Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Märkische Blätter. Nr. 23. Hattingen, 19. März 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] geschlagen worden, wenn auch nur mit einer Majorität von
einer [unleserliches Material - 6 Zeichen fehlen]Stimme. Der Antrag selbst ist nicht von großer Be-
deutung; er betrifft die Verwaltung der Krondomänen; aber
seine Annahme unter den obwaltenden Umständen ist doch eine
empfindliche Niederlage für das Cabinet.

Türkei.

Zu Marseille sind Nachrichten aus Konstantinopel eingetrof-
fen, wonach wirklich der Sultan nur durch die Treue seines
Leibarztes des D. Spitzer dem Vergiftungstode entronnen. Es
hatten nämlich fanatische Ulemas eine Verschwörung gegen das
Leben des Sultans angezettelt, an deren Spitze der eigene Bru-
der des Sultans stand! Es lag im Plane, den Leibarzt des
Sultans zu bestechen, und dieser nahm die Miene an, als ginge
er in den Mordplan ein, als man ihm eine Million Piaster
bot, wenn er den Sultan durch Arznei vergiften wolle. Die
Verschworenen gingen in die Falle, und gaben dem Leibarzte
sogar das schriftliche Versprechen der ausbedungeneu Million.
Alsbald eilte D. Spitzer zum Sultan, verrieth ihm warum es
sich handle. Abdul Medjid wollte Anfangs ihm kaum Glau-
ben schenken, und erst, als er ihm den schriftlichen Beweis über-
gab, mußte er ihm glauben. Natürlich konnte nun D. Spitzer
nicht länger zu Konstantinopel bleiben, denn er wäre sicher das
Opfer der Rache seiner Mörder geworden. Am Abend dessel-
ben Tages noch fuhr der D. Spitzer mit Gattin nach Triest
ab, nachdem der Sultan ihn reichlich für den Verlust seiner
Stellung entschädigt hatte. Einige Tage nachher erfuhr man,
daß einige der ersten Ulemas verschwunden, nachdem man ra-
sche Justiz an ihnen verübt. Was aus dem Bruder des Sul-
tans geworden, weiß man nicht. Wahrscheinlich hat er in den
Fluthen des Bosphorus seinen Brudermord büßen müssen.



Feuilleton
Die Hirschkeule.
Erinnerungen aus einem Jägerleben in Canada.
Von Abel Log.
( Fortsetzung. )

"Nicht Gott danken?" fiel mir der Häuptling ins Wort;
"schlimm das -- ich allezeit glauben, Christ Gott danken für
Alles -- wie?

"Leider muß ich sagen," versetzte ich, "daß es Christen ge-
nug gibt, die das vergessen, und daß mein Freund und ich heute
auch zu dieser Zahl gehört haben."

Der alte Krieger schüttelte wieder den Kopf und wechselte
rasch einen beinahe unmerklichen Blick mit seinen "jungen
Männern;" von diesem Augenblick an mißtraute ich ihm und
war besonders auf meiner Hut.

"Gute Flint -- hübsche Flint das!" sagte der Häuptling
und wollte nach meiner Büchse greifen. Jm Nu aber hatte
ich sie selbst in der Hand, und sprang etliche Schritte rück-
wärts. Die drei Rothhäute hatten gleichzeitig nach nnseren
Gewehren gegriffen, allein Panl war eben so sehr auf seiner
Hut gewesen als ich, wir richteten die Mündungen unserer
Büchsen auf ihre Brust und zogen uns rasch nach unserem
Kanot zurück. Glücklicherweise hatten sie ihre alten Feuer-
schloßgewehre kurz vorher abgeschossen, aber einer von ihnen
stieß mit Blitzesschnelle eine Kugel in den Lanf.

"Nun laß uns ausgreifen!" rief Paul. "Rasch in's Boot
und fort. Mit Gedankenschnelle sprang er in's Kanot und
durchhieb mit einem Streiche seines Tomahawk den Strick von
Mosebaumrinde, womit das Boot befestigt; rasch sprang ich hin-
terher, stieß die Mündung meiner Büchse in den Sand und
schob das Kanot mitten in die Strömung hinein; eine Kugel
streifte meine Mütze, als ich mich aufrichtete, und unsere schwere
Art flog Paul hart am Kopf vorüber.

