Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Denkmäler lebender organischer Wesen finden sich nicht. Man rechnet hier-
her: Granit, Gneiß, Glimmerschiefer, Urkalk, Urthonschiefer, und eine
Formation die ihre Stelle einnimmt auf der Grenze der Ur- und Ueber-
gangsgebirge, den Euphotid des Herrn Hauy, den man früher mit dem Na-
men serpentinartiger Urgrünstein bezeichnete. Das älteste Gebilde aus
dem Gebiete der Urzeit, deren Beobachtung vergönnt gewesen, ist der
Granit. Diese Gebirgsart ist aus Quarz, Feldspath und Glimmer zusam-
mengesetzt, so, daß sie in ihrer Struktur vom grobkörnigen, bis zum
feinkörnigen vorkommt. Der Granit bildet die höchsten und steilsten Punkte
auf der Oberfläche der Erde, und dehnt sich in Gestalt von Ketten und Gebirgsgrup-
pen über den ganzen Planeten aus. Der Gipfel der Andeskette, der Chimborazo,
den man lange für den höchsten der Gebirgsrücken gehalten hat, besteht jedoch
nicht aus Granit, sondern Trachyt. Man weiß jetzt, daß das Himalaya Ge-
birge in Indien, die Andes an Höhe übertrifft. Der höchste Punkt desselben
der Dhawallagiri, ist zwar noch nicht erstiegen worden; durch trigonometri-
sche Messungen ist aber seine Höhe ermittelt, und die durch Flüsse herab-
geführten Bruchstücke, lassen vermuthen, daß seine Kuppe aus Granit be-
stehe.

II. Die Uebergangsgebirge. Es sind noch immer chemische Bildungen, aber
die krystallinische Form tritt mehr zurück, und schon beginnen Conglutinate,
Verkittungen von zertrümmerten Gesteinen. Die Felsarten zeigen, rücksicht-
lich ihrer Bestandtheile noch viel ähnliches mit den Urgebilden, erscheinen aber
der Form nach wechselnd mit Trümmer-Gesteinen und Sandsteinartigen

Bildungen

Denkmäler lebender organischer Wesen finden sich nicht. Man rechnet hier-
her: Granit, Gneiß, Glimmerschiefer, Urkalk, Urthonschiefer, und eine
Formation die ihre Stelle einnimmt auf der Grenze der Ur- und Ueber-
gangsgebirge, den Euphotid des Herrn Hauy, den man früher mit dem Na-
men serpentinartiger Urgrünstein bezeichnete. Das älteste Gebilde aus
dem Gebiete der Urzeit, deren Beobachtung vergönnt gewesen, ist der
Granit. Diese Gebirgsart ist aus Quarz, Feldspath und Glimmer zusam-
mengesetzt, so, daß sie in ihrer Struktur vom grobkörnigen, bis zum
feinkörnigen vorkommt. Der Granit bildet die höchsten und steilsten Punkte
auf der Oberfläche der Erde, und dehnt sich in Gestalt von Ketten und Gebirgsgrup-
pen über den ganzen Planeten aus. Der Gipfel der Andeskette, der Chimborazo,
den man lange für den höchsten der Gebirgsrücken gehalten hat, besteht jedoch
nicht aus Granit, sondern Trachyt. Man weiß jetzt, daß das Himalaya Ge-
birge in Indien, die Andes an Höhe übertrifft. Der höchste Punkt desselben
der Dhawallagiri, ist zwar noch nicht erstiegen worden; durch trigonometri-
sche Messungen ist aber seine Höhe ermittelt, und die durch Flüsse herab-
geführten Bruchstücke, lassen vermuthen, daß seine Kuppe aus Granit be-
stehe.

II. Die Uebergangsgebirge. Es sind noch immer chemische Bildungen, aber
die krystallinische Form tritt mehr zurück, und schon beginnen Conglutinate,
Verkittungen von zertrümmerten Gesteinen. Die Felsarten zeigen, rücksicht-
lich ihrer Bestandtheile noch viel ähnliches mit den Urgebilden, erscheinen aber
der Form nach wechselnd mit Trümmer-Gesteinen und Sandsteinartigen

