Was opfern unſere Gegner für
ihre nationalen Grenzſchulen?
Der tſchechiſche Schulverein erhielt
im Jahre 1910 76 Volksſchulen, 1 Bürgerſchule,
1 Realgymnaſium und 67 Kindergärten, zuſammen
144 Anſtalten mit 270 Klaſſen, die von 14.072
Kindern beſucht waren. Seine Geſamteinnahme be-
trug 1,298.062 K.
Der Wiener tſchechiſche Schul- (Komensky-)
Verein erhielt 5 Volksſchulen mit 31 Klaſſen mit
1641 Kindern, 5 tſchechiſche Sprachſchulen und 3
Kindergärten. Seine Geſamteinnahme betrug
273.589 K.
Der nordböhmiſche Tſchechiſierungsverein,
welcher einen großen Teil ſeiner Einnahmen für
Schulzwecke verwendet, hatte eine Geſamteinnahme
von 547.238 K.
Der tſchechiſche Böhmerwaldbund wid-
mete dem Grenzſchulweſen 76.637 K., ſeine Geſamt-
einnahmen betrugen 210.572 K.
Der Tſchechiſierungsverein für Nordoſt-
mähren gab für den gleichen Zweck 83 000 K.
aus, ſeine Einnahmen erreichten die Höhe von
197.000 K.
Der Tſchechiſierungsverein für Südweſt-
mähren erhielt 2 Bürgerſchulen, 11 Volksſchulen
und 3 Kindergärten mit einem Aufwande von
133.788.05 K., ſeine Geſamteinnahmen betrugen
260.545 K.
Der tſchechiſche Volksbildungsverein Schleſien
erhielt 1 Bürgerſchule und gedenkt ein Realgym-
naſium zu errichten. Mit Hilfe des tſchechiſchen
Schulvereines errichtete er im Jahre 1910 3 neue
Volksſchulen. Außerdem erhielt er 19 Kinder-
gärten. Seine Geſamteinnahmen betrugen 29.390 K.
Der Brünner tſchechiſche Schulverein erhielt
1 dreiklaſſige Bürgerſchule, die von 170 Kindern
beſucht war, 21 Kindergärten mit 31 Abteilungen,
die von 1843 Kindern beſucht waren; ſeine Rein-
einnahmen betrugen 73.547 K.
Der Iglauer tſchechiſche Schulverein erhielt
die erſte Klaſſe einer Knabenbürgerſchule und 3
Kindergärten.
Der Budweiſer tſchechiſche Schulverein er-
hielt 1 Lehrerbildungsanſtalt, 1 fünfklaſſige Volks-
ſchule, die von 344 Kindern beſucht war, und 8
Kindergärten. Der jährliche Koſtenaufwand beträgt
etwa 100.000 K., die Jahreseinnahmen dürften
100.000 K. überſteigen.
Der Olmützer tſchechiſche Schulverein erhielt
4 Kindergärten und mehrere Fortbildungsſchulen.
Der tſchechiſche Schulverein in Lunden-
burg erhält 1 Bürgerſchule.
Der tſchechiſche Schulverein in Mähr. Oſtrau
hat beſchloſſen, eine Reihe von Kindergärten zu
gründen.
Außerdem ſind noch tſchechiſche Schulvereine
in Auſſee, Hohenſtadt, Kanitz und Znaim.
Die Einahmen der tſchechoſlawiſchen Ver-
einigung betragen 26.276 K.
Der ſloweniſche Schulverein erhielt 7
Volksſchulen mit 32 Klaſſen und 20 Kindergärten,
die insgeſamt von 3025 Kindern beſucht waren;
ſeine Einnahmen im Jahre 1910 betrugen
1,053.654 K.
Die Tätigkeit des kärntneriſchen klerikalen
ſloweniſchen Schulvereines iſt unbekannt.
Die Einnahmen des kroatiſchen Schul-
vereines dürften ſchätzungsweiſe 120.000 Kronen
betragen.
Der polniſche Schulverein erhielt 3
Lehrerſeminare, 43 Volksſchulen, 125 Analphabeten-
kurſe und 40 handelsgewerbliche Kurſe. Der Kaſſa-
umſatz für das Jahr 1910 betrug 1,581.500 K.,
die Ausgaben betrugen 1,218.462 K.
Die Lega Nazionale hatte nach dem
Stande Ende 1909 23 Volksſchulen, 31 Kinder-
gärten, 24 Abend-, 4 Analphabeten- und 6 Muſik-
ſchulen.
Die Gruppe Trieſt gab im Jahre 1910 für
das Schulweſen 21.252 K. und die Gruppe Zara
22.713 K. aus.
Der italieniſche Schulverein:
Sektion Adria: Ortsgruppe Trteſt: die Ein-
nahmen betrugen 184.984 K., Ortspruppe Pola:
die Einnahmen betrugen 14.283 K., Ortsgruppe
Görz: die Einnahmen betrugen 26.000 K.
Die Einnahmen der Sektion Adria im Jahre
1909 betrugen 212.140 K.
Sektion Dalmatien: Die Einnahmen der Orts-
gruppe Zara im Jahre 1910 betrugen 53.443 K.
Die Einnahmen der Sektion Dalmatien im
Jahre 1909 betrugen 112.202 K.
Sektion Welſchtirol: Die Einnahmen im Jahre
1909 betrugen 97.943 K.
Die Einnahmen der Lega im Jahre 1909
überhaupt betrugen 422.286 K.
Da die Einnahmen im Jahre 1908 388.505 K.
betrugen, ſo dürften ſie bei Annahme eines gleich-
mäßigen Steigens für das Jahr 1910 ungefähr
470.000 K. betragen.
Die ſlawiſchen und welſchen Schutzvereine,
welche ihre Einnahmen beinahe zur Gänze für ihr
nationales Grenzſchulweſen verwenden, beſaßen zu-
ſammen 169 Volksſchulen, 7 Bürgerſchulen, 8
Mittelſchulen, 204 Sprachſchulen und Fortbildungs-
kurſe und 179 Kindergärten, alſo insgeſamt 559
völkiſche Anſtalten.
Ihre Geſamteinnahmen betrugen 6,231·373 K.
Ihnen ſteht, da ſich die wirtſchaftlichen
deutſchen Schutzvereine infolge der Arbeitsteilung
zumeiſt auf die wirtſchaftliche Tätigkeit beſchränken,
der Deutſche Schulverein gegenüber mit
48 Volksſchulen und 97 Kindergärten und einer
Geſamteinnahme von 1,150.313 K.
Iſt dies nicht ein ungleicher Kampf?
Ihre Schuld.
Roman von Headon Hill. — Deutſch von Ludwig Wechsler.
45 Nachdruck verboten.
„Ach, ach“, rief Reynell aus, und ſtellte ſich
höchſt überraſcht, als die beiden Mädchen eintraten.