"Schone Deine Schüsse:" rief er mir zu, aber ich hatte
schon die Hand am Drücker, der Schuß knallte und ich sah ei-
nen von den jungen Kriegern wanken. Mit der Strömung
rasch flußabwärts treibend, waren wir den Jndianern mindestens
vierzig Schritte vorangeeilt, als mein Blick auf ein Kanot fiel
[Spaltenumbruch] das unter den überhängenden Bäumen des Users halb versteckt,
lag. Paul hatte es auch gesehen und derselbe Gedanke fuhr
uns Beiden gleichzeitig durch den Sinn, und eine Minute spä-
ter ruderten wir rüstig weiter, mit dem leichten Rindenboot im
Schlepptau. --

"Wir verlieren Weg und Zeit, Du mußt das Boot lassen,
flüsterte mir der Trapper athemlos zu, -- es hindert uns am
Weiterkommen und jede Minute ist kostbar..... Spute Dich
sie sind uns auf den Fersen! Wirf es um wenn Du kannst und
haue mit Deinem Tomahawk ein Loch in den Boden -- nur
schnell, schnell!" Jch kam der letzten Weisung ohne Zeitver-
lust nach, und ein lautes Wuthgebrülle verkündete das Sinken
ihres Kanots und das Gelingen meines Unternehmens. Drei
scharfe Knalle folgten, -- Paul hielt rasch den Athem an, wie
man im Schmerz thut, -- noch ein paar Ruderschläge und wir
waren ihnen aus dem Gesicht.

"Bist Du verwundet?" fragte ich.

"Eines meiner Ohren ist beim Henker -- sonst Nichts!"
versetzte der Trapper laut lachend.

"Du nimmst es sehr leicht!" sagte ich.

"Bah! ich habe noch eines, nicht wahr?"

"Aber sieh' mal dorthin! sie haben ihr Kanot wieder auf-
gefangen. Nun merk' Dir Abel, wir haben nur eine starke
Viertelstunde Vorsprung vor ihnen. Sie werden ihr kleines
Ding jetzt ans Ufer ziehen, ein Feuer anmachen, ihren Kitt-
kessel darüber setzen, ein frisches Stück Birkenrinde auf den Leck
kleben und dann in unglaublich kurzer Zeit hinter uns her sein.
Jch kenne den Burschen mit der Goldrandmütze und der Feder.
Sein Vater war ein Crow=Jndianer, und sie nennen ihn den
"Meilenstiefel." Vor etlich Jahren kam er zu dem Missionär
auf der Station drüben und ließ sich taufen; am andern Mor-
gen aber vermißten wir ihn und sechs unserer besten Pferde,
und seither ist er ein noch viel größerer Schuft geworden, --
Wie viel Kugeln hast Du noch?"

"Und wiel Ladungen Pulver?"

"Wenigstens fünfzig."

" Tant mieux, das läßt sich hören! Avancez, mes chers
enfans! avancez
!"

2.

Eine peinliche Stunde zog wie auf bleiernen Schwingen
an uns vorüber. Wir hatten mindestens einige englische Mei-
len zurückgelegt, und doch war noch nicht eine Spur von einer
Verfolgung zu entdecken.

"Wollen wir weiter rudern oder uns nach einem Versteck
umsehen?" fragte ich Paul und hielt mit Rudern inne, um
Athem zu schöpfen.

"Jch überlege mir die Sache soeben," gab er mir zur Ant-
wort. "Laß 'mal sehen. Sie sind uns an Zahl überlegen,
sind stämmige gewandte Burschen und können mit Rudern ab-
wechseln, so daß sie immer eine frische Hand am Ruder haben
Mir däucht, wir haben wenig Aussicht durch eine Flucht zu
entkommen. Was meinst Du?"

"Wir müssen sie an uns vorüber lassen, mein' ich."

"Einverstanden! wir haben keinen Mondschein, und nur ein-
paar Sterne stehen am Himmel; in zehn Minuten ist's stock-
finstere Nacht!"

Paul hatte Recht; binnen einer Viertelstunde konnten wir
kaum mehr unsere Gesichter unterscheiden. Wir ließen das
Kanot unter die überhändenden Zweige einer nahen Schierlings-
tanne treiben und harrten hier, wie zwei Alligatoren, die, bis
um's Kinn im Schlamme, auf eine Mahlzeit lauern.

"Das ist der Tritt eines Bären!" sagte ich zu dem Trap-
per, als sich waldwärts ein Getrampel hören ließ.

"Hab' ich Dir schon den Spaß erzählt, den ich einmal
mit einem Bären hatte?" fragte mich Paul.

"Nicht das ich wüßte -- erzähle 'mal!" versetzte ich.

( Fortsetzung folgt. )



Allerlei.

Ein Officier wurde beim König Friedrich wegen Jagdbeein
trächtigungen angeklagt. Er versprach dafür zu sorgen, [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]daß
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] geschlagen worden, wenn auch nur mit einer Majorität von
einer [unleserliches Material – 6 Zeichen fehlen]Stimme. Der Antrag selbst ist nicht von großer Be-
deutung; er betrifft die Verwaltung der Krondomänen; aber
seine Annahme unter den obwaltenden Umständen ist doch eine
empfindliche Niederlage für das Cabinet.

Türkei.

