Mährisches Tagblatt. Nr. 299, Olmütz, 31.12.1888.[Spaltenumbruch]
daraus, daß das Gesetz nicht die Absicht hat, (Vom Olmützer Gewerbeverein.) Wie (Hochschüler-Kränzchen.) Auch heuer er- (Nachahmenswerth.) Die Stiefelgesellschaft (Unglücksfall.) Freitag Nachmittags hat. (Eisenbahunachricht.) Am 1. Jänner 1889 (Selbstmord.) Als das im Gasthause zum (Ein guter Fang.) Gestern Vormittags (Der Tod am Altare.) Am Stefanitage Vom Theater. Goethes "Faust." Ein Stückwerk ist Goethes "Faust" noch Am Samstag ging Boieldieu's "Weiße Vom Tage. (Zur Verlobung im Kaiserhause.) Man (Die Todten des Jahres 1888 aus fürstlichen Familien.) Das Jahr 1888, an [Spaltenumbruch]
daraus, daß das Geſetz nicht die Abſicht hat, (Vom Olmützer Gewerbeverein.) Wie (Hochſchüler-Kränzchen.) Auch heuer er- (Nachahmenswerth.) Die Stiefelgeſellſchaft (Unglücksfall.) Freitag Nachmittags hat. (Eiſenbahunachricht.) Am 1. Jänner 1889 (Selbſtmord.) Als das im Gaſthauſe zum (Ein guter Fang.) Geſtern Vormittags (Der Tod am Altare.) Am Stefanitage Vom Theater. Goethes „Fauſt.“ Ein Stückwerk iſt Goethes „Fauſt“ noch Am Samstag ging Boieldieu’s „Weiße Vom Tage. (Zur Verlobung im Kaiſerhauſe.) Man (Die Todten des Jahres 1888 aus fürſtlichen Familien.) Das Jahr 1888, an <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="[6]"/><cb/> daraus, daß das Geſetz nicht die Abſicht hat,<lb/> dieſe Gleichſtellung bei den bevorzugten Wählern<lb/> aufzuheben. Gegenüber dieſer Argumentation be-<lb/> tont die Bezirkshauptmannſchaft in Jägerndorf,<lb/> daß das Wahlrecht der Lehrer ſich als ein Pri-<lb/> vilegium darſtelle, welches nach den allgemeinen<lb/> Rechtsgrundſätzen ſtreng und einſchränkend aus-<lb/> zulegen ſei. Unter Lehrern ſeien nur männliche<lb/> Perſonen zu verſtehen und es gehe nicht an, die-<lb/> ſem Worte durch Analogien, die man aus anderen<lb/> Geſetzen herbeigeholt, eine andere Deutung zu<lb/> geben. Der Verwaltungsgerichtshof erkannte auf<lb/> Abweiſung der Beſchwerde, weil alle Ausnahms-<lb/> beſtimmungen ſtrenge auszulegen ſind und bei<lb/> einer ſolchen ſtrengen Auslegung die in Rede<lb/> ſtehende geſetzliche Beſtimmung, welche nur von<lb/> Lehrern ſpricht, auf Lehrerinnen nicht ausgedehnt<lb/> werden kann, was übrigens auch dadurch erklärt<lb/> wird, daß die ſchleſiſche Gemeindewahlordnung,<lb/> welche den Frauen das paſſive Wahlrecht nicht<lb/> zuerkennt, dieſe mit den männlichen Perſonen<lb/> nicht gleichſtellt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Olmützer Gewerbeverein.)</hi> </head> <p>Wie<lb/> wir bereits meldeten, veranſtaltet der Olmützer<lb/> Gewerbeverein am 7. Jänner 1889 die 2. dies-<lb/> jährige Monats-Verſammlung bei welcher Herr<lb/> Adolf Pohl, von der königl, techniſchen Hochſchule<lb/> in Berlin einen Vortrag über eine von ihm in<lb/> Weſtphalen, in der Rheinprovinz und in Belgien<lb/> unternommene Excurſion halten wird. Dieſer Vor-<lb/> trag verſpricht äußerſt intereſſant zu werden. Herr<lb/> Pohl wird u. A. das Etabliſſement Krupp in<lb/> Eſſen ſchildern, deſſen Beſichtigung demſelben<lb/> ausnahmsweiſe geſtattet wurde. Wir zweifeln nicht,<lb/> daß der Beſuch dieſer Verſammlung ſchon aus<lb/> dem angeführten Grunde ein ſehr guter ſein werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Hochſchüler-Kränzchen.)</hi> </head> <p>Auch heuer er-<lb/> öffnet das Kränzchen der deutſchen Hochſchüler<lb/> die Reihe der Faſchingsunterhaltungen unſerer<lb/> Stadt. Das Kränzchen findet am Samſtag den<lb/> 5. Jänner 1889 im Saale des deutſchen Caſino<lb/> ſtatt, und iſt das Erträgniß dem Fonde zur Er-<lb/> bauung des deutſchen Vereinshauſes gewidmet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Nachahmenswerth.)