„Alſo hieher hat ſich unſere reizende Lesbia ge-
flüchtet — zum größten Leidweſen ihres liebenden
Onkels und ihres ergebenen Anbeters .... Ich
werde Ihnen einige Worte zu ſagen haben, ſobald
mein Freund und ich unſere Geſchäfte hier erledigt
haben werden. Ach, guten Abend, Miß Holt.
Verzeihen Sie, daß wir in unſerer Freude, unſer
verirrtes Lamm wiedergefunden zu haben, nicht
zuerſt unſere liebenswürdige Gaſtfreundin begrüßten.
Sie ſehen heute nicht ſo blühend aus, wie ſonſt“.
Tatſächlich war Judith blaß wie eine Leiche,
da es ihr nicht entgehen konnte, daß ſie den beiden
Eindringlingen auf Gnade und Ungnade ausge-
liefert ſeien. Vergebens ſuchte ſie auf Bartletts
unbeweglichem Geſichte eine Spur von Mitleid
oder Schwäche zu erſpähen, die ihr geſtattet hätte,
ihr Verhalten entſprechend einzurichten. In einer
Beziehung kam ſie der Wahrheit allerdings nahe
— daß Reynell den rieſenſtarken Menſchen jeden-
falls nur als Schutz und Schirm mit ſich gebracht
hatte.
„Sie Feigling!“ wendete ſie ſich zu dem
Ränkeſchmied. „Sie fürchteten wohl, ich würde Sie
ins Waſſer werfen, wenn Sie allein kämen? Was
wollen Sie hier eigentlich? Ich rate Ihnen, ſich
kurz zu faſſen, denn mein Vater und Voordam
können jeden Augenblick hier ſein. Und ich brauche
Ihnen wohl nicht erſt zu ſagen, wie es Ihnen
ergeht, wenn die beiden Sie hier antreffen. Mit
einem nächtlichen kalten Bade dürfte es dann kaum
abgetan ſein“.
Reynell ließ ſeine weißen Zähne in einem
ſpöttiſchen Grinſen ſehen.
„Gerade dieſe zwei ſtarken Helden ſchrecken
mich heute nachts ſehr wenig“, höhnte er. „Mein
Gefährte hier, in ſeinen Bekanntenkreiſen nur der
„bengaliſche Tiger“ genannt, würde mit dem
ſchwarzen Dick und Ihrem ſchwerfälligen holländiſchen
Verehrer kurzen Prozeß machen, Miß Holt, wenn
die beiden ſeinen Klauen zu nahe kämen. Leider
hörte ich bei meinem Aufbruch heute abends allerlei
durcheinander ſchwatzen, was mich auf die Ver-
mutung brachte, daß der arme Tiger heute ohne
Nahrung bleiben wird. Man wollte in Aulton
wiſſen, daß zwei Tabakſchmuggler der Polizei in
die Hände gefallen ſeien.“
„Iſt das der Fall, ſo geſchah es auf Ihre
Anzeige“, erwiderte Judith, der es immer ſchwerer
fiel, ihre Kühnheit und ihren Trotz beizubehalten.
Sie ſagte ſich, daß die unheilvolle Kunde zweifel-
los auf Wahrheit beruhte, und für den Moment
verſtummten alle ſonſtigen Rückſichten vor der
Sorge um die Sicherheit ihres Vaters und ihres
Verlobten. Auch tiefer Verdruß regte ſich in ihr,
denn die Strafloſigkeit, mit der ſie ſeit vielen Jahren
ihren ungeſetzlichen Handel betrieben, hatte ihr die
Überzeugung beigebracht, daß der Nutzen, den ſie
mit threm Schmuggel betrieben, faſt eine Ent-
ſchädigung für ihre ſonſt ſo freudloſe Lebensweiſe
bedeutete. Es erfüllte ſie mit wildem Zorn, daß
ihnen dieſe Einnahmequelle entzogen werden ſollte,
infolge des Verrates dieſes nichtswürdigen Menſchen,
der ein Dieb und Mörder zugleich war, und ſich
in viel ärgerem Maße gegen das Geſetz vergangen
hatte, wie ihr Vater und ſie.
„Haben ſie ſich gegen menſchliche Geſetze ver-
gangen, ſo verſtoßen Sie ſich gegen göttliche!“
fuhr ſie zürnend fort, maßlos erbittert durch das
gelaſſene Lächeln des Ränkeſchmiedes und ſie hätte
noch manches hinzugefügt, wenn ſich nicht Bartlett
zum Wort gemeldet hätte.
„Ich bin nicht hierher gekommen, um Sonn-
tagspredigten mitanzuhören“, knurrte er. „Es wäre
viel beſſer, mit dem Geſchwätz aufzuhören und an
die Arbeit zu gehen“.
Die Unterbrechung brachte Judith zur Be-
ſinnung. Wenn ihr Vater und Andreas wirklich
verhaftet wurden, ſo ſah ſie auch ſchon eine gründ-
liche Rache im Bereiche ihrer Hand, die den
Denunzianten treffen würde, nicht etwa eine gleich-
artige Strafe, ſondern Mittel und Wege, um alle
ſeine Pläne zum Scheitern zu bringen. So unter-
drückte ſie denn gewaltſam ihren Drang, eine
heftige Bemerkung zu machen, und verhielt ſich
abwartend.
„Sie haben recht, Alter, das wird wohl am
vernünftigſten ſein“, erwiderte Reynell ſeinem Ge-
Haben wir nicht recht, wenn wir unſeren
Volksgenoſſen zurufen: Was Ihr bisher getan
habt, war nur ein guter Anfang, nicht mehr!
Greift mit voller Kraft zur Wehr, opfert mit
vollen Händen und mit ganzem Herzen, wenn Ihr
im Völkerringen beſtehen wollt!
Für die Beſiedelung.
Samstag abends fand in Marburg die Grün-
dungsverſammlung der Ortsgruppe Marburg des
Bodenſchutz- und Beſiedlungsvereines Heimſtatt ſtatt.
Der Verſammlungsſaal im Gaſthof zum Pilſner-
keller war dicht gefüllt, als namens der Einberufer
Südbahnaſſiſtent Herr Temm die Erſchienenen
begrüßte, darunter das Hauptleitungsmitglied Herrn
Fraiß, die Ortsgruppen von St. Egydi und
Pettau, ſowie die Vertreter verſchiedener Vereine
von Marburg und Brunndorf. Der Redner führte
aus, daß die Südmark infolge des klerikalen An-
ſturmes die Beſiedlungstätigkeit aufgegeben und dieſe
ſowie den Beſiedlungsleiter Herrn Fraiß den
Klerikalen geopfert habe. Infolge dieſes bei der vor-
jährigen Hauptverſammlung in Cilli gefaßten Be-
ſchluſſes auf Einſtellung neuer Beſiedlungstätigkeit
ſei es dringend notwendig geworden, daß eine neue
Schutzvereinigung dieſe Beſiedlung wieder fortführe.
