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Märkische Blätter. Nr. 29. Hattingen, 9. April 1851.

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[Beginn Spaltensatz] Bitte wurde damals keine Gewährung. Ew. Ercellenz ge-
ruhten aber auf das deshalb gestellte Gesuch zu bescheiden, daß
eine Aenderung zur Zeit nicht eintreten könne, woraus wir
die Pflicht erkennen, jetzt, da uns die gemachten Erfahrungen
zur Seite stehen, auf die Sache zurückzukommen. Die früher
befürchteten nachtheiligen Folgen sind seitdem auf eine empfind-
liche Weise verwirklicht worden.

Was die Stadt Hattingen anbelangt, so ist der Werth der
städtischen Grundstücke sehr bedeutend verringert, wodurch die
sonst sichersten Hypotheken auf städtisches Jmmobil gefährdet
sind; der Verkehr stockt, und diese Stockung erstreckt sich bis
auf den Marktverkehr, welcher dadurch, daß das diesseitige
Amt in keiner frequenten Berührung mehr mit Hattingen steht,
sich für seinen Bedarf dem ohnehin schon bedeutenden Markte
in Witten zuwendet.

Für unser aus 3400 Seelen bestehendes Amt, gleich wie
für das Amt Hattingen, 11,000 Seelen zählend und aus 17
verschiedenen Commünen zusammengesetzt, und nicht minder für
das Amt Blankenstein, ist der sehr erhebliche Nachtheil einge-
treten, daß wir zur Wahrnehmung unserer Geschäfte bei dem
entfernten Kreisgerichte in Bochum kostspielige, zeitraubende
Reisen zu unternehmen gezwungen sind, welche uns nicht selten 2
Tage vom Hause entfernen, wo wir früher in Hattingen in einem
halben Tage unsere betreffenden Geschäfte abmachen konnten.
Nicht unerwähnt dürfen wir es lassen, daß alle die Jnsinua-
tionen, welche den Eingesessenen vom Kreisgerichte in Bochum
zugesandt werden, denselben nebst Jnsinuations=Document per
Post zugehen, wodurch nicht unbedeutende Portokosten erwach-
sen, wo hingegen diese früher von Hattingen aus durch die
angestellten Gerichtsboten Statt fanden.

Diese und andere Nachtheile treffen um so empfindlicher,
da Stadt und Land, erstere zum Bau des Gerichtshauses und
der nothwendigen Chausseen, namentlich unser Amt zu letztern
selbst zu bedeutende Opfer [unleserliches Material - 8 Zeichen fehlen]gebracht und dadurch eine drückende
Communal=Schuld auf sich geladen hat, welche immer erdrü-
ckender wird, da das Amt außerdem das Unglück hat, in sei-
nen Haupt=Erwerbsquellen: Gewinnung und Lieferung von
Hausteinen in den vielen reichhaltigen Steinbrüchen im Sirren-
berge und Steinkohlen in den vielen verschiedenen Steinkohlengruben
durch das ganze Amt, in's Bergische und in die Märkische Umge-
gend, durch die Anlage der Bergisch=Märkischen Eisenbahn, deren
Nothwendigkeit und Nützlichkeit wir keineswegs verkennen, au-
ßer Concurenz gekommen zu sein.

Anbelangend der Hausteine hat gedachte Eisenbahn die
Herdecker und Witten'schen Steinbrüche, woselbst die Bahn-
Stationsplätze hat, für vorgedachte Gegenden aufgeschlossen;
anbelangend der Steinkohlen führt die Bahn von Dortmund
bis Witten durch viele, theils erst durch den Bau der Eisen-
bahn aufgeschlossene reichhaltige Steinkohlenfelder. Hierdurch
wird veranlaßt, daß wir mit unsern Hausteinen der Herdeck' -
schen Concurrenz erliegen, und daß unser Kohlenbau fast auf
nichts reduzirt wird.