</hi> </head> <p>Die Stiefelgeſellſchaft<lb/> im Hotel Lauer hat beſchloſſen, von der gegen-<lb/> ſeitigen ſchriftlichen Gratulation zum Jahreswechſel<lb/> abzuſehen, den Baarbetrag der Auslagen jedoch,<lb/> dem <hi rendition="#g">Deutſchen Schulverein</hi> zuzuwenden</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Unglücksfall.)</hi> </head> <p>Freitag Nachmittags hat.<lb/> ſich in der Nähe von Oppahof-Stettin auf der<lb/> Nordbahn-Strecke Troppau-Schönbrunn ein ſehr<lb/> bedauerlicher Unglücksfall ereignet, dem ein<lb/> Menſchenleben zum Opfer gefallen iſt. Der 62<lb/> Jahre alte Paul Pawelek wollte gegen 2 Uhr<lb/> Nachmittag mit ſeinem Gefährte die in Kil.<lb/> 281·5 beim Wächterhauſe Nr. 196 befindliche<lb/> Wegüberſetzung paſſiren. Pawelek fand den Zug-<lb/> ſchranken geſchloſſen, er machte Lärm und war<lb/> der Wächter, dem durch den dichten Nebel die<lb/> Fernſicht benommen war, der Meinung, daß er<lb/> die Schranken geſchloſſen habe, als das Fuhrwerk<lb/> das Geleiſe paſſirte und dasſelbe zwiſchen den<lb/> Schranken eingeſchloſſen ſei. Er öffnete daher<lb/> nochmals, und nun erſt gelangte Pawelek mit<lb/> ſeinem Geſpane auf den Bahnkörper, unglücklicher-<lb/> weiſe in dem Momente, in welchem der Güter-<lb/> eilzug 1259 in der Richtung gegen Troppau<lb/> heranbrauſte. Pawelek wurde von der Maſchine<lb/> erfaßt und getödtet, der Wagen zertrümmert,<lb/> während das Pferd mit leichten Verletzungen<lb/> davon kam.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Eiſenbahunachricht.)</hi> </head> <p>Am 1. Jänner 1889<lb/> werden die bisher von der Mähr.-Schleſ. Cen-<lb/> tralbahn betriebenen k. k. <hi rendition="#g">Staatsbahn-<lb/> Strecken Erbersdorf-Würbenthal</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Kriegsdorf-Römerſtadt</hi> in den<lb/> Betrieb der <hi rendition="#g">Staats-Eiſenbahn-Ver-<lb/> waltung</hi> übergehen. Die beiden Linien Erbers-<lb/> dorf-Würbenthal und Kriegsdorf-Römerſtadt wer-<lb/> den der k. k. Eiſenbahn-Betriebs-Direction Krakau<lb/> bezw. direct der k. k. Verkehrsleitung Mähr.-<lb/> Schönberg unterſtellt. Zur unmittelbaren Leitung<lb/> der drei Hauptdienſtzweige des localen Betriebs-<lb/> dienſtes nämlich des Bahnerhaltungs- und Bahn-<lb/> aufſichtsdienſtes des Verkehrs, ſowie des Zugs-<lb/> förderungsdienſtes auf dieſen mit den übrigen<lb/> Linien der der hierämtlichen Verwaltung unter-<lb/> ſtehenden Eiſenbahnen nicht in directer Schienen-<lb/> verbindung ſtehenden Strecken werden in Würben-<lb/> thal und Römerſtadt k. k. Bahnbetriebsämter<lb/> mit entſprechendem Wirkungskreiſe errichtet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Selbſtmord.)</hi> </head> <p>Als das im Gaſthauſe zum<lb/> „ſchwarzen Adler“ in der Bäckergaſſe bedienſtete<lb/><cb/> Stubenmädchen geſtern Mittags in das Gaſt-<lb/> zimmer Nr. 3 trat, um nachzuſehen, weshalb der<lb/> daſelbſt einlogirte Reiſende ſo lange nicht auf-<lb/> ſtehe, fand ſie den Paſſagier blutüberſtrömmt und<lb/> mit einem Rrvolver in der Hand auf dem Bette<lb/> liegend. Auf die hievon erſtattete Anzeige erſchien<lb/> ſofort die aus Herren Stadtſecrrtär Kornauth<lb/> und Stadtarzt Zaſtiera beſtehende Commiſſion<lb/> an Ort und Stelle und wurde conſtatirt, daß<lb/> der Paſſagier bereits vor ungefähr einer Stunde<lb/> durch einen Revolverſchuß in die rechte Schläfe<lb/> ſeinem Leben ein Ende gemacht habe. Der Selbſt-<lb/> mörder wurde in die ſtädt. Todtenkammer über-<lb/> führt, wo heute die polizeiliche Obduction ſtatt-<lb/> findet, nachdem die Perſonenindität bisher nicht<lb/> conſtatirt werden konnte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ein guter Fang.)