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Mährisches Tagblatt. Nr. 299, Olmütz, 31.12.1888.

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[Spaltenumbruch] deutschen Reiches und seines heldenhaften edlen Soh-
nes, in dem sich alle Hoffnungen im schönsten Ideale
und Bestrebungen verkörpert fanden. Von Mitgliedern
fürstlicher Familien, die im abgelaufenen Jahre das
Zeitliche gesegnet, nennen wir noch folgende: Prinz
Ludwig von Baden, der im blühendsten Alter dahin
geraffte Enkel des verewigten Kaisers Wilhelm. --
Landgraf Friedrich Wilhelm von Hessen, der im
besten Mannesalter am 24. October auf der Fahrt
von Batavia nach Singapore auf nicht völlig aufge-
klärte Weise seinen Tod fand; man vermuthet, daß
er sich in einem Anfalle von Geistesstörung über
Bord gestürzt; die Nachforschungen nach der Leiche
blieben erfolglos. -- Prinz Alexander von Hessen,
der Vater des ehemaligen Fürsten Alexander von
Bulgarien. Im französisch-italienisch-österreichischen
Kriege von 1859 hatte an der Spitze eines öster-
reichischen Truppenkörpers mit großer Auszeichnung
gekämpft, wogegen seine Heeresleitung im Jahre 1866
als Commandirender des achten süddeutschen Armee-
corps eine unglückliche war. Künste und Wissenschaften
fanden in ihm allzeit einen eifrigen Förderer. Sein
außerordentlicher Wohlthätigkeitssinn sichert ihm außer-
dem in weiteren Kreisen ein bleibendes Andenken.
-- Maximilian Josef, Herzog in Baiern, der Vater
der Kaiserin von Oesterreich, eines der volksthüm-
lichsten Mitglieder des baierischen Königshauses,
schied in dem hohen Alter von 80 Jahren aus dem
Leben. -- Prinz Eugen von Savoyen-Carignan,
ein Fürst aus der diesen Namen sührenden Seiten-
linie des italienischen Königshauses, der sich um die
Einigung und gedeihlichen Entwicklung Italiens als
diplomatischer Unterhändler wie als Seemann nicht
geringe Verdienste erworben hat. Der verstorbene
König Victor Emanuel und Cavour schätzten ihn
sehr, König Humbert nicht minder. -- In Oester-
reich starb Fürst Johann Adolf Schwarzenberg,
in Frankreich General Leboeuf und fern von Frank-
reich der französische Marschall Bazaine, der Besiegte
von Metz. -- An weiteren Todesfällen hervorragen-
der Männer sind im abgelaufenen Jahre zu ver-
zeichnen: Der Tod des Historikers Georg Weber
des Professors Bamberger, des Malers Gustav
Gaul, der Schriftsteller Eugen Labiche, Michael
Klapp, Gustav Kühne, Theodor Storm, Hein-
rich Reschauer, Eduard Gaudinet, des Buch-
händlers Cossa und der Schauspieler Bukowics
und Meixner.

(Panik in einem Theater.)

Aus Berlin,
27. d. M. wird gemeldet: Im Berliner Theater
gelangte heute zum ersten Male: "Julius Cäsar"
zur Aufführung. Nachdem während der ganzen
Vorstellung bereits durch Ohnmachten einzelner
Personen Unruhe geherrscht hat, entstand im An-
fang des letzten Actes während der Zankscene
zwischen Brutus und Cassius aus unaufgeklärter
Ursache eine Panik. Eine Anzahl von Personen
im Parket verließ rasch das Haus und Rufe:
"Es riecht brandig!" wurden laut. Draußen an-
gelangt, rief das Publicum:, "Feuer!" während
im Saal trotz der Unruhe kein Feuerruf ertönte.
Director Barnay stürzte im Costüme mit Panzer
und Helm auf die Bühne und beschwor das Pu-
blicum, sich zu beruhigen. Letzteres kehrte auch
hierauf theilweise zurück; die Scene wurde wieder
begonnen und wie das ganze Stück ohne weiteres
Hinderniß beendet. Doch trat beim Schreckensruf
des Cassius, als Cäsars Geist erschien, wieder
Unruhe ein. Die ganze Panik entstand, wie man
glaubt, durch den Geruch des hinter der Scene für
die Lagerlichter entzündeten denaturirten Spiritus.

(Weihnachten in Paris.)

"Paris ver-
brachte sein Weihnachtsfest nicht in heiterer Laune,"
heißt es in einer Correspondenz vom 25. d. M.
"Zunächst regnete es gestern Abends ohne Unter-
brechung, so daß der lebhafte Straßenverkehr,
der den Weihnachtsabend sonst auszeichnet, sehr
beeinträchtigt wurde; sodann hat der Panama-
Krach, der mit besonderer Härte die kleinen Leute
betroffen hat, die Freudigkeit der Festfeier sehr
getrübt, während die Lage der inneren Politik
keineswegs verheißend ist. Eine Hauptrolle beim
Christfeste spielt jetzt der Christbaum, der von
Napoleon III. in Frankreich eingeführt worden
ist. Die Mitternachtsmessen werden unter der
Republik noch stärker besucht, als in früheren
Zeiten; diesmal mußten die Pforten der meisten
Kirchen schon um 11 Uhr geschlossen werden. Aber
nicht nur die Republik mit dem durch sie nur
um so schärfer hervorgerufenen Gegensatze, son-
dern auch die prächtige Ausstattung der Gottes-
häuser und die gute Musik locken die Zuschauer
und Zuhörer an. Der heutige erste Weihnachts-
[Spaltenumbruch] tag war nicht so unfreundlich wie der Vorabend;
der Himmel war zwar trüb, aber es regnete nicht.
Die großen Boulevards waren ungemein belebt;
dennoch machten die Neujahrsbuden keine guten
Geschäfte. Das Weinachtsfest, welches der Unter-
stützungsverein für die Elsaß-Lothringer veranstal-
tete, war sehr besucht; die beiden Tannenbäume
waren von den Familien Köchlin-Schwartz
und Kistner gesendet worden. Jules Ferry nahm
die Vertheilung der Gaben vor, die auf einen
Werth von 50.000 Francs geschätzt wurden."

