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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 47. Prag, 1835.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Zeit wahrscheinlich vom Parnaß losgerissen haben;
Dodwell zweifelt nicht, daß dieß jene Felsenmassen
seyen, welche, nach Herodot und Diodor, das
Heer des Xerxes niederschmetterten.     D. G.



Grabdenkmale in Sibirien.

Einer der neuesten russischen Reisenden hat bei
den Katschinzen, einer kleinen tatarischen Völkerschaft
tief in Sibirien am linken Ufer des Jenisei, in der
Koliwanschen Statthalterschaft, Spuren von Bergbau
uud Schmelzwerken gefunden, auch viele alte, zum
Theil reiche Grabmäler entdeckt. Jene mögen wohl
von einem frühern Volke, das diese Gegenden be-
wohnte, und sich einigermaßen auf Berg= und Hütten-
bau verstand, herrühren. Diese, die Grabmähler,
schreiben die Katschinzen zwar ihren Vorfahren zu,
und bezeugen ihnen viele Ehrerbietung; aber die
meisten sind von den Russen aus Raubsucht aufge-
rissen und zerstört worden. Man fand in denselben
nicht nur Menschengebeine, sondern zuweilen auch
Schädel und Knochen von Pferden und Schafen da-
bei, Gebisse von Zäumen, Steigbügel, Gurte, Spieße,
Aexte, Streithämmer, Bogen und Pfeile, Götzenbil-
der, Urnen und andere Gefäße, Ohren = und Arm-
geschmeide von Kupfer und Eisen, auch einzelne von
Silber und Gold. Die ansehnlichsten sind mit Denk-
säulen und kleinen Obelisken bezeichnet. Am Ende
dieser Gräber steht gewöhnlich gegen Südosten eine
männliche oder weibliche Figur aufgerichtet, von dem
Eingebornen Jlgensok genannt, aus grobem Sand-
stein plump zugehauen. Andere sind bloß von hohen
Grabhügeln, Kurgans genannt, bedeckt, eben so
wie in den Steppen der Donschen Kosaken und an-
dern Steppen des südlichen Rußlands. Manche Rei-
sende und Alterthumsforscher sind der Meinung, der
Wind habe diese Grabhügel nach und nach aufge-
häuft; allein das ist unmöglich, wie gleich der erste
Augenschein jeden davon überzeugen muß. Es sind
ganz unbezweifelt Begräbnißplätze, indem die Vor-
fahren dieser Völker ( wie auch wir jetzt noch ) alle
den Wahn hegten, durch dergleichen große sichtbare
Denkmähler die Verstorbenen zu ehren. Uebrigens
sind die heutigen Katschinzen ein lustiges, munteres
Völkchen, mitunter aber treulos und lügenhaft, doch
keine Räuber und Mörder, aber Liebhaber vom
Trunke, besonders vom Branntwein. Viehzucht und
Jägerei sind ihr Hauptnahrungszweig. Weiber neh-
men sie so viele, als sie bezahlen und ernähren kön-
nen, doch selten mehr als 4 bis 5. Jhre Religion
ist die schamanisch = heidnische. Jhre Todten begraben
sie jetzt in ihren Kleidern, jedoch ohne Särge, auch
geben sie ihnen allerlei Geräthschaften mit ins Grab,
und auf dasselbe stecken sie ein Trinkgeschirr, aus
dem sie nach Verlauf eines Jahres bei ihren daselbst
angestellten Zusammenkünften tüchtig zechen. H.



Waffen und Kleidung der Vorzeit.

