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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 12. Leipzig (Sachsen), 25. März 1843.

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[Beginn Spaltensatz] daß sie aus unzähligen kleinen Kieselschalen von Jnfusions-
thierchen bestehen. Ganz ähnliche Jnfusorienlager findet
man am Spreeufer unter der Stadt Berlin, wo diese
Erde silbergrau, trocken und dem Pfeifenthon ähnlich ist,
wahrscheinlich aber im ganzen Spree= und Havelthale,
sowie in allen untern Flußgebieten und Küstenniederun-
gen Deutschlands und anderer Länder. Ein paar Mauer-
[Spaltenumbruch] steine, die Ehrenberg davon anfertigen ließ, wogen etwa
den vierten Theil gewöhnlicher Mauersteine, schwammen,
mit Wachs überzogen, wie Kork auf dem Wasser
schmolzen im stärksten Porzellanofenfeuer nicht und er-
hielten durch Zusatz von etwas Thon oder Lehm die
Festigkeit gewöhnlicher Mauersteine.

[Ende Spaltensatz]

Napoleon's Wohnung in Porto Ferrajo auf der Jnsel Elba.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Das hier abgebildete einfache Haus, welches Napoleon
vom 4. Mai 1814 bis zum 26. Februar 1815 zu
Porto Ferrajo auf der Jnsel Elba bewohnte, besteht nur
aus einem Erdgeschoß, liegt auf einer hohen, felsigen
Erdzunge und hat vorn einen Hof, hinten ein Blumen-
gärtchen.

Napoleon war anfangs äußerst unpopulair auf der
Jnsel, die Besuche der Franzosen vor seiner Abdan-
kung hatten kein angenehmes Andenken unter den Be-
wohnern gelassen, aber sein Takt und seine Freigebigkeit
brachten bald eine große Änderung in der Stimmung
des Landes hervor. Jn weniger als drei Wochen hatte
er alle Winkel der Jnsel durchforscht und zum Besten
der Jnsel tausend Dinge unternommen, welche die Elbe-
sen mit Dankbarkeit erfüllen mußten. Er ließ die ent-
gegengesetzten Punkte der Jnsel durch Straßen verbin-
den, legte für Porto Ferrajo eine Wasserleitung an, um
die Stadt mit Trinkwasser zu versorgen, und Lazarethe
für die in Quarantaine befindlichen Seeleute, kurz er
ließ sich in eine solche Menge von Unternehmungen ein,
daß zu ihrer Vollendung ein ganzes Menschenleben ge-
hört hätte. 5000 Menschen waren fortwährend beschäf-
tigt, seine Pläne ins Werk zu setzen. Der Wohlstand
der Jnsel mehrte sich mit jedem Tage, denn die Arbei-
ter wurden gut bezahlt und Handel und Wandel kam
in Schwung, wie nie zuvor. Der Hafen von Porto
Ferrajo war immer gedrängt voll von Schiffen und die
Macht seines Namens war immer noch so gewaltig, daß
die neue, mit Bienen besäete Flagge von Elba unan-
gefochten die unsichersten Gegenden des Meers durchflog.
Aber nicht blos Elba erfreute sich der kaiserlichen Für-
sorge, auch die benachbarten Jnselchen erfuhren sie. Das
kleine, aber äußerst fruchtbare Pianosa, südwestlich von
Elba, das bisher aus Furcht vor den Seeräubern unbe-
[Spaltenumbruch] wohnt geblieben war, wurde durch ein paar Dutzend
Soldaten für Elba in Besitz genommen, um colonisirt
zu werden. Es schien, als ob sich Napoleon mit seinem
Schicksale ausgesöhnt hätte, denn er schien nur an seine
Jnsel zu denken und war heiter und gesprächig, aber
schon nach einigen Monaten ging eine Veränderung in
ihm vor. Er wurde verschlossen und finster und war
oft so in Gedanken verloren, daß er nicht wußte, was
um ihn vorging.