(Ein zum Tode verurtheilter Raub-
mörder)

Namens Horzan, der vor wenigen
Tagen dem ersten Staatsanwalt Mazier in Na-
tibor nach dem Leben trachtete, verweigert, wie
oberschlesische Blätter berichten, seit vier Tagen
die Annahme der Nahrung. In Folge dessen
findet jetzt eine zwangsweise Ernährung des Ver-
urtheilten statt. Kreis-Physicus Dr. Heer begibt
sich zweimal des Tages nach der Zelle des Mör-
ders, wo demselben unter Beihilfe eines Aufsehers
mittelst einer Schraube das mit aller Kraft ge-
schlossen gehaltene Gebiß geöffnet wird, um dann
Holzkeilchen zwischen dasselbe zu zwängen. So-
dann wird eine Röhre in den Magen eingeführt
und durch diese unter Zuhilfenahme einer Spritze
ein mit 25 Gramm Mehl abgekochter Liter Milch
eingeflößt.

(Ein hypnotisirter Dieb.)

Einer der selt-
samsten Fälle hat sich am 7. d. zu Nantes in
Frankreich zugetragen. Ein gewisser Herr Pickmann
gab im Renaissance-Theater eine hypnotische Vor-
stellung und schläferte im Verlauf derselben einen
jungen Menschen ein, welchem er den Auftrag gab,
am nächsten Tage um drei Uhr bei einem in der
Rue d'Erlon wohnenden Bürger eine Uhr zu stehlen.
Am 8 December fühlte sich der junge Mensch, ein
Barbiergeselle, um drei Uhr plötzlich unwohl, nahm
seinen Hut und entfernte sich raschen Schrittes. Mit
unbewußter Miene passierte er die verschiedenen
Straßen bis zur Rue d'Erlon, wo er in das zweite
Stockwerk hinaufstieg, in das Schlafzimmer eindrang
und die Uhr nahm. In gleichem Schritt kehrte er
dann zu seinem Lehrherrn zurück, wo ihn Pickmann
erwartete, und übergab ihm die Uhr. Eine Volks-
menge von mehreren tausend Personen hatte an
dem zu passierenden Wege Posten gefaßt und die
Sache machte großes Aufsehen unter der Bevölkerunng
von Nantes.

(Eiffel-Thurm.)

Einen seltsamen Ausgang
hatte die Arbeitseinstellung am Eiffel-Thurme in
Paris. Nachdem Eiffel die geforderte unmäßige
Lohnerhöhung aufs entschiedenste verweigert und
Anstalten zur Anwerbung neuer Arbeiter getroffen
hatte, kamen die alten rasch zur Besinnung und
erklärten sich bereit, die Arbeit wieder aufzuneh-
men, unter der alleinigen Bedingung, daß die
beiden Arbeiter, die zum Ausstande verlockt hat-
ten, entlassen würden. Sie sähen ein, so sagten
sie, daß diese zwei sie mißbraucht hätten, und
wollten nun nicht mehr mit ihnen zusammen
arbeiten. Wie leicht begreiflich kam Eiffel diesem
Wunsche mit Vergnügen nach, und jetzt sind die
Arbeiten wieder in vollem Gange.

(Selbstmord.)

Der mit Hinterlassung eines
Deficites von circa acht Millionen Francs aus
Paris flüchtig gewordene Wechselagent Bex hat
sich in der Schweiz erschossen.

(Von einer seltsamen Berufswahl)

wird
russischen Blättern aus Saratoff berichtet. Dort
wurde dieser Tage in das Gefängniß ein junger
Mensch von ungefähr 16 Jahren abgeliefert, der
von der Polizei als paßloses Individum aufge-
griffen wurde. Als nun der Delinquent mit
Arrestantenkleidern versehen werden sollte, stellte
es sich plötzlich heraus, daß man ein Mädchen
mit abgeschorenem Haar vor sich hatte. Das
Mädchen erklärte nun, daß es keine bestimmte
Beschäftigung habe und sich damit erhalten hätte,
daß es in den Restaurationen Billard spielte.
Familiennamen und Stand wollte das Mädchen
auf keinen Fall nennen.

(Die neueste Pariser Mode)

soll wie die
"K. Z." sich mittheilen läßt, darin bestehen, daß
die Damen als Schmuck keine Uhren tragen, die
sie auf ihren Brieftaschen, Tanzkarten, den Arm-
bändern, den Busennadeln und im Haare an-
bringen. Eine als sehr "chic" bekannte Dame
der Gesellschaft trug jüngst solche Uhren auf ihren
Ballschuhen. Die jungen Herren sollen es sich
an jenem Abend zur ganz besonderen Ehre an-
gerechnet haben, wenn die Dame ihnen gestattete,
sich zu überzeugen, wie viel Uhr es sei.


[Spaltenumbruch]
(Solinger Klingen.)

Aus London, 22. d.
Mts., wird geschrieben: "Nachdem in der jüngsten
Zeit wiederholt im Unterhause noch von der
Bevorzugung von Solinger Schwertern die Rede
war, wird heute ein parlamentarisches Schrift-
stück veröffentlicht, welches darüber Auskunft gibt.
Es sindet sich darin ein Brief der Wilkinson
Sword Company an den Director für militä-
rische Lieferungen, laut dessen die Kunst der
Schwertfegerei und der Schwertbajonnet-Erzeu-
gung in England fast ausgestorben sei, so daß
mit Ausnahme der wenigen, welche von der
Firma Mole und obiger Firma selbst hergestellt
würden, der ganze Bedarf schon seit langer Zeit
in Solingen gedeckt würde. Solingen besitze that-
sächlich das Schwertmonopol. In Suakin wird
natürlich die Schwertfrage gleichfalls besprochen,
nachdem im letzten Gefechte mehrere Hußaren-
klingen knapp über dem Griffe abbrachen und
viele sich gebogen hatten."




