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Mährisches Tagblatt. Nr. 271, Olmütz, 28.11.1898.

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[Spaltenumbruch]

greifen haben, unverändert ohne Debatte in
zweiter und dritter Lesung zum Beschluße er-
hoben. Hierauf wurde der Gesetzentwurf betref-
fend die grundbücherliche Theilung von Catastral-
Parcellen und die Zulässigkeit der gerichtlichen
Aufnahme von Urkunden über die Erwerbung ge-
ringwerthiger Liegenschaften in Verhandlung ge-
zogen. An der Debatte betheiligte sich der Justiz-
minister Dr. Edler v. Ruber, welcher erklärte,
der vorliegende Gesetzentwurf bezwecke hauptsäch-
lich Erleichterungen bei der oft schwierigen grund-
bücherlichen Durchführung von bereits factisch
durchgeführten Theilungen von Parcellen. Zum
Schlusse der Sitzung wurde auf Antrag des
Präsidenten die Wahl einer 25gliedrigen Com-
mission zur Berathung der Ausgleichsvorlagen
vorgenommen.

(Der neue Landespräsident von Schlesien.)

Die "N. Fr. Pr." berichtet: Der Landes. Präsi-
dent von Schlesien, Graf Clary-Aldringen,
ist bekannntlich ausersehen, den von seinem Posten
scheidenden Statthalter von Steiermark, Marquis
von Baquehem, zu ersetzen. In höheren Be-
amtenkreisen wird als künftiger Landespräsident
von Schlesien der Vicepräsident der Prager Statt-
halterei Georg Dörfl vielfach genannt. Vice-
präsident Dörfl ist der tschechischen und polnischen
Sprache mächtig und dieser Umstand dürfte die
Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt haben.

(Zur Errichtung einer tschechischen Tech-
nik in Mähren.)

Ueber die Vorbereitungen
zur Errichtung einer tschechischen Technik in Brünn
berichtet man der "Politik" aus Wien, man be-
absichtige die in das nächstjährige Budget einge-
stellten 100.000 fl. vor Allem zur Erwerbung
der geeigneten Grundstücke und zur Fertigstellung
der nöthigen Pläne zu verwenden, um sodann
mit dem Bau beginnen zu können. Die Etabli-
rung der Technik, respective deren wichtigster
Abtheilungen dürfte kaum vor zwei Jahren zu
gewärtigen sein. Die Unterrichtsverwaltung soll
von dem Standpunkte ausgehen, daß es unzweck-
mäßig und für die Ausgestaltung der neuen
Schule nichts weniger als vortheilhaft wäre,
wenn ein Provisorium geschaffen und die tschechi-
sche Technik in Privathäusern untergebracht würde.
Das Unterrichtsministerium beabsichtigt, die Er-
öffnung der Technik gleich mit einem Definitivum
zu verbinden, damit die Hochschule sich würdig
präsentiren könne. Das seien die Pläne der
Unterrichtsverwaltung, deren Ausführung offenbar
von dem Gutachten der maßgebenden tschechischen
Kreise abhängen wird. In das Budget für 1900
sollen 300.000 fl. eingestellt werden, welche
Summe es ermöglichen würde, daß wenigstens
die Ingenieur- und Bauabtheilung an der neuen
Technik eröffnet werden könnte.

(Die Wiederaufnahme der Obstruction
-- in Sicht.)

Seit einigen Tagen wird wieder
ganz ernsthaft von der Wiederaufnahme der Ob-
[Spaltenumbruch] struction im Abgeordnetenhause gesprochen und
merkwürdigerweise taucht diese Nachricht gleichzeitig
in officiösen und deutschnationalen Blättern auf.
So meldet u. A. die "Reichswehr", die Deutsche
Volkspartei sei vorläufig entschlossen, in der
zweitnächsten Woche wieder mit der Obstruct[i]on
einzusetzen. Der Correspondent der "Grazer
Tagespost" erfährt dem entgegen aus verläßlicher
Quelle, daß alle Mittheilungen, die in der letzten
Zeit über den Verband der Deutschen Volkspartei
in die Oeffentlichkeit gedrungen sind, theils ganz
unrichtig, theils entstellt sind. So war von den
Beschlüssen der Grazer Vertrauensmänner-Ver-
sammlung gar nie die Rede, weshalb auch alle
in den letzten Tagen gefaßten Beschlüsse, deren
Geheimhaltung aus selbstverständlichen Gründen
geboten ist, mit dem Vertrauensmännertage nicht
in Zusammenhang gebracht werden können. Was
die Frage des Wiedereinsetzens der Obstruction
betrifft, so ist von vornehe[r]ein festzuhalten, daß
der Urgrund zur Obstruction, die Sprachenver-
ordnungen, nach wie vor besteht, und daß nur
ganz besondere Umstände eine andere Methode
des Kampfes veranlaßten. Es sei demnach voll-
kommen unrichtig, wenn behauptet wird, die Be-
willigung der tschechischen Postulate werde jetzt
den Ausgangspunkt zur Obstruction bilden.
Was im besonderen den mitgetheilten Zeit-
punkt des Wiederbeginnes der Obstruction be-
trifft, so kann mitgetheilt werden, daß der oben
erwähnte, von der "Reichswehr" mitgetheilte Ter-
min den Thatsachen nicht entspricht. -- Die
Wiener Allgemeine Zeitung" meldet, die Deutsche
Volkspartei werde nur mehr gegen die parla-
mentarische Fertigstellung von zwei Gesetzen keinen
Widerstand leisten, nämlich gegen das Staats-
dienergesetz und gegen den Handelsvertrag mit
Japan. Sobald die Berathungen im Ausgleichs-
ausschusse über das Zoll- und Handelsbündniß
zu Ende sein werden und diese Gesetzentwürfe
ins Plenum gebracht werden sollen, werde die
Deutsche Volkspartei die Obstruction wieder auf-
nehmen. Die Deutsche Volkspartei wolle dem
Grafen Thun einen Termin stellen, bis zu
welchem er die auf die tschechischen Postulate
bezügliche Interpellation des Abgeordneten Dr.
v. Hochenburger zu beantworten hätte. Erfolge
die Antwort nicht in dieser Zeit oder falle sie
unbefriedigend aus, so werde die Obstruction
wieder aufgenommen. Die Wiederaufnahme der
neuen Taktik dürfte zwischen dem 5. und 10.
December zu erwarten sein. Die anderen deutschen
Parteien haben zu dieser Frage noch nicht
Stellung genommen; die Deutsche Volkspartei
w[i]rd bezüglich eines einheitlichen Vorgehens erst
an sie herantreten.