</hi> </head> <p>Geſtern Vormittags<lb/> gelung es der hieſigen Polizei, den wiederholt<lb/> abgeſtraften Mürauer Dieb Joſef Hrbaček aus<lb/> Vranowitz hierorts feſtzunehmen. Derſelbe verübte<lb/> vor Kurzem in Geſellſchaft eines zweiten, eben-<lb/> falls bereits dingfeſt gemachten Genoſſen den Dieb-<lb/> ſtahl eines Auslagekaſtens des hieſigen Inſtru-<lb/> mentenmachers Klatovský. Ebenſo verübte der-<lb/> ſelbe mehrere Einbruchsdiebſtähle in der Umge-<lb/> gend von Olmütz und beträgt der Schadenbe-<lb/> trag aus den unterſchiedlichen Diebſtäblen meh-<lb/> rere 100 Gulden. Doch wurde dei Hrbatſchek<lb/> außer einer Diebstaſche und einem Sack nichts<lb/> vorgefunden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Der Tod am Altare.)</hi> </head> <p>Am Stefanitage<lb/> wurde der Conſiſtorialrath und Pfarrer des Ruhe-<lb/> ſtandes Herr <hi rendition="#aq">P.</hi> Johann Schubert in Bärn wäh-<lb/> rend des Hochamtes, welches er celebrirte, am<lb/> Altare vom Schlage gerührt, ſo daß er plötzlich<lb/> verſchied. Am 29. d. M. fand unter äußerſt zahl-<lb/> reicher Theilnahme das Leichenbegängniß des ver-<lb/> blichenen Herrn Prieſters ſtatt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vom Theater.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Goethes „Fauſt.“</hi> </head><lb/> <p>Ein Stückwerk iſt Goethes „Fauſt“ noch<lb/> immer auf unſerer Bühne. Der ironiſche Satz<lb/> des Dichters ſelbſt „Gebt ihr ein Stück, ſo gebt<lb/> es gleich in Stücken“ wird bei uns buchſtäblich<lb/> ausgeführt, und die große Menſchheitstragödie<lb/> wird uns in einzelnen Scenen bloß vorgeführt.<lb/> Man läßt gleich zu Beginn den herrlichen Prolog<lb/> im Himmel weg, der die großartige Wette des<lb/> Weltenſchöpfers mit dem Teufel enthält und der<lb/> Dichtung Weg und Ziel weiſt. Ein ungeheurer<lb/> Flug durch die Welt wird unternommen, aber<lb/> mit den Gretchenſcenen endet für uns das Drama,<lb/> und die großen Räthſel des Dichters bleiben un-<lb/> gelöſt. Die Provinzbühne iſt einfach außer Stande<lb/> dieſe göttliche Dichtung zu verkörpern, ſie ſteht<lb/> zu armſelig der Phantaſie des Dichters gegen-<lb/> über, die ſelbſt auf großen Bühnen nicht voll-<lb/> ſtändig ihre Verkörperung findet. Wir genießen<lb/> das Goethe’ſche Wunderwerk noch immer vollkom-<lb/> mener, wenn wir es andächtig leſen, als wenn<lb/> es uns im Schimmer des Bühnenlichts entgegen-<lb/> tritt. Da iſt es uns als tiefer Ausdruck menſch-<lb/> lichen Ringens und menſchlichen Wehs das herz-<lb/> erhebendſte Labſal. Da ziehen die Phantaſiege-<lb/> bilde und Allegorieen rein und klar an unſerer<lb/> Seele vorüber. Wenn unſere Bühnenleitung den<lb/> „Fauſt“ dennoch geſtern vorführte, ſo wollen wir<lb/> ihr daraus keinen Vorwurf machen, obgleich die Leicht-<lb/> fertigkeit, mit der man das Stück als Einwurfs-<lb/> vorſtellung brachte — „Fauſt“ mußte die un-<lb/> möglich gewordene Poſſe „Poſtillon und Local-<lb/> ſängerin“ erſetzen — ernſten Tadel verdiente.<lb/> Uns verſöhnt mit dem Vorgange die Thatſache,<lb/> daß man den „Fauſt“ am Sonntage gab und<lb/> ſo auch einmal dem Sonntags-Publikum ſtatt<lb/> des Sinnenkitzels der Operette geiſtige Koſt bot.<lb/> Das Publikum, das freilich nicht allzu zahlreich war,<lb/> lohnte den Verſuch durch rauſchenden Beifall für<lb/> die Darſteller, unter denen ihm beſonders der<lb/> ironiſche Mephiſto des Herrn <hi rendition="#g">Nadler</hi> gefiel.