Protokoll
über die 51. Sitzung des Stadtverordneten-
Collegiums der königl. Hauptstadt Olmütz vom
4. December 1888 unter dem Vorsitze des Herrn
Bürgermeisters

Josef von Engel,

in Gegenwart der Herren Stadtverordneten:
Aust, Dr. Bayer, Borree, Brandhuber, Brud-
niok, Buchberger, Domes, Hamburger, Hollaus,
Hübl, Konecny, Lang, Läufer, Mader, Michel,
Dr. Mick, Mzik, V.-B. Nather, Nietsche, Opila,
Patloch, Primavesi, Sachs, Dr. Schrötter, Dir.
Thannabaur, Trenkler und Wlaka.

Entschuldigt waren die Herren: Englisch,
und Lachnik.

Gesammtzahl: 28.

Das Protokoll über die Sitzung vom 26.
November 1888 wurde vorgelesen und bestätigt.

Zu Beginn der Sitzung macht Herr Bür-
germeister Josef von Engel die Mittheilung, daß
die hohe Bestätigung seiner Wiederwahl bereits
herabgelangt sei und daß er demnach die Leitung
der Geschäfte wieder übernehme, mit dem festen
Vorsatze, dem ihm neuerlich übertragenen Ehren-
amte nach besten Kräften zu entsprechen. Das
löbl. Stadtverordneten-Colleginm begrüßt diese
Mittheilung mit dem lebhaftesten Beifalle.

Bevor hierauf zur Erledigung der Tages-
ordnung überg[e]gangen wird, stellt Herr St.-V.
Sachs die Anfrage, ob dem Herrn Bürgermeister
bekannt sei, daß die neue Fahrtaxe für Fiaker
und Stellwagen, welche anläßlich der Eröffnung
der neuen Bahnhofstraße ins Leben treten sollte,
trotz der bereits erfolgten Eröffnung der eben
erwähnten Straße, nicht gehandhabt wird und
was diesbezüglich veranlaßt werden wird? Der
Herr Bürgermeister beantwortet diese Anfrage
dahin, daß sämmtliche gesetzlichen Mittel zur
Geltendmachung der neuen Fahrtaxe eingeleitet
wurden, daß diese Taxe jedoch noch nicht in
Rechtskraft erwachsen sei.

Referent Herr GR. Dir. Thannabaur.

Nr. 226 p. -- Erlaß des hohen k. k. mähr.
Statthalterei-Präsidiums mit dem allerhöchsten
Danke Sr. Majestät des Kaisers für die Kund-
gebung anläßlich des Ablebens Sr. kgl. Hoheit
des Herzogs Maximilian in Baiern. (Wird
unter Erheben von den Sitzen zur Kenntniß ge-
nommen.)

Nr. 2168 W. -- Erlaß des hohen k. k.
mähr. Statthalterei-Präsidiums mit der Aller-
höchsten Bestätigung der hiesigen Bürgermeister-
wahl. (Wird zur Kenntniß genommen.)

Nr. 13.919 p. -- Note der Direction des
hiesigen Armen-Institutes über einen erledigten
Dr. Schrötter'schen Platz der Siechenhausstiftung.
(An die löbl. 2. Section.)

Nr. 13987 p. -- Wahl der Vertrauens-
männer für die Zuerkennung der Ignatz Siegel-
schen Ausstattungsstiftung. (Werden über Antrag
des Herrn GR. Brandhuber nachstehende Herren,
uzw.: Herr Bürgermeister v. Engel, Herr V-B.
Nather, Herr GR. Lang, Herr GR. Nietsche
und Herr St.-V. Domes zu Vertrauensmännern
per acclamationem gewählt.)

Referent Herr GR. Brandhubrr.

Nr. 2172 W. -- Gesuch des Stadtgärtners
Herrn C. Pohl um erhöhte Bemessung des Holzes
für die Gewächshäuser. (1. Section.)


[Spaltenumbruch] deutſchen Reiches und ſeines heldenhaften edlen Soh-
nes, in dem ſich alle Hoffnungen im ſchönſten Ideale
und Beſtrebungen verkörpert fanden. Von Mitgliedern
fürſtlicher Familien, die im abgelaufenen Jahre das
Zeitliche geſegnet, nennen wir noch folgende: Prinz
Ludwig von Baden, der im blühendſten Alter dahin
geraffte Enkel des verewigten Kaiſers Wilhelm. —
Landgraf Friedrich Wilhelm von Heſſen, der im
beſten Mannesalter am 24. October auf der Fahrt
von Batavia nach Singapore auf nicht völlig aufge-
klärte Weiſe ſeinen Tod fand; man vermuthet, daß
er ſich in einem Anfalle von Geiſtesſtörung über
Bord geſtürzt; die Nachforſchungen nach der Leiche
blieben erfolglos. — Prinz Alexander von Heſſen,
der Vater des ehemaligen Fürſten Alexander von
Bulgarien. Im franzöſiſch-italieniſch-öſterreichiſchen
Kriege von 1859 hatte an der Spitze eines öſter-
reichiſchen Truppenkörpers mit großer Auszeichnung
gekämpft, wogegen ſeine Heeresleitung im Jahre 1866
als Commandirender des achten ſüddeutſchen Armee-
corps eine unglückliche war. Künſte und Wiſſenſchaften
fanden in ihm allzeit einen eifrigen Förderer. Sein
außerordentlicher Wohlthätigkeitsſinn ſichert ihm außer-
dem in weiteren Kreiſen ein bleibendes Andenken.
— Maximilian Joſef, Herzog in Baiern, der Vater
der Kaiſerin von Oeſterreich, eines der volksthüm-
lichſten Mitglieder des baieriſchen Königshauſes,
ſchied in dem hohen Alter von 80 Jahren aus dem
Leben. — Prinz Eugen von Savoyen-Carignan,
ein Fürſt aus der dieſen Namen ſührenden Seiten-
linie des italieniſchen Königshauſes, der ſich um die
Einigung und gedeihlichen Entwicklung Italiens als
diplomatiſcher Unterhändler wie als Seemann nicht
geringe Verdienſte erworben hat. Der verſtorbene
König Victor Emanuel und Cavour ſchätzten ihn
ſehr, König Humbert nicht minder. — In Oeſter-
reich ſtarb Fürſt Johann Adolf Schwarzenberg,
in Frankreich General Leboeuf und fern von Frank-
reich der franzöſiſche Marſchall Bazaine, der Beſiegte
von Metz. — An weiteren Todesfällen hervorragen-
der Männer ſind im abgelaufenen Jahre zu ver-
zeichnen: Der Tod des Hiſtorikers Georg Weber
des Profeſſors Bamberger, des Malers Guſtav
Gaul, der Schriftſteller Eugen Labiche, Michael
Klapp, Guſtav Kühne, Theodor Storm, Hein-
rich Reſchauer, Eduard Gaudinet, des Buch-
händlers Coſſa und der Schauſpieler Bukowics
und Meixner.