Ein Reisender, der in der ersten Zeit des Aufent-
halts Napoleon's auf Elba diese Jnsel besuchte, beschreibt
verschiedene hieher gehörige Dinge folgendermaßen:

Die Straßen von Porto Ferrajo sind schmuzig und
holperig, die Gebäude schlecht und unansehnlich, doch er-
blickt man jetzt viele neue Baue, auch hat man ange-
fangen, die Straßen zu pflastern. Der Palast Napo-
leon 's ist nicht sehr geräumig; es wird stark daran ge-
baut, um alle dazu gehörige, zum Theil einzeln liegende
Gebäude durch Galerien und Verlängerung der Flügel
zu einem geräumigen und bequemen Ganzen zu vereini-
gen. Auf dem Marktplatze hatte ich Gelegenheit, einen
großen Theil der Einwohner der Hauptstadt Elbas zu
sehen; ihre gelben, mit Lumpen behangenen unreinlichen
Gestalten stachen gegen die kostbar und elegant gekleide-
ten Franzosen zu Fuß und zu Pferde sehr sonderbar ab.
Mein Zimmer wird von Offizieren, Pagen, Employes
nicht leer, welche sich alle eine reiche Ernte von Neuig-
keiten bei mir versprechen. Jch erzähle, was ich weiß;
man weiß jedoch immer schon, was ich zu erzählen habe.
Als neulich die Rede auf den wiener Congreß kam und
ich aus einem Zeitungsblatte eine Beschreibung der Feste
vorlas, die man in Wien gefeiert hatte, sagte ein Page:
"Wohl, sie haben Recht, sich zu belustigen, wir haben
das Unsrige genossen, jetzt ist die Reihe an ihnen --
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] daß sie aus unzähligen kleinen Kieselschalen von Jnfusions-
thierchen bestehen. Ganz ähnliche Jnfusorienlager findet
man am Spreeufer unter der Stadt Berlin, wo diese
Erde silbergrau, trocken und dem Pfeifenthon ähnlich ist,
wahrscheinlich aber im ganzen Spree= und Havelthale,
sowie in allen untern Flußgebieten und Küstenniederun-
gen Deutschlands und anderer Länder. Ein paar Mauer-
[Spaltenumbruch] steine, die Ehrenberg davon anfertigen ließ, wogen etwa
den vierten Theil gewöhnlicher Mauersteine, schwammen,
mit Wachs überzogen, wie Kork auf dem Wasser
schmolzen im stärksten Porzellanofenfeuer nicht und er-
hielten durch Zusatz von etwas Thon oder Lehm die
Festigkeit gewöhnlicher Mauersteine.

[Ende Spaltensatz]

Napoleon's Wohnung in Porto Ferrajo auf der Jnsel Elba.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Das hier abgebildete einfache Haus, welches Napoleon
vom 4. Mai 1814 bis zum 26. Februar 1815 zu
Porto Ferrajo auf der Jnsel Elba bewohnte, besteht nur
aus einem Erdgeschoß, liegt auf einer hohen, felsigen
Erdzunge und hat vorn einen Hof, hinten ein Blumen-
gärtchen.

Napoleon war anfangs äußerst unpopulair auf der
Jnsel, die Besuche der Franzosen vor seiner Abdan-
kung hatten kein angenehmes Andenken unter den Be-
wohnern gelassen, aber sein Takt und seine Freigebigkeit
brachten bald eine große Änderung in der Stimmung
des Landes hervor. Jn weniger als drei Wochen hatte
er alle Winkel der Jnsel durchforscht und zum Besten
der Jnsel tausend Dinge unternommen, welche die Elbe-
sen mit Dankbarkeit erfüllen mußten. Er ließ die ent-
gegengesetzten Punkte der Jnsel durch Straßen verbin-
den, legte für Porto Ferrajo eine Wasserleitung an, um
die Stadt mit Trinkwasser zu versorgen, und Lazarethe
für die in Quarantaine befindlichen Seeleute, kurz er
ließ sich in eine solche Menge von Unternehmungen ein,
daß zu ihrer Vollendung ein ganzes Menschenleben ge-
hört hätte. 5000 Menschen waren fortwährend beschäf-
tigt, seine Pläne ins Werk zu setzen. Der Wohlstand
der Jnsel mehrte sich mit jedem Tage, denn die Arbei-
ter wurden gut bezahlt und Handel und Wandel kam
in Schwung, wie nie zuvor. Der Hafen von Porto
Ferrajo war immer gedrängt voll von Schiffen und die
Macht seines Namens war immer noch so gewaltig, daß
die neue, mit Bienen besäete Flagge von Elba unan-
gefochten die unsichersten Gegenden des Meers durchflog.
Aber nicht blos Elba erfreute sich der kaiserlichen Für-
sorge, auch die benachbarten Jnselchen erfuhren sie. Das
kleine, aber äußerst fruchtbare Pianosa, südwestlich von
Elba, das bisher aus Furcht vor den Seeräubern unbe-
[Spaltenumbruch] wohnt geblieben war, wurde durch ein paar Dutzend
Soldaten für Elba in Besitz genommen, um colonisirt
zu werden. Es schien, als ob sich Napoleon mit seinem
Schicksale ausgesöhnt hätte, denn er schien nur an seine
Jnsel zu denken und war heiter und gesprächig, aber
schon nach einigen Monaten ging eine Veränderung in
ihm vor. Er wurde verschlossen und finster und war
oft so in Gedanken verloren, daß er nicht wußte, was
um ihn vorging.

