Mährisches Tagblatt. Nr. 19, Olmütz, 24.01.1890.[Spaltenumbruch]
schenden Witterungscharacter für die nächste Zeit (Dentscher Journalisten- und Schritt- steller-Verein für Mähren und Schlesien.) Wie wir erfahren sind in Troppau sechzig Mit- (Vom Männergefangverein.) Morgen (Bund der Deutschen Nerdmährens.) Sonntag, den 26. d. M., Nachmittaga, findet (Vom Theater.) Freytag's Lustspiel "Die (Die Wetterprognose) für die nächste Zeit (Bankzinsfußermäßigung.) Der General- (Ein alter Dienstbote.) Im Dorfe Sul- (Zimmerfener.) Gestern Abends gegen 11 (Ein breunender und ein wüthender Hund.) Man schreibt aus Bistritz am Hostein: (22 Ausweis- und Unterstandslose.) Heute Nachts wurden in der Stadt nicht weni- (Feuerwehr-Kränzchen.) Die Mitglieder Vom Tage. (Gräfin Wickenburg-Almasy +.) Vor- [Spaltenumbruch] Der Erbe des Hauses. (15. Fortsetzung.) "Wird er je wieder zu Verstand kommen?" Der arme Guy lag in einem groben wolle- "Wen haben wir denn hier?" rief der Der Schreiber trat zur Seite und stellte Der Doctor verbeugte sich vor Lowder, "Doctor Spezzo ist der geschickteste Art in [Spaltenumbruch] Der Doctor nickte bei diesem Complimente Er fühlte den Puls des Patienten, richtete Sein Gesicht wurde sehr ernst, als er sich Eine kleine Weile herrschte tiefes Still- Endlich hielt der Doctor mit der Sonde "Nun?" fragte Lowder ungeduldig. "Vicine sagte mir, daß der junge Mann [Spaltenumbruch] "Ja -- so etwas dergleichen," entgegnete "Dennoch seht Ihr wie Brüder aus," be- Wieder zitterte Lowder. Was bedeutete diese "Nein, er hat keine Freunde außer mir," "Keine Freunde! Armer Junge! Wenn er Er hielt inne, schaute mitleidsvoll auf das "Aber Ihr habt mir Eure Entscheidung "Sterben? Ich habe nicht gesagt, daß er "Nicht sterben!" keuchte Lowder, aschfahl Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
ſchenden Witterungscharacter für die nächſte Zeit (Dentſcher Journaliſten- und Schritt- ſteller-Verein für Mähren und Schleſien.) Wie wir erfahren ſind in Troppau ſechzig Mit- (Vom Männergefangverein.) Morgen (Bund der Deutſchen Nerdmährens.) Sonntag, den 26. d. M., Nachmittaga, findet (Vom Theater.) Freytag’s Luſtſpiel „Die (Die Wetterprognoſe) für die nächſte Zeit (Bankzinsfußermäßigung.) Der General- (Ein alter Dienſtbote.) Im Dorfe Sul- (Zimmerfener.) Geſtern Abends gegen 11 (Ein breunender und ein wüthender Hund.) Man ſchreibt aus Biſtřitz am Hoſtein: (22 Ausweis- und Unterſtandsloſe.) Heute Nachts wurden in der Stadt nicht weni- (Feuerwehr-Kränzchen.) Die Mitglieder Vom Tage. (Gräfin Wickenburg-Almaſy †.) Vor- [Spaltenumbruch] Der Erbe des Hauſes. (15. Fortſetzung.) „Wird er je wieder zu Verſtand kommen?“ Der arme Guy lag in einem groben wolle- „Wen haben wir denn hier?“ rief der Der Schreiber trat zur Seite und ſtellte Der Doctor verbeugte ſich vor Lowder, „Doctor Spezzo iſt der geſchickteſte Art in [Spaltenumbruch] Der Doctor nickte bei dieſem Complimente Er fühlte den Puls des Patienten, richtete Sein Geſicht wurde ſehr ernſt, als er ſich Eine kleine Weile herrſchte tiefes Still- Endlich hielt der Doctor mit der Sonde „Nun?“ fragte Lowder ungeduldig. „Vicine ſagte mir, daß der junge Mann [Spaltenumbruch] „Ja — ſo etwas dergleichen,“ entgegnete „Dennoch ſeht Ihr wie Brüder aus,“ be- Wieder zitterte Lowder. Was bedeutete dieſe „Nein, er hat keine Freunde außer mir,“ „Keine Freunde! Armer Junge! Wenn er Er hielt inne, ſchaute mitleidsvoll auf das „Aber Ihr habt mir Eure Entſcheidung „Sterben? Ich habe nicht geſagt, daß er „Nicht ſterben!