(Gegen die katholische Volkspartei.)

Der deutsche Clerus von Reichenberg veröffentlicht
eine Erklärung, in welcher das Zusammengehen
der katholischen Volkspartei mit den Jungtschechen
[Spaltenumbruch] entschieden mißbilligt und die Fruchtlosigkeit der
von dem ganzen deutsch-böhmischen Priesterstande
gegen diese verfehlte politische Haltung wiederholt
erhobenen Vorstellungen beklagt wird. Die Er-
klärung spricht dem Abg. Opitz für sein mann-
haftes Auftreten den Dank aus und betont, daß
der deutsche Clerus unentwe[g]t treu an der
Seite seines bedrängten Volkes ausharren und
für dessen Rechte jederzeit eintreten werde.




Correspondenzen.

[Orig.-Corr.]

(Nikolo-Markt.) Für den am 8. December
l. J. stattfindenden Nikolo-Markt, welchen die
beiden Ortsgruppen des deutschen Schulvereins
unter gefälliger Mitwirkung der übrigen deut-
schen Vereine Hohenstadts veranstalten, entfaltet
der betreffende Festausschuß eine rührige Thätig-
keit und bietet alles auf, um diese Veranstaltung
so schön als möglich zu gestalten. Auf dem Markt-
platze werden unter anderen geboten werden:
Verschiedene Vereinsaufführungen, Gesänge und
Musikstücke, Uraniatheater, Gruppenbilder, Post-
und Welttelephon, Würfel- und Schießbuden,
Personenwage neuester Construction und Auto-
maten verschiedener Art etc. Für das leibliche
Wohl sorgen vortreffliche Cafeschänken, Backwerk-
verkaufsstellen, Buden mit allerlei Erfrischungen,
Fischspecialitäten, eine Weinstube mit vorzüglichen
in- und ausländischen Weinen, eine bairische
Bierhalle mit dem rühmlichst bekannten Münchner
"Spatenbräu" und echt Regensburger Rettichen.
Weiters gelangen Krampusse einfachster Art bis
zum luxuriös ausgestatteten Riesenkrampus zum
Verkaufe. Damen in reizenden Costümen besorgen
den Verkauf der einzelnen Sachen. Alles Gebo-
tene wird zu den gewöhnlichen bürgerlichen Prei-
sen verabfolgt. Auf eine recht zahlreiche Betheili-
gung seitens der umliegenden Gruppen und aller
Deutschfühlenden wird sicher gerechnet, umsomehr
da der Reinertrag dem deutschen Schulvereine
zufällt.




Locales und Provinzielles.


(Adelstand-Verleihung.)

Der Kaiser hat
dem mit dem Titel und Character eines Hof-
rathes bekleideten Rathe des mährisch-schlesischen
Oberlandesgerichtes Ignaz Czech anläßlich der
von ihm erbetenen Versetzung in den bleibenden
Ruhestand den Adelstand taxfrei verliehen.

(Inspicirung.)

Seine Excellenz der Corps-
commandant FML. Freiherr v. Albori trifft
morgen zur Inspicirung der Garnison hier ein
und wird sich am Mittwoch wieder nach Krakau
zurückbegeben.

(Vom k. k. priv. bewaffneten Olmützer
Bürgercorps.)

Anläßlich des fünfzigjäh-




[Spaltenumbruch]

technik, eines Problems, das auch jenes erster-
wähnte in sich schließt. Nikolaus Tesla -- so
berichtet in seiner Nummer vom 13. d. M. der
"New-York Herald" -- hat eine Vorrichtung
erfunden, welche nichts Geringeres er öglicht, als
die Uebertragung einer beliebig
großen electrischen Kraftmenge
auf
eine beliebige Distanz ohne Zuhilfenahme
einer Drahtleitung.
Der Name unseres
Landsmannes Tesla steht heute so voran in
der Reihe der bedeutendsten Electrotechniker der
Welt, daß man nicht ohneweiters sagen darf,
Tesla habe Unmögliches behauptet, als er einem
Interviewer erklärte, er mache sich anheischig, die
gesammte für die Pariser Weltaus-
stellung
1900 erforderliche electrische
Kraft vom -- Niagarafall aus zu
liefern,
quer über den Ocean und ohne
Drahtleitung
oder sonst irgend welche
metallische Conductoren, die zwischen Paris und
dem Niagara aufgestellt werden müßten. Tesla
hat bereits, nach der Angabe des amerikanischen
Blattes, seine Erfindung bis ins kleinste Detail
fertiggestellt und selbstverständlich auch weitum-
fassende Patente genommen. Es handelt sich, wie
jeder Laie sofort einsehen wird, um eine Neue-
rung, welche der gesammten Electrotechnik, vor
Allem aber dem electrischen Verkehrswesen eine
total veränderte Gestalt geben müßte. Ist
die Nachricht von Tesla's Erfindung richtig,
dann brauchte zum Beispiel ein electrischer
Tramwaywaggon zu seiner Fortbewegung weder
[Spaltenumbruch] eine oberirdische, noch eine unterirdische Leitung,
noch Accumulatoren, sondern es würden einfach
von einer Centralstation aus sämmtliche Waggons
automatisch in Gang gesetzt, angehalten, gelenkt etc.
und eine Bemannung des Waggons wäre nur
nothwendig, um den Gang des Waggons zu
controliren und nach den Erfordernissen des
übrigen Verkehres, der sich ja der Beobachtung in
der Centrale entzieht, zu regeln.

