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Mährisches Tagblatt. Nr. 19, Olmütz, 24.01.1890.

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[Spaltenumbruch]

dert, sich den Carnevalsfreuden hinzugeben. Ca-
sino, Eislauf- und Radfahrerverein veranstalten
glänzende Unterhaltungen, die "Concordia" Theater
u. s. f. -- Das Leichenbegängniß des jüngst ver-
storbenen Dr. Kozanek bot unserem Gemeinde-
rathe (ausschließlich seiner deutschen Mitglieder,
welche zu den Berathungen nicht herbeigezogen
worden waren) wieder Gelegenheit sein Licht
leuchten zu lessen. Dagegen, daß eine Gemeinde-
vertretung die weitesten Kreise ladet, einem
Manne, der 30 Jahre hindurch ihr Mitglied
war, die letzte Ehre zu erweisen, läßt sich gewiß
nichts einwenden. Befremdend aber -- um einen
milden Ausdruck zu wählen -- muß es wirken,
wenn der Gemeinderath als selbstverständlich
voraussetzt, daß sich die hochw. Geistlichkeit, das
k. und k. Officierscorps, die k. k. Beamten, die
Lehrkörper der Mittel-, Bürger- und Volksschu-
len, die f. e. Beamten sich corporativ zu bethei-
ligen hätten, corporativ sich betheiligen würden;
befremdend, daß der Gemeinderath in jener ihm
selbstverständlichen Voraussetzung sogar eine Lei-
chenzugsordnung ausgearbeitet hat, in welcher
jeder dieser Corporationen der Platz, welchen sie
einzunehmen habe, angewiesen war. Die Pietät
für den Todten hieß Viele schweigen -- sie haben
sich dem Dictate gefügt; Viele fühlen aber das
Verletzende, wozu sich der Gemeinderath aus
Unverständniß oder Selbstüberhebung -- oder
aus beiden Ursachen -- veranlaßt fand, und
diese -- blieben zu Hause.




Locales und Provinzielles.


(In Audienz empfangen.)

Der Corps-
Commandant FML. Edler v. Krieghammer
wurde gestern von Sr. Majestät dem Kaiser in
Audienz empfangen.

(Oberst-Inhaber und Corpscommandant
FML. v. Krieghammer in Olmütz.)

Wie
wir erfahren wird der Commandant des 1. Corps
in Krakau Feldmarschall-Lieutenant Edmund
Edler v. Krieghammer,
welcher Anfangs
Jänner zum Oberst-Inhaber des 100. Inft-Regt.
ernannt wurde, am 26. oder 27. d. M. von
Wien, wo sich derselbe zum Besuche aufhält, in
Olmütz eintreffen und dem genannten Regimente
einen Besuch abstatten.

(Personales.)

Gestern traf hier der Ca-
vallerie-Brigadier, Herr Generalmajor Freiherr
v. Gagern ein um die hier stationirten Dra-
goner-Escadronen zu inspiciren. Heute begibt sich
derselbe von hier nach Prerau zur Inspection der
dortigen Cavallerie.

(Ordensverleihung.)

Wie der "Mähr.
schles. Corr." meldet, soll dem Finanz-Landes-
[Spaltenumbruch] Direttion in Brünn, Herrn Hofrathe Urbanek
der Leopolds-Orden verliehen worden sein.

(Das Leichenbegängniß Dr. Beda
Dudik's.)

Das Leichenbegängniß des verstorbe-
nen Landes-Historiographen und Ehrenabtes Dr.
Beda Dudik erfolgte am 20. d. M. in Rai-
gern in höchst feierlicher Weise. Früh fand in
der Klosterkirche, woselbst der Sarg mit der
Leiche aufgebahrt war, ein Gottesdienst statt, den
der Prälat B. Korczian celebrirte. Hierauf voll-
zog der Bischof Dr. Bauer, welcher mit dem
Canonicus Vojtiech und dem Secretär Herrn
Homolka eingetroffen war, die feierliche Einseg-
nung. Nun setzte sich der Leichenzug, an welchem
sich zahlreiche Lesevereine, Feuerwehren und Vete-
ranenvereine aus Raigern and Umgebung, sowie
ein überaus zahlreiches Publicum betheiligten,
nach dem Ortsfriedhofe in Bewegung. Der Lei-
chenfeier wohnte auch der Landeshauptmann Graf
Vetter von der Lilie bei, welcher gleichzeitig auch
Namens des Landes-Ausschusses dem Kloster das
Beileid über den Verlust eines so hervorragenden
Ordensmitgliedes ausdrückte. Ferner waren und
A. erschienen: Prälat Rambousek aus Brünn,
eine Abordnung der Stadtgemeinde Kojetein (dem
Geburtsorte Dudik's) unter Führung eines Bru-
ders des Dahingeschiedenen und Honoratioren
anderer Gemeinden. Eine große Anzahl von
Kränzen bedeckte den Sarg. Nach dem Vortrage
einiger Trauerchöre wurden die irdischen Reste
Dr. Dudik's zur ewigen Ruhe bestattet.

(Evangelischer Gottesdienst.)

Sonntag,
den 26. Jänner l. J. findet in der evangeli-
schen Capelle Gottesdienst statt.

(Militärisches.)

Zugetheilt wird der Genie-
direction in Agram der Oberlieutenant Felician
Krasel d. 1. GR. -- Transferirt werden: der
Regimentsarzt 2. Cl. Dr. Julius Schwarz vom
54. JR. zum 15. JR. (Ergänzungsbezirks-
Commando), der Oberarzt Dr. Josef Hamburger
vom Garnisonsspitale Nr. 16. in Budapest zum
54. JR., die Oberlieutenante Josef Seczan,
überc. im 1. GR., von der Geniedirection in
Agram zu der Geniedirection in Gorazda, und
Alexander Kuchinka, überc. im 1. GR., zugetheilt
der Geniedirection in Agram, in den Stand des
genannten Regts. -- Mit Wartegebühr wird be-
urlaubt der Lieutenant Wolfgang von Uechtritz
und Steinkirch des 100 JR. (auf ein Jahr,
Urlaubsort Olmütz.)