“ keuchte Lowder, aſchfahl Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="[5]"/><cb/> ſchenden Witterungscharacter für die nächſte Zeit<lb/> nicht zu erwarten ſteht, <hi rendition="#g">auf unbeſtimmte<lb/> Zeit verſchoben.</hi> Wir werden ſeinerzeit den<lb/> Zeitpunct des Stattfindens des Eisfeſtes unſeren<lb/> Leſern bekanntgeben. — Geſtern wurde am Cis-<lb/> laufplatze die für das Eisfeſt projectirte electriſche<lb/> Beleuchtug geprobt und lieferte die Probe ein ſehr<lb/> befriedigendes Reſultat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Dentſcher Journaliſten- und Schritt-<lb/> ſteller-Verein für Mähren und Schleſien.)</hi> </head><lb/> <p>Wie wir erfahren ſind in Troppau ſechzig Mit-<lb/> glieder dem deutſchen Journaliſten- und Schrift-<lb/> ſteller-Verein für Mähren und Schleſien beigetreten.<lb/> Dieſe wackere Unterſtützung des Vereines verdient<lb/> umſomehr Anerkennung als man an anderen Orten<lb/> nicht gleich opferwillig iſt einen Verein zu unterſtützen,<lb/> der u. A. auch humanitäre Tendenzen verfolgt.<lb/> Man benützt zwar die Preſſe eifrigſt, aber man<lb/> findet ſich nicht bewogen auch einmal einen<lb/> Journaliſten-Verein werkthätig zu unterſtützen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Männergefangverein.)</hi> </head> <p>Morgen<lb/> Abends 8 Uhr findet im Vereinsheim des<lb/> Männergeſangvereins die Jahresverſammlung<lb/> für 1889 ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Bund der Deutſchen Nerdmährens.)</hi> </head><lb/> <p>Sonntag, den 26. d. 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Allein dieſe war eine<lb/> ſo frivol-leichtfertige, und es wurde gegen den<lb/> Geiſt der Dichtung und gegen ſeine edle Sprache<lb/> ſo ſehr Sünde auf Sünde gehäuft, daß eine<lb/> ernſte Rüge nicht unausgeſprochen bleiben darf.<lb/> Unter den Sündern nahm Herr <hi rendition="#g">Benke,</hi> der<lb/> Darſteller des „Oldendorf“ den erſten Platz ein.<lb/> Er behandelte ſeine Rolle ſo <hi rendition="#aq">en bagatelle,</hi> als<lb/> hätte er eine Poſſenfigur zu zeichnen. Nicht nur daß<lb/> er in nichts weniger als ſalonfähiger Toilette beim<lb/> Oberſten Berg zu Beſuch erſchien, grüßte er bei<lb/> ſeinem Eintreten mit „Servus“, ſprach von einem<lb/> „Schlimling“ und hatte ſeine Rolle ſo wenig<lb/> inne, daß jede geiſtige Dispoſition über dieſelbe<lb/> mangeln mußte. Zu anderen Zeiten hätte man<lb/> ſolch’ einer Verhöhnung der Dichtung wie des<lb/> Publicums gegenüber entſchiedene Verwahrung<lb/> bei offener Scene eingelegt. Nicht viel beſſer er-<lb/> ging’s mit der übrigen Aufführung, bei der<lb/> peinliche Pauſen und Stockungen im Dialoge an<lb/><cb/> der Tagesordnung waren und Bolz-Rittner faſt<lb/> für Alle ſprechen mußte. Wie hätte es auch anders<lb/> ſein können. Wichtige Rollen, von denen jede<lb/> eine ganze künſtleriſche Kraft fordert, waren mit<lb/> den Herren vom Chore beſetzt — doch wozu<lb/> noch weiter dieſem Jammer kritiſche Aufmerkſamkeit<lb/> ſchenken. Es genüge, wenn wir ſagen, daß die ge-<lb/> ſtrige Vorſtellung das Aergſte leiſtete, das wir<lb/> ſeit vielen Jahren hier erlebten. Ueber ſolche<lb/> Miſére konnte auch die Beliebtheit, deren ſich<lb/> Herr Rittner erfreut, nicht hinweghelfen. Ueberdieß<lb/> liegt der „Bolz“ denn doch noch zu weit abſeits<lb/> von ſeinem Können. Er iſt noch zu jung für<lb/> den Bolz. Er beſitzt wohl die Lebhaftigkeit<lb/> und das leichte Blut dafür, weiß auch manche<lb/> leichte humoriſtiſche Wendung zu gemüthvoller<lb/> Wirkung zu bringen; aber es fehlt noch die<lb/> geiſtige Ueberlegenheit und die ſichere Eleganz,<lb/> ohne welche Bolz nicht gedacht werden kann. In<lb/> der prächtigen Erzählung vom Brande ließ er<lb/> richtig hervorleuchten, daß ſie improviſirt ſei,<lb/> allein die Unſicherheit der Andern wirkte lähmend<lb/> auch auf ihn. Das Publicum würdigte ſein<lb/> Streben und ſpendete ihm ſtürmiſchen Beifall,<lb/> der ihn für den ſchwachen Beſuch der Vorſtellung<lb/> entſchädigen mußte. Auch an einem lebhaften<lb/> Empfange und einer prächtigen Kranzſpende fehlte<lb/> es nicht.</p> </div> </div><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die Wetterprognoſe)</hi> </head> <p>für die nächſte Zeit<lb/> lautet: Unruhiges, vorwiegend trübes, regneri-<lb/> ſches und mildes Wetter anhaltend.</p> </div> </div><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Bankzinsfußermäßigung.)</hi> </head> <p>Der General-<lb/> rath der öſterr.-ungariſchen Bank beſchloß die<lb/> Ermäßigung des Zinsfußes von 5 auf 4½ Perc.<lb/> im Escompte und von 6 auf 5½ Perc. im<lb/> Lombard. Die Ermäßigung tritt heute in Kraft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ein alter Dienſtbote.)</hi> </head> <p>Im Dorfe Sul-<lb/> kowetz bei Boskowitz ſtarb dieſer Tage die Magd<lb/> Urſula Loucar im Alter von 94 Jahren. 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Bezüglich<lb/> der Entſtehungsurſache des Feuers war nachträg-<lb/> lich noch erhoben worden, daß die Riegelwand<lb/> bereits mehrere Tage geglimmt haben dürfte,<lb/> da am geſtrigen Tage ſelbſt ſehr wenig geheizt<lb/> worden war.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ein breunender und ein wüthender<lb/> Hund.)</hi> </head> <p>Man ſchreibt aus <hi rendition="#g">Biſtřitz</hi> am Hoſtein:<lb/><cb/> Am 20. d. M. erregte ein brennender Hund,<lb/> welcher aus dem hieſigen Bräuhauſe lief, großes<lb/> Entſetzen. Der Hund, ein Neufundländer, der<lb/> dem Herrn Baumeiſter Otto Zemann gehörte,<lb/> wurde, wie ſpäter bekannt wurde, mit doppeltem.<lb/> Drathe an einem Hinterfuße angebunden, mit<lb/> Petroleum überſchüttet und angezündet. Das<lb/> arme Thier, welchem es gelang, ſich loßzureißen,<lb/> kam unter furchtbarem Geheule, von einem Flam-<lb/> menmeere umgeben nach Hauſe geſtürmt und<lb/> direct in die Kanzlei, wo es dem glücklicherweiſe<lb/> anweſenden Aſſiſtenten bald gelaug, die Flammen<lb/> an dem gequälten Thiere zu unterdrücken. Einem<lb/> großen Glücke iſt es zuzuſchreiben, daß die in<lb/> der Kanzlei maſſenhaft angeſammelten Schriften<lb/> nicht in Brand geriethen, wodurch leicht bei dem<lb/> herrſchenden Winde das ganze Haus in Flammen<lb/> hätte aufgehen und ſo ein unabſehbares Unglück<lb/> herbeigeführt werden können. Die Thäter, die<lb/> auf dieſe beſtialiſche Weiſe den keineswegs biſſigen<lb/> Hund aus dem Wege räumen wollten, werden<lb/> hoffentlich der gerechten Strafe nicht entgehen. —<lb/> Aus <hi rendition="#g">Bielitz</hi> wird geſchriebrn: Ein wüthender<lb/> Hund von beſonders großer Geſtalt richtete am<lb/> 19. d. M. in Dzieditz viel Unheil an und ver-<lb/> ſetzte die Bevölkerung in große