Mährisches Tagblatt. Nr. 300, Olmütz, 30.12.1896.[Spaltenumbruch]
Abg. Dr. Pergelt weist energisch die Ver- Graf Bouquoy erklärt namens des Groß- Abg. Prade unterstützt die Ausführungen Berichterstatter Dr. Schlesinger weist Der Berichterstatter gebraucht gegenüber den Der Oberstlandmarschall bemerkt. Politische Nachrichten. (Der deutsch-österreichische Gewerbe-Con- greß,) welcher in den letzten Tagen in Linz statt- Mährischer Landtag. Brünn, 29. December. (3. Sitzung.) Die heutige Vormittagssitzung des mähr. Die Sitzung nahm folgenden Verlauf: Die eingelangten Petitionen werden den Abg. Dr. Baron Prazak und Genossen Die Abg. Richter und Genossen inter- Locales und Provinzielles. Olmütz, 30. Docember. (Auszeichnung.) Der Kaiser hat dem (Personales.) Der hochw. Fürsterzbischof, (Evangelischer Jahresschlußgottesdienst.) Zum Beschlusse des alten Jahres wird in der (Jahresschlußgottesdienst in der Stadt- pfarrkirche zu Sct. Mauritz.) Das bürgerliche (Todesfall.) In Dürnholz wurde Sams- [Spaltenumbruch] Im Süden. Eine Weihnachtsgeschichte von Conrad Telmann. Nachdruck verboten. (15. Fortsetzung.) Frau Martha Rennert selber fühlte sich jetzt Während so Mutter und Kind in still-freu- Franz Heimburg saß an der geschlossenen Es kam nicht gleich eine Antwort. Die junge Ein leichter Schauer ging ihm unter ihren "Du weißt es, Franz. Ich will von Dir er- (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
Abg. Dr. Pergelt weiſt energiſch die Ver- Graf Bouquoy erklärt namens des Groß- Abg. Prade unterſtützt die Ausführungen Berichterſtatter Dr. Schleſinger weiſt Der Berichterſtatter gebraucht gegenüber den Der Oberſtlandmarſchall bemerkt. Politiſche Nachrichten. (Der deutſch-öſterreichiſche Gewerbe-Con- greß,) welcher in den letzten Tagen in Linz ſtatt- Mähriſcher Landtag. Brünn, 29. December. (3. Sitzung.) Die heutige Vormittagsſitzung des mähr. Die Sitzung nahm folgenden Verlauf: Die eingelangten Petitionen werden den Abg. Dr. Baron Pražak und Genoſſen Die Abg. Richter und Genoſſen inter- Locales und Provinzielles. Olmütz, 30. Docember. (Auszeichnung.) Der Kaiſer hat dem (Perſonales.) Der hochw. Fürſterzbiſchof, (Evangeliſcher Jahresſchlußgottesdienſt.) Zum Beſchluſſe des alten Jahres wird in der (Jahresſchlußgottesdienſt in der Stadt- pfarrkirche zu Sct. Mauritz.) Das bürgerliche (Todesfall.) In Dürnholz wurde Sams- [Spaltenumbruch] Im Süden. Eine Weihnachtsgeſchichte von Conrad Telmann. Nachdruck verboten. (15. Fortſetzung.) Frau Martha Rennert ſelber fühlte ſich jetzt Während ſo Mutter und Kind in ſtill-freu- Franz Heimburg ſaß an der geſchloſſenen Es kam nicht gleich eine Antwort. Die junge Ein leichter Schauer ging ihm unter ihren „Du weißt es, Franz. Ich will von Dir er- (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="f1c" prev="#f1b" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0004" n="[4]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a3b" prev="#a3a" type="jArticle" n="2"> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#g">Pergelt</hi> weiſt energiſch die Ver-<lb/> dächtigungen zurück, welche ſeitens der Abg. Reiniger<lb/> und Iro vorgebracht wurden. Er characteriſirt<lb/> dieſe Art von <hi rendition="#g">Verläumdung,</hi> wie