(Ernennungen.)

Der Ministerpräsident als
Leiter des Ministeriums des Innern hat den
Bezirkscommissär Adolpf Zopoth zum Regierungs-
secretär bei der Landesregierung in Troppau er-
nannt. -- Der ehemalige k. k. Bezirksgerichts-
Adjunct in Troppau und gegenwärtige Rathssecretär
beim k. k. Kreisgerichte in Ungarisch-Hradisch.




[Spaltenumbruch]

bekannt auch durch seine im Jahre 1826 heraus-
gegebene Vertheidigung der Echtheit des Mozart'-
schen Requiems gegen die Angriffe Gottfried
Weber's. Beethoven hielt sich jedoch nicht lange
dort auf und erwiederte, als Stadler mich ihm
vorstellte: "Ich habe ihn ja bereits gesehen."

Später besuchte ich Streicher in Baden und
traf in seiner Gesellschaft mit Beethoven auf der
Promenade zusammen. Bei dieser Gelegenheit war
es, wo Streicher Beethoven um die Erlaubniß
bat, mich zu ihm zu führen und ihm eine meiner
Compositionen vorlegen zu dürfen.

Dies wurde freundlich zugestanden und bei
meinem alsbald erfolgten Besuche, dessen auch
Schindler in seiner Biographie Beethoven's (Aus-
gabe v. J. 1860 S. 177) erwähnt, hatte ich
mich einer äußerst gütigen, mich in hohem Grade
entzückenden Aufnahme zu erfreuen. Beethoven las
die von mir mitgebrachte Klaviersonate in A moll ge-
nau durch, änderte daran eigenhändig einige Takte
und stellte sie mir dann unter aufmunternden Worten
und mehrfachen Aeußerungen seiner Zufriedenheit
zurück.

Außerdem sah ich Beethoven auch noch bei
den Proben zu der im Kärntnerthor-Theater ver-
anstalteten Aufführung der IX. Symphonie,
wobei die Damen Sontag und Unger, dann die
Herren Haitzinger und Seipelt die Solopartien
sangen. Beethoven's Einwirkung auf die Proben
war übrigens wegen seines damals schon weit
vorgeschrittenen Gehörleidens nur störend. Die
Aufführung selbst, unter der Direction Seyfried's,
fand am 7. Mai 1824 mit außerordentlichem
Beifall statt.


[Spaltenumbruch]

Leider war es mir bald darauf beschieden,
die Nachricht von dem am 26. März 1827 ein-
getretenen Ableben des noch nicht 57jährigen
Tonheros zu vernehmen und Theilnehmer des
seiner Leiche folgenden, höchst großartigen Zuges
zu sein. Die Anordnungen zu demselben wurden
von seinen Freunden Stefan v. Breuning und
Anton Schindler getroffen; den musikalischen
Theil besorgte der Musikalienhändler und Verleger
Tobias Haslinger. Die Beerdigung fand am
29. März Nachmittags statt. Der Bahre folgten
zunächst der Bruder Johann van Beethoven nebst
seinem Schwager, einem Wiener Bäckermeister;
an diesen schloß sich Breuning mit seinem Sohn
und Schindler als Leidtragende an. Das Bahr-
tuch trugen zur Rechten die Kapellmeister Hum-
mel, Seyfried und Kreutzer, zur Linken die Ka-
pellmeister Weigl, Gyrowetz, Gänsbacher und
Würfel. Wohl gegen zwanzigtausend Menschen
stark mag der Zug von der Wohnung des gro-
ßen Todten bis zur Pfarrkirche in der Alservor-
stadt, wo die Einsegnung erfolgte, gewesen sein.
Das Grab des großen Todten auf dem Wäh-
ringer Kirchhofe, ganz in dessen Nähe später
Franz Schubert seine letzte Ruhestätte fand,
schmückt ein Stein in Pyramidenform mit der
Inschrift:

"Beethoven."


("Neues Pester Journal".)



[Spaltenumbruch]

Herr Carl Simonis wurde zum Leiter des dortigen
städt. deleg. Bezirksgerichtes ernannt.

(Zur Marchregulirung.)