Dieſe Arbeit will der Verein Heimſtatt auf ſich
nehmen. Die Slawiſierung der Aemter in Marburg
ſchreite ohnehin in bedenklichem Umfange vor und
wenn wir die Herſtellung des Zuſammenhanges mit
der deutſchen Mittelſteiermark gänzlich aufgeben,
wenn wir nicht St. Egydi halten und nicht Pöß-
nitz gewinnen, dann wird es in Marburg noch
ſchlimmer werden als bisher. Redner ſchloß mit den
Worten: Kein Fußbreit deutſchen Bodens darf uns
mehr verloren gehen.
Die Wahl der Ortsgruppenleitung hatte fol-
gendes Ergebnis: Obmann Privatier v. Kramer,
Obmannſtellvertreter Südbahnbeamter Vales,
Schriftführer k. k. Revident i. R. Weber, Zahl-
meiſter Südbahner Jellinek, Gſpaltl,
Wagner, Temm und Seewann, Beiſitzer.
Mit lebhaftem Betfall begrüßt, erörterte nun
Hauptleitungsmitglied Herr Fraiß aus Graz die
Aufgaben der Heimſtatt. Er verwies auf den ge-
ſchichtlichen Prozeß, daß einſt die Deutſchen koloni-
ſatoriſch vordrangen, während gegenwärtig die Slawen
ins deutſche Gebiet ſich vordrängen. Die Südmark
rang ſich deshalb zu dem Gedanken durch, der den
Männern der Gründung ſchon vorſchwebte, daß der
Angriff die beſte Verteidigung ſei. Deshalb wurde
auch bei der Hauptverſammlung im Jahre 1905 mit
der bisherigen Trinkgelderwirtſchaft gebrochen und
eine planmäßige Beſiedelung beſchloſſen. Die Arbeit,
aber auch die Verantwortung wurde dem Redner
übertragen. Anfangs war die Beſiedlungsarbeit ſehr
ſchwer, denn es fehlte uns jede koloniſatoriſche Er-
fahrung. Im Jahre 1908 aber gings dann mit
einem gewaltigen Ruck vorwärts, zugleich aber ſetzte
eine Agitation gegen die Beſiedlung ein, welche von
außen ſtammte, von den Klerikalen, die dann aber
in die Südmark ſelbſt eindrang und im Vorjahre
zu dem Beſchluſſe führte, die weitere Beſiedlungs-
tätigkeit einzuſtellen. Mittlerweile ſei allerdings ein
Umſchwung eingetreten und man ſage jetzt, daß die
Beſiedlung ſpäterhin, wenn mehr Mittel vorhanden
ſind, wieder aufgenommen werden ſolle. Wenn dies
wirklich geſchehen ſollte, dann werden wir, ſo ſagte
der Redner, zweiſpännig fahren, ſtatt einſpännig wie
bisher. Wir wollen auch nicht gegen, ſondern mit
der Südmark arbeiten; dieſe wird wohl auch uns
gegenüber eine freundliche Haltung einnehmen, da
ſie ja auch der klerikalen Oſtmark gegenüber Gewehr
bei Fuß ſteht.
Der Redner ſchilderte ſodann die Lage Mar-
burgs, welches durch einen mehrſtundenbreiten ſla-
wiſchen Gürtel vom deutſchen Mittellande abge-
ſchloſſen iſt. Die Städte wachſen nicht aus ſich heraus,
ſondern durch den Zuzug vom Lande und wenn
Marburg fortwährend ſlawiſchen Zuzug erhält, dann
muß dieſer einmal das Deutſchtum der Stadt er-
drücken. Und darum gibt es für Marburg keine
wichtigere Frage, als die der Beſiedelung, der Her-
ſtellung des unmittelbaren nationalen Zuſammen-
hanges mit der deutſchen Mittelſteiermark. Jetzt ſei
ohnehin ſchon von Spielfeld an der Zug nach Graz
weit ſtärker, als jener nach Marburg. Der im
Jahre 1905 aufgeſtellte Plan war, jenen Gürtel,
der Marburg vom deutſchen Hinterlade trennt, durch
Beſiedelung zu verdeutſchen, ferners auch drauauf-
wärts bis Mahrenberg zu beſiedeln. Von dieſen
Plänen wurden große Stücke vollendet. Man habe
dem Redner vorgeworfen, daß er Land zu teuer ge-
kauft habe. Nach jener Cillier Verſammlung habe
aber eine Kommiſſion der Südmark an Ort und
Stelle feſtgeſtellt, daß dies nicht der Fall war und
daß in mehreren Fällen ſogar ſehr billig gekauft
wurde. Außerdem habe aber der Redner nicht einen
Kauf durchgeführt, den die Hauptleitung der Süd-
mark nicht vorher beſchloſſen und genehmigt hatte.
Redner ſchloß mit den Worten: Wir fügen der
deutſchen Schule die deutſche Scholle bei und ſo be-
grüße ich namens der Hauptleitung die neue Mar-
burger Ortsgruppe; möge ſie blühen und gedeihen
zum Nutzen und Heile unſeres Volkes! (Stürmiſcher
Beifall.)
Obmann Herr v. Kramer beſprach das
Mißtrauen, das alte deutſche Erbübel, welches ſich
in manchen Kreiſen auch hinſichtlch der Heimſtatt
geltend mache. Der Deutſche Schulverein iſt der
älteſte deutſche Schutzverein. Nach ihm entſtanden
auch andere deutſche Schutzvereine, die zuerſt von
der Schulvereinsleitung mißtrauiſch beobachtet wur-
den, bis unter Dr. Weitlof dann andere Anſchau-
ungen Einkehr hielten. Auch die Südmark wurde
bei ihrem Entſtehen angefeindet; nun kommt der
Verein Heimſtatt an die Reihe. Perſönlichkeiten,
welche auf Miniſterſtühle und Lloydpräſidentenpoſten
rechnen, werden allerdings gut daran tun, der Heim-
ſtatt nicht beizutreten, um nicht ihrem Vorwärts-
kommen zu ſchaden. (Lebhafter Beifall.)
Lehrer Herr Gordon aus St. Egydi W.-B.
führte aus, daß der Cillier Beſchluß der Südmark
auf die Slowenen wie ein Zauberwort gewirkt habe.