ſie in die<lb/> Parteien und Gemeinden eindringe, gleich einem<lb/> böſen Gifte. Gegen eine ſolche Kampfesweiſe<lb/> müſſe er entſchieden proteſtiren. Redner weiſt<lb/> nach, daß ſeine Partei, die deutſchfortſchrittliche,<lb/> ſchon ſeit dem Jahre 1885 für die directen<lb/> Wahlen in den Landgemeinden kämpfte, zu einer<lb/> Zeit, als die deutſch-nationalen Herren noch nicht<lb/> Abgeordnete waren und eine Volkspartei noch<lb/> gar nicht exiſtirte. (Zwiſchenrufe ſeitens der<lb/> Deutſchnationalen.) Seine Partei ſtehe der Re-<lb/> gierung mit Mißtrauen gegenüber. Es ſei un-<lb/> möglich, ihr zu imputiren, daß ſie Regierungs-<lb/> einflüſſen zugänglich ſei. 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Dr. Schleſinger entgegnet, daß er<lb/> den Ausdruck nicht in beleidigendem Sinne ge-<lb/> braucht habe. — Bei der Abſtimmung wird der<lb/> Reſolutionsantrag des Abg. Dr. <hi rendition="#g">Vašaty</hi> ab-<lb/> gelehnt und das Budgetproviſorium mit allen<lb/> gegen die Stimmen der Deutſchnationalen an-<lb/> genommen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Der deutſch-öſterreichiſche Gewerbe-Con-<lb/> greß,)</hi> </head> <p>welcher in den letzten Tagen in Linz ſtatt-<lb/> fand und vorgeſtern beendet wurde, beſchloß,<lb/> Proteſt zu erheben gegen einzelne Beſtimmungen<lb/> der jetzt angenommenen <hi rendition="#g">Gewerbe-Novelle</hi><lb/> und an die Regierung das Anſuchen zu richten,<lb/> die Gewerbe-Novelle von 1883 beſſer zu hand-<lb/> haben. 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Weiters kamen<lb/> die bekannten Wünſche bezüglich des <hi rendition="#g">Befähi-<lb/> gungs-Nachweiſes, Lehrlingsweſens</hi><lb/> ꝛc. zur Sprache.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Mähriſcher Landtag.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Brünn,</hi> 29. December.</dateline><lb/> <p> <hi rendition="#c">(3. <hi rendition="#g">Sitzung.</hi>)</hi> </p><lb/> <p>Die heutige Vormittagsſitzung des mähr.<lb/> Landtages, in welcher zum größten Theile nur<lb/> geſchäftliche Mittheilungen erfolgten, verlief in<lb/> vollkommener Ruhe.</p><lb/> <p>Die Sitzung nahm folgenden Verlauf:</p><lb/> <p>Die eingelangten Petitionen werden den<lb/> Ausſchüſſen zugewieſen.</p><lb/> <p>Abg. Dr. Baron <hi rendition="#g">Pražak</hi> und Genoſſen<lb/> beantragen: Die k. k. Regierung wird aufge-<lb/> fordert, den in der Landtagsſitzung vom 13.<lb/> Jänner 1863 von der Regierung vorgelegten<lb/><cb/> Geſetzentwurf über die Einführung von Bezirks-<lb/> vertretungen, welcher in den Seſſionen der Jahre<lb/> 1864, 1866 und 1871 Gegenſtand der Verhand-<lb/> lungen des Landtags war, dem Landtage zur<lb/> Berathung wieder vorzulegen.</p><lb/> <p>Die Abg. <hi rendition="#g">Richter</hi> und Genoſſen inter-<lb/> pelliren den Statthalter wegen der infolge von<lb/> Boycott-Actikeln wiederholten Confiscation eines<lb/> in Leipnik erſcheinenden Blattes. Nächſte Sitzung<lb/> Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Bericht des<lb/> Finanzausſchuſſes wegen des 4 monatlichen Budget-<lb/> Proviſoriums; 2. Geſuch der Landeshauptſtadt<lb/> Brünn um ein 4% Darlehen von 5 Millionen<lb/> aus der am 1. Jänner 1897 ins Leben tretenden<lb/> Landesculturbank der Markgraſſchaft Mähren,<lb/> rückzahlbar in 4½ proc. Jahresraten in 54½<lb/> Jahren; 3. 