Zu Marseille sind Nachrichten aus Konstantinopel eingetrof-
fen, wonach wirklich der Sultan nur durch die Treue seines
Leibarztes des D. Spitzer dem Vergiftungstode entronnen. Es
hatten nämlich fanatische Ulemas eine Verschwörung gegen das
Leben des Sultans angezettelt, an deren Spitze der eigene Bru-
der des Sultans stand! Es lag im Plane, den Leibarzt des
Sultans zu bestechen, und dieser nahm die Miene an, als ginge
er in den Mordplan ein, als man ihm eine Million Piaster
bot, wenn er den Sultan durch Arznei vergiften wolle. Die
Verschworenen gingen in die Falle, und gaben dem Leibarzte
sogar das schriftliche Versprechen der ausbedungeneu Million.
Alsbald eilte D. Spitzer zum Sultan, verrieth ihm warum es
sich handle. Abdul Medjid wollte Anfangs ihm kaum Glau-
ben schenken, und erst, als er ihm den schriftlichen Beweis über-
gab, mußte er ihm glauben. Natürlich konnte nun D. Spitzer
nicht länger zu Konstantinopel bleiben, denn er wäre sicher das
Opfer der Rache seiner Mörder geworden. Am Abend dessel-
ben Tages noch fuhr der D. Spitzer mit Gattin nach Triest
ab, nachdem der Sultan ihn reichlich für den Verlust seiner
Stellung entschädigt hatte. Einige Tage nachher erfuhr man,
daß einige der ersten Ulemas verschwunden, nachdem man ra-
sche Justiz an ihnen verübt. Was aus dem Bruder des Sul-
tans geworden, weiß man nicht. Wahrscheinlich hat er in den
Fluthen des Bosphorus seinen Brudermord büßen müssen.



Feuilleton
Die Hirschkeule.
Erinnerungen aus einem Jägerleben in Canada.
Von Abel Log.
( Fortsetzung. )

„Nicht Gott danken?“ fiel mir der Häuptling ins Wort;
„schlimm das — ich allezeit glauben, Christ Gott danken für
Alles — wie?

„Leider muß ich sagen,“ versetzte ich, „daß es Christen ge-
nug gibt, die das vergessen, und daß mein Freund und ich heute
auch zu dieser Zahl gehört haben.“

Der alte Krieger schüttelte wieder den Kopf und wechselte
rasch einen beinahe unmerklichen Blick mit seinen „jungen
Männern;“ von diesem Augenblick an mißtraute ich ihm und
war besonders auf meiner Hut.

„Gute Flint — hübsche Flint das!“ sagte der Häuptling
und wollte nach meiner Büchse greifen. Jm Nu aber hatte
ich sie selbst in der Hand, und sprang etliche Schritte rück-
wärts. Die drei Rothhäute hatten gleichzeitig nach nnseren
Gewehren gegriffen, allein Panl war eben so sehr auf seiner
Hut gewesen als ich, wir richteten die Mündungen unserer
Büchsen auf ihre Brust und zogen uns rasch nach unserem
Kanot zurück. Glücklicherweise hatten sie ihre alten Feuer-
schloßgewehre kurz vorher abgeschossen, aber einer von ihnen
stieß mit Blitzesschnelle eine Kugel in den Lanf.

„Nun laß uns ausgreifen!“ rief Paul. „Rasch in's Boot
und fort. Mit Gedankenschnelle sprang er in's Kanot und
durchhieb mit einem Streiche seines Tomahawk den Strick von
Mosebaumrinde, womit das Boot befestigt; rasch sprang ich hin-
terher, stieß die Mündung meiner Büchse in den Sand und
schob das Kanot mitten in die Strömung hinein; eine Kugel
streifte meine Mütze, als ich mich aufrichtete, und unsere schwere
Art flog Paul hart am Kopf vorüber.

„Schone Deine Schüsse:“ rief er mir zu, aber ich hatte
schon die Hand am Drücker, der Schuß knallte und ich sah ei-
nen von den jungen Kriegern wanken. Mit der Strömung
rasch flußabwärts treibend, waren wir den Jndianern mindestens
vierzig Schritte vorangeeilt, als mein Blick auf ein Kanot fiel
[Spaltenumbruch] das unter den überhängenden Bäumen des Users halb versteckt,
lag. Paul hatte es auch gesehen und derselbe Gedanke fuhr
uns Beiden gleichzeitig durch den Sinn, und eine Minute spä-
ter ruderten wir rüstig weiter, mit dem leichten Rindenboot im
Schlepptau. —

„Wir verlieren Weg und Zeit, Du mußt das Boot lassen,
flüsterte mir der Trapper athemlos zu, — es hindert uns am
Weiterkommen und jede Minute ist kostbar..... Spute Dich
sie sind uns auf den Fersen! Wirf es um wenn Du kannst und
haue mit Deinem Tomahawk ein Loch in den Boden — nur
schnell, schnell!“ Jch kam der letzten Weisung ohne Zeitver-
lust nach, und ein lautes Wuthgebrülle verkündete das Sinken
ihres Kanots und das Gelingen meines Unternehmens. Drei
scharfe Knalle folgten, — Paul hielt rasch den Athem an, wie
man im Schmerz thut, — noch ein paar Ruderschläge und wir
waren ihnen aus dem Gesicht.