Wie sich unsere Leser wohl noch erinnern
werden, gehört zu der Maschinerie für die draht-
lose Telegraphie eine Vorrichtung, "Oscillator"
genannt, die in einem ihr correspondirenden zwei-
ten Apparat elektrische Ströme von der gleichen
Art hervorruft, wie sie selbst aussendet. Auch
Tesla arbeitet mit einem gleichbenannten Apparat,
mit dem Unterschiede, daß er in seinem Oscil-
lator jede beliebige Electricitätsmenge -- wie er
sagt, Milliarden von Volts -- einmagaziniren
und ohne jede Gefahr beliebig weit an einen be-
stimmten
Punkt senden kann. Dieses nun ist
das Entscheidende. Denn vorläufig ist es eine
Hauptschwierigkeit für die Telegraphie ohne Draht,
den Oscillator und den Empfänger so zu con-
struiren, daß nur je ein zusammengehöriges Paar
in gegenseitige Verbindung tritt. Das heißt, es
besteht heute noch der Uebelstand, daß, wenn auf
einer Strecke mehrere verschiedene Empfänger auf-
gestellt sind, nicht bloß jener eine, den es eigent-
lich angeht, sondern alle Empfänger auf die elek-
trischen Wellen reagiren, die ein in ihrem Be-
reiche arbeitender Oscillator aussendet. Das macht
[Spaltenumbruch] natürlich -- vorläufig wenigstens -- jede ausge-
dehntere Anwendung des Systems unmöglich.
Tesla erklärt nun, daß jeder seiner Oscillatoren
zu seinem Empfänger sich so verhält, wie zwei
völlig gleichgestimmte Saiten. Schlägt man eine
dieser Saiten an, so wird nur ihre "Schwester-
saite" resonniren und befände sie sich mitten unter
tausend anders gestimmten; diese anderen bleiben
stumm, nur sie allein wird klingen.

Tesla hat seinem Interviewer verschiedene
Anwendungen seiner Erfindung erklärt. Die elek-
trische Tramway und die Transmission elektrischer
Betriebskraft ohne Leitung haben wir schon er-
wähnt. Eine weitere Anwendung ist die Lenkung
von Luftballons und Schiffen und die Ver-
werthung des Verfahrens im Kriege. Tesla hat
unter Anderem ein Torpedoboot entworfen, das
-- eventuell unterseeisch -- ohne jedwede Be-
mannung vom Lande aus gegen eine feindliche
Flotte dirigirt werden kann, ebenso Dynamit-
projectile von ungeheuren Dimensionen, die, im
Landkriege von einem hunderte von Meilen ent-
fernten Punkte gegen den Feind, gegen seine
Truppen und Festungen gesendet, Tod und Ver-
derben verbreiten müßten.

Trotz des ausführlichen, bereits vorliegenden
Berichtes des "New-York Herald" wird man wohl
gut daran thun, weitere Mittheilungen von auto-
ritativer Seite abzuwarten.




[Spaltenumbruch]

greifen haben, unverändert ohne Debatte in
zweiter und dritter Leſung zum Beſchluße er-
hoben. Hierauf wurde der Geſetzentwurf betref-
fend die grundbücherliche Theilung von Cataſtral-
Parcellen und die Zuläſſigkeit der gerichtlichen
Aufnahme von Urkunden über die Erwerbung ge-
ringwerthiger Liegenſchaften in Verhandlung ge-
zogen. An der Debatte betheiligte ſich der Juſtiz-
miniſter Dr. Edler v. Ruber, welcher erklärte,
der vorliegende Geſetzentwurf bezwecke hauptſäch-
lich Erleichterungen bei der oft ſchwierigen grund-
bücherlichen Durchführung von bereits factiſch
durchgeführten Theilungen von Parcellen. Zum
Schluſſe der Sitzung wurde auf Antrag des
Präſidenten die Wahl einer 25gliedrigen Com-
miſſion zur Berathung der Ausgleichsvorlagen
vorgenommen.

(Der neue Landespräſident von Schleſien.)

Die „N. Fr. Pr.“ berichtet: Der Landes. Präſi-
dent von Schleſien, Graf Clary-Aldringen,
iſt bekannntlich auserſehen, den von ſeinem Poſten
ſcheidenden Statthalter von Steiermark, Marquis
von Baquehem, zu erſetzen. In höheren Be-
amtenkreiſen wird als künftiger Landespräſident
von Schleſien der Vicepräſident der Prager Statt-
halterei Georg Dörfl vielfach genannt. Vice-
präſident Dörfl iſt der tſchechiſchen und polniſchen
Sprache mächtig und dieſer Umſtand dürfte die
Aufmerkſamkeit auf ihn gelenkt haben.

(Zur Errichtung einer tſchechiſchen Tech-
nik in Mähren.)