Mit dem Be-
schlusse vom 31. October 1889 hat der mähr.
Landtag dem Landesausschusse aufgetragen, für
eine gründliche Regulirung des Marchflusses,
unabhängeg von der projectirten Anlage des
Donau-Oder-, beziehungsweise Donau-March-
Elbe-Schifffahrts-Canales die erforderlichen Pro-
jecte mit aller nur möglichen Beschleunigung zu
beschaffen, beziehungsweise die bereits vorhandenen
diesfälligen Projecte in geeigneter Weise ergänzen
und vervollständigen zu lassen, und die Projecte
sodann dem Landtage in seiner nächsten Session
mit den betreffenden Anträgen wegen Durchfüh-
rung dieser Regulirung vorzulegen. In Ausfüh-
rung dieses Landtagsbeschlusses hat der Landes-
ausschuß die nöthigen technischen Erhebungen und
Aufnahmen getroffen, zugleich aber zur Gewin-
nung einer allgemeinen Orientirung über die
gegenwärtig bestehenden Flußverhältnisse, dann
zu dem Zwecke, um durch unmittelbaren Verkehr
mit den Interessenten an dieser Flußregulirung
deren Bedürfnisse, Wünsche und Ansichten hierü-
ber kennen zu lernen, noch vor Beginn der
technischen Arbeiten eine allgemeine Reambuli-
rung der zur Regulirung in Aussicht genom-
menen Flußstrecke von Morawitschan abwärts
bis zum Gödinger Mühlwehr angeordnet. Diese
Reambulirung wird zunächst in der etwa 110 Ki-
lometer langen Strecke Kremsier -- Göding
in der Zeit vom 22. bis 29. d. M. vorgenom-
men werden, und sind mit der Vornahme der-
selben der Landesausschuß-Beisitzer Dr. Hugo
Ritter v. Manner und der Landesbaurath Theod.
Nosek, unter Zuziehung des mit der Leitung der
technischen Aufnahmsbarbeiten dieser Strecke be-
auftragten Sections-Ingenienrs Josef Wolfschütz
betraut. Diese Verhandlung wird zunächst bezüg-
lich der Gemeindegebiete zwischen Kremsier und
Napagedl im städtischen Rathhause in Kremsier
am 22. Jänner 1890 um 9 Uhr Vormittags,
bezüglich der Gemeindegebiete zwischen Spittinau
und Chilitz im städt. Rathhause zu U.-Hradisch
am 24. Jänner 1899 um 9 Uhr Vormittags,
bezüglich der Gemeindegebiete zwischen U.-Ostra
und Rohatetz am Nordbahnhofe in Bisenz--Pisek
am 27. Jänner 1890 um 9 Uhr Vormittags
damit beginnen, daß den Interessenten die allge-
meinen Aufgaben der geplanten Regulirung, die
General-Situation des Flusses und der in Aus-
sicht genommenen neuen Flußlinien (Durchstiche),
sowie die an den Stauwerken geplanten Vorkeh-
rungen erläutert werden. Hierauf wird die be-
treffende Flußstrecke mit den Interessenten began-
gen, und werden selbe ersucht werden, ihre Ansichten
und Wünsche in diesen Angelegenheiten auszu-
sprechen. Svmit tritt die Frage der Marchregu-
lirung in ein neues Stadinm, in ein Stadium,
welches diese Angelegenheit der Verwirklichung
um ein Bedeutendes näher bringt.

(Von der evangelischen Pfarrgemeinde
Olmütz-Mähr.-Schönberg.)

Am 16. Februar
l. J. wird in der evangelischen Kirchengemeinde
eine Gemeinde-Versammlung zur Prüfung
der Jahresrechnung abgehalten werden. -- Die
Jahresversammlung
des Olmützer Orts-
vereines der Gustav Adolf-Stiftung

ist für den 25. Mai l. J. anberaumt worden.

(Todesfall.)

Am 21. l. M. ist in Müglitz
die Apothekerswittwe Frau Sofie Barton im
Alter von 36 Jahren nach längerem Leiden ver-
schieden.

(Der Ball der Einjährig-Freiwilligen),

zu welchem bereits die Einladungen versendet
wurden, findet am 6. Februar l. J. im Saale
des Officiers-Casinos statt. Dieses Elite-Ballfest,
das zweite große Ballfest der Carnevalssaison,
wird sich voraussichtlich glänzend gestalten und
ist das Comite bereits eifrig bestrebt alle Vor-
bereitungen für dieses Ballfest zu treffen. Eine
besondere Ueberraschung bei diesem Balle werden
für die Damenwelt die geschmackvollen und ele-
ganten Damenspenden bilden, welche in einem
Wiener Atelier angefertigt werden. Wir wünschen
den Arrangeuren dieses Balles den besten Erfolg.

(Das Eisfest -- verschoben.)

"Es wär'
zu schön gewesen, es hat nicht sollen sein!" So
rufen heute die Mitglieder des Eislaufvereines
aus, welche sich bereits für das am nächsten
Sonntag angesagt gewesene große Eisfest gerüstet
hatten. Das Eisfest wurde bei dem Umstande,
daß eine Aenderung in dem gegenwärtig herr-

[Spaltenumbruch]

dert, ſich den Carnevalsfreuden hinzugeben. Ca-
ſino, Eislauf- und Radfahrerverein veranſtalten
glänzende Unterhaltungen, die „Concordia“ Theater
u. ſ. f. — Das Leichenbegängniß des jüngſt ver-
ſtorbenen Dr. Kozanek bot unſerem Gemeinde-
rathe (ausſchließlich ſeiner deutſchen Mitglieder,
welche zu den Berathungen nicht herbeigezogen
worden waren) wieder Gelegenheit ſein Licht
leuchten zu leſſen. Dagegen, daß eine Gemeinde-
vertretung die weiteſten Kreiſe ladet, einem
Manne, der 30 Jahre hindurch ihr Mitglied
war, die letzte Ehre zu erweiſen, läßt ſich gewiß
nichts einwenden. Befremdend aber — um einen
milden Ausdruck zu wählen — muß es wirken,
wenn der Gemeinderath als ſelbſtverſtändlich
vorausſetzt, daß ſich die hochw. Geiſtlichkeit, das
k. und k. Officierscorps, die k. k. Beamten, die
Lehrkörper der Mittel-, Bürger- und Volksſchu-
len, die f. e. Beamten ſich corporativ zu bethei-
ligen hätten, corporativ ſich betheiligen würden;
befremdend, daß der Gemeinderath in jener ihm
ſelbſtverſtändlichen Vorausſetzung ſogar eine Lei-
chenzugsordnung ausgearbeitet hat, in welcher
jeder dieſer Corporationen der Platz, welchen ſie
einzunehmen habe, angewieſen war. Die Pietät
für den Todten hieß Viele ſchweigen — ſie haben
ſich dem Dictate gefügt; Viele fühlen aber das
Verletzende, wozu ſich der Gemeinderath aus
Unverſtändniß oder Selbſtüberhebung — oder
aus beiden Urſachen — veranlaßt fand, und
dieſe — blieben zu Hauſe.




Locales und Provinzielles.


(In Audienz empfangen.)

Der Corps-
Commandant FML. Edler v. Krieghammer
wurde geſtern von Sr. Majeſtät dem Kaiſer in
Audienz empfangen.

(Oberſt-Inhaber und Corpscommandant
FML. v. Krieghammer in Olmütz.)