Die gesammte Waffenkleidung der Ritter hieß
Sarabat oder Sarwat. Durch die Lanze unter-
schied sich der Ritter vom Knappen, der nur Schild
und Schwert tragen durfte. Turnierlanzen waren
an der Spitze stumpf ( Krönige ) . Hatte ein Ritter
hinlänglich Vasallen und Knechte ( in Deutschland
wurden wenigstens 10 Helme gefordert ) , so schnitt
er den Zipfel des Fähnchens weg, das nun vier-
[Spaltenumbruch] eckig wurde, und ihn zum Bannerherrn machte. Der
älteste Panzer ( Harnisch, Brünne ) war ein aus
starkem Eisendrath gemachtes Kleid; im 9ten Jahr-
hundert schon brauchte man metallene oder hörnerne
Schuppen; endlich bediente man sich der Schienen
oder Platten, und diese Gattung hieß von ihrer
Form Krebse. Unter dem Panzer trug man, die
Schläge zu lähmen, Seide, Wachs, Wolle, Flachs.
So war der Mann, die innern Seiten der Lenden
ausgenommen, ganz eingehüllt und sicher, weil die
Theile wohl in einander gefügt waren. Der Waf-
fenrock
ein sackartiges Oberkleid, reich gestickt und
mit eingenähten Devisen geziert, wurde über den
Panzer geworfen, um den Glanz der Waffen bei
Ueberfällen zu bedecken, und zum Schutze zu dienen.
Nur Ritter trugen Waffenröcke, die sie mit dem
Gürtel ( Schärpe ) fest banden. Am Gürtel hing
ihnen noch das Schwert, das die Knappen an einer
Binde trugen, die über die rechte Schulter hing.
Die Waffenschürze diente die Lendenrüstung zu
verhüllen, wenn man den Waffenrock nicht hatte.
Das Schwert, so wichtig für die Heldenzeit, daß
die alten brittischen Mütter mit der Schwertspitze
den neugebornen Kindern die erste Nahrung und
den ersten Segen gaben, wurde mit eigenen Namen
benannt. Joyeuse hieß Kaiser Karls, Duran-
del Rolands
Schwert. Attila und die Jung-
frau von Orleans mußten durch Wunder ihre
Schwerter finden. Auf ein gutes und berühmtes
Schwert wurde viel gehalten, es diente noch als
Kreuz, und sein Knopf als Siegel. Der nordische
Schmied Weiland machte durch allerlei Läuterung
des Eisens ein Schwert, mit dem er seinen Gegner
und dessen Rüstung so durchschnitt, daß dieser ver-
meinte, nur kaltes Wasser fließe über seinen Rücken,
und todt auseinander fiel, als er sich schüttelte.
Man gab Schwerter als Dank auf Turnieren. Kauf-
leute durften sie auf Reisen nur vor sich, nicht um-
gegürtet tragen. Die Turnierschwerter wurden immer
untersucht, ob sie auch nach der Vorschrift nur 3
Zoll breit, und an beiden Seiten stumpf abgeschliffen
wären. Der offene Helm hieß Turnierhelm, der
verschlossene Stechhelm; jener war entweder ganz
offen, oder nur mit einem Gitter versehen, weil im
Turniere die Lanzen keine Gefahr fürs Gesicht
brachten. Man schmückte die Helme mit Roßschwei-
fen, Hörnern, Federbüschen, Adlerflügeln, Puppen
u. s. w., was man Zimier nannte, und um diese
Dinge zu befestigen, brauchte man einen Wulst,
aus dem die Krone entstand. Wie durch Schilde
die Familien, so unterschieden sich durch die Helm-
zierden die Zweige einer Familie. Auf den Helm
steckte man den erhaltenen Dank, und weil alle
diese Sachen bei der Schwere des Helms zu sehr
drücken mußten, machte man sie aus Holz, Pappe
u. s. w. Die Knappen durften keinen Helm tragen.
Wer den Helm abband, gab zu verstehen, daß er
nicht mehr kämpfen wolle, oder daß er sich gefan-
gen gebe. Die Edelleute in England setzten einen
Helm auf ihren Landsitz, und luden durch dieses
Zeichen jeden vorüberziehenden Ritter gastfreundlich
ein. Goldene oder vergoldete Sporen zu tragen
war das Vorrecht der Ritter. Den rechten Hand-
schuh und rechten Sporen geben, hieß sich für über-
wunden bekennen, und geloben, das Versprechen zu
halten. Die Frauen legten sie zuweilen den Män-
nern an, und ermahnten sie zu edlen Thaten. Mit
dem Kolben suchte man des Gegners Waffen zu
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Zeit wahrscheinlich vom Parnaß losgerissen haben;
Dodwell zweifelt nicht, daß dieß jene Felsenmassen
seyen, welche, nach Herodot und Diodor, das
Heer des Xerxes niederschmetterten.     D. G.



