Marburger Zeitung. Nr. 58, Marburg, 14.05.1912.Nr. 58, 14. Mai 1912 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Vom Zirkus Schmidt. Heute abends Gastwirtegenossenschaft Umgebung Marburg. Am 31. Mai 1912 um 2 Uhr nach- Aus dem Gerichtssaale. Vor dem Verwaltungsgerichtshofe gelangte am 11. d. M. eine Beschwerde des Herrn Mit Brandlegung bedroht. Am 9. April Vom Bruder mit Ermordung be- droht. Am 8. April d. J. kam der 29 jährige Schaubühne. Wohltätigkeitsvorstellung zu Gunsten Es war ein wohltuender Anblick, zu sehen, Herr Raimund Grabner, der artistische Leiter An die Aufführung selbst darf man allerdings [irrelevantes Material] Beobachtungen an der Wetterwarte der Landes-Obst- und Weinbauschule in Marburg von Montag den 6. bis einschließlich Sonntag den 12. Mai 1912
[irrelevantes Material]
Nr. 58, 14. Mai 1912 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Vom Zirkus Schmidt. Heute abends Gaſtwirtegenoſſenſchaft Umgebung Marburg. Am 31. Mai 1912 um 2 Uhr nach- Aus dem Gerichtsſaale. Vor dem Verwaltungsgerichtshofe gelangte am 11. d. M. eine Beſchwerde des Herrn Mit Brandlegung bedroht. Am 9. April Vom Bruder mit Ermordung be- droht. Am 8. April d. J. kam der 29 jährige Schaubühne. Wohltätigkeitsvorſtellung zu Gunſten Es war ein wohltuender Anblick, zu ſehen, Herr Raimund Grabner, der artiſtiſche Leiter An die Aufführung ſelbſt darf man allerdings [irrelevantes Material] Beobachtungen an der Wetterwarte der Landes-Obſt- und Weinbauſchule in Marburg von Montag den 6. bis einſchließlich Sonntag den 12. Mai 1912
[irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <pb facs="#f0005" n="5"/> <fw place="top" type="header">Nr. 58, 14. Mai 1912 Marburger Zeitung</fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom Zirkus Schmidt.</hi> </head> <p>Heute abends<lb/> findet die letzte hieſige Vorſtellung des Zirkus<lb/> Schmidt ſtatt; morgen gibt er bereits in Klagenfurt<lb/> ſeine dortige Eröffnungsvorſtellung. In den letzten<lb/> Tagen erregten insbeſondere die telepathiſchen Vor-<lb/> führungen des Herrn Svengali beim Publikum<lb/> großes Aufſehen. Einzelne Perſonen aus dem Zu-<lb/> ſchauerraume übertrugen ihre Gedankenbefehle auf<lb/> ihn und Svengali führte ſie in verblüffender Weiſe<lb/> durch. So holte er von einer Dame, die ſich auf<lb/> der Galerie befand, eine Hutnadel und brachte ſie,<lb/> wie der Auftraggeber es ſich gedacht hatte, einer<lb/> Dame in der erſten Reihe. Dann holte er, einem<lb/> Gedanken einer anderen Perſönlichkeit folgend, ein<lb/> Pferd aus dem Marſtall in die Manege uſw. Das<lb/> Publikum war über die Leiſtungen Svengalis, denen<lb/> es mit geſpanntem Intereſſe folgte, verblüfft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gaſtwirtegenoſſenſchaft Umgebung<lb/> Marburg.