Wie
wir erfahren wird der Commandant des 1. Corps
in Krakau Feldmarſchall-Lieutenant Edmund
Edler v. Krieghammer,
welcher Anfangs
Jänner zum Oberſt-Inhaber des 100. Inft-Regt.
ernannt wurde, am 26. oder 27. d. M. von
Wien, wo ſich derſelbe zum Beſuche aufhält, in
Olmütz eintreffen und dem genannten Regimente
einen Beſuch abſtatten.

(Perſonales.)

Geſtern traf hier der Ca-
vallerie-Brigadier, Herr Generalmajor Freiherr
v. Gagern ein um die hier ſtationirten Dra-
goner-Escadronen zu inſpiciren. Heute begibt ſich
derſelbe von hier nach Prerau zur Inſpection der
dortigen Cavallerie.

(Ordensverleihung.)

Wie der „Mähr.
ſchleſ. Corr.“ meldet, ſoll dem Finanz-Landes-
[Spaltenumbruch] Direttion in Brünn, Herrn Hofrathe Urbanek
der Leopolds-Orden verliehen worden ſein.

(Das Leichenbegängniß Dr. Beda
Dudik’s.)

Das Leichenbegängniß des verſtorbe-
nen Landes-Hiſtoriographen und Ehrenabtes Dr.
Beda Dudik erfolgte am 20. d. M. in Rai-
gern in höchſt feierlicher Weiſe. Früh fand in
der Kloſterkirche, woſelbſt der Sarg mit der
Leiche aufgebahrt war, ein Gottesdienſt ſtatt, den
der Prälat B. Korczian celebrirte. Hierauf voll-
zog der Biſchof Dr. Bauer, welcher mit dem
Canonicus Vojtiech und dem Secretär Herrn
Homolka eingetroffen war, die feierliche Einſeg-
nung. Nun ſetzte ſich der Leichenzug, an welchem
ſich zahlreiche Leſevereine, Feuerwehren und Vete-
ranenvereine aus Raigern and Umgebung, ſowie
ein überaus zahlreiches Publicum betheiligten,
nach dem Ortsfriedhofe in Bewegung. Der Lei-
chenfeier wohnte auch der Landeshauptmann Graf
Vetter von der Lilie bei, welcher gleichzeitig auch
Namens des Landes-Ausſchuſſes dem Kloſter das
Beileid über den Verluſt eines ſo hervorragenden
Ordensmitgliedes ausdrückte. Ferner waren und
A. erſchienen: Prälat Rambouſek aus Brünn,
eine Abordnung der Stadtgemeinde Kojetein (dem
Geburtsorte Dudik’s) unter Führung eines Bru-
ders des Dahingeſchiedenen und Honoratioren
anderer Gemeinden. Eine große Anzahl von
Kränzen bedeckte den Sarg. Nach dem Vortrage
einiger Trauerchöre wurden die irdiſchen Reſte
Dr. Dudik’s zur ewigen Ruhe beſtattet.

(Evangeliſcher Gottesdienſt.)

Sonntag,
den 26. Jänner l. J. findet in der evangeli-
ſchen Capelle Gottesdienſt ſtatt.

(Militäriſches.)

Zugetheilt wird der Genie-
direction in Agram der Oberlieutenant Felician
Kraſel d. 1. GR. — Transferirt werden: der
Regimentsarzt 2. Cl. Dr. Julius Schwarz vom
54. JR. zum 15. JR. (Ergänzungsbezirks-
Commando), der Oberarzt Dr. Joſef Hamburger
vom Garniſonsſpitale Nr. 16. in Budapeſt zum
54. JR., die Oberlieutenante Joſef Seczan,
überc. im 1. GR., von der Geniedirection in
Agram zu der Geniedirection in Gorazda, und
Alexander Kuchinka, überc. im 1. GR., zugetheilt
der Geniedirection in Agram, in den Stand des
genannten Regts. — Mit Wartegebühr wird be-
urlaubt der Lieutenant Wolfgang von Uechtritz
und Steinkirch des 100 JR. (auf ein Jahr,
Urlaubsort Olmütz.)

(Ernennungen.)

Der Miniſterpräſident als
Leiter des Miniſteriums des Innern hat den
Bezirkscommiſſär Adolpf Zopoth zum Regierungs-
ſecretär bei der Landesregierung in Troppau er-
nannt. — Der ehemalige k. k. Bezirksgerichts-
Adjunct in Troppau und gegenwärtige Rathsſecretär
beim k. k. Kreisgerichte in Ungariſch-Hradiſch.




[Spaltenumbruch]

bekannt auch durch ſeine im Jahre 1826 heraus-
gegebene Vertheidigung der Echtheit des Mozart’-
ſchen Requiems gegen die Angriffe Gottfried
Weber’s. Beethoven hielt ſich jedoch nicht lange
dort auf und erwiederte, als Stadler mich ihm
vorſtellte: „Ich habe ihn ja bereits geſehen.“

Später beſuchte ich Streicher in Baden und
traf in ſeiner Geſellſchaft mit Beethoven auf der
Promenade zuſammen. Bei dieſer Gelegenheit war
es, wo Streicher Beethoven um die Erlaubniß
bat, mich zu ihm zu führen und ihm eine meiner
Compoſitionen vorlegen zu dürfen.

Dies wurde freundlich zugeſtanden und bei
meinem alsbald erfolgten Beſuche, deſſen auch
Schindler in ſeiner Biographie Beethoven’s (Aus-
gabe v. J. 1860 S. 177) erwähnt, hatte ich
mich einer äußerſt gütigen, mich in hohem Grade
entzückenden Aufnahme zu erfreuen. Beethoven las
die von mir mitgebrachte Klavierſonate in A moll ge-
nau durch, änderte daran eigenhändig einige Takte
und ſtellte ſie mir dann unter aufmunternden Worten
und mehrfachen Aeußerungen ſeiner Zufriedenheit
zurück.