Ueber die Vorbereitungen
zur Errichtung einer tſchechiſchen Technik in Brünn
berichtet man der „Politik“ aus Wien, man be-
abſichtige die in das nächſtjährige Budget einge-
ſtellten 100.000 fl. vor Allem zur Erwerbung
der geeigneten Grundſtücke und zur Fertigſtellung
der nöthigen Pläne zu verwenden, um ſodann
mit dem Bau beginnen zu können. Die Etabli-
rung der Technik, reſpective deren wichtigſter
Abtheilungen dürfte kaum vor zwei Jahren zu
gewärtigen ſein. Die Unterrichtsverwaltung ſoll
von dem Standpunkte ausgehen, daß es unzweck-
mäßig und für die Ausgeſtaltung der neuen
Schule nichts weniger als vortheilhaft wäre,
wenn ein Proviſorium geſchaffen und die tſchechi-
ſche Technik in Privathäuſern untergebracht würde.
Das Unterrichtsminiſterium beabſichtigt, die Er-
öffnung der Technik gleich mit einem Definitivum
zu verbinden, damit die Hochſchule ſich würdig
präſentiren könne. Das ſeien die Pläne der
Unterrichtsverwaltung, deren Ausführung offenbar
von dem Gutachten der maßgebenden tſchechiſchen
Kreiſe abhängen wird. In das Budget für 1900
ſollen 300.000 fl. eingeſtellt werden, welche
Summe es ermöglichen würde, daß wenigſtens
die Ingenieur- und Bauabtheilung an der neuen
Technik eröffnet werden könnte.

(Die Wiederaufnahme der Obſtruction
— in Sicht.)

Seit einigen Tagen wird wieder
ganz ernſthaft von der Wiederaufnahme der Ob-
[Spaltenumbruch] ſtruction im Abgeordnetenhauſe geſprochen und
merkwürdigerweiſe taucht dieſe Nachricht gleichzeitig
in officiöſen und deutſchnationalen Blättern auf.
So meldet u. A. die „Reichswehr“, die Deutſche
Volkspartei ſei vorläufig entſchloſſen, in der
zweitnächſten Woche wieder mit der Obſtruct[i]on
einzuſetzen. Der Correſpondent der „Grazer
Tagespoſt“ erfährt dem entgegen aus verläßlicher
Quelle, daß alle Mittheilungen, die in der letzten
Zeit über den Verband der Deutſchen Volkspartei
in die Oeffentlichkeit gedrungen ſind, theils ganz
unrichtig, theils entſtellt ſind. So war von den
Beſchlüſſen der Grazer Vertrauensmänner-Ver-
ſammlung gar nie die Rede, weshalb auch alle
in den letzten Tagen gefaßten Beſchlüſſe, deren
Geheimhaltung aus ſelbſtverſtändlichen Gründen
geboten iſt, mit dem Vertrauensmännertage nicht
in Zuſammenhang gebracht werden können. Was
die Frage des Wiedereinſetzens der Obſtruction
betrifft, ſo iſt von vornehe[r]ein feſtzuhalten, daß
der Urgrund zur Obſtruction, die Sprachenver-
ordnungen, nach wie vor beſteht, und daß nur
ganz beſondere Umſtände eine andere Methode
des Kampfes veranlaßten. Es ſei demnach voll-
kommen unrichtig, wenn behauptet wird, die Be-
willigung der tſchechiſchen Poſtulate werde jetzt
den Ausgangspunkt zur Obſtruction bilden.
Was im beſonderen den mitgetheilten Zeit-
punkt des Wiederbeginnes der Obſtruction be-
trifft, ſo kann mitgetheilt werden, daß der oben
erwähnte, von der „Reichswehr“ mitgetheilte Ter-
min den Thatſachen nicht entſpricht. — Die
Wiener Allgemeine Zeitung“ meldet, die Deutſche
Volkspartei werde nur mehr gegen die parla-
mentariſche Fertigſtellung von zwei Geſetzen keinen
Widerſtand leiſten, nämlich gegen das Staats-
dienergeſetz und gegen den Handelsvertrag mit
Japan. Sobald die Berathungen im Ausgleichs-
ausſchuſſe über das Zoll- und Handelsbündniß
zu Ende ſein werden und dieſe Geſetzentwürfe
ins Plenum gebracht werden ſollen, werde die
Deutſche Volkspartei die Obſtruction wieder auf-
nehmen. Die Deutſche Volkspartei wolle dem
Grafen Thun einen Termin ſtellen, bis zu
welchem er die auf die tſchechiſchen Poſtulate
bezügliche Interpellation des Abgeordneten Dr.
v. Hochenburger zu beantworten hätte. Erfolge
die Antwort nicht in dieſer Zeit oder falle ſie
unbefriedigend aus, ſo werde die Obſtruction
wieder aufgenommen. Die Wiederaufnahme der
neuen Taktik dürfte zwiſchen dem 5. und 10.
December zu erwarten ſein. Die anderen deutſchen
Parteien haben zu dieſer Frage noch nicht
Stellung genommen; die Deutſche Volkspartei
w[i]rd bezüglich eines einheitlichen Vorgehens erſt
an ſie herantreten.

(Gegen die katholiſche Volkspartei.)

Der deutſche Clerus von Reichenberg veröffentlicht
eine Erklärung, in welcher das Zuſammengehen
der katholiſchen Volkspartei mit den Jungtſchechen
[Spaltenumbruch] entſchieden mißbilligt und die Fruchtloſigkeit der
von dem ganzen deutſch-böhmiſchen Prieſterſtande
gegen dieſe verfehlte politiſche Haltung wiederholt
erhobenen Vorſtellungen beklagt wird. Die Er-
klärung ſpricht dem Abg. Opitz für ſein mann-
haftes Auftreten den Dank aus und betont, daß
der deutſche Clerus unentwe[g]t treu an der
Seite ſeines bedrängten Volkes ausharren und
für deſſen Rechte jederzeit eintreten werde.




Correſpondenzen.

[Orig.-Corr.]

