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Mährisches Tagblatt. Nr. 41, Olmütz, 21.02.1898.

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[Spaltenumbruch]

(Kaminbrand.)

Gestern in der 11. Vor-
mittagsstunde signalisirte der Stadtthürmer einen
verdächtigen Rauch in der Schwedengasse und
wurde gleichzeitig durch Passanten der Ausbruch
eines Schadenfeuers in der genannten Gasse auf
der Polizeiwachstube zur Anzeige gebracht. In
Folge dessen begab sich sofort die Feuerbereitschaft
der städt. Berufsfeuerwehr und ein Zug der
freiw. Feuerwehr nach dem Brandplatze, doch war
deren Einschreiten glücklicher Weise nicht mehr
nöthig, da der Brand, welcher im Kamine des
Hanses Nr. 5 der genannten Gasse ausgebrochen
war, mittlerweile durch einen Kaminfegergehilfen
unterdrückt werden konnte. Die Ursache des Feuers
dürfte in mangelhafter Kaminreinigung zu suchen sein
und wurde diesbezüglich die Erhebung eingeleitet.

(Verhaftung einer Taschendiebin.)

An-
läßlich des letzten Wochenmarktes wurde am
Niederringe eine Frauensperson in dem Momente
betreten, als sie einer Marktbesucherin aus der
Kleidertasche eine Geldbörse mit 50 fl. gestohlen
hatte. Die Angehaltene, eine in Hatschein wohn-
hafte Taglöhnerin erscheint dringend verdächtig,
auch noch mehrere andere, in der letzten Zeit am
hiesigen Wochenmarkte vorgefallene Taschendieb-
stähle verübt zu haben und wurde demzufolge
dem hiesigen Strafgerichte eingeliefert.

(Schenes Pferd.)

Samstag Nachmittags
wurde auf dem Manritzplatze ein vor einen Wagen
gespanntes Pferd scheu und rannte gegen das
Bürgerschulgebäude, an welches das Gespann
anstieß. Die in dem Wagen befindlichen Personen,
welche eben einer in der St. Mauritzkirche statt-
gesundenen Trauung beigewohnt hatten, kamen
glücklicher Weise mit dem Schrecken davon.

(Ein Frühlingsbote.)

Gestern Nachmittags
wurde am Flußuser nächst der Mauth an der
Bahnhosstraße von zwei Passanten die erste Bach-
stelze im heurigen Jahre gesehen.

(Deutscher Schulverein.)

In dee Ausschuß-
Sitzung am 17. Februar wurde den beiden Orts-
gruppen in Böhm-Leipa für ein Trachtenfest, der
Ogr. Neustadtl bei Friedland für einen Ball,
der Ogr. Schönpriesen für das Erträgniß eines
Balles und einer Bibliothek, der Ogr. Zwodau
für einen Bauernball und der Ogr. Zwickau für
eine Sammlung und für das Ergebniß eines
Vortrages des Herrn Dr. Schiffner aus Prag,
ferner dem Bezirksausschusse in Dux für eine
Baufondspende, der Troppauer Deutsch-fortschritt-
lichen Tischgesellschaft für einen Gründerbeitrag
und dem Spar- und Vorschußvereine in Königs-
berg in Schl., der Sparcasse in Weidenau und
dem Bialaer Bürgerverein, dem Bielitz-Bialaer-
Gewerbeverein, der Stadtgemeinde Bielitz, der
Bielitz-Bialaer Gasgesellschaft, dem Presbyterium
in Bielitz, der Sparcasse in Bielitz, dem Bielitz-
Bialaer Männergesangvereine, dem Bielitz-Bialaer
Lesevereine, dem Dentsch-fortschrittlichen Vereine
in Bielitz, der Böhmischen Unionbank in Bielitz,
der Escompte- und Wechslerbank in Bielitz, für
Spenden und endlich der Stadtgemeinde Steyr
für eine namhafte Widmung der geziemende Dank
ausgesprochen. Nach Bewilligung eines Erhaltungs-
beitrages für die Schule in Wetzlau und einer
Unterstützung der Schule in Liebenau wurde die
Mittheilung zur Kenntniß genommen, daß der
Schulvereinsball vom 14. Jänner ein Rein-
erträgniß von 2700 fl. ergeben hat. Schließlich
gelangten Angelegenheiten der Holzindustrieschule
in Gottschee, der Schule in Sehndorf und der
Vereinsschule in Röscha zur Berathung und
Erledigung.




Vom Tage.
(Prinzessin Clementine von Coburg.)

Die Besserung in dem Befinden der Prinzessin
Clementine von Sachsen-Coburg und
Gotha
hat nicht angehalten. Ihr Zustand hat
sich wieder verschlimmert und gibt zu den größten
Besorgnissen Anlaß. Gestern Sonntag um 9 Uhr
Morgens ist folgendes Bulletin ausgegeben wor-
den. "Im Laufe der verflossenen Nacht hat sich
bei Ihrer königlichen Hoheit der Frau Prinzessin
Clementine von Sachsen-Coburg und Gotha
eine längere Zeit andauernde Herzschwäche eingestellt.
Athembewegung und Puls beschleunigt. Tempe-
ratur 36.8. Kräftezustand weniger befriedigend.
Professor Neusser, Professor Braun, Professor
Chiari."

