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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 167. Leipzig (Sachsen), 11. Juni 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Abbildung] Das ehemalige bischöfliche, gegenwärtig königliche Schloß zu Würzburg.
[Beginn Spaltensatz] Mittelschiff der Kirche wird auf beiden Seiten von 14
Pfeilern getragen und ist trefflich erleuchtet. Mehre
Altargemälde, marmorne und eherne Grabmäler, die
Schönborn'sche Kapelle, das Baptisterium von 1279,
die mit Bildwerken von Alabaster verzierte Kanzel ge-
hören zu den Merkwürdigkeiten des Jnnern. Das be-
reits erwähnte Neumünster mit einer schönen Kuppel
wurde, nachdem die alte von dem Bischof Burkhard er-
baute Kirche im 9. Jahrhundert abgebrannt und an
ihrer Stelle später eine Kapelle errichtet war, in eine
neue Kirche umgewandelt, von welcher aber bei dem zu
Anfange des 18. Jahrhunderts vorgenommenen Umbau
nur wenige den Übergang von der byzantinischen zur
gothischen Baukunst bezeichnende Überreste geblieben sind.
Eins der vorzüglichsten Denkmäler des altdeutschen Bau-
styls ist die auf Seite 188 in Abbildung gegebene
Liebfrauenkapelle. Sie ward in der zweiten Hälfte
des 14. Jahrhunderts begonnen, aber erst 100 Jahre
später vollendet. Am Hauptportal auf der West-
seite verjüngt sich ein weiter Spitzbogen nach innen
in immer kleinere Bögen und enthält eine figuren-
reiche Abbildung des jüngsten Gerichts in Hautrelief.
Über dem südlichen Eingange stellt ein Kniebild die
Krönung der heiligen Jungfrau in altchristlicher Weise
dar, und an den Pfeilern sieht man Adam und Eva
und die zwölf Apostel. Der Thurm erhebt sich an der
Nordseite bis zum Dachstuhl ohne allen Schmuck. Von
hier an steigt, auf allen Seiten frei abstehend, ein schön
durchbrochenes Bauwerk empor und beginnt eine treffliche
steinerne Wendeltreppe, welche auf 54 Stufen in das
Glockenhaus und weiter aufwärts in ein schönes gothi-
sches Gewölbe führt. Der höhere Theil des Thurmes
wurde 1711 gebaut und auf der Spitze steht ein 18
Fuß hohes Marienbild von reich vergoldetem Kupfer.
Wir treten durch das Hauptportal in das Jnnere, das
von schlank und kühn emporstrebenden Pfeilern getragen
wird, die oben nach allen Richtungen wie Baumäste
[Spaltenumbruch] sich trennen und die Gurten der Gewölbefelder bilden.
Hohe schmale Fenster erhellen das Jnnere. Eines der
schönsten Gebäude ist die ehemalige Stiftskirche, die
Pfarrkirche zu Haug, die diesen Namen daher führt,
weil das Stift bis zu Ende des 17. Jahrhunderts au-
ßerhalb der Stadt, unweit des Steinberges, auf einer
kleinen Anhöhe ( altdeutsch Haug ) lag. Sie zeichnet
sich durch ihre neurömische Bauart, durch zwei schöne
und hohe Thürme und eine kühne Kuppel vorzüglich
aus. Das ehemalige bischöfliche Schloß, von wel-
chem wir eine Abbildung geben, das vorzüglichste
Gebäude Würzburgs und einer der prächtigsten Für-
stenpaläste Deutschlands, liegt im östlichen Theile der
Stadt auf einem großen Freiplatze und ward 1720
von dem Bischofe Johann Philipp von Schönborn be-
gonnen. Es bildet ein längliches Viereck, dessen vor-
dere Seite 571 Fuß lang ist. Eine steinerne, mit Tro-
phäen, Urnen und Statuen besetzte Galerie läuft auf
dem obersten Gesimse um den drei Stockwerk hohen
Palast und verdeckt einen Theil des Daches. An das
Schloß stoßen rechts und links zwei ansehnliche Ge-
bäude von gleicher Höhe, welchen sich Bogenstellungen
anreihen, deren Pfeiler mit Säulen dorischer Ordnung
geziert sind, und am Ende derselben erheben sich über
100 Fuß hoch zwei freistehende Säulen, in welchen
eine Wendeltreppe zu einer offenen Galerie führt. Die
prachtvolle Haupttreppe, von einem mit vielen Mar-
morbildern verzierten Steingeländer umgeben, führt zum
Hauptstockwerke und verdoppelt sich in der Hälfte ihrer
Höhe. Das Treppenhaus hat ein großes Deckengemälde
von Tiepolo, in der Mitte den Olymp, auf den vier
Seiten die vier Welttheile darstellend. Unter den präch-
tigen Zimmern des Schlosses ist der Kaisersaal das
größte, durch zwei Stockwerke gehend, und 88 Fuß
lang, 50 Fuß breit. Kanelirte Säulen von Gypsmar-
mor tragen das vergoldete Gesimse. Das Deckenge-
mälde von Tiepolo stellt die in Würzburg vollzogene
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Abbildung] Das ehemalige bischöfliche, gegenwärtig königliche Schloß zu Würzburg.