(Nikolo-Markt.) Für den am 8. December
l. J. ſtattfindenden Nikolo-Markt, welchen die
beiden Ortsgruppen des deutſchen Schulvereins
unter gefälliger Mitwirkung der übrigen deut-
ſchen Vereine Hohenſtadts veranſtalten, entfaltet
der betreffende Feſtausſchuß eine rührige Thätig-
keit und bietet alles auf, um dieſe Veranſtaltung
ſo ſchön als möglich zu geſtalten. Auf dem Markt-
platze werden unter anderen geboten werden:
Verſchiedene Vereinsaufführungen, Geſänge und
Muſikſtücke, Uraniatheater, Gruppenbilder, Poſt-
und Welttelephon, Würfel- und Schießbuden,
Perſonenwage neueſter Conſtruction und Auto-
maten verſchiedener Art ꝛc. Für das leibliche
Wohl ſorgen vortreffliche Caféſchänken, Backwerk-
verkaufsſtellen, Buden mit allerlei Erfriſchungen,
Fiſchſpecialitäten, eine Weinſtube mit vorzüglichen
in- und ausländiſchen Weinen, eine bairiſche
Bierhalle mit dem rühmlichſt bekannten Münchner
„Spatenbräu“ und echt Regensburger Rettichen.
Weiters gelangen Krampuſſe einfachſter Art bis
zum luxuriös ausgeſtatteten Rieſenkrampus zum
Verkaufe. Damen in reizenden Coſtümen beſorgen
den Verkauf der einzelnen Sachen. Alles Gebo-
tene wird zu den gewöhnlichen bürgerlichen Prei-
ſen verabfolgt. Auf eine recht zahlreiche Betheili-
gung ſeitens der umliegenden Gruppen und aller
Deutſchfühlenden wird ſicher gerechnet, umſomehr
da der Reinertrag dem deutſchen Schulvereine
zufällt.




Locales und Provinzielles.


(Adelſtand-Verleihung.)

Der Kaiſer hat
dem mit dem Titel und Character eines Hof-
rathes bekleideten Rathe des mähriſch-ſchleſiſchen
Oberlandesgerichtes Ignaz Czech anläßlich der
von ihm erbetenen Verſetzung in den bleibenden
Ruheſtand den Adelſtand taxfrei verliehen.

(Inſpicirung.)

Seine Excellenz der Corps-
commandant FML. Freiherr v. Albori trifft
morgen zur Inſpicirung der Garniſon hier ein
und wird ſich am Mittwoch wieder nach Krakau
zurückbegeben.

(Vom k. k. priv. bewaffneten Olmützer
Bürgercorps.)

Anläßlich des fünfzigjäh-




[Spaltenumbruch]

technik, eines Problems, das auch jenes erſter-
wähnte in ſich ſchließt. Nikolaus Tesla — ſo
berichtet in ſeiner Nummer vom 13. d. M. der
„New-York Herald“ — hat eine Vorrichtung
erfunden, welche nichts Geringeres er öglicht, als
die Uebertragung einer beliebig
großen electriſchen Kraftmenge
auf
eine beliebige Diſtanz ohne Zuhilfenahme
einer Drahtleitung.
Der Name unſeres
Landsmannes Tesla ſteht heute ſo voran in
der Reihe der bedeutendſten Electrotechniker der
Welt, daß man nicht ohneweiters ſagen darf,
Tesla habe Unmögliches behauptet, als er einem
Interviewer erklärte, er mache ſich anheiſchig, die
geſammte für die Pariſer Weltaus-
ſtellung
1900 erforderliche electriſche
Kraft vom — Niagarafall aus zu
liefern,
quer über den Ocean und ohne
Drahtleitung
oder ſonſt irgend welche
metalliſche Conductoren, die zwiſchen Paris und
dem Niagara aufgeſtellt werden müßten. Tesla
hat bereits, nach der Angabe des amerikaniſchen
Blattes, ſeine Erfindung bis ins kleinſte Detail
fertiggeſtellt und ſelbſtverſtändlich auch weitum-
faſſende Patente genommen. Es handelt ſich, wie
jeder Laie ſofort einſehen wird, um eine Neue-
rung, welche der geſammten Electrotechnik, vor
Allem aber dem electriſchen Verkehrsweſen eine
total veränderte Geſtalt geben müßte. Iſt
die Nachricht von Tesla’s Erfindung richtig,
dann brauchte zum Beiſpiel ein electriſcher
Tramwaywaggon zu ſeiner Fortbewegung weder
[Spaltenumbruch] eine oberirdiſche, noch eine unterirdiſche Leitung,
noch Accumulatoren, ſondern es würden einfach
von einer Centralſtation aus ſämmtliche Waggons
automatiſch in Gang geſetzt, angehalten, gelenkt ꝛc.
und eine Bemannung des Waggons wäre nur
nothwendig, um den Gang des Waggons zu
controliren und nach den Erforderniſſen des
übrigen Verkehres, der ſich ja der Beobachtung in
der Centrale entzieht, zu regeln.

Wie ſich unſere Leſer wohl noch erinnern
werden, gehört zu der Maſchinerie für die draht-
loſe Telegraphie eine Vorrichtung, „Oscillator“
genannt, die in einem ihr correſpondirenden zwei-
ten Apparat elektriſche Ströme von der gleichen
Art hervorruft, wie ſie ſelbſt ausſendet. Auch
Tesla arbeitet mit einem gleichbenannten Apparat,
mit dem Unterſchiede, daß er in ſeinem Oscil-
lator jede beliebige Electricitätsmenge — wie er
ſagt, Milliarden von Volts — einmagaziniren
und ohne jede Gefahr beliebig weit an einen be-
ſtimmten
Punkt ſenden kann. Dieſes nun iſt
das Entſcheidende. Denn vorläufig iſt es eine
Hauptſchwierigkeit für die Telegraphie ohne Draht,
den Oscillator und den Empfänger ſo zu con-
ſtruiren, daß nur je ein zuſammengehöriges Paar
in gegenſeitige Verbindung tritt. Das heißt, es
beſteht heute noch der Uebelſtand, daß, wenn auf
einer Strecke mehrere verſchiedene Empfänger auf-
geſtellt ſind, nicht bloß jener eine, den es eigent-
lich angeht, ſondern alle Empfänger auf die elek-
triſchen Wellen reagiren, die ein in ihrem Be-
reiche arbeitender Oscillator ausſendet. Das macht
[Spaltenumbruch] natürlich — vorläufig wenigſtens — jede ausge-
dehntere Anwendung des Syſtems unmöglich.
Tesla erklärt nun, daß jeder ſeiner Oscillatoren
zu ſeinem Empfänger ſich ſo verhält, wie zwei
völlig gleichgeſtimmte Saiten. Schlägt man eine
dieſer Saiten an, ſo wird nur ihre „Schweſter-
ſaite“ reſonniren und befände ſie ſich mitten unter
tauſend anders geſtimmten; dieſe anderen bleiben
ſtumm, nur ſie allein wird klingen.

