Marburger Zeitung. Nr. 55, Marburg, 08.05.1913.Marburger Zeitung Nr. 55, 8. Mai 1913 [Spaltenumbruch] "Erbauliches" aus einem Mönchs- kloster. In dem Mönchskloster bei Jekaterinoslaw Der Wettersturz. In ganz Deutschland ist 25 Mann ertrunken. Auf dem Mississippi Der Bergarbeiterausstand in Eng- land. Im Kohlengebiet von Südwales befinden 45 Passagiere niedergemetzelt. In Verurteilung eines für Rußland tätigen Spähers. Das Lemberger Gericht ver- Verhaftung eines österreichischen Offiziers in Rußland. Das Reuterbureau Im Ammersee ertrunken. Im Ammersee Großer Sacharinschmuggel. Montag Marburger Nachrichten. Todesfall. In Radkersburg verschied Konzerte im Hotel Meran. Im Hotel An der Landes-Obst- und Weinbau- schule in Marburg findet vom 9. bis einschließ- Pfingst-Kouzert im Volksgarten. Am Die österreichische Urania hat vorgestern Marburger Bioskoptheater. Die dies- Eine für Gastwirte und Kaffeehaus- besitzer wichtige Entscheidung. Es kommt Das Volksfest anläßlich der Brücken- eröffnung. Das sind äußerst rührige Männer, die Die Gastwirtegenossenschaft Umgebung Marburg hält am Dienstag den 20. Mai um Konkurs. Das Kreisgericht hat die Er- Fußballwettspiel. Über Einladung des D'Oberlandler aus Graz, mit ihrem vor- Ein ausgeraubtes Schneidergeschäft. In der Nacht auf gestern wurden dem in Thesen Vor der Hochzeit vom Tode ereilt. Aus Windischfeistritz schreibt man: Montag sollte Die Freiwillige Rettungsabteilung wurde im Monate April in 48 Fällen um Hilfe- Für Unteroffiziere des Reservestandes. Da ein größerer Bedarf an Fort[i]fikations (Militär- Marburger Zeitung Nr. 55, 8. Mai 1913 [Spaltenumbruch] „Erbauliches“ aus einem Mönchs- kloſter. In dem Mönchskloſter bei Jekaterinoslaw Der Wetterſturz. In ganz Deutſchland iſt 25 Mann ertrunken. Auf dem Miſſiſſippi Der Bergarbeiterausſtand in Eng- land. Im Kohlengebiet von Südwales befinden 45 Paſſagiere niedergemetzelt. In Verurteilung eines für Rußland tätigen Spähers. Das Lemberger Gericht ver- Verhaftung eines öſterreichiſchen Offiziers in Rußland. Das Reuterbureau Im Ammerſee ertrunken. Im Ammerſee Großer Sacharinſchmuggel. Montag Marburger Nachrichten. Todesfall. In Radkersburg verſchied Konzerte im Hotel Meran. Im Hotel An der Landes-Obſt- und Weinbau- ſchule in Marburg findet vom 9. bis einſchließ- Pfingſt-Kouzert im Volksgarten. Am Die öſterreichiſche Urania hat vorgeſtern Marburger Bioſkoptheater. Die dies- Eine für Gaſtwirte und Kaffeehaus- beſitzer wichtige Entſcheidung. Es kommt Das Volksfeſt anläßlich der Brücken- eröffnung. Das ſind äußerſt rührige Männer, die Die Gaſtwirtegenoſſenſchaft Umgebung Marburg hält am Dienstag den 20. Mai um Konkurs. Das Kreisgericht hat die Er- Fußballwettſpiel. Über Einladung des D’Oberlandler aus Graz, mit ihrem vor- Ein ausgeraubtes Schneidergeſchäft. In der Nacht auf geſtern wurden dem in Theſen Vor der Hochzeit vom Tode ereilt. Aus Windiſchfeiſtritz ſchreibt man: Montag ſollte Die Freiwillige Rettungsabteilung wurde im Monate April in 48 Fällen um Hilfe- Für Unteroffiziere des Reſerveſtandes. Da ein größerer Bedarf an Fort[i]fikations (Militär- <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0004" n="4"/> <fw place="top" type="header">Marburger Zeitung Nr. 55, 8. Mai 1913</fw><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">„Erbauliches“ aus einem Mönchs-<lb/> kloſter.</hi> </head> <p>In dem Mönchskloſter bei Jekaterinoslaw<lb/> wurde während einer großen Zecherei der Abt<lb/> Ignatius, der gegen die Trunkſucht der Mönche<lb/> proteſtierte, erſchoſſen. Man hat drei Mönche<lb/> verhaftet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Wetterſturz.