(Panik in einem Theater.)

Aus Berlin,
27. d. M. wird gemeldet: Im Berliner Theater
gelangte heute zum erſten Male: „Julius Cäſar“
zur Aufführung. Nachdem während der ganzen
Vorſtellung bereits durch Ohnmachten einzelner
Perſonen Unruhe geherrſcht hat, entſtand im An-
fang des letzten Actes während der Zankſcene
zwiſchen Brutus und Caſſius aus unaufgeklärter
Urſache eine Panik. Eine Anzahl von Perſonen
im Parket verließ raſch das Haus und Rufe:
„Es riecht brandig!“ wurden laut. Draußen an-
gelangt, rief das Publicum:, „Feuer!“ während
im Saal trotz der Unruhe kein Feuerruf ertönte.
Director Barnay ſtürzte im Coſtüme mit Panzer
und Helm auf die Bühne und beſchwor das Pu-
blicum, ſich zu beruhigen. Letzteres kehrte auch
hierauf theilweiſe zurück; die Scene wurde wieder
begonnen und wie das ganze Stück ohne weiteres
Hinderniß beendet. Doch trat beim Schreckensruf
des Caſſius, als Cäſars Geiſt erſchien, wieder
Unruhe ein. Die ganze Panik entſtand, wie man
glaubt, durch den Geruch des hinter der Scene für
die Lagerlichter entzündeten denaturirten Spiritus.

(Weihnachten in Paris.)

„Paris ver-
brachte ſein Weihnachtsfeſt nicht in heiterer Laune,“
heißt es in einer Correſpondenz vom 25. d. M.
„Zunächſt regnete es geſtern Abends ohne Unter-
brechung, ſo daß der lebhafte Straßenverkehr,
der den Weihnachtsabend ſonſt auszeichnet, ſehr
beeinträchtigt wurde; ſodann hat der Panama-
Krach, der mit beſonderer Härte die kleinen Leute
betroffen hat, die Freudigkeit der Feſtfeier ſehr
getrübt, während die Lage der inneren Politik
keineswegs verheißend iſt. Eine Hauptrolle beim
Chriſtfeſte ſpielt jetzt der Chriſtbaum, der von
Napoleon III. in Frankreich eingeführt worden
iſt. Die Mitternachtsmeſſen werden unter der
Republik noch ſtärker beſucht, als in früheren
Zeiten; diesmal mußten die Pforten der meiſten
Kirchen ſchon um 11 Uhr geſchloſſen werden. Aber
nicht nur die Republik mit dem durch ſie nur
um ſo ſchärfer hervorgerufenen Gegenſatze, ſon-
dern auch die prächtige Ausſtattung der Gottes-
häuſer und die gute Muſik locken die Zuſchauer
und Zuhörer an. Der heutige erſte Weihnachts-
[Spaltenumbruch] tag war nicht ſo unfreundlich wie der Vorabend;
der Himmel war zwar trüb, aber es regnete nicht.
Die großen Boulevards waren ungemein belebt;
dennoch machten die Neujahrsbuden keine guten
Geſchäfte. Das Weinachtsfeſt, welches der Unter-
ſtützungsverein für die Elſaß-Lothringer veranſtal-
tete, war ſehr beſucht; die beiden Tannenbäume
waren von den Familien Köchlin-Schwartz
und Kiſtner geſendet worden. Jules Ferry nahm
die Vertheilung der Gaben vor, die auf einen
Werth von 50.000 Francs geſchätzt wurden.“

(Ein zum Tode verurtheilter Raub-
mörder)

Namens Horzan, der vor wenigen
Tagen dem erſten Staatsanwalt Mazier in Na-
tibor nach dem Leben trachtete, verweigert, wie
oberſchleſiſche Blätter berichten, ſeit vier Tagen
die Annahme der Nahrung. In Folge deſſen
findet jetzt eine zwangsweiſe Ernährung des Ver-
urtheilten ſtatt. Kreis-Phyſicus Dr. Heer begibt
ſich zweimal des Tages nach der Zelle des Mör-
ders, wo demſelben unter Beihilfe eines Aufſehers
mittelſt einer Schraube das mit aller Kraft ge-
ſchloſſen gehaltene Gebiß geöffnet wird, um dann
Holzkeilchen zwiſchen dasſelbe zu zwängen. So-
dann wird eine Röhre in den Magen eingeführt
und durch dieſe unter Zuhilfenahme einer Spritze
ein mit 25 Gramm Mehl abgekochter Liter Milch
eingeflößt.

(Ein hypnotiſirter Dieb.)

Einer der ſelt-
ſamſten Fälle hat ſich am 7. d. zu Nantes in
Frankreich zugetragen. Ein gewiſſer Herr Pickmann
gab im Renaiſſance-Theater eine hypnotiſche Vor-
ſtellung und ſchläferte im Verlauf derſelben einen
jungen Menſchen ein, welchem er den Auftrag gab,
am nächſten Tage um drei Uhr bei einem in der
Rue d’Erlon wohnenden Bürger eine Uhr zu ſtehlen.
Am 8 December fühlte ſich der junge Menſch, ein
Barbiergeſelle, um drei Uhr plötzlich unwohl, nahm
ſeinen Hut und entfernte ſich raſchen Schrittes. Mit
unbewußter Miene paſſierte er die verſchiedenen
Straßen bis zur Rue d’Erlon, wo er in das zweite
Stockwerk hinaufſtieg, in das Schlafzimmer eindrang
und die Uhr nahm. In gleichem Schritt kehrte er
dann zu ſeinem Lehrherrn zurück, wo ihn Pickmann
erwartete, und übergab ihm die Uhr. Eine Volks-
menge von mehreren tauſend Perſonen hatte an
dem zu paſſierenden Wege Poſten gefaßt und die
Sache machte großes Aufſehen unter der Bevölkerunng
von Nantes.