Außerdem ſah ich Beethoven auch noch bei
den Proben zu der im Kärntnerthor-Theater ver-
anſtalteten Aufführung der IX. Symphonie,
wobei die Damen Sontag und Unger, dann die
Herren Haitzinger und Seipelt die Solopartien
ſangen. Beethoven’s Einwirkung auf die Proben
war übrigens wegen ſeines damals ſchon weit
vorgeſchrittenen Gehörleidens nur ſtörend. Die
Aufführung ſelbſt, unter der Direction Seyfried’s,
fand am 7. Mai 1824 mit außerordentlichem
Beifall ſtatt.


[Spaltenumbruch]

Leider war es mir bald darauf beſchieden,
die Nachricht von dem am 26. März 1827 ein-
getretenen Ableben des noch nicht 57jährigen
Tonheros zu vernehmen und Theilnehmer des
ſeiner Leiche folgenden, höchſt großartigen Zuges
zu ſein. Die Anordnungen zu demſelben wurden
von ſeinen Freunden Stefan v. Breuning und
Anton Schindler getroffen; den muſikaliſchen
Theil beſorgte der Muſikalienhändler und Verleger
Tobias Haslinger. Die Beerdigung fand am
29. März Nachmittags ſtatt. Der Bahre folgten
zunächſt der Bruder Johann van Beethoven nebſt
ſeinem Schwager, einem Wiener Bäckermeiſter;
an dieſen ſchloß ſich Breuning mit ſeinem Sohn
und Schindler als Leidtragende an. Das Bahr-
tuch trugen zur Rechten die Kapellmeiſter Hum-
mel, Seyfried und Kreutzer, zur Linken die Ka-
pellmeiſter Weigl, Gyrowetz, Gänsbacher und
Würfel. Wohl gegen zwanzigtauſend Menſchen
ſtark mag der Zug von der Wohnung des gro-
ßen Todten bis zur Pfarrkirche in der Alſervor-
ſtadt, wo die Einſegnung erfolgte, geweſen ſein.
Das Grab des großen Todten auf dem Wäh-
ringer Kirchhofe, ganz in deſſen Nähe ſpäter
Franz Schubert ſeine letzte Ruheſtätte fand,
ſchmückt ein Stein in Pyramidenform mit der
Inſchrift:

„Beethoven.“


(„Neues Peſter Journal“.)



[Spaltenumbruch]

Herr Carl Simonis wurde zum Leiter des dortigen
ſtädt. deleg. Bezirksgerichtes ernannt.

(Zur Marchregulirung.)

Mit dem Be-
ſchluſſe vom 31. October 1889 hat der mähr.
Landtag dem Landesausſchuſſe aufgetragen, für
eine gründliche Regulirung des Marchfluſſes,
unabhängeg von der projectirten Anlage des
Donau-Oder-, beziehungsweiſe Donau-March-
Elbe-Schifffahrts-Canales die erforderlichen Pro-
jecte mit aller nur möglichen Beſchleunigung zu
beſchaffen, beziehungsweiſe die bereits vorhandenen
diesfälligen Projecte in geeigneter Weiſe ergänzen
und vervollſtändigen zu laſſen, und die Projecte
ſodann dem Landtage in ſeiner nächſten Seſſion
mit den betreffenden Anträgen wegen Durchfüh-
rung dieſer Regulirung vorzulegen. In Ausfüh-
rung dieſes Landtagsbeſchluſſes hat der Landes-
ausſchuß die nöthigen techniſchen Erhebungen und
Aufnahmen getroffen, zugleich aber zur Gewin-
nung einer allgemeinen Orientirung über die
gegenwärtig beſtehenden Flußverhältniſſe, dann
zu dem Zwecke, um durch unmittelbaren Verkehr
mit den Intereſſenten an dieſer Flußregulirung
deren Bedürfniſſe, Wünſche und Anſichten hierü-
ber kennen zu lernen, noch vor Beginn der
techniſchen Arbeiten eine allgemeine Reambuli-
rung der zur Regulirung in Ausſicht genom-
menen Flußſtrecke von Morawitſchan abwärts
bis zum Gödinger Mühlwehr angeordnet. Dieſe
Reambulirung wird zunächſt in der etwa 110 Ki-
lometer langen Strecke Kremſier — Göding
in der Zeit vom 22. bis 29. d. M. vorgenom-
men werden, und ſind mit der Vornahme der-
ſelben der Landesausſchuß-Beiſitzer Dr. Hugo
Ritter v. Manner und der Landesbaurath Theod.
Noſek, unter Zuziehung des mit der Leitung der
techniſchen Aufnahmsbarbeiten dieſer Strecke be-
auftragten Sections-Ingenienrs Joſef Wolfſchütz
betraut. Dieſe Verhandlung wird zunächſt bezüg-
lich der Gemeindegebiete zwiſchen Kremſier und
Napagedl im ſtädtiſchen Rathhauſe in Kremſier
am 22. Jänner 1890 um 9 Uhr Vormittags,
bezüglich der Gemeindegebiete zwiſchen Spittinau
und Chilitz im ſtädt. Rathhauſe zu U.-Hradiſch
am 24. Jänner 1899 um 9 Uhr Vormittags,
bezüglich der Gemeindegebiete zwiſchen U.-Oſtra
und Rohatetz am Nordbahnhofe in Biſenz—Piſek
am 27. Jänner 1890 um 9 Uhr Vormittags
damit beginnen, daß den Intereſſenten die allge-
meinen Aufgaben der geplanten Regulirung, die
General-Situation des Fluſſes und der in Aus-
ſicht genommenen neuen Flußlinien (Durchſtiche),
ſowie die an den Stauwerken geplanten Vorkeh-
rungen erläutert werden. Hierauf wird die be-
treffende Flußſtrecke mit den Intereſſenten began-
gen, und werden ſelbe erſucht werden, ihre Anſichten
und Wünſche in dieſen Angelegenheiten auszu-
ſprechen. Svmit tritt die Frage der Marchregu-
lirung in ein neues Stadinm, in ein Stadium,
welches dieſe Angelegenheit der Verwirklichung
um ein Bedeutendes näher bringt.