</hi> </head> <p>In ganz Deutſchland iſt<lb/> ein heftiger Wetterſturz eingetreten. 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Dazu die<lb/> inhaltsreichen Worte eines ebenſo glänzenden Er-<lb/> zählers als Redners, wie Prof. Müller, der in<lb/> einer verhältnismäßig kurzen Spanne Zeit uns<lb/> mit dem wiſſenswerteſten der ſüdpolaren Forſchungs-<lb/> frage vertraut machte. Und noch einen wichtigen<lb/> Umſtand müſſen wir gleich eingangs hervorheben:<lb/> Wir haben ſeit Alexander Strakoſch nicht ein ſo<lb/> klaſſiſch-ſchönes Deutſch gehört, als wie es Müller<lb/> beherrſcht! — Mit einem geſchichtlichen Rückblick<lb/> auf die Expeditionen des franzöſiſchen Admirals<lb/> Bouver, ſowie jener der Kapitäne Smith, Cooke<lb/> und Weddel leitete Prof. Müller ſeinen feſſelnden<lb/> Vortrag ein und beendete ſein erſtes Kapitel mit<lb/> der Entdeckung der großen Eisbarre und des<lb/> Viktorialandes durch den Kapitän James Clarke<lb/> Roß. Das zweite Kapitel behandelte die Forſchungs-<lb/> reiſen des Belgiers Gerlache, des Norwegers<lb/> Borchgrevink, des Deutſchen Drygalski und des<lb/> Schweden Nordenskjöld und bei der Schilderung<lb/> der entſetzlichen Leiden der letzteren Expedition<lb/> wirkten die Worte Müllers mit einem dramatiſchen<lb/> Effekt, wie ihn nur ſelten ein Redner zu erzielen<lb/> vermag. In der dritten Abteilung des Vortrages<lb/> befaßte ſich Müller ausſchließlich mit den Expeditionen<lb/> und deren Reſultaten des Engländers Shackleton<lb/> und des Norwegers Roald Amundſen. Leutnant<lb/> Shackleton drang bis auf 24 Meilen zum Südpole<lb/> vor, bis es Amundſen gelang, dieſe Reſtſtrecke<lb/> zu bewältigen und am Südpole die norwegiſche<lb/> Flagge aufzupflanzen. Hier gedachte auch Müller<lb/> in ehrenden Worten des Kapitäns Scott und<lb/> ſeiner Genoſſen, die in dem Kampfe mit der<lb/> antarktiſchen Sphinx den Heldentod fanden. Die<lb/> Beſprechung der petrographiſchen, geographiſchen<lb/> und meteorologiſchen Forſchungsreſultate, die Amund-<lb/> ſen erzielte und mit denen uns Prof. Müller im<lb/> Verlaufe ſeines Vortrages bekanntgemacht hat, hier<lb/> wiederzugeben, iſt nicht gut möglich.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Marburger Bioſkoptheater.</hi> </head> <p>Die dies-<lb/> wöchentliche Bilderſerie iſt tatſächlich als ein un-<lb/> gewöhnliches Prachtprogramm zu verzeichnen. Jeder,<lb/> der die Serie ſah, ſprach ſein vollſtes Lob darüber<lb/> aus. Selbſt fremde Beſucher äußerten ſich, daß<lb/> dieſes Programm hinter jenem der Großſtädte nicht<lb/> zurückſteht. Es wäre daher doch am Platze, das<lb/> Kinotheater durch einen beſſeren Beſuch zu unter-<lb/> ſtützen, damit die Bemühung halbwegs entlohnt<lb/> wird. Hoffentlich wird das Bioſkoptheater in<lb/> Zukunft einen beſſeren Beſuch verzeichnen können.<lb/> Der Theaterſaal iſt hübſch renoviert und entſpricht<lb/> allen Anforderungen. Für Samstag ſteht uns<lb/> wieder ein ganz ausgewähltes Pfingſtprogramm in<lb/> Ausſicht; die Direktion erwarb für dieſes zwei<lb/> große Schlager: „Wegen der Vergangenheit“ oder<lb/> „Ein Abſchied für ewig“ mit der berühmten Schau-<lb/> ſpielerin Ragna Wettergreen, Nordiskfilm, und „Der<lb/> Schatten des Böſen“; beide Dramen ſpielen ſich<lb/> in je drei Akten ab. Nebſtbei kommen noch andere<lb/> erſtklaſſige Novitäten zur Aufführung. Näheres<lb/> beſagen die Maueranſchläge.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine für Gaſtwirte und Kaffeehaus-<lb/> beſitzer wichtige Entſcheidung.