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Und dieſen letzten Weihnachten, an dem<lb/> ſie wohl wuße, daß ihr Kind von den fremden<lb/> lieben Menſchen beſchenkt werden würde, hätte ſie<lb/> gern noch mit ihm zuſammen verlebt. Wer konnte<lb/> wiſſen, welche Weihnachtsfeſte ihm in der Zukunft<lb/> beſcheert ſein mochten? — Dann aber ſah ſie die<lb/> Sonne des 24. December doch noch aufgehen und<lb/> blickte mit einem ſtill glücklichen Lächeln vor ſich<lb/> hinaus. „Heute iſt Weihnachten!“ jubelte ihr<lb/> der kleine Gotthold entgegen, und ſie küßte ſeine<lb/> Stirn und wiederholte nickend leiſe: „Ja, mein<lb/> Kind, heute iſt unſer letzter Weihnachten bei-<lb/> ſammen!“ Darauf aber gab der Knabe nicht Acht<lb/> und verſtand es auch wohl nicht, ſondern fuhr<lb/> fort, zu ihr von allen ſeinen Wünſchen und Er-<lb/> wartungen zu ſprechen, und daß die Tante ihm<lb/> geſagt habe, weil die Mama krank ſei, werde der<lb/> Weihnachtsmann <hi rendition="#g">ihr</hi> Alles bringen, was er für<lb/><cb/> ihn beſtimmt habe, und ſie werde es ihm dann<lb/> aufbauen. Und er fragte erſtaunt, wie es denn<lb/> nur möglich ſei, daß es auch hier einen Weih-<lb/> nachtsmann geben könne, wo doch gar kein Schnee<lb/> ſei und man ſich die Apfelſinen ja nur ſo von den<lb/> Bäumen abpflücken dürfe. „Das kommt daher,“<lb/> erwiderte die Kranke, „daß überall, wo Gottes<lb/> Sonne ſcheint, die Erde auch gute Menſchen<lb/> trägt!“</p><lb/> <p>Während ſo Mutter und Kind in ſtill-freu-<lb/> diger Hoffnung beieinander kauerten und auch in<lb/> der Seele des ſterbenden Weibes ein ſeltſames,<lb/> weihnachtliches Glänzen aufgeleuchtet war, hatte<lb/> Frau Anna Heimburg den Weihnachtstiſch herge-<lb/> richtet. Den Baum hatte Franz Heimburg ſelber<lb/> mit Kerzen und buntem Behang geſchmückt; der<lb/> ſtand nun, über und über mit Goldſtaub beſtreut,<lb/> in der Mitte des Tiſches und wartete nur noch<lb/> auf den Augenblick wo er im Lichterglanz er-<lb/> ſtahlen ſollte. Die Geſchenke waren alle mit<lb/> weißen Tüchern überbreitet, damit Keiner vom<lb/> Andern wußte, was der heimlich eingehandelt hatte.<lb/> So kam die Dämmerſtunde endlich heran.</p><lb/> <p>Franz Heimburg ſaß an der geſchloſſenen<lb/> Glasthür des Balkons oben in ihrer beiden<lb/> Wohnzimmer und ſchaute träumeriſch über die<lb/> Baumwipfel des Gartens hinaus bis auf den<lb/> Streifen blauen Meeres, der in der Ferne unter<lb/> den roſig angehauchten Abendwolken aufdämmerte.<lb/> Sein Herz war ſehr bewegt, und mancherlei Ge-<lb/><cb/> danken wogten in ſeinem Innern. Aber er hatte<lb/> ſich vorgenommen, tapfer zu ſein, und er war’s.<lb/> Da ging die Thür leiſe auf und ſein Weib trat<lb/> ein. Er vermochte in der tiefen Dämmerung, die<lb/> das Gemach ſchon durchwebte, nicht viel mehr<lb/> als die Umriſſe ihrer ſchlanken Geſtalt zu er-<lb/> kennen, aber er ſtreckte ihr ſeine Arme entgegen<lb/> und fragte: „Nun, Anna, iſt Alles fertig? Iſt<lb/> es Zeit?