(Von der evangeliſchen Pfarrgemeinde
Olmütz-Mähr.-Schönberg.)

Am 16. Februar
l. J. wird in der evangeliſchen Kirchengemeinde
eine Gemeinde-Verſammlung zur Prüfung
der Jahresrechnung abgehalten werden. — Die
Jahresverſammlung
des Olmützer Orts-
vereines der Guſtav Adolf-Stiftung

iſt für den 25. Mai l. J. anberaumt worden.

(Todesfall.)

Am 21. l. M. iſt in Müglitz
die Apothekerswittwe Frau Sofie Barton im
Alter von 36 Jahren nach längerem Leiden ver-
ſchieden.

(Der Ball der Einjährig-Freiwilligen),

zu welchem bereits die Einladungen verſendet
wurden, findet am 6. Februar l. J. im Saale
des Officiers-Caſinos ſtatt. Dieſes Elite-Ballfeſt,
das zweite große Ballfeſt der Carnevalsſaiſon,
wird ſich vorausſichtlich glänzend geſtalten und
iſt das Comité bereits eifrig beſtrebt alle Vor-
bereitungen für dieſes Ballfeſt zu treffen. Eine
beſondere Ueberraſchung bei dieſem Balle werden
für die Damenwelt die geſchmackvollen und ele-
ganten Damenſpenden bilden, welche in einem
Wiener Atelier angefertigt werden. Wir wünſchen
den Arrangeuren dieſes Balles den beſten Erfolg.

(Das Eisfeſt — verſchoben.)

„Es wär’
zu ſchön geweſen, es hat nicht ſollen ſein!“ So
rufen heute die Mitglieder des Eislaufvereines
aus, welche ſich bereits für das am nächſten
Sonntag angeſagt geweſene große Eisfeſt gerüſtet
hatten. Das Eisfeſt wurde bei dem Umſtande,
daß eine Aenderung in dem gegenwärtig herr-