</hi> </head> <p>Es kommt<lb/> ſehr häufig vor, daß Gaſtwirte und Kaffeehaus-<lb/> beſitzer ihren Stammgäſten über deren Erſuchen<lb/> ausgemuſterte Spielkarten entweder unentgeltlich<lb/> oder entgeltlich überlaſſen. Durch dieſe Handlungs-<lb/> weiſe macht ſich nach gerichtlicher Entſcheidung der-<lb/> jenige, der die Spielkarten veräußert oder verſchenkt,<lb/> ohne daß ſie mit der Verſchlußmarke verſehen ſind,<lb/> der Übertretung des Spielkartengeſetzes im Sinne<lb/> des § 13, Abſatz 1. Geſetz vom 14. April 1881,<lb/> ſchuldig und iſt mit dem <hi rendition="#g">Fünfzigfachen</hi> der<lb/> verkürzten Gebühr zu beſtrafen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Volksfeſt anläßlich der Brücken-<lb/> eröffnung.</hi> </head> <p>Das ſind äußerſt rührige Männer, die<lb/> Mitglieder des Verſchönerungsvereines Magdalenen-<lb/> vorſtadt, beſeelt von einem außerordentlichen Eifer<lb/> und getragen von einem ſelten zu findenden Gemein-<lb/> ſamkeitsgefühl. Wenn der Ausſchuß dieſes Vereines,<lb/> wie am 5. Mai, eine Sitzung abhält, dann führt<lb/> das Intereſſe der Vereinsmitglieder ſoviele Nicht-<lb/> ausſchußmitglieder zu der Sitzung, daß dieſe ſtärker<lb/> beſucht iſt, als ſo manche Hauptverſammlung von<lb/> Vereinen in der Stadt. Wir haben bereits kürzlich<lb/> mitgeteilt, daß der Verſchönerungsverein Magda-<lb/> lenenvorſtadt den glücklichen Gedanken zur Aus-<lb/> führung bringen will, anläßlich der Eröffnung der<lb/> neuen Reichsbrücke über die Drau ein Volksfeſt zu<lb/><cb/> veranſtalten. In der Sitzung vom 5. Mai, die unter<lb/> dem Vorſitze des Obmannes Herrn Stationschefs<lb/> i. R. <hi rendition="#g">Fell</hi> ſtattfand, wurde nun beſchloſſen, dieſes<lb/> Volksfeſt am Sonntag den 3. Auguſt im <hi rendition="#g">Kreuz-<lb/> hofe,</hi> und zwar im Garten und in den Saal-<lb/> räumen abzuhalten. Für eine Menge von Luſtbar-<lb/> keiten wird geſorgt werden; das Feſt iſt im großen<lb/> Umfange gedacht, da es ja das Brückeneröffnungs-<lb/> feſt der <hi rendition="#g">ganzen Stadt</hi> ſein ſoll. Man rechnet<lb/> deshalb mit einer Beteiligung aus allen Kreiſen<lb/> Marburgs und der Umgebung. Zur Bewältigung<lb/> der umfangreichen Vorarbeiten wurde eine Reihe<lb/> von Ausſchüſſen gewählt, ſo ein Finanz-, Preß-,<lb/> Vergnügungs-, Wirtſchafts- und „Sanitäts“-Aus-<lb/> ſchuß; der engere Ausſchuß beſteht aus den Ob-<lb/> männern der einzelnen Unterausſchüſſe; an ſeiner<lb/> Spitze ſteht als Feſtobmann Herr Stationschef i. R.<lb/> Fell. Bei der Arbeitsfreude, welche in der Magda-<lb/> lenenvorſtadt dieſem Brückeneröffnungs-Volksfeſte<lb/> entgegengebracht wird, kann der geplanten Veran-<lb/> ſtaltung das ſchönſte Gelingen vorausgeſagt werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Gaſtwirtegenoſſenſchaft Umgebung<lb/> Marburg</hi> </head> <p>hält am Dienstag den 20. Mai um<lb/> 2 Uhr nachmittags in Herrn Martin Pukls Gaſt-<lb/> haus in Roßwein ihre Generalverſammlung ab.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Konkurs.</hi> </head> <p>Das Kreisgericht hat die Er-<lb/> öffnung des Konkurſes über das Vermögen des<lb/> Buchdruckers Karl Rabitſch jun. bewilligt. OLGR.<lb/> Dr. G. Wokaun Konkurskommiſſär, Dr. Mühleiſen<lb/> einſtweiliger Maſſeverwalter.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fußballwettſpiel.</hi> </head> <p>Über Einladung des<lb/> Grazer „Deutſchen Sportklub“ trägt der Marburger<lb/> Sportverein am Pfingſtmontag gegen denſelben ein<lb/> Wettſpiel aus. Beginn 3 Uhr im Volksgarten.