(Eiffel-Thurm.)

Einen ſeltſamen Ausgang
hatte die Arbeitseinſtellung am Eiffel-Thurme in
Paris. Nachdem Eiffel die geforderte unmäßige
Lohnerhöhung aufs entſchiedenſte verweigert und
Anſtalten zur Anwerbung neuer Arbeiter getroffen
hatte, kamen die alten raſch zur Beſinnung und
erklärten ſich bereit, die Arbeit wieder aufzuneh-
men, unter der alleinigen Bedingung, daß die
beiden Arbeiter, die zum Ausſtande verlockt hat-
ten, entlaſſen würden. Sie ſähen ein, ſo ſagten
ſie, daß dieſe zwei ſie mißbraucht hätten, und
wollten nun nicht mehr mit ihnen zuſammen
arbeiten. Wie leicht begreiflich kam Eiffel dieſem
Wunſche mit Vergnügen nach, und jetzt ſind die
Arbeiten wieder in vollem Gange.

(Selbſtmord.)

Der mit Hinterlaſſung eines
Deficites von circa acht Millionen Francs aus
Paris flüchtig gewordene Wechſelagent Bex hat
ſich in der Schweiz erſchoſſen.

(Von einer ſeltſamen Berufswahl)

wird
ruſſiſchen Blättern aus Saratoff berichtet. Dort
wurde dieſer Tage in das Gefängniß ein junger
Menſch von ungefähr 16 Jahren abgeliefert, der
von der Polizei als paßloſes Individum aufge-
griffen wurde. Als nun der Delinquent mit
Arreſtantenkleidern verſehen werden ſollte, ſtellte
es ſich plötzlich heraus, daß man ein Mädchen
mit abgeſchorenem Haar vor ſich hatte. Das
Mädchen erklärte nun, daß es keine beſtimmte
Beſchäftigung habe und ſich damit erhalten hätte,
daß es in den Reſtaurationen Billard ſpielte.
Familiennamen und Stand wollte das Mädchen
auf keinen Fall nennen.

(Die neueſte Pariſer Mode)

ſoll wie die
„K. Z.“ ſich mittheilen läßt, darin beſtehen, daß
die Damen als Schmuck keine Uhren tragen, die
ſie auf ihren Brieftaſchen, Tanzkarten, den Arm-
bändern, den Buſennadeln und im Haare an-
bringen. Eine als ſehr „chic“ bekannte Dame
der Geſellſchaft trug jüngſt ſolche Uhren auf ihren
Ballſchuhen. Die jungen Herren ſollen es ſich
an jenem Abend zur ganz beſonderen Ehre an-
gerechnet haben, wenn die Dame ihnen geſtattete,
ſich zu überzeugen, wie viel Uhr es ſei.


[Spaltenumbruch]
(Solinger Klingen.)

Aus London, 22. d.
Mts., wird geſchrieben: „Nachdem in der jüngſten
Zeit wiederholt im Unterhauſe noch von der
Bevorzugung von Solinger Schwertern die Rede
war, wird heute ein parlamentariſches Schrift-
ſtück veröffentlicht, welches darüber Auskunft gibt.
Es ſindet ſich darin ein Brief der Wilkinſon
Sword Company an den Director für militä-
riſche Lieferungen, laut deſſen die Kunſt der
Schwertfegerei und der Schwertbajonnet-Erzeu-
gung in England faſt ausgeſtorben ſei, ſo daß
mit Ausnahme der wenigen, welche von der
Firma Mole und obiger Firma ſelbſt hergeſtellt
würden, der ganze Bedarf ſchon ſeit langer Zeit
in Solingen gedeckt würde. Solingen beſitze that-
ſächlich das Schwertmonopol. In Suakin wird
natürlich die Schwertfrage gleichfalls beſprochen,
nachdem im letzten Gefechte mehrere Hußaren-
klingen knapp über dem Griffe abbrachen und
viele ſich gebogen hatten.“




Protokoll
über die 51. Sitzung des Stadtverordneten-
Collegiums der königl. Hauptſtadt Olmütz vom
4. December 1888 unter dem Vorſitze des Herrn
Bürgermeiſters

Joſef von Engel,

in Gegenwart der Herren Stadtverordneten:
Auſt, Dr. Bayer, Borrée, Brandhuber, Brud-
niok, Buchberger, Domes, Hamburger, Hollaus,
Hübl, Konečny, Lang, Läufer, Mader, Michel,
Dr. Mick, Mžik, V.-B. Nather, Nietſche, Opila,
Patloch, Primaveſi, Sachs, Dr. Schrötter, Dir.
Thannabaur, Trenkler und Wlaka.

Entſchuldigt waren die Herren: Engliſch,
und Lachnik.

Geſammtzahl: 28.

Das Protokoll über die Sitzung vom 26.
November 1888 wurde vorgeleſen und beſtätigt.

Zu Beginn der Sitzung macht Herr Bür-
germeiſter Joſef von Engel die Mittheilung, daß
die hohe Beſtätigung ſeiner Wiederwahl bereits
herabgelangt ſei und daß er demnach die Leitung
der Geſchäfte wieder übernehme, mit dem feſten
Vorſatze, dem ihm neuerlich übertragenen Ehren-
amte nach beſten Kräften zu entſprechen. Das
löbl. Stadtverordneten-Colleginm begrüßt dieſe
Mittheilung mit dem lebhafteſten Beifalle.