„Bist Du verwundet?“ fragte ich.

„Eines meiner Ohren ist beim Henker — sonst Nichts!“
versetzte der Trapper laut lachend.

„Du nimmst es sehr leicht!“ sagte ich.

„Bah! ich habe noch eines, nicht wahr?“

„Aber sieh' mal dorthin! sie haben ihr Kanot wieder auf-
gefangen. Nun merk' Dir Abel, wir haben nur eine starke
Viertelstunde Vorsprung vor ihnen. Sie werden ihr kleines
Ding jetzt ans Ufer ziehen, ein Feuer anmachen, ihren Kitt-
kessel darüber setzen, ein frisches Stück Birkenrinde auf den Leck
kleben und dann in unglaublich kurzer Zeit hinter uns her sein.
Jch kenne den Burschen mit der Goldrandmütze und der Feder.
Sein Vater war ein Crow=Jndianer, und sie nennen ihn den
„Meilenstiefel.“ Vor etlich Jahren kam er zu dem Missionär
auf der Station drüben und ließ sich taufen; am andern Mor-
gen aber vermißten wir ihn und sechs unserer besten Pferde,
und seither ist er ein noch viel größerer Schuft geworden, —
Wie viel Kugeln hast Du noch?“

„Und wiel Ladungen Pulver?“

„Wenigstens fünfzig.“

Tant mieux, das läßt sich hören! Avancez, mes chers
enfans! avancez
!“

2.

Eine peinliche Stunde zog wie auf bleiernen Schwingen
an uns vorüber. Wir hatten mindestens einige englische Mei-
len zurückgelegt, und doch war noch nicht eine Spur von einer
Verfolgung zu entdecken.

„Wollen wir weiter rudern oder uns nach einem Versteck
umsehen?“ fragte ich Paul und hielt mit Rudern inne, um
Athem zu schöpfen.

„Jch überlege mir die Sache soeben,“ gab er mir zur Ant-
wort. „Laß 'mal sehen. Sie sind uns an Zahl überlegen,
sind stämmige gewandte Burschen und können mit Rudern ab-
wechseln, so daß sie immer eine frische Hand am Ruder haben
Mir däucht, wir haben wenig Aussicht durch eine Flucht zu
entkommen. Was meinst Du?“

„Wir müssen sie an uns vorüber lassen, mein' ich.“

„Einverstanden! wir haben keinen Mondschein, und nur ein-
paar Sterne stehen am Himmel; in zehn Minuten ist's stock-
finstere Nacht!“

Paul hatte Recht; binnen einer Viertelstunde konnten wir
kaum mehr unsere Gesichter unterscheiden. Wir ließen das
Kanot unter die überhändenden Zweige einer nahen Schierlings-
tanne treiben und harrten hier, wie zwei Alligatoren, die, bis
um's Kinn im Schlamme, auf eine Mahlzeit lauern.

„Das ist der Tritt eines Bären!“ sagte ich zu dem Trap-
per, als sich waldwärts ein Getrampel hören ließ.

„Hab' ich Dir schon den Spaß erzählt, den ich einmal
mit einem Bären hatte?“ fragte mich Paul.

„Nicht das ich wüßte — erzähle 'mal!“ versetzte ich.

( Fortsetzung folgt. )



Allerlei.