“</p><lb/> <p>Es kam nicht gleich eine Antwort. Die junge<lb/> Frau hatte ſich wieder auf ihres Mannes Kniee<lb/> geſetzt, um ihm die beiden Arme um den Hals<lb/> zu legen und ihren Kopf an ſeiner Schulter zu<lb/> bergen. So ruhten ſie eine Weile beieinander,<lb/> ohne zu ſprechen, und ließen den Sturm in ihrer<lb/> Seele ſich ſänftigen. Dann ſagte Frau Anna<lb/> leiſe: „Franz, es muß etwas, das all’ die Tage<lb/> hindurch unausgeſprochen auf uns gelegen hat,<lb/> erſt geſprochen werden, ehe wir hinabgehen<lb/> können.“</p><lb/> <p>Ein leichter Schauer ging ihm unter ihren<lb/> Worten über den Leib hin. „So ſprich es aus,<lb/> Anna.“</p><lb/> <p>„Du weißt es, Franz. Ich will von Dir er-<lb/> bitten, daß dies Kind, dem wir heute ſehr wider<lb/> den Wunſch und Willen, mit dem wir die Heimat<lb/> verließen, einen Weihnachtstiſch aufgebaut haben<lb/> und das bald ein elternloſes Kind ſein wird,<lb/> unſer Kind werde.</p><lb/> <p> <ref>(Fortſetzung folgt.)</ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
Abg. Dr. Pergelt weiſt energiſch die Ver-
dächtigungen zurück, welche ſeitens der Abg. Reiniger
und Iro vorgebracht wurden. Er characteriſirt
dieſe Art von Verläumdung, wie ſie in die
Parteien und Gemeinden eindringe, gleich einem
böſen Gifte. Gegen eine ſolche Kampfesweiſe
müſſe er entſchieden proteſtiren. Redner weiſt
nach, daß ſeine Partei, die deutſchfortſchrittliche,
ſchon ſeit dem Jahre 1885 für die directen
Wahlen in den Landgemeinden kämpfte, zu einer
Zeit, als die deutſch-nationalen Herren noch nicht
Abgeordnete waren und eine Volkspartei noch
gar nicht exiſtirte. (Zwiſchenrufe ſeitens der
Deutſchnationalen.) Seine Partei ſtehe der Re-
gierung mit Mißtrauen gegenüber. Es ſei un-
möglich, ihr zu imputiren, daß ſie Regierungs-
einflüſſen zugänglich ſei. Sie ſei von der Noth-
wendigkeit des Geſetzes über die directen Wahlen
ſo durchdrungen, daß ſie ſelbſt den Antrag auf
Beſchleunigung des Verfahrens einbrachte; es gehe
alſo nicht an, ſie als hinterhältig zu bezeichnen.
Weder ſeitens der Partei noch ſeitens eines Mit-
gliedes derſelben ſeien Verhandlungen mit ande-
ren Parteien oder mit dem Oberſt-Landmarſchall
gepflogen worden, welche auf den Gegenſtand der
Tagesordnung Bezug gehabt hätten.
Graf Bouquoy erklärt namens des Groß-
grundbeſitzes, daß auch ſeitens ſeiner Partei nicht
der geringſte prinzipielle Widerſtand gegen die
directen Wahlen beſtehe, aber die gegenwärtig
beſchleunigte Durchberathung dieſes Geſetzes wäre
ſchon darum ſchwierig, weil in der Vorlage des
Landesausſchuſſes Beſtimmungen enthalten ſind,
welche erſt durch eine Commiſſion abgeändert
werden müßten.
Abg. Prade unterſtützt die Ausführungen
der dentſchnationalen Abgeordneten. Wenn im
Reichsrathe die Socialdemokraten interpelliren
werden, warum der neue Reichsrath nicht auf Grund
der directen Wahlen in Böhmen gewählt worden
iſt, wird die Regierung einfach ſagen können, ich
habe mein Beſtes gewollt aber da der böhmiſche
Landtag mit, dem Geſetz nicht rechtzeitig fertig
geworden iſt, ſo kann ich zu meinem größten Be-
dauern nichts thun. Abg. Dr. Vašaty wendet ſich neu-
erlich gegen den Abgeordneten Herold, welcher er-
klärt, daß ſeine Partei eine Oppoſition, wie ſie
der Abgeordnete Vašaty treibt, niemals acceptiren
würde, weil ſie des böhmiſchen Volkes unwürdig
ſei. Die Debatte wird geſchloſſen.