(Eine Schreckensnacht)

erlebte der "K. H. Z."
zufolge dieser Tage der in Sobrzance bei Suvalki
[Spaltenumbruch] wohnhaste Besitzer L. Nachdem er im Dorskruge
den Spiritnosen überreichlich zugesprochen, trat
er, mit einer wohlgefüllten Flasche ausgerüstet,
den Heimweg an. In seinem benebelten Zustande
verfehlte er jedoch die Richtung und gerieth so
auf den Bahndamm, wo er zu Fall kam und sofort
in Schlaf versank. Aus diesem wurde er nach geraumer
Zeit durch das Geräusch eines heranbrausenden
Eisenbahnzuges erweckt; steif gefroren von der
scharfen Luft und in Folge der übermäßig ge-
nossenen Alkoholika betäubt, war er nicht im
Stande, sich zu erheben und während ihm der
kalte Schweiß ausbrach, erkannte der vor
Schrecken schnell Ernüchtertete seine Lage. Die
Augen schließend, erwartete er den sicheren
Tod. Etwa 20 bis 30 Meter vor ihm bog
plötzlich der Zug auf ein zweites Schienen-
geleise und L. war gerettet. Erst nach längerer
Zeit kam er wieder zu sich und in den unge-
hinderten Gebrauch seiner Glieder, worauf er,
wie Espenlaub zitternd, sein Heim aufsuchte.
Der gellende Angstschrei seiner Gattin erweckte
ihn am nächsten Morgen; der ausgestandene
Schrecken hatte das Haar des kaum 40jährigen
Mannes weiß gefärbt.




Telegramme
des "Mährischen Tagblattes."
(Vom Correspondenz - Bureau.)

Die Leiche einer
mit dem Schiffe "Flachat" verunglückten Ungarin
wurde von dem Dampfer "Susu" geborgen.


Slovenen-Demonstrationen.

Gestern Abends und
Nachts wurden in der ganzen Stadt an Haus-
und Gewölbethüren, sowie an den Laternen-
pfählen kleine, gedruckte Zettel aufgeklebt, worin
die "selbstbewußten Slovenen" für heute Vor-
mittag 11 Uhr zu einer Versammlung in der
Sternallee aufgefordert wurden. Trotzdem der
größte Theil dieser Zettel Rachts durch die Sicher-
heitswache entfernt worden war, fand dennoch
zur festgesetzten Stunde eine Ansammlung großer
Volksmassen vor dem deutschen Casino in der
Sternallee statt. Die Sicherheitswache hielt den
Raum rings um das Casino frei und brachte die
angesammelten Arbeiter, circa 400, zum Abzuge.
Dieselben kehrten jedoch zurück und demonstrirten
unter Zivio-Rufen vor dem Casino, hinter dessen
geschlossenen Fenstern Hochschüler der Ferial-
verbindung "Carniolia" mit Kappen sichtbar
waren. Bürgermeister H[r]ibar intervenirte per-
sönlich. Da die Menge eine bedrohlichere Hal-
tung annahm, wurden fünfzehn Mann Gendar-
merie herangezogen, die im Verein mit der städt.
Sicherheitswache die Räumung des Platzes voll-
zogen. Zwei Fensterscheiben des Casinos und eine
Scheibe der Tabak-Trafik auf dem Hauptplatze
wurden zertrümmert, sonst jedoch keine Beschädi-
gung angerichtet. In der Hilschergasse wurden
zwei deutsche Hochschülfr, welche keine Abzeichen
trugen, von Demonstranten thätlich insultirt, ohne
daß sie hiezu eine Veranlassung gegeben hätten.
Gegenwärtig herrscht Ruhe.

Proceß Zola.

Die der Revision
des Prozeßes Dreyfus widerstrebenden
Journale betonen, daß der Verlauf der gestrigen
Gerichsverhandlung die Niederlage der Anhänger
Zola's verschärft habe und betrachten die Ver-
urtheilung Zolas als zweifellos. -- Die sociali-
stischen Organe weisen auf die Gefahr hin,
welche ein Triumph der Militärgewalt für die
Republik bedeute.

(Meldung der "Agence
Hrvas.") Heute Nachmittags um 3 Uhr fand
ein von der antisemitischen Liga veranstaltetes
Meeting in der Salle Chaynes in La Villete
zu Ehren des algerischen Antisemiten Max Regis
statt, der eine Vorlesung hielt. An den Eingängen
des Saales waren umfassende Maßnahmen zur
Aufrechterhaltung der Ordnung ergriffen worden.
Nach dem Meeting werden sich die Theilnehmer
nach der Place Monge begeben, um Rochefort
zu begrüßen, der im Begriffe ist, sich in das
Gefängniß St. Pelagie zur Abbüßung seiner
Strafe zu begeben. Auch dort wurden an den
Zugängen ernste Vorfehrungen zur Aufrechter-
haltung der Ordnung getroffen.


[Spaltenumbruch]

(Meldung der "Augence
Havas.) Bei dem Meeting in der Salle
Chaynes
erklärte Millevoye, der Anti-
semitismus sei keine religiöse, sondern eine natio-
nale Frage. Es handle sich darum, Frankreich
gegen den Kosmopolitismus zu schützen, der
eine fremde Invasion herbeiführen würde.
Regis hielt hierauf einen Bortrag, worin er
die algerischen Juden heftig angriff, welche
die gegenwärtige Lage in Algerien verschuldet
hätten. Nach einer Rede Thieband's nahm
die Versammlung eine Tagesordnung an, welche
die Solidarität der Antisemiten in Frank-
reich und Algerien ausspricht, um das Land von
dem Joche des Capitalismus zu befreien und
Frankreich gegen die Agitationen des Syndicats
der cosmopolitischen Judenschaft zu schützen. (Rufe:
Hoch das französische Vaterland! Hoch Frank-
reich! Hoch Algerien! Nieder mit den Juden!)

Erdbeben.

Heute Morgens
6 Uhr wurden hier zwei aufeinanderfolgende
heftige Erdstöße verspürt.

