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Marburger Zeitung. Nr. 19, Marburg, 12.02.1907.

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Marburger Zeitung. Nr. 19, 12. Februar 1907.

[Spaltenumbruch] werden. Herr Dr. Leonhard d. Ä. beantragte,
es sei bei der Hauptversammlung der Antrag einzu-
bringen, die Regierung werde aufgefordert, die
Steuerabschreibungen für beschädigte Weingärten
nicht erst Jahre nach der Anmeldung, sondern sofort
vorzunehmen. Redner erörtert die schweren Nachteile
des jetzigen Systems und bemerkt zum Schlusse,
daß durch ein rascheres Tempo in der Steuerab-
schreibung der Staat keinen Schaden erleide, die
steuerzahlende Bevölkerung aber Nutzen habe. Herr
Insp. Binder weist auf die verschiedenen unver-
antwortlichen Waldausrottungen hin, bemerkt, daß
man keinen Waldbesitzer bevormunden wolle, sieht
sich aber zu dem Antrage gedrängt, vom Zentral-
ausschusse sei bei der Hauptversammlung ein
energisches Einschreiten hinsichtlich der Handhabung
unseres Forstgesetzes zu begehren, damit nicht der
Schmuck unseres Landes, der Regulator des Wetters,
devastiert werde. Herr Dr. Rodler verweist auf
die Frage der Heereslieferungen und verweist bei
der Besprechung der betreffenden Verhandlungen
in der Delegation darauf, daß die Ungarn nicht
nur direkt ihren quotenmäßigen Anteil an den
Lieferungen haben, sondern daß auch noch sehr
viele ungarische landwirtschaftliche Produkte unter
österreichischer Flagge von österreichischen Händlern
als österreichische Produkte der Heeresverwaltung
geliefert werden, wodurch eine gewaltige Schädigung
der österreichischen Landwirtfchaft ersteht. Außerdem
seien die unserer Landwirtschaft eingeräumten Be-
günstigungen meist wertlos, es heiße immer, der
Landwirt könne nicht so liefern wie der Händler.
Die Marburger Obstverwertungsgenossenschaft habe
trotz vieler Bemühungen keine Lieferung erhalten
können. Immer machen die Händler das Geschäft,
sei es dnrch Betrug oder durch falsche Gesetzes-
auslegung. Redner verweist auf den Schwindel der
mit Heulieferungen getrieben wird und verurteilt es,
daß auch Pächter zu Lieferungen zugelassen werden,
sogar solche, welche das Heu am Halm kaufen und
dann als eigene landwirtschaftliche Erzeugung liefern.
Der Redner stellt diesbezügliche Anträge, die in der
Hauptversammlung zu vertreten seien. Sämtliche
oberwähnten Anträge der einzelnen Redner wurden
angenommen. Mit Rücksicht auf die von ihm ein-
gebrachten Anträge wurde Herr Dr. Rodler
ebenfalls zum Delegierten gewählt. Hierauf hielt
Wanderlehrer Herr Jelovschek einen interessanten
Vortrag über das Verkalben der Kühe, auf den wir
in der nächsten Nummer zurückkommen werden.
Zum Schlusse der Versammlung forderte Herr
Girstmayr die Versammlung noch auf, gegen
jenen Beschluß des Marburger Gemeinderates zu
protestieren, welcher zugunsten der Eröffnung der
rumänischen Grenze für die Einfuhr fremden
Schlachtviehes gefaßt werde. Der betreffende Antrag
wurde angenommen und Herr G.-R. Dir. Schmid
ersucht, die Augelegenheit im landwirtschaftlichen
Sinne im Gemeinderate zu erledigen. Sodann schloß
Herr Inspektor Binder unter herzlichen Dankes-
worten die Versammlung.

Eine neue geplante Bahn.

Im Markt
Griffen in Kärnten fand am 3. d. in Angelegen-
heit des Baues einer neuen Bahnlinie eine Inter-
essentenversammlung statt, die sehr gut besucht war.
Die neue Bahn soll von Wies über Eibiswald,
St. Oswald, Unterdrauburg Markt, St. Paul Lav.
nach Klagenfurt führen. -- Und die Marburg-
Wieserbahn?

Spende.

Für die Südmark-Ortsgruppe Mar-
burg spendete B. A. statt eines Kranzes für Ernst
Golob 10 Kronen.

Faschingschluß.

Heute findet in den unteren
Kasinoräumen der vom Restaurateur J. Walter
veranstaltete Elite-Maskenball und in den Götz schen
Sälen der zweite Maskenball statt. Im Gasthause
"zur Stadt Graz" wird eine Tanzunterhaltung
abgehalten.

Vom deutschen Sängervereine in
Straß.

Der hiesige deutsche Sängerverein ver-
anstaltet am 13. d. unter Leitung des Chormeisters
Herrn Alois Dietrich in Herrn Rauschers Gasthof
eine Liedertafel, bei der auch der hiesige Damenchor
sowie das Vereinsorchester mitwirken werden.

Steiermark und der Deutsche Schul-
verein.

Was hat der Deutsche Schulverein für
Steiermark geleistet: 1. Vereinsschulen:
Lichtenwald, zwei Klassen, mit Öffentlichkeitsrecht
errichtet 1882, dann erweitert; Sauerbrunn, zwei
Klassen, mit Öffentlichkeitsrecht errichtet 1898, dann
erweitert; Schönstein, zwei Klassen, mit Öffentlich-
keitsrecht errichtet 1903, erweitert 1905; Pickern-
dorf bei Marburg, Privatschule des Dr. Otto Reiser,
[Spaltenumbruch] errichtet mit Unterstützung des Vereines 1882,
öffentliche einklassige Schule seit 1898; St. Egydi,
errichtet 1889, von der öffentlichen Verwaltung
übernommen 1901. 2. Vereins-Kindergärten:
Friedau, errichtet 1888, Windisch-Feistritz 1884.
3. Vom Vereine subventionierte Schulen:
Pobersch. 4. Subventionierte Kindergärten:
Mahrenberg, Rann, Windischgraz, Wöllan. 5. Reli-
gionsunterricht:
Pickerndorf. 6. Industrial-
unterricht:
Roßwein. 7. Musikunterricht:
Pettau, wo der Verein die Musikschule des Musik-
vereines unterstützt. 8. Vereinsgebäude besitzt
der Verein in Lichtenwald, Luttenberg, Rohitsch
(die Hälfte), St. Egydi, Sauerbrunn, Schönstein,
Süßenberg, Tüffer, Weitenstein. 9. Schulbau-
subvention:
für Radkersburg. 10. Lehr- und
Lernmittel: für Saldenhofen, St. Egydi, Süßen-
berg. 11. Lehrergehaltszulagen und Re-
munerationen für Lehrer in sechs Fällen. 12.
Suppengaben und Anderes in sechs Schulen
und einem Kindergarten. Hiezu die schon erwähnte
Spende von 100.000 Kronen für Gaberje bei Cilli.