<lb/> Hoffentlich bleibt der Sportverein Sieger, um die<lb/> große Niederlage vom Sonntag auszuwetzen. Der<lb/> Sportverein ſtellt ſeine beſte Mannſchaft ins Treffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">D’Oberlandler</hi> </head> <p>aus Graz, mit ihrem vor-<lb/> züglichen Humortſten Herrn Hans Lückmann kon-<lb/> zertieren heute abends im Hotel zur alten Bier-<lb/> quelle (Edmund-Schmidgaſſe) und iſt der Beſuch<lb/> beſtens zu empfehlen. Eintritt frei. Beginn 8 Uhr.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein ausgeraubtes Schneidergeſchäft.</hi> </head><lb/> <p>In der Nacht auf geſtern wurden dem in Theſen<lb/> befindlichen Schneidermeiſter Franz <hi rendition="#g">Krois</hi> durch<lb/> Einbruch in ſein Geſchäftslokal nachbenannte Effekten<lb/> entwendet: 25 bis 30 Stück Stoffhoſen, 25 bis<lb/> 30 Stück Zeughoſen für Knaben, 12 Knabenanzüge,<lb/> 15 Matroſen- und Steireranzüge für Knaben,<lb/> 20 Stück Oxfordhemden und mehrere ganze Stücke<lb/> Stoffe. Der Schaden beträgt 900 K. Die bisher<lb/> unbekannten Täter ſchlugen das Vorhängſchloß<lb/> bei der Eingangstüre ab, nachdem ſie es teilweiſe<lb/> abgefeilt hatten. Zum Fortſchaffen der geſtohlenen<lb/> Sachen bedienten ſie ſich eines Wagens.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vor der Hochzeit vom Tode ereilt.</hi> </head><lb/> <p>Aus Windiſchfeiſtritz ſchreibt man: Montag ſollte<lb/> die Weißnäherin Marie Kollenz den Ehebund<lb/> ſchließen; ſie erlag jedoch im letzten Augenblicke<lb/> vor der Hochzeit einem Herzſchlag.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Freiwillige Rettungsabteilung</hi> </head><lb/> <p>wurde im Monate April in 48 Fällen um Hilfe-<lb/> leiſtung angeſprochen. Ausfahrten mit dem Rettungs-<lb/> wagen, bezw. Hilfeleiſtungen außer dem Rüſthauſe<lb/> fanden 27 ſtatt. Die Zahl der geführten Patienten<lb/> betrug 24. Im ganzen behandelt wurden 35<lb/> männliche und 11 weibliche Perſonen. Es handelte<lb/> ſich in 32 Fällen um Betriebs- und andere Unfälle,<lb/> in 14 Fällen um plötzliche Erkrankungen und in<lb/> je einem Falle um Mißhandlung bezw. Raufhandel,<lb/> bei zwei Ausfahrten wurde nicht in Tätigkeit ge-<lb/> treten, einmal wegen bereits eingetretenem Tode<lb/> (Unfall), das anderemal bei einem Tobſuchtsfall.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Für Unteroffiziere des Reſerveſtandes.</hi> </head><lb/> <p>Da ein größerer Bedarf an Fort<supplied>i</supplied>fikations (Militär-<lb/> bau) werkmeiſtern bei den Militärbaubehörden vor-<lb/> handen iſt, wird beabſichtigt, Unteroff<supplied>i</supplied>ziere des Re-<lb/> ſerveſtandes, welche zufolge ihrer Vorbildung für den<lb/> bautechniſchen Hilfsdienſt geeignet und der deutſchen<lb/> Sprache mindeſtens zum Dienſtgebrauche genügend<lb/> mächtig ſind, zur Aktivierung aufzufordern und zum<lb/> obgenannten Dienſte heranzuziehen. Demgemäß wer-<lb/> den derlei Reſerveunteroffiziere, welche im zivilen<lb/> Verhältniſſe als Baupoliere, Bauzeichner uſw. in<lb/> Verwendung ſtehen, aufgefordert, ſich für den bau-<lb/> techniſchen Hilfsdienſt bei den Militärbaubehörden<lb/> zu melden. Vorgenannte Unteroffiziere werden ſich<lb/> nach entſprechender Abſolvierung einer 12monatigen<lb/> Probedienſtleiſtung bei einer Militärbaubaubehörde<lb/> noch einer Prüfung bei dem Militärbauwerkmeiſter-<lb/> kurs zu unterziehen haben und werden ſodann nach<lb/> Maßgabe des Bedarfes zu Fortifikations (Militär-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Marburger Zeitung Nr. 55, 8. Mai 1913
„Erbauliches“ aus einem Mönchs-
kloſter. In dem Mönchskloſter bei Jekaterinoslaw
wurde während einer großen Zecherei der Abt
Ignatius, der gegen die Trunkſucht der Mönche
proteſtierte, erſchoſſen. Man hat drei Mönche
verhaftet.