Aufregung. Das<lb/> wüthende Thier biß den zehnjährigen Sohn des<lb/> Gemeindevorſtehers von Dzieditz in die Kehle,<lb/> ſo daß der Knabe nach einigen Stunden eines<lb/> ſchrecklichen Todes ſtarb; am ſelben Tage warf<lb/> der Hund einen Mann zu Boden und biß den<lb/> Unglücklichen derart in die Hand, daß er hoffnungs-<lb/> los darnieder liegt. Außerdem biß das Thier<lb/> 12 Kettenhunde, die ſofort erſchoſſen werden<lb/> mußten. Die Berölkerung durch das Treiben des<lb/> Thieres in große Aufregung verſetzt, zog nun,<lb/> mit Knüppeln und Gewehren bewaffnet, nach<lb/> dem Hunde aus, ohne ihn zu finden. Montag<lb/> Früh wurde endlich, zur allgemeinen Beruhigung,<lb/> der Hund verendet im nahen Walde aufgefunden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(22 Ausweis- und Unterſtandsloſe.)</hi> </head><lb/> <p>Heute Nachts wurden in der Stadt nicht weni-<lb/> ger als 22 Perſonen wegen Ausweis- und Un-<lb/> terſtandsloſigkeit polizeilich eingezogen und heute<lb/> der weiteren geſetzlichen Behandlung zugeführt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Feuerwehr-Kränzchen.)</hi> </head> <p>Die Mitglieder<lb/> der freiwilligen Feuerwehr in Weska, veranſtalten<lb/> Samſtag, den 25. Jänner l. J. im Saale des<lb/> Gemeinde-Gaſthauſes in Weska ein Kränzchen.<lb/> Anfang 7 Uhr Abends. 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Fortſetzung.)</hi> </ref> </p><lb/> <p>„Wird er je wieder zu Verſtand kommen?“<lb/> war die Frage, welche Jasper Lowders Seele<lb/> bewegte. „Wird er im Stande ſein, nach Eng-<lb/> land in ſeiner Eigenſchaft als der Sohn des<lb/> Baronets zurückzukehren?</p><lb/> <p>Der arme Guy lag in einem groben wolle-<lb/> nen Hemde Vicini’s auf dem Bette als dieſer<lb/> begleitet von Dr. Spezzo, einem geſchäftigen,<lb/> kleinen Italiener, zurückkehrte.</p><lb/> <p>„Wen haben wir denn hier?“ rief der<lb/> Doctor, eilig ins Zimmer tretend. „Laßt mich<lb/> dieſen ſchiffbrüchigen Engländer ſehen. Macht<lb/> Platz, Paleſtro.“</p><lb/> <p>Der Schreiber trat zur Seite und ſtellte<lb/> ſich am Fuße des Bettes auf, wo er ſowohl den<lb/> Kranken als ſeinen Frennd mit ſeltſam forſchen-<lb/> den Blicken betrachten konnte.</p><lb/> <p>Der Doctor verbeugte ſich vor Lowder,<lb/> welcher ſich als Guy Treſſillian vorſtellte und<lb/> ihn beſchwor, das Leben ſeines armen Freundes<lb/> zu retten.</p><lb/> <p>„Doctor Spezzo iſt der geſchickteſte Art in<lb/> ganz Sicilien,“ ſagte Frau Vicini ernſthaft. „Er<lb/> hat ein Haus in Palermo und ein Landgut un-<lb/> weit von hier. Wenn er für den armen jungen<lb/> Herrn nichts thun kann, ſo kann es Niemand.“</p><lb/> <cb/> <p>Der Doctor nickte bei dieſem Complimente<lb/> freundlich mit dem Kopfe, und ging dann an<lb/> ſein Geſchäft.</p><lb/> <p>Er fühlte den Puls des Patienten, richtete<lb/> einige Fragen an Lowder und unterſuchte dann<lb/> Guy’s Wunde.</p><lb/> <p>Sein Geſicht wurde ſehr ernſt, als er ſich<lb/> in dieſe Aufgabe vertiefte. Ein oder zweimal<lb/> ſchüttelte er traurig den Kopf. Die männliche<lb/> Schönheit ſeines Patienten, der edle Ausdruck<lb/> des einſt ſo heiteren, gutmüthigen Geſichtes<lb/> machten einen tiefen Eindruck auf ihn.