Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

so wie durch Einwirkung der Klimatischen Verhält-
nisse Variaten sich gebildet haben, oder es hat meh-
rere Typus zugleich gegeben.

Die erste Meinung haben Pallas und Priccal ange-
nommen, und zwar daß die schwarze Farbe die Ur-
farbe sei, so daß also die Cirkassier aus den Negern
entstanden sind. - Es entspricht dieser Ansicht aller-
dings die Bemerkung bei Thieren, die gewiß weißer
werden wenn man sie zu Hausthieren macht |: Enten
Gänse etc :| - Die Weißen möchten vielleicht mit
dieser Abstammung nicht sehr zufrieden sein, doch
eben so wenig im ungekehrten Fall die Schwarzen.
Die Ideen von Häßlichkeit und Schönheit sind sehr
verschieden. Herr Deumel erinnerte sich immer mit
eine Art von Unwillen, und erzählte als das Un-
angenehmste das ihm auf seiner ganzen Reisen wie-
derfahren sei, welchen ekelhaften Eindruck er unter
die Negerstämme in Sadam mit seiner weißen
Farbe, und dem europäischen Gesicht er gemacht habe.
Die Negerinnen schauderten vor ihm zurük, und
es wurde ihnen übel, wenn sie das weiße Gesicht
mit großer Nase und wenigen verstehenden Backen-
knochen sahen. So sucht jedes Volk den Typus der

Schön-

ſo wie durch Einwirkung der Klimatiſchen Verhält-
niſse Variaten ſich gebildet haben, oder es hat meh-
rere Typus zugleich gegeben.

Die erſte Meinung haben Pallas und Priccal ange-
nommen, und zwar daß die ſchwarze Farbe die Ur-
farbe ſei, ſo daß also die Cirkaſsier aus den Negern
entſtanden ſind. – Es entſpricht dieſer Ansicht aller-
dings die Bemerkung bei Thieren, die gewiß weißer
werden wenn man ſie zu Hausthieren macht |: Enten
Gänse etc :| – Die Weißen möchten vielleicht mit
dieſer Abſtammung nicht ſehr zufrieden ſein, doch
eben ſo wenig im ungekehrten Fall die Schwarzen.
Die Ideen von Häßlichkeit und Schönheit ſind ſehr
verſchieden. Herr Deumel erinnerte ſich immer mit
eine Art von Unwillen, und erzählte als das Un-
angenehmſte das ihm auf ſeiner ganzen Reiſen wie-
derfahren ſei, welchen ekelhaften Eindruck er unter
die Negerſtämme in Sadam mit ſeiner weißen
Farbe, und dem europäiſchen Geſicht er gemacht habe.
Die Negerinnen ſchauderten vor ihm zurük, und
es wurde ihnen übel, wenn ſie das weiße Gesicht
mit großer Nase und wenigen verſtehenden Backen-
knochen ſahen. So ſucht jedes Volk den Typus der

