12. Jahrhundert für Mönche aus Jr- land, zu jener Zeit noch häufig Schottland genannt, in dankbarer Erinnerung an die Wohlthaten gegründet, welche Franken von den irländischen Glaubensboten er- halten hatte. Das zu Ende des 16. Jahrhunderts eingegangene Kloster wurde später erneuert, in neuern Zeiten aber in ein Kriegsspital verwandelt. Gehen wir über die Mainbrücke, so erblicken wir gleich bei dem Ausgange derselben das im 14. Jahr- hundert erbaute Rathhaus mit seinem hohen Thurme, zum Grafen Eckard genannt. Am Ende der langen Straße, der wir von hier folgen, ragen die hohen grauen Massen der Domkirche empor. Sie ward ursprünglich im 9. Jahrhundert gegründet, im folgenden in dem byzantinischen Styl erbaut, später aber durch vielfache Anbaue bedeutend vergrößert und zeigt in ihrem Äußern und Jnnern den wechselnden Baugeschmack mehrer Jahr- hunderte. Die Kirche hat vier Thürme, zwei über dem Chore, zwei am Haupteingange. Das großartige

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 167. Leipzig (Sachsen), 11. Juni 1836, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig167_1836/4>, abgerufen am 22.11.2024.