Ein Officier wurde beim König Friedrich wegen Jagdbeein
trächtigungen angeklagt. Er versprach dafür zu sorgen, [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]daß
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <div n="2">
          <div type="jArticle" n="3">
            <p><pb facs="#f0002"/><cb type="start"/>
geschlagen worden, wenn auch nur mit einer Majorität von<lb/>
einer <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="6"/>Stimme. Der Antrag selbst ist nicht von großer Be-<lb/>
deutung; er betrifft die Verwaltung der Krondomänen; aber<lb/>
seine Annahme unter den obwaltenden Umständen ist doch eine<lb/>
empfindliche Niederlage für das Cabinet.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Türkei.</head><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <p>Zu Marseille sind Nachrichten aus Konstantinopel eingetrof-<lb/>
fen, wonach wirklich der Sultan nur durch die Treue seines<lb/>
Leibarztes des <hi rendition="#aq">D</hi>. Spitzer dem Vergiftungstode entronnen. Es<lb/>
hatten nämlich fanatische Ulemas eine Verschwörung gegen das<lb/>
Leben des Sultans angezettelt, an deren Spitze der eigene Bru-<lb/>
der des Sultans stand! Es lag im Plane, den Leibarzt des<lb/>
Sultans zu bestechen, und dieser nahm die Miene an, als ginge<lb/>
er in den Mordplan ein, als man ihm eine Million Piaster<lb/>
bot, wenn er den Sultan durch Arznei vergiften wolle. Die<lb/>
Verschworenen gingen in die Falle, und gaben dem Leibarzte<lb/>
sogar das schriftliche Versprechen der ausbedungeneu Million.<lb/>
Alsbald eilte <hi rendition="#aq">D</hi>. Spitzer zum Sultan, verrieth ihm warum es<lb/>
sich handle. Abdul Medjid wollte Anfangs ihm kaum Glau-<lb/>
ben schenken, und erst, als er ihm den schriftlichen Beweis über-<lb/>
gab, mußte er ihm glauben. Natürlich konnte nun <hi rendition="#aq">D</hi>. Spitzer<lb/>
nicht länger zu Konstantinopel bleiben, denn er wäre sicher das<lb/>
Opfer der Rache seiner Mörder geworden. Am Abend dessel-<lb/>
ben Tages noch fuhr der <hi rendition="#aq">D</hi>. Spitzer mit Gattin nach Triest<lb/>
ab, nachdem der Sultan ihn reichlich für den Verlust seiner<lb/>
Stellung entschädigt hatte. Einige Tage nachher erfuhr man,<lb/>
daß einige der ersten Ulemas verschwunden, nachdem man ra-<lb/>
sche Justiz an ihnen verübt. Was aus dem Bruder des Sul-<lb/>
tans geworden, weiß man nicht. Wahrscheinlich hat er in den<lb/>
Fluthen des Bosphorus seinen Brudermord büßen müssen.</p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jFeuilleton" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">
            <choice>
              <sic>Fenilleton.</sic>
              <corr>Feuilleton</corr>
            </choice>
          </hi> </head><lb/>
        <div xml:id="Hirsch1" type="jArticle" n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Die Hirschkeule.</hi><lb/>
Erinnerungen aus einem Jägerleben in Canada.<lb/>
Von Abel <hi rendition="#g">Log.</hi></head><lb/>
          <div n="3">
            <head>( Fortsetzung. )<note type="editorial">Ausgaben, die vorangegangene Artikelteile enthalten, fehlen.</note></head><lb/>
            <p>&#x201E;Nicht Gott danken?&#x201C; fiel mir der Häuptling ins Wort;<lb/>
&#x201E;schlimm das &#x2014; ich allezeit glauben, Christ Gott danken für<lb/>
Alles &#x2014; wie?</p><lb/>
            <p>&#x201E;Leider muß ich sagen,&#x201C; versetzte ich, &#x201E;daß es Christen ge-<lb/>
nug gibt, die das vergessen, und daß mein Freund und ich heute<lb/>
auch zu dieser Zahl gehört haben.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Der alte Krieger schüttelte wieder den Kopf und wechselte<lb/>
rasch einen beinahe unmerklichen Blick mit seinen &#x201E;jungen<lb/>
Männern;&#x201C; von diesem Augenblick an mißtraute ich ihm und<lb/>
war besonders auf meiner Hut.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Gute Flint &#x2014; hübsche Flint das!&#x201C; sagte der Häuptling<lb/>
und wollte nach meiner Büchse greifen. Jm Nu aber hatte<lb/>
ich sie selbst in der Hand, und sprang etliche Schritte rück-<lb/>
wärts. Die drei Rothhäute hatten gleichzeitig nach nnseren<lb/>
Gewehren gegriffen, allein Panl war eben so sehr auf seiner<lb/>
Hut gewesen als ich, wir richteten die Mündungen unserer<lb/>
Büchsen auf ihre Brust und zogen uns rasch nach unserem<lb/>
Kanot zurück. Glücklicherweise hatten sie ihre alten Feuer-<lb/>
schloßgewehre kurz vorher abgeschossen, aber einer von ihnen<lb/>
stieß mit Blitzesschnelle eine Kugel in den Lanf.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Nun laß uns ausgreifen!&#x201C; rief Paul. &#x201E;Rasch in's Boot<lb/>