Berichterſtatter Dr. Schleſinger weiſt
die Verleumdungen und Verdrehungen ſeitens der
Deutſchnationalen zurück und verwahrt ſich, daß
ſeine Partei als hinterhältig bezeichnet werde. Er
wendet ſich gegen den Vorwurf, daß er in Wien
Abmachungen mit der Regierung getroffen habe.
Er habe lediglich im Intereſſe des deutſchen
Volkes dem Miniſterpräſidenten Informationen
ertheilt, ohne daß eine Abmachung erfolgt wäre.
Bezüglich der directen Wahlen habe er mit
dem Miniſterpräſidenten gar nichts geſprochen.
Wie ernſt es die Partei des Redners mit den
directen Wahlen meint, beweiſe, daß ſie den
Antrag auf Beſchleunigung des Verfahrens ein-
gebracht habe, und daß der eigentliche Antrag
des Landesausſchuſſes von ſeiner Partei ausge-
gangen ſei.
Der Berichterſtatter gebraucht gegenüber den
Deutſchnationalen den Ausdruck „Bauernfängerei.“
Der Oberſtlandmarſchall bemerkt.
wenn der Ausdruck „Bauernfängerei“ in einem
gewiſſen landläufigen Sinne gebraucht worden
ſei, ſo müßte er ihn nicht in der Ordnung
finden. Abg. Dr. Schleſinger entgegnet, daß er
den Ausdruck nicht in beleidigendem Sinne ge-
braucht habe. — Bei der Abſtimmung wird der
Reſolutionsantrag des Abg. Dr. Vašaty ab-
gelehnt und das Budgetproviſorium mit allen
gegen die Stimmen der Deutſchnationalen an-
genommen.
Politiſche Nachrichten.
(Der deutſch-öſterreichiſche Gewerbe-Con-
greß,) welcher in den letzten Tagen in Linz ſtatt-
fand und vorgeſtern beendet wurde, beſchloß,
Proteſt zu erheben gegen einzelne Beſtimmungen
der jetzt angenommenen Gewerbe-Novelle
und an die Regierung das Anſuchen zu richten,
die Gewerbe-Novelle von 1883 beſſer zu hand-
haben. Bezüglich der Reichsrathswahlen
wurde ein Programm angenommen, nach welchem
die Gewerbepartei, wenn es nicht möglich
wäre, Candidaten aus ihren eigenen Kreiſen auf-
zuſtellen, ihre Stimmen jenen Candidaten ohne
Partei-Unterſchied geben wird, welche ſich ver-
pflichten, den Forderungen des Gewerbeſtandes
in der Weiſe Rechnung zu tragen, daß ſie die
Beſchlüſſe der Gewerbetage und Gewerbe-Con-
greſſe anerkennen. Bezüglich der Unfallyer-
ſicherung beſchloß der Congreß, daß eine
weitere Heranziehung handwerksmäßiger Gewerbe
nicht mehr ſtattfinde und daß die Unfallverſicherung
für dieſe Betriebe ſowie bei Krankencafſen den
Genoſſenſchaften überlaſſen werde. Weiters kamen
die bekannten Wünſche bezüglich des Befähi-
gungs-Nachweiſes, Lehrlingsweſens
ꝛc. zur Sprache.
Mähriſcher Landtag.
Brünn, 29. December.
(3. Sitzung.)
Die heutige Vormittagsſitzung des mähr.
Landtages, in welcher zum größten Theile nur
geſchäftliche Mittheilungen erfolgten, verlief in
vollkommener Ruhe.
Die Sitzung nahm folgenden Verlauf:
Die eingelangten Petitionen werden den
Ausſchüſſen zugewieſen.
Abg. Dr. Baron Pražak und Genoſſen
beantragen: Die k. k. Regierung wird aufge-
fordert, den in der Landtagsſitzung vom 13.
Jänner 1863 von der Regierung vorgelegten
Geſetzentwurf über die Einführung von Bezirks-
vertretungen, welcher in den Seſſionen der Jahre
1864, 1866 und 1871 Gegenſtand der Verhand-
lungen des Landtags war, dem Landtage zur
Berathung wieder vorzulegen.
