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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 12. Leipzig (Sachsen), 25. März 1843.

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[Beginn Spaltensatz]
Kampf eines Bullenbeissers mit einem Bär
und einem Affen.

Neulich zog ein Savoyarde mit seinen beiden Reise-
genossen, einem Bär und einem Affen, ruhig seinen
Weg auf der Straße von Montbrison nach Villefranche.
Auf der Höhe von Ville Geneve holte ihn ein Fleischer,
welcher in Begleitung eines gewaltigen Bullenbeißers
nach Tarrare ging, ein. Jeder erzählte von seinen Hel-
denthaten, d. h. der Eine von seinem Bär, der Andere
von seinem Bullenbeißer. Die Eigenliebe mischte sich
bald ins Spiel und der Fleischer schlug dem Savoyar-
den vor, den Bären mit seinem Hunde einen kleinen
Kampf bestehen zu lassen. Dieser ging auf den Vor-
schlag ein, und die Thiere waren alsbald im heftigsten
Kampfe begriffen, sich zum Ruhme ihrer Herren mit
kräftigen Bissen zerfleischend. Der Hund zeigte in die-
sem Kampfe ganz besonders viel Feuer und Muth. Wie
der Affe, welcher als Kampfrichter auf den Schultern
des Savoyarden thronte, den Kampf sich verlängern und
seinen Kameraden sehr übel zugerichtet sah, stürzte er sich
kühn auf den Rücken des Thiers, um ihm gegen sei-
nen Gegner, den Bullenbeißer, beizustehen. Aber sein
Herr rief ihn zurück und die beiden Kämpfer wurden
getrennt.

Das ist recht Schade, rief der Fleischer, daß Jhr
Euern Affen zurückgerufen habt; mein Hund hätte ihn
gewiß auf einen Bissen verschlungen.

Wir gehen nach Tarrare, antwortete der Savoyarde,
dem die Ehre seines Affen nicht weniger werth war als
seine eigene; wollt Jhr Euern Hund daselbst mit mei-
nem Affen kämpfen lassen?

Mit Eurem Affen? erwiderte der Fleischer lachend,
ich wette 20 Francs gegen 20 Sous, daß Meister Petz,
bevor 10 Stunden vergehen, ins Gras gebissen hat.

Die Wette wurde angenommen, jedoch die Bedin-
gung gemacht, daß der Affe mit einem einen Fuß lan-
gen Stocke versehen werden sollte.

Jn Tarrare kehrten der Fleischer und der Bären-
führer in einem Wirthshause ein, das einen zum Kam-
pfe geeigneten Hof hatte. Das Gerücht von dem son-
derbaren Zweikampfe verbreitete sich mit Blitzesschnelle in
der Nachbarschaft und bald war der Hof mit Neugieri-
gen angefüllt.

Der Bullenbeißer trat zuerst mit seinem Herrn auf
den Kampfplatz. Jhm folgte gravitätisch der Bärenfüh-
rer mit seinem Affen auf den Schultern. Der Bullen-
beißer war sechsmal größer als der Affe, welcher einer
kleinen Gattung angehörte, ein Umstand, welcher nicht
wenig die Neugierde der Zuschauer vermehrte. Die
Frauen schalten gewaltig über die Grausamkeit des Kam-
pfes, verlangten aber nichtsdestoweniger die ersten Plätze,
um keinen der blutigen Bisse zu verlieren, die sogleich
ausgetheilt werden sollten.

Jetzt, sagte der Fleischer zu dem Bärenführer, nach-
dem dieser seinen Affen auf einen Schemel gestellt und
demselben einen kurzen Stock aus sehr knotigem Holze
in die Hände gegeben hatte, jetzt müßt Jhr Euch vor
allen Dingen vor dieser Gesellschaft verpflichten, keine
Entschädigung von mir zu verlangen, wenn mein Hund
Euern Affen zu einem Ragout zusammengebissen ha-
ben wird.

Denkt lieber an Euern Hund, sagte der Bärenfüh-
rer, ich kann mich zu Allem verpflichten, ebenso wie
mein Affe, der nichts fürchtet.

Hier fletschte der Affe von seinem Schemel herab
die Zähne gegen den Hund, welcher seinerseits nur auf
den Augenblick zu warten schien, wo ihn sein Herr los-
[Spaltenumbruch] lassen würde, um dem hochmüthigen Affen den Garaus
zu machen.

Da, Petz, dieser große Hund gehört dir, sagte der
Bärenführer.

Sultan, verschlinge das Ding da, sagte der Fleischer
und ließ seinen Hund los.