Tanzabend des Turnvereines.

Der am
vergangenen Samstag im Kasino stattgefundene
Tanzabend des Marburger Turnvereines zeigte
wieder einmal, mit welchem außerordentlichen Geschick
die Vereinsleitung an die Veranstaltung derartiger,
der Geselligkeit der Vereinsmitglieder und ihrer
Freunde gewidmeter Unterhaltungsabende schreitet
und -- wie viel Glück sie dabei jedesmal hat. Auch
diesmal war der Besuch ein sehr guter. Ball-
toiletten, Volks- und Phantasietrachten gab es
genug in reizender Auswahl. Bei den Klängen der
Südbahnwerkstättenkapelle entwickelte sich bald ein
frohes Tanzfest, dem von Stunde zu Stunde eifriger
gehuldigt wurde. Eine vorzügliche Karnevalsstimmung
hatte im Nu die ganze Gesellschaft erobert und be-
herrschte alles bis zum fröhlichen Schlusse. Die
Firma Kleinschuster hatte die Ausschmückung des
Tanzsaales in den unteren Kasinoräumen geschmack-
voll durchgeführt. Bis in den grauenden Morgen
hinein drehten sich voll froher Lust die Paare, --
dem Marburger Turnvereine dankverbunden für
diese neuerliche prächtige Gelegenheit, dem Prinzen
Karneval vor dessen Auszuge noch einmal eine
freudenvolle Huldigung darbringen zu können.

Die Genossenschaftsversammlung der
Greisler und Händler

findet am 18. d.
abends 8 Uhr im Gasthause "zur Stadt Graz"
(Rathausplatz) statt. Ungerechtfertigtes Fernebleiben
von dieser Versammlung wird laut Versammlungs-
beschluß vom 3. Februar 1904 mit 50 H. bestraft.

The Grand Bioskop

im Hotel Alwies
weist diese Woche ein sehr gutes Programm auf.
Sehr interessant ist der Film "Glasindustrie in
mehreren Abteilungen bis zur Fertigstellung des
Glases", ferner "Pariser Studentenleben", "Polo-
spiel zu Pferd"; höchst originell ist der Film "Die
Katze hat es schwer", "Verräterrische Flecken", "Ein
vereiteltes Rendezvous, sowie "Die Hochzeit zu
Fahrrad" usw. Durch Beigabe einiger neuer kolorierter
Films ist das Programm ein ganz Vorzügliches.
Die Pariser Herrenabende erfreuen sich eines derart
lebhaften Andranges, daß sich der Saal als fast
zu klein erweist. Wir machen aufmerksam, daß heute
abends zu letztenmale Herrenvorstellungen stattfinden.
Samstag gänzlich neues hochinteressantes Programm.

"Karneval in Venedig."

Es sind prächtige
Bilder, welche der scheidende Fasching bei uns mit
künstlerischer Gestaltungskraft am Schlusse seiner
Herrschaft mit leuchtenden Farben entwirft. Dem
grandiosen "Reichstag zu Worms" des Marburger
Männergesangvereines, einem Bilde von vornehmer
und packender Kraft, folgte gestern abends der
Theater- und Kasinoverein mit einem Feste unter
dem Titel "Karneval in Venedig." Ein ganz eigen-
artiger Gegensatz! Vom deutschen Reichstage zu der
Stätte längst versunkener Dogenherrlichkeit! Unter
Lampions erfolgte der Eintritt in den Prunksaal,
an dessen einer Wand der Markusplatz von Venedig
leuchtete, während auf der dem Speisesaale zu-
gekehrten Wand das deutsche Hotel Bauer u. Grün-
wald von einem Transparente (stammend vom
Meister Philipp) lockend grüßte. Der ganze Saal
trug edles venetianisches Gepräge. Lieblich lud der
Damensalon zum Verweilen ein. Er war zum
Strandplatz umgestaltet und wies u. a. ein reizen-
des Arrangement von Strandkörben auf, wie über-
haupt die ganze, die Sinne täuschende venetianische
Ausschmückung der Räume von vollendetem künst-
lerischen Nachempfinden Zeugnis ablegte. Unter den
Masken herrschten die verschiedenfärbigsten Dominos
vor. Ferners sah man Schiffer und Schifferinnen,
[Spaltenumbruch] Gondoliere mit den nationalen Musikinstrumenten,
Matrosen, eine Nixe, Amerikanerinnen, einen
Banditen, Spanjer, Engländer, Chinesen,
Sonnenblumen u. s. w. und zahlreiche Phan-
tasiekostüme.
Der Besuch war ein sehr guter.
Unter den Anwesenden befanden sich zahlreiche
Vertreter der Aristokratie, wie Prinz und Prinzessin
Schaumburg, der kommandierende General
von Sagburg, ferners Statthaltereirat Graf
Attems, Kreisgerichtspräsident Perko, Staats-
anwalt Nemanitsch, mehrere Landesgerichtsräte,
die Spitzen der sonstigen Behörden, zahlreiche
Bürger der Stadt. Offiziere usw. In der venetia-
nischen, mit Lampions versehenen Gasse, die vom
Eingange zum Lido führte, auf diesem selber, unter
Palmen, wie im Kaffeehaus am Markusplatz, wo
Frau Helle ihres Amtes waltete, im Speisesalon
mit seinen hübschen Lauben, überall herrschte bald
frohes Leben, das von dem Augenblicke begann, als der
Maskeneinzug erfolgt war. Bald trat auch die Tanzlust
in ihre Rechte; unablässig wurde unter den Klängen der
Südbahn-Werkstättenkapelle der frohen Tanzgöttin
gehuldigt und es soll gegen 6 Uhr früh gewesen
sein, als die letzten Gäste dies reizende Venedig
verließen. Um den Abend haben sich außer Herrn
Dr. Orosel besonders verdient gemacht die Herren
Bukwich und Kern, welche die entzückende De-
koration schufen. Der Kasinoverein kann wieder auf
einen glänzenden Abend zurückblicken.