Unſere nationalen Gegner jubelten auf, während
vorher angeſichts der Fortſchritte der Beſiedelung
bei ihnen Niedergeſchlagenheit herrſchte. Seit dem
Cillier Beſchluß, der uns auf Jahre zurückwarf,
rühren ſich unſere Gegner an allen Ecken und Enden
und deshalb wurde gerade in St. Egydi die Grün-
dung der Heimſtatt mit Freuden begrüßt; ihr traten
in St. Egydi ſofort 100 Mitglieder bei. Redner
ſchilderte die intenſive nationale Tätigkeit der ſlo-
weniſchen Geiſtlichkeit und beſprach dann die natio-
nal-ſtrategiſch und finanziell glückliche Beſiedelungs-
arbeit des Südmark-Beſiedelungsausſchußob mannes
Herrn Fraiß. Mit welchen ungeheuren Mühen die
Tätigkeit des Herrn Fraiß verbunden war, davon
mache ſich der, welcher dieſe Gebiete nicht kennt,
gar keine Vorſtellung. Im ſchlechteſten Wetter, Tag
und Nacht war Herr Fraiß in dieſem Hügellande
auf den Füßen und wenn er nachts totmüde in den
St. Egydier Südmarkhof kam, floß kein Wort der
Klage über alle dieſe anſtrengenden Mühſeligkeiten
von ſeinen Lippen. Das werde niemand Herrn Fraiß
nachahmen. Redner ſchloß mit den Worten: Wenn
einmal von Spielfeld bis Marburg alles Land deutſch
ſein wird, dann brauchen wir keine Furcht mehr zu
hegen um die Zukunft von Marburg. (Großer Beifall.)
Südbahnbeamter Hr. Wagner beſprach die na-
tionalen Verhältniſſe in den Windiſchen Büheln,
wie ſie vor Jahrzehnten waren, bis die fanatiſche,
nationale Agitation der ſloweniſchen Kaplanokratie
einſetzte; als Illuſtrationsfaktum führte er an, daß,
als in Egydi, das damals noch in deutſcher Ver-
waltung war, der damalige Biſchof mit einem
Triumphbogen begrüßt wurde, auf dem ſich eine
deutſche Inſchrift befand, der ſloweniſche Kaplan
zornerfüllt den frommen Chriſtenwunſch ausſtieß:
Auf der einen Seite (des Triumphbogens) ſoll man
den Fiſchereder, auf der anderen den v. Piſtor
aufhängen!
Nachdem der Obmann v. Kramer das Schluß-
wort geſprochen hatte, in welchem er u. a. mitteilte,
daß der neuen Ortsgruppe bereits 150 Mitglieder
mit vier Gründerbriefen, ſowie verſchiedene Vereine
körperſchaftlich beigetreten ſind, ſchloß er mit einem
kräftigen Aufruf zur Arbeit die Gründungsver-
ſammlung.
fährten. „Damen, namentlich aber junge Damen,
die einiges Vertrauen in ihre Körperſtärke ſetzen,
laſſen ſich nur ſchwer überzeugen, daß mit Worten
nichts zu erreichen iſt. Haben Sie das Stemmeiſen?
Ich habe Brechſtange und Hammer bei mir. Ich
denke, wir werden hier unſer Dorado finden —
die letzte Kabine rechter Hand vom Heck des Schiffes“.
Damit ſchritten die beiden dem kleinen Schlaf-
raume zu, der in früheren Jahren auf Segelſchiffen
für die Paſſagiere erſter Klaſſe genügen mußte und
der gegenwärtig Judith als Schlafzimmer diente,
während ein halbes Jahrhundert früher Leutnant
Milroy darin geſtorben war. Das junge Mädchen
erhob keinen weiteren Einwand, ſondern folgte den
beiden Männern und beobachtete an der Türſchwelle
ſtehend ihr Treiben, während Lesbia in Leonards
Kabine ſchlich.
30.
Forſchend ließ Reynell den Blick durch die
Kabine gleiten, die auf Schritt und Tritt verriet
daß hier ein weibliches Weſen ſtändigen Aufenthalt
habe. Judiths ſcharlachrote Bluſe und blumenge-
ſchmückter Hut waren ſorgſam oberhalb der Bett-
koje untergebracht und verſchiedene Beſtandteile
ihrer ſonſtigen geringen Garderobe hingen an
Nägeln herum, die man in das einſt wirklich wert-
volle Wandgetäfel geſchlagen hatte. Dieſes be-
achteten die beiden Eindringlinge indeſſen nicht,
während das ganze Gefüge der Kabine ihre Auf-
merkſamkeit umſomehr in Anſpruch nahm. Ihre
Augen wanderten von der Decke bis zum Fußboden
und dann wieder zurück, um die Seiten des kleinen
Raumes einer genauen Beſichtigung zu unterziehen.
„Ich ſehe hier keinerlei Schotten“, bemerkte
Reynell, die geſchriebene Weiſung aus der Taſche
ziehend. „Nehmen wir die Beſchreibung Wort für
Wort durch. Hier an Ort und Stelle werden wir
ſie wohl beſſer verſtehen“.
Bartlett nahm das Papier an ſich und über-
ſetzte langſam:
„Der aus ungefaßten Steinen beſtehende Schatz
befindet ſich in der Kabine, in der ich gegenwärtig
den Tod erwarte — zu hinterſt ſteuerbordwärts.
Wenn mein Tod unzweifelhaft feſtſteht, ſo ſuchen
Sie irgend einen Vorwand, um dieſe Kabine gegen
die Ihrige umzutauſchen. Sobald ſich Ihnen dann
die Gelegenheit dazu bietet, löſen Sie die vierte
Diele des Fußbodens — von der Schiffsſeite aus
gerechnet. Es wird Ihnen nicht ganz leicht fallen,
denn ich habe die Diele, die früher ganz loſe lag,
mittelſt einer Schraube befeſtigt. Unter dieſer Diele
und einem Schott unter ihr befindet ſich ein kleiner
Raum, in dem ich den Schatz untergebracht habe“.
„Dies iſt doch klar genug. Das Schott be-
ſindet ſich im eigentlichen Schiffsraum wohl, und
nicht in der Kabine. Alſo eins, zwei, drei, vier.
Dies iſt die betreffende Diele, und ich will mich
hängen laſſen, wenn die Schraube nicht noch
immer darin ſitzt“, bemerkte Reynell. „Wir wollen
uns aber nicht damit aufhalten, ſie herauszuziehen,
ſondern ſtemmen Sie die Diele mit dem Stemm-
eiſen auf“.
Bartlett brachte das bezeichnete Werkzeug aus
einer Innentaſche ſeines Überzieher zum Vorſchein;
doch ſtatt es anzuſetzen, reichte er es Reynell mit
dem kurzen Bemerken:
„Die Ehre gebührt Ihnen“.
Reynell blickte ihn verwundert an und nahm
das Stemmeiſen mit einem kurzen Auflachen an
ſich. Im Türrahmen ſtehend, vermochte ſich Judith
den kleinen Zwiſchenfall nicht zu erklären. Sollten
dieſe beiden Eindringlinge einander nicht trauen
und Bartlett nicht den Mut haben, ſeinem glatt-
züngigem Gefährten den Rücken zu kehren, wenn
er ſich auf die Knie niederließ, um die Diele auf-
zuſtemmen?
„Wenn wir recht ſpitzfindig ſein wollen, ſo
haben Sie vielleicht recht“, ſagte Reynell. „Stellen
Sie ſich mit der Lampe da vor mich hin und
leuchten Sie mir; nur fallen Sie nicht über mich,
wenn der Glanz der kleinen Leuchtkäferchen Sie
blenden ſollte“.