<lb/> Er war zwar nicht immer der geiſtflammende<lb/> Goethe’ſche Mephiſto, ſondern hie und da etwas<lb/> Fratzenteufel; aber er arbeitete beſonders die<lb/> Scene mit dem Schüler mit diaboliſcher Schärfe<lb/> aus und brachte die Sarkasmen des Geiſtes der<lb/> Verneinung klar und ſpitz. Den Fauſt ſpielte<lb/> Herr Baſſen, der an dieſer Partie gänzlich ſchei-<lb/> terte. Er berauſchte ſich zu ſehr an dem Klange<lb/> der Goethe’ſchen Verſe und verfiel in ein ſingen-<lb/> des Pathos, bei dem er unbarmherzig auf Sinn<lb/><cb/> und Geiſt des Verſes vergaß. Auch fehlte der<lb/> innere titaniſche Drang; in den Liebesſcenen ſah<lb/> man förmlich das g<supplied>e</supplied>künſtelte Weſen des Lieb-<lb/> habers. Von den zwei Seelen, die in Fauſt’s<lb/> Bruſt wohnen, kam keine zum Vorſchein. Herr<lb/> Baſſen, dem es übrigens an Beifall nicht fehlte,<lb/> braucht deshalb nicht zu verzagen. An dem Fauſt<lb/> haben ſchon größere Meiſter als er vergebens ihre<lb/> Kraft verſucht. Einen vollen Erfolg erzielte da-<lb/> gegen Frl. <hi rendition="#g">Metzl</hi> als Gretchen. Die unverfälſchte<lb/> Naivetät des Gretchens der erſten Acte brachte ſie<lb/> mit richtigen, einfachen Tönen zum Ausdruck und<lb/> ihr Gebet an die <hi rendition="#aq">mater dolorosa</hi> war die rührende<lb/> Klage der Kinderſeele, die ſich in die Verzweiflung<lb/> nicht zu finden vermag. Die tragiſchen Schluß-<lb/> ſcenen hätten volleren Accent vertragen. Fräulein<lb/><hi rendition="#g">Metzl,</hi> deren Begabung geſtern wieder in ſchönem<lb/> Lichte ſich zeigte, erhielt rauſchenden Beifall. Von<lb/> den übrigen Darſtellern verdienen noch Herr<lb/><hi rendition="#g">Nerz</hi> für ſeinen temperamentvollen „Valentin“<lb/> Herr <hi rendition="#g">Brazda,</hi> der den Schüler gut ſprach,<lb/> Herr <hi rendition="#g">Donath,</hi> der den „trockenen Schleicher“<lb/> Wagner ſſpielte, Frau <hi rendition="#g">Windhopp</hi> („Hexe“)<lb/> und Frau <hi rendition="#g">Neumann</hi> („Martha“) lobende<lb/> Erwähnung. Viel ließ die Kellerſcene zu wünſchen<lb/> übrig. Auch hätten wir die Verwandlungen bei<lb/> offener Scene dem zerſtreuenden Fallen des Zwiſchen-<lb/> vorhangs, bei uns eigentlich des Hauptvorhanges<lb/> vorgezogen.</p><lb/> <p>Am Samstag ging Boieldieu’s „Weiße<lb/> Dame“ auf unſerer Bühne in Scene. Die ein-<lb/> fach lieblichen Weiſen des franzöſiſchen Compo-<lb/> niſten klingen noch immer angenehm ins Ohr<lb/> und bringen gute Wirkung hervor, wenn die<lb/> Aufführung nur halbwegs gut iſt. Um dieſe machten<lb/> ſich Herr de <hi rendition="#g">Beer</hi> als Georges Browe, ſowie die<lb/> Damen <hi rendition="#g">Kroneiſen</hi> („Anna“) <hi rendition="#g">Dejonge</hi> („Mar-<lb/> garetha) Frl. <hi rendition="#g">Czermak</hi> (Jenny) u. Hr. <hi rendition="#g">Schweig-<lb/> höfer</hi> (Dikſon) verdient. Die Genannten, unter<lb/> ihnen beſonders Herr De Beer und Frl. De-<lb/> jonge erhielten rauſchenden Beifall. Herr <hi rendition="#g">Stick</hi><lb/> (Gaveſton) distonirte dagegen recht empfindlich<lb/> und verurſachte auch Stockungen im Dialog.<lb/> Sollen wir auch von der Scenirung und Aus-<lb/> ſtattung ſprechen? Das iſt das böſeſte Capitel<lb/> der heurigen Saiſon. Die reichen Pächter, die<lb/> 100000 fl. aufbringen, um das Schloß zu kau-<lb/> fen, liefen den ganzen Abend im Hemd umher,<lb/> als hätten ſie keinen Rock anzuziehen. Sie ſahen<lb/> überhaupt wie die Badwaſchler aus. Der Be-<lb/> ſuch unſeres Theaters iſt heuer ein ſo guter, daß<lb/> die Direction wol einige anſtändige ſchottiſche<lb/> Coſtume hätte beiſtellen können. Die Chöre ließen<lb/> wenig zu wünſchen übrig, und das Orcheſter<lb/> unter Herrn Capellmeiſter <hi rendition="#g">Machatſch</hi> hielt ſich<lb/> ſehr brav.