Eine Hochzeit unter gefährlichen Um-
ständen

gab es am vergangenen Montag in
Skoggen, Bezirk Marburg. Die Inwohners-
tochter Anna Gmeiner feierte mit dem Inwohner
Lorenz Fiederschek ihre Hochzeit. Als diese
sich zur Kirche begaben, stellten sich die Besitzers-
söhne Michael Stupan und Franz Katz sowie
die Keuschlersöhne Josef Kos und Franz Toma-
schitsch
entgegen, mißhandelten die Brautleute und
rissen der Braut den Brautkranz vom Kopfe. Die
vier genannten Burschen begaben sich nach der
Trauung in die Wohnung der Neuvermählten,
tanzten daselbst und erhielten den gebräuchlichen
Trunk. Gegen 11 Uhr nachts begannen Franz
Tomaschitsch und Michael Stupan zu exzedieren,
worauf die Rauferei losging. Die genannten
Burschen hieben mit Stöcken auf die Hochzeitsgäste
ein und brachten einigen mit ihren Messern Ver-
letzungen bei. Die 65 Jahre alte Gmeiner,
Mutter der Braut, erhielt am Kopfe eine schwere
Stichwunde. Der Besitzer Johann Reich aus
Dobrofzen erhielt einen Messerstich in den Rücken.
Die Keuschlerin Agnes Gradischnig erhielt eben-
falls einen Messerstich. Außerdem wurden noch
andere Personen leicht verletzt und durchgeprügelt.
Die Exzedenten zertrümmerten die vorhandenen
Flaschen und Trinkgläser, löschten das Licht aus,
stahlen Fleisch und was es sonst zum essen gab.
Dem Hausbesitzer Josef Divjak und Besitzer
Pessek gelang es schließlich im Vereine mit anderen
Gästen, die gewalttätigen Burschen aus dem Hause
zu bringen und die Haustüre abzusperren. Hierauf
unternahmen aber die Rauflustigen einen uenerlichen
Angriff, versuchten zuerst die Haustüre einzubrechen
und als ihnen dies nicht gelang, warfen sie einen
Bretterzaun um und zertrümmerten mittels Zaun-
latten sämtliche Fensterscheiben. Volle zwei Stunden
dauerten die Gewalttätigkeiten. Einem Hochzeits-
gast wurde bei der Rauferei auch die Uhr gestohlen.
Franz Katz, Michael Stupan, Josef Kos und
Franz Tomaschitsch wurden von den Gendarmen
bereits verhaftet und dem Kreisgerichte Marbnrg
eingeliefert.




Feuer in Windisch-Feistritz.
Das Südbahnstationsgebäude nieder-
gebrannt.

In der Nacht vom Sonntag auf den Montag
ist das Stationsgebäude in Windisch-Feistritz voll-
ständig niedergebrannt; nur die Umfassungs-
mauern blieben stehen, während das Innere des
Gebäudes einen wirren Trümmerhaufen darstellt.
Die Nachricht von dem Brande hatte sich in
Marburg schon Sonntag abends verbreitet und rief
großes Aufsehen hervor.

Aus Windisch-Feistritz wird uns unterm 11. d.
folgendes mitgeteilt:

Gestern (Sonntag) um 8 Uhr früh fuhr der
hiesige Stationschef Herr Dobowischeg mit seiner
Frau, den beiden Kindern und dem Dienstmädchen
nach St. Georgen a. S. zu den Eltern seiner Frau,
welche dort ein Kaufmannsgeschäft besitzen. Vor der
Abfahrt war in der Küche, die sich wie die aus
drei Zimmern bestehende Wohnung des Stations-

Marburger Zeitung. Nr. 19, 12. Februar 1907.

[Spaltenumbruch] werden. Herr Dr. Leonhard d. Ä. beantragte,
es ſei bei der Hauptverſammlung der Antrag einzu-
bringen, die Regierung werde aufgefordert, die
Steuerabſchreibungen für beſchädigte Weingärten
nicht erſt Jahre nach der Anmeldung, ſondern ſofort
vorzunehmen. Redner erörtert die ſchweren Nachteile
des jetzigen Syſtems und bemerkt zum Schluſſe,
daß durch ein raſcheres Tempo in der Steuerab-
ſchreibung der Staat keinen Schaden erleide, die
ſteuerzahlende Bevölkerung aber Nutzen habe. Herr
Inſp. Binder weiſt auf die verſchiedenen unver-
antwortlichen Waldausrottungen hin, bemerkt, daß
man keinen Waldbeſitzer bevormunden wolle, ſieht
ſich aber zu dem Antrage gedrängt, vom Zentral-
ausſchuſſe ſei bei der Hauptverſammlung ein
energiſches Einſchreiten hinſichtlich der Handhabung
unſeres Forſtgeſetzes zu begehren, damit nicht der
Schmuck unſeres Landes, der Regulator des Wetters,
devaſtiert werde. Herr Dr. Rodler verweiſt auf
die Frage der Heereslieferungen und verweiſt bei
der Beſprechung der betreffenden Verhandlungen
in der Delegation darauf, daß die Ungarn nicht
nur direkt ihren quotenmäßigen Anteil an den
Lieferungen haben, ſondern daß auch noch ſehr
viele ungariſche landwirtſchaftliche Produkte unter
öſterreichiſcher Flagge von öſterreichiſchen Händlern
als öſterreichiſche Produkte der Heeresverwaltung
geliefert werden, wodurch eine gewaltige Schädigung
der öſterreichiſchen Landwirtfchaft erſteht. Außerdem
ſeien die unſerer Landwirtſchaft eingeräumten Be-
günſtigungen meiſt wertlos, es heiße immer, der
Landwirt könne nicht ſo liefern wie der Händler.
Die Marburger Obſtverwertungsgenoſſenſchaft habe
trotz vieler Bemühungen keine Lieferung erhalten
können. Immer machen die Händler das Geſchäft,
ſei es dnrch Betrug oder durch falſche Geſetzes-
auslegung. Redner verweiſt auf den Schwindel der
mit Heulieferungen getrieben wird und verurteilt es,
daß auch Pächter zu Lieferungen zugelaſſen werden,
ſogar ſolche, welche das Heu am Halm kaufen und
dann als eigene landwirtſchaftliche Erzeugung liefern.
Der Redner ſtellt diesbezügliche Anträge, die in der
Hauptverſammlung zu vertreten ſeien. Sämtliche
oberwähnten Anträge der einzelnen Redner wurden
angenommen. Mit Rückſicht auf die von ihm ein-
gebrachten Anträge wurde Herr Dr. Rodler
ebenfalls zum Delegierten gewählt. Hierauf hielt
Wanderlehrer Herr Jelovſchek einen intereſſanten
Vortrag über das Verkalben der Kühe, auf den wir
in der nächſten Nummer zurückkommen werden.
Zum Schluſſe der Verſammlung forderte Herr
Girſtmayr die Verſammlung noch auf, gegen
jenen Beſchluß des Marburger Gemeinderates zu
proteſtieren, welcher zugunſten der Eröffnung der
rumäniſchen Grenze für die Einfuhr fremden
Schlachtviehes gefaßt werde. Der betreffende Antrag
wurde angenommen und Herr G.-R. Dir. Schmid
erſucht, die Augelegenheit im landwirtſchaftlichen
Sinne im Gemeinderate zu erledigen. Sodann ſchloß
Herr Inſpektor Binder unter herzlichen Dankes-
worten die Verſammlung.