Bildungen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="5">
        <p><pb facs="#f0038" n="17v"/>
Denkmäler lebender organischer Wesen finden sich nicht. Man rechnet hier-<lb/>
her: Granit, Gneiß, Glimmerschiefer, Urkalk, Urthonschiefer, und eine<lb/>
Formation die ihre Stelle einnimmt auf der Grenze der <choice><orig>Ur</orig><reg resp="#CT">Ur-</reg></choice> und Ueber-<lb/>
gangsgebirge, den <hi rendition="#aq">Euphotid</hi> des <choice><abbr>H&#xFFFC;.</abbr><expan resp="#CT">Herrn</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119097125 http://d-nb.info/gnd/119097125">Hauy</persName></hi>, den man früher mit dem Na-<lb/>
men serpentinartiger Urgrünstein bezeichnete. Das älteste Gebilde aus<lb/>
dem Gebiete der Urzeit, deren Beobachtung vergönnt gewesen, ist der<lb/>
Granit. Diese Gebirgsart ist aus Quarz, Feldspath und Glimmer zusam-<lb/>
mengesetzt, so, daß sie in ihrer <choice><orig>Strucktur</orig><reg resp="#CT">Struktur</reg></choice> vom grobkörnigen, bis zum<lb/>
feinkörnigen vorkommt. Der Granit bildet die höchsten und steilsten Punkte<lb/>
auf der Oberfläche der Erde, und dehnt sich in Gestalt von Ketten und Gebirgsgrup-<lb/>
pen über den ganzen Planeten aus. Der Gipfel der Andeskette, der <hi rendition="#aq">Chimborazo</hi>,<lb/>
den man lange für den höchsten der Gebirgsrücken gehalten hat, besteht jedoch<lb/>
nicht aus Granit, sondern Trachyt. Man weiß jetzt, daß das <hi rendition="#aq">Himalaya</hi> Ge-<lb/>
birge in Indien, die Andes an Höhe übertrifft. Der höchste Punkt desselben<lb/>
der <hi rendition="#aq">Dhawallagiri</hi>, ist zwar noch nicht erstiegen worden; durch trigonometri-<lb/>
sche Messungen ist aber seine Höhe ermittelt, und die durch Flüsse herab-<lb/>
geführten Bruchstücke, lassen vermuthen, daß seine Kuppe aus Granit be-<lb/>
stehe.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Die Uebergangsgebirge. Es sind noch immer chemische Bildungen, aber<lb/>
die krystallinische Form tritt mehr zurück, und schon beginnen Conglutinate,<lb/>
Verkittungen von zertrümmerten Gesteinen. Die Felsarten zeigen, rücksicht-<lb/>
lich ihrer Bestandtheile noch viel ähnliches mit den Urgebilden, erscheinen aber<lb/>
der Form nach wechselnd mit <choice><orig>Trümmer Gesteinen</orig><reg resp="#CT">Trümmer-Gesteinen</reg></choice> und Sandsteinartigen<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Bildungen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17v/0038] Denkmäler lebender organischer Wesen finden sich nicht. Man rechnet hier- her: Granit, Gneiß, Glimmerschiefer, Urkalk, Urthonschiefer, und eine Formation die ihre Stelle einnimmt auf der Grenze der Ur und Ueber- gangsgebirge, den Euphotid des H. Hauy, den man früher mit dem Na- men serpentinartiger Urgrünstein bezeichnete. Das älteste Gebilde aus dem Gebiete der Urzeit, deren Beobachtung vergönnt gewesen, ist der Granit. Diese Gebirgsart ist aus Quarz, Feldspath und Glimmer zusam- mengesetzt, so, daß sie in ihrer Strucktur vom grobkörnigen, bis zum feinkörnigen vorkommt. Der Granit bildet die höchsten und steilsten Punkte auf der Oberfläche der Erde, und dehnt sich in Gestalt von Ketten und Gebirgsgrup- pen über den ganzen Planeten aus. Der Gipfel der Andeskette, der Chimborazo, den man lange für den höchsten der Gebirgsrücken gehalten hat, besteht jedoch nicht aus Granit, sondern Trachyt. Man weiß jetzt, daß das Himalaya Ge- birge in Indien, die Andes an Höhe übertrifft. Der höchste Punkt desselben der Dhawallagiri, ist zwar noch nicht erstiegen worden; durch trigonometri- sche Messungen ist aber seine Höhe ermittelt, und die durch Flüsse herab- geführten Bruchstücke, lassen vermuthen, daß seine Kuppe aus Granit be- stehe. II. Die Uebergangsgebirge. Es sind noch immer chemische Bildungen, aber die krystallinische Form tritt mehr zurück, und schon beginnen Conglutinate, Verkittungen von zertrümmerten Gesteinen. Die Felsarten zeigen, rücksicht- lich ihrer Bestandtheile noch viel ähnliches mit den Urgebilden, erscheinen aber der Form nach wechselnd mit Trümmer Gesteinen und Sandsteinartigen Bildungen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen.

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/38
Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 17v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/38>, abgerufen am 04.12.2024.