Die Abg. Richter und Genoſſen inter-
pelliren den Statthalter wegen der infolge von
Boycott-Actikeln wiederholten Confiscation eines
in Leipnik erſcheinenden Blattes. Nächſte Sitzung
Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Bericht des
Finanzausſchuſſes wegen des 4 monatlichen Budget-
Proviſoriums; 2. Geſuch der Landeshauptſtadt
Brünn um ein 4% Darlehen von 5 Millionen
aus der am 1. Jänner 1897 ins Leben tretenden
Landesculturbank der Markgraſſchaft Mähren,
rückzahlbar in 4½ proc. Jahresraten in 54½
Jahren; 3. Wahl des neuen Landesausſchuſſes
und der Erſatzmänner.
Locales und Provinzielles.
Olmütz, 30. Docember.
(Auszeichnung.) Der Kaiſer hat dem
Handelsbeiſitzer bei dem Landesgerichte in Troppau
Ferdinand Quittner für die Dauer dieſer
Function taxfrei den Titel eines kaiſerlichen
Rathes verliehen.
(Perſonales.) Der hochw. Fürſterzbiſchof,
Dr. Theodor Kohn hat ſich geſtern mit dem
Schnellzuge nach Wien begeben, woſelbſt er von
Seiner Majeſtät in Privataudienz empfangen
werden wird. — Herr Landtagsabgeordneter,
Bürgermeiſter Carl Brandhuber iſt heute
Nachts von Brünn, wo er den Sitzungen des
mähriſchen Landtages beiwohnte, hier eingetroffen.
(Evangeliſcher Jahresſchlußgottesdienſt.)
Zum Beſchluſſe des alten Jahres wird in der
hieſigen evangeliſchen Kirche morgen den 31.
December um 5½ Uhr Abends ein feier-
licher Jahresſchlußgottesoienſt abgehalten werden.
Der Beginn dieſes Gottesdienſtes wurde, um
auch den auswärtigen Glaubensgenoſſen den
Beſuch der Kirche zu ermöglichen, von 5 Uhr
auf 5½ Uhr verlegt.
(Jahresſchlußgottesdienſt in der Stadt-
pfarrkirche zu Sct. Mauritz.) Das bürgerliche
Jahr wird morgen in der pröpſtlichen Stadtpfarr-
kirche St. Mauritz mit einem feierlichen Gottes-
dienſte geſchloſſen werden. Um 5 Uhr Nachmittags
wird vom hochw. Domprälaten Dr. Johann
Wache eine auf den Tag bezughabende Predigt
gehalten, worauf das Te Deum angeſtimmt und
der hl. Segen ertheilt werden wird.
(Todesfall.) In Dürnholz wurde Sams-
tag des Wirthſchaftsrath und Thereſianiſche Guts-
verwalter Alfred Ritter v. Eiſenſte in zur
letzten Ruhe beſtattet. Der Verſtorbene war Ritter
des Franz Joſef-Ordens, Ehrenbürger von Dürn-
holz, Fröllersdorf und Guttenfeld und hatte ſich
um die Thaya-Regulirung hervorragende Ver-
dienſte erworben.
Im Süden.
Eine Weihnachtsgeſchichte von Conrad Telmann.
Nachdruck verboten.
(15. Fortſetzung.)