</hi> </head> <p>Am 31. Mai 1912 um 2 Uhr nach-<lb/> mittags findet im Gaſthauſe des Obmannes der<lb/> Genoſſenſchaft, Herrn M. Pukl in Roßwein die<lb/> Generalverſammlung der Gaſtwirtegenoſſenſchaft des<lb/> Bezirkes Umgebung Marburg ſtatt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Aus dem Gerichtsſaale.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vor dem Verwaltungsgerichtshofe</hi> </head><lb/> <p>gelangte am 11. d. 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Immerhin aber war brav gelernt und das<lb/> Zuſammenſpiel machte dem ernſten Geiſt des jungen<lb/> Enſembles alle Ehre. Herr, Geza Kriſch gab ſeinem<lb/> Pfarrer Hell ganz ſympathiſche Züge, iſt aber in<lb/> die ſeeliſche Tragik dieſer Geſtalt noch nicht einge-<lb/> drungen. Desgleichen vergriff ſich Herr Mahr als<lb/> Wurzelſepp anfangs im Ton, indem er dem ver-<lb/> bitterten Menſchenverächter, dem Wurzelſepp, zu viel<lb/> von mildem Humor beilegte. Doch verſteht er gut<lb/> zu ſpielen. Gute Volksgeſtalten boten die Damen<lb/> Lina Schmidt (Brigitte), Mizi Markhl (Anna), die<lb/> nur ihrer heimlichen Liebe noch beſſer Ausdruck zu<lb/> geben ſich bemühen muß, Mizi Lichtner (das Weib<lb/> des Wirtes), der wir ſehr natürliches Spiel nach-<lb/> rühmen müſſen, und die Herren Egon Renner<lb/> (Michel Berndorfer), Otto Kühn (Talmüller-Loisl).<lb/> Herr Ludwig Korb als Schulmeiſter verfiel in den<lb/> Fehler, den die meiſten Darſteller dieſer Rolle machen,<lb/> Auch er unterſtrich die Komik dieſer Figur, ſtatt<lb/> durch Ernſt ihre unfreiwillige Komik hervortreten<lb/> zu laſſen. Aber: Kein Meiſter fällt vom Himmel<lb/> und ernſtes Streben kann auch auch aus dieſem<lb/> Enſemble noch eines von künſtleriſcher Bedeutung<lb/> machen. 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Nr. 58, 14. Mai 1912 Marburger Zeitung
Vom Zirkus Schmidt. Heute abends
findet die letzte hieſige Vorſtellung des Zirkus
Schmidt ſtatt; morgen gibt er bereits in Klagenfurt
ſeine dortige Eröffnungsvorſtellung. In den letzten
Tagen erregten insbeſondere die telepathiſchen Vor-
führungen des Herrn Svengali beim Publikum
großes Aufſehen. Einzelne Perſonen aus dem Zu-
ſchauerraume übertrugen ihre Gedankenbefehle auf
ihn und Svengali führte ſie in verblüffender Weiſe
durch. So holte er von einer Dame, die ſich auf
der Galerie befand, eine Hutnadel und brachte ſie,
wie der Auftraggeber es ſich gedacht hatte, einer
Dame in der erſten Reihe. Dann holte er, einem
Gedanken einer anderen Perſönlichkeit folgend, ein
Pferd aus dem Marſtall in die Manege uſw. Das
Publikum war über die Leiſtungen Svengalis, denen
es mit geſpanntem Intereſſe folgte, verblüfft.
Gaſtwirtegenoſſenſchaft Umgebung
Marburg. Am 31. Mai 1912 um 2 Uhr nach-
mittags findet im Gaſthauſe des Obmannes der
Genoſſenſchaft, Herrn M. Pukl in Roßwein die
Generalverſammlung der Gaſtwirtegenoſſenſchaft des
Bezirkes Umgebung Marburg ſtatt.
Aus dem Gerichtsſaale.