</p><lb/> <p>Eine kleine Weile herrſchte tiefes Still-<lb/> ſchweigen in dem Zimmer und die Zuſchauer<lb/> betrachteten den Doctor und den Kranken mit<lb/> gleichem Intereſſe. Vicini hielt das Licht mit<lb/> feſter Hand. Seine Frau murmelte Gebete zur<lb/> Mutter Gottes und zu ihrem Schutzpatron und<lb/> gelobte große Kerzen für beide Altare zu ſpenden,<lb/> wenn der arme, junge Engländer nur davon<lb/> käme. Lowder ſtarrte den Doctor an, als ob<lb/> dieſer die Entſcheidung über ſein Leben oder<lb/> ſeinen Tod in Händen hielte. Paleſtro ſchaute<lb/> zu wie Jemand, der ein Schauſpiel beobachtet.</p><lb/> <p>Endlich hielt der Doctor mit der Sonde<lb/> in der Hand inne und ſchaute Lowder mit wohl-<lb/> wollenden Blickeu, in denen tiefe Traurigkeit<lb/> lag, an.</p><lb/> <p>„Nun?“ fragte Lowder ungeduldig.</p><lb/> <p>„Vicine ſagte mir, daß der junge Mann<lb/> Euer Secretär oder Diener iſt“, ſagte der<lb/> Doctor.</p><lb/> <cb/> <p>„Ja — ſo etwas dergleichen,“ entgegnete<lb/> Lowder unruhig.</p><lb/> <p>„Dennoch ſeht Ihr wie Brüder aus,“ be-<lb/> merkte Doktor Spezzo etwas überraſcht. „Die<lb/> Aehnlichkeit iſt wunderbar! Der junge Mann<lb/> ſieht ſo vornehm aus wie ein Mylord! Und er<lb/> iſt nur ein gemietheter Diener — ein Geſell-<lb/> ſchafter — ſo etwas, nun gut! Hat er Freunde?“</p><lb/> <p>Wieder zitterte Lowder. Was bedeutete dieſe<lb/> Frage, von einem Arzt geſtellt?</p><lb/> <p>„Nein, er hat keine Freunde außer mir,“<lb/> antwortete er; ſein bleiches Geſicht über Guy’s<lb/> Kiſſen beugend.</p><lb/> <p>„Keine Freunde! Armer Junge! Wenn er<lb/> Jemanden hätte, würde ich rathen, nach denſelben<lb/> zu ſchicken, da er aber Niemanden hat ..,“</p><lb/> <p>Er hielt inne, ſchaute mitleidsvoll auf das<lb/> leichenblaſſe Geſicht auf dem Kiſſen, dann begann<lb/> erſtillſchweigend die furchtbare Wunde zu verbinden.</p><lb/> <p>„Aber Ihr habt mir Eure Entſcheidung<lb/> noch nicht geſagt, Doktor,“ rief Lowder jetzt<lb/> aus. „Wie bald muß er ſterben?“</p><lb/> <p>„Sterben? Ich habe nicht geſagt, daß er<lb/> ſterben wird,“ erklärte der Doktor, ſchonungslos<lb/> die goldenen Locken wegſchneidend, die um die<lb/> Wunde herumklebten und lange Streifen von<lb/> Pflaſter auf den entblößten Schädel legend. „Er<lb/> wird nicht ſterben, Signor!“</p><lb/> <p>„Nicht ſterben!“ keuchte Lowder, aſchfahl<lb/> werdend.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0005]
ſchenden Witterungscharacter für die nächſte Zeit
nicht zu erwarten ſteht, auf unbeſtimmte
Zeit verſchoben. Wir werden ſeinerzeit den
Zeitpunct des Stattfindens des Eisfeſtes unſeren
Leſern bekanntgeben. — Geſtern wurde am Cis-
laufplatze die für das Eisfeſt projectirte electriſche
Beleuchtug geprobt und lieferte die Probe ein ſehr
befriedigendes Reſultat.
(Dentſcher Journaliſten- und Schritt-
ſteller-Verein für Mähren und Schleſien.)
Wie wir erfahren ſind in Troppau ſechzig Mit-
glieder dem deutſchen Journaliſten- und Schrift-
ſteller-Verein für Mähren und Schleſien beigetreten.
Dieſe wackere Unterſtützung des Vereines verdient
umſomehr Anerkennung als man an anderen Orten
nicht gleich opferwillig iſt einen Verein zu unterſtützen,
der u. A. auch humanitäre Tendenzen verfolgt.
Man benützt zwar die Preſſe eifrigſt, aber man
findet ſich nicht bewogen auch einmal einen
Journaliſten-Verein werkthätig zu unterſtützen.
(Vom Männergefangverein.) Morgen
Abends 8 Uhr findet im Vereinsheim des
Männergeſangvereins die Jahresverſammlung
für 1889 ſtatt.
(Bund der Deutſchen Nerdmährens.)
Sonntag, den 26. d. M., Nachmittaga, findet
im Bundeszimmer eine Sitzung der Bundeslei-
tung ſtatt.