Heute Früh wurde
hier ein starkes Erdbeben wahrgenommen. In
Cioidale, wo gleichfalls ein sehr heftiger Erdstoß
verspürt wurde, wurden Häuser leicht beschädigt.

Strike.

Die Bediensteten
der Tramway sind in den Strike getreten. Der
Tramwayverkehr ist eingestellt.

Glückliche Kettung.

Die Fischer, die am
17. d. M. von der Ostküste des finischen Meer-
busens auf Eisschollen ins Meer hinaus getrieben
worden waren, wurden sämmtlich gerettet.

Zum Untergange des amerikanischen
Kriegsschiffes "Maine".

In Beantwor-
tung des Ersuchens der spanischen Regierung um
die Vornahme einer gemeinsamen Untersuchung
des Bodens der "Maine" sowie der umliegenden
Hafentheile theilte die Regierung der Vereinigten
Staaten mit, daß sie eine unabhängige Unter-
suchung vorziehe, jedoch bereit sei, Spanien jede
Erleichterung bei einer eigenen Untersuchung zu-
kommen zu lassen.

Königin-Regentin Marie Christine sandte
ein in sympathischen Ausdrücken gehaltenes Bei-
leidsschreiben an den Präsidenten Mac Kinley,
welches dieser mit der Versicherung aufrichtigen
Dankes beantwortete.

Der Marinecom-
mandant in Havanna, Admiral Manterola, rich-
tete an den Marineminister Bermejo eine De-
pesche, wonach die angestellte Untersuchung
bewiesen habe, daß gleich nach der Katastrophe
des amerikanischen Schiffes "Maine" sich auf der
Oberfläche des Meeres keinerlei Bewegung zeigte
und daß auch ringsum das Schiff keine todten
Fische zum Vorscheine kamen, Merkmale, die sich
bei unterseeischen Explosionen stets zeigen.

Die Lage.

Der österreichische
Ministerpräsident Baron Gautsch wurde heute
11 Uhr Vormittags vom Kaiser in längerer Privat-
audienz empfangen. Freih. v. Gautsch unterbreitete
dem Kaiser die Vorschläge wegen Einberufung
des Reichsrathes.

Der hier weilende
österreichische Ministerpräsident Gautsch äußerte
sich, wie man vernimmt, in politischen Kreisen
sehr ernst über die Lage in Oesterreich. Der
künftigen Thätigkeit des Reichrathes sieht der
österreichische Premier ziemlich skeptisch engegen.
Hier hört man vielfach die Ansicht vertreten, daß ein
Cabinet Thun in naher Aussicht stünde. Vielfach be-
merkt wird, daß der gestrige Ball bei Hof einen durch-
wegs ungarischen Character trug. Die Ballmusik
besorgte ausschließlich die Berkes'sche Zigeuner-
capelle (nicht wie bisher eine Militärcapelle),
das "Gott erhalte" wurde nicht gespielt und der
Ball -- zum ersten Male -- mit einem Czar-
das von der Erzherzogin Marie Christine und
dem Baron Simon Revay eröffnet. Auch war
es gestern zum ersten Male geschehen, daß ein
Theil der Appartements der königlichen Burg
zu Spielzimmern umgestaltet war, in welchen
dem Tarok und Whist eifrig gehuldigt wurde.


[Spaltenumbruch]

(Kaminbrand.)

Geſtern in der 11. Vor-
mittagsſtunde ſignaliſirte der Stadtthürmer einen
verdächtigen Rauch in der Schwedengaſſe und
wurde gleichzeitig durch Paſſanten der Ausbruch
eines Schadenfeuers in der genannten Gaſſe auf
der Polizeiwachſtube zur Anzeige gebracht. In
Folge deſſen begab ſich ſofort die Feuerbereitſchaft
der ſtädt. Berufsfeuerwehr und ein Zug der
freiw. Feuerwehr nach dem Brandplatze, doch war
deren Einſchreiten glücklicher Weiſe nicht mehr
nöthig, da der Brand, welcher im Kamine des
Hanſes Nr. 5 der genannten Gaſſe ausgebrochen
war, mittlerweile durch einen Kaminfegergehilfen
unterdrückt werden konnte. Die Urſache des Feuers
dürfte in mangelhafter Kaminreinigung zu ſuchen ſein
und wurde diesbezüglich die Erhebung eingeleitet.

(Verhaftung einer Taſchendiebin.)

An-
läßlich des letzten Wochenmarktes wurde am
Niederringe eine Frauensperſon in dem Momente
betreten, als ſie einer Marktbeſucherin aus der
Kleidertaſche eine Geldbörſe mit 50 fl. geſtohlen
hatte. Die Angehaltene, eine in Hatſchein wohn-
hafte Taglöhnerin erſcheint dringend verdächtig,
auch noch mehrere andere, in der letzten Zeit am
hieſigen Wochenmarkte vorgefallene Taſchendieb-
ſtähle verübt zu haben und wurde demzufolge
dem hieſigen Strafgerichte eingeliefert.

(Schenes Pferd.)

Samſtag Nachmittags
wurde auf dem Manritzplatze ein vor einen Wagen
geſpanntes Pferd ſcheu und rannte gegen das
Bürgerſchulgebäude, an welches das Geſpann
anſtieß. Die in dem Wagen befindlichen Perſonen,
welche eben einer in der St. Mauritzkirche ſtatt-
geſundenen Trauung beigewohnt hatten, kamen
glücklicher Weiſe mit dem Schrecken davon.

(Ein Frühlingsbote.)

Geſtern Nachmittags
wurde am Flußuſer nächſt der Mauth an der
Bahnhoſſtraße von zwei Paſſanten die erſte Bach-
ſtelze im heurigen Jahre geſehen.