Jn welchem Maaße der hiesige Verkehr gelitten, das wird
am besten dadurch constatirt, daß früher circa 300 Pferde mehr,
als jetzt die Steinkohlen ins Bergische transportirten. Ew.
Ercellenz wollen hochgeneigt entschuldigen, daß wir zur Be-
weisführung bei der Aufzählung unserer einzigen Erwerbs-
quellen einen Augenblick verweilen mußten, um den Beweis
vollständig zu führen, daß weitere Opfer uns vernichten müssen.

Die Erfahrung verbürgt es, daß die veränderte Gerichts-
Einrichtung, wie überhaupt, so namentlich für gebirgige Ge-
genden, wo die Menschen zerstreut wohnen, wodurch der Be-
zirk, um die einem Kreisgerichte entsprechende Seelenzahl zu
erhalten, zu ausgedehnt werden muß, leider keine Verbesserung,
sondern eine totale Verschlimmerung des frühern Zustandes ge-
worden ist. Hierzu kommt noch, daß die Kreis=Gerichts=Ein-
richtung einen ungleich größern Kostenaufwand nothwendig macht,
und schwerer, als sämmtliche Steuern und Kriegslasten mehr
und mehr lähmend und erdrückend auf uns lasten, da sowohl
die Gerichts= als auch die Mandatarienkosten nur noch dem
Kapitalisten und Wohlhabenden zu zahlen möglich, für den
[Spaltenumbruch] Mittel= und Geringen=Stand aber, wenn Einer von diesen das
Unglück hat, einen Prozeß zu verlieren, in Wahrheit uner-
schwinglich vernichtend sind. Bei diesem Nothstand, vergrößert
durch die weitere Umwandlung der Kreis=Gerichts=Deputationen
in Commissionen und Abberufung eines Richters, richten wir
gehorsamst unterzeichnete Bewohner des Amtes Sprockhövel,
zu dem frühern Land= und Stadtgericht Hattingen, jetzt Kreis-
Gerichts=Commission Hattingen gehörend, an Ew. Ercellenz
die gehorsame Bitte: um Wiederherstellung des früher in Hat-
tingen bestandenen Land= und Stadtgerichts in der gedachten
Stadt Hattingen, oder um Errichtung eines zweiten Kreisge-
richts in derselben. Ohne alle weiteren Kosten ausführbar,
da zu beiden gehorsamsten Anträgen, wie früher schon Hattin-
gen dargethan hat, die vorhandenen Gerichtsgebäulichkeiten aus-
reichen sollen.

Einer gnädigen Bescheidung vertrauend entgegensehend ver-
harren wir



Vermischte Nachrichten.

-- Vor den Geschworenen zu Hamm wurde in diesen
Sitzungen der gefährliche Näuber Herzog zu 15jähriger Zucht-
hausstrafe verurtheilt. Als er vor den Schranken stand, machte
seine kolossale Gestalt -- er ist 6 Fuß 3 Zoll groß und breit-
schultrig -- und sein hervorstechend markirtes Gesicht Aufsehen
unter den Anwesenden. Wegen mehrere Diebstähle, die er be-
gangen, mußten viele Zeugen verhört werden. Eine Bäuerin
aus Aplerbeck bezeichnete ihn mit großer Bestimmtheit als Den,
welcher zugleich mit Karl Mohr bei ihnen 6 Seiten Speck,
13 Schinken gestohlen, und dann im Handgemenge ihrem
unterliegenden Manne mit einem Messer 17 Wunden beige-
bracht habe.

-- Vor ungefähr 18 Jahren ermordete in Bonn ein Schrei-
ner, Capetan, seine Frau wegen Untreue. Vor 3 Jahren wurde
er begnadigt, heirathete wieder und ermordete vor einigen Ta-
gen auch diese zweite Frau, die er bloß im Verdacht der Un-
treue hatte.

-- Am 25. März, Nachmittags, brach in dem Gefangen-
hause zu Aachen Feuer aus, das jedoch zeitig gelöscht wurde,
ehe es irgend um sich greifen konnte.