(Vom Theater.) Freytag’s Luſtſpiel „Die
Journaliſten“, eines der wenigen modernen Luſt-
ſpiele, das durch ſeine gediegene Characteriſtik,
ſeinen liebenswürdigen Humor und ſeine fein-
pointirte Sprache Anſpruch auf die Bezeichnung
„claſſiſch“ erheben darf, ging geſtern auf unſerer
Bühne zum Benefice unſeres jugendlichen Lieb-
habers Herrn Rittner in Scene. Gerne möch-
ten wir uns um des Beneficianten willen, der
als das einzige Talent unter unſerem Schauſpiel-
perſonale gelten kann und uns ſchon manche vor-
zügliche Leiſtung geboten hat, jedes Tadels über
dieſe Aufführung enthalten. Allein dieſe war eine
ſo frivol-leichtfertige, und es wurde gegen den
Geiſt der Dichtung und gegen ſeine edle Sprache
ſo ſehr Sünde auf Sünde gehäuft, daß eine
ernſte Rüge nicht unausgeſprochen bleiben darf.
Unter den Sündern nahm Herr Benke, der
Darſteller des „Oldendorf“ den erſten Platz ein.
Er behandelte ſeine Rolle ſo en bagatelle, als
hätte er eine Poſſenfigur zu zeichnen. Nicht nur daß
er in nichts weniger als ſalonfähiger Toilette beim
Oberſten Berg zu Beſuch erſchien, grüßte er bei
ſeinem Eintreten mit „Servus“, ſprach von einem
„Schlimling“ und hatte ſeine Rolle ſo wenig
inne, daß jede geiſtige Dispoſition über dieſelbe
mangeln mußte. Zu anderen Zeiten hätte man
ſolch’ einer Verhöhnung der Dichtung wie des
Publicums gegenüber entſchiedene Verwahrung
bei offener Scene eingelegt. Nicht viel beſſer er-
ging’s mit der übrigen Aufführung, bei der
peinliche Pauſen und Stockungen im Dialoge an
der Tagesordnung waren und Bolz-Rittner faſt
für Alle ſprechen mußte. Wie hätte es auch anders
ſein können. Wichtige Rollen, von denen jede
eine ganze künſtleriſche Kraft fordert, waren mit
den Herren vom Chore beſetzt — doch wozu
noch weiter dieſem Jammer kritiſche Aufmerkſamkeit
ſchenken. Es genüge, wenn wir ſagen, daß die ge-
ſtrige Vorſtellung das Aergſte leiſtete, das wir
ſeit vielen Jahren hier erlebten. Ueber ſolche
Miſére konnte auch die Beliebtheit, deren ſich
Herr Rittner erfreut, nicht hinweghelfen. Ueberdieß
liegt der „Bolz“ denn doch noch zu weit abſeits
von ſeinem Können. Er iſt noch zu jung für
den Bolz. Er beſitzt wohl die Lebhaftigkeit
und das leichte Blut dafür, weiß auch manche
leichte humoriſtiſche Wendung zu gemüthvoller
Wirkung zu bringen; aber es fehlt noch die
geiſtige Ueberlegenheit und die ſichere Eleganz,
ohne welche Bolz nicht gedacht werden kann. In
der prächtigen Erzählung vom Brande ließ er
richtig hervorleuchten, daß ſie improviſirt ſei,
allein die Unſicherheit der Andern wirkte lähmend
auch auf ihn. Das Publicum würdigte ſein
Streben und ſpendete ihm ſtürmiſchen Beifall,
der ihn für den ſchwachen Beſuch der Vorſtellung
entſchädigen mußte. Auch an einem lebhaften
Empfange und einer prächtigen Kranzſpende fehlte
es nicht.
(Die Wetterprognoſe) für die nächſte Zeit
lautet: Unruhiges, vorwiegend trübes, regneri-
ſches und mildes Wetter anhaltend.
(Bankzinsfußermäßigung.) Der General-
rath der öſterr.-ungariſchen Bank beſchloß die
Ermäßigung des Zinsfußes von 5 auf 4½ Perc.
im Escompte und von 6 auf 5½ Perc. im
Lombard. Die Ermäßigung tritt heute in Kraft.
(Ein alter Dienſtbote.) Im Dorfe Sul-
kowetz bei Boskowitz ſtarb dieſer Tage die Magd
Urſula Loucar im Alter von 94 Jahren. Die
Verblichene hat vom Jahre 1814 an, alſo 76
Jahre, bei einer und derſelben Familie gedient.