Eine neue geplante Bahn.

Im Markt
Griffen in Kärnten fand am 3. d. in Angelegen-
heit des Baues einer neuen Bahnlinie eine Inter-
eſſentenverſammlung ſtatt, die ſehr gut beſucht war.
Die neue Bahn ſoll von Wies über Eibiswald,
St. Oswald, Unterdrauburg Markt, St. Paul Lav.
nach Klagenfurt führen. — Und die Marburg-
Wieſerbahn?

Spende.

Für die Südmark-Ortsgruppe Mar-
burg ſpendete B. A. ſtatt eines Kranzes für Ernſt
Golob 10 Kronen.

Faſchingſchluß.

Heute findet in den unteren
Kaſinoräumen der vom Reſtaurateur J. Walter
veranſtaltete Elite-Maskenball und in den Götz ſchen
Sälen der zweite Maskenball ſtatt. Im Gaſthauſe
„zur Stadt Graz“ wird eine Tanzunterhaltung
abgehalten.

Vom deutſchen Sängervereine in
Straß.

Der hieſige deutſche Sängerverein ver-
anſtaltet am 13. d. unter Leitung des Chormeiſters
Herrn Alois Dietrich in Herrn Rauſchers Gaſthof
eine Liedertafel, bei der auch der hieſige Damenchor
ſowie das Vereinsorcheſter mitwirken werden.

Steiermark und der Deutſche Schul-
verein.

Was hat der Deutſche Schulverein für
Steiermark geleiſtet: 1. Vereinsſchulen:
Lichtenwald, zwei Klaſſen, mit Öffentlichkeitsrecht
errichtet 1882, dann erweitert; Sauerbrunn, zwei
Klaſſen, mit Öffentlichkeitsrecht errichtet 1898, dann
erweitert; Schönſtein, zwei Klaſſen, mit Öffentlich-
keitsrecht errichtet 1903, erweitert 1905; Pickern-
dorf bei Marburg, Privatſchule des Dr. Otto Reiſer,
[Spaltenumbruch] errichtet mit Unterſtützung des Vereines 1882,
öffentliche einklaſſige Schule ſeit 1898; St. Egydi,
errichtet 1889, von der öffentlichen Verwaltung
übernommen 1901. 2. Vereins-Kindergärten:
Friedau, errichtet 1888, Windiſch-Feiſtritz 1884.
3. Vom Vereine ſubventionierte Schulen:
Poberſch. 4. Subventionierte Kindergärten:
Mahrenberg, Rann, Windiſchgraz, Wöllan. 5. Reli-
gionsunterricht:
Pickerndorf. 6. Induſtrial-
unterricht:
Roßwein. 7. Muſikunterricht:
Pettau, wo der Verein die Muſikſchule des Muſik-
vereines unterſtützt. 8. Vereinsgebäude beſitzt
der Verein in Lichtenwald, Luttenberg, Rohitſch
(die Hälfte), St. Egydi, Sauerbrunn, Schönſtein,
Süßenberg, Tüffer, Weitenſtein. 9. Schulbau-
ſubvention:
für Radkersburg. 10. Lehr- und
Lernmittel: für Saldenhofen, St. Egydi, Süßen-
berg. 11. Lehrergehaltszulagen und Re-
munerationen für Lehrer in ſechs Fällen. 12.
Suppengaben und Anderes in ſechs Schulen
und einem Kindergarten. Hiezu die ſchon erwähnte
Spende von 100.000 Kronen für Gaberje bei Cilli.

Tanzabend des Turnvereines.

Der am
vergangenen Samstag im Kaſino ſtattgefundene
Tanzabend des Marburger Turnvereines zeigte
wieder einmal, mit welchem außerordentlichen Geſchick
die Vereinsleitung an die Veranſtaltung derartiger,
der Geſelligkeit der Vereinsmitglieder und ihrer
Freunde gewidmeter Unterhaltungsabende ſchreitet
und — wie viel Glück ſie dabei jedesmal hat. Auch
diesmal war der Beſuch ein ſehr guter. Ball-
toiletten, Volks- und Phantaſietrachten gab es
genug in reizender Auswahl. Bei den Klängen der
Südbahnwerkſtättenkapelle entwickelte ſich bald ein
frohes Tanzfeſt, dem von Stunde zu Stunde eifriger
gehuldigt wurde. Eine vorzügliche Karnevalsſtimmung
hatte im Nu die ganze Geſellſchaft erobert und be-
herrſchte alles bis zum fröhlichen Schluſſe. Die
Firma Kleinſchuſter hatte die Ausſchmückung des
Tanzſaales in den unteren Kaſinoräumen geſchmack-
voll durchgeführt. Bis in den grauenden Morgen
hinein drehten ſich voll froher Luſt die Paare, —
dem Marburger Turnvereine dankverbunden für
dieſe neuerliche prächtige Gelegenheit, dem Prinzen
Karneval vor deſſen Auszuge noch einmal eine
freudenvolle Huldigung darbringen zu können.