-- Auffallend ist es, daß man das Hotel de Ville in
Paris mit Munition und Kanonen vollpfroft. Jm Hofe des
Hotel de Ville stehen gegenwärtig 25 Geschütze mit allem
Zubehör. -- Zu gleicher Zeit ist der Nationalgarde der letzte
Thorposten in den Tuilerien entzogen worden. Sie besitzt jetzt
nun mehr die Posten im Jnnern des Schlosses und wird von
der Municipalgarde fern gehalten. -- Die sich auf Urlaub
befindlichen Offiziere haben Befehl erhalten, schleunigst bei ih-
ren Regimentern einzurücken.



Landwirthschaftliches.

Einfaches Verfahren, im Winter schnell und gute But-
ter zu erhalten.
Bekanntlich verliert die Butter im Herbste, wenn
naßkalte Witterung eintritt, an ihrer Güte. Die Ursache ist, wie nach-
stehender Versuch beweist, in der Witterung zu suchen. Von einem Mal
Melken wurde die Milch gesammelt. Die eine Hälfte wurde in ausge-
wärmtem Gefäße an einen mäßig warmen und die andere Hälfte in kal-
tem Gefäße an einem kalten Ort aufbewahrt. Am zweiten Tage hatte
erstere einen angenehmen Geruch und guten Geschmack, letztere aber einen
widrigen Geruch und bitteren Geschmack angenommen. Beim Buttern gab
erstere nach Zeit von einer Stunde die schönste Butter und Buttermilch.
Bei letzterer mußte den ganzen Tag gebuttert werden, dann gab sie wenig,
kurze, ranzige und bitter schmeckende Butter, welche nach einigen Tagen
kaum zu genießen war. Es ist daher gewiß, daß die schlechte Butter mit
durch die Kälte entsteht und zwar kann der Grund schon beim Melken ge-
legt werden, wenn die Milch von ihrer natürlichen Wärme schnell zur
Kälte übergeht. Es sind daher Melkzelten, Kannen, Milchtücher und
Milchäsche vor dem Melken mit heißem Wasser auszuspülen oder in eine
warme Stube zu setzen, so daß beim Gebrauch alle Kälte daraus ver-
schwunden ist. Mit dem Rahmtopf und Butterfaß ist dieselbe Vorsicht
zu brauchen und die Milch nicht in einem zu kalten Behältnisse aufzube-
wahren. -- Reinlichkeit beim Milchwesen ist ein Haupterforderniß, die
Milchgefäße sind oft mit kochendem Wasser auszubrühen, damit sie keine
Säure ansetzen kann. Geht die Milch zu schnell zu Säure, über, so würde
man an Rahm verlieren. -- Solche kleine Mühe wird sich durch Rahm,
Milch und Käse von gutem Geschmack belohnen, auch wird man nach einer
Stunde viel und gutschmeckende Butter erhalten.     ( Landw. Dorsz. )

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Bitte wurde damals keine Gewährung. Ew. Ercellenz ge-
ruhten aber auf das deshalb gestellte Gesuch zu bescheiden, daß
eine Aenderung zur Zeit nicht eintreten könne, woraus wir
die Pflicht erkennen, jetzt, da uns die gemachten Erfahrungen
zur Seite stehen, auf die Sache zurückzukommen. Die früher
befürchteten nachtheiligen Folgen sind seitdem auf eine empfind-
liche Weise verwirklicht worden.

Was die Stadt Hattingen anbelangt, so ist der Werth der
städtischen Grundstücke sehr bedeutend verringert, wodurch die
sonst sichersten Hypotheken auf städtisches Jmmobil gefährdet
sind; der Verkehr stockt, und diese Stockung erstreckt sich bis
auf den Marktverkehr, welcher dadurch, daß das diesseitige
Amt in keiner frequenten Berührung mehr mit Hattingen steht,
sich für seinen Bedarf dem ohnehin schon bedeutenden Markte
in Witten zuwendet.