[Beginn Spaltensatz] Mittelschiff der Kirche wird auf beiden Seiten von 14
Pfeilern getragen und ist trefflich erleuchtet. Mehre
Altargemälde, marmorne und eherne Grabmäler, die
Schönborn'sche Kapelle, das Baptisterium von 1279,
die mit Bildwerken von Alabaster verzierte Kanzel ge-
hören zu den Merkwürdigkeiten des Jnnern. Das be-
reits erwähnte Neumünster mit einer schönen Kuppel
wurde, nachdem die alte von dem Bischof Burkhard er-
baute Kirche im 9. Jahrhundert abgebrannt und an
ihrer Stelle später eine Kapelle errichtet war, in eine
neue Kirche umgewandelt, von welcher aber bei dem zu
Anfange des 18. Jahrhunderts vorgenommenen Umbau
nur wenige den Übergang von der byzantinischen zur
gothischen Baukunst bezeichnende Überreste geblieben sind.
Eins der vorzüglichsten Denkmäler des altdeutschen Bau-
styls ist die auf Seite 188 in Abbildung gegebene
Liebfrauenkapelle. Sie ward in der zweiten Hälfte
des 14. Jahrhunderts begonnen, aber erst 100 Jahre
später vollendet. Am Hauptportal auf der West-
seite verjüngt sich ein weiter Spitzbogen nach innen
in immer kleinere Bögen und enthält eine figuren-
reiche Abbildung des jüngsten Gerichts in Hautrelief.
Über dem südlichen Eingange stellt ein Kniebild die
Krönung der heiligen Jungfrau in altchristlicher Weise
dar, und an den Pfeilern sieht man Adam und Eva
und die zwölf Apostel. Der Thurm erhebt sich an der
Nordseite bis zum Dachstuhl ohne allen Schmuck. Von
hier an steigt, auf allen Seiten frei abstehend, ein schön
durchbrochenes Bauwerk empor und beginnt eine treffliche
steinerne Wendeltreppe, welche auf 54 Stufen in das
Glockenhaus und weiter aufwärts in ein schönes gothi-
sches Gewölbe führt. Der höhere Theil des Thurmes
wurde 1711 gebaut und auf der Spitze steht ein 18
Fuß hohes Marienbild von reich vergoldetem Kupfer.
Wir treten durch das Hauptportal in das Jnnere, das
von schlank und kühn emporstrebenden Pfeilern getragen
wird, die oben nach allen Richtungen wie Baumäste
[Spaltenumbruch] sich trennen und die Gurten der Gewölbefelder bilden.
Hohe schmale Fenster erhellen das Jnnere. Eines der
schönsten Gebäude ist die ehemalige Stiftskirche, die
Pfarrkirche zu Haug, die diesen Namen daher führt,
weil das Stift bis zu Ende des 17. Jahrhunderts au-
ßerhalb der Stadt, unweit des Steinberges, auf einer
kleinen Anhöhe ( altdeutsch Haug ) lag. Sie zeichnet
sich durch ihre neurömische Bauart, durch zwei schöne
und hohe Thürme und eine kühne Kuppel vorzüglich
aus. Das ehemalige bischöfliche Schloß, von wel-
chem wir eine Abbildung geben, das vorzüglichste
Gebäude Würzburgs und einer der prächtigsten Für-
stenpaläste Deutschlands, liegt im östlichen Theile der
Stadt auf einem großen Freiplatze und ward 1720
von dem Bischofe Johann Philipp von Schönborn be-
gonnen. Es bildet ein längliches Viereck, dessen vor-
dere Seite 571 Fuß lang ist. Eine steinerne, mit Tro-
phäen, Urnen und Statuen besetzte Galerie läuft auf
dem obersten Gesimse um den drei Stockwerk hohen
Palast und verdeckt einen Theil des Daches. An das
Schloß stoßen rechts und links zwei ansehnliche Ge-
bäude von gleicher Höhe, welchen sich Bogenstellungen
anreihen, deren Pfeiler mit Säulen dorischer Ordnung
geziert sind, und am Ende derselben erheben sich über
100 Fuß hoch zwei freistehende Säulen, in welchen
eine Wendeltreppe zu einer offenen Galerie führt. Die
prachtvolle Haupttreppe, von einem mit vielen Mar-
morbildern verzierten Steingeländer umgeben, führt zum
Hauptstockwerke und verdoppelt sich in der Hälfte ihrer
Höhe. Das Treppenhaus hat ein großes Deckengemälde
von Tiepolo, in der Mitte den Olymp, auf den vier
Seiten die vier Welttheile darstellend. Unter den präch-
tigen Zimmern des Schlosses ist der Kaisersaal das
größte, durch zwei Stockwerke gehend, und 88 Fuß
lang, 50 Fuß breit. Kanelirte Säulen von Gypsmar-
mor tragen das vergoldete Gesimse. Das Deckenge-
mälde von Tiepolo stellt die in Würzburg vollzogene
[Ende Spaltensatz]