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</TEI>
[[4]/0004] dert, ſich den Carnevalsfreuden hinzugeben. Ca- ſino, Eislauf- und Radfahrerverein veranſtalten glänzende Unterhaltungen, die „Concordia“ Theater u. ſ. f. — Das Leichenbegängniß des jüngſt ver- ſtorbenen Dr. Kozanek bot unſerem Gemeinde- rathe (ausſchließlich ſeiner deutſchen Mitglieder, welche zu den Berathungen nicht herbeigezogen worden waren) wieder Gelegenheit ſein Licht leuchten zu leſſen. Dagegen, daß eine Gemeinde- vertretung die weiteſten Kreiſe ladet, einem Manne, der 30 Jahre hindurch ihr Mitglied war, die letzte Ehre zu erweiſen, läßt ſich gewiß nichts einwenden. Befremdend aber — um einen milden Ausdruck zu wählen — muß es wirken, wenn der Gemeinderath als ſelbſtverſtändlich vorausſetzt, daß ſich die hochw. Geiſtlichkeit, das k. und k. Officierscorps, die k. k. Beamten, die Lehrkörper der Mittel-, Bürger- und Volksſchu- len, die f. e. Beamten ſich corporativ zu bethei- ligen hätten, corporativ ſich betheiligen würden; befremdend, daß der Gemeinderath in jener ihm ſelbſtverſtändlichen Vorausſetzung ſogar eine Lei- chenzugsordnung ausgearbeitet hat, in welcher jeder dieſer Corporationen der Platz, welchen ſie einzunehmen habe, angewieſen war. Die Pietät für den Todten hieß Viele ſchweigen — ſie haben ſich dem Dictate gefügt; Viele fühlen aber das Verletzende, wozu ſich der Gemeinderath aus Unverſtändniß oder Selbſtüberhebung — oder aus beiden Urſachen — veranlaßt fand, und dieſe — blieben zu Hauſe. Locales und Provinzielles. Olmütz, 24. Jänner. (In Audienz empfangen.) Der Corps- Commandant FML. Edler v. Krieghammer wurde geſtern von Sr. Majeſtät dem Kaiſer in Audienz empfangen. (Oberſt-Inhaber und Corpscommandant FML. v. Krieghammer in Olmütz.) Wie wir erfahren wird der Commandant des 1. Corps in Krakau Feldmarſchall-Lieutenant Edmund Edler v. Krieghammer, welcher Anfangs Jänner zum Oberſt-Inhaber des 100. Inft-Regt. ernannt wurde, am 26. oder 27. d. M. von Wien, wo ſich derſelbe zum Beſuche aufhält, in Olmütz eintreffen und dem genannten Regimente einen Beſuch abſtatten. (Perſonales.) Geſtern traf hier der Ca- vallerie-Brigadier, Herr Generalmajor Freiherr v. Gagern ein um die hier ſtationirten Dra- goner-Escadronen zu inſpiciren. Heute begibt ſich derſelbe von hier nach Prerau zur Inſpection der dortigen Cavallerie. (Ordensverleihung.) Wie der „Mähr. ſchleſ. Corr.“ meldet, ſoll dem Finanz-Landes- Direttion in Brünn, Herrn Hofrathe Urbanek der Leopolds-Orden verliehen worden ſein. (Das Leichenbegängniß Dr. Beda Dudik’s.) Das Leichenbegängniß des verſtorbe- nen Landes-Hiſtoriographen und Ehrenabtes Dr. Beda Dudik erfolgte am 20. d. M. in Rai- gern in höchſt feierlicher Weiſe. Früh fand in der Kloſterkirche, woſelbſt der Sarg mit der Leiche aufgebahrt war, ein Gottesdienſt ſtatt, den der Prälat B. Korczian celebrirte. Hierauf voll- zog der Biſchof Dr. Bauer, welcher mit dem Canonicus Vojtiech und dem Secretär Herrn Homolka eingetroffen war, die feierliche Einſeg- nung. Nun ſetzte ſich der Leichenzug, an welchem ſich zahlreiche Leſevereine, Feuerwehren und Vete- ranenvereine aus Raigern and Umgebung, ſowie ein überaus zahlreiches Publicum betheiligten, nach dem Ortsfriedhofe in Bewegung. Der Lei- chenfeier wohnte auch der Landeshauptmann Graf Vetter von der Lilie bei, welcher gleichzeitig auch Namens des Landes-Ausſchuſſes dem Kloſter das Beileid über den Verluſt eines ſo hervorragenden Ordensmitgliedes ausdrückte. Ferner waren und A. erſchienen: Prälat Rambouſek aus Brünn, eine Abordnung der Stadtgemeinde Kojetein (dem Geburtsorte Dudik’s) unter Führung eines Bru- ders des Dahingeſchiedenen und Honoratioren anderer Gemeinden. Eine große Anzahl von Kränzen bedeckte den Sarg. Nach dem Vortrage einiger Trauerchöre wurden die irdiſchen Reſte Dr. Dudik’s zur ewigen Ruhe beſtattet. (Evangeliſcher Gottesdienſt.) Sonntag, den 26. Jänner l. J. findet in der evangeli- ſchen Capelle Gottesdienſt ſtatt. (Militäriſches.) Zugetheilt wird der Genie- direction in Agram der Oberlieutenant Felician Kraſel d. 1. GR. — Transferirt werden: der Regimentsarzt 2. Cl. Dr. Julius Schwarz vom 54. JR. zum 15. JR. (Ergänzungsbezirks- Commando), der Oberarzt Dr. Joſef Hamburger vom Garniſonsſpitale Nr. 16. in Budapeſt zum 54. JR., die Oberlieutenante Joſef Seczan, überc. im 1. GR., von der Geniedirection in Agram zu der Geniedirection in Gorazda, und Alexander Kuchinka, überc. im 1. GR., zugetheilt der Geniedirection in Agram, in den Stand des genannten Regts. — Mit Wartegebühr wird be- urlaubt der Lieutenant Wolfgang von Uechtritz und Steinkirch des 100 JR. (auf ein Jahr, Urlaubsort Olmütz.) (Ernennungen.) Der Miniſterpräſident als Leiter des Miniſteriums des Innern hat den Bezirkscommiſſär Adolpf Zopoth zum Regierungs- ſecretär bei der Landesregierung in Troppau er- nannt. — Der ehemalige k. k. Bezirksgerichts- Adjunct in Troppau und gegenwärtige Rathsſecretär beim k. k. Kreisgerichte in Ungariſch-Hradiſch. bekannt auch durch ſeine im Jahre 1826 heraus- gegebene Vertheidigung der Echtheit des Mozart’- ſchen Requiems gegen die Angriffe Gottfried Weber’s. Beethoven hielt ſich jedoch nicht lange dort auf und erwiederte, als Stadler mich ihm vorſtellte: „Ich habe ihn ja bereits geſehen.