Dieser stürzte mit einer wahrhaft tigerhaften Wuth
auf den Affen. Der arme Petz schoß, wie es schien,
vor Schreck, einen Purzelbaum auf die Erde. Der Bul-
lenbeißer wollte ihn beim Fell fassen, als er in einer
Kreiswendung hoch in die Luft flog, auf den Hund
sprang und sich auf seinem Rücken so geschickt anklam-
merte, daß er vor jedem Bisse sicher war; von hier faßte
er mit den Zähnen den Hals des Hundes, packte mit
der Linken eins seiner Ohren, drehte seinen Kopf auf die
Seite und schlug dann mit der Rechten dergestalt auf
die Schnauze seines Feindes, daß dieser wie ein getrete-
nes Hündchen winselte. Diese Abdachtelei des großen
Hundes durch den kleinen Affen gewährte einen sehr
lustigen Anblick; Alles lachte, außer dem Fleischer, der
vor Wuth knirschte. Aber das half dem armen Hunde
nichts. Der Affe wurde nicht müde, mit seinem knoti-
gen Stocke auf die Schnauze desselben loszuschlagen und
hätte ihn gewiß getödtet, wenn sein Herr nicht endlich
um Gnade für ihn gebeten hätte.

Der Hund war so übel zugerichtet, daß ihn sein
Herr, nachdem er die Wette bezahlt hatte, vom Kampf-
platze tragen mußte.



Schwimmende Steine.

Schon die Griechen und Römer kannten Steine, welche
so leicht waren, daß sie auf dem Wasser schwammen,
denn die ihnen bekannten Länder enthielten vulkanische
Gegenden, welche Bimsstein in Menge lieferten. Auch
zum Bauen wurden dergleichen leichte Steine frühzeitig
gebraucht, namentlich in Spanien, wo sie nach Posido-
nius und Strabo aus einer thonartigen Erde geformt
wurden, die man auch zum Poliren des Silbers brauchte.
Vitruv, dessen Urtheil in Gegenständen der Baukunst so
großes Gewicht hat, und Plinius empfahlen den Ge-
brauch dieser Steine. Jm Mittelalter geriethen sie ganz
in Vergessenheit. Jm J. 1791 bereitete der Jtaliener
Giovanni Fabroni aus einer als Bergmehl bezeichneten
Kieselerde, die sich bei Santafiore in Toscana findet, Zie-
gelsteine von solcher Leichtigkeit, daß sie auf Wasser
schwammen, die sich übrigens gut mit Mörtel verban-
den und der Erweichung durch Wasser vollständig wider-
standen. Eine ganz gleiche Erdart wurde später bei Coi-
ron in Frankreich unweit der Rhone gefunden; ferner
in der neuesten Zeit ( nachdem der Graf Francois de
Nantes 1832 die Erfindung Fabroni's wieder in Erin-
nerung gebracht hatte ) zu Ceyssat bei Pont Gibaud im
Departement Puy de Dome. Mit der letztern stellte der
Bergwerksdirector Fournet Versuche an und fand, daß
aus dieser Erde bereitete, gebrannte Steine sich mit dem
Messer schneiden lassen und sich zu Abgüssen von Me-
tall eignen; er empfiehlt sie zur Sicherung der Pulver-
kammern auf Schiffen, ferner der Herde der Dampf-
maschinen, für die Gewölbe der Schmelzöfen u. s. w.
Dasselbe Material scheint in Griechenland schon lange in
Gebrauch zu sein und wird dort namentlich auf Zante
gefunden.

Erdarten der angegebenen Beschaffenheit sind aber ge-
wiß viel häufiger als man bisher glaubte. Prof. Ehrenberg
in Berlin untersuchte die genannten Erdarten und fand,
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Kampf eines Bullenbeissers mit einem Bär
und einem Affen.

Neulich zog ein Savoyarde mit seinen beiden Reise-
genossen, einem Bär und einem Affen, ruhig seinen
Weg auf der Straße von Montbrison nach Villefranche.
Auf der Höhe von Ville Genève holte ihn ein Fleischer,
welcher in Begleitung eines gewaltigen Bullenbeißers
nach Tarrare ging, ein. Jeder erzählte von seinen Hel-
denthaten, d. h. der Eine von seinem Bär, der Andere
von seinem Bullenbeißer. Die Eigenliebe mischte sich
bald ins Spiel und der Fleischer schlug dem Savoyar-
den vor, den Bären mit seinem Hunde einen kleinen
Kampf bestehen zu lassen. Dieser ging auf den Vor-
schlag ein, und die Thiere waren alsbald im heftigsten
Kampfe begriffen, sich zum Ruhme ihrer Herren mit
kräftigen Bissen zerfleischend. Der Hund zeigte in die-
sem Kampfe ganz besonders viel Feuer und Muth. Wie
der Affe, welcher als Kampfrichter auf den Schultern
des Savoyarden thronte, den Kampf sich verlängern und
seinen Kameraden sehr übel zugerichtet sah, stürzte er sich
kühn auf den Rücken des Thiers, um ihm gegen sei-
nen Gegner, den Bullenbeißer, beizustehen. Aber sein
Herr rief ihn zurück und die beiden Kämpfer wurden
getrennt.