Knirſchend und ſplitternd ſtemmte ſich der
Stahl gegen die Diele und mit aller Macht dagegen
drückend zwängte Reynell das Brett endlich zur
Seite. Beide Köpfe reckten ſich, um in die Öffnung
zu ſpähen, die jetzt ſichtbar wurde, wobei Bartlett
in lautloſer Stille den Schein der elektriſchen Lampe
in die Tiefe ſenkte. Endlich ſtreckte Reynell die
Hand aus und ſich tief bückend, taſtete er die
Dielen innen rundherum ab, ſo weit ſein Arm
nur reichte.
[ ](Fortſetzung folgt.)
Marburger Bauangelegenheiten.
Antwort auf die in der Marburger Zeitung vom 27. April
erſchienenen Ausführungen. — Vom akadem. Architekten und
befugten Baumeiſter Fritz Friedriger.
Marburg, 11. Mai.
Herr F. Girſtmayr ſtellt auf meinen Artikel
(Marb. Zeitung vom 20. April 1912) feſt, daß
„es recht bedauerlich, daß ich ſchon nach kurzer
Mandatsdauer im Gemeinderate amtsmüde gewor-
den ſei. Denn als Fachmann wäre ich gewiß am
berufenſten geweſen, mit Verſtändnis und Energie
die wichtigſten Fragen in unſerer Stadt zu beein-
fluſſen und einer zufriedenſtellenden Löſung zuzu-
führen.“ Daß Herr Girſtmayr mir Verſtändnis zu-
mutet, freut mich, denn die Zahl ſeiner diesbezüglichen
Geſinnungsgenoſſen iſt in Marburg eine ziemlich
geringe, hingegen fand ich Anerkennung von mir
mehr maßgebenden Stellen in Wien, Graz, Ofen-
peſt und ſo weiter.
Nicht unerwähnt kann ich bei dieſer Gelegen-
heit den Ausſpruch des Wiener Hofrates Architekten
v. Wurm (ſiehe Mitteilungen der Zentralvereinigung
der Architekten Öſterreichs Nr. 2, Jahrgang 5)
laſſen, welcher lautet:
„Auf keinem Gebiete wagt ſich der Dilettan-
tismus ſo unerſchrocken heran und hat dabei ſchon
ſo viel Schaden angerichtet, als auf dem der Stadt-
regulierung.“
Mögen ſich dieſen Ausſpruch beſonders jene
Herren geſagt ſein laſſen, welche ſowohl zu der
Schaffung, als auch zur Annahme des in der Ge-
meinderatsſitzung vom 15. Feber 1911 zur Aus-
führung beſtimmten Regulierungsprojektes des Mag-
dalenenfeldes (ſiehe meinen Artikel vom 15. April,
in der Marburger Zeitung vom 20. April 1912)
beitrugen.
Daß ich Energie bei Löſung der wichtigen
Baufragen an den Tag gelegt habe, wird nicht nur
von Herrn Girſtmayr, ſondern auch von meinen
Gegnern wohl zugegeben. Was nützt aber in Mar-
burg Verſtändnis, was Energie, mit welchen gegen
Sonderintereſſen und Ducken nach Oben nicht auf-
zukommen iſt.
Im Übrigen unterläuft Herrn Girſtmayr in
ſeinem Artikel ein Irrtum, ich bin nie Obmann
des Bauausſchuſſes (ſoll wohl der Bauſektion heißen)
geweſen und bekleidete dieſe Stelle bloß im Bau-
ordnungs- und Regulierungsausſchuſſe (ſiehe meine
Ausführungen vom 15. April 1912).
Herr Girſtmayr ſagt in ſeinem Artikel weiters
folgendes: „Wenn nun auch Menſchen, die nicht
fachmänniſch gebildet ſind, Baufragen nur laienhaft
beurteilen können uſw.“ Dennoch ergeht er ſich in
abſurde Erläuterungen über regelmäßige und un-
regelmäßige Verbauungen und in einer ganz und
gar nicht zutreffenden Gegenüberſtellung der Be-
pflanzung der kleinen Plätze bei Hotel Stadt Wien
und bei den Häuſern Jartſchitz und Loncaric und
beſtätigt damit, daß er tatſächlich in Baufragen nur
„laienhaft“ urteilen kann.
Herrn Girſtmayrs Bitte an den zukünftigen
Gemeinderat, alles aufzubieten, um eine eigene Bau-
ordnung zu erlangen, ſchließe ich mich an, was
aber die Beſchaffung von Plänen für die Regu-
lierung des Hauptplatzes und die architektoniſche
Ausgeſtaltung dieſes und des neuen Magdalenen-
platzes betrifft, ſo kann keine Stunde mehr gewartet
werden.
Marburger Nachrichten.
Vom Poſtdienſte. Der Anwärter Franz
Krajnc wurde zum Poſtoffizianten der erſten
Dienſtaltersklaſſe für Pragerhof ernannt.
Die Handwerkerausſtellung verſchoben.
Mit Rückſicht darauf, daß viele Ausſteller bis zum
feſtgeſetzten Termin, d. i. am 1. Mai d. J. noch
nicht in der Lage waren, ihre Ausſtellungsobjekte
anzugeben und mit der Platzmiete im Rückſtande
geblieben ſind, hat der Hauptausſchuß in ſeiner
Sitzung vom 12. Mai beſchloſſen, die Ausſtellung
auf das kommende Jahr zu verſchieben.
Vom Landesſchulrate. In den zeitlichen
Ruheſtand wurde verſetzt die definitive Lehrerin an
der Mädchenvolksſchule in St. Marein b. E. Frl.
Marie Ferlinz.
Evangeliſcher Familienabend. Wie
ſchon gemeldet, findet am Freitag in der Gambrinus-
halle ein evangeliſcher Familienabend ſtatt. Außer
dem bekannten Pfarrer Dr. Hegemann aus Laibach,
der von der Proteſtverſammlung gegen die Borro-
mäusenzyklika her in beſtem Andenken ſteht, wird
Herr Vikar Lutze aus Peggau einen Vortrag über
den Guſtav Adolf-Verein in Steiermark halten. Bei
günſtiger Witterung findet der Familienabend im
Garten ſtatt.
Sommerwärme. Die beiden letzten Tage
brachten uns eine Wärme, wie wir ſie nur im Hoch-
ſommer gewohnt ſind. Sonntag nachmittags zwei
Uhr zeigte das im Schatten aufgehängte Thermo-
meter 27·3° C, während es geſtern um dieſelbe Zeit
bis auf 31·4° C geſtiegen iſt. Dieſe für die Zeit
der Eismänner gewiß ganz außergewöhnliche Wärme
erinnert uns lebhaft an die Hitzwellen des letzten
Sommers, deſſen heißeſter Tag, der 28. Juli mittags
im Schatten 32·1° C zeigte.