Der Wetterſturz. In ganz Deutſchland iſt
ein heftiger Wetterſturz eingetreten. In Thüringen
führen infolge des dreißigſtündigen Regens und
anhaltender Schneeſtürme die Flüſſe Hochwaſſer.
In Sachſen iſt die Temperatur unter den Gefrier-
punkt geſunken. Vor Helgoland herrſcht orkan-
artiger Sturm. Die Schiffe mußten den Hafen
aufſuchen, da Gefahr beſtand, daß ſie auf den
Strand getrieben werden.
25 Mann ertrunken. Auf dem Miſſiſſippi
iſt der Dampfer „Konkordia“ in der Nähe von
Natchez mit einem Schwimmdock kollidiert und
geſunken. 25 Mann fanden den Tod in den
Fluten.
Der Bergarbeiterausſtand in Eng-
land. Im Kohlengebiet von Südwales befinden
ſich 50.000 Mann im Ausſtand.
45 Paſſagiere niedergemetzelt. In
Mexiko haben Rebellen bei La Cacada einen
Eiſenbahnzug zerſtört und 45 Paſſagiere nieder-
gemetzelt.
Verurteilung eines für Rußland
tätigen Spähers. Das Lemberger Gericht ver-
urteilte den Vorſtand des Poſtamtes in Halicz,
Thaddäus Konopinskt, wegen Späherei zugunſten
Rußlands zu neun Monaten ſchweren Kerkers.
Verhaftung eines öſterreichiſchen
Offiziers in Rußland. Das Reuterbureau
meldet aus Petersburg: Ein öſterreichiſch-ungariſcher
Generalſtabsoffizier ſoll in Czenſtochau unter dem
Verdachte der Späherei verhaftet worden ſein.
Er wurde im Petrowski-Gefängnis interniert.
Im Ammerſee ertrunken. Im Ammerſee
ertranken, wie aus München gemeldet wird, ſechs
Perſonen, vier Mädchen und zwei Männer, die in
einem Nachen auf offener See vom Sturm über-
raſcht wurden. Die Leichen konnten noch nicht ge-
funden werden.
Großer Sacharinſchmuggel. Montag
früh iſt in Prag ein neues großes Sacharinlager
entdeckt worden. Im „Hotel Libuſſa“ in der Vor-
ſtadt Weinberge wurden 700 Kilogramm Sacharin
im Werte von 20 000 Kronen aufgefunden. Die
Vorräte waren in fünf Kiſten und 38 Paketen vor
drei Tagen aus Zürich angekommen, doch konnte
bisher der Adreſſat nicht feſtgeſtellt werden. Zur
Aufdeckung dieſes Sacharinſchmuggels, der ſeit zwei
Jahren der größte iſt, der in Prag vorgekommen
iſt, werden noch weitere Erhebungen gepflogen.
Der Beſitzer des „Hotels Libuſſa“ ſowie die An-
geſtellten erklärten, von der ganzen Angelegenheit
nichts zu wiſſen.
Marburger Nachrichten.
Todesfall. In Radkersburg verſchied
Sonntag Herr Joſef Schmiderer, Haus- und
Realitätenbeſitzer und Verwalter des Puntigamer
Bierdepots, im 66. Lebensjahre.