Bevor hierauf zur Erledigung der Tages-
ordnung überg[e]gangen wird, ſtellt Herr St.-V.
Sachs die Anfrage, ob dem Herrn Bürgermeiſter
bekannt ſei, daß die neue Fahrtaxe für Fiaker
und Stellwagen, welche anläßlich der Eröffnung
der neuen Bahnhofſtraße ins Leben treten ſollte,
trotz der bereits erfolgten Eröffnung der eben
erwähnten Straße, nicht gehandhabt wird und
was diesbezüglich veranlaßt werden wird? Der
Herr Bürgermeiſter beantwortet dieſe Anfrage
dahin, daß ſämmtliche geſetzlichen Mittel zur
Geltendmachung der neuen Fahrtaxe eingeleitet
wurden, daß dieſe Taxe jedoch noch nicht in
Rechtskraft erwachſen ſei.

Referent Herr GR. Dir. Thannabaur.

Nr. 226 p. — Erlaß des hohen k. k. mähr.
Statthalterei-Präſidiums mit dem allerhöchſten
Danke Sr. Majeſtät des Kaiſers für die Kund-
gebung anläßlich des Ablebens Sr. kgl. Hoheit
des Herzogs Maximilian in Baiern. (Wird
unter Erheben von den Sitzen zur Kenntniß ge-
nommen.)

Nr. 2168 W. — Erlaß des hohen k. k.
mähr. Statthalterei-Präſidiums mit der Aller-
höchſten Beſtätigung der hieſigen Bürgermeiſter-
wahl. (Wird zur Kenntniß genommen.)

Nr. 13.919 p. — Note der Direction des
hieſigen Armen-Inſtitutes über einen erledigten
Dr. Schrötter’ſchen Platz der Siechenhausſtiftung.
(An die löbl. 2. Section.)

Nr. 13987 p. — Wahl der Vertrauens-
männer für die Zuerkennung der Ignatz Siegel-
ſchen Ausſtattungsſtiftung. (Werden über Antrag
des Herrn GR. Brandhuber nachſtehende Herren,
uzw.: Herr Bürgermeiſter v. Engel, Herr V-B.
Nather, Herr GR. Lang, Herr GR. Nietſche
und Herr St.-V. Domes zu Vertrauensmännern
per acclamationem gewählt.)

Referent Herr GR. Brandhubrr.

Nr. 2172 W. — Geſuch des Stadtgärtners
Herrn C. Pohl um erhöhte Bemeſſung des Holzes
für die Gewächshäuſer. (1. Section.)