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vom Tage.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Zur Verlobung im Kaiſerhauſe.)</hi> </head> <p>Man<lb/> ſchreibt der „Corr. de l’Eſt“ aus Budapeſt: In<lb/> hieſigen eingeweihten Kreiſen erzählt man mit<lb/> Bezug auf die im Herrſcherhauſe ſoeben erfolgte<lb/> Verlobung folgende Details: Der Kaiſer iſt aus<lb/> ganzem Herzen einverſtanden mit der Wahl, die<lb/> ſein jüngſtes Kind getroffen und hat auch als<lb/> künftiger Schwiegerpapa ſein gutes, warmfühlen-<lb/> des Herz walten laſſen. Für das junge Paar,<lb/> deſſen Vermälung im Herbſte ſtattfinden ſoll,<lb/> werden in der Hofburg Appartements zur ſtän-<lb/> digen Wohnung hergerichtet; die Erzherzogin-<lb/> Braut erhält aus dem Familienfonds eine Mit-<lb/> gift von zwei Millionen Gulden, beziehungsweiſe<lb/> eine Anweiſung auf hunderttauſend Gulden jähr-<lb/> licher Bezüge aus der Privatchatouille; dem Erz-<lb/> herzog-Bräutigam werden aus der nämlichen<lb/> Kaſſe alljährlich zwanzigtauſend Gulden ausge-<lb/> folgt — Alles unbeſchadet der normalen Apa-<lb/> nageverhältniſſe. Alle Berichte, die vom Hofe an<lb/> die intimeren, dem Herrſcherhauſe näher ſtehenden<lb/> Kreiſe hierher gelangten, wiſſen nicht genug zu<lb/> erzählen über das Glück der lieblichen Braut und<lb/> die Zärtlichkeit der Eltern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Todten des Jahres 1888 aus<lb/> fürſtlichen Familien.)</hi> </head> <p>Das Jahr 1888, an<lb/> deſſen Ende wir ſtehen, wird in den Deutſchen für<lb/> alle Zeit eine tief ſchmerzliche, eine wehmüthig-ernſte<lb/> Erinnerung wachrufen. Alles, was es uns an be-<lb/> deutſamen, an unglücklichen und folgenſchweren Ereig-<lb/> niſſen gebracht, wird weit überragt durch den raſch<lb/> aufeinander gefolgten Heimgang der zwei erſten deut-<lb/> ſchen Kaiſer, des ehrwürdigen Begründers des neuen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[6]/0006]
daraus, daß das Geſetz nicht die Abſicht hat,
dieſe Gleichſtellung bei den bevorzugten Wählern
aufzuheben. Gegenüber dieſer Argumentation be-
tont die Bezirkshauptmannſchaft in Jägerndorf,
daß das Wahlrecht der Lehrer ſich als ein Pri-
vilegium darſtelle, welches nach den allgemeinen
Rechtsgrundſätzen ſtreng und einſchränkend aus-
zulegen ſei. Unter Lehrern ſeien nur männliche
Perſonen zu verſtehen und es gehe nicht an, die-
ſem Worte durch Analogien, die man aus anderen
Geſetzen herbeigeholt, eine andere Deutung zu
geben. Der Verwaltungsgerichtshof erkannte auf
Abweiſung der Beſchwerde, weil alle Ausnahms-
beſtimmungen ſtrenge auszulegen ſind und bei
einer ſolchen ſtrengen Auslegung die in Rede
ſtehende geſetzliche Beſtimmung, welche nur von
Lehrern ſpricht, auf Lehrerinnen nicht ausgedehnt
werden kann, was übrigens auch dadurch erklärt
wird, daß die ſchleſiſche Gemeindewahlordnung,
welche den Frauen das paſſive Wahlrecht nicht
zuerkennt, dieſe mit den männlichen Perſonen
nicht gleichſtellt.
(Vom Olmützer Gewerbeverein.) Wie
wir bereits meldeten, veranſtaltet der Olmützer
Gewerbeverein am 7. Jänner 1889 die 2. dies-
jährige Monats-Verſammlung bei welcher Herr
Adolf Pohl, von der königl, techniſchen Hochſchule
in Berlin einen Vortrag über eine von ihm in
Weſtphalen, in der Rheinprovinz und in Belgien
unternommene Excurſion halten wird. Dieſer Vor-
trag verſpricht äußerſt intereſſant zu werden. Herr
Pohl wird u. A. das Etabliſſement Krupp in
Eſſen ſchildern, deſſen Beſichtigung demſelben
ausnahmsweiſe geſtattet wurde. Wir zweifeln nicht,
daß der Beſuch dieſer Verſammlung ſchon aus
dem angeführten Grunde ein ſehr guter ſein werde.