Konzerte im Hotel Meran. Im Hotel
Meran finden nächſten Samstag und Sonntag
abends wieder Konzerte des Marburger Herrenſex-
tettes ſtatt. Näheres im Inſeratenteil.
An der Landes-Obſt- und Weinbau-
ſchule in Marburg findet vom 9. bis einſchließ-
lich 14. Juni ein Sommerkurs für Wein- und
Obſtbau ſowie ein ſolcher für Winzer ſtatt. Näheres
im Anzeigenteile des heutigen Blattes.
Pfingſt-Kouzert im Volksgarten. Am
Pfingſtſonntag findet in der Volksgarten-Gaſtwirt-
ſchaft mit dem Beginne um 3 Uhr nachmittags
ein Konzert des allſeits bekannten Marburger-
Schrammel-Salonterzettes ſtatt, bei welchem auch
der ſehr beliebte Komiker Herr Otto Golda mit-
wirken wird. Der Eintritt iſt frei und wird auch
für vorzügliche kalte Speiſen und bekannt gute Ge-
tränke der rührige Gaſtgeber Sorge tragen.
Die öſterreichiſche Urania hat vorgeſtern
unter den günſtigſten Auſpizien ihren erſten Vor-
trag über „Die Eroberung des Südpols“ abge-
halten. Nicht weniger als 109 Lichtbilder — wenn
man die künſtleriſch vollendeten Werke des berühmt
gewordenen Malers der Polarwelt, Fred Stilling,
ſo bezeichnen darf — ſind an unſeren Augen vor-
beigezogen, die uns in den herrlichſten Farben-
effekten den ganzen reichen Zauber der Antarktis,
aber auch deren Schreckniſſe vermittelten und die
uns alles das ergänzten, was der Sprache Reichtum
nicht mehr auszudrücken vermochte. Dazu die
inhaltsreichen Worte eines ebenſo glänzenden Er-
zählers als Redners, wie Prof. Müller, der in
einer verhältnismäßig kurzen Spanne Zeit uns
mit dem wiſſenswerteſten der ſüdpolaren Forſchungs-
frage vertraut machte. Und noch einen wichtigen
Umſtand müſſen wir gleich eingangs hervorheben:
Wir haben ſeit Alexander Strakoſch nicht ein ſo
klaſſiſch-ſchönes Deutſch gehört, als wie es Müller
beherrſcht! — Mit einem geſchichtlichen Rückblick
auf die Expeditionen des franzöſiſchen Admirals
Bouver, ſowie jener der Kapitäne Smith, Cooke
und Weddel leitete Prof. Müller ſeinen feſſelnden
Vortrag ein und beendete ſein erſtes Kapitel mit
der Entdeckung der großen Eisbarre und des
Viktorialandes durch den Kapitän James Clarke
Roß. Das zweite Kapitel behandelte die Forſchungs-
reiſen des Belgiers Gerlache, des Norwegers
Borchgrevink, des Deutſchen Drygalski und des
Schweden Nordenskjöld und bei der Schilderung
der entſetzlichen Leiden der letzteren Expedition
wirkten die Worte Müllers mit einem dramatiſchen
Effekt, wie ihn nur ſelten ein Redner zu erzielen
vermag. In der dritten Abteilung des Vortrages
befaßte ſich Müller ausſchließlich mit den Expeditionen
und deren Reſultaten des Engländers Shackleton
und des Norwegers Roald Amundſen. Leutnant
Shackleton drang bis auf 24 Meilen zum Südpole
vor, bis es Amundſen gelang, dieſe Reſtſtrecke
zu bewältigen und am Südpole die norwegiſche
Flagge aufzupflanzen. Hier gedachte auch Müller
in ehrenden Worten des Kapitäns Scott und
ſeiner Genoſſen, die in dem Kampfe mit der
antarktiſchen Sphinx den Heldentod fanden. Die
Beſprechung der petrographiſchen, geographiſchen
und meteorologiſchen Forſchungsreſultate, die Amund-
ſen erzielte und mit denen uns Prof. Müller im
Verlaufe ſeines Vortrages bekanntgemacht hat, hier
wiederzugeben, iſt nicht gut möglich.
Marburger Bioſkoptheater. Die dies-
wöchentliche Bilderſerie iſt tatſächlich als ein un-
gewöhnliches Prachtprogramm zu verzeichnen. Jeder,
der die Serie ſah, ſprach ſein vollſtes Lob darüber
aus. Selbſt fremde Beſucher äußerten ſich, daß
dieſes Programm hinter jenem der Großſtädte nicht
zurückſteht. Es wäre daher doch am Platze, das
Kinotheater durch einen beſſeren Beſuch zu unter-
ſtützen, damit die Bemühung halbwegs entlohnt
wird. Hoffentlich wird das Bioſkoptheater in
Zukunft einen beſſeren Beſuch verzeichnen können.