und fort. Mit Gedankenschnelle sprang er in's Kanot und<lb/>
durchhieb mit einem Streiche seines Tomahawk den Strick von<lb/>
Mosebaumrinde, womit das Boot befestigt; rasch sprang ich hin-<lb/>
terher, stieß die Mündung meiner Büchse in den Sand und<lb/>
schob das Kanot mitten in die Strömung hinein; eine Kugel<lb/>
streifte meine Mütze, als ich mich aufrichtete, und unsere schwere<lb/>
Art flog Paul hart am Kopf vorüber.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Schone Deine Schüsse:&#x201C; rief er mir zu, aber ich hatte<lb/>
schon die Hand am Drücker, der Schuß knallte und ich sah ei-<lb/>
nen von den jungen Kriegern wanken. Mit der Strömung<lb/>
rasch flußabwärts treibend, waren wir den Jndianern mindestens<lb/>
vierzig Schritte vorangeeilt, als mein Blick auf ein Kanot fiel<lb/><cb n="2"/>
das unter den überhängenden Bäumen des Users halb versteckt,<lb/>
lag. Paul hatte es auch gesehen und derselbe Gedanke fuhr<lb/>
uns Beiden gleichzeitig durch den Sinn, und eine Minute spä-<lb/>
ter ruderten wir rüstig weiter, mit dem leichten Rindenboot im<lb/>
Schlepptau. &#x2014;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Wir verlieren Weg und Zeit, Du mußt das Boot lassen,<lb/>
flüsterte mir der Trapper athemlos zu, &#x2014; es hindert uns am<lb/>
Weiterkommen und jede Minute ist kostbar..... Spute Dich<lb/>
sie sind uns auf den Fersen! Wirf es um wenn Du kannst und<lb/>
haue mit Deinem Tomahawk ein Loch in den Boden &#x2014; nur<lb/>
schnell, schnell!&#x201C; Jch kam der letzten Weisung ohne Zeitver-<lb/>
lust nach, und ein lautes Wuthgebrülle verkündete das Sinken<lb/>
ihres Kanots und das Gelingen meines Unternehmens. Drei<lb/>
scharfe Knalle folgten, &#x2014; Paul hielt rasch den Athem an, wie<lb/>
man im Schmerz thut, &#x2014; noch ein paar Ruderschläge und wir<lb/>
waren ihnen aus dem Gesicht.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Bist Du verwundet?&#x201C; fragte ich.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Eines meiner Ohren ist beim Henker &#x2014; sonst Nichts!&#x201C;<lb/>
versetzte der Trapper laut lachend.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Du nimmst es sehr leicht!&#x201C; sagte ich.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Bah! ich habe noch eines, nicht wahr?&#x201C;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Aber sieh' mal dorthin! sie haben ihr Kanot wieder auf-<lb/>
gefangen. Nun merk' Dir Abel, wir haben nur eine starke<lb/>
Viertelstunde Vorsprung vor ihnen. Sie werden ihr kleines<lb/>
Ding jetzt ans Ufer ziehen, ein Feuer anmachen, ihren Kitt-<lb/>
kessel darüber setzen, ein frisches Stück Birkenrinde auf den Leck<lb/>
kleben und dann in unglaublich kurzer Zeit hinter uns her sein.<lb/>
Jch kenne den Burschen mit der Goldrandmütze und der Feder.<lb/>
Sein Vater war ein Crow=Jndianer, und sie nennen ihn den<lb/>
&#x201E;Meilenstiefel.&#x201C; Vor etlich Jahren kam er zu dem Missionär<lb/>
auf der Station drüben und ließ sich taufen; am andern Mor-<lb/>
gen aber vermißten wir ihn und sechs unserer besten Pferde,<lb/>
und seither ist er ein noch viel größerer Schuft geworden, &#x2014;<lb/>
Wie viel Kugeln hast Du noch?&#x201C;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Und wiel Ladungen Pulver?&#x201C;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Wenigstens fünfzig.&#x201C;</p><lb/>
            <p>&#x201E; <hi rendition="#aq">Tant mieux</hi>, das läßt sich hören! <hi rendition="#aq">Avancez, mes chers<lb/>
enfans! avancez</hi>!&#x201C;</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>2.</head><lb/>
            <p>Eine peinliche Stunde zog wie auf bleiernen Schwingen<lb/>
an uns vorüber. Wir hatten mindestens einige englische Mei-<lb/>
len zurückgelegt, und doch war noch nicht eine Spur von einer<lb/>
Verfolgung zu entdecken.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Wollen wir weiter rudern oder uns nach einem Versteck<lb/>
umsehen?&#x201C; fragte ich Paul und hielt mit Rudern inne, um<lb/>
Athem zu schöpfen.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Jch überlege mir die Sache soeben,&#x201C; gab er mir zur Ant-<lb/>
wort. &#x201E;Laß 'mal sehen. Sie sind uns an Zahl überlegen,<lb/>
sind stämmige gewandte Burschen und können mit Rudern ab-<lb/>
wechseln, so daß sie immer eine frische Hand am Ruder haben<lb/>
Mir däucht, wir haben wenig Aussicht durch eine Flucht zu<lb/>