Die Genoſſenſchaftsverſammlung der
Greisler und Händler

findet am 18. d.
abends 8 Uhr im Gaſthauſe „zur Stadt Graz“
(Rathausplatz) ſtatt. Ungerechtfertigtes Fernebleiben
von dieſer Verſammlung wird laut Verſammlungs-
beſchluß vom 3. Februar 1904 mit 50 H. beſtraft.

The Grand Bioſkop

im Hotel Alwies
weiſt dieſe Woche ein ſehr gutes Programm auf.
Sehr intereſſant iſt der Film „Glasinduſtrie in
mehreren Abteilungen bis zur Fertigſtellung des
Glaſes“, ferner „Pariſer Studentenleben“, „Polo-
ſpiel zu Pferd“; höchſt originell iſt der Film „Die
Katze hat es ſchwer“, „Verräterriſche Flecken“, „Ein
vereiteltes Rendezvous, ſowie „Die Hochzeit zu
Fahrrad“ uſw. Durch Beigabe einiger neuer kolorierter
Films iſt das Programm ein ganz Vorzügliches.
Die Pariſer Herrenabende erfreuen ſich eines derart
lebhaften Andranges, daß ſich der Saal als faſt
zu klein erweiſt. Wir machen aufmerkſam, daß heute
abends zu letztenmale Herrenvorſtellungen ſtattfinden.
Samstag gänzlich neues hochintereſſantes Programm.

„Karneval in Venedig.“

Es ſind prächtige
Bilder, welche der ſcheidende Faſching bei uns mit
künſtleriſcher Geſtaltungskraft am Schluſſe ſeiner
Herrſchaft mit leuchtenden Farben entwirft. Dem
grandioſen „Reichstag zu Worms“ des Marburger
Männergeſangvereines, einem Bilde von vornehmer
und packender Kraft, folgte geſtern abends der
Theater- und Kaſinoverein mit einem Feſte unter
dem Titel „Karneval in Venedig.“ Ein ganz eigen-
artiger Gegenſatz! Vom deutſchen Reichstage zu der
Stätte längſt verſunkener Dogenherrlichkeit! Unter
Lampions erfolgte der Eintritt in den Prunkſaal,
an deſſen einer Wand der Markusplatz von Venedig
leuchtete, während auf der dem Speiſeſaale zu-
gekehrten Wand das deutſche Hotel Bauer u. Grün-
wald von einem Transparente (ſtammend vom
Meiſter Philipp) lockend grüßte. Der ganze Saal
trug edles venetianiſches Gepräge. Lieblich lud der
Damenſalon zum Verweilen ein. Er war zum
Strandplatz umgeſtaltet und wies u. a. ein reizen-
des Arrangement von Strandkörben auf, wie über-
haupt die ganze, die Sinne täuſchende venetianiſche
Ausſchmückung der Räume von vollendetem künſt-
leriſchen Nachempfinden Zeugnis ablegte. Unter den
Masken herrſchten die verſchiedenfärbigſten Dominos
vor. Ferners ſah man Schiffer und Schifferinnen,
[Spaltenumbruch] Gondoliere mit den nationalen Muſikinſtrumenten,
Matroſen, eine Nixe, Amerikanerinnen, einen
Banditen, Spanjer, Engländer, Chineſen,
Sonnenblumen u. ſ. w. und zahlreiche Phan-
taſiekoſtüme.
Der Beſuch war ein ſehr guter.
Unter den Anweſenden befanden ſich zahlreiche
Vertreter der Ariſtokratie, wie Prinz und Prinzeſſin
Schaumburg, der kommandierende General
von Sagburg, ferners Statthaltereirat Graf
Attems, Kreisgerichtspräſident Perko, Staats-
anwalt Nemanitſch, mehrere Landesgerichtsräte,
die Spitzen der ſonſtigen Behörden, zahlreiche
Bürger der Stadt. Offiziere uſw. In der venetia-
niſchen, mit Lampions verſehenen Gaſſe, die vom
Eingange zum Lido führte, auf dieſem ſelber, unter
Palmen, wie im Kaffeehaus am Markusplatz, wo
Frau Helle ihres Amtes waltete, im Speiſeſalon
mit ſeinen hübſchen Lauben, überall herrſchte bald
frohes Leben, das von dem Augenblicke begann, als der
Maskeneinzug erfolgt war. Bald trat auch die Tanzluſt
in ihre Rechte; unabläſſig wurde unter den Klängen der
Südbahn-Werkſtättenkapelle der frohen Tanzgöttin
gehuldigt und es ſoll gegen 6 Uhr früh geweſen
ſein, als die letzten Gäſte dies reizende Venedig
verließen. Um den Abend haben ſich außer Herrn
Dr. Oroſel beſonders verdient gemacht die Herren
Bukwich und Kern, welche die entzückende De-
koration ſchufen. Der Kaſinoverein kann wieder auf
einen glänzenden Abend zurückblicken.

Eine Hochzeit unter gefährlichen Um-
ſtänden

gab es am vergangenen Montag in
Skoggen, Bezirk Marburg. Die Inwohners-
tochter Anna Gmeiner feierte mit dem Inwohner
Lorenz Fiederſchek ihre Hochzeit. Als dieſe
ſich zur Kirche begaben, ſtellten ſich die Beſitzers-
ſöhne Michael Stupan und Franz Katz ſowie
die Keuſchlerſöhne Joſef Kos und Franz Toma-
ſchitſch
entgegen, mißhandelten die Brautleute und
riſſen der Braut den Brautkranz vom Kopfe. Die
vier genannten Burſchen begaben ſich nach der
Trauung in die Wohnung der Neuvermählten,
tanzten daſelbſt und erhielten den gebräuchlichen
Trunk. Gegen 11 Uhr nachts begannen Franz
Tomaſchitſch und Michael Stupan zu exzedieren,
worauf die Rauferei losging. Die genannten
Burſchen hieben mit Stöcken auf die Hochzeitsgäſte
ein und brachten einigen mit ihren Meſſern Ver-
letzungen bei. Die 65 Jahre alte Gmeiner,
Mutter der Braut, erhielt am Kopfe eine ſchwere
Stichwunde. Der Beſitzer Johann Reich aus
Dobrofzen erhielt einen Meſſerſtich in den Rücken.
Die Keuſchlerin Agnes Gradiſchnig erhielt eben-
falls einen Meſſerſtich. Außerdem wurden noch
andere Perſonen leicht verletzt und durchgeprügelt.
Die Exzedenten zertrümmerten die vorhandenen
Flaſchen und Trinkgläſer, löſchten das Licht aus,
ſtahlen Fleiſch und was es ſonſt zum eſſen gab.
Dem Hausbeſitzer Joſef Divjak und Beſitzer
Peſſek gelang es ſchließlich im Vereine mit anderen
Gäſten, die gewalttätigen Burſchen aus dem Hauſe
zu bringen und die Haustüre abzuſperren. Hierauf
unternahmen aber die Raufluſtigen einen uenerlichen
Angriff, verſuchten zuerſt die Haustüre einzubrechen
und als ihnen dies nicht gelang, warfen ſie einen
Bretterzaun um und zertrümmerten mittels Zaun-
latten ſämtliche Fenſterſcheiben. Volle zwei Stunden
dauerten die Gewalttätigkeiten. Einem Hochzeits-
gaſt wurde bei der Rauferei auch die Uhr geſtohlen.
Franz Katz, Michael Stupan, Joſef Kos und
Franz Tomaſchitſch wurden von den Gendarmen
bereits verhaftet und dem Kreisgerichte Marbnrg
eingeliefert.