Grabdenkmale in Sibirien.

Einer der neuesten russischen Reisenden hat bei
den Katschinzen, einer kleinen tatarischen Völkerschaft
tief in Sibirien am linken Ufer des Jenisei, in der
Koliwanschen Statthalterschaft, Spuren von Bergbau
uud Schmelzwerken gefunden, auch viele alte, zum
Theil reiche Grabmäler entdeckt. Jene mögen wohl
von einem frühern Volke, das diese Gegenden be-
wohnte, und sich einigermaßen auf Berg= und Hütten-
bau verstand, herrühren. Diese, die Grabmähler,
schreiben die Katschinzen zwar ihren Vorfahren zu,
und bezeugen ihnen viele Ehrerbietung; aber die
meisten sind von den Russen aus Raubsucht aufge-
rissen und zerstört worden. Man fand in denselben
nicht nur Menschengebeine, sondern zuweilen auch
Schädel und Knochen von Pferden und Schafen da-
bei, Gebisse von Zäumen, Steigbügel, Gurte, Spieße,
Aexte, Streithämmer, Bogen und Pfeile, Götzenbil-
der, Urnen und andere Gefäße, Ohren = und Arm-
geschmeide von Kupfer und Eisen, auch einzelne von
Silber und Gold. Die ansehnlichsten sind mit Denk-
säulen und kleinen Obelisken bezeichnet. Am Ende
dieser Gräber steht gewöhnlich gegen Südosten eine
männliche oder weibliche Figur aufgerichtet, von dem
Eingebornen Jlgensok genannt, aus grobem Sand-
stein plump zugehauen. Andere sind bloß von hohen
Grabhügeln, Kurgans genannt, bedeckt, eben so
wie in den Steppen der Donschen Kosaken und an-
dern Steppen des südlichen Rußlands. Manche Rei-
sende und Alterthumsforscher sind der Meinung, der
Wind habe diese Grabhügel nach und nach aufge-
häuft; allein das ist unmöglich, wie gleich der erste
Augenschein jeden davon überzeugen muß. Es sind
ganz unbezweifelt Begräbnißplätze, indem die Vor-
fahren dieser Völker ( wie auch wir jetzt noch ) alle
den Wahn hegten, durch dergleichen große sichtbare
Denkmähler die Verstorbenen zu ehren. Uebrigens
sind die heutigen Katschinzen ein lustiges, munteres
Völkchen, mitunter aber treulos und lügenhaft, doch
keine Räuber und Mörder, aber Liebhaber vom
Trunke, besonders vom Branntwein. Viehzucht und
Jägerei sind ihr Hauptnahrungszweig. Weiber neh-
men sie so viele, als sie bezahlen und ernähren kön-
nen, doch selten mehr als 4 bis 5. Jhre Religion
ist die schamanisch = heidnische. Jhre Todten begraben
sie jetzt in ihren Kleidern, jedoch ohne Särge, auch
geben sie ihnen allerlei Geräthschaften mit ins Grab,
und auf dasselbe stecken sie ein Trinkgeschirr, aus
dem sie nach Verlauf eines Jahres bei ihren daselbst
angestellten Zusammenkünften tüchtig zechen. H.



Waffen und Kleidung der Vorzeit.

