zum Theil undeutlichen Ueberbleibsel so genau zu unterscheiden. HerrDesfontaines hat uns zuerst auf einen wesentlichen Charakterunterschied der Pflanzen auf- merksam gemacht, demgemäß aus der Physiognomie des Holzes selbst die Pflanzenfamilie bestimmt werden kann. Es findet sich die merkwürdige Ue- bereinstimmung, daß bei allen mit einem Saamenlappen keimenden Pflan- zen (Monocotyledones) die Gefäße nicht in concentrischen Ringen, die jüngern nach AußenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 79: "außen". zu, sondern in Bündeln vertheilt, die jüngern im Mittelpunkt (Endogenen) des Stammes liegen. Diese Gewächse haben keine wahre Rinde, wachsen von Innen nach Außen; der ganze Stamm ist markig, und das Holz liegt in Längenbündeln, gleichsam zerstreut, umher in der Marksubstanz. - Bei den mit 2 Saamenlappen keimenden Pflanzen (Dicotyledones) liegen die Gefäße in concentrischen Lagen, die jüngern nach Außen (Exogenen), und sie wachsen indem dem verhärteten, bleibenden Jahrtrieb sich immer ein neuer oben ansetzt. - Der Stamm der baumartigen Endogenen ist gewöhnlich schlank und lang, fast ungetheilt und astlos, cylindrisch; jener der Exogenen gewöhn- lich ästig und conisch. - Was das numerische betrifft so findet man in den we- sentlichen Blüthentheilen der Monocotyledonen die Zahl 3 vorherschend, oder die eines vielfachen von 3, wogegen bei den Dicotyledonen die mannigfal- tigsten Zahlenverhältnisse statt finden. - Merkwürdig für unsere Er- nährungHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 80: "Erwähnung". ist die erstere der Pflanzengruppen, denn dahin gehören die Grä- ser, mit den Cerealien, die unter den Tropen zum baumartigen Pisang werden, ferner die Palmen, unter diesen die Sagopalme, der Reis etc.
Der Grundsatz, daß die Natur von dem Einfachen zum Zusammenge-
setzten
zum Theil undeutlichen Ueberbleibsel so genau zu unterscheiden. HerrDesfontaines hat uns zuerst auf einen wesentlichen Charakterunterschied der Pflanzen auf- merksam gemacht, demgemäß aus der Physiognomie des Holzes selbst die Pflanzenfamilie bestimmt werden kann. Es findet sich die merkwürdige Ue- bereinstimmung, daß bei allen mit einem Saamenlappen keimenden Pflan- zen (Monocotyledones) die Gefäße nicht in concentrischen Ringen, die jüngern nach AußenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 79: "außen". zu, sondern in Bündeln vertheilt, die jüngern im Mittelpunkt (Endogenen) des Stammes liegen. Diese Gewächse haben keine wahre Rinde, wachsen von Innen nach Außen; der ganze Stamm ist markig, und das Holz liegt in Längenbündeln, gleichsam zerstreut, umher in der Marksubstanz. – Bei den mit 2 Saamenlappen keimenden Pflanzen (Dicotyledones) liegen die Gefäße in concentrischen Lagen, die jüngern nach Außen (Exogenen), und sie wachsen indem dem verhärteten, bleibenden Jahrtrieb sich immer ein neuer oben ansetzt. – Der Stamm der baumartigen Endogenen ist gewöhnlich schlank und lang, fast ungetheilt und astlos, cylindrisch; jener der Exogenen gewöhn- lich ästig und conisch. – Was das numerische betrifft so findet man in den we- sentlichen Blüthentheilen der Monocotyledonen die Zahl 3 vorherschend, oder die eines vielfachen von 3, wogegen bei den Dicotyledonen die mannigfal- tigsten Zahlenverhältnisse statt finden. – Merkwürdig für unsere Er- nährungHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 80: "Erwähnung". ist die erstere der Pflanzengruppen, denn dahin gehören die Grä- ser, mit den Cerealien, die unter den Tropen zum baumartigen Pisang werden, ferner die Palmen, unter diesen die Sagopalme, der Reis etc.
