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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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Simmes ? zu St. Louis am Missouri, eine Stelle finden, der die Behauptung
aufstellt, daß sich im Innern der Erde eine weite Höhlung befinde, zu der
ein Loch am Nordpol, eine Oeffnung von mindestens 20° führe. Er hält es
für sehr ausführbar mittelst einer kurzen Sommerreise, von Sibirien aus,
diese Höhlung zu erreichen, aus der er eine reiche Ausbeute an Pflanzen
und Thieren verspricht. Er nimmt jedoch an, dass keine Menschen das Inne-
re der Erde bewohnen, die übrigens von einem eignen Planeten Proser-
pina
, in ihrem Centro erhellet wird. - Wenn man sich aber an die
Entdeckung des verstorbenen Chladni erinnert, daß die Luft in einem
Zustande von heftiger Compression leuchtend wird, so könnte man anneh-
men, daß durch die von oben eindringende Luft Licht genug hinein gebracht
würde, und es zur Erleuchtung weder eines Pluto noch einer Proserpina
bedürfte. - Mr. Simmes hat sich ganz kürzlich an den Magistrat zu
Augsburg gewendet, und ihn zur Hülfeleistung bei seinem Unternehmen
aufgefordert.

Die Erdrinde zeigt eine so große Mannigfaltigkeit in ihrem
Bau, daß die Geognosten sich berechtigt halten mehrere große Abtheilungen
zu unterscheiden, und eine successive Bildung anzunehmen. Die Grundla-
gen der verschiedenen Geschosse bilden:

I. Die Urgebirge. Alle Glieder dieser Abtheilung tragen das Gepräge
einer chemischen Bildung; sie sind krystallinisch; alles ist wie aus einem
Guß. Es ist wahrscheinlich, daß diese Massen durch einen Oxidationsproceß
entstanden sind, und nicht uranfänglich so waren. Versteinerungen als

Denkmäler

Simmes ? zu St. Louis am Missouri, eine Stelle finden, der die Behauptung
aufstellt, daß sich im Innern der Erde eine weite Höhlung befinde, zu der
ein Loch am Nordpol, eine Oeffnung von mindestens 20° führe. Er hält es
für sehr ausführbar mittelst einer kurzen Sommerreise, von Sibirien aus,
diese Höhlung zu erreichen, aus der er eine reiche Ausbeute an Pflanzen
und Thieren verspricht. Er nimmt jedoch an, dass keine Menschen das Inne-
re der Erde bewohnen, die übrigens von einem eignen Planeten Proser-
pina
, in ihrem Centro erhellet wird. – Wenn man sich aber an die
Entdeckung des verstorbenen Chladni erinnert, daß die Luft in einem
Zustande von heftiger Compression leuchtend wird, so könnte man anneh-
men, daß durch die von oben eindringende Luft Licht genug hinein gebracht
würde, und es zur Erleuchtung weder eines Pluto noch einer Proserpina
bedürfte. – Mr. Simmes hat sich ganz kürzlich an den Magistrat zu
Augsburg gewendet, und ihn zur Hülfeleistung bei seinem Unternehmen
aufgefordert.

Die Erdrinde zeigt eine so große Mannigfaltigkeit in ihrem
Bau, daß die Geognosten sich berechtigt halten mehrere große Abtheilungen
zu unterscheiden, und eine successive Bildung anzunehmen. Die Grundla-
gen der verschiedenen Geschosse bilden:

I. Die Urgebirge. Alle Glieder dieser Abtheilung tragen das Gepräge
einer chemischen Bildung; sie sind krystallinisch; alles ist wie aus einem
Guß. Es ist wahrscheinlich, daß diese Massen durch einen Oxidationsproceß
entstanden sind, und nicht uranfänglich so waren. Versteinerungen als

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[17r/0037] Simmes ? zu St. Louis am Missouri, eine Stelle finden, der die Behauptung aufstellt, daß sich im Innern der Erde eine weite Höhlung befinde, zu der ein Loch am Nordpol, eine Oeffnung von mindestens 20° führe. Er hält es für sehr ausführbar mittelst einer kurzen Sommerreise, von Sibirien aus, diese Höhlung zu erreichen, aus der er eine reiche Ausbeute an Pflanzen und Thieren verspricht. Er nimmt jedoch an, dass keine Menschen das Inne- re der Erde bewohnen, die übrigens von einem eignen Planeten Proser- pina, in ihrem Centro erhellet wird. – Wenn man sich aber an die Entdeckung des verstorbenen Chladni erinnert, daß die Luft in einem Zustande von heftiger Compression leuchtend wird, so könnte man anneh- men, daß durch die von oben eindringende Luft Licht genug hinein gebracht würde, und es zur Erleuchtung weder eines Pluto noch einer Proserpina bedürfte. – Mr. Simmes hat sich ganz kürzlich an den Magistrat zu Augsburg gewendet, und ihn zur Hülfeleistung bei seinem Unternehmen aufgefordert. Die Erdrinde zeigt eine so große Mannigfaltigkeit in ihrem Bau, daß die Geognosten sich berechtigt halten mehrere große Abtheilungen zu unterscheiden, und eine successive Bildung anzunehmen. Die Grundla- gen der verschiedenen Geschosse bilden: I. Die Urgebirge. Alle Glieder dieser Abtheilung tragen das Gepräge einer chemischen Bildung; sie sind krystallinisch; alles ist wie aus einem Guß. Es ist wahrscheinlich, daß diese Massen durch einen Oxidationsproceß entstanden sind, und nicht uranfänglich so waren. Versteinerungen als Denkmäler

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 17r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/37>, abgerufen am 28.03.2024.