(Deutſcher Schulverein.)

In dee Ausſchuß-
Sitzung am 17. Februar wurde den beiden Orts-
gruppen in Böhm-Leipa für ein Trachtenfeſt, der
Ogr. Neuſtadtl bei Friedland für einen Ball,
der Ogr. Schönprieſen für das Erträgniß eines
Balles und einer Bibliothek, der Ogr. Zwodau
für einen Bauernball und der Ogr. Zwickau für
eine Sammlung und für das Ergebniß eines
Vortrages des Herrn Dr. Schiffner aus Prag,
ferner dem Bezirksausſchuſſe in Dux für eine
Baufondſpende, der Troppauer Deutſch-fortſchritt-
lichen Tiſchgeſellſchaft für einen Gründerbeitrag
und dem Spar- und Vorſchußvereine in Königs-
berg in Schl., der Sparcaſſe in Weidenau und
dem Bialaer Bürgerverein, dem Bielitz-Bialaer-
Gewerbeverein, der Stadtgemeinde Bielitz, der
Bielitz-Bialaer Gasgeſellſchaft, dem Presbyterium
in Bielitz, der Sparcaſſe in Bielitz, dem Bielitz-
Bialaer Männergeſangvereine, dem Bielitz-Bialaer
Leſevereine, dem Dentſch-fortſchrittlichen Vereine
in Bielitz, der Böhmiſchen Unionbank in Bielitz,
der Escompte- und Wechslerbank in Bielitz, für
Spenden und endlich der Stadtgemeinde Steyr
für eine namhafte Widmung der geziemende Dank
ausgeſprochen. Nach Bewilligung eines Erhaltungs-
beitrages für die Schule in Wetzlau und einer
Unterſtützung der Schule in Liebenau wurde die
Mittheilung zur Kenntniß genommen, daß der
Schulvereinsball vom 14. Jänner ein Rein-
erträgniß von 2700 fl. ergeben hat. Schließlich
gelangten Angelegenheiten der Holzinduſtrieſchule
in Gottſchee, der Schule in Sehndorf und der
Vereinsſchule in Röſcha zur Berathung und
Erledigung.




Vom Tage.
(Prinzeſſin Clementine von Coburg.)

Die Beſſerung in dem Befinden der Prinzeſſin
Clementine von Sachſen-Coburg und
Gotha
hat nicht angehalten. Ihr Zuſtand hat
ſich wieder verſchlimmert und gibt zu den größten
Beſorgniſſen Anlaß. Geſtern Sonntag um 9 Uhr
Morgens iſt folgendes Bulletin ausgegeben wor-
den. „Im Laufe der verfloſſenen Nacht hat ſich
bei Ihrer königlichen Hoheit der Frau Prinzeſſin
Clementine von Sachſen-Coburg und Gotha
eine längere Zeit andauernde Herzſchwäche eingeſtellt.
Athembewegung und Puls beſchleunigt. Tempe-
ratur 36.8. Kräftezuſtand weniger befriedigend.
Profeſſor Neuſſer, Profeſſor Braun, Profeſſor
Chiari.“

(Eine Schreckensnacht)

erlebte der „K. H. Z.“
zufolge dieſer Tage der in Sobrzance bei Suvalki
[Spaltenumbruch] wohnhaſte Beſitzer L. Nachdem er im Dorſkruge
den Spiritnoſen überreichlich zugeſprochen, trat
er, mit einer wohlgefüllten Flaſche ausgerüſtet,
den Heimweg an. In ſeinem benebelten Zuſtande
verfehlte er jedoch die Richtung und gerieth ſo
auf den Bahndamm, wo er zu Fall kam und ſofort
in Schlaf verſank. Aus dieſem wurde er nach geraumer
Zeit durch das Geräuſch eines heranbrauſenden
Eiſenbahnzuges erweckt; ſteif gefroren von der
ſcharfen Luft und in Folge der übermäßig ge-
noſſenen Alkoholika betäubt, war er nicht im
Stande, ſich zu erheben und während ihm der
kalte Schweiß ausbrach, erkannte der vor
Schrecken ſchnell Ernüchtertete ſeine Lage. Die
Augen ſchließend, erwartete er den ſicheren
Tod. Etwa 20 bis 30 Meter vor ihm bog
plötzlich der Zug auf ein zweites Schienen-
geleiſe und L. war gerettet. Erſt nach längerer
Zeit kam er wieder zu ſich und in den unge-
hinderten Gebrauch ſeiner Glieder, worauf er,
wie Eſpenlaub zitternd, ſein Heim aufſuchte.
Der gellende Angſtſchrei ſeiner Gattin erweckte
ihn am nächſten Morgen; der ausgeſtandene
Schrecken hatte das Haar des kaum 40jährigen
Mannes weiß gefärbt.




Telegramme
des „Mähriſchen Tagblattes.“
(Vom Correſpondenz - Bureau.)

Die Leiche einer
mit dem Schiffe „Flachat“ verunglückten Ungarin
wurde von dem Dampfer „Suſu“ geborgen.


Slovenen-Demonſtrationen.