entkommen. Was meinst Du?&#x201C;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Wir müssen sie an uns vorüber lassen, mein' ich.&#x201C;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Einverstanden! wir haben keinen Mondschein, und nur ein-<lb/>
paar Sterne stehen am Himmel; in zehn Minuten ist's stock-<lb/>
finstere Nacht!&#x201C;</p><lb/>
            <p>Paul hatte Recht; binnen einer Viertelstunde konnten wir<lb/>
kaum mehr unsere Gesichter unterscheiden. Wir ließen das<lb/>
Kanot unter die überhändenden Zweige einer nahen Schierlings-<lb/>
tanne treiben und harrten hier, wie zwei Alligatoren, die, bis<lb/>
um's Kinn im Schlamme, auf eine Mahlzeit lauern.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Das ist der Tritt eines Bären!&#x201C; sagte ich zu dem Trap-<lb/>
per, als sich waldwärts ein Getrampel hören ließ.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Hab' ich Dir schon den Spaß erzählt, den ich einmal<lb/>
mit einem Bären hatte?&#x201C; fragte mich Paul.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Nicht das ich wüßte &#x2014; erzähle 'mal!&#x201C; versetzte ich.</p><lb/>
            <p rendition="#c">
              <ref target="nn_maerkische024_1851#Hirsch2">( Fortsetzung folgt. )</ref>
            </p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jVarious" n="2">
          <head>Allerlei.</head><lb/>
          <div type="jArticle" n="3">
            <p>Ein Officier wurde beim König Friedrich wegen Jagdbeein<lb/>
trächtigungen angeklagt. Er versprach dafür zu sorgen, <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="3"/>daß<lb/><cb type="end"/>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0002] geschlagen worden, wenn auch nur mit einer Majorität von einer ______Stimme. Der Antrag selbst ist nicht von großer Be- deutung; er betrifft die Verwaltung der Krondomänen; aber seine Annahme unter den obwaltenden Umständen ist doch eine empfindliche Niederlage für das Cabinet. Türkei. Zu Marseille sind Nachrichten aus Konstantinopel eingetrof- fen, wonach wirklich der Sultan nur durch die Treue seines Leibarztes des D. Spitzer dem Vergiftungstode entronnen. Es hatten nämlich fanatische Ulemas eine Verschwörung gegen das Leben des Sultans angezettelt, an deren Spitze der eigene Bru- der des Sultans stand! Es lag im Plane, den Leibarzt des Sultans zu bestechen, und dieser nahm die Miene an, als ginge er in den Mordplan ein, als man ihm eine Million Piaster bot, wenn er den Sultan durch Arznei vergiften wolle. Die Verschworenen gingen in die Falle, und gaben dem Leibarzte sogar das schriftliche Versprechen der ausbedungeneu Million. Alsbald eilte D. Spitzer zum Sultan, verrieth ihm warum es sich handle. Abdul Medjid wollte Anfangs ihm kaum Glau- ben schenken, und erst, als er ihm den schriftlichen Beweis über- gab, mußte er ihm glauben. Natürlich konnte nun D. Spitzer nicht länger zu Konstantinopel bleiben, denn er wäre sicher das Opfer der Rache seiner Mörder geworden. Am Abend dessel- ben Tages noch fuhr der D. Spitzer mit Gattin nach Triest ab, nachdem der Sultan ihn reichlich für den Verlust seiner Stellung entschädigt hatte. Einige Tage nachher erfuhr man, daß einige der ersten Ulemas verschwunden, nachdem man ra- sche Justiz an ihnen verübt. Was aus dem Bruder des Sul- tans geworden, weiß man nicht. Wahrscheinlich hat er in den Fluthen des Bosphorus seinen Brudermord büßen müssen. Feuilleton Die Hirschkeule. Erinnerungen aus einem Jägerleben in Canada. Von Abel Log. ( Fortsetzung. ) „Nicht Gott danken?“ fiel mir der Häuptling ins Wort; „schlimm das — ich allezeit glauben, Christ Gott danken für Alles — wie? „Leider muß ich sagen,“ versetzte ich, „daß es Christen ge- nug gibt, die das vergessen, und daß mein Freund und ich heute auch zu dieser Zahl gehört haben.“ Der alte Krieger schüttelte wieder den Kopf und wechselte rasch einen beinahe unmerklichen Blick mit seinen „jungen Männern;“ von diesem Augenblick an mißtraute ich ihm und war besonders auf meiner Hut. „Gute Flint — hübsche Flint das!“ sagte der Häuptling und wollte nach meiner Büchse greifen. Jm Nu aber hatte ich sie selbst in der Hand, und sprang etliche Schritte rück- wärts. Die drei Rothhäute hatten gleichzeitig nach nnseren Gewehren gegriffen, allein Panl war eben so sehr auf seiner Hut gewesen als ich, wir richteten die Mündungen unserer Büchsen auf ihre Brust und zogen uns rasch nach unserem Kanot zurück. Glücklicherweise hatten sie ihre alten Feuer- schloßgewehre kurz vorher abgeschossen, aber einer von ihnen stieß mit Blitzesschnelle eine Kugel in den Lanf. „Nun laß uns ausgreifen!