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[[7]/0007] deutſchen Reiches und ſeines heldenhaften edlen Soh- nes, in dem ſich alle Hoffnungen im ſchönſten Ideale und Beſtrebungen verkörpert fanden. Von Mitgliedern fürſtlicher Familien, die im abgelaufenen Jahre das Zeitliche geſegnet, nennen wir noch folgende: Prinz Ludwig von Baden, der im blühendſten Alter dahin geraffte Enkel des verewigten Kaiſers Wilhelm. — Landgraf Friedrich Wilhelm von Heſſen, der im beſten Mannesalter am 24. October auf der Fahrt von Batavia nach Singapore auf nicht völlig aufge- klärte Weiſe ſeinen Tod fand; man vermuthet, daß er ſich in einem Anfalle von Geiſtesſtörung über Bord geſtürzt; die Nachforſchungen nach der Leiche blieben erfolglos. — Prinz Alexander von Heſſen, der Vater des ehemaligen Fürſten Alexander von Bulgarien. Im franzöſiſch-italieniſch-öſterreichiſchen Kriege von 1859 hatte an der Spitze eines öſter- reichiſchen Truppenkörpers mit großer Auszeichnung gekämpft, wogegen ſeine Heeresleitung im Jahre 1866 als Commandirender des achten ſüddeutſchen Armee- corps eine unglückliche war. Künſte und Wiſſenſchaften fanden in ihm allzeit einen eifrigen Förderer. Sein außerordentlicher Wohlthätigkeitsſinn ſichert ihm außer- dem in weiteren Kreiſen ein bleibendes Andenken. — Maximilian Joſef, Herzog in Baiern, der Vater der Kaiſerin von Oeſterreich, eines der volksthüm- lichſten Mitglieder des baieriſchen Königshauſes, ſchied in dem hohen Alter von 80 Jahren aus dem Leben. — Prinz Eugen von Savoyen-Carignan, ein Fürſt aus der dieſen Namen ſührenden Seiten- linie des italieniſchen Königshauſes, der ſich um die Einigung und gedeihlichen Entwicklung Italiens als diplomatiſcher Unterhändler wie als Seemann nicht geringe Verdienſte erworben hat. Der verſtorbene König Victor Emanuel und Cavour ſchätzten ihn ſehr, König Humbert nicht minder. — In Oeſter- reich ſtarb Fürſt Johann Adolf Schwarzenberg, in Frankreich General Leboeuf und fern von Frank- reich der franzöſiſche Marſchall Bazaine, der Beſiegte von Metz. — An weiteren Todesfällen hervorragen- der Männer ſind im abgelaufenen Jahre zu ver- zeichnen: Der Tod des Hiſtorikers Georg Weber des Profeſſors Bamberger, des Malers Guſtav Gaul, der Schriftſteller Eugen Labiche, Michael Klapp, Guſtav Kühne, Theodor Storm, Hein- rich Reſchauer, Eduard Gaudinet, des Buch- händlers Coſſa und der Schauſpieler Bukowics und Meixner. (Panik in einem Theater.) Aus Berlin, 27. d. M. wird gemeldet: Im Berliner Theater gelangte heute zum erſten Male: „Julius Cäſar“ zur Aufführung. Nachdem während der ganzen Vorſtellung bereits durch Ohnmachten einzelner Perſonen Unruhe geherrſcht hat, entſtand im An- fang des letzten Actes während der Zankſcene zwiſchen Brutus und Caſſius aus unaufgeklärter Urſache eine Panik. Eine Anzahl von Perſonen im Parket verließ raſch das Haus und Rufe: „Es riecht brandig!“ wurden laut. Draußen an- gelangt, rief das Publicum:, „Feuer!“ während im Saal trotz der Unruhe kein Feuerruf ertönte. Director Barnay ſtürzte im Coſtüme mit Panzer und Helm auf die Bühne und beſchwor das Pu- blicum, ſich zu beruhigen. Letzteres kehrte auch hierauf theilweiſe zurück; die Scene wurde wieder begonnen und wie das ganze Stück ohne weiteres Hinderniß beendet. Doch trat beim Schreckensruf des Caſſius, als Cäſars Geiſt erſchien, wieder Unruhe ein. Die ganze Panik entſtand, wie man glaubt, durch den Geruch des hinter der Scene für die Lagerlichter entzündeten denaturirten Spiritus. (Weihnachten in Paris.) „Paris ver- brachte ſein Weihnachtsfeſt nicht in heiterer Laune,“ heißt es in einer Correſpondenz vom 25. d. M. „Zunächſt regnete es geſtern Abends ohne Unter- brechung, ſo daß der lebhafte Straßenverkehr, der den Weihnachtsabend ſonſt auszeichnet, ſehr beeinträchtigt wurde; ſodann hat der Panama- Krach, der mit beſonderer Härte die kleinen Leute betroffen hat, die Freudigkeit der Feſtfeier ſehr getrübt, während die Lage der inneren Politik keineswegs verheißend iſt. Eine Hauptrolle beim Chriſtfeſte ſpielt jetzt der Chriſtbaum, der von Napoleon III. in Frankreich eingeführt worden iſt. Die Mitternachtsmeſſen werden unter der Republik noch ſtärker beſucht, als in früheren Zeiten; diesmal mußten die Pforten der meiſten Kirchen ſchon um 11 Uhr geſchloſſen werden. Aber nicht nur die Republik mit dem durch ſie nur um ſo ſchärfer hervorgerufenen Gegenſatze, ſon- dern auch die prächtige Ausſtattung der Gottes- häuſer und die gute Muſik locken die Zuſchauer und Zuhörer an. Der heutige erſte Weihnachts- tag war nicht ſo unfreundlich wie der Vorabend; der Himmel war zwar trüb, aber es regnete nicht. Die großen Boulevards waren ungemein belebt; dennoch machten die Neujahrsbuden keine guten Geſchäfte. Das Weinachtsfeſt, welches der Unter- ſtützungsverein für die Elſaß-Lothringer veranſtal- tete, war ſehr beſucht; die beiden Tannenbäume waren von den Familien Köchlin-Schwartz und Kiſtner geſendet worden. Jules Ferry nahm die Vertheilung der Gaben vor, die auf einen Werth von 50.000 Francs geſchätzt wurden.“ (Ein zum Tode verurtheilter Raub- mörder) Namens Horzan, der vor wenigen Tagen dem erſten Staatsanwalt Mazier in Na- tibor nach dem Leben trachtete, verweigert, wie oberſchleſiſche Blätter berichten, ſeit vier Tagen die Annahme der Nahrung. In Folge deſſen findet jetzt eine zwangsweiſe Ernährung des Ver- urtheilten ſtatt. Kreis-Phyſicus Dr. Heer begibt ſich zweimal des Tages nach der Zelle des Mör- ders, wo demſelben unter Beihilfe eines Aufſehers mittelſt einer Schraube das mit aller Kraft ge- ſchloſſen gehaltene Gebiß geöffnet wird, um dann Holzkeilchen zwiſchen dasſelbe zu zwängen. So- dann wird eine Röhre in den Magen eingeführt und durch dieſe unter Zuhilfenahme einer Spritze ein mit 25 Gramm Mehl abgekochter Liter Milch eingeflößt. (Ein hypnotiſirter Dieb.) Einer der ſelt- ſamſten Fälle hat ſich am 7. d. zu Nantes in Frankreich zugetragen. Ein gewiſſer Herr Pickmann gab im Renaiſſance-Theater eine hypnotiſche Vor- ſtellung und ſchläferte im Verlauf derſelben einen jungen Menſchen ein, welchem er den Auftrag gab, am nächſten Tage um drei Uhr bei einem in der Rue d’Erlon wohnenden Bürger eine Uhr zu ſtehlen. Am 8 December fühlte ſich der junge Menſch, ein Barbiergeſelle, um drei Uhr plötzlich unwohl, nahm ſeinen Hut und entfernte ſich raſchen Schrittes. Mit