Der Grundsatz, daß die Natur von dem Einfachen zum Zusammenge-
setzten
<TEI><text><body><divtype="session"n="5"><p><pbfacs="#f0042"n="19v"/>
zum Theil undeutlichen Ueberbleibsel so genau zu unterscheiden. <choice><abbr>H.</abbr><expanresp="#CT">Herr</expan></choice><hirendition="#aq"><persNameref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-104130717 http://d-nb.info/gnd/104130717">Desfontaines</persName></hi><lb/>
hat uns zuerst auf einen wesentlichen Charakterunterschied der Pflanzen auf-<lb/>
merksam gemacht, demgemäß aus der Physiognomie des Holzes selbst die<lb/>
Pflanzenfamilie bestimmt werden kann. Es findet sich die merkwürdige Ue-<lb/>
bereinstimmung, daß bei allen mit einem Saamenlappen keimenden Pflan-<lb/>
zen (<hirendition="#aq">Monocotyledones</hi>) die Gefäße nicht in concentrischen Ringen, die jüngern<lb/>
nach Außen<noteresp="#CT"type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 79: "außen".</note> zu, sondern in Bündeln vertheilt, die jüngern im Mittelpunkt<lb/>
(<hirendition="#aq">Endogenen</hi>) des Stammes liegen. Diese Gewächse haben keine wahre Rinde,<lb/>
wachsen von Innen nach Außen; der ganze Stamm ist markig, und das Holz<lb/>
liegt in Längenbündeln, gleichsam zerstreut, umher in der Marksubstanz. –<lb/>
Bei den mit 2 Saamenlappen keimenden Pflanzen (<hirendition="#aq">Dicotyledones</hi>) liegen die<lb/>
Gefäße in concentrischen Lagen, die jüngern nach Außen (<hirendition="#aq">Exogenen</hi>), und sie<lb/>
wachsen indem dem verhärteten, bleibenden Jahrtrieb sich immer ein neuer<lb/>
oben ansetzt. – Der Stamm der baumartigen Endogenen ist gewöhnlich schlank<lb/>
und lang, fast ungetheilt und astlos, cylindrisch; jener der Exogenen gewöhn-<lb/>
lich ästig und conisch. – Was das numerische betrifft so findet man in den we-<lb/>
sentlichen Blüthentheilen der Monocotyledonen die Zahl 3 vorherschend, oder<lb/>
die eines vielfachen von 3, wogegen bei den Dicotyledonen die mannigfal-<lb/>
tigsten Zahlenverhältnisse statt finden. – Merkwürdig für unsere Er-<lb/>
nährung<noteresp="#CT"type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 80: "Erwähnung".</note> ist die erstere der Pflanzengruppen, denn dahin gehören die Grä-<lb/>
ser, mit den Cerealien, die unter den Tropen zum baumartigen Pisang<lb/>
werden, ferner die Palmen, unter diesen die Sagopalme, der Reis <hirendition="#aq">etc.</hi></p><lb/><p>Der Grundsatz, daß die Natur von dem Einfachen zum Zusammenge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">setzten</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[19v/0042]
zum Theil undeutlichen Ueberbleibsel so genau zu unterscheiden. H. Desfontaines
hat uns zuerst auf einen wesentlichen Charakterunterschied der Pflanzen auf-
merksam gemacht, demgemäß aus der Physiognomie des Holzes selbst die
Pflanzenfamilie bestimmt werden kann. Es findet sich die merkwürdige Ue-
bereinstimmung, daß bei allen mit einem Saamenlappen keimenden Pflan-
zen (Monocotyledones) die Gefäße nicht in concentrischen Ringen, die jüngern
nach Außen zu, sondern in Bündeln vertheilt, die jüngern im Mittelpunkt
(Endogenen) des Stammes liegen. Diese Gewächse haben keine wahre Rinde,
wachsen von Innen nach Außen; der ganze Stamm ist markig, und das Holz
liegt in Längenbündeln, gleichsam zerstreut, umher in der Marksubstanz. –
Bei den mit 2 Saamenlappen keimenden Pflanzen (Dicotyledones) liegen die
Gefäße in concentrischen Lagen, die jüngern nach Außen (Exogenen), und sie
wachsen indem dem verhärteten, bleibenden Jahrtrieb sich immer ein neuer
oben ansetzt. – Der Stamm der baumartigen Endogenen ist gewöhnlich schlank
und lang, fast ungetheilt und astlos, cylindrisch; jener der Exogenen gewöhn-
lich ästig und conisch. – Was das numerische betrifft so findet man in den we-
sentlichen Blüthentheilen der Monocotyledonen die Zahl 3 vorherschend, oder
die eines vielfachen von 3, wogegen bei den Dicotyledonen die mannigfal-
tigsten Zahlenverhältnisse statt finden. – Merkwürdig für unsere Er-
nährung ist die erstere der Pflanzengruppen, denn dahin gehören die Grä-
ser, mit den Cerealien, die unter den Tropen zum baumartigen Pisang
werden, ferner die Palmen, unter diesen die Sagopalme, der Reis etc.
Der Grundsatz, daß die Natur von dem Einfachen zum Zusammenge-
setzten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in
Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt:
Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie.
Frankfurt a. M.: Insel.
anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß
dem DTA-Basisformat
kodiert.
Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an
der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen.
[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 19v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/42>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.