Geſtern Abends und
Nachts wurden in der ganzen Stadt an Haus-
und Gewölbethüren, ſowie an den Laternen-
pfählen kleine, gedruckte Zettel aufgeklebt, worin
die „ſelbſtbewußten Slovenen“ für heute Vor-
mittag 11 Uhr zu einer Verſammlung in der
Sternallee aufgefordert wurden. Trotzdem der
größte Theil dieſer Zettel Rachts durch die Sicher-
heitswache entfernt worden war, fand dennoch
zur feſtgeſetzten Stunde eine Anſammlung großer
Volksmaſſen vor dem deutſchen Caſino in der
Sternallee ſtatt. Die Sicherheitswache hielt den
Raum rings um das Caſino frei und brachte die
angeſammelten Arbeiter, circa 400, zum Abzuge.
Dieſelben kehrten jedoch zurück und demonſtrirten
unter Zivio-Rufen vor dem Caſino, hinter deſſen
geſchloſſenen Fenſtern Hochſchüler der Ferial-
verbindung „Carniolia“ mit Kappen ſichtbar
waren. Bürgermeiſter H[r]ibar intervenirte per-
ſönlich. Da die Menge eine bedrohlichere Hal-
tung annahm, wurden fünfzehn Mann Gendar-
merie herangezogen, die im Verein mit der ſtädt.
Sicherheitswache die Räumung des Platzes voll-
zogen. Zwei Fenſterſcheiben des Caſinos und eine
Scheibe der Tabak-Trafik auf dem Hauptplatze
wurden zertrümmert, ſonſt jedoch keine Beſchädi-
gung angerichtet. In der Hilſchergaſſe wurden
zwei deutſche Hochſchülfr, welche keine Abzeichen
trugen, von Demonſtranten thätlich inſultirt, ohne
daß ſie hiezu eine Veranlaſſung gegeben hätten.
Gegenwärtig herrſcht Ruhe.

Proceß Zola.

Die der Reviſion
des Prozeßes Dreyfus widerſtrebenden
Journale betonen, daß der Verlauf der geſtrigen
Gerichsverhandlung die Niederlage der Anhänger
Zola’s verſchärft habe und betrachten die Ver-
urtheilung Zolas als zweifellos. — Die ſociali-
ſtiſchen Organe weiſen auf die Gefahr hin,
welche ein Triumph der Militärgewalt für die
Republik bedeute.

(Meldung der „Agence
Hrvas.“) Heute Nachmittags um 3 Uhr fand
ein von der antiſemitiſchen Liga veranſtaltetes
Meeting in der Salle Chaynes in La Villete
zu Ehren des algeriſchen Antiſemiten Max Régis
ſtatt, der eine Vorleſung hielt. An den Eingängen
des Saales waren umfaſſende Maßnahmen zur
Aufrechterhaltung der Ordnung ergriffen worden.
Nach dem Meeting werden ſich die Theilnehmer
nach der Place Monge begeben, um Rochefort
zu begrüßen, der im Begriffe iſt, ſich in das
Gefängniß St. Pelagie zur Abbüßung ſeiner
Strafe zu begeben. Auch dort wurden an den
Zugängen ernſte Vorfehrungen zur Aufrechter-
haltung der Ordnung getroffen.


[Spaltenumbruch]

(Meldung der „Augence
Havas.) Bei dem Meeting in der Salle
Chaynes
erklärte Millevoye, der Anti-
ſemitismus ſei keine religiöſe, ſondern eine natio-
nale Frage. Es handle ſich darum, Frankreich
gegen den Kosmopolitismus zu ſchützen, der
eine fremde Invaſion herbeiführen würde.
Régis hielt hierauf einen Bortrag, worin er
die algeriſchen Juden heftig angriff, welche
die gegenwärtige Lage in Algerien verſchuldet
hätten. Nach einer Rede Thiéband’s nahm
die Verſammlung eine Tagesordnung an, welche
die Solidarität der Antiſemiten in Frank-
reich und Algerien ausſpricht, um das Land von
dem Joche des Capitalismus zu befreien und
Frankreich gegen die Agitationen des Syndicats
der cosmopolitiſchen Judenſchaft zu ſchützen. (Rufe:
Hoch das franzöſiſche Vaterland! Hoch Frank-
reich! Hoch Algerien! Nieder mit den Juden!)

Erdbeben.

Heute Morgens
6 Uhr wurden hier zwei aufeinanderfolgende
heftige Erdſtöße verſpürt.

Heute Früh wurde
hier ein ſtarkes Erdbeben wahrgenommen. In
Cioidale, wo gleichfalls ein ſehr heftiger Erdſtoß
verſpürt wurde, wurden Häuſer leicht beſchädigt.

Strike.

Die Bedienſteten
der Tramway ſind in den Strike getreten. Der
Tramwayverkehr iſt eingeſtellt.

Glückliche Kettung.

Die Fiſcher, die am
17. d. M. von der Oſtküſte des finiſchen Meer-
buſens auf Eisſchollen ins Meer hinaus getrieben
worden waren, wurden ſämmtlich gerettet.

Zum Untergange des amerikaniſchen
Kriegsſchiffes „Maine“.

In Beantwor-
tung des Erſuchens der ſpaniſchen Regierung um
die Vornahme einer gemeinſamen Unterſuchung
des Bodens der „Maine“ ſowie der umliegenden
Hafentheile theilte die Regierung der Vereinigten
Staaten mit, daß ſie eine unabhängige Unter-
ſuchung vorziehe, jedoch bereit ſei, Spanien jede
Erleichterung bei einer eigenen Unterſuchung zu-
kommen zu laſſen.

Königin-Regentin Marie Chriſtine ſandte
ein in ſympathiſchen Ausdrücken gehaltenes Bei-
leidsſchreiben an den Präſidenten Mac Kinley,
welches dieſer mit der Verſicherung aufrichtigen
Dankes beantwortete.

Der Marinecom-
mandant in Havanna, Admiral Manterola, rich-
tete an den Marineminiſter Bermejo eine De-
peſche, wonach die angeſtellte Unterſuchung
bewieſen habe, daß gleich nach der Kataſtrophe
des amerikaniſchen Schiffes „Maine“ ſich auf der
Oberfläche des Meeres keinerlei Bewegung zeigte
und daß auch ringsum das Schiff keine todten
Fiſche zum Vorſcheine kamen, Merkmale, die ſich
bei unterſeeiſchen Exploſionen ſtets zeigen.