Das ist recht Schade, rief der Fleischer, daß Jhr
Euern Affen zurückgerufen habt; mein Hund hätte ihn
gewiß auf einen Bissen verschlungen.

Wir gehen nach Tarrare, antwortete der Savoyarde,
dem die Ehre seines Affen nicht weniger werth war als
seine eigene; wollt Jhr Euern Hund daselbst mit mei-
nem Affen kämpfen lassen?

Mit Eurem Affen? erwiderte der Fleischer lachend,
ich wette 20 Francs gegen 20 Sous, daß Meister Petz,
bevor 10 Stunden vergehen, ins Gras gebissen hat.

Die Wette wurde angenommen, jedoch die Bedin-
gung gemacht, daß der Affe mit einem einen Fuß lan-
gen Stocke versehen werden sollte.

Jn Tarrare kehrten der Fleischer und der Bären-
führer in einem Wirthshause ein, das einen zum Kam-
pfe geeigneten Hof hatte. Das Gerücht von dem son-
derbaren Zweikampfe verbreitete sich mit Blitzesschnelle in
der Nachbarschaft und bald war der Hof mit Neugieri-
gen angefüllt.

Der Bullenbeißer trat zuerst mit seinem Herrn auf
den Kampfplatz. Jhm folgte gravitätisch der Bärenfüh-
rer mit seinem Affen auf den Schultern. Der Bullen-
beißer war sechsmal größer als der Affe, welcher einer
kleinen Gattung angehörte, ein Umstand, welcher nicht
wenig die Neugierde der Zuschauer vermehrte. Die
Frauen schalten gewaltig über die Grausamkeit des Kam-
pfes, verlangten aber nichtsdestoweniger die ersten Plätze,
um keinen der blutigen Bisse zu verlieren, die sogleich
ausgetheilt werden sollten.

Jetzt, sagte der Fleischer zu dem Bärenführer, nach-
dem dieser seinen Affen auf einen Schemel gestellt und
demselben einen kurzen Stock aus sehr knotigem Holze
in die Hände gegeben hatte, jetzt müßt Jhr Euch vor
allen Dingen vor dieser Gesellschaft verpflichten, keine
Entschädigung von mir zu verlangen, wenn mein Hund
Euern Affen zu einem Ragout zusammengebissen ha-
ben wird.

Denkt lieber an Euern Hund, sagte der Bärenfüh-
rer, ich kann mich zu Allem verpflichten, ebenso wie
mein Affe, der nichts fürchtet.

Hier fletschte der Affe von seinem Schemel herab
die Zähne gegen den Hund, welcher seinerseits nur auf
den Augenblick zu warten schien, wo ihn sein Herr los-
[Spaltenumbruch] lassen würde, um dem hochmüthigen Affen den Garaus
zu machen.

Da, Petz, dieser große Hund gehört dir, sagte der
Bärenführer.

Sultan, verschlinge das Ding da, sagte der Fleischer
und ließ seinen Hund los.

Dieser stürzte mit einer wahrhaft tigerhaften Wuth
auf den Affen. Der arme Petz schoß, wie es schien,
vor Schreck, einen Purzelbaum auf die Erde. Der Bul-
lenbeißer wollte ihn beim Fell fassen, als er in einer
Kreiswendung hoch in die Luft flog, auf den Hund
sprang und sich auf seinem Rücken so geschickt anklam-
merte, daß er vor jedem Bisse sicher war; von hier faßte
er mit den Zähnen den Hals des Hundes, packte mit
der Linken eins seiner Ohren, drehte seinen Kopf auf die
Seite und schlug dann mit der Rechten dergestalt auf
die Schnauze seines Feindes, daß dieser wie ein getrete-
nes Hündchen winselte. Diese Abdachtelei des großen
Hundes durch den kleinen Affen gewährte einen sehr
lustigen Anblick; Alles lachte, außer dem Fleischer, der
vor Wuth knirschte. Aber das half dem armen Hunde
nichts. Der Affe wurde nicht müde, mit seinem knoti-
gen Stocke auf die Schnauze desselben loszuschlagen und
hätte ihn gewiß getödtet, wenn sein Herr nicht endlich
um Gnade für ihn gebeten hätte.

Der Hund war so übel zugerichtet, daß ihn sein
Herr, nachdem er die Wette bezahlt hatte, vom Kampf-
platze tragen mußte.



Schwimmende Steine.