Die gesammte Waffenkleidung der Ritter hieß
Sarabat oder Sarwat. Durch die Lanze unter-
schied sich der Ritter vom Knappen, der nur Schild
und Schwert tragen durfte. Turnierlanzen waren
an der Spitze stumpf ( Krönige ) . Hatte ein Ritter
hinlänglich Vasallen und Knechte ( in Deutschland
wurden wenigstens 10 Helme gefordert ) , so schnitt
er den Zipfel des Fähnchens weg, das nun vier-
[Spaltenumbruch] eckig wurde, und ihn zum Bannerherrn machte. Der
älteste Panzer ( Harnisch, Brünne ) war ein aus
starkem Eisendrath gemachtes Kleid; im 9ten Jahr-
hundert schon brauchte man metallene oder hörnerne
Schuppen; endlich bediente man sich der Schienen
oder Platten, und diese Gattung hieß von ihrer
Form Krebse. Unter dem Panzer trug man, die
Schläge zu lähmen, Seide, Wachs, Wolle, Flachs.
So war der Mann, die innern Seiten der Lenden
ausgenommen, ganz eingehüllt und sicher, weil die
Theile wohl in einander gefügt waren. Der Waf-
fenrock
ein sackartiges Oberkleid, reich gestickt und
mit eingenähten Devisen geziert, wurde über den
Panzer geworfen, um den Glanz der Waffen bei
Ueberfällen zu bedecken, und zum Schutze zu dienen.
Nur Ritter trugen Waffenröcke, die sie mit dem
Gürtel ( Schärpe ) fest banden. Am Gürtel hing
ihnen noch das Schwert, das die Knappen an einer
Binde trugen, die über die rechte Schulter hing.
Die Waffenschürze diente die Lendenrüstung zu
verhüllen, wenn man den Waffenrock nicht hatte.
Das Schwert, so wichtig für die Heldenzeit, daß
die alten brittischen Mütter mit der Schwertspitze
den neugebornen Kindern die erste Nahrung und
den ersten Segen gaben, wurde mit eigenen Namen
benannt. Joyeuse hieß Kaiser Karls, Duran-
del Rolands
Schwert. Attila und die Jung-
frau von Orleans mußten durch Wunder ihre
Schwerter finden. Auf ein gutes und berühmtes
Schwert wurde viel gehalten, es diente noch als
Kreuz, und sein Knopf als Siegel. Der nordische
Schmied Weiland machte durch allerlei Läuterung
des Eisens ein Schwert, mit dem er seinen Gegner
und dessen Rüstung so durchschnitt, daß dieser ver-
meinte, nur kaltes Wasser fließe über seinen Rücken,
und todt auseinander fiel, als er sich schüttelte.
Man gab Schwerter als Dank auf Turnieren. Kauf-
leute durften sie auf Reisen nur vor sich, nicht um-
gegürtet tragen. Die Turnierschwerter wurden immer
untersucht, ob sie auch nach der Vorschrift nur 3
Zoll breit, und an beiden Seiten stumpf abgeschliffen
wären. Der offene Helm hieß Turnierhelm, der
verschlossene Stechhelm; jener war entweder ganz
offen, oder nur mit einem Gitter versehen, weil im
Turniere die Lanzen keine Gefahr fürs Gesicht
brachten. Man schmückte die Helme mit Roßschwei-
fen, Hörnern, Federbüschen, Adlerflügeln, Puppen
u. s. w., was man Zimier nannte, und um diese
Dinge zu befestigen, brauchte man einen Wulst,
aus dem die Krone entstand. Wie durch Schilde
die Familien, so unterschieden sich durch die Helm-
zierden die Zweige einer Familie. Auf den Helm
steckte man den erhaltenen Dank, und weil alle
diese Sachen bei der Schwere des Helms zu sehr
drücken mußten, machte man sie aus Holz, Pappe
u. s. w. Die Knappen durften keinen Helm tragen.