Vor dem Verwaltungsgerichtshofe
gelangte am 11. d. M. eine Beſchwerde des Herrn
Anton Kaſchmann in Marburg gegen den ſteier-
märkiſchen Landesausſchuß zur Verhandlung, der
die Beanſtändigungen Kaſchmanns hinſichtlich eines
Schupfens, den ſein Nachbar, der Anſtreichermeiſter
Rudolf Holzinger in Marburg, erbaut hat, als
unbegründet zurückgewieſen hatte. Kaſchmann be-
hauptet, daß der Schupfen zu hoch gebaut ſei und
ſich nicht in einer genügenden Entfernung von ſeinem
Beſitze befinde, wodurch ſeine Rechte verletzt worden
ſeien. Die Beſchwerde wurde auf Grund der vor-
liegenden Sachverſtändigengutachten als im Geſetze
nicht begründet abgewieſen.
Mit Brandlegung bedroht. Am 9. April
kam es zwiſchen dem 34jährigen verheirateten In-
wohner Michael Sok und ſeinem Nachbar Franz
Sulek in Kulmberg bei Friedau zu einer Rauferei,
bei welcher Sulek mehrere Hiebe mit einer Haue
erhielt. Sok, der damals betrunken war, kam nachts
zum Hauſe des Sulek und äußerte Drohungen,
daß er das Haus an den vier Ecken anzünden
werde. Auch dem Nachbar Andreas Zoran hatte
er in dieſem Sinne gedroht. Die Leute leben nun
in Furcht und ſind bemüßigt, in den Nächten, wenn
Sok betrunken iſt, Wache zu halten. Sok wurde
zu vier Monaten ſchweren Kerker verurteilt.
Vom Bruder mit Ermordung be-
droht. Am 8. April d. J. kam der 29 jährige
Johann Wutte, der derzeit ohne beſtimmte Be-
ſchäftigung iſt, zu ſeinem Bruder Anton Wutte
in Kreuzberg, wo er nach einem Streite mit dieſem
zu exzedieren begann. Er zerſchlug eine Lampe
und mehrere Fenſterſcheiben und begann ſeinen
Bruder mit ſeinem gezückten Taſchenmeſſer zu be-
drohen und zu verfolgen. Dem Anton Wutte
gelang es, durch Flucht ſich ſeinem raſenden
Bruder zu entziehen, der auch ſpäter noch dritten
Perſonen gegenüber die Drohung ausſtieß, daß er
ſeinen Bruder ermorden müſſe, und wenn er
6 Jahre Kerker erhalten ſollte. Dieſe Drohungen
waren mit Rückſicht darauf, daß Johann Wutte
als gewalttätig bekannt iſt und daß er den Anton
Wutte ſchon zweimal vorher mit einem Meſſer
angegriffen hatte, ſowie in der Erwägung des Um-
ſtandes, daß Johann Wutte ſchon wiederholt wegen
Raufhandels und einmal auch wegen Verbrechens
des Totſchlages ſchon vorbeſtraft, erſcheint ſicherlich
geeignet, dem Bedrohten begründete Beſorgniſſe
einzuflößen. Anton Wutte geriet auch tatſächlich
in Furcht und holte die Gendarmerie, die bald
erſchien und den Johann Wutte feſtnehmen wollte.
Seiner Feſtnahme widerſetzte ſich Johann Wutte
durch gewaltſame Handanlegung und gefährliche
Drohung, indem er mit den Händen herumſchlug,
ſich auf die Gendarmen Mathias Kerznar und
Bernhard Supanc zu ſtürzen drohte und ſie zu
ſchlagen verſuchte. Er konnte erſt gefeſſelt werden,
nachdem Tit. Poſtenführer Mathias Kerznar von
ſeiner Waffe Gebrauch gemacht und dem Be-
ſchuldigten einen Stich in den linken Oberſchenkel
verſetzt hatte. Wutte verantwortete ſich bei der
heutigen Verhandlung mit Volltrunkenheit. Der
Gerichtshof verurteilte ihn heute zu dreizehn Mo-
naten ſchweren Kerkers.
Schaubühne.
Wohltätigkeitsvorſtellung zu Gunſten
der Kernſtockſchule in Pößnitz.