Für unser aus 3400 Seelen bestehendes Amt, gleich wie
für das Amt Hattingen, 11,000 Seelen zählend und aus 17
verschiedenen Commünen zusammengesetzt, und nicht minder für
das Amt Blankenstein, ist der sehr erhebliche Nachtheil einge-
treten, daß wir zur Wahrnehmung unserer Geschäfte bei dem
entfernten Kreisgerichte in Bochum kostspielige, zeitraubende
Reisen zu unternehmen gezwungen sind, welche uns nicht selten 2
Tage vom Hause entfernen, wo wir früher in Hattingen in einem
halben Tage unsere betreffenden Geschäfte abmachen konnten.
Nicht unerwähnt dürfen wir es lassen, daß alle die Jnsinua-
tionen, welche den Eingesessenen vom Kreisgerichte in Bochum
zugesandt werden, denselben nebst Jnsinuations=Document per
Post zugehen, wodurch nicht unbedeutende Portokosten erwach-
sen, wo hingegen diese früher von Hattingen aus durch die
angestellten Gerichtsboten Statt fanden.

Diese und andere Nachtheile treffen um so empfindlicher,
da Stadt und Land, erstere zum Bau des Gerichtshauses und
der nothwendigen Chausseen, namentlich unser Amt zu letztern
selbst zu bedeutende Opfer [unleserliches Material – 8 Zeichen fehlen]gebracht und dadurch eine drückende
Communal=Schuld auf sich geladen hat, welche immer erdrü-
ckender wird, da das Amt außerdem das Unglück hat, in sei-
nen Haupt=Erwerbsquellen: Gewinnung und Lieferung von
Hausteinen in den vielen reichhaltigen Steinbrüchen im Sirren-
berge und Steinkohlen in den vielen verschiedenen Steinkohlengruben
durch das ganze Amt, in's Bergische und in die Märkische Umge-
gend, durch die Anlage der Bergisch=Märkischen Eisenbahn, deren
Nothwendigkeit und Nützlichkeit wir keineswegs verkennen, au-
ßer Concurenz gekommen zu sein.

Anbelangend der Hausteine hat gedachte Eisenbahn die
Herdecker und Witten'schen Steinbrüche, woselbst die Bahn-
Stationsplätze hat, für vorgedachte Gegenden aufgeschlossen;
anbelangend der Steinkohlen führt die Bahn von Dortmund
bis Witten durch viele, theils erst durch den Bau der Eisen-
bahn aufgeschlossene reichhaltige Steinkohlenfelder. Hierdurch
wird veranlaßt, daß wir mit unsern Hausteinen der Herdeck' -
schen Concurrenz erliegen, und daß unser Kohlenbau fast auf
nichts reduzirt wird.

Jn welchem Maaße der hiesige Verkehr gelitten, das wird
am besten dadurch constatirt, daß früher circa 300 Pferde mehr,
als jetzt die Steinkohlen ins Bergische transportirten. Ew.
Ercellenz wollen hochgeneigt entschuldigen, daß wir zur Be-
weisführung bei der Aufzählung unserer einzigen Erwerbs-
quellen einen Augenblick verweilen mußten, um den Beweis
vollständig zu führen, daß weitere Opfer uns vernichten müssen.