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[189/0005] Das Pfennig=Magazin. [Abbildung Das ehemalige bischöfliche, gegenwärtig königliche Schloß zu Würzburg. ] Mittelschiff der Kirche wird auf beiden Seiten von 14 Pfeilern getragen und ist trefflich erleuchtet. Mehre Altargemälde, marmorne und eherne Grabmäler, die Schönborn'sche Kapelle, das Baptisterium von 1279, die mit Bildwerken von Alabaster verzierte Kanzel ge- hören zu den Merkwürdigkeiten des Jnnern. Das be- reits erwähnte Neumünster mit einer schönen Kuppel wurde, nachdem die alte von dem Bischof Burkhard er- baute Kirche im 9. Jahrhundert abgebrannt und an ihrer Stelle später eine Kapelle errichtet war, in eine neue Kirche umgewandelt, von welcher aber bei dem zu Anfange des 18. Jahrhunderts vorgenommenen Umbau nur wenige den Übergang von der byzantinischen zur gothischen Baukunst bezeichnende Überreste geblieben sind. Eins der vorzüglichsten Denkmäler des altdeutschen Bau- styls ist die auf Seite 188 in Abbildung gegebene Liebfrauenkapelle. Sie ward in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begonnen, aber erst 100 Jahre später vollendet. Am Hauptportal auf der West- seite verjüngt sich ein weiter Spitzbogen nach innen in immer kleinere Bögen und enthält eine figuren- reiche Abbildung des jüngsten Gerichts in Hautrelief. Über dem südlichen Eingange stellt ein Kniebild die Krönung der heiligen Jungfrau in altchristlicher Weise dar, und an den Pfeilern sieht man Adam und Eva und die zwölf Apostel. Der Thurm erhebt sich an der Nordseite bis zum Dachstuhl ohne allen Schmuck. Von hier an steigt, auf allen Seiten frei abstehend, ein schön durchbrochenes Bauwerk empor und beginnt eine treffliche steinerne Wendeltreppe, welche auf 54 Stufen in das Glockenhaus und weiter aufwärts in ein schönes gothi- sches Gewölbe führt. Der höhere Theil des Thurmes wurde 1711 gebaut und auf der Spitze steht ein 18 Fuß hohes Marienbild von reich vergoldetem Kupfer. Wir treten durch das Hauptportal in das Jnnere, das von schlank und kühn emporstrebenden Pfeilern getragen wird, die oben nach allen Richtungen wie Baumäste sich trennen und die Gurten der Gewölbefelder bilden. Hohe schmale Fenster erhellen das Jnnere. Eines der schönsten Gebäude ist die ehemalige Stiftskirche, die Pfarrkirche zu Haug, die diesen Namen daher führt, weil das Stift bis zu Ende des 17. Jahrhunderts au- ßerhalb der Stadt, unweit des Steinberges, auf einer kleinen Anhöhe ( altdeutsch Haug ) lag. Sie zeichnet sich durch ihre neurömische Bauart, durch zwei schöne und hohe Thürme und eine kühne Kuppel vorzüglich aus. Das ehemalige bischöfliche Schloß, von wel- chem wir eine Abbildung geben, das vorzüglichste Gebäude Würzburgs und einer der prächtigsten Für- stenpaläste Deutschlands, liegt im östlichen Theile der Stadt auf einem großen Freiplatze und ward 1720 von dem Bischofe Johann Philipp von Schönborn be- gonnen. Es bildet ein längliches Viereck, dessen vor- dere Seite 571 Fuß lang ist. Eine steinerne, mit Tro- phäen, Urnen und Statuen besetzte Galerie läuft auf dem obersten Gesimse um den drei Stockwerk hohen Palast und verdeckt einen Theil des Daches. An das Schloß stoßen rechts und links zwei ansehnliche Ge- bäude von gleicher Höhe, welchen sich Bogenstellungen anreihen, deren Pfeiler mit Säulen dorischer Ordnung geziert sind, und am Ende derselben erheben sich über 100 Fuß hoch zwei freistehende Säulen, in welchen eine Wendeltreppe zu einer offenen Galerie führt. Die prachtvolle Haupttreppe, von einem mit vielen Mar- morbildern verzierten Steingeländer umgeben, führt zum Hauptstockwerke und verdoppelt sich in der Hälfte ihrer Höhe. Das Treppenhaus hat ein großes Deckengemälde von Tiepolo, in der Mitte den Olymp, auf den vier Seiten die vier Welttheile darstellend. Unter den präch- tigen Zimmern des Schlosses ist der Kaisersaal das größte, durch zwei Stockwerke gehend, und 88 Fuß lang, 50 Fuß breit. Kanelirte Säulen von Gypsmar- mor tragen das vergoldete Gesimse. Das Deckenge- mälde von Tiepolo stellt die in Würzburg vollzogene

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 167. Leipzig (Sachsen), 11. Juni 1836, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig167_1836/5>, abgerufen am 25.11.2024.