(Hochſchüler-Kränzchen.) Auch heuer er-
öffnet das Kränzchen der deutſchen Hochſchüler
die Reihe der Faſchingsunterhaltungen unſerer
Stadt. Das Kränzchen findet am Samſtag den
5. Jänner 1889 im Saale des deutſchen Caſino
ſtatt, und iſt das Erträgniß dem Fonde zur Er-
bauung des deutſchen Vereinshauſes gewidmet.
(Nachahmenswerth.) Die Stiefelgeſellſchaft
im Hotel Lauer hat beſchloſſen, von der gegen-
ſeitigen ſchriftlichen Gratulation zum Jahreswechſel
abzuſehen, den Baarbetrag der Auslagen jedoch,
dem Deutſchen Schulverein zuzuwenden
(Unglücksfall.) Freitag Nachmittags hat.
ſich in der Nähe von Oppahof-Stettin auf der
Nordbahn-Strecke Troppau-Schönbrunn ein ſehr
bedauerlicher Unglücksfall ereignet, dem ein
Menſchenleben zum Opfer gefallen iſt. Der 62
Jahre alte Paul Pawelek wollte gegen 2 Uhr
Nachmittag mit ſeinem Gefährte die in Kil.
281·5 beim Wächterhauſe Nr. 196 befindliche
Wegüberſetzung paſſiren. Pawelek fand den Zug-
ſchranken geſchloſſen, er machte Lärm und war
der Wächter, dem durch den dichten Nebel die
Fernſicht benommen war, der Meinung, daß er
die Schranken geſchloſſen habe, als das Fuhrwerk
das Geleiſe paſſirte und dasſelbe zwiſchen den
Schranken eingeſchloſſen ſei. Er öffnete daher
nochmals, und nun erſt gelangte Pawelek mit
ſeinem Geſpane auf den Bahnkörper, unglücklicher-
weiſe in dem Momente, in welchem der Güter-
eilzug 1259 in der Richtung gegen Troppau
heranbrauſte. Pawelek wurde von der Maſchine
erfaßt und getödtet, der Wagen zertrümmert,
während das Pferd mit leichten Verletzungen
davon kam.
(Eiſenbahunachricht.) Am 1. Jänner 1889
werden die bisher von der Mähr.-Schleſ. Cen-
tralbahn betriebenen k. k. Staatsbahn-
Strecken Erbersdorf-Würbenthal
und Kriegsdorf-Römerſtadt in den
Betrieb der Staats-Eiſenbahn-Ver-
waltung übergehen. Die beiden Linien Erbers-
dorf-Würbenthal und Kriegsdorf-Römerſtadt wer-
den der k. k. Eiſenbahn-Betriebs-Direction Krakau
bezw. direct der k. k. Verkehrsleitung Mähr.-
Schönberg unterſtellt. Zur unmittelbaren Leitung
der drei Hauptdienſtzweige des localen Betriebs-
dienſtes nämlich des Bahnerhaltungs- und Bahn-
aufſichtsdienſtes des Verkehrs, ſowie des Zugs-
förderungsdienſtes auf dieſen mit den übrigen
Linien der der hierämtlichen Verwaltung unter-
ſtehenden Eiſenbahnen nicht in directer Schienen-
verbindung ſtehenden Strecken werden in Würben-
thal und Römerſtadt k. k. Bahnbetriebsämter
mit entſprechendem Wirkungskreiſe errichtet.
(Selbſtmord.) Als das im Gaſthauſe zum
„ſchwarzen Adler“ in der Bäckergaſſe bedienſtete
Stubenmädchen geſtern Mittags in das Gaſt-
zimmer Nr. 3 trat, um nachzuſehen, weshalb der
daſelbſt einlogirte Reiſende ſo lange nicht auf-
ſtehe, fand ſie den Paſſagier blutüberſtrömmt und
mit einem Rrvolver in der Hand auf dem Bette
liegend. Auf die hievon erſtattete Anzeige erſchien
ſofort die aus Herren Stadtſecrrtär Kornauth
und Stadtarzt Zaſtiera beſtehende Commiſſion
an Ort und Stelle und wurde conſtatirt, daß
der Paſſagier bereits vor ungefähr einer Stunde
durch einen Revolverſchuß in die rechte Schläfe
ſeinem Leben ein Ende gemacht habe. Der Selbſt-
mörder wurde in die ſtädt. Todtenkammer über-
führt, wo heute die polizeiliche Obduction ſtatt-
findet, nachdem die Perſonenindität bisher nicht
conſtatirt werden konnte.