“ Später beſuchte ich Streicher in Baden und traf in ſeiner Geſellſchaft mit Beethoven auf der Promenade zuſammen. Bei dieſer Gelegenheit war es, wo Streicher Beethoven um die Erlaubniß bat, mich zu ihm zu führen und ihm eine meiner Compoſitionen vorlegen zu dürfen. Dies wurde freundlich zugeſtanden und bei meinem alsbald erfolgten Beſuche, deſſen auch Schindler in ſeiner Biographie Beethoven’s (Aus- gabe v. J. 1860 S. 177) erwähnt, hatte ich mich einer äußerſt gütigen, mich in hohem Grade entzückenden Aufnahme zu erfreuen. Beethoven las die von mir mitgebrachte Klavierſonate in A moll ge- nau durch, änderte daran eigenhändig einige Takte und ſtellte ſie mir dann unter aufmunternden Worten und mehrfachen Aeußerungen ſeiner Zufriedenheit zurück. Außerdem ſah ich Beethoven auch noch bei den Proben zu der im Kärntnerthor-Theater ver- anſtalteten Aufführung der IX. Symphonie, wobei die Damen Sontag und Unger, dann die Herren Haitzinger und Seipelt die Solopartien ſangen. Beethoven’s Einwirkung auf die Proben war übrigens wegen ſeines damals ſchon weit vorgeſchrittenen Gehörleidens nur ſtörend. Die Aufführung ſelbſt, unter der Direction Seyfried’s, fand am 7. Mai 1824 mit außerordentlichem Beifall ſtatt. Leider war es mir bald darauf beſchieden, die Nachricht von dem am 26. März 1827 ein- getretenen Ableben des noch nicht 57jährigen Tonheros zu vernehmen und Theilnehmer des ſeiner Leiche folgenden, höchſt großartigen Zuges zu ſein. Die Anordnungen zu demſelben wurden von ſeinen Freunden Stefan v. Breuning und Anton Schindler getroffen; den muſikaliſchen Theil beſorgte der Muſikalienhändler und Verleger Tobias Haslinger. Die Beerdigung fand am 29. März Nachmittags ſtatt. Der Bahre folgten zunächſt der Bruder Johann van Beethoven nebſt ſeinem Schwager, einem Wiener Bäckermeiſter; an dieſen ſchloß ſich Breuning mit ſeinem Sohn und Schindler als Leidtragende an. Das Bahr- tuch trugen zur Rechten die Kapellmeiſter Hum- mel, Seyfried und Kreutzer, zur Linken die Ka- pellmeiſter Weigl, Gyrowetz, Gänsbacher und Würfel. Wohl gegen zwanzigtauſend Menſchen ſtark mag der Zug von der Wohnung des gro- ßen Todten bis zur Pfarrkirche in der Alſervor- ſtadt, wo die Einſegnung erfolgte, geweſen ſein. Das Grab des großen Todten auf dem Wäh- ringer Kirchhofe, ganz in deſſen Nähe ſpäter Franz Schubert ſeine letzte Ruheſtätte fand, ſchmückt ein Stein in Pyramidenform mit der Inſchrift: „Beethoven.“ („Neues Peſter Journal“.) Herr Carl Simonis wurde zum Leiter des dortigen ſtädt. deleg. Bezirksgerichtes ernannt. (Zur Marchregulirung.) Mit dem Be- ſchluſſe vom 31. October 1889 hat der mähr. Landtag dem Landesausſchuſſe aufgetragen, für eine gründliche Regulirung des Marchfluſſes, unabhängeg von der projectirten Anlage des Donau-Oder-, beziehungsweiſe Donau-March- Elbe-Schifffahrts-Canales die erforderlichen Pro- jecte mit aller nur möglichen Beſchleunigung zu beſchaffen, beziehungsweiſe die bereits vorhandenen diesfälligen Projecte in geeigneter Weiſe ergänzen und vervollſtändigen zu laſſen, und die Projecte ſodann dem Landtage in ſeiner nächſten Seſſion mit den betreffenden Anträgen wegen Durchfüh- rung dieſer Regulirung vorzulegen. In Ausfüh- rung dieſes Landtagsbeſchluſſes hat der Landes- ausſchuß die nöthigen techniſchen Erhebungen und Aufnahmen getroffen, zugleich aber zur Gewin- nung einer allgemeinen Orientirung über die gegenwärtig beſtehenden Flußverhältniſſe, dann zu dem Zwecke, um durch unmittelbaren Verkehr mit den Intereſſenten an dieſer Flußregulirung deren Bedürfniſſe, Wünſche und Anſichten hierü- ber kennen zu lernen, noch vor Beginn der techniſchen Arbeiten eine allgemeine Reambuli- rung der zur Regulirung in Ausſicht genom- menen Flußſtrecke von Morawitſchan abwärts bis zum Gödinger Mühlwehr angeordnet. Dieſe Reambulirung wird zunächſt in der etwa 110 Ki- lometer langen Strecke Kremſier — Göding in der Zeit vom 22. bis 29. d. M. vorgenom- men werden, und ſind mit der Vornahme der- ſelben der Landesausſchuß-Beiſitzer Dr. Hugo Ritter v. Manner und der Landesbaurath Theod. Noſek, unter Zuziehung des mit der Leitung der techniſchen Aufnahmsbarbeiten dieſer Strecke be- auftragten Sections-Ingenienrs Joſef Wolfſchütz betraut. Dieſe Verhandlung wird zunächſt bezüg- lich der Gemeindegebiete zwiſchen Kremſier und Napagedl im ſtädtiſchen Rathhauſe in Kremſier am 22. Jänner 1890 um 9 Uhr Vormittags, bezüglich der Gemeindegebiete zwiſchen Spittinau und Chilitz im ſtädt. Rathhauſe zu U.-Hradiſch am 24. Jänner 1899 um 9 Uhr Vormittags, bezüglich der Gemeindegebiete zwiſchen U.-Oſtra und Rohatetz am Nordbahnhofe in Biſenz—Piſek am 27. Jänner 1890 um 9 Uhr Vormittags damit beginnen, daß den Intereſſenten die allge- meinen Aufgaben der geplanten Regulirung, die General-Situation des Fluſſes und der in Aus- ſicht genommenen neuen Flußlinien (Durchſtiche), ſowie die an den Stauwerken geplanten Vorkeh- rungen erläutert werden. Hierauf wird die be- treffende Flußſtrecke mit den Intereſſenten began- gen, und werden ſelbe erſucht werden, ihre Anſichten und Wünſche in dieſen Angelegenheiten auszu- ſprechen. Svmit tritt die Frage der Marchregu- lirung in ein neues Stadinm, in ein Stadium, welches dieſe Angelegenheit der Verwirklichung um ein Bedeutendes näher bringt. (Von der evangeliſchen Pfarrgemeinde Olmütz-Mähr.-Schönberg.) Am 16. Februar l. J. wird in der evangeliſchen Kirchengemeinde eine Gemeinde-Verſammlung zur Prüfung der Jahresrechnung abgehalten werden. — Die Jahresverſammlung des Olmützer Orts- vereines der Guſtav Adolf-Stiftung iſt für den 25. Mai l. J. anberaumt worden. (Todesfall.) Am 21. l. M. iſt in Müglitz die Apothekerswittwe Frau Sofie Barton im Alter von 36 Jahren nach längerem Leiden ver- ſchieden. (Der Ball der Einjährig-Freiwilligen), zu welchem bereits die Einladungen verſendet wurden, findet am 6. Februar l. J. im Saale des Officiers-Caſinos ſtatt. Dieſes Elite-Ballfeſt, das zweite große Ballfeſt der Carnevalsſaiſon, wird ſich vorausſichtlich glänzend geſtalten und iſt das Comité bereits eifrig beſtrebt alle Vor- bereitungen für dieſes Ballfeſt zu treffen. Eine beſondere Ueberraſchung bei dieſem Balle werden für die Damenwelt die geſchmackvollen und ele- ganten Damenſpenden bilden, welche in einem Wiener Atelier angefertigt werden. Wir wünſchen den Arrangeuren dieſes Balles den beſten Erfolg. (Das Eisfeſt — verſchoben.) „Es wär’ zu ſchön geweſen, es hat nicht ſollen ſein!“ So rufen heute die Mitglieder des Eislaufvereines aus, welche ſich bereits für das am nächſten Sonntag angeſagt geweſene große Eisfeſt gerüſtet hatten. Das Eisfeſt wurde bei dem Umſtande, daß eine Aenderung in dem gegenwärtig herr-

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 19, Olmütz, 24.01.1890, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches19_1890/4>, abgerufen am 24.11.2024.