Die Erfahrung verbürgt es, daß die veränderte Gerichts-
Einrichtung, wie überhaupt, so namentlich für gebirgige Ge-
genden, wo die Menschen zerstreut wohnen, wodurch der Be-
zirk, um die einem Kreisgerichte entsprechende Seelenzahl zu
erhalten, zu ausgedehnt werden muß, leider keine Verbesserung,
sondern eine totale Verschlimmerung des frühern Zustandes ge-
worden ist. Hierzu kommt noch, daß die Kreis=Gerichts=Ein-
richtung einen ungleich größern Kostenaufwand nothwendig macht,
und schwerer, als sämmtliche Steuern und Kriegslasten mehr
und mehr lähmend und erdrückend auf uns lasten, da sowohl
die Gerichts= als auch die Mandatarienkosten nur noch dem
Kapitalisten und Wohlhabenden zu zahlen möglich, für den
[Spaltenumbruch] Mittel= und Geringen=Stand aber, wenn Einer von diesen das
Unglück hat, einen Prozeß zu verlieren, in Wahrheit uner-
schwinglich vernichtend sind. Bei diesem Nothstand, vergrößert
durch die weitere Umwandlung der Kreis=Gerichts=Deputationen
in Commissionen und Abberufung eines Richters, richten wir
gehorsamst unterzeichnete Bewohner des Amtes Sprockhövel,
zu dem frühern Land= und Stadtgericht Hattingen, jetzt Kreis-
Gerichts=Commission Hattingen gehörend, an Ew. Ercellenz
die gehorsame Bitte: um Wiederherstellung des früher in Hat-
tingen bestandenen Land= und Stadtgerichts in der gedachten
Stadt Hattingen, oder um Errichtung eines zweiten Kreisge-
richts in derselben. Ohne alle weiteren Kosten ausführbar,
da zu beiden gehorsamsten Anträgen, wie früher schon Hattin-
gen dargethan hat, die vorhandenen Gerichtsgebäulichkeiten aus-
reichen sollen.

Einer gnädigen Bescheidung vertrauend entgegensehend ver-
harren wir



Vermischte Nachrichten.

— Vor den Geschworenen zu Hamm wurde in diesen
Sitzungen der gefährliche Näuber Herzog zu 15jähriger Zucht-
hausstrafe verurtheilt. Als er vor den Schranken stand, machte
seine kolossale Gestalt — er ist 6 Fuß 3 Zoll groß und breit-
schultrig — und sein hervorstechend markirtes Gesicht Aufsehen
unter den Anwesenden. Wegen mehrere Diebstähle, die er be-
gangen, mußten viele Zeugen verhört werden. Eine Bäuerin
aus Aplerbeck bezeichnete ihn mit großer Bestimmtheit als Den,
welcher zugleich mit Karl Mohr bei ihnen 6 Seiten Speck,
13 Schinken gestohlen, und dann im Handgemenge ihrem
unterliegenden Manne mit einem Messer 17 Wunden beige-
bracht habe.

— Vor ungefähr 18 Jahren ermordete in Bonn ein Schrei-
ner, Capetan, seine Frau wegen Untreue. Vor 3 Jahren wurde
er begnadigt, heirathete wieder und ermordete vor einigen Ta-
gen auch diese zweite Frau, die er bloß im Verdacht der Un-
treue hatte.

— Am 25. März, Nachmittags, brach in dem Gefangen-
hause zu Aachen Feuer aus, das jedoch zeitig gelöscht wurde,
ehe es irgend um sich greifen konnte.

— Auffallend ist es, daß man das Hotel de Ville in
Paris mit Munition und Kanonen vollpfroft. Jm Hofe des
Hotel de Ville stehen gegenwärtig 25 Geschütze mit allem
Zubehör. — Zu gleicher Zeit ist der Nationalgarde der letzte
Thorposten in den Tuilerien entzogen worden. Sie besitzt jetzt
nun mehr die Posten im Jnnern des Schlosses und wird von
der Municipalgarde fern gehalten. — Die sich auf Urlaub
befindlichen Offiziere haben Befehl erhalten, schleunigst bei ih-
ren Regimentern einzurücken.



Landwirthschaftliches.