Ehrenabend der Bauernrunde. Die
Brunndorfer Bauernrunde erſucht uns, bekannt zu
geben, daß bei ihrem Familienabend, welcher morgen
(Mittwoch) abends beim Grünen Baum ſtattfindet
und bei welchem dem ſteiriſchen Referenten des
Deutſchen Schulvereines, Herrn Dr. Baum, wegen
ſeiner Verdienſte um das deutſche Schulweſen in
Brunndorf die Ehrenmitgliedsurkunde überreicht
werden wird, jedermann freien Zutritt hat.
Straßeurennen Graz — Marburg —
Graz. Der Grazer Radfahrerverein Ausdauer 1909
veranſtaltet am Sonntag den 19. Mai l. J. bei
jeder Witterung ein Straßenrennen. Der Ablauf
erfolgt um 1 Uhr nachmittags in Puntigam beim
Kilometerſtein 5. Wendepunkt beim Kilometerſtein 65
der Wiener Reichsſtraße in Marburg. Ziel beim
Kilometerſtein 5 in Puntigam. Preiſe: fünf Ehren-
preiſe. Zwei Ehrenpreiſe für Fahrer vom 35. Lebens-
jahre aufwärts, falls dieſe nicht unter die erſten
drei Preisträger fallen.
Prozeß Kral kontra Laval. Am 30. d.
findet die Schlußverhandlung in dem Ehrenbe-
leidigungsprozeſſe Kral gegen Laval ſtatt. Laval
hatte bekanntlich behauptet, daß Kral ſein Mit-
ſchuldiger bei der Veruntreuung eines Sparkaſſe-
büchels geweſen ſei. Die erſte Verhandlung wurde
nach vierſtündiger Dauer vertagt, und zwar behufs
Vorladung von Zeugen darüber, ob Kral, wie Laval
während der Verhandlung behauptete, aus der Hand-
werkerkaſſe und aus der Kaſſa der Genoſſenſchaft
der Baugewerbe Gelder für den Arbeiterſchutz ge-
nommen habe. Hinſichtlich dieſer neuen, von Laval
gegen Kral erhobenen Beſchuldigungen wurden die
Zeugen Kaufmann Hollicek und Architekt
Friedriger geladen. Der Beginn der Schluß-
verhandlung wurde auf 9¼ Uhr vormittags feſt-
geſetzt.
Aktivierung des Poſtamtes Bruunſee.
Am 16. d. wird in der Ortſchaft Brunnſee
(Bezirk Radkersburg) ein k. k. Poſtamt eröffnet mit
der Benennung Brunnſee. Dem Beſtellbezirk werden
die Ortſchaften, bezw. Ortsbeſtandteile Brillinghof,
Brunnſee mit dem Schloſſe gleichen Namens, Hains-
dorf, Pichla, Teichmeiſter, Wieſenhiesl, Schloß
Weinburg und aus dem Beſtellbezirke des Poſt-
amtes Mureck die Ortſchaften, bezw. Ortsbeſtand-
teile Weinburg, Stangdorf, Hartl, Hartfeld, Graben-
franzl, Priebing, Riegljoſtl, Rieglmahr, Riegl-
ſchuſter, Höfla, Siebing und Sixtmühle zugewieſen.
Vom Südbahndienſte. Neu aufgenom-
men wurden die Beamtenaſpiranten: Franz Müller
(Lichtenwald), Albin Knobloch (Windiſch-Feiſtritz)
und Vinzenz Sajowitz (Trifail). Verſetzt wurden:
Jakob Cydrich, Adjunkt, von Pettau nach Cilli;
Alois Uſſai, Adjunkt, von Radkersberg nach Pettau;
Johann Malgaj II, Adjunkt, von Grobelno nach
Mürzzuſchlag; Friedrich Oberſtein, Aſſiſtent, von
Pölfing-Brunn nach Cilli; Franz Ermacora,
Aſſiſtent, von Cilli nach Villach Hauptbahnhof;
Ferdinand Liebiſch, Beamtenaſpirant, von Bleiburg
nach Pölfing-Brunn; Joſef Prinz, Beamtenaſpirant,
von Maria-Raſt nach Feiſtritz; Friedrich Puncuh,
Beamtenaſpirant, von Reichenburg nach Unter-
drauburg; Friedrich Riegler, Aſſiſtent, von Unter-
drauburg nach Brunn-Maria-Enzersdorf; Alfred
Wanek, Aſſiſtent, von Trofaiach nach Leibnitz;
Ferdinand Müller, Aſſiſtent, von Leibnitz nach
Bruck a. d. M.; Vilin Novak, Beamtenaſpirant,
von Wildon nach Völkermarkt-Kühnsdorf.
Marburger Zeitung Nr. 58 14. Mai 1912
Der Gewerbeverein Marburg ladet
hiermit ſeine Mitglieder zu der am Donnerstag
den 16. d. M. um 3 Uhr nachmittags im weißen
Saale der Brauerei Götz in Marburg ſtattfindenden
gründenden Verſammlung des deutſchen Lehrherren-
bundes, welche mit folgender Tagesordnung abge-
halten wird, ein: 1. Wahl des Vorſitzenden und
Schriftführers. 2. Berichterſtattung über den Zweck
und die Aufgaben des Deutſchen Lehrherrenbundes.
Berichterſtatter: Handelskammerrat Karl Mörtl,
Cilli. 3. Wahl der Hauptleitung. 4. Anträge und
Anregungen. Da dieſe Verſammlung für die
Intereſſen des Gewerbeſtandes im Unterlande von
allergrößter Bedeutung iſt, wird um zuverläſſiges
Erſcheinen gebeten.
Marburger Bioſkop. Mittwoch den 15.
bis Freitag den 17. Mai gelangen die ſchon in der
Voranzeige genannten Schlager, Der Untergang der
Titanic und Die Gefangennahme des Apachenhäupt-
lings Bonnot in Paris, unwiderruflich nur dieſe
drei Tage zur Vorführung. Die Direktion gibt ſich
der angenehmen Hoffnung hin, recht volle Häuſer
verzeichnen zu können, da die Schlager gewiß all-
gemeines Intereſſe erwecken dürften. — Donnerstag
vollſtändig neues Programm, Vorſtellungen wie an
Sonntagen. — Freitag den 17. d. Highlife-Vor-
ſtellung mit Konzert der Südbahn-Werkſtättenkapelle.
Da die Direktion auf einen guten Beſuch hofft,
ſcheute ſie keine Koſten und ſtellt für den Abend
ein vollkommen neues Programm bei. — Samstag
wieder Programmwechſel.
Todesfall. Am 11. d. iſt in Hochenegg
bei Cilli der Gaſthaus- und Realitätenbeſitzer
Johann Pötſcher im 57. Lebensjahre nach längerem
Leiden geſtorben. Er war ein wackerer Volksgenoſſe.