Die Lage.

Der öſterreichiſche
Miniſterpräſident Baron Gautſch wurde heute
11 Uhr Vormittags vom Kaiſer in längerer Privat-
audienz empfangen. Freih. v. Gautſch unterbreitete
dem Kaiſer die Vorſchläge wegen Einberufung
des Reichsrathes.

Der hier weilende
öſterreichiſche Miniſterpräſident Gautſch äußerte
ſich, wie man vernimmt, in politiſchen Kreiſen
ſehr ernſt über die Lage in Oeſterreich. Der
künftigen Thätigkeit des Reichrathes ſieht der
öſterreichiſche Premier ziemlich ſkeptiſch engegen.
Hier hört man vielfach die Anſicht vertreten, daß ein
Cabinet Thun in naher Ausſicht ſtünde. Vielfach be-
merkt wird, daß der geſtrige Ball bei Hof einen durch-
wegs ungariſchen Character trug. Die Ballmuſik
beſorgte ausſchließlich die Berkes’ſche Zigeuner-
capelle (nicht wie bisher eine Militärcapelle),
das „Gott erhalte“ wurde nicht geſpielt und der
Ball — zum erſten Male — mit einem Czar-
das von der Erzherzogin Marie Chriſtine und
dem Baron Simon Revay eröffnet. Auch war
es geſtern zum erſten Male geſchehen, daß ein
Theil der Appartements der königlichen Burg
zu Spielzimmern umgeſtaltet war, in welchen
dem Tarok und Whiſt eifrig gehuldigt wurde.