Es war ein wohltuender Anblick, zu ſehen,
eine wie große Zahl völkiſch Geſinnter dem Rufe
unſeres Abgeordneten Waſtian gefolgt waren und
das Theater füllten.
Herr Raimund Grabner, der artiſtiſche Leiter
des Enſembles Grazer Volksſchauſpieler, das ſich in
dankenswerter Weiſe in den Dienſt der guten Sache
geſtellt hatte, trug den ſchönen Prolog Kernſtocks
vor, der in herrlichen Worten den Wert und die
Bedeutung der deutſchen Schule würdigte.
An die Aufführung ſelbſt darf man allerdings
den Maßſtäb ſtrenger Kritik nicht anlegen und man
muß noch vielfach den guten Willen für das Werk
nehmen. Immerhin aber war brav gelernt und das
Zuſammenſpiel machte dem ernſten Geiſt des jungen
Enſembles alle Ehre. Herr, Geza Kriſch gab ſeinem
Pfarrer Hell ganz ſympathiſche Züge, iſt aber in
die ſeeliſche Tragik dieſer Geſtalt noch nicht einge-
drungen. Desgleichen vergriff ſich Herr Mahr als
Wurzelſepp anfangs im Ton, indem er dem ver-
bitterten Menſchenverächter, dem Wurzelſepp, zu viel
von mildem Humor beilegte. Doch verſteht er gut
zu ſpielen. Gute Volksgeſtalten boten die Damen
Lina Schmidt (Brigitte), Mizi Markhl (Anna), die
nur ihrer heimlichen Liebe noch beſſer Ausdruck zu
geben ſich bemühen muß, Mizi Lichtner (das Weib
des Wirtes), der wir ſehr natürliches Spiel nach-
rühmen müſſen, und die Herren Egon Renner
(Michel Berndorfer), Otto Kühn (Talmüller-Loisl).
Herr Ludwig Korb als Schulmeiſter verfiel in den
Fehler, den die meiſten Darſteller dieſer Rolle machen,
Auch er unterſtrich die Komik dieſer Figur, ſtatt
durch Ernſt ihre unfreiwillige Komik hervortreten
zu laſſen. Aber: Kein Meiſter fällt vom Himmel
und ernſtes Streben kann auch auch aus dieſem
Enſemble noch eines von künſtleriſcher Bedeutung
machen. Wir Grenzdeutſchen wollen allen Darſtellern
jedenfalls dankbar ſein, daß ſie ihr Scherflein zum
Ausbaue unſerer Grenzwälle beigetragen haben. In.
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Beobachtungen an der Wetterwarte der Landes-Obſt- und Weinbauſchule in Marburg
von Montag den 6. bis einſchließlich Sonntag den 12. Mai 1912
Tag Luſtdruck-Tagsm.
(0° red. Baromet.) Temperatur u. Celſtus Bewölkung,
Tagesmittel Niederſchläge m / m Bemer-
kungen
7 Uhr früh 2 Uhr mittags 9 Uhr abends Tagesmittel Höchſte Niederſte
in der
Luft am
Boden in der
Luft am
Boden
Montag 741.8 10.1 16.3 10.2 12.2 17.9 24.5 7.0 3.3 5 0.5 Regen
Dienstag 742.9 11 2 19 2 12.2 14.2 20.2 29.5 7 4 2.4 8 4.6 „
Mittwoch 742 0 11.6 13 7 12.8 12.7 16 8 18.6 10.2 7.0 8 3.8 „
Donnerst. 744.1 10.8 15 1 11.4 12.4 16.0 24.1 10.5 8.1 7 1.5 „
Freitag 738.1 11.4 17.2 14.6 14.4 18.4 24.7 10.0 5.7 7 0.5 „
Samstag 736.5 11.6 20.1 15.0 15.6 22.2 28 5 10.2 6 0 8 ·
Sonntag 737.4 15 2 27 3 19.4 20.6 28.8 34.3 10 3 5.6 1 ·
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