(Zimmerfener.) Geſtern Abends gegen 11
Uhr entſtand im 1. Stocke des Hauſes Nr. 19
der Thereſiengaſſe ein Zimmerfeuer, indem eine
hölzerne Riegelwand durch die Gluth eines in
der Nähe ſtehenden Ofens in Brand gerathen
war. Der ſogleich am Brandplatze erſchienenen
Berufs- und freiwilligen Feuerwehr gelang es,
den Brand in Kürze zu dämpfen, doch wurde
zur größten Sicherheit während der ganzen
Nacht eine Feuerwache am Brandorte zurück-
gelaſſen. Herr Bürgermeiſter v. Engel war
ebenfalls an Ort und Stelle erſchienen. Bezüglich
der Entſtehungsurſache des Feuers war nachträg-
lich noch erhoben worden, daß die Riegelwand
bereits mehrere Tage geglimmt haben dürfte,
da am geſtrigen Tage ſelbſt ſehr wenig geheizt
worden war.
(Ein breunender und ein wüthender
Hund.) Man ſchreibt aus Biſtřitz am Hoſtein:
Am 20. d. M. erregte ein brennender Hund,
welcher aus dem hieſigen Bräuhauſe lief, großes
Entſetzen. Der Hund, ein Neufundländer, der
dem Herrn Baumeiſter Otto Zemann gehörte,
wurde, wie ſpäter bekannt wurde, mit doppeltem.
Drathe an einem Hinterfuße angebunden, mit
Petroleum überſchüttet und angezündet. Das
arme Thier, welchem es gelang, ſich loßzureißen,
kam unter furchtbarem Geheule, von einem Flam-
menmeere umgeben nach Hauſe geſtürmt und
direct in die Kanzlei, wo es dem glücklicherweiſe
anweſenden Aſſiſtenten bald gelaug, die Flammen
an dem gequälten Thiere zu unterdrücken. Einem
großen Glücke iſt es zuzuſchreiben, daß die in
der Kanzlei maſſenhaft angeſammelten Schriften
nicht in Brand geriethen, wodurch leicht bei dem
herrſchenden Winde das ganze Haus in Flammen
hätte aufgehen und ſo ein unabſehbares Unglück
herbeigeführt werden können. Die Thäter, die
auf dieſe beſtialiſche Weiſe den keineswegs biſſigen
Hund aus dem Wege räumen wollten, werden
hoffentlich der gerechten Strafe nicht entgehen. —
Aus Bielitz wird geſchriebrn: Ein wüthender
Hund von beſonders großer Geſtalt richtete am
19. d. M. in Dzieditz viel Unheil an und ver-
ſetzte die Bevölkerung in große Aufregung. Das
wüthende Thier biß den zehnjährigen Sohn des
Gemeindevorſtehers von Dzieditz in die Kehle,
ſo daß der Knabe nach einigen Stunden eines
ſchrecklichen Todes ſtarb; am ſelben Tage warf
der Hund einen Mann zu Boden und biß den
Unglücklichen derart in die Hand, daß er hoffnungs-
los darnieder liegt. Außerdem biß das Thier
12 Kettenhunde, die ſofort erſchoſſen werden
mußten. Die Berölkerung durch das Treiben des
Thieres in große Aufregung verſetzt, zog nun,
mit Knüppeln und Gewehren bewaffnet, nach
dem Hunde aus, ohne ihn zu finden. Montag
Früh wurde endlich, zur allgemeinen Beruhigung,
der Hund verendet im nahen Walde aufgefunden.
(22 Ausweis- und Unterſtandsloſe.)
Heute Nachts wurden in der Stadt nicht weni-
ger als 22 Perſonen wegen Ausweis- und Un-
terſtandsloſigkeit polizeilich eingezogen und heute
der weiteren geſetzlichen Behandlung zugeführt.
(Feuerwehr-Kränzchen.) Die Mitglieder
der freiwilligen Feuerwehr in Weska, veranſtalten
Samſtag, den 25. Jänner l. J. im Saale des
Gemeinde-Gaſthauſes in Weska ein Kränzchen.
Anfang 7 Uhr Abends. Eintritt á Perſon 50 kr.
Das Reinerträgniß fließt in den Feuerwehrfond.
Vom Tage.
(Gräfin Wickenburg-Almaſy †.) Vor-
geſtern Abends ſtarb in Gries bei Bozen die als
Dichterin bekannte Gräfin Wilhelmine Wicken-
burg-Almaſy an einer Folgekrankheit der
Influenza. Schon längere Zeit leidend, zog ſich
die Gräfin mit ihrem Gatten nach Gries zurück,
Der Erbe des Hauſes.
Roman von Hermine Frankenſtein.
(15. Fortſetzung.)
„Wird er je wieder zu Verſtand kommen?“
war die Frage, welche Jasper Lowders Seele
bewegte. „Wird er im Stande ſein, nach Eng-
land in ſeiner Eigenſchaft als der Sohn des
Baronets zurückzukehren?