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[[6]/0006] (Kaminbrand.) Geſtern in der 11. Vor- mittagsſtunde ſignaliſirte der Stadtthürmer einen verdächtigen Rauch in der Schwedengaſſe und wurde gleichzeitig durch Paſſanten der Ausbruch eines Schadenfeuers in der genannten Gaſſe auf der Polizeiwachſtube zur Anzeige gebracht. In Folge deſſen begab ſich ſofort die Feuerbereitſchaft der ſtädt. Berufsfeuerwehr und ein Zug der freiw. Feuerwehr nach dem Brandplatze, doch war deren Einſchreiten glücklicher Weiſe nicht mehr nöthig, da der Brand, welcher im Kamine des Hanſes Nr. 5 der genannten Gaſſe ausgebrochen war, mittlerweile durch einen Kaminfegergehilfen unterdrückt werden konnte. Die Urſache des Feuers dürfte in mangelhafter Kaminreinigung zu ſuchen ſein und wurde diesbezüglich die Erhebung eingeleitet. (Verhaftung einer Taſchendiebin.) An- läßlich des letzten Wochenmarktes wurde am Niederringe eine Frauensperſon in dem Momente betreten, als ſie einer Marktbeſucherin aus der Kleidertaſche eine Geldbörſe mit 50 fl. geſtohlen hatte. Die Angehaltene, eine in Hatſchein wohn- hafte Taglöhnerin erſcheint dringend verdächtig, auch noch mehrere andere, in der letzten Zeit am hieſigen Wochenmarkte vorgefallene Taſchendieb- ſtähle verübt zu haben und wurde demzufolge dem hieſigen Strafgerichte eingeliefert. (Schenes Pferd.) Samſtag Nachmittags wurde auf dem Manritzplatze ein vor einen Wagen geſpanntes Pferd ſcheu und rannte gegen das Bürgerſchulgebäude, an welches das Geſpann anſtieß. Die in dem Wagen befindlichen Perſonen, welche eben einer in der St. Mauritzkirche ſtatt- geſundenen Trauung beigewohnt hatten, kamen glücklicher Weiſe mit dem Schrecken davon. (Ein Frühlingsbote.) Geſtern Nachmittags wurde am Flußuſer nächſt der Mauth an der Bahnhoſſtraße von zwei Paſſanten die erſte Bach- ſtelze im heurigen Jahre geſehen. (Deutſcher Schulverein.) In dee Ausſchuß- Sitzung am 17. Februar wurde den beiden Orts- gruppen in Böhm-Leipa für ein Trachtenfeſt, der Ogr. Neuſtadtl bei Friedland für einen Ball, der Ogr. Schönprieſen für das Erträgniß eines Balles und einer Bibliothek, der Ogr. Zwodau für einen Bauernball und der Ogr. Zwickau für eine Sammlung und für das Ergebniß eines Vortrages des Herrn Dr. Schiffner aus Prag, ferner dem Bezirksausſchuſſe in Dux für eine Baufondſpende, der Troppauer Deutſch-fortſchritt- lichen Tiſchgeſellſchaft für einen Gründerbeitrag und dem Spar- und Vorſchußvereine in Königs- berg in Schl., der Sparcaſſe in Weidenau und dem Bialaer Bürgerverein, dem Bielitz-Bialaer- Gewerbeverein, der Stadtgemeinde Bielitz, der Bielitz-Bialaer Gasgeſellſchaft, dem Presbyterium in Bielitz, der Sparcaſſe in Bielitz, dem Bielitz- Bialaer Männergeſangvereine, dem Bielitz-Bialaer Leſevereine, dem Dentſch-fortſchrittlichen Vereine in Bielitz, der Böhmiſchen Unionbank in Bielitz, der Escompte- und Wechslerbank in Bielitz, für Spenden und endlich der Stadtgemeinde Steyr für eine namhafte Widmung der geziemende Dank ausgeſprochen. Nach Bewilligung eines Erhaltungs- beitrages für die Schule in Wetzlau und einer Unterſtützung der Schule in Liebenau wurde die Mittheilung zur Kenntniß genommen, daß der Schulvereinsball vom 14. Jänner ein Rein- erträgniß von 2700 fl. ergeben hat. Schließlich gelangten Angelegenheiten der Holzinduſtrieſchule in Gottſchee, der Schule in Sehndorf und der Vereinsſchule in Röſcha zur Berathung und Erledigung. Vom Tage. (Prinzeſſin Clementine von Coburg.) Die Beſſerung in dem Befinden der Prinzeſſin Clementine von Sachſen-Coburg und Gotha hat nicht angehalten. Ihr Zuſtand hat ſich wieder verſchlimmert und gibt zu den größten Beſorgniſſen Anlaß. Geſtern Sonntag um 9 Uhr Morgens iſt folgendes Bulletin ausgegeben wor- den. „Im Laufe der verfloſſenen Nacht hat ſich bei Ihrer königlichen Hoheit der Frau Prinzeſſin Clementine von Sachſen-Coburg und Gotha eine längere Zeit andauernde Herzſchwäche eingeſtellt. Athembewegung und Puls beſchleunigt. Tempe- ratur 36.8. Kräftezuſtand weniger befriedigend. Profeſſor Neuſſer, Profeſſor Braun, Profeſſor Chiari.“ (Eine Schreckensnacht) erlebte der „K. H. Z.“ zufolge dieſer Tage der in Sobrzance bei Suvalki wohnhaſte Beſitzer L. Nachdem er im Dorſkruge den Spiritnoſen überreichlich zugeſprochen, trat er, mit einer wohlgefüllten Flaſche ausgerüſtet, den Heimweg an. In ſeinem benebelten Zuſtande verfehlte er jedoch die Richtung und gerieth ſo auf den Bahndamm, wo er zu Fall kam und ſofort in Schlaf verſank. Aus dieſem wurde er nach geraumer Zeit durch das Geräuſch eines heranbrauſenden Eiſenbahnzuges erweckt; ſteif gefroren von der ſcharfen Luft und in Folge der übermäßig ge- noſſenen Alkoholika betäubt, war er nicht im Stande, ſich zu erheben und während ihm der kalte Schweiß ausbrach, erkannte der vor Schrecken ſchnell Ernüchtertete ſeine Lage. Die Augen ſchließend, erwartete er den ſicheren Tod. Etwa 20 bis 30 Meter vor ihm bog plötzlich der Zug auf ein zweites Schienen- geleiſe und L. war gerettet. Erſt nach längerer Zeit kam er wieder zu ſich und in den unge- hinderten Gebrauch ſeiner Glieder, worauf er, wie Eſpenlaub zitternd, ſein Heim aufſuchte. Der gellende Angſtſchrei ſeiner Gattin erweckte ihn am nächſten Morgen; der ausgeſtandene Schrecken hatte das Haar des kaum 40jährigen Mannes weiß gefärbt. Telegramme des „Mähriſchen Tagblattes.