Der Theaterſaal iſt hübſch renoviert und entſpricht
allen Anforderungen. Für Samstag ſteht uns
wieder ein ganz ausgewähltes Pfingſtprogramm in
Ausſicht; die Direktion erwarb für dieſes zwei
große Schlager: „Wegen der Vergangenheit“ oder
„Ein Abſchied für ewig“ mit der berühmten Schau-
ſpielerin Ragna Wettergreen, Nordiskfilm, und „Der
Schatten des Böſen“; beide Dramen ſpielen ſich
in je drei Akten ab. Nebſtbei kommen noch andere
erſtklaſſige Novitäten zur Aufführung. Näheres
beſagen die Maueranſchläge.
Eine für Gaſtwirte und Kaffeehaus-
beſitzer wichtige Entſcheidung. Es kommt
ſehr häufig vor, daß Gaſtwirte und Kaffeehaus-
beſitzer ihren Stammgäſten über deren Erſuchen
ausgemuſterte Spielkarten entweder unentgeltlich
oder entgeltlich überlaſſen. Durch dieſe Handlungs-
weiſe macht ſich nach gerichtlicher Entſcheidung der-
jenige, der die Spielkarten veräußert oder verſchenkt,
ohne daß ſie mit der Verſchlußmarke verſehen ſind,
der Übertretung des Spielkartengeſetzes im Sinne
des § 13, Abſatz 1. Geſetz vom 14. April 1881,
ſchuldig und iſt mit dem Fünfzigfachen der
verkürzten Gebühr zu beſtrafen.
Das Volksfeſt anläßlich der Brücken-
eröffnung. Das ſind äußerſt rührige Männer, die
Mitglieder des Verſchönerungsvereines Magdalenen-
vorſtadt, beſeelt von einem außerordentlichen Eifer
und getragen von einem ſelten zu findenden Gemein-
ſamkeitsgefühl. Wenn der Ausſchuß dieſes Vereines,
wie am 5. Mai, eine Sitzung abhält, dann führt
das Intereſſe der Vereinsmitglieder ſoviele Nicht-
ausſchußmitglieder zu der Sitzung, daß dieſe ſtärker
beſucht iſt, als ſo manche Hauptverſammlung von
Vereinen in der Stadt. Wir haben bereits kürzlich
mitgeteilt, daß der Verſchönerungsverein Magda-
lenenvorſtadt den glücklichen Gedanken zur Aus-
führung bringen will, anläßlich der Eröffnung der
neuen Reichsbrücke über die Drau ein Volksfeſt zu
veranſtalten. In der Sitzung vom 5. Mai, die unter
dem Vorſitze des Obmannes Herrn Stationschefs
i. R. Fell ſtattfand, wurde nun beſchloſſen, dieſes
Volksfeſt am Sonntag den 3. Auguſt im Kreuz-
hofe, und zwar im Garten und in den Saal-
räumen abzuhalten. Für eine Menge von Luſtbar-
keiten wird geſorgt werden; das Feſt iſt im großen
Umfange gedacht, da es ja das Brückeneröffnungs-
feſt der ganzen Stadt ſein ſoll. Man rechnet
deshalb mit einer Beteiligung aus allen Kreiſen
Marburgs und der Umgebung. Zur Bewältigung
der umfangreichen Vorarbeiten wurde eine Reihe
von Ausſchüſſen gewählt, ſo ein Finanz-, Preß-,
Vergnügungs-, Wirtſchafts- und „Sanitäts“-Aus-
ſchuß; der engere Ausſchuß beſteht aus den Ob-
männern der einzelnen Unterausſchüſſe; an ſeiner
Spitze ſteht als Feſtobmann Herr Stationschef i. R.
Fell. Bei der Arbeitsfreude, welche in der Magda-
lenenvorſtadt dieſem Brückeneröffnungs-Volksfeſte
entgegengebracht wird, kann der geplanten Veran-
ſtaltung das ſchönſte Gelingen vorausgeſagt werden.
Die Gaſtwirtegenoſſenſchaft Umgebung
Marburg hält am Dienstag den 20. Mai um
2 Uhr nachmittags in Herrn Martin Pukls Gaſt-
haus in Roßwein ihre Generalverſammlung ab.