Panorama International. Um das
große Publikum an das Panorama, dieſer groß-
artigen Bildungsſtätte, die von den hervorragendſten
Gelehrten beſtens empfohlen wird, mehr und mehr
zu gewöhnen, hat die Unternehmung für Vereine
und Korporationen Karten zu 20 Heller eingeführt,
die bei den betreffenden Herren Vertrauensmännern
erhältlich ſind. Dieſe Ermäßigung gilt auch für
die Mitglieder des Lehrerhausvereines, Wirtſchafts-
verbandes uſw. Karten ſind auch einzeln zu haben.
Dieſe Woche hochintereſſant für jedermann, eine
Wanderung durch Mexiko.
Volkstombola in Marburg. Am 19.
Mai am Hauptplatze. Beginn 3 Uhr nachmittags.
Da der Kartenverkauf für die Tombola ein ſehr
reger iſt, wird darauf aufmerkſam gemacht, daß nur
eine beſchränkte Anzahl ausgegeben wird, daher es
angezeigt iſt, ſich ehetunlichſt dieſelben zu beſorgen.
Am Tage der Tombola findet keinerlei Preiser-
mäßigung der Karten ſtatt. Verkaufsſtellen ſind
vorderhand: Martinz, Platzer, Pirchan, Hollicek,
Heinz, Scheidbach, Schram, Wolfram, Kokoſchinegg
und Heu. Ferners folgende Trafiken: Tegetthoffſtr.,
Burggaſſe, Hauptplatz und Herrengaſſe. Eine Reihe
neuer Verkaufsſtellen werden noch eröffnet.
E. A. Pollaks Grand Elektro-Bio-
ſkop in Brunndorf. Wie ſchon erwähnt, ge-
langt Donnerstag den 16. Mai das Oberammer-
gauer Paſſionsſpiel (Chriſti Leiden und Sterben,
von der Geburt bis zur Himmelfahrt) zur Aufführung.
Auch werden als Programmergänzung einige andere
Bilder eingereiht.
Feſtgenommener Einſchleicher. Der
erſt vor 14 Tagen wegen Diebſtahl aus der Straf-
haft entlaſſene Michael Scherz, 28 Jahre alt, aus
Maria Raſt, ſchlich in der Nacht zum 13. d. im
Gaſthofe Zur Südbahn, Tegetthoffſtraße, in ein
Dachzimmer, um dort Diebſtähle zu verüben. Als
er am frühen Morgen ertappt wurde, ergriff er
die Flucht, konnte jedoch nach kurzer Verfolgung
durch Wachleute im Hauſe 5 der Mühlgaſſe feſt-
genommen werden.
Verhaftete Hühnerdiebe. Der wiederholt
wegen Hühnerdiebſtähle vorbeſtrafte 50 Jahre alte
Taglöhner Andreas Sobetz aus Ragosnitz, Bezirk
Marburg und der 17 Jahre alte Taglöhner Fried.
Kerchlanko wurden geſtern früh von einem Wach-
mann angehalten, weil ſie geſtohlenes Geflügel zum
Verkaufe nach Marburg gebracht hatten. Die beiden
haben in der Nacht zum 13. d. Mts. die Hühner-
diebſtähle in der Umgebung von Marburg verübt.
Unglücksfall mit einem Heuwagen.
Der Knecht Franz Selak aus der Umgebung von
Schleinitz fuhr am 10. d. nachmittags mit einem
hochbeladenen Heuwagen gegen Marburg. Oben
auf dem Wagen ſaß ein Schulmädchen, das auf
dem Heimwege ins Elternhaus begriffen war und
vom Knechte auf den Wagen geſetzt wurde. Da
ſich der Knecht um das Kind nicht weiter kümmerte,
fing dieſes zum Zeitvertreib mit einem Taſchen-
meſſer zu ſpielen an, wobei es auf noch unauf-
geklärte Weiſe dem Bindeſeile zu nahe kam und
dasſelbe durchſchnitt. Infolge dieſer ſo plötzlich
entſtandenen Lockerung der Heumaſſen gerieten dieſe
vorne und rückwärts ins Gleiten. Der vordere
Teil derſelben fiel auf die Pferde, die dadurch ſcheu
wurden und durchgingen, während der Reſt des
rückwärtigen Teiles, auf welchem auch das kleine
Mädchen ſaß, herabgeſchleudert wurde und das
Kind vollends begrub. Auf den Feldern arbeitende
Landleute eilten raſch herbei und konnten das voll-
kommen im Heu vergrabene Kind nur mit großer
Mühe vom ſicheren Erſtickungstode befreien. Unter-
deſſen aber raſte das Geſpann in wilder Haſt weiter.
Der Wagen wurde hin- und hergeſchleudert, wobei
eines der Räder desſelben an einem ſtark vor-
ragenden Kilometerſtein zerſchellte und ſich daher
der Wagen zur Seite neigte, wobei der Knecht
Selak derart unglücklich zum Sturze kam, daß er
ſich eine ſchwere Verletzung der Schädeldecke zuzog,
in bewußtloſem Zuſtande aufgefunden und zurück
nach Schleinitz gebracht wurde.
Ein Todesſturz vom Wagen. Durch ein
furchtbares Unglück verlor vorgeſtern ein Familien-
vater ſein Leben und eine Familie ihren Ernährer.
Der beim hieſigen Kaufmanne Herrn Tiſchler be-
dienſtete 29jährige Franz Schalamon fuhr Sonn-
tag nachmittags in einem einſpännigen kleinen Streif-
wagen, auf dem zwei leere Bierfäſſer und eine Kiſte
verladen waren, auf der Reichsſtraße von Leiters-
berg gegen Marburg. In der Nähe des Gaſthauſes
Zur Taferne ſcheute das Pferd vor einem entgegen-
kommenden Automobil und galoppierte gegen die
Kokoſchinegg-Allee. An der Ecke der Allee, beim Gaſt-
hauſe kippte der Wagen um und Schalomon wurde
mit ſolcher Wucht an die dortige Plakatierungsſäule
geſchleudert, daß er einen Schädelbruch erlitt und
das Gehirn herausquoll. Schalamon war ſofort
tot. Seine Leiche wurde neben einem Baum auf
der Erde gebettet und mit einer Kotze zugedeckt.
Ein Leichenwagen der ſtädtiſchen Beſtattungsanſtalt
führte den Toten dann in die Totenkammer des
Stadtfriedhofes. Eine große Menſchenmenge hatte
ſich an der Unglücksſtelle angeſammelt. Das Pferd
neigte überhaupt, wie uns mitgeteilt wird, zum
Scheuwerden. Am 8. April d. J. ſcheute es an der
gleichen Stelle; damals war es vor einen Wagen
geſpannt, in welchem ſich Herr und Frau Tiſchler
befanden, die beide aus dem Wagen geſchleudert
wurden, glücklicherweiſe ohne ſich hiebet zu verletzen.