(Ein guter Fang.) Geſtern Vormittags
gelung es der hieſigen Polizei, den wiederholt
abgeſtraften Mürauer Dieb Joſef Hrbaček aus
Vranowitz hierorts feſtzunehmen. Derſelbe verübte
vor Kurzem in Geſellſchaft eines zweiten, eben-
falls bereits dingfeſt gemachten Genoſſen den Dieb-
ſtahl eines Auslagekaſtens des hieſigen Inſtru-
mentenmachers Klatovský. Ebenſo verübte der-
ſelbe mehrere Einbruchsdiebſtähle in der Umge-
gend von Olmütz und beträgt der Schadenbe-
trag aus den unterſchiedlichen Diebſtäblen meh-
rere 100 Gulden. Doch wurde dei Hrbatſchek
außer einer Diebstaſche und einem Sack nichts
vorgefunden.
(Der Tod am Altare.) Am Stefanitage
wurde der Conſiſtorialrath und Pfarrer des Ruhe-
ſtandes Herr P. Johann Schubert in Bärn wäh-
rend des Hochamtes, welches er celebrirte, am
Altare vom Schlage gerührt, ſo daß er plötzlich
verſchied. Am 29. d. M. fand unter äußerſt zahl-
reicher Theilnahme das Leichenbegängniß des ver-
blichenen Herrn Prieſters ſtatt.
Vom Theater.
Goethes „Fauſt.“
Ein Stückwerk iſt Goethes „Fauſt“ noch
immer auf unſerer Bühne. Der ironiſche Satz
des Dichters ſelbſt „Gebt ihr ein Stück, ſo gebt
es gleich in Stücken“ wird bei uns buchſtäblich
ausgeführt, und die große Menſchheitstragödie
wird uns in einzelnen Scenen bloß vorgeführt.
Man läßt gleich zu Beginn den herrlichen Prolog
im Himmel weg, der die großartige Wette des
Weltenſchöpfers mit dem Teufel enthält und der
Dichtung Weg und Ziel weiſt. Ein ungeheurer
Flug durch die Welt wird unternommen, aber
mit den Gretchenſcenen endet für uns das Drama,
und die großen Räthſel des Dichters bleiben un-
gelöſt. Die Provinzbühne iſt einfach außer Stande
dieſe göttliche Dichtung zu verkörpern, ſie ſteht
zu armſelig der Phantaſie des Dichters gegen-
über, die ſelbſt auf großen Bühnen nicht voll-
ſtändig ihre Verkörperung findet. Wir genießen
das Goethe’ſche Wunderwerk noch immer vollkom-
mener, wenn wir es andächtig leſen, als wenn
es uns im Schimmer des Bühnenlichts entgegen-
tritt. Da iſt es uns als tiefer Ausdruck menſch-
lichen Ringens und menſchlichen Wehs das herz-
erhebendſte Labſal. Da ziehen die Phantaſiege-
bilde und Allegorieen rein und klar an unſerer
Seele vorüber. Wenn unſere Bühnenleitung den
„Fauſt“ dennoch geſtern vorführte, ſo wollen wir
ihr daraus keinen Vorwurf machen, obgleich die Leicht-
fertigkeit, mit der man das Stück als Einwurfs-
vorſtellung brachte — „Fauſt“ mußte die un-
möglich gewordene Poſſe „Poſtillon und Local-
ſängerin“ erſetzen — ernſten Tadel verdiente.
Uns verſöhnt mit dem Vorgange die Thatſache,
daß man den „Fauſt“ am Sonntage gab und
ſo auch einmal dem Sonntags-Publikum ſtatt
des Sinnenkitzels der Operette geiſtige Koſt bot.
Das Publikum, das freilich nicht allzu zahlreich war,
lohnte den Verſuch durch rauſchenden Beifall für
die Darſteller, unter denen ihm beſonders der
ironiſche Mephiſto des Herrn Nadler gefiel.
Er war zwar nicht immer der geiſtflammende
Goethe’ſche Mephiſto, ſondern hie und da etwas
Fratzenteufel; aber er arbeitete beſonders die
Scene mit dem Schüler mit diaboliſcher Schärfe
aus und brachte die Sarkasmen des Geiſtes der
Verneinung klar und ſpitz. Den Fauſt ſpielte
Herr Baſſen, der an dieſer Partie gänzlich ſchei-
terte. Er berauſchte ſich zu ſehr an dem Klange
der Goethe’ſchen Verſe und verfiel in ein ſingen-
des Pathos, bei dem er unbarmherzig auf Sinn
und Geiſt des Verſes vergaß. Auch fehlte der
innere titaniſche Drang; in den Liebesſcenen ſah
man förmlich das gekünſtelte Weſen des Lieb-
habers. Von den zwei Seelen, die in Fauſt’s
Bruſt wohnen, kam keine zum Vorſchein. Herr
Baſſen, dem es übrigens an Beifall nicht fehlte,
braucht deshalb nicht zu verzagen. An dem Fauſt
haben ſchon größere Meiſter als er vergebens ihre
Kraft verſucht. Einen vollen Erfolg erzielte da-
gegen Frl. Metzl als Gretchen. Die unverfälſchte
Naivetät des Gretchens der erſten Acte brachte ſie
mit richtigen, einfachen Tönen zum Ausdruck und
ihr Gebet an die mater dolorosa war die rührende
Klage der Kinderſeele, die ſich in die Verzweiflung
nicht zu finden vermag. Die tragiſchen Schluß-
ſcenen hätten volleren Accent vertragen. Fräulein
Metzl, deren Begabung geſtern wieder in ſchönem
Lichte ſich zeigte, erhielt rauſchenden Beifall. Von
den übrigen Darſtellern verdienen noch Herr
Nerz für ſeinen temperamentvollen „Valentin“
Herr Brazda, der den Schüler gut ſprach,
Herr Donath, der den „trockenen Schleicher“
Wagner ſſpielte, Frau Windhopp („Hexe“)
und Frau Neumann („Martha“) lobende
Erwähnung. Viel ließ die Kellerſcene zu wünſchen
übrig. Auch hätten wir die Verwandlungen bei
offener Scene dem zerſtreuenden Fallen des Zwiſchen-
vorhangs, bei uns eigentlich des Hauptvorhanges
vorgezogen.