Ein Reisender, der in der ersten Zeit des Aufent-
halts Napoleon's auf Elba diese Jnsel besuchte, beschreibt
verschiedene hieher gehörige Dinge folgendermaßen:

Die Straßen von Porto Ferrajo sind schmuzig und
holperig, die Gebäude schlecht und unansehnlich, doch er-
blickt man jetzt viele neue Baue, auch hat man ange-
fangen, die Straßen zu pflastern. Der Palast Napo-
leon 's ist nicht sehr geräumig; es wird stark daran ge-
baut, um alle dazu gehörige, zum Theil einzeln liegende
Gebäude durch Galerien und Verlängerung der Flügel
zu einem geräumigen und bequemen Ganzen zu vereini-
gen. Auf dem Marktplatze hatte ich Gelegenheit, einen
großen Theil der Einwohner der Hauptstadt Elbas zu
sehen; ihre gelben, mit Lumpen behangenen unreinlichen
Gestalten stachen gegen die kostbar und elegant gekleide-
ten Franzosen zu Fuß und zu Pferde sehr sonderbar ab.
Mein Zimmer wird von Offizieren, Pagen, Employés
nicht leer, welche sich alle eine reiche Ernte von Neuig-
keiten bei mir versprechen. Jch erzähle, was ich weiß;
man weiß jedoch immer schon, was ich zu erzählen habe.
Als neulich die Rede auf den wiener Congreß kam und
ich aus einem Zeitungsblatte eine Beschreibung der Feste
vorlas, die man in Wien gefeiert hatte, sagte ein Page:
„Wohl, sie haben Recht, sich zu belustigen, wir haben
das Unsrige genossen, jetzt ist die Reihe an ihnen —
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[93/0005] 93 daß sie aus unzähligen kleinen Kieselschalen von Jnfusions- thierchen bestehen. Ganz ähnliche Jnfusorienlager findet man am Spreeufer unter der Stadt Berlin, wo diese Erde silbergrau, trocken und dem Pfeifenthon ähnlich ist, wahrscheinlich aber im ganzen Spree= und Havelthale, sowie in allen untern Flußgebieten und Küstenniederun- gen Deutschlands und anderer Länder. Ein paar Mauer- steine, die Ehrenberg davon anfertigen ließ, wogen etwa den vierten Theil gewöhnlicher Mauersteine, schwammen, mit Wachs überzogen, wie Kork auf dem Wasser schmolzen im stärksten Porzellanofenfeuer nicht und er- hielten durch Zusatz von etwas Thon oder Lehm die Festigkeit gewöhnlicher Mauersteine. Napoleon's Wohnung in Porto Ferrajo auf der Jnsel Elba. [Abbildung] Das hier abgebildete einfache Haus, welches Napoleon vom 4. Mai 1814 bis zum 26. Februar 1815 zu Porto Ferrajo auf der Jnsel Elba bewohnte, besteht nur aus einem Erdgeschoß, liegt auf einer hohen, felsigen Erdzunge und hat vorn einen Hof, hinten ein Blumen- gärtchen. Napoleon war anfangs äußerst unpopulair auf der Jnsel, die Besuche der Franzosen vor seiner Abdan- kung hatten kein angenehmes Andenken unter den Be- wohnern gelassen, aber sein Takt und seine Freigebigkeit brachten bald eine große Änderung in der Stimmung des Landes hervor. Jn weniger als drei Wochen hatte er alle Winkel der Jnsel durchforscht und zum Besten der Jnsel tausend Dinge unternommen, welche die Elbe- sen mit Dankbarkeit erfüllen mußten. Er ließ die ent- gegengesetzten Punkte der Jnsel durch Straßen verbin- den, legte für Porto Ferrajo eine Wasserleitung an, um die Stadt mit Trinkwasser zu versorgen, und Lazarethe für die in Quarantaine befindlichen Seeleute, kurz er ließ sich in eine solche Menge von Unternehmungen ein, daß zu ihrer Vollendung ein ganzes Menschenleben ge- hört hätte. 