Feuer in Windiſch-Feiſtritz.
Das Südbahnſtationsgebäude nieder-
gebrannt.

In der Nacht vom Sonntag auf den Montag
iſt das Stationsgebäude in Windiſch-Feiſtritz voll-
ſtändig niedergebrannt; nur die Umfaſſungs-
mauern blieben ſtehen, während das Innere des
Gebäudes einen wirren Trümmerhaufen darſtellt.
Die Nachricht von dem Brande hatte ſich in
Marburg ſchon Sonntag abends verbreitet und rief
großes Aufſehen hervor.

Aus Windiſch-Feiſtritz wird uns unterm 11. d.
folgendes mitgeteilt:

Geſtern (Sonntag) um 8 Uhr früh fuhr der
hieſige Stationschef Herr Dobowiſcheg mit ſeiner
Frau, den beiden Kindern und dem Dienſtmädchen
nach St. Georgen a. S. zu den Eltern ſeiner Frau,
welche dort ein Kaufmannsgeſchäft beſitzen. Vor der
Abfahrt war in der Küche, die ſich wie die aus
drei Zimmern beſtehende Wohnung des Stations-

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[4/0004] Marburger Zeitung. Nr. 19, 12. Februar 1907. werden. Herr Dr. Leonhard d. Ä. beantragte, es ſei bei der Hauptverſammlung der Antrag einzu- bringen, die Regierung werde aufgefordert, die Steuerabſchreibungen für beſchädigte Weingärten nicht erſt Jahre nach der Anmeldung, ſondern ſofort vorzunehmen. Redner erörtert die ſchweren Nachteile des jetzigen Syſtems und bemerkt zum Schluſſe, daß durch ein raſcheres Tempo in der Steuerab- ſchreibung der Staat keinen Schaden erleide, die ſteuerzahlende Bevölkerung aber Nutzen habe. Herr Inſp. Binder weiſt auf die verſchiedenen unver- antwortlichen Waldausrottungen hin, bemerkt, daß man keinen Waldbeſitzer bevormunden wolle, ſieht ſich aber zu dem Antrage gedrängt, vom Zentral- ausſchuſſe ſei bei der Hauptverſammlung ein energiſches Einſchreiten hinſichtlich der Handhabung unſeres Forſtgeſetzes zu begehren, damit nicht der Schmuck unſeres Landes, der Regulator des Wetters, devaſtiert werde. Herr Dr. Rodler verweiſt auf die Frage der Heereslieferungen und verweiſt bei der Beſprechung der betreffenden Verhandlungen in der Delegation darauf, daß die Ungarn nicht nur direkt ihren quotenmäßigen Anteil an den Lieferungen haben, ſondern daß auch noch ſehr viele ungariſche landwirtſchaftliche Produkte unter öſterreichiſcher Flagge von öſterreichiſchen Händlern als öſterreichiſche Produkte der Heeresverwaltung geliefert werden, wodurch eine gewaltige Schädigung der öſterreichiſchen Landwirtfchaft erſteht. Außerdem ſeien die unſerer Landwirtſchaft eingeräumten Be- günſtigungen meiſt wertlos, es heiße immer, der Landwirt könne nicht ſo liefern wie der Händler. Die Marburger Obſtverwertungsgenoſſenſchaft habe trotz vieler Bemühungen keine Lieferung erhalten können. Immer machen die Händler das Geſchäft, ſei es dnrch Betrug oder durch falſche Geſetzes- auslegung. Redner verweiſt auf den Schwindel der mit Heulieferungen getrieben wird und verurteilt es, daß auch Pächter zu Lieferungen zugelaſſen werden, ſogar ſolche, welche das Heu am Halm kaufen und dann als eigene landwirtſchaftliche Erzeugung liefern. Der Redner ſtellt diesbezügliche Anträge, die in der Hauptverſammlung zu vertreten ſeien. Sämtliche oberwähnten Anträge der einzelnen Redner wurden angenommen. Mit Rückſicht auf die von ihm ein- gebrachten Anträge wurde Herr Dr. Rodler ebenfalls zum Delegierten gewählt. Hierauf hielt Wanderlehrer Herr Jelovſchek einen intereſſanten Vortrag über das Verkalben der Kühe, auf den wir in der nächſten Nummer zurückkommen werden. Zum Schluſſe der Verſammlung forderte Herr Girſtmayr die Verſammlung noch auf, gegen jenen Beſchluß des Marburger Gemeinderates zu proteſtieren, welcher zugunſten der Eröffnung der rumäniſchen Grenze für die Einfuhr fremden Schlachtviehes gefaßt werde. Der betreffende Antrag wurde angenommen und Herr G.-R. Dir. Schmid erſucht, die Augelegenheit im landwirtſchaftlichen Sinne im Gemeinderate zu erledigen. Sodann ſchloß Herr Inſpektor Binder unter herzlichen Dankes- worten die Verſammlung. Eine neue geplante Bahn. Im Markt Griffen in Kärnten fand am 3. d. in Angelegen- heit des Baues einer neuen Bahnlinie eine Inter- eſſentenverſammlung ſtatt, die ſehr gut beſucht war. Die neue Bahn ſoll von Wies über Eibiswald, St. Oswald, Unterdrauburg Markt, St. Paul Lav. nach Klagenfurt führen. — Und die Marburg- Wieſerbahn? Spende. Für die Südmark-Ortsgruppe Mar- burg ſpendete B. A. ſtatt eines Kranzes für Ernſt Golob 10 Kronen. Faſchingſchluß. Heute findet in den unteren Kaſinoräumen der vom Reſtaurateur J. Walter veranſtaltete Elite-Maskenball und in den Götz ſchen Sälen der zweite Maskenball ſtatt. Im Gaſthauſe „zur Stadt Graz“ wird eine Tanzunterhaltung abgehalten. Vom deutſchen Sängervereine in Straß. Der hieſige deutſche Sängerverein ver- anſtaltet am 13. d. unter Leitung des Chormeiſters