Am Samstag ging Boieldieu’s „Weiße
Dame“ auf unſerer Bühne in Scene. Die ein-
fach lieblichen Weiſen des franzöſiſchen Compo-
niſten klingen noch immer angenehm ins Ohr
und bringen gute Wirkung hervor, wenn die
Aufführung nur halbwegs gut iſt. Um dieſe machten
ſich Herr de Beer als Georges Browe, ſowie die
Damen Kroneiſen („Anna“) Dejonge („Mar-
garetha) Frl. Czermak (Jenny) u. Hr. Schweig-
höfer (Dikſon) verdient. Die Genannten, unter
ihnen beſonders Herr De Beer und Frl. De-
jonge erhielten rauſchenden Beifall. Herr Stick
(Gaveſton) distonirte dagegen recht empfindlich
und verurſachte auch Stockungen im Dialog.
Sollen wir auch von der Scenirung und Aus-
ſtattung ſprechen? Das iſt das böſeſte Capitel
der heurigen Saiſon. Die reichen Pächter, die
100000 fl. aufbringen, um das Schloß zu kau-
fen, liefen den ganzen Abend im Hemd umher,
als hätten ſie keinen Rock anzuziehen. Sie ſahen
überhaupt wie die Badwaſchler aus. Der Be-
ſuch unſeres Theaters iſt heuer ein ſo guter, daß
die Direction wol einige anſtändige ſchottiſche
Coſtume hätte beiſtellen können. Die Chöre ließen
wenig zu wünſchen übrig, und das Orcheſter
unter Herrn Capellmeiſter Machatſch hielt ſich
ſehr brav.
Vom Tage.
(Zur Verlobung im Kaiſerhauſe.) Man
ſchreibt der „Corr. de l’Eſt“ aus Budapeſt: In
hieſigen eingeweihten Kreiſen erzählt man mit
Bezug auf die im Herrſcherhauſe ſoeben erfolgte
Verlobung folgende Details: Der Kaiſer iſt aus
ganzem Herzen einverſtanden mit der Wahl, die
ſein jüngſtes Kind getroffen und hat auch als
künftiger Schwiegerpapa ſein gutes, warmfühlen-
des Herz walten laſſen. Für das junge Paar,
deſſen Vermälung im Herbſte ſtattfinden ſoll,
werden in der Hofburg Appartements zur ſtän-
digen Wohnung hergerichtet; die Erzherzogin-
Braut erhält aus dem Familienfonds eine Mit-
gift von zwei Millionen Gulden, beziehungsweiſe
eine Anweiſung auf hunderttauſend Gulden jähr-
licher Bezüge aus der Privatchatouille; dem Erz-
herzog-Bräutigam werden aus der nämlichen
Kaſſe alljährlich zwanzigtauſend Gulden ausge-
folgt — Alles unbeſchadet der normalen Apa-
nageverhältniſſe. Alle Berichte, die vom Hofe an
die intimeren, dem Herrſcherhauſe näher ſtehenden
Kreiſe hierher gelangten, wiſſen nicht genug zu
erzählen über das Glück der lieblichen Braut und
die Zärtlichkeit der Eltern.
(Die Todten des Jahres 1888 aus
fürſtlichen Familien.) Das Jahr 1888, an
deſſen Ende wir ſtehen, wird in den Deutſchen für
alle Zeit eine tief ſchmerzliche, eine wehmüthig-ernſte
Erinnerung wachrufen. Alles, was es uns an be-
deutſamen, an unglücklichen und folgenſchweren Ereig-
niſſen gebracht, wird weit überragt durch den raſch
aufeinander gefolgten Heimgang der zwei erſten deut-
ſchen Kaiſer, des ehrwürdigen Begründers des neuen
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