“ rief Paul. „Rasch in's Boot und fort. Mit Gedankenschnelle sprang er in's Kanot und durchhieb mit einem Streiche seines Tomahawk den Strick von Mosebaumrinde, womit das Boot befestigt; rasch sprang ich hin- terher, stieß die Mündung meiner Büchse in den Sand und schob das Kanot mitten in die Strömung hinein; eine Kugel streifte meine Mütze, als ich mich aufrichtete, und unsere schwere Art flog Paul hart am Kopf vorüber. „Schone Deine Schüsse:“ rief er mir zu, aber ich hatte schon die Hand am Drücker, der Schuß knallte und ich sah ei- nen von den jungen Kriegern wanken. Mit der Strömung rasch flußabwärts treibend, waren wir den Jndianern mindestens vierzig Schritte vorangeeilt, als mein Blick auf ein Kanot fiel das unter den überhängenden Bäumen des Users halb versteckt, lag. Paul hatte es auch gesehen und derselbe Gedanke fuhr uns Beiden gleichzeitig durch den Sinn, und eine Minute spä- ter ruderten wir rüstig weiter, mit dem leichten Rindenboot im Schlepptau. — „Wir verlieren Weg und Zeit, Du mußt das Boot lassen, flüsterte mir der Trapper athemlos zu, — es hindert uns am Weiterkommen und jede Minute ist kostbar..... Spute Dich sie sind uns auf den Fersen! Wirf es um wenn Du kannst und haue mit Deinem Tomahawk ein Loch in den Boden — nur schnell, schnell!“ Jch kam der letzten Weisung ohne Zeitver- lust nach, und ein lautes Wuthgebrülle verkündete das Sinken ihres Kanots und das Gelingen meines Unternehmens. Drei scharfe Knalle folgten, — Paul hielt rasch den Athem an, wie man im Schmerz thut, — noch ein paar Ruderschläge und wir waren ihnen aus dem Gesicht. „Bist Du verwundet?“ fragte ich. „Eines meiner Ohren ist beim Henker — sonst Nichts!“ versetzte der Trapper laut lachend. „Du nimmst es sehr leicht!“ sagte ich. „Bah! ich habe noch eines, nicht wahr?“ „Aber sieh' mal dorthin! sie haben ihr Kanot wieder auf- gefangen. Nun merk' Dir Abel, wir haben nur eine starke Viertelstunde Vorsprung vor ihnen. Sie werden ihr kleines Ding jetzt ans Ufer ziehen, ein Feuer anmachen, ihren Kitt- kessel darüber setzen, ein frisches Stück Birkenrinde auf den Leck kleben und dann in unglaublich kurzer Zeit hinter uns her sein. Jch kenne den Burschen mit der Goldrandmütze und der Feder. Sein Vater war ein Crow=Jndianer, und sie nennen ihn den „Meilenstiefel.“ Vor etlich Jahren kam er zu dem Missionär auf der Station drüben und ließ sich taufen; am andern Mor- gen aber vermißten wir ihn und sechs unserer besten Pferde, und seither ist er ein noch viel größerer Schuft geworden, — Wie viel Kugeln hast Du noch?“ „Und wiel Ladungen Pulver?“ „Wenigstens fünfzig.“ „ Tant mieux, das läßt sich hören! Avancez, mes chers enfans! avancez!“ 2. Eine peinliche Stunde zog wie auf bleiernen Schwingen an uns vorüber. Wir hatten mindestens einige englische Mei- len zurückgelegt, und doch war noch nicht eine Spur von einer Verfolgung zu entdecken. „Wollen wir weiter rudern oder uns nach einem Versteck umsehen?“ fragte ich Paul und hielt mit Rudern inne, um Athem zu schöpfen. „Jch überlege mir die Sache soeben,“ gab er mir zur Ant- wort. „Laß 'mal sehen. Sie sind uns an Zahl überlegen, sind stämmige gewandte Burschen und können mit Rudern ab- wechseln, so daß sie immer eine frische Hand am Ruder haben Mir däucht, wir haben wenig Aussicht durch eine Flucht zu entkommen. Was meinst Du?“ „Wir müssen sie an uns vorüber lassen, mein' ich.“ „Einverstanden! wir haben keinen Mondschein, und nur ein- paar Sterne stehen am Himmel; in zehn Minuten ist's stock- finstere Nacht!“ Paul hatte Recht; binnen einer Viertelstunde konnten wir kaum mehr unsere Gesichter unterscheiden. Wir ließen das Kanot unter die überhändenden Zweige einer nahen Schierlings- tanne treiben und harrten hier, wie zwei Alligatoren, die, bis um's Kinn im Schlamme, auf eine Mahlzeit lauern. „Das ist der Tritt eines Bären!“ sagte ich zu dem Trap- per, als sich waldwärts ein Getrampel hören ließ. „Hab' ich Dir schon den Spaß erzählt, den ich einmal mit einem Bären hatte?“ fragte mich Paul. „Nicht das ich wüßte — erzähle 'mal!“ versetzte ich. ( Fortsetzung folgt. ) Allerlei. Ein Officier wurde beim König Friedrich wegen Jagdbeein trächtigungen angeklagt. Er versprach dafür zu sorgen, ___daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz, Benjamin Fiechter: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische023_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische023_1851/2
Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 23. Hattingen, 19. März 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische023_1851/2>, abgerufen am 06.06.2024.