Der arme Guy lag in einem groben wolle-
nen Hemde Vicini’s auf dem Bette als dieſer
begleitet von Dr. Spezzo, einem geſchäftigen,
kleinen Italiener, zurückkehrte.
„Wen haben wir denn hier?“ rief der
Doctor, eilig ins Zimmer tretend. „Laßt mich
dieſen ſchiffbrüchigen Engländer ſehen. Macht
Platz, Paleſtro.“
Der Schreiber trat zur Seite und ſtellte
ſich am Fuße des Bettes auf, wo er ſowohl den
Kranken als ſeinen Frennd mit ſeltſam forſchen-
den Blicken betrachten konnte.
Der Doctor verbeugte ſich vor Lowder,
welcher ſich als Guy Treſſillian vorſtellte und
ihn beſchwor, das Leben ſeines armen Freundes
zu retten.
„Doctor Spezzo iſt der geſchickteſte Art in
ganz Sicilien,“ ſagte Frau Vicini ernſthaft. „Er
hat ein Haus in Palermo und ein Landgut un-
weit von hier. Wenn er für den armen jungen
Herrn nichts thun kann, ſo kann es Niemand.“
Der Doctor nickte bei dieſem Complimente
freundlich mit dem Kopfe, und ging dann an
ſein Geſchäft.
Er fühlte den Puls des Patienten, richtete
einige Fragen an Lowder und unterſuchte dann
Guy’s Wunde.
Sein Geſicht wurde ſehr ernſt, als er ſich
in dieſe Aufgabe vertiefte. Ein oder zweimal
ſchüttelte er traurig den Kopf. Die männliche
Schönheit ſeines Patienten, der edle Ausdruck
des einſt ſo heiteren, gutmüthigen Geſichtes
machten einen tiefen Eindruck auf ihn.
Eine kleine Weile herrſchte tiefes Still-
ſchweigen in dem Zimmer und die Zuſchauer
betrachteten den Doctor und den Kranken mit
gleichem Intereſſe. Vicini hielt das Licht mit
feſter Hand. Seine Frau murmelte Gebete zur
Mutter Gottes und zu ihrem Schutzpatron und
gelobte große Kerzen für beide Altare zu ſpenden,
wenn der arme, junge Engländer nur davon
käme. Lowder ſtarrte den Doctor an, als ob
dieſer die Entſcheidung über ſein Leben oder
ſeinen Tod in Händen hielte. Paleſtro ſchaute
zu wie Jemand, der ein Schauſpiel beobachtet.
Endlich hielt der Doctor mit der Sonde
in der Hand inne und ſchaute Lowder mit wohl-
wollenden Blickeu, in denen tiefe Traurigkeit
lag, an.
„Nun?“ fragte Lowder ungeduldig.
„Vicine ſagte mir, daß der junge Mann
Euer Secretär oder Diener iſt“, ſagte der
Doctor.
„Ja — ſo etwas dergleichen,“ entgegnete
Lowder unruhig.
„Dennoch ſeht Ihr wie Brüder aus,“ be-
merkte Doktor Spezzo etwas überraſcht. „Die
Aehnlichkeit iſt wunderbar! Der junge Mann
ſieht ſo vornehm aus wie ein Mylord! Und er
iſt nur ein gemietheter Diener — ein Geſell-
ſchafter — ſo etwas, nun gut! Hat er Freunde?“
Wieder zitterte Lowder. Was bedeutete dieſe
Frage, von einem Arzt geſtellt?
„Nein, er hat keine Freunde außer mir,“
antwortete er; ſein bleiches Geſicht über Guy’s
Kiſſen beugend.
„Keine Freunde! Armer Junge! Wenn er
Jemanden hätte, würde ich rathen, nach denſelben
zu ſchicken, da er aber Niemanden hat ..,“
Er hielt inne, ſchaute mitleidsvoll auf das
leichenblaſſe Geſicht auf dem Kiſſen, dann begann
erſtillſchweigend die furchtbare Wunde zu verbinden.
„Aber Ihr habt mir Eure Entſcheidung
noch nicht geſagt, Doktor,“ rief Lowder jetzt
aus. „Wie bald muß er ſterben?“
„Sterben? Ich habe nicht geſagt, daß er
ſterben wird,“ erklärte der Doktor, ſchonungslos
die goldenen Locken wegſchneidend, die um die
Wunde herumklebten und lange Streifen von
Pflaſter auf den entblößten Schädel legend. „Er
wird nicht ſterben, Signor!“
„Nicht ſterben!“ keuchte Lowder, aſchfahl
werdend.
Fortſetzung folgt.)
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