Tesla hat ſeinem Interviewer verſchiedene
Anwendungen ſeiner Erfindung erklärt. Die elek-
triſche Tramway und die Transmiſſion elektriſcher
Betriebskraft ohne Leitung haben wir ſchon er-
wähnt. Eine weitere Anwendung iſt die Lenkung
von Luftballons und Schiffen und die Ver-
werthung des Verfahrens im Kriege. Tesla hat
unter Anderem ein Torpedoboot entworfen, das
— eventuell unterſeeiſch — ohne jedwede Be-
mannung vom Lande aus gegen eine feindliche
Flotte dirigirt werden kann, ebenſo Dynamit-
projectile von ungeheuren Dimenſionen, die, im
Landkriege von einem hunderte von Meilen ent-
fernten Punkte gegen den Feind, gegen ſeine
Truppen und Feſtungen geſendet, Tod und Ver-
derben verbreiten müßten.

Trotz des ausführlichen, bereits vorliegenden
Berichtes des „New-York Herald“ wird man wohl
gut daran thun, weitere Mittheilungen von auto-
ritativer Seite abzuwarten.




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[[3]/0003] greifen haben, unverändert ohne Debatte in zweiter und dritter Leſung zum Beſchluße er- hoben. Hierauf wurde der Geſetzentwurf betref- fend die grundbücherliche Theilung von Cataſtral- Parcellen und die Zuläſſigkeit der gerichtlichen Aufnahme von Urkunden über die Erwerbung ge- ringwerthiger Liegenſchaften in Verhandlung ge- zogen. An der Debatte betheiligte ſich der Juſtiz- miniſter Dr. Edler v. Ruber, welcher erklärte, der vorliegende Geſetzentwurf bezwecke hauptſäch- lich Erleichterungen bei der oft ſchwierigen grund- bücherlichen Durchführung von bereits factiſch durchgeführten Theilungen von Parcellen. Zum Schluſſe der Sitzung wurde auf Antrag des Präſidenten die Wahl einer 25gliedrigen Com- miſſion zur Berathung der Ausgleichsvorlagen vorgenommen. (Der neue Landespräſident von Schleſien.) Die „N. Fr. Pr.“ berichtet: Der Landes. Präſi- dent von Schleſien, Graf Clary-Aldringen, iſt bekannntlich auserſehen, den von ſeinem Poſten ſcheidenden Statthalter von Steiermark, Marquis von Baquehem, zu erſetzen. In höheren Be- amtenkreiſen wird als künftiger Landespräſident von Schleſien der Vicepräſident der Prager Statt- halterei Georg Dörfl vielfach genannt. Vice- präſident Dörfl iſt der tſchechiſchen und polniſchen Sprache mächtig und dieſer Umſtand dürfte die Aufmerkſamkeit auf ihn gelenkt haben. (Zur Errichtung einer tſchechiſchen Tech- nik in Mähren.) Ueber die Vorbereitungen zur Errichtung einer tſchechiſchen Technik in Brünn berichtet man der „Politik“ aus Wien, man be- abſichtige die in das nächſtjährige Budget einge- ſtellten 100.000 fl. vor Allem zur Erwerbung der geeigneten Grundſtücke und zur Fertigſtellung der nöthigen Pläne zu verwenden, um ſodann mit dem Bau beginnen zu können. Die Etabli- rung der Technik, reſpective deren wichtigſter Abtheilungen dürfte kaum vor zwei Jahren zu gewärtigen ſein. Die Unterrichtsverwaltung ſoll von dem Standpunkte ausgehen, daß es unzweck- mäßig und für die Ausgeſtaltung der neuen Schule nichts weniger als vortheilhaft wäre, wenn ein Proviſorium geſchaffen und die tſchechi- ſche Technik in Privathäuſern untergebracht würde. Das Unterrichtsminiſterium beabſichtigt, die Er- öffnung der Technik gleich mit einem Definitivum zu verbinden, damit die Hochſchule ſich würdig präſentiren könne. Das ſeien die Pläne der Unterrichtsverwaltung, deren Ausführung offenbar von dem Gutachten der maßgebenden tſchechiſchen Kreiſe abhängen wird. In das Budget für 1900 ſollen 300.000 fl. eingeſtellt werden, welche Summe es ermöglichen würde, daß wenigſtens die Ingenieur- und Bauabtheilung an der neuen Technik eröffnet werden könnte. (Die Wiederaufnahme der Obſtruction — in Sicht.) Seit einigen Tagen wird wieder ganz ernſthaft von der Wiederaufnahme der Ob- ſtruction im Abgeordnetenhauſe geſprochen und merkwürdigerweiſe taucht dieſe Nachricht gleichzeitig in officiöſen und deutſchnationalen Blättern auf. So meldet u. A. die „Reichswehr“, die Deutſche Volkspartei ſei vorläufig entſchloſſen, in der zweitnächſten Woche wieder mit der Obſtruction einzuſetzen. Der Correſpondent der „Grazer Tagespoſt“ erfährt dem entgegen aus verläßlicher Quelle, daß alle Mittheilungen, die in der letzten Zeit über den Verband der Deutſchen Volkspartei in die Oeffentlichkeit gedrungen ſind, theils ganz unrichtig, theils entſtellt ſind. So war von den Beſchlüſſen der Grazer Vertrauensmänner-Ver- ſammlung gar nie die Rede, weshalb auch alle in den letzten Tagen gefaßten Beſchlüſſe, deren Geheimhaltung aus