Herrn Alois Dietrich in Herrn Rauſchers Gaſthof eine Liedertafel, bei der auch der hieſige Damenchor ſowie das Vereinsorcheſter mitwirken werden. Steiermark und der Deutſche Schul- verein. Was hat der Deutſche Schulverein für Steiermark geleiſtet: 1. Vereinsſchulen: Lichtenwald, zwei Klaſſen, mit Öffentlichkeitsrecht errichtet 1882, dann erweitert; Sauerbrunn, zwei Klaſſen, mit Öffentlichkeitsrecht errichtet 1898, dann erweitert; Schönſtein, zwei Klaſſen, mit Öffentlich- keitsrecht errichtet 1903, erweitert 1905; Pickern- dorf bei Marburg, Privatſchule des Dr. Otto Reiſer, errichtet mit Unterſtützung des Vereines 1882, öffentliche einklaſſige Schule ſeit 1898; St. Egydi, errichtet 1889, von der öffentlichen Verwaltung übernommen 1901. 2. Vereins-Kindergärten: Friedau, errichtet 1888, Windiſch-Feiſtritz 1884. 3. Vom Vereine ſubventionierte Schulen: Poberſch. 4. Subventionierte Kindergärten: Mahrenberg, Rann, Windiſchgraz, Wöllan. 5. Reli- gionsunterricht: Pickerndorf. 6. Induſtrial- unterricht: Roßwein. 7. Muſikunterricht: Pettau, wo der Verein die Muſikſchule des Muſik- vereines unterſtützt. 8. Vereinsgebäude beſitzt der Verein in Lichtenwald, Luttenberg, Rohitſch (die Hälfte), St. Egydi, Sauerbrunn, Schönſtein, Süßenberg, Tüffer, Weitenſtein. 9. Schulbau- ſubvention: für Radkersburg. 10. Lehr- und Lernmittel: für Saldenhofen, St. Egydi, Süßen- berg. 11. Lehrergehaltszulagen und Re- munerationen für Lehrer in ſechs Fällen. 12. Suppengaben und Anderes in ſechs Schulen und einem Kindergarten. Hiezu die ſchon erwähnte Spende von 100.000 Kronen für Gaberje bei Cilli. Tanzabend des Turnvereines. Der am vergangenen Samstag im Kaſino ſtattgefundene Tanzabend des Marburger Turnvereines zeigte wieder einmal, mit welchem außerordentlichen Geſchick die Vereinsleitung an die Veranſtaltung derartiger, der Geſelligkeit der Vereinsmitglieder und ihrer Freunde gewidmeter Unterhaltungsabende ſchreitet und — wie viel Glück ſie dabei jedesmal hat. Auch diesmal war der Beſuch ein ſehr guter. Ball- toiletten, Volks- und Phantaſietrachten gab es genug in reizender Auswahl. Bei den Klängen der Südbahnwerkſtättenkapelle entwickelte ſich bald ein frohes Tanzfeſt, dem von Stunde zu Stunde eifriger gehuldigt wurde. Eine vorzügliche Karnevalsſtimmung hatte im Nu die ganze Geſellſchaft erobert und be- herrſchte alles bis zum fröhlichen Schluſſe. Die Firma Kleinſchuſter hatte die Ausſchmückung des Tanzſaales in den unteren Kaſinoräumen geſchmack- voll durchgeführt. Bis in den grauenden Morgen hinein drehten ſich voll froher Luſt die Paare, — dem Marburger Turnvereine dankverbunden für dieſe neuerliche prächtige Gelegenheit, dem Prinzen Karneval vor deſſen Auszuge noch einmal eine freudenvolle Huldigung darbringen zu können. Die Genoſſenſchaftsverſammlung der Greisler und Händler findet am 18. d. abends 8 Uhr im Gaſthauſe „zur Stadt Graz“ (Rathausplatz) ſtatt. Ungerechtfertigtes Fernebleiben von dieſer Verſammlung wird laut Verſammlungs- beſchluß vom 3. Februar 1904 mit 50 H. beſtraft. The Grand Bioſkop im Hotel Alwies weiſt dieſe Woche ein ſehr gutes Programm auf. Sehr intereſſant iſt der Film „Glasinduſtrie in mehreren Abteilungen bis zur Fertigſtellung des Glaſes“, ferner „Pariſer Studentenleben“, „Polo- ſpiel zu Pferd“; höchſt originell iſt der Film „Die Katze hat es ſchwer“, „Verräterriſche Flecken“, „Ein vereiteltes Rendezvous, ſowie „Die Hochzeit zu Fahrrad“ uſw. Durch Beigabe einiger neuer kolorierter Films iſt das Programm ein ganz Vorzügliches. Die Pariſer Herrenabende erfreuen ſich eines derart lebhaften Andranges, daß ſich der Saal als faſt zu klein erweiſt. Wir machen aufmerkſam, daß heute abends zu letztenmale Herrenvorſtellungen ſtattfinden. Samstag gänzlich neues hochintereſſantes Programm. „Karneval in Venedig.“ Es ſind prächtige Bilder, welche der ſcheidende Faſching bei uns mit künſtleriſcher Geſtaltungskraft am Schluſſe ſeiner Herrſchaft mit leuchtenden Farben entwirft. Dem grandioſen „Reichstag zu Worms“ des Marburger Männergeſangvereines, einem Bilde von vornehmer und packender Kraft, folgte geſtern abends der Theater- und Kaſinoverein mit einem Feſte unter dem Titel „Karneval in Venedig.