5000 Menschen waren fortwährend beschäf- tigt, seine Pläne ins Werk zu setzen. Der Wohlstand der Jnsel mehrte sich mit jedem Tage, denn die Arbei- ter wurden gut bezahlt und Handel und Wandel kam in Schwung, wie nie zuvor. Der Hafen von Porto Ferrajo war immer gedrängt voll von Schiffen und die Macht seines Namens war immer noch so gewaltig, daß die neue, mit Bienen besäete Flagge von Elba unan- gefochten die unsichersten Gegenden des Meers durchflog. Aber nicht blos Elba erfreute sich der kaiserlichen Für- sorge, auch die benachbarten Jnselchen erfuhren sie. Das kleine, aber äußerst fruchtbare Pianosa, südwestlich von Elba, das bisher aus Furcht vor den Seeräubern unbe- wohnt geblieben war, wurde durch ein paar Dutzend Soldaten für Elba in Besitz genommen, um colonisirt zu werden. Es schien, als ob sich Napoleon mit seinem Schicksale ausgesöhnt hätte, denn er schien nur an seine Jnsel zu denken und war heiter und gesprächig, aber schon nach einigen Monaten ging eine Veränderung in ihm vor. Er wurde verschlossen und finster und war oft so in Gedanken verloren, daß er nicht wußte, was um ihn vorging. Ein Reisender, der in der ersten Zeit des Aufent- halts Napoleon's auf Elba diese Jnsel besuchte, beschreibt verschiedene hieher gehörige Dinge folgendermaßen: Die Straßen von Porto Ferrajo sind schmuzig und holperig, die Gebäude schlecht und unansehnlich, doch er- blickt man jetzt viele neue Baue, auch hat man ange- fangen, die Straßen zu pflastern. Der Palast Napo- leon 's ist nicht sehr geräumig; es wird stark daran ge- baut, um alle dazu gehörige, zum Theil einzeln liegende Gebäude durch Galerien und Verlängerung der Flügel zu einem geräumigen und bequemen Ganzen zu vereini- gen. Auf dem Marktplatze hatte ich Gelegenheit, einen großen Theil der Einwohner der Hauptstadt Elbas zu sehen; ihre gelben, mit Lumpen behangenen unreinlichen Gestalten stachen gegen die kostbar und elegant gekleide- ten Franzosen zu Fuß und zu Pferde sehr sonderbar ab. Mein Zimmer wird von Offizieren, Pagen, Employés nicht leer, welche sich alle eine reiche Ernte von Neuig- keiten bei mir versprechen. Jch erzähle, was ich weiß; man weiß jedoch immer schon, was ich zu erzählen habe. Als neulich die Rede auf den wiener Congreß kam und ich aus einem Zeitungsblatte eine Beschreibung der Feste vorlas, die man in Wien gefeiert hatte, sagte ein Page: „Wohl, sie haben Recht, sich zu belustigen, wir haben das Unsrige genossen, jetzt ist die Reihe an ihnen —

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 12. Leipzig (Sachsen), 25. März 1843, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig012_1843/5>, abgerufen am 27.11.2024.