ſelbſtverſtändlichen Gründen geboten iſt, mit dem Vertrauensmännertage nicht in Zuſammenhang gebracht werden können. Was die Frage des Wiedereinſetzens der Obſtruction betrifft, ſo iſt von vorneherein feſtzuhalten, daß der Urgrund zur Obſtruction, die Sprachenver- ordnungen, nach wie vor beſteht, und daß nur ganz beſondere Umſtände eine andere Methode des Kampfes veranlaßten. Es ſei demnach voll- kommen unrichtig, wenn behauptet wird, die Be- willigung der tſchechiſchen Poſtulate werde jetzt den Ausgangspunkt zur Obſtruction bilden. Was im beſonderen den mitgetheilten Zeit- punkt des Wiederbeginnes der Obſtruction be- trifft, ſo kann mitgetheilt werden, daß der oben erwähnte, von der „Reichswehr“ mitgetheilte Ter- min den Thatſachen nicht entſpricht. — Die Wiener Allgemeine Zeitung“ meldet, die Deutſche Volkspartei werde nur mehr gegen die parla- mentariſche Fertigſtellung von zwei Geſetzen keinen Widerſtand leiſten, nämlich gegen das Staats- dienergeſetz und gegen den Handelsvertrag mit Japan. Sobald die Berathungen im Ausgleichs- ausſchuſſe über das Zoll- und Handelsbündniß zu Ende ſein werden und dieſe Geſetzentwürfe ins Plenum gebracht werden ſollen, werde die Deutſche Volkspartei die Obſtruction wieder auf- nehmen. Die Deutſche Volkspartei wolle dem Grafen Thun einen Termin ſtellen, bis zu welchem er die auf die tſchechiſchen Poſtulate bezügliche Interpellation des Abgeordneten Dr. v. Hochenburger zu beantworten hätte. Erfolge die Antwort nicht in dieſer Zeit oder falle ſie unbefriedigend aus, ſo werde die Obſtruction wieder aufgenommen. Die Wiederaufnahme der neuen Taktik dürfte zwiſchen dem 5. und 10. December zu erwarten ſein. Die anderen deutſchen Parteien haben zu dieſer Frage noch nicht Stellung genommen; die Deutſche Volkspartei wird bezüglich eines einheitlichen Vorgehens erſt an ſie herantreten. (Gegen die katholiſche Volkspartei.) Der deutſche Clerus von Reichenberg veröffentlicht eine Erklärung, in welcher das Zuſammengehen der katholiſchen Volkspartei mit den Jungtſchechen entſchieden mißbilligt und die Fruchtloſigkeit der von dem ganzen deutſch-böhmiſchen Prieſterſtande gegen dieſe verfehlte politiſche Haltung wiederholt erhobenen Vorſtellungen beklagt wird. Die Er- klärung ſpricht dem Abg. Opitz für ſein mann- haftes Auftreten den Dank aus und betont, daß der deutſche Clerus unentwegt treu an der Seite ſeines bedrängten Volkes ausharren und für deſſen Rechte jederzeit eintreten werde. Correſpondenzen. Hohenſtadt, 27. November. [Orig.-Corr.] (Nikolo-Markt.) Für den am 8. December l. J. ſtattfindenden Nikolo-Markt, welchen die beiden Ortsgruppen des deutſchen Schulvereins unter gefälliger Mitwirkung der übrigen deut- ſchen Vereine Hohenſtadts veranſtalten, entfaltet der betreffende Feſtausſchuß eine rührige Thätig- keit und bietet alles auf, um dieſe Veranſtaltung ſo ſchön als möglich zu geſtalten. Auf dem Markt- platze werden unter anderen geboten werden: Verſchiedene Vereinsaufführungen, Geſänge und Muſikſtücke, Uraniatheater, Gruppenbilder, Poſt- und Welttelephon, Würfel- und Schießbuden, Perſonenwage neueſter Conſtruction und Auto- maten verſchiedener Art ꝛc. Für das leibliche Wohl ſorgen vortreffliche Caféſchänken, Backwerk- verkaufsſtellen, Buden mit allerlei Erfriſchungen, Fiſchſpecialitäten, eine Weinſtube mit vorzüglichen in- und ausländiſchen Weinen, eine bairiſche Bierhalle mit dem rühmlichſt bekannten Münchner „Spatenbräu“ und echt Regensburger Rettichen. Weiters gelangen Krampuſſe einfachſter Art bis zum luxuriös ausgeſtatteten Rieſenkrampus zum Verkaufe. Damen in reizenden Coſtümen beſorgen den Verkauf der einzelnen Sachen. Alles Gebo- tene wird zu den gewöhnlichen bürgerlichen Prei- ſen verabfolgt. Auf eine recht zahlreiche Betheili- gung ſeitens der umliegenden Gruppen und aller Deutſchfühlenden wird ſicher gerechnet, umſomehr da der Reinertrag dem deutſchen Schulvereine zufällt. Locales und Provinzielles. Olmütz, 28. November. (Adelſtand-Verleihung.) Der Kaiſer hat dem mit dem Titel und Character eines Hof- rathes bekleideten Rathe des mähriſch-ſchleſiſchen Oberlandesgerichtes Ignaz Czech anläßlich der von ihm erbetenen Verſetzung in den bleibenden Ruheſtand den Adelſtand taxfrei verliehen. (Inſpicirung.) Seine Excellenz der Corps- commandant FML. Freiherr v. Albori trifft morgen zur Inſpicirung der Garniſon hier ein und wird ſich am Mittwoch wieder nach Krakau zurückbegeben. (Vom k. k. priv. bewaffneten