“ Ein ganz eigen- artiger Gegenſatz! Vom deutſchen Reichstage zu der Stätte längſt verſunkener Dogenherrlichkeit! Unter Lampions erfolgte der Eintritt in den Prunkſaal, an deſſen einer Wand der Markusplatz von Venedig leuchtete, während auf der dem Speiſeſaale zu- gekehrten Wand das deutſche Hotel Bauer u. Grün- wald von einem Transparente (ſtammend vom Meiſter Philipp) lockend grüßte. Der ganze Saal trug edles venetianiſches Gepräge. Lieblich lud der Damenſalon zum Verweilen ein. Er war zum Strandplatz umgeſtaltet und wies u. a. ein reizen- des Arrangement von Strandkörben auf, wie über- haupt die ganze, die Sinne täuſchende venetianiſche Ausſchmückung der Räume von vollendetem künſt- leriſchen Nachempfinden Zeugnis ablegte. Unter den Masken herrſchten die verſchiedenfärbigſten Dominos vor. Ferners ſah man Schiffer und Schifferinnen, Gondoliere mit den nationalen Muſikinſtrumenten, Matroſen, eine Nixe, Amerikanerinnen, einen Banditen, Spanjer, Engländer, Chineſen, Sonnenblumen u. ſ. w. und zahlreiche Phan- taſiekoſtüme. Der Beſuch war ein ſehr guter. Unter den Anweſenden befanden ſich zahlreiche Vertreter der Ariſtokratie, wie Prinz und Prinzeſſin Schaumburg, der kommandierende General von Sagburg, ferners Statthaltereirat Graf Attems, Kreisgerichtspräſident Perko, Staats- anwalt Nemanitſch, mehrere Landesgerichtsräte, die Spitzen der ſonſtigen Behörden, zahlreiche Bürger der Stadt. Offiziere uſw. In der venetia- niſchen, mit Lampions verſehenen Gaſſe, die vom Eingange zum Lido führte, auf dieſem ſelber, unter Palmen, wie im Kaffeehaus am Markusplatz, wo Frau Helle ihres Amtes waltete, im Speiſeſalon mit ſeinen hübſchen Lauben, überall herrſchte bald frohes Leben, das von dem Augenblicke begann, als der Maskeneinzug erfolgt war. Bald trat auch die Tanzluſt in ihre Rechte; unabläſſig wurde unter den Klängen der Südbahn-Werkſtättenkapelle der frohen Tanzgöttin gehuldigt und es ſoll gegen 6 Uhr früh geweſen ſein, als die letzten Gäſte dies reizende Venedig verließen. Um den Abend haben ſich außer Herrn Dr. Oroſel beſonders verdient gemacht die Herren Bukwich und Kern, welche die entzückende De- koration ſchufen. Der Kaſinoverein kann wieder auf einen glänzenden Abend zurückblicken. Eine Hochzeit unter gefährlichen Um- ſtänden gab es am vergangenen Montag in Skoggen, Bezirk Marburg. Die Inwohners- tochter Anna Gmeiner feierte mit dem Inwohner Lorenz Fiederſchek ihre Hochzeit. Als dieſe ſich zur Kirche begaben, ſtellten ſich die Beſitzers- ſöhne Michael Stupan und Franz Katz ſowie die Keuſchlerſöhne Joſef Kos und Franz Toma- ſchitſch entgegen, mißhandelten die Brautleute und riſſen der Braut den Brautkranz vom Kopfe. Die vier genannten Burſchen begaben ſich nach der Trauung in die Wohnung der Neuvermählten, tanzten daſelbſt und erhielten den gebräuchlichen Trunk. Gegen 11 Uhr nachts begannen Franz Tomaſchitſch und Michael Stupan zu exzedieren, worauf die Rauferei losging. Die genannten Burſchen hieben mit Stöcken auf die Hochzeitsgäſte ein und brachten einigen mit ihren Meſſern Ver- letzungen bei. Die 65 Jahre alte Gmeiner, Mutter der Braut, erhielt am Kopfe eine ſchwere Stichwunde. Der Beſitzer Johann Reich aus Dobrofzen erhielt einen Meſſerſtich in den Rücken. Die Keuſchlerin Agnes Gradiſchnig erhielt eben- falls einen Meſſerſtich. Außerdem wurden noch andere Perſonen leicht verletzt und durchgeprügelt. Die Exzedenten zertrümmerten die vorhandenen Flaſchen und Trinkgläſer, löſchten das Licht aus, ſtahlen Fleiſch und was es ſonſt zum eſſen gab. Dem Hausbeſitzer Joſef Divjak und Beſitzer Peſſek gelang es ſchließlich im Vereine mit anderen Gäſten, die gewalttätigen Burſchen aus dem Hauſe zu bringen und die Haustüre abzuſperren. Hierauf unternahmen aber die Raufluſtigen einen uenerlichen Angriff, verſuchten zuerſt die Haustüre einzubrechen und als ihnen dies nicht gelang, warfen ſie einen Bretterzaun um und zertrümmerten mittels Zaun- latten ſämtliche Fenſterſcheiben. Volle zwei Stunden dauerten die Gewalttätigkeiten. Einem Hochzeits- gaſt wurde bei der Rauferei auch die Uhr geſtohlen. Franz Katz, Michael Stupan, Joſef Kos und Franz Tomaſchitſch wurden von den Gendarmen bereits verhaftet und dem Kreisgerichte Marbnrg eingeliefert. Feuer in Windiſch-Feiſtritz. Das Südbahnſtationsgebäude nieder- gebrannt. In der Nacht vom Sonntag auf den Montag iſt das Stationsgebäude in Windiſch-Feiſtritz voll- ſtändig niedergebrannt; nur die Umfaſſungs- mauern blieben ſtehen, während das Innere des Gebäudes einen wirren Trümmerhaufen darſtellt. Die Nachricht von dem Brande hatte ſich in Marburg ſchon Sonntag abends verbreitet und rief großes Aufſehen hervor. Aus Windiſch-Feiſtritz wird uns unterm 11. d. folgendes mitgeteilt: Geſtern (Sonntag) um 8 Uhr früh fuhr der hieſige Stationschef Herr Dobowiſcheg mit ſeiner Frau, den beiden Kindern und dem Dienſtmädchen nach St. Georgen a. S. zu den Eltern ſeiner Frau, welche dort ein Kaufmannsgeſchäft beſitzen. Vor der Abfahrt war in der Küche, die ſich wie die aus drei Zimmern beſtehende Wohnung des Stations-

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 19, Marburg, 12.02.1907, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger19_1907/4>, abgerufen am 22.11.2024.