Einfaches Verfahren, im Winter schnell und gute But-
ter zu erhalten.
Bekanntlich verliert die Butter im Herbste, wenn
naßkalte Witterung eintritt, an ihrer Güte. Die Ursache ist, wie nach-
stehender Versuch beweist, in der Witterung zu suchen. Von einem Mal
Melken wurde die Milch gesammelt. Die eine Hälfte wurde in ausge-
wärmtem Gefäße an einen mäßig warmen und die andere Hälfte in kal-
tem Gefäße an einem kalten Ort aufbewahrt. Am zweiten Tage hatte
erstere einen angenehmen Geruch und guten Geschmack, letztere aber einen
widrigen Geruch und bitteren Geschmack angenommen. Beim Buttern gab
erstere nach Zeit von einer Stunde die schönste Butter und Buttermilch.
Bei letzterer mußte den ganzen Tag gebuttert werden, dann gab sie wenig,
kurze, ranzige und bitter schmeckende Butter, welche nach einigen Tagen
kaum zu genießen war. Es ist daher gewiß, daß die schlechte Butter mit
durch die Kälte entsteht und zwar kann der Grund schon beim Melken ge-
legt werden, wenn die Milch von ihrer natürlichen Wärme schnell zur
Kälte übergeht. Es sind daher Melkzelten, Kannen, Milchtücher und
Milchäsche vor dem Melken mit heißem Wasser auszuspülen oder in eine
warme Stube zu setzen, so daß beim Gebrauch alle Kälte daraus ver-
schwunden ist. Mit dem Rahmtopf und Butterfaß ist dieselbe Vorsicht
zu brauchen und die Milch nicht in einem zu kalten Behältnisse aufzube-
wahren. — Reinlichkeit beim Milchwesen ist ein Haupterforderniß, die
Milchgefäße sind oft mit kochendem Wasser auszubrühen, damit sie keine
Säure ansetzen kann. Geht die Milch zu schnell zu Säure, über, so würde
man an Rahm verlieren. — Solche kleine Mühe wird sich durch Rahm,
Milch und Käse von gutem Geschmack belohnen, auch wird man nach einer
Stunde viel und gutschmeckende Butter erhalten.     ( Landw. Dorsz. )