Olmützer Bürgercorps.) Anläßlich des fünfzigjäh- technik, eines Problems, das auch jenes erſter- wähnte in ſich ſchließt. Nikolaus Tesla — ſo berichtet in ſeiner Nummer vom 13. d. M. der „New-York Herald“ — hat eine Vorrichtung erfunden, welche nichts Geringeres er öglicht, als die Uebertragung einer beliebig großen electriſchen Kraftmenge auf eine beliebige Diſtanz ohne Zuhilfenahme einer Drahtleitung. Der Name unſeres Landsmannes Tesla ſteht heute ſo voran in der Reihe der bedeutendſten Electrotechniker der Welt, daß man nicht ohneweiters ſagen darf, Tesla habe Unmögliches behauptet, als er einem Interviewer erklärte, er mache ſich anheiſchig, die geſammte für die Pariſer Weltaus- ſtellung 1900 erforderliche electriſche Kraft vom — Niagarafall aus zu liefern, quer über den Ocean und ohne Drahtleitung oder ſonſt irgend welche metalliſche Conductoren, die zwiſchen Paris und dem Niagara aufgeſtellt werden müßten. Tesla hat bereits, nach der Angabe des amerikaniſchen Blattes, ſeine Erfindung bis ins kleinſte Detail fertiggeſtellt und ſelbſtverſtändlich auch weitum- faſſende Patente genommen. Es handelt ſich, wie jeder Laie ſofort einſehen wird, um eine Neue- rung, welche der geſammten Electrotechnik, vor Allem aber dem electriſchen Verkehrsweſen eine total veränderte Geſtalt geben müßte. Iſt die Nachricht von Tesla’s Erfindung richtig, dann brauchte zum Beiſpiel ein electriſcher Tramwaywaggon zu ſeiner Fortbewegung weder eine oberirdiſche, noch eine unterirdiſche Leitung, noch Accumulatoren, ſondern es würden einfach von einer Centralſtation aus ſämmtliche Waggons automatiſch in Gang geſetzt, angehalten, gelenkt ꝛc. und eine Bemannung des Waggons wäre nur nothwendig, um den Gang des Waggons zu controliren und nach den Erforderniſſen des übrigen Verkehres, der ſich ja der Beobachtung in der Centrale entzieht, zu regeln. Wie ſich unſere Leſer wohl noch erinnern werden, gehört zu der Maſchinerie für die draht- loſe Telegraphie eine Vorrichtung, „Oscillator“ genannt, die in einem ihr correſpondirenden zwei- ten Apparat elektriſche Ströme von der gleichen Art hervorruft, wie ſie ſelbſt ausſendet. Auch Tesla arbeitet mit einem gleichbenannten Apparat, mit dem Unterſchiede, daß er in ſeinem Oscil- lator jede beliebige Electricitätsmenge — wie er ſagt, Milliarden von Volts — einmagaziniren und ohne jede Gefahr beliebig weit an einen be- ſtimmten Punkt ſenden kann. Dieſes nun iſt das Entſcheidende. Denn vorläufig iſt es eine Hauptſchwierigkeit für die Telegraphie ohne Draht, den Oscillator und den Empfänger ſo zu con- ſtruiren, daß nur je ein zuſammengehöriges Paar in gegenſeitige Verbindung tritt. Das heißt, es beſteht heute noch der Uebelſtand, daß, wenn auf einer Strecke mehrere verſchiedene Empfänger auf- geſtellt ſind, nicht bloß jener eine, den es eigent- lich angeht, ſondern alle Empfänger auf die elek- triſchen Wellen reagiren, die ein in ihrem Be- reiche arbeitender Oscillator ausſendet. Das macht natürlich — vorläufig wenigſtens — jede ausge- dehntere Anwendung des Syſtems unmöglich. Tesla erklärt nun, daß jeder ſeiner Oscillatoren zu ſeinem Empfänger ſich ſo verhält, wie zwei völlig gleichgeſtimmte Saiten. Schlägt man eine dieſer Saiten an, ſo wird nur ihre „Schweſter- ſaite“ reſonniren und befände ſie ſich mitten unter tauſend anders geſtimmten; dieſe anderen bleiben ſtumm, nur ſie allein wird klingen. Tesla hat ſeinem Interviewer verſchiedene Anwendungen ſeiner Erfindung erklärt. Die elek- triſche Tramway und die Transmiſſion elektriſcher Betriebskraft ohne Leitung haben wir ſchon er- wähnt. Eine weitere Anwendung iſt die Lenkung von Luftballons und Schiffen und die Ver- werthung des Verfahrens im Kriege. Tesla hat unter Anderem ein Torpedoboot entworfen, das — eventuell unterſeeiſch — ohne jedwede Be- mannung vom Lande aus gegen eine feindliche Flotte dirigirt werden kann, ebenſo Dynamit- projectile von ungeheuren Dimenſionen, die, im Landkriege von einem hunderte von Meilen ent- fernten Punkte gegen den Feind, gegen ſeine Truppen und Feſtungen geſendet, Tod und Ver- derben verbreiten müßten. Trotz des ausführlichen, bereits vorliegenden Berichtes des „New-York Herald“ wird man wohl gut daran thun, weitere Mittheilungen von auto- ritativer Seite abzuwarten.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 271, Olmütz, 28.11.1898, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches271_1898/3>, abgerufen am 26.04.2024.