Teilweiſe ſoll an dem vorgeſtrigen Unglücke auch
der Umſtand ſchuld geweſen ſein, daß die beiden
Achſen des Streifwagens mit Ketten derart ver-
bunden waren, daß die vordere Achſe nicht raſch
genug der Kurve folgen konnte, in welche der Wagen
durch das Pferd geriſſen wurde. Schalamon, der
ein ſo trauriges Ende fand, hinterläßt eine Witwe
mit drei unverſorgten Kindern, denen durch ein
furchtbares Schickſal urplötzlich der Ernährer, der
Gatte und Vater entriſſen wurde. Sie befinden ſich
nun in der traurigſten Lage; hoffentlich finden ſich
viele gute Marburger Herzen, welche der von einem
entſetzlichen Schlage getroffenen Familie eines braven
Arbeiters hilfreich unter die Arme greifen. Spenden,
welche an unſere Verwaltung gelangen, wird dieſe
ausweiſen.
Fahrraddiebſtahl. Am vergangenen Sams-
tag abends wurde dem Fleiſchermeiſter Blaſius
Gfellmann aus dem Vorhauſe des Hauſes Bahn-
hofſtraße Nr. 3 ein Fahrrad im Werte von 120 K.
durch unbekannten Täter entwendet. Das Rad, ein
Styriafabrikat, hat ſchwarzen Rahmenbau, ſolche
Felgen mit grünen Streifen, Freilauf mit Rücktritts-
bremſe, Vollſcheibe mit der Einprägung Styria,
graue neue Gebirgsmäntel und mäßig gebogene
Lenkſtange.
Eine Bitte an die deutſchen Aus-
flügler. Von einer völkiſch verdienſtvollen Per-
ſönlichkeit in Straß wird uns geſchrieben: Der Früh-
ling ſendet ſeine Boten ins Land. Auf den Bergen,
in den Tälern und Ebenen erfreut ſich die Pflanzen-
welt des herrlichen Gedeihens. Die Zeit der Aus-
flüge iſt gekommen. Wohin ſollen wir gehen. fragt
ſo manche Familie, ſo manche wanderluſtige Geſell-
ſchaft. Die Beantwortung dieſer Frage ſtützt ſich
zunächſt darauf, wenn irgend möglich auch bei Aus-
flügen das Angenehme mit dem Nützlichen zu ver-
binden. Hiezu bietet ſich für uns Deutſche und
Deutſchgeſinnte die ſchönſte Gelegenheit, unſer Ziel
in der Gaſtwirtſchaft Reininger in Pölitſch-
dorf zwiſchen Jahring und St. Egydi aufzuſchlagen.
Sowohl für die von Norden als von Süden oder
Oſten kommenden iſt durch günſtige Zugsverbin-
dung die Möglichkeit gegeben, in einem Nachmittag
Herrn Reininger, einem Manne, der auf einer kleinen
deutſchen Inſel, welche ſich nur auf ſein Beſitztum
ausdehnt, umgeben von ſloweniſch-klerikalen Feinden,
den gefährlichſten Verſuchungen ausgeſetzt gleich
einem Fels im Meere den anſchlagenden Wellen
Trotz bietet, durch eifrigen Beſuch Dank zu zollen
für die treue Wacht, die dieſer unerſchrockene Kämpfer
dort oben auf dem ſchönen Plateau hält. Leicht
und angenehm iſt es, in der Mitte unſerer Ge-
ſinnungsgenoſſen deutſch zu ſein und zu bleiben,
nicht ſo auf Roſen gebetet aber dort, wo man rings-
um immerwährenden Ankläffungen nationaler Feinde
preisgegeben iſt. Hier wäre alſo, wie eingangs er-
wähnt, dem Nützlichen gewiß gedient, wobei aber
auch das Angenehme auf ſeine Rechnung kommt,
da für den durch das ſchöne Jahringtal über den
ſchattigen Pölitſchberg dahinziehenden Wanderer
aus Küche und Keller des Herrn Reininger beſte
Labung winkt. Das Gaſthaus iſt von der Station
Egydi-Tunnel in 50 Minuten leicht erreichbar.
Branntweinrauſch und Meſſerſtich.
Am 12. Mai abends tranken die Taglöhner Johann
Kottnik und Johann Rudarſt in der Wohnung des
letzteren Branntwein. Als beide gemeinſam um viertel
10 Uhr die Wohnung verließen, trafen ſie vor dem
Hauſe Uferſtraße 12 den dort wohnhaften Tele-
graphenarbeiter Jakob Weſiag, welchem ſie ſeit län-
gerer Zeit feindlich geſinnt ſind. Nach kurzem
Wortwechſel zog Kottnik ſein Taſchenmeſſer und ver-
ſetzte damit dem Weſiag einen Stich in den Kopf.
Der Verletzte wurde mit dem Rettungswagen in
das Allgemeine Krankenhaus überführt. Kottnik
wurde verhaftet und dem Kreisgerichte eingeliefert.
Praktiſche Firmungsgeſchenke empfiehlt
das bekannte Marburger Uhrenhaus A. Kiffmann,
Herrengaſſe und Tegetthoffſtraße, für welche die
Beilage in der heutigen Nammer eine reiche Aus-
wahl in Uhren bietet.
Frühlings-Liederabend des Marburger
Männergeſaugvereines. Am Samstag den
18. d. findet im Prunkſaale des Brauhauſes Götz
ein Frühlings-Liederabend des Marburger Männer-
geſangvereines unter der Leitung des Ehrenſang-
wartes Herrn Rudolf Wagner und des Sang-
wartes Herrn Franz Schönherr ſtatt. Muſik: Süd-
bahnwerkſtattenkapelle. Bei warmen Wetter findet
der Liederabend in der Brauhausveranda ſtatt.
Die heutige Nummer der Marburger
Zeitung erſcheint mit Rückſicht auf den übermorgigen
Feiertag, welcher die Ausgabe der nächſten Nummer
ſchon morgen nötig macht, in geringerem textlichem
Umfange.
Muſikſtaatsprüfung und Ferialkurs.
Bei den eben beendeten Staatsprüfungen für das
Lehramt der Muſik wurden 14 Kandidaten der
Muſikſchulen Kaiſer in Wien ſtaatlich approbiert,
und zwar die Damen V. blucha, Eug. Haber-
mann, Ivanka Hraſt (Laibach), Herta Leiter (mit
„Auszeichnung“, Innsbruck), Frl. H. Neuwirth,
R. Polacſek (Szentes), Gert. Pollak (Pilſen), Marg.
Rowensky (Reichenau); die Herren: Frater Zach.
Bergler, A. Hunger, E. Neiß, Frater Gottlieb
Stawars, E. Wiedfeld (London) und Heinr. Zirm
(Oberrochlitz). — Der 14. Ferialkurs der Muſik-
ſchulen Kaiſer beginnt am 18. Juli l. J. Proſpekte
durch die Kanzler, Wien, 7. Bez., Halbgaſſe 9.