Schon die Griechen und Römer kannten Steine, welche
so leicht waren, daß sie auf dem Wasser schwammen,
denn die ihnen bekannten Länder enthielten vulkanische
Gegenden, welche Bimsstein in Menge lieferten. Auch
zum Bauen wurden dergleichen leichte Steine frühzeitig
gebraucht, namentlich in Spanien, wo sie nach Posido-
nius und Strabo aus einer thonartigen Erde geformt
wurden, die man auch zum Poliren des Silbers brauchte.
Vitruv, dessen Urtheil in Gegenständen der Baukunst so
großes Gewicht hat, und Plinius empfahlen den Ge-
brauch dieser Steine. Jm Mittelalter geriethen sie ganz
in Vergessenheit. Jm J. 1791 bereitete der Jtaliener
Giovanni Fabroni aus einer als Bergmehl bezeichneten
Kieselerde, die sich bei Santafiore in Toscana findet, Zie-
gelsteine von solcher Leichtigkeit, daß sie auf Wasser
schwammen, die sich übrigens gut mit Mörtel verban-
den und der Erweichung durch Wasser vollständig wider-
standen. Eine ganz gleiche Erdart wurde später bei Coi-
ron in Frankreich unweit der Rhone gefunden; ferner
in der neuesten Zeit ( nachdem der Graf François de
Nantes 1832 die Erfindung Fabroni's wieder in Erin-
nerung gebracht hatte ) zu Ceyssat bei Pont Gibaud im
Departement Puy de Dôme. Mit der letztern stellte der
Bergwerksdirector Fournet Versuche an und fand, daß
aus dieser Erde bereitete, gebrannte Steine sich mit dem
Messer schneiden lassen und sich zu Abgüssen von Me-
tall eignen; er empfiehlt sie zur Sicherung der Pulver-
kammern auf Schiffen, ferner der Herde der Dampf-
maschinen, für die Gewölbe der Schmelzöfen u. s. w.
Dasselbe Material scheint in Griechenland schon lange in
Gebrauch zu sein und wird dort namentlich auf Zante
gefunden.

Erdarten der angegebenen Beschaffenheit sind aber ge-
wiß viel häufiger als man bisher glaubte. Prof. Ehrenberg
in Berlin untersuchte die genannten Erdarten und fand,
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Der Hund war so übel zugerichtet, daß ihn sein Herr, nachdem er die Wette bezahlt hatte, vom Kampf- platze tragen mußte. Schwimmende Steine. Schon die Griechen und Römer kannten Steine, welche so leicht waren, daß sie auf dem Wasser schwammen, denn die ihnen bekannten Länder enthielten vulkanische Gegenden, welche Bimsstein in Menge lieferten. Auch zum Bauen wurden dergleichen leichte Steine frühzeitig gebraucht, namentlich in Spanien, wo sie nach Posido- nius und Strabo aus einer thonartigen Erde geformt wurden, die man auch zum Poliren des Silbers brauchte. Vitruv, dessen Urtheil in Gegenständen der Baukunst so großes Gewicht hat, und Plinius empfahlen den Ge- brauch dieser Steine. Jm Mittelalter geriethen sie ganz in Vergessenheit. Jm J. 1791 bereitete der Jtaliener Giovanni Fabroni aus einer als Bergmehl bezeichneten Kieselerde, die sich bei Santafiore in Toscana findet, Zie- gelsteine von solcher Leichtigkeit, daß sie auf Wasser schwammen, die sich übrigens gut mit Mörtel verban- den und der Erweichung durch Wasser vollständig wider- standen. Eine ganz gleiche Erdart wurde später bei Coi- ron in Frankreich unweit der Rhone gefunden; ferner in der neuesten Zeit ( nachdem der Graf François de Nantes 1832 die Erfindung Fabroni's wieder in Erin- nerung gebracht hatte ) zu Ceyssat bei Pont Gibaud im Departement Puy de Dôme. Mit der letztern stellte der Bergwerksdirector Fournet Versuche an und fand, daß aus dieser Erde bereitete, gebrannte Steine sich mit dem Messer schneiden lassen und sich zu Abgüssen von Me- tall eignen; er empfiehlt sie zur Sicherung der Pulver- kammern auf Schiffen, ferner der Herde der Dampf- maschinen, für die Gewölbe der Schmelzöfen u. s. w. Dasselbe Material scheint in Griechenland schon lange in Gebrauch zu sein und wird dort namentlich auf Zante gefunden. Erdarten der angegebenen Beschaffenheit sind aber ge- wiß viel häufiger als man bisher glaubte. Prof. Ehrenberg in Berlin untersuchte die genannten Erdarten und fand,

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 12. Leipzig (Sachsen), 25. März 1843, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig012_1843/4>, abgerufen am 24.11.2024.