Schön-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="60">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0631" n="625"/>
&#x017F;o wie durch Einwirkung der Klimati&#x017F;chen Verhält-<lb/>
ni&#x017F;se Variaten &#x017F;ich gebildet haben, oder es hat meh-<lb/>
rere Typus zugleich gegeben.</p><lb/>
              <p>Die er&#x017F;te Meinung haben <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118591371 http://d-nb.info/gnd/118591371">Pallas</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117697206 http://d-nb.info/gnd/117697206">Priccal</persName></hi><note resp="#BF" type="editorial">Vgl. <bibl>Prichard, James Cowles: Researches into the physical History of Mankind. 2 Bde. 2. Aufl. Arch, London 1826.</bibl> Online verfügbar: <ref target="http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10255421-5">Band 1, MDZ München, abgerufen am 26.02.2016</ref>, <ref target="http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10255422-0">Band 2, MDZ München, abgerufen am 26.02.2016</ref>.</note> ange-<lb/>
nommen, und zwar daß die &#x017F;chwarze Farbe die Ur-<lb/>
farbe &#x017F;ei, &#x017F;o daß also die Cirka&#x017F;sier aus den Negern<lb/>
ent&#x017F;tanden &#x017F;ind. &#x2013; Es ent&#x017F;pricht die&#x017F;er Ansicht aller-<lb/>
dings die Bemerkung bei Thieren, die gewiß weißer<lb/>
werden wenn man &#x017F;ie zu Hausthieren macht <metamark>|:</metamark> Enten<lb/>
Gänse <hi rendition="#aq">etc</hi> <metamark>:|</metamark> &#x2013; Die Weißen möchten vielleicht mit<lb/>
die&#x017F;er Ab&#x017F;tammung nicht &#x017F;ehr zufrieden &#x017F;ein, doch<lb/>
eben &#x017F;o wenig im ungekehrten Fall die Schwarzen.<lb/>
Die Ideen von Häßlichkeit und Schönheit &#x017F;ind &#x017F;ehr<lb/>
ver&#x017F;chieden. <choice><abbr>H&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Herr</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117632368 http://d-nb.info/gnd/117632368">Deumel</persName></hi> erinnerte &#x017F;ich immer mit<lb/>
eine Art von Unwillen, und erzählte als das Un-<lb/>
angenehm&#x017F;te das ihm auf &#x017F;einer ganzen Rei&#x017F;en wie-<lb/>
derfahren &#x017F;ei, welchen ekelhaften Eindruck er unter<lb/>
die Neger&#x017F;tämme in Sadam mit &#x017F;einer weißen<lb/>
Farbe, und dem europäi&#x017F;chen Ge&#x017F;icht er gemacht habe.<lb/>
Die Negerinnen &#x017F;chauderten vor ihm zurük, und<lb/>
es wurde ihnen übel, wenn &#x017F;ie das weiße Gesicht<lb/>
mit großer Nase und wenigen ver&#x017F;tehenden Backen-<lb/>
knochen &#x017F;ahen. So &#x017F;ucht jedes Volk den Typus der<lb/>
<fw type="catch" place="bottom"><hi rendition="#u">Schön-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[625/0631] ſo wie durch Einwirkung der Klimatiſchen Verhält- niſse Variaten ſich gebildet haben, oder es hat meh- rere Typus zugleich gegeben. Die erſte Meinung haben Pallas und Priccal ange- nommen, und zwar daß die ſchwarze Farbe die Ur- farbe ſei, ſo daß also die Cirkaſsier aus den Negern entſtanden ſind. – Es entſpricht dieſer Ansicht aller- dings die Bemerkung bei Thieren, die gewiß weißer werden wenn man ſie zu Hausthieren macht |: Enten Gänse etc :| – Die Weißen möchten vielleicht mit dieſer Abſtammung nicht ſehr zufrieden ſein, doch eben ſo wenig im ungekehrten Fall die Schwarzen. Die Ideen von Häßlichkeit und Schönheit ſind ſehr verſchieden. H Deumel erinnerte ſich immer mit eine Art von Unwillen, und erzählte als das Un- angenehmſte das ihm auf ſeiner ganzen Reiſen wie- derfahren ſei, welchen ekelhaften Eindruck er unter die Negerſtämme in Sadam mit ſeiner weißen Farbe, und dem europäiſchen Geſicht er gemacht habe. Die Negerinnen ſchauderten vor ihm zurük, und es wurde ihnen übel, wenn ſie das weiße Gesicht mit großer Nase und wenigen verſtehenden Backen- knochen ſahen. So ſucht jedes Volk den Typus der Schön-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Ibero-Amerikanisches Institut Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Edition: Im Manuskript fehlt ein Blatt (S. 359–360), aus technischen Gründen wurde auf die Einschaltung von zwei Leerseiten im Digitalisat verzichtet. Ein entsprechendes Tag weist an der betreffenden Stelle darauf hin.

Zwei Blätter sind vom Schreiber falsch paginiert und falsch gebunden (S. 291–294). Die Reihenfolge der Bilder wurde korrigiert, die dementsprechend korrigierten Seitenzahlen wurden durch eckige Klammern gekennzeichnet.

Vom Schreiber selbst berichtigte Seitenzahlen wurden ebenfalls durch eckige Klammern gekennzeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828/631
Zitationshilfe: [N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828/631>, abgerufen am 25.11.2024.