[Ende Spaltensatz]
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[0003] Bitte wurde damals keine Gewährung. Ew. Ercellenz ge- ruhten aber auf das deshalb gestellte Gesuch zu bescheiden, daß eine Aenderung zur Zeit nicht eintreten könne, woraus wir die Pflicht erkennen, jetzt, da uns die gemachten Erfahrungen zur Seite stehen, auf die Sache zurückzukommen. Die früher befürchteten nachtheiligen Folgen sind seitdem auf eine empfind- liche Weise verwirklicht worden. Was die Stadt Hattingen anbelangt, so ist der Werth der städtischen Grundstücke sehr bedeutend verringert, wodurch die sonst sichersten Hypotheken auf städtisches Jmmobil gefährdet sind; der Verkehr stockt, und diese Stockung erstreckt sich bis auf den Marktverkehr, welcher dadurch, daß das diesseitige Amt in keiner frequenten Berührung mehr mit Hattingen steht, sich für seinen Bedarf dem ohnehin schon bedeutenden Markte in Witten zuwendet. Für unser aus 3400 Seelen bestehendes Amt, gleich wie für das Amt Hattingen, 11,000 Seelen zählend und aus 17 verschiedenen Commünen zusammengesetzt, und nicht minder für das Amt Blankenstein, ist der sehr erhebliche Nachtheil einge- treten, daß wir zur Wahrnehmung unserer Geschäfte bei dem entfernten Kreisgerichte in Bochum kostspielige, zeitraubende Reisen zu unternehmen gezwungen sind, welche uns nicht selten 2 Tage vom Hause entfernen, wo wir früher in Hattingen in einem halben Tage unsere betreffenden Geschäfte abmachen konnten. Nicht unerwähnt dürfen wir es lassen, daß alle die Jnsinua- tionen, welche den Eingesessenen vom Kreisgerichte in Bochum zugesandt werden, denselben nebst Jnsinuations=Document per Post zugehen, wodurch nicht unbedeutende Portokosten erwach- sen, wo hingegen diese früher von Hattingen aus durch die angestellten Gerichtsboten Statt fanden. Diese und andere Nachtheile treffen um so empfindlicher, da Stadt und Land, erstere zum Bau des Gerichtshauses und der nothwendigen Chausseen, namentlich unser Amt zu letztern selbst zu bedeutende Opfer ________gebracht und dadurch eine drückende Communal=Schuld auf sich geladen hat, welche immer erdrü- ckender wird, da das Amt außerdem das Unglück hat, in sei- nen Haupt=Erwerbsquellen: Gewinnung und Lieferung von Hausteinen in den vielen reichhaltigen Steinbrüchen im Sirren- berge und Steinkohlen in den vielen verschiedenen Steinkohlengruben durch das ganze Amt, in's Bergische und in die Märkische Umge- gend, durch die Anlage der Bergisch=Märkischen Eisenbahn, deren Nothwendigkeit und Nützlichkeit wir keineswegs verkennen, au- ßer Concurenz gekommen zu sein. Anbelangend der Hausteine hat gedachte Eisenbahn die Herdecker und Witten'schen Steinbrüche, woselbst die Bahn- Stationsplätze hat, für vorgedachte Gegenden aufgeschlossen; anbelangend der Steinkohlen führt die Bahn von Dortmund bis Witten durch viele, theils erst durch den Bau der Eisen- bahn aufgeschlossene reichhaltige Steinkohlenfelder. Hierdurch wird veranlaßt, daß wir mit unsern Hausteinen der Herdeck' - schen Concurrenz erliegen, und daß unser Kohlenbau fast auf nichts reduzirt wird. Jn welchem Maaße der hiesige Verkehr gelitten, das wird am besten dadurch constatirt, daß früher circa 300 Pferde mehr, als jetzt die Steinkohlen ins Bergische transportirten. Ew. Ercellenz wollen hochgeneigt entschuldigen, daß wir zur Be- weisführung bei der Aufzählung unserer einzigen Erwerbs- quellen einen Augenblick verweilen mußten, um den Beweis vollständig zu führen, daß weitere Opfer uns vernichten müssen. Die Erfahrung verbürgt es, daß die veränderte Gerichts- Einrichtung, wie überhaupt, so namentlich für gebirgige Ge- genden, wo die Menschen zerstreut wohnen, wodurch der Be- zirk, um die einem Kreisgerichte entsprechende Seelenzahl zu erhalten, zu ausgedehnt werden muß, leider keine Verbesserung, sondern eine totale Verschlimmerung des frühern Zustandes ge- worden ist. Hierzu kommt noch, daß die Kreis=Gerichts=Ein- richtung einen ungleich größern Kostenaufwand nothwendig macht, und schwerer, als sämmtliche Steuern und Kriegslasten mehr und mehr lähmend und erdrückend auf uns lasten, da sowohl die Gerichts= als auch die Mandatarienkosten nur noch dem Kapitalisten und Wohlhabenden zu zahlen möglich, für den Mittel= und Geringen=Stand aber, wenn Einer von diesen das Unglück hat, einen Prozeß zu verlieren, in Wahrheit uner- schwinglich vernichtend