unbewußter Miene paſſierte er die verſchiedenen Straßen bis zur Rue d’Erlon, wo er in das zweite Stockwerk hinaufſtieg, in das Schlafzimmer eindrang und die Uhr nahm. In gleichem Schritt kehrte er dann zu ſeinem Lehrherrn zurück, wo ihn Pickmann erwartete, und übergab ihm die Uhr. Eine Volks- menge von mehreren tauſend Perſonen hatte an dem zu paſſierenden Wege Poſten gefaßt und die Sache machte großes Aufſehen unter der Bevölkerunng von Nantes. (Eiffel-Thurm.) Einen ſeltſamen Ausgang hatte die Arbeitseinſtellung am Eiffel-Thurme in Paris. Nachdem Eiffel die geforderte unmäßige Lohnerhöhung aufs entſchiedenſte verweigert und Anſtalten zur Anwerbung neuer Arbeiter getroffen hatte, kamen die alten raſch zur Beſinnung und erklärten ſich bereit, die Arbeit wieder aufzuneh- men, unter der alleinigen Bedingung, daß die beiden Arbeiter, die zum Ausſtande verlockt hat- ten, entlaſſen würden. Sie ſähen ein, ſo ſagten ſie, daß dieſe zwei ſie mißbraucht hätten, und wollten nun nicht mehr mit ihnen zuſammen arbeiten. Wie leicht begreiflich kam Eiffel dieſem Wunſche mit Vergnügen nach, und jetzt ſind die Arbeiten wieder in vollem Gange. (Selbſtmord.) Der mit Hinterlaſſung eines Deficites von circa acht Millionen Francs aus Paris flüchtig gewordene Wechſelagent Bex hat ſich in der Schweiz erſchoſſen. (Von einer ſeltſamen Berufswahl) wird ruſſiſchen Blättern aus Saratoff berichtet. Dort wurde dieſer Tage in das Gefängniß ein junger Menſch von ungefähr 16 Jahren abgeliefert, der von der Polizei als paßloſes Individum aufge- griffen wurde. Als nun der Delinquent mit Arreſtantenkleidern verſehen werden ſollte, ſtellte es ſich plötzlich heraus, daß man ein Mädchen mit abgeſchorenem Haar vor ſich hatte. Das Mädchen erklärte nun, daß es keine beſtimmte Beſchäftigung habe und ſich damit erhalten hätte, daß es in den Reſtaurationen Billard ſpielte. Familiennamen und Stand wollte das Mädchen auf keinen Fall nennen. (Die neueſte Pariſer Mode) ſoll wie die „K. Z.“ ſich mittheilen läßt, darin beſtehen, daß die Damen als Schmuck keine Uhren tragen, die ſie auf ihren Brieftaſchen, Tanzkarten, den Arm- bändern, den Buſennadeln und im Haare an- bringen. Eine als ſehr „chic“ bekannte Dame der Geſellſchaft trug jüngſt ſolche Uhren auf ihren Ballſchuhen. Die jungen Herren ſollen es ſich an jenem Abend zur ganz beſonderen Ehre an- gerechnet haben, wenn die Dame ihnen geſtattete, ſich zu überzeugen, wie viel Uhr es ſei. (Solinger Klingen.) Aus London, 22. d. Mts., wird geſchrieben: „Nachdem in der jüngſten Zeit wiederholt im Unterhauſe noch von der Bevorzugung von Solinger Schwertern die Rede war, wird heute ein parlamentariſches Schrift- ſtück veröffentlicht, welches darüber Auskunft gibt. Es ſindet ſich darin ein Brief der Wilkinſon Sword Company an den Director für militä- riſche Lieferungen, laut deſſen die Kunſt der Schwertfegerei und der Schwertbajonnet-Erzeu- gung in England faſt ausgeſtorben ſei, ſo daß mit Ausnahme der wenigen, welche von der Firma Mole und obiger Firma ſelbſt hergeſtellt würden, der ganze Bedarf ſchon ſeit langer Zeit in Solingen gedeckt würde. Solingen beſitze that- ſächlich das Schwertmonopol. In Suakin wird natürlich die Schwertfrage gleichfalls beſprochen, nachdem im letzten Gefechte mehrere Hußaren- klingen knapp über dem Griffe abbrachen und viele ſich gebogen hatten.“ Protokoll über die 51. Sitzung des Stadtverordneten- Collegiums der königl. Hauptſtadt Olmütz vom 4. December 1888 unter dem Vorſitze des Herrn Bürgermeiſters Joſef von Engel, in Gegenwart der Herren Stadtverordneten: Auſt, Dr. Bayer, Borrée, Brandhuber, Brud- niok, Buchberger, Domes, Hamburger, Hollaus, Hübl, Konečny, Lang, Läufer, Mader, Michel, Dr. Mick, Mžik, V.-B. Nather, Nietſche, Opila, Patloch, Primaveſi, Sachs, Dr. Schrötter, Dir. Thannabaur, Trenkler und Wlaka. Entſchuldigt waren die Herren: Engliſch, und Lachnik. Geſammtzahl: 28. Das Protokoll über die Sitzung vom 26. November 1888 wurde vorgeleſen und beſtätigt. Zu Beginn der Sitzung macht Herr Bür- germeiſter Joſef von Engel die Mittheilung, daß die hohe Beſtätigung ſeiner Wiederwahl bereits herabgelangt ſei und daß er demnach die Leitung der Geſchäfte wieder übernehme, mit dem feſten Vorſatze, dem ihm neuerlich übertragenen Ehren- amte nach beſten Kräften zu entſprechen. Das löbl. Stadtverordneten-Colleginm begrüßt dieſe Mittheilung mit dem lebhafteſten Beifalle. Bevor hierauf zur Erledigung der Tages- ordnung übergegangen wird, ſtellt Herr St.-V. Sachs die Anfrage, ob dem Herrn Bürgermeiſter bekannt ſei, daß die neue Fahrtaxe für Fiaker und Stellwagen, welche anläßlich der Eröffnung der neuen Bahnhofſtraße ins Leben treten ſollte, trotz der bereits erfolgten Eröffnung der eben erwähnten Straße, nicht gehandhabt wird und was diesbezüglich veranlaßt werden wird? Der Herr Bürgermeiſter beantwortet dieſe Anfrage dahin, daß ſämmtliche geſetzlichen Mittel zur Geltendmachung der neuen Fahrtaxe eingeleitet wurden, daß dieſe Taxe jedoch noch nicht in Rechtskraft erwachſen ſei. Referent Herr GR. Dir. Thannabaur. Nr. 226 p. — Erlaß des hohen k. k. mähr. Statthalterei-Präſidiums mit dem allerhöchſten Danke Sr. Majeſtät des Kaiſers für die Kund- gebung anläßlich des Ablebens Sr. kgl. Hoheit des Herzogs Maximilian in Baiern. (Wird unter Erheben von den Sitzen zur Kenntniß ge- nommen.) Nr. 2168 W. — Erlaß des hohen k. k. mähr. Statthalterei-Präſidiums mit der Aller- höchſten Beſtätigung der hieſigen Bürgermeiſter- wahl. (Wird zur Kenntniß genommen.) Nr. 13.919 p. — Note der Direction des hieſigen Armen-Inſtitutes über einen erledigten Dr. Schrötter’ſchen Platz der Siechenhausſtiftung. (An die löbl. 2. Section.) Nr. 13987 p. — Wahl der Vertrauens- männer für die Zuerkennung der Ignatz Siegel- ſchen Ausſtattungsſtiftung. (Werden über Antrag des Herrn GR. Brandhuber nachſtehende Herren, uzw.: Herr Bürgermeiſter v. Engel, Herr V-B. Nather, Herr GR. Lang, Herr GR. Nietſche und Herr St.-V. Domes zu Vertrauensmännern per acclamationem gewählt.) Referent Herr GR. Brandhubrr. Nr. 2172 W. — Geſuch des Stadtgärtners Herrn C. Pohl um erhöhte Bemeſſung des Holzes für die Gewächshäuſer. (1. Section.)

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 299, Olmütz, 31.12.1888, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches299_1888/7>, abgerufen am 24.11.2024.