“ (Vom Correſpondenz - Bureau.) Teneriffa, 20. Februar. Die Leiche einer mit dem Schiffe „Flachat“ verunglückten Ungarin wurde von dem Dampfer „Suſu“ geborgen. Slovenen-Demonſtrationen. Laibach, 20. Februar. Geſtern Abends und Nachts wurden in der ganzen Stadt an Haus- und Gewölbethüren, ſowie an den Laternen- pfählen kleine, gedruckte Zettel aufgeklebt, worin die „ſelbſtbewußten Slovenen“ für heute Vor- mittag 11 Uhr zu einer Verſammlung in der Sternallee aufgefordert wurden. Trotzdem der größte Theil dieſer Zettel Rachts durch die Sicher- heitswache entfernt worden war, fand dennoch zur feſtgeſetzten Stunde eine Anſammlung großer Volksmaſſen vor dem deutſchen Caſino in der Sternallee ſtatt. Die Sicherheitswache hielt den Raum rings um das Caſino frei und brachte die angeſammelten Arbeiter, circa 400, zum Abzuge. Dieſelben kehrten jedoch zurück und demonſtrirten unter Zivio-Rufen vor dem Caſino, hinter deſſen geſchloſſenen Fenſtern Hochſchüler der Ferial- verbindung „Carniolia“ mit Kappen ſichtbar waren. Bürgermeiſter Hribar intervenirte per- ſönlich. Da die Menge eine bedrohlichere Hal- tung annahm, wurden fünfzehn Mann Gendar- merie herangezogen, die im Verein mit der ſtädt. Sicherheitswache die Räumung des Platzes voll- zogen. Zwei Fenſterſcheiben des Caſinos und eine Scheibe der Tabak-Trafik auf dem Hauptplatze wurden zertrümmert, ſonſt jedoch keine Beſchädi- gung angerichtet. In der Hilſchergaſſe wurden zwei deutſche Hochſchülfr, welche keine Abzeichen trugen, von Demonſtranten thätlich inſultirt, ohne daß ſie hiezu eine Veranlaſſung gegeben hätten. Gegenwärtig herrſcht Ruhe. Proceß Zola. Paris, 20. Februar. Die der Reviſion des Prozeßes Dreyfus widerſtrebenden Journale betonen, daß der Verlauf der geſtrigen Gerichsverhandlung die Niederlage der Anhänger Zola’s verſchärft habe und betrachten die Ver- urtheilung Zolas als zweifellos. — Die ſociali- ſtiſchen Organe weiſen auf die Gefahr hin, welche ein Triumph der Militärgewalt für die Republik bedeute. Paris, 20. Februar. (Meldung der „Agence Hrvas.“) Heute Nachmittags um 3 Uhr fand ein von der antiſemitiſchen Liga veranſtaltetes Meeting in der Salle Chaynes in La Villete zu Ehren des algeriſchen Antiſemiten Max Régis ſtatt, der eine Vorleſung hielt. An den Eingängen des Saales waren umfaſſende Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung ergriffen worden. Nach dem Meeting werden ſich die Theilnehmer nach der Place Monge begeben, um Rochefort zu begrüßen, der im Begriffe iſt, ſich in das Gefängniß St. Pelagie zur Abbüßung ſeiner Strafe zu begeben. Auch dort wurden an den Zugängen ernſte Vorfehrungen zur Aufrechter- haltung der Ordnung getroffen. Paris, 20. Februar. (Meldung der „Augence Havas.) Bei dem Meeting in der Salle Chaynes erklärte Millevoye, der Anti- ſemitismus ſei keine religiöſe, ſondern eine natio- nale Frage. Es handle ſich darum, Frankreich gegen den Kosmopolitismus zu ſchützen, der eine fremde Invaſion herbeiführen würde. Régis hielt hierauf einen Bortrag, worin er die algeriſchen Juden heftig angriff, welche die gegenwärtige Lage in Algerien verſchuldet hätten. Nach einer Rede Thiéband’s nahm die Verſammlung eine Tagesordnung an, welche die Solidarität der Antiſemiten in Frank- reich und Algerien ausſpricht, um das Land von dem Joche des Capitalismus zu befreien und Frankreich gegen die Agitationen des Syndicats der cosmopolitiſchen Judenſchaft zu ſchützen. (Rufe: Hoch das franzöſiſche Vaterland! Hoch Frank- reich! Hoch Algerien! Nieder mit den Juden!) Erdbeben. Gradiska, 20. Februar. Heute Morgens 6 Uhr wurden hier zwei aufeinanderfolgende heftige Erdſtöße verſpürt. Udine, 20. Februar. Heute Früh wurde hier ein ſtarkes Erdbeben wahrgenommen. In Cioidale, wo gleichfalls ein ſehr heftiger Erdſtoß verſpürt wurde, wurden Häuſer leicht beſchädigt. Strike. Mailand, 20. Februar. Die Bedienſteten der Tramway ſind in den Strike getreten. Der Tramwayverkehr iſt eingeſtellt. Glückliche Kettung. Wiborg, 20. Februar. Die Fiſcher, die am 17. d. M. von der Oſtküſte des finiſchen Meer- buſens auf Eisſchollen ins Meer hinaus getrieben worden waren, wurden ſämmtlich gerettet. Zum Untergange des amerikaniſchen Kriegsſchiffes „Maine“. Waſhington, 20. Februar. In Beantwor- tung des Erſuchens der ſpaniſchen Regierung um die Vornahme einer gemeinſamen Unterſuchung des Bodens der „Maine“ ſowie der umliegenden Hafentheile theilte die Regierung der Vereinigten Staaten mit, daß ſie eine unabhängige Unter- ſuchung vorziehe, jedoch bereit ſei, Spanien jede Erleichterung bei einer eigenen Unterſuchung zu- kommen zu laſſen. Königin-Regentin Marie Chriſtine ſandte ein in ſympathiſchen Ausdrücken gehaltenes Bei- leidsſchreiben an den Präſidenten Mac Kinley, welches dieſer mit der Verſicherung aufrichtigen Dankes beantwortete. Madrid, 20. Februar. Der Marinecom- mandant in Havanna, Admiral Manterola, rich- tete an den Marineminiſter Bermejo eine De- peſche, wonach die angeſtellte Unterſuchung bewieſen habe, daß gleich nach der Kataſtrophe des amerikaniſchen Schiffes „Maine“ ſich auf der Oberfläche des Meeres keinerlei Bewegung zeigte und daß auch ringsum das Schiff keine todten Fiſche zum Vorſcheine kamen, Merkmale, die ſich bei unterſeeiſchen Exploſionen ſtets zeigen. Die Lage. Budapeſt, 20. Februar. Der öſterreichiſche Miniſterpräſident Baron Gautſch wurde heute 11 Uhr Vormittags vom Kaiſer in längerer Privat- audienz empfangen. Freih. v. Gautſch unterbreitete dem Kaiſer die Vorſchläge wegen Einberufung des Reichsrathes. Budapeſt, 20. Februar. Der hier weilende öſterreichiſche Miniſterpräſident Gautſch äußerte ſich, wie man vernimmt, in politiſchen Kreiſen ſehr ernſt über die Lage in Oeſterreich. Der künftigen Thätigkeit des Reichrathes ſieht der öſterreichiſche Premier ziemlich ſkeptiſch engegen. Hier hört man vielfach die Anſicht vertreten, daß ein Cabinet Thun in naher Ausſicht ſtünde. Vielfach be- merkt wird, daß der geſtrige Ball bei Hof einen durch- wegs ungariſchen Character trug. Die Ballmuſik beſorgte ausſchließlich die Berkes’ſche Zigeuner- capelle (nicht wie bisher eine Militärcapelle), das „Gott erhalte“ wurde nicht geſpielt und der Ball — zum erſten Male — mit einem Czar- das von der Erzherzogin Marie Chriſtine und dem Baron Simon Revay eröffnet. Auch war es geſtern zum erſten Male geſchehen, daß ein Theil der Appartements der königlichen Burg zu Spielzimmern umgeſtaltet war, in welchen dem Tarok und Whiſt eifrig gehuldigt wurde.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 41, Olmütz, 21.02.1898, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches41_1898/6>, abgerufen am 22.11.2024.