Wer den Helm abband, gab zu verstehen, daß er
nicht mehr kämpfen wolle, oder daß er sich gefan-
gen gebe. Die Edelleute in England setzten einen
Helm auf ihren Landsitz, und luden durch dieses
Zeichen jeden vorüberziehenden Ritter gastfreundlich
ein. Goldene oder vergoldete Sporen zu tragen
war das Vorrecht der Ritter. Den rechten Hand-
schuh und rechten Sporen geben, hieß sich für über-
wunden bekennen, und geloben, das Versprechen zu
halten. Die Frauen legten sie zuweilen den Män-
nern an, und ermahnten sie zu edlen Thaten. Mit
dem Kolben suchte man des Gegners Waffen zu
[Ende Spaltensatz]

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[374/0006] Panorama des Universums. Zeit wahrscheinlich vom Parnaß losgerissen haben; Dodwell zweifelt nicht, daß dieß jene Felsenmassen seyen, welche, nach Herodot und Diodor, das Heer des Xerxes niederschmetterten. D. G. Grabdenkmale in Sibirien. Einer der neuesten russischen Reisenden hat bei den Katschinzen, einer kleinen tatarischen Völkerschaft tief in Sibirien am linken Ufer des Jenisei, in der Koliwanschen Statthalterschaft, Spuren von Bergbau uud Schmelzwerken gefunden, auch viele alte, zum Theil reiche Grabmäler entdeckt. Jene mögen wohl von einem frühern Volke, das diese Gegenden be- wohnte, und sich einigermaßen auf Berg= und Hütten- bau verstand, herrühren. Diese, die Grabmähler, schreiben die Katschinzen zwar ihren Vorfahren zu, und bezeugen ihnen viele Ehrerbietung; aber die meisten sind von den Russen aus Raubsucht aufge- rissen und zerstört worden. Man fand in denselben nicht nur Menschengebeine, sondern zuweilen auch Schädel und Knochen von Pferden und Schafen da- bei, Gebisse von Zäumen, Steigbügel, Gurte, Spieße, Aexte, Streithämmer, Bogen und Pfeile, Götzenbil- der, Urnen und andere Gefäße, Ohren = und Arm- geschmeide von Kupfer und Eisen, auch einzelne von Silber und Gold. Die ansehnlichsten sind mit Denk- säulen und kleinen Obelisken bezeichnet. Am Ende dieser Gräber steht gewöhnlich gegen Südosten eine männliche oder weibliche Figur aufgerichtet, von dem Eingebornen Jlgensok genannt, aus grobem Sand- stein plump zugehauen. Andere sind bloß von hohen Grabhügeln, Kurgans genannt, bedeckt, eben so wie in den Steppen der Donschen Kosaken und an- dern Steppen des südlichen Rußlands. Manche Rei- sende und Alterthumsforscher sind der Meinung, der Wind habe diese Grabhügel nach und nach aufge- häuft; allein das ist unmöglich, wie gleich der erste Augenschein jeden davon überzeugen muß. Es sind ganz unbezweifelt Begräbnißplätze, indem die Vor- fahren dieser Völker ( wie auch wir jetzt noch ) alle den Wahn hegten, durch dergleichen große sichtbare Denkmähler die Verstorbenen zu ehren. Uebrigens sind die heutigen Katschinzen ein lustiges, munteres Völkchen, mitunter aber treulos und lügenhaft, doch keine Räuber und Mörder, aber Liebhaber vom Trunke, besonders vom Branntwein. Viehzucht und Jägerei sind ihr Hauptnahrungszweig. Weiber neh- men sie so viele, als sie bezahlen und ernähren kön- nen, doch selten mehr als 4 bis 5. Jhre Religion ist die schamanisch = heidnische. Jhre Todten begraben sie jetzt in ihren Kleidern, jedoch ohne Särge, auch geben sie ihnen allerlei Geräthschaften mit ins Grab, und auf dasselbe stecken sie ein Trinkgeschirr, aus dem sie nach Verlauf eines Jahres bei ihren daselbst angestellten Zusammenkünften tüchtig zechen. H. Waffen und Kleidung der Vorzeit. Die gesammte Waffenkleidung der Ritter hieß Sarabat oder Sarwat. Durch die Lanze unter- schied sich der Ritter vom Knappen, der nur Schild und Schwert tragen durfte. Turnierlanzen waren an der Spitze stumpf ( Krönige ) . Hatte ein Ritter hinlänglich Vasallen und Knechte ( in Deutschland wurden wenigstens 10 Helme gefordert ) , so schnitt er den Zipfel des Fähnchens weg, das nun vier- eckig wurde, und ihn zum Bannerherrn machte. Der älteste Panzer ( Harnisch, Brünne ) war ein aus starkem Eisendrath gemachtes Kleid; im 9ten Jahr- hundert schon brauchte man metallene oder hörnerne Schuppen; endlich bediente man sich der Schienen oder Platten, und diese Gattung hieß von ihrer Form Krebse. Unter dem Panzer trug man, die Schläge zu lähmen, Seide, Wachs, Wolle, Flachs. So war der Mann, die innern Seiten der Lenden ausgenommen, ganz eingehüllt und sicher, weil die Theile wohl in einander gefügt waren. Der Waf- fenrock ein sackartiges Oberkleid, reich gestickt und mit eingenähten Devisen geziert, wurde über den Panzer geworfen, um den Glanz der Waffen bei Ueberfällen zu bedecken, und zum Schutze zu dienen. Nur Ritter trugen Waffenröcke, die sie mit dem Gürtel ( Schärpe ) fest banden. Am Gürtel hing ihnen noch das Schwert, das die Knappen an einer Binde trugen, die über die rechte Schulter hing. Die Waffenschürze diente die Lendenrüstung zu verhüllen, wenn man den Waffenrock nicht hatte. Das Schwert, so wichtig für die Heldenzeit, daß die alten brittischen Mütter mit der Schwertspitze den neugebornen Kindern die erste Nahrung und den ersten Segen gaben, wurde mit eigenen Namen benannt. Joyeuse hieß Kaiser Karls, Duran- del Rolands Schwert. Attila und die Jung- frau von Orleans mußten durch Wunder ihre Schwerter finden. Auf ein gutes und berühmtes Schwert wurde viel gehalten, es diente noch als Kreuz, und sein Knopf als Siegel. Der nordische Schmied Weiland machte durch allerlei Läuterung des Eisens ein Schwert, mit dem er seinen Gegner und dessen Rüstung so durchschnitt, daß dieser ver- meinte, nur kaltes Wasser fließe über seinen Rücken, und todt auseinander fiel, als er sich schüttelte. Man gab Schwerter als Dank auf Turnieren. Kauf- leute durften sie auf Reisen nur vor sich, nicht um- gegürtet tragen. Die Turnierschwerter wurden immer untersucht, ob sie auch nach der Vorschrift nur 3 Zoll breit, und an beiden Seiten stumpf abgeschliffen wären. Der offene Helm hieß Turnierhelm, der verschlossene Stechhelm; jener war entweder ganz offen, oder nur mit einem Gitter versehen, weil im Turniere die Lanzen keine Gefahr fürs Gesicht brachten. Man schmückte die Helme mit Roßschwei- fen, Hörnern, Federbüschen, Adlerflügeln, Puppen u. s. w., was man Zimier nannte, und um diese Dinge zu befestigen, brauchte man einen Wulst, aus dem die Krone entstand. Wie durch Schilde die Familien, so unterschieden sich durch die Helm- zierden die Zweige einer Familie. Auf den Helm steckte man den erhaltenen Dank, und weil alle diese Sachen bei der Schwere des Helms zu sehr drücken mußten, machte man sie aus Holz, Pappe u. s. w. Die Knappen durften keinen Helm tragen. Wer den Helm abband, gab zu verstehen, daß er nicht mehr kämpfen wolle, oder daß er sich gefan- gen gebe. Die Edelleute in England setzten einen Helm auf ihren Landsitz, und luden durch dieses Zeichen jeden vorüberziehenden Ritter gastfreundlich ein. Goldene oder vergoldete Sporen zu tragen war das Vorrecht der Ritter. Den rechten Hand- schuh und rechten Sporen geben, hieß sich für über- wunden bekennen, und geloben, das Versprechen zu halten. Die Frauen legten sie zuweilen den Män- nern an, und ermahnten sie zu edlen Thaten. Mit dem Kolben suchte man des Gegners Waffen zu

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 47. Prag, 1835, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama47_1835/6>, abgerufen am 24.11.2024.