Konkurs. Das Kreisgericht hat die Er-
öffnung des Konkurſes über das Vermögen des
Buchdruckers Karl Rabitſch jun. bewilligt. OLGR.
Dr. G. Wokaun Konkurskommiſſär, Dr. Mühleiſen
einſtweiliger Maſſeverwalter.
Fußballwettſpiel. Über Einladung des
Grazer „Deutſchen Sportklub“ trägt der Marburger
Sportverein am Pfingſtmontag gegen denſelben ein
Wettſpiel aus. Beginn 3 Uhr im Volksgarten.
Hoffentlich bleibt der Sportverein Sieger, um die
große Niederlage vom Sonntag auszuwetzen. Der
Sportverein ſtellt ſeine beſte Mannſchaft ins Treffen.
D’Oberlandler aus Graz, mit ihrem vor-
züglichen Humortſten Herrn Hans Lückmann kon-
zertieren heute abends im Hotel zur alten Bier-
quelle (Edmund-Schmidgaſſe) und iſt der Beſuch
beſtens zu empfehlen. Eintritt frei. Beginn 8 Uhr.
Ein ausgeraubtes Schneidergeſchäft.
In der Nacht auf geſtern wurden dem in Theſen
befindlichen Schneidermeiſter Franz Krois durch
Einbruch in ſein Geſchäftslokal nachbenannte Effekten
entwendet: 25 bis 30 Stück Stoffhoſen, 25 bis
30 Stück Zeughoſen für Knaben, 12 Knabenanzüge,
15 Matroſen- und Steireranzüge für Knaben,
20 Stück Oxfordhemden und mehrere ganze Stücke
Stoffe. Der Schaden beträgt 900 K. Die bisher
unbekannten Täter ſchlugen das Vorhängſchloß
bei der Eingangstüre ab, nachdem ſie es teilweiſe
abgefeilt hatten. Zum Fortſchaffen der geſtohlenen
Sachen bedienten ſie ſich eines Wagens.
Vor der Hochzeit vom Tode ereilt.
Aus Windiſchfeiſtritz ſchreibt man: Montag ſollte
die Weißnäherin Marie Kollenz den Ehebund
ſchließen; ſie erlag jedoch im letzten Augenblicke
vor der Hochzeit einem Herzſchlag.
Die Freiwillige Rettungsabteilung
wurde im Monate April in 48 Fällen um Hilfe-
leiſtung angeſprochen. Ausfahrten mit dem Rettungs-
wagen, bezw. Hilfeleiſtungen außer dem Rüſthauſe
fanden 27 ſtatt. Die Zahl der geführten Patienten
betrug 24. Im ganzen behandelt wurden 35
männliche und 11 weibliche Perſonen. Es handelte
ſich in 32 Fällen um Betriebs- und andere Unfälle,
in 14 Fällen um plötzliche Erkrankungen und in
je einem Falle um Mißhandlung bezw. Raufhandel,
bei zwei Ausfahrten wurde nicht in Tätigkeit ge-
treten, einmal wegen bereits eingetretenem Tode
(Unfall), das anderemal bei einem Tobſuchtsfall.
Für Unteroffiziere des Reſerveſtandes.
Da ein größerer Bedarf an Fortifikations (Militär-
bau) werkmeiſtern bei den Militärbaubehörden vor-
handen iſt, wird beabſichtigt, Unteroffiziere des Re-
ſerveſtandes, welche zufolge ihrer Vorbildung für den
bautechniſchen Hilfsdienſt geeignet und der deutſchen
Sprache mindeſtens zum Dienſtgebrauche genügend
mächtig ſind, zur Aktivierung aufzufordern und zum
obgenannten Dienſte heranzuziehen. Demgemäß wer-
den derlei Reſerveunteroffiziere, welche im zivilen
Verhältniſſe als Baupoliere, Bauzeichner uſw. in
Verwendung ſtehen, aufgefordert, ſich für den bau-
techniſchen Hilfsdienſt bei den Militärbaubehörden
zu melden. Vorgenannte Unteroffiziere werden ſich
nach entſprechender Abſolvierung einer 12monatigen
Probedienſtleiſtung bei einer Militärbaubaubehörde
noch einer Prüfung bei dem Militärbauwerkmeiſter-
kurs zu unterziehen haben und werden ſodann nach
Maßgabe des Bedarfes zu Fortifikations (Militär-
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