sind. Bei diesem Nothstand, vergrößert durch die weitere Umwandlung der Kreis=Gerichts=Deputationen in Commissionen und Abberufung eines Richters, richten wir gehorsamst unterzeichnete Bewohner des Amtes Sprockhövel, zu dem frühern Land= und Stadtgericht Hattingen, jetzt Kreis- Gerichts=Commission Hattingen gehörend, an Ew. Ercellenz die gehorsame Bitte: um Wiederherstellung des früher in Hat- tingen bestandenen Land= und Stadtgerichts in der gedachten Stadt Hattingen, oder um Errichtung eines zweiten Kreisge- richts in derselben. Ohne alle weiteren Kosten ausführbar, da zu beiden gehorsamsten Anträgen, wie früher schon Hattin- gen dargethan hat, die vorhandenen Gerichtsgebäulichkeiten aus- reichen sollen. Einer gnädigen Bescheidung vertrauend entgegensehend ver- harren wir Vermischte Nachrichten. — Vor den Geschworenen zu Hamm wurde in diesen Sitzungen der gefährliche Näuber Herzog zu 15jähriger Zucht- hausstrafe verurtheilt. Als er vor den Schranken stand, machte seine kolossale Gestalt — er ist 6 Fuß 3 Zoll groß und breit- schultrig — und sein hervorstechend markirtes Gesicht Aufsehen unter den Anwesenden. Wegen mehrere Diebstähle, die er be- gangen, mußten viele Zeugen verhört werden. Eine Bäuerin aus Aplerbeck bezeichnete ihn mit großer Bestimmtheit als Den, welcher zugleich mit Karl Mohr bei ihnen 6 Seiten Speck, 13 Schinken gestohlen, und dann im Handgemenge ihrem unterliegenden Manne mit einem Messer 17 Wunden beige- bracht habe. — Vor ungefähr 18 Jahren ermordete in Bonn ein Schrei- ner, Capetan, seine Frau wegen Untreue. Vor 3 Jahren wurde er begnadigt, heirathete wieder und ermordete vor einigen Ta- gen auch diese zweite Frau, die er bloß im Verdacht der Un- treue hatte. — Am 25. März, Nachmittags, brach in dem Gefangen- hause zu Aachen Feuer aus, das jedoch zeitig gelöscht wurde, ehe es irgend um sich greifen konnte. — Auffallend ist es, daß man das Hotel de Ville in Paris mit Munition und Kanonen vollpfroft. Jm Hofe des Hotel de Ville stehen gegenwärtig 25 Geschütze mit allem Zubehör. — Zu gleicher Zeit ist der Nationalgarde der letzte Thorposten in den Tuilerien entzogen worden. Sie besitzt jetzt nun mehr die Posten im Jnnern des Schlosses und wird von der Municipalgarde fern gehalten. — Die sich auf Urlaub befindlichen Offiziere haben Befehl erhalten, schleunigst bei ih- ren Regimentern einzurücken. Landwirthschaftliches. Einfaches Verfahren, im Winter schnell und gute But- ter zu erhalten. Bekanntlich verliert die Butter im Herbste, wenn naßkalte Witterung eintritt, an ihrer Güte. Die Ursache ist, wie nach- stehender Versuch beweist, in der Witterung zu suchen. Von einem Mal Melken wurde die Milch gesammelt. Die eine Hälfte wurde in ausge- wärmtem Gefäße an einen mäßig warmen und die andere Hälfte in kal- tem Gefäße an einem kalten Ort aufbewahrt. Am zweiten Tage hatte erstere einen angenehmen Geruch und guten Geschmack, letztere aber einen widrigen Geruch und bitteren Geschmack angenommen. Beim Buttern gab erstere nach Zeit von einer Stunde die schönste Butter und Buttermilch. Bei letzterer mußte den ganzen Tag gebuttert werden, dann gab sie wenig, kurze, ranzige und bitter schmeckende Butter, welche nach einigen Tagen kaum zu genießen war. Es ist daher gewiß, daß die schlechte Butter mit durch die Kälte entsteht und zwar kann der Grund schon beim Melken ge- legt werden, wenn die Milch von ihrer natürlichen Wärme schnell zur Kälte übergeht. Es sind daher Melkzelten, Kannen, Milchtücher und Milchäsche vor dem Melken mit heißem Wasser auszuspülen oder in eine warme Stube zu setzen, so daß beim Gebrauch alle Kälte daraus ver- schwunden ist. Mit dem Rahmtopf und Butterfaß ist dieselbe Vorsicht zu brauchen und die Milch nicht in einem zu kalten Behältnisse aufzube- wahren. — Reinlichkeit beim Milchwesen ist ein Haupterforderniß, die Milchgefäße sind oft mit kochendem Wasser auszubrühen, damit sie keine Säure ansetzen kann. Geht die Milch zu schnell zu Säure, über, so würde man an Rahm verlieren. — Solche kleine Mühe wird sich durch Rahm, Milch und Käse von gutem Geschmack belohnen, auch wird man nach einer Stunde viel und gutschmeckende Butter erhalten. ( Landw. Dorsz. )

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 29. Hattingen, 9. April 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische029_1851/3>, abgerufen am 02.06.2024.