Frau Martha Rennert ſelber fühlte ſich jetzt
von Tag zu Tag wirklich ſchwächer und wenn ſie
auch kaum mehr über irgend etwas zu klagen
hatte, meinte ſie doch manchmal, ſie werde den
Weihnachtsabend gar nicht mehr erleben, ſondern
ſchon vorher ſtill einſchlafen, um nicht mehr zu
erwachen. Und dieſen letzten Weihnachten, an dem
ſie wohl wuße, daß ihr Kind von den fremden
lieben Menſchen beſchenkt werden würde, hätte ſie
gern noch mit ihm zuſammen verlebt. Wer konnte
wiſſen, welche Weihnachtsfeſte ihm in der Zukunft
beſcheert ſein mochten? — Dann aber ſah ſie die
Sonne des 24. December doch noch aufgehen und
blickte mit einem ſtill glücklichen Lächeln vor ſich
hinaus. „Heute iſt Weihnachten!“ jubelte ihr
der kleine Gotthold entgegen, und ſie küßte ſeine
Stirn und wiederholte nickend leiſe: „Ja, mein
Kind, heute iſt unſer letzter Weihnachten bei-
ſammen!“ Darauf aber gab der Knabe nicht Acht
und verſtand es auch wohl nicht, ſondern fuhr
fort, zu ihr von allen ſeinen Wünſchen und Er-
wartungen zu ſprechen, und daß die Tante ihm
geſagt habe, weil die Mama krank ſei, werde der
Weihnachtsmann ihr Alles bringen, was er für
ihn beſtimmt habe, und ſie werde es ihm dann
aufbauen. Und er fragte erſtaunt, wie es denn
nur möglich ſei, daß es auch hier einen Weih-
nachtsmann geben könne, wo doch gar kein Schnee
ſei und man ſich die Apfelſinen ja nur ſo von den
Bäumen abpflücken dürfe. „Das kommt daher,“
erwiderte die Kranke, „daß überall, wo Gottes
Sonne ſcheint, die Erde auch gute Menſchen
trägt!“
Während ſo Mutter und Kind in ſtill-freu-
diger Hoffnung beieinander kauerten und auch in
der Seele des ſterbenden Weibes ein ſeltſames,
weihnachtliches Glänzen aufgeleuchtet war, hatte
Frau Anna Heimburg den Weihnachtstiſch herge-
richtet. Den Baum hatte Franz Heimburg ſelber
mit Kerzen und buntem Behang geſchmückt; der
ſtand nun, über und über mit Goldſtaub beſtreut,
in der Mitte des Tiſches und wartete nur noch
auf den Augenblick wo er im Lichterglanz er-
ſtahlen ſollte. Die Geſchenke waren alle mit
weißen Tüchern überbreitet, damit Keiner vom
Andern wußte, was der heimlich eingehandelt hatte.
So kam die Dämmerſtunde endlich heran.
Franz Heimburg ſaß an der geſchloſſenen
Glasthür des Balkons oben in ihrer beiden
Wohnzimmer und ſchaute träumeriſch über die
Baumwipfel des Gartens hinaus bis auf den
Streifen blauen Meeres, der in der Ferne unter
den roſig angehauchten Abendwolken aufdämmerte.
Sein Herz war ſehr bewegt, und mancherlei Ge-
danken wogten in ſeinem Innern. Aber er hatte
ſich vorgenommen, tapfer zu ſein, und er war’s.
Da ging die Thür leiſe auf und ſein Weib trat
ein. Er vermochte in der tiefen Dämmerung, die
das Gemach ſchon durchwebte, nicht viel mehr
als die Umriſſe ihrer ſchlanken Geſtalt zu er-
kennen, aber er ſtreckte ihr ſeine Arme entgegen
und fragte: „Nun, Anna, iſt Alles fertig? Iſt
es Zeit?“
Es kam nicht gleich eine Antwort. Die junge
Frau hatte ſich wieder auf ihres Mannes Kniee
geſetzt, um ihm die beiden Arme um den Hals
zu legen und ihren Kopf an ſeiner Schulter zu
bergen. So ruhten ſie eine Weile beieinander,
ohne zu ſprechen, und ließen den Sturm in ihrer
Seele ſich ſänftigen. Dann ſagte Frau Anna
leiſe: „Franz, es muß etwas, das all’ die Tage
hindurch unausgeſprochen auf uns gelegen hat,
erſt geſprochen werden, ehe wir hinabgehen
können.“
Ein leichter Schauer ging ihm unter ihren
Worten über den Leib hin. „So ſprich es aus,
Anna.“
„Du weißt es, Franz. Ich will von Dir er-
bitten, daß dies Kind, dem wir heute ſehr wider
den Wunſch und Willen, mit dem wir die Heimat
verließen, einen Weihnachtstiſch aufgebaut haben
und das bald